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Dieser Artikel behandelt die historischen Kirchentone Fur die Verwendung des Begriffs ausserhalb seines historischen Geltungsbereichs siehe Modale Tonleitern Die ModiDorischHypodorischPhrygischHypophrygischLydischHypolydischMixolydischHypomixolydischAolischHypoaolischIonischHypoionischLokrischSiehe auchKirchentonartModale TonleiternDie Kirchentonarten lateinisch modi toni tropi auch Kirchentone Tone lateinisch Toni oder moderner Modi Mehrzahl von lateinisch modus Mass Einheit Regel Vorschrift Art Weise Melodie Ton genannt bilden das tonale Ordnungsprinzip der abendlandischen Musik vom fruhen Mittelalter bis zum 16 Jahrhundert mit unmittelbaren Nachwirkungen bis ins 17 und 18 Jahrhundert 1 Grundlage des acht bis dreizehn Modi umfassenden Systems ist eine von den Griechen ubernommene Tonreihe Sie beginnt beim grossen A spater G mit dem griechischen Buchstaben G bezeichnet und endet bei a1 Diese Tonreihe ist jedoch nicht als Tonleiter im heutigen Sinne zu verstehen sondern als Tonsystem das sich am Vorbild des altgriechischen Systema Teleion orientiert Von diesem unterscheidet es sich im Wesentlichen dadurch dass die Anordnung der teils verbundenen teils getrennten Tetrachorde um einen Ton nach unten verschoben wurde so dass die Finaltone d e f g der alten Kirchentone ein Tetrachord bilden Auch die einzelnen Kirchentone Modi sind keine Tonleitern im heutigen Sinne sondern skalenartige Ausschnitte aus dem Tonsystem Oktavgattungen die das Tonmaterial von verwandten Melodien enthalten Die einzelnen Modi Richtmodelle sind ursprunglich durch bestimmte in den Melodien immer wiederkehrende Wendungen gekennzeichnet zum Beispiel durch die Wendung mit der die Melodien desselben Modus endgultig die Finalis erreichen Ausschlaggebend fur die Zuweisung einer Melodie zu einem Modus sind nicht wie im heutigen Dur und Moll die Anordnung der Ganz und Halbtonschritte sondern der Zielton Finalis der Hauptton Repercussa Tenor der Umfang Ambitus der Melodie und bestimmte melodische Wendungen 2 Die Modi werden zwar auch mit den aus der altgriechischen Musiklehre stammenden Bezeichnungen dorisch phrygisch usw belegt diese haben hier jedoch eine vollig andere Bedeutung und mit dem griechischen System nichts zu tun Tonvorrat der Kirchentone in heutiger Notierung Abkurzungen F Finalis Hauptton R Repercussa Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Modalitat 1 2 Symbolik 1 3 Zusammenfassung 2 Ubersicht 2 1 Unterscheidung authentisch und plagal 2 2 Systematik 2 2 1 Finalis und Confinalis 2 2 2 Rezitationston 2 2 3 Tonumfang 2 2 4 Grenzen der Systematik 2 3 Die acht alten Kirchentonarten oder Modi 2 4 Die vier neuen Kirchentonarten 2 5 Neuzeitliche Erweiterungen 2 5 1 Lokrisch 2 5 2 Heptatonia Prima und Secunda 3 Modi in der Mehrstimmigkeit 4 Beispiele 4 1 1 Ton Dorisch 4 2 2 Ton Hypodorisch 4 3 3 Ton Phrygisch 4 4 4 Ton Hypophrygisch 4 5 5 Ton Lydisch 4 6 6 Ton Hypolydisch 4 7 7 Ton Mixolydisch 4 8 8 Ton Hypomixolydisch 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 Einzelnachweise und AnmerkungenGeschichte BearbeitenModalitat Bearbeiten Das alteste erhaltene Zeugnis fur die Verwendung des Systems der acht Modi Kirchentonarten bei der tonartlichen Ordnung des Repertoires des gregorianischen Gesangs ist das wahrscheinlich kurz vor 800 verfasste Tonar von Centula Saint Riquier dem weitere folgten 3 Ab dem 9 Jahrhundert wurde das Tonmaterial des gregorianischen Gesangs daruber hinaus theoretisch untersucht und dargestellt so beispielsweise in dem Alkuin zugeschriebenen Traktat Musica Albini 4 5 Die mittelalterlichen Theoretiker der ars musica waren der Auffassung die Melodien seien den Menschen vom Heiligen Geist ubergeben und vermuteten in ihnen eine gottliche Ordnung Diese Ordnung als Merkmal der Schonheit wurde in den melodischen Modi gesehen Ihre Darstellung ermoglichte es dem kundigen Musicus dem Cantor und der Schola fur das Singen und Interpretieren des gregorianischen Gesangs bis in deren Einzeltone hinein Anweisungen zu geben Es ging darum die gewohnheitsmassige Musikpraxis rational zu fundieren 6 nbsp Darstellung des Deuterus III Modus mit franzosischen Neumen und Tonbuchstaben aus der Tonreihe a bis p nbsp Erste Strophe des Johannes Hymnus Ut queant laxis Diastematische Darstellung mit Tonbuchstaben uber dem Text und Solmisationssilben am Rand nbsp Die Hand als Hilfsmittel beim Erlernen der Modi Oben die Namen von Noenoeane FormelnBei den Untersuchungen die vermehrt zwischen dem 10 und dem 12 Jahrhundert durchgefuhrt wurden wurde die Boethius sche Monochordlehre auf die Modalitatslehre die Oktoechoslehre 7 angewandt und dieser entsprechend verandert 8 Der von Guido von Arezzo um 1025 geschriebene Micrologus erwahnt diese Modalitatslehre zum Beispiel in den beiden Kapiteln VII Uber die Verwandtschaft der Tone nach vier Tonarten und XII Uber die Teilung der vier Tonarten in acht Fur die vier Tonarten verwendete Guido die griechischstammigen aufzahlenden Bezeichnungen Protus Deuterus Tritus und Tetrardus und zur Unterscheidung der jeweils authentischen originalen und plagalen abgeleiteten Varianten dieser vier Tonarten die Nummerierung vom ersten bis zum achten Ton Es wurden zweierlei Systeme von Tonbuchstaben verwendet a b c d e f g h i i k l m n o pG A B C D E F G a c d e f g aaJede gregorianische Melodie kann einem von acht diatonischen Modi zugeordnet werden die sich am besten als Melodiefamilien charakterisieren lassen In jedem Modus gibt es ausgezeichnete Tonstufen die als herausragend gehort werden und die bei der Melodiebildung wichtige Rollen spielen Daruber hinaus gibt es Psalmtonformeln die nicht in dieses Schema passen wie zum Beispiel den Tonus peregrinus Die Melodie durchschreitet den Text Wort fur Wort Abschnitt fur Abschnitt dabei werden nach und nach verschiedene Tonstufen wirksam Sie beherrschen dann ein gewisses manchmal nur kurzes Stuck der Melodie um wieder von einer neuen Strukturstufe abgelost zu werden So entsteht eine Folge von Ubergangen zwischen starken und schwachen Stufen Spannungen und Entspannungen die schliesslich zur finalen Wendung fuhren Die Modi konnten auch von leseunkundigen Sangern die die Melodien mundlich beigebracht bekamen unterschieden werden denn die Modi waren fur sie erfahrbar durch auswendig gelernte Intonationsformeln oder Noenoeane Formeln melodiae formulae moduli neumae regulares oder ahnlich genannt die in den Klang des jeweiligen Modus einfuhrten 9 Als Hilfe konnte der Lehrende auch seine Hand einsetzen 10 Symbolik Bearbeiten Seit dem Mittelalter wurde auch immer wieder das Ethos der Modi diskutiert nach welchem die verschiedenen Modi wegen ihrer erkennbaren Eigenarten teilweise gehauft fur bestimmte Ausdrucksformen oder Zeiten im Kirchenjahr eingesetzt werden Die Kirchentonarten hatten und haben daher auch symbolische Bedeutung welche teilweise von den gleich benannten aber strukturell abweichenden Skalen der Antike ubernommen wurde So wurden etwa Marienverehrungen oft im lydischen Modus verfasst aber auch der dritte Satz des Streichquartetts op 132 von Ludwig van Beethoven tragt die Uberschrift Heiliger Dankgesang eines Genesenen an die Gottheit in der lydischen Tonart So galt Beethoven das Lydische auch als Ausdruck des Pastoralen dies druckt sich allerdings lediglich in einem pastoralen F Dur in der VI Sinfonie aus F als lydische Stufe mit einem gewissen Hang zu doppeldominantischen Kadenzen In den Ruinen der Abtei Cluny wurden zwei Kapitelle mit je vier Reliefs gefunden die die acht im Mittelalter verwendeten Kirchentone in Form von Personen und Hexametern darstellen 11 Zusammenfassung Bearbeiten Kirchentonarten wurden zunachst in der fruhchristlichen Liturgie verwendet und spater sowohl in der West als auch in der Ostkirche um das melodische Feld der Responsorien und Antiphonen zu definieren Die Modi im Gregorianischen Gesang waren fur die Entwicklung der abendlandischen Musik von fundamentaler Bedeutung Sie stellten zunachst die Gesamtheit der schon im fruhen Mittelalter verwendeten Skalen dar und waren vor allem auf die einstimmige Musik fixiert Sie bilden daher die Grundlage der Melodik Siehe dazu Guidonische Hand Kontext Guido von Arezzo hat im 11 Jahrhundert in seinen Schriften das System der Kirchentone beschrieben 12 Bei der Entwicklung der Mehrstimmigkeit traten nach und nach die ubrigen modalen Skalen gegenuber Dur und Moll zuruck Daruber hinaus bilden sie aber durch die Quintenreinheit der Confinalis die Grundlage fur die spatere Entwicklung der Klauseln und Kadenzen und damit auch der funktionsharmonischen Entwicklung der Stufentheorie im 18 Jahrhundert In der U Musik und auch in der Volksmusik tauchen die Modi ebenfalls auf so bildet der dorische Modus die neutrale Skalenbasis des Jazz Auch in der Rockmusik etwa bei Van Halen Uli Jon Roth Joe Satriani und Steve Vai finden sich modale Skalen Genauso bedient sich die Filmmusik gerne der Skalen oder Akkordprogressionen welche auf die Kirchenmodalitat gestutzt sind Dazu werden auch heute in vielen Kirchengemeinden Lieder gesungen deren Melodien in den Kirchentonarten stehen siehe unten Beispiele Ubersicht BearbeitenEine Kirchentonart Kirchentonleiter kann auf einem beliebigen Ton beginnen bzw dorthin transponiert werden sofern nur die intervallische Struktur des jeweiligen Modus beibehalten wird Der Einfachheit halber werden bei den folgenden Notenbeispielen die Stammtone der C Dur Tonleiter zugrunde gelegt c d e f g a h Unterscheidung authentisch und plagal Bearbeiten Im Mittelalter waren die Modi u a durch ihren Tonumfang Ambitus bestimmt so dass man Modi mit gleicher Finalis aber unterschiedlichem Ambitus in authentische und plagale differenzierte Bei den authentischen Modi ist in der Regel kein Ton tiefer als eine grosse Sekunde unter der Finalis Bei den plagalen Modi ist der Tonumfang hingegen nach unten verschoben so dass der tiefste Ton bis zu einer Quarte hier Tetrachord genannt unter der Finalis liegen kann die Finalis liegt hier also eher in der Mitte des festgelegten Tonmaterials Daher sind die plagalen Modi im Unterschied zu den authentischen an ihrem Prafix Hypo altgriechisch unter erkennbar Die Kirchentonleitern sind jedoch nicht identisch mit den gleichnamigen altgriechischen Tonleitern Anders als bei den Kirchentonen lagen die plagalen Tonleitern im griechischen System namlich nicht tiefer sondern hoher als die authentischen Dies ruhrt daher dass die altgriechische Tonvorstellung hoch dem entsprach was wir unter tief verstehen und umgekehrt entsprechend wurden die griechischen Tonleitern von oben nach unten notiert nbsp Die heutigen Kirchentonarten nbsp Die acht Oktavgattungen der alten griechischen Musik Berucksichtigt man die Ubereinstimmung von Hypomixolydisch mit Dorisch so reduziert sich die Zahl der Tonarten auf sieben Hypodorisch wird ublicherweise auch eine Oktave hoher notiert Die rechts nebenstehende Ubersicht uber die Kirchentonarten enthalt neben den ursprunglichen acht alten Kirchentonen auch die von Glareanus 1547 eingefuhrten neuen Kirchentone Aolisch und Ionisch nebst ihren Hypovarianten In der neuzeitlichen Musik hat sich das Verstandnis der Modi gewandelt Sie werden heute als modale Skalen angesehen und verwendet deren Tonumfang nach oben und unten prinzipiell unbegrenzt ist wodurch eine Unterscheidung zwischen authentischen und plagalen Modi hinfallig geworden ist Systematik Bearbeiten Finalis und Confinalis Bearbeiten Jeder Modus endet ublicherweise auf der sogenannten Finalis dem Schlusston oder wie wir heute sagen wurden dem Grundton der Skala Daneben gibt es einen weiteren besonderen Ton die Confinalis auch affinalis der als Nebenschlusston dienen kann Die Confinalis liegt bei den authentischen Modi eine Quinte oder Sexte uber der Finalis Bei den plagalen Modi liegt die Confinalis eine Terz unter der Confinalis des zugehorigen authentischen Modus es sei denn dieser Ton fallt auf ein H In diesem Fall wird er auf ein C hoch verschoben Analog wird die Stufe G auf A hoch verschoben Rezitationston Bearbeiten Ein besonderer Ton war der Hauptton Rezitationston lateinisch repercussa auch Reperkussionston Tenor oder Tuba genannt dem in mittelalterlichen Gesangen besonderes Gewicht zukam Der Rezitationston wurde entweder fur langere Strecken als Tonzentrum bevorzugt um das der Umfang Ambitus der Melodie kreiste oder auf ihm wurde nach Atemzasuren wieder eingesetzt In den Psalmtonen ist der Rezitationston der Ton auf dem ein Grossteil des Psalmtextes rezitiert wird Bei den plagalen Modi liegt der Hauptton eine Terz oder Quarte uber der Finalis bei den authentischen Modi mit Ausnahme des phrygischen Modus entspricht dieser der Confinalis Tonumfang Bearbeiten Der Tonumfang Ambitus der einzelnen Kirchentone war im Rahmen des Systems grundsatzlich auf eine Oktave beschrankt Allerdings wurde er schon bald aus praktischen Erwagungen um einige Stufen erweitert die ausnahmsweise verwendet werden durften Theoretisch wurde unterschieden zwischen dem regularen Ambitus und Tonstufen die nur per licentiam erlaubt waren So durften z B die authentischen Modi nach der Regel bis zur Oktave uber der Finalis ansteigen nach der Licentia jedoch auch bis zur None oder sogar Dezime Bei den plagalen Modi war ein Anstieg bis zur Quinte regula oder Sexte licentia moglich Bereits regular war bei den authentischen Modi ein Unterschreiten des Finaltons um eine Sekunde erlaubt ausser bei Lydisch 5 Ton wo die Finalis als absolute Untergrenze des Ambitus galt Bei den plagalen Modi war der erlaubte Abstieg durch die Unterquarte oder quinte begrenzt 1 Grenzen der Systematik Bearbeiten Fur manche Kirchentonarten veranderte sich die Position der Confinalis oder des Rezitationstones auch im Verlauf der Jahrhunderte Zusatzlich waren den verschiedenen Kirchentonarten in fruherer Zeit auch jeweils eigene rhythmische melodische und artikulatorische Aspekte zugeordnet Einige Varianten der Modi besonders in ostkirchlichen Formen enthalten Drittel und Vierteltone Andert sich die Tonart innerhalb eines Stuckes bezeichnet man den Modus oder Tonus 13 auch als Tonus peregrinus Fremder Ton Die acht alten Kirchentonarten oder Modi Bearbeiten Westkirchlicher Name Ostkirchlicher Name gregorianischer Name 14 Finalis Repercussa Tenor Tiefster Ton1 Modus Dorisch Erster Ton Protus authenticus d a d2 Modus Hypodorisch Zweiter Ton Protus plagalis d f A3 Modus Phrygisch Dritter Ton Deuterus authenticus e h c e4 Modus Hypophrygisch Vierter Ton Deuterus plagalis e g a H5 Modus Lydisch Funfter Ton Tritus authenticus f c f6 Modus Hypolydisch Sechster Ton Tritus plagalis f a c7 Modus Mixolydisch Siebter Ton Tetrardus authenticus g d g8 Modus Hypomixolydisch Achter Ton Tetrardus plagalis g c dDie vier neuen Kirchentonarten Bearbeiten Diese entsprechen den spateren Tongeschlechtern Moll aolisch und Dur ionisch Bemerkenswert ist dass diese in der heutigen Musik so verbreiteten Skalen im mitteleuropaischen Mittelalter zunachst nur als Varianten von anderen teilweise transponierten Kirchentonarten angesehen wurden Im dorischen Modus kann schon im Mittelalter der Ton b vorkommen Transponiert man diesen Modus diatonisch so dass sein Grundton a ist so erhalt man die Skala die spater als aolisch bezeichnet wird Ahnlich erhalt man die spater als ionisch bezeichnete Skala als Variante der lydischen Tonart mit tiefalteriertem b Diese Alterationen wurden aber nur in Zweifelsfallen notiert ansonst musste der Ausfuhrende die richtige Alteration selber finden Bei der Auffuhrung von mehrstimmigen Werken des Spatmittelalters die auf einer lydischen Skala basieren stosst man darauf dass die tiefe Alteration des b sogar eher die Regel als die Ausnahme gewesen sein muss Die ionische Dur und die aolische Moll Skala wurden also schon im Mittelalter benutzt aber erst in der Renaissancezeit wurden sie in der Musiktheorie als eigenstandige Skalen beschrieben Eine bedeutende Abhandlung uber diese Modi ist bei Glarean zu finden 1547 Westkirchlicher Name Ostkirchlicher Name Finalis Repercussa Tenor 15 Tiefster Ton 9 Modus Aolisch Neunter Ton a e a10 Modus Hypoaolisch Zehnter Ton a c e11 Modus Ionisch Elfter Ton c g c12 Modus Hypoionisch