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Die Sibyllinischen Orakel lat Oracula Sibyllina sind eine im 6 Jahrhundert zusammengestellte Sammlung von vermeintlich prophetischen Schriften in griechischen Hexametern die auf judische christliche und heidnische Quellen von 150 v Chr bis 300 n Chr zuruckgeht Sie sind nicht identisch mit den romischen Sibyllinischen Buchern Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt und Ursprung der Sammlung 1 1 Bucher I II und XI XIV 1 2 Buch III 1 3 Buch IV 1 4 Buch V 1 5 Bucher VI X 2 Wertung als historische Quelle 3 Spatantike und mittelalterliche Fassungen 4 Ausgaben 5 Literatur 6 AnmerkungenInhalt und Ursprung der Sammlung BearbeitenIn diesem Artikel oder Abschnitt fehlen noch folgende wichtige Informationen Informationen zum Inhalt fehlen weitgehend Hilf der Wikipedia indem du sie recherchierst und einfugst Bucher I II und XI XIV Bearbeiten Die Bucher I II sowie XI XIV haben eine judische Grundlage aber sind stark christlich uberarbeitet 1 Buch III Bearbeiten Buch III ist nach der Mehrheit der Forscher das alteste Stuck der Sammlung und rein judischen Ursprungs Die Hauptstucke sind ins zweite Jahrhundert vor Christus zu datieren 2 Buch IV Bearbeiten In der uns vorliegenden Gestalt ist das Buch in den achtziger Jahren des ersten Jahrhunderts aus der Feder eines judischen Verfassers entstanden 3 In den Versen 116 und 125f finden sich Hinweise auf die Zerstorung des Jerusalemer Tempels 70 n Chr die Verse 130 136 spielen auf den Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n Chr an Der Verfasser hat wahrscheinlich in den Versen 49 101 eine aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert stammende Passage heidnischen Ursprungs aufgenommen in der die Weltgeschichte in vier Weltreiche mit insgesamt zehn Generationen eingeteilt wird 4 Buch V Bearbeiten Buch V bietet recht unterschiedliche und nur wenig miteinander verbundene Orakelspruche In seinen Hauptstucken ist es um 100 n Chr entstanden 5 Es enthalt eine Liste der romischen Kaiser von Casar bis Hadrian die mit symbolischen Zahlen Gematrie oder Initialen bezeichnet werden 6 Weiter finden sich darin Weissagungen gegen Volker oder Stadte vor allem gegen Agypten und Rom 7 und es wird von einer messianischen Gestalt erzahlt Es endet mit einem Abschnitt uber den Krieg zwischen einzelnen Sternen der von astrologischen Vorstellungen gepragt ist Bucher VI X Bearbeiten Die Bucher VI VIII sind rein christlichen Ursprungs 8 die Bucher IX und X wiederholen nur Stoff aus den anderen Buchern und fehlen daher in den Textausgaben 9 Wertung als historische Quelle BearbeitenDie Bucher des Sibyllinischen Orakels konnen trotz ihrer Uberarbeitungen als Quelle kultureller Information zur Deutung des Religionsverstandnisses und zur Interpretation von politischen Ereignissen ihrer Entstehungszeit in den orientalischen Provinzen des Romischen Reiches herangezogen werden 10 Spatantike und mittelalterliche Fassungen BearbeitenChristliche Autoren seit der Spatantike betrachteten die Sibyllen als Prophetinnen Im Mittelalter erfuhren die Orakelschriften in zahlreichen Fassungen grosse Verbreitung Die bedeutenden Traditionslinien des Sibyllinischen Orakels waren Die Tiburtinische Sibylle lat Sibylla Tiburtina geht auf ein griechisches Vorbild zuruck und entstand im sudlichen Italien des 11 Jahrhunderts Mehr als 130 Handschriften in lateinischer Sprache sind allein von dieser Sammlung uberliefert 30 davon datieren von vor 1200 Daneben existierten zahlreiche Ubersetzungen ins Griechische Athiopische und Arabische Damit tragt diese Sibylle massgeblich zur im abendlandischen Mittelalter von weithin gehegten eschatologischen Erwartung des Friedenskaisers bei dessen Kommen in ihr vorausgesagt wird Die Eritreische Sibylle lat Sibylla Eritrea ebenfalls nach einem griechischen Vorbild und war bereits dem Kirchenvater Augustinus von Hippo bekannt der sie in De civitate Dei 18 23 erwahnt Seit dem 12 Jahrhundert ist diese Sammlung auch weit verbreitet Eine von Franziskanern uberarbeitete Langfassung um 1240 wird als Mittel der politischen Propaganda gegen Kaiser Friedrich II gebraucht Weniger als die Vorigen wurden die Cumanische Sibylle lat Sibylla Cumana und die Samische Sibylle oder Delphische Sibylle lat Sibylla Samia Delphica rezipiert Zur letztgenannten Orakelsammlung verfasste Joachim von Fiore einen Kommentar Ausgaben Bearbeiten nbsp Wikisource Die Bucher III V in der Ubersetzung von Friedrich Blass Quellen und Volltexte Charles Alexandre Chresmoi Sibylliakoi Ed altera ex priore ampliore contracta integra tamen et passim aucta multisque locis retractata Didot Paris 1869 Auf Archive org Jorg Dieter Gauger Sibyllinische Weissagungen Griechisch deutsch Auf der Grundlage der Ausgabe von A Kurfess hg und neu ubersetzt Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 1998 ISBN 3 7608 1701 7 Johannes Geffcken Die Oracula Sibyllina GCS 8 Leipzig 1902 Helmut Merkel Sibyllinen In Judische Schriften aus hellenistisch romischer Zeit Sibyllinen V 8 Gutersloh 1998 ISBN 3 579 03958 X Friedrich Blass Die Sibyllinen In Emil Kautzsch Hrsg Die Apokryphen und Pseudepigraphen des Alten Testaments Mohr Siebeck Tubingen 1900 Bd 2 S 177 217 Literatur BearbeitenJens Fischer Folia ventis turbata Sibyllinische Orakel und der Gott Apollon zwischen spater Republik und augusteischem Principat Studien zur Alten Geschichte Band 33 Gottingen 2022 Ferdinand Hahn Fruhjudische und urchristliche Apokalyptik Neukirchen Vluyn 1998 ISBN 3 7887 1667 3 S 90f Jane L Lightfoot The Sibylline Oracles With Introduction Translation and Commentary on the First and Second Books Oxford 2007 ISBN 978 0 19 921546 1 Liliana Rosso Ubigli Sibyllinen In Theologische Realenzyklopadie 31 Berlin 2000 S 240 245 Alois Rzach Sibyllen Sibyllinische Orakel In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II A 2 Stuttgart 1923 Sp 2073 2183 Olaf Wassmuth Sibyllinische Orakel 1 2 Studien und Kommentar Ancient Judaism and Early Christianity Band 76 Brill Leiden Boston 2011 ISBN 978 90 04 17593 8 Anmerkungen Bearbeiten Hahn Apokalyptik 91 Merkel Sibyllinen 1059 1064 Die Annahme Buch IV sei christlicher Herkunft ist heute endgultig aufgegeben Rosso Ubigli 241 Merkel Sibyllinen 1064f Merkel Sibyllinen 1066f Rosso Ubigli 243 nennt den Zeitraum von 80 bis 130 n Chr Buch V 12 51 Wie in der neutestamentlichen Offenbarung des Johannes finden wir auch hier die Bezeichnung Roms mit dem Symbolnamen Babylon Vgl V 159 und Offb 18 2 EU u o Hahn Apokalyptik 91 Merkel Sibyllinen 1046 Siehe zum Beispiel Udo Hartmann Orientalisches Selbstbewusstsein im 13 Sibyllinischen Orakel In Michael Blomer Margherita Facella Engelbert Winter Hrsg Lokale Identitat im Romischen Nahen Osten Oriens et Occidens Band 18 Franz Steiner Stuttgart 2009 ISBN 978 3 515 09377 4 S 75 98 Normdaten Werk GND 4181156 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sibyllinisches Orakel amp oldid 237275686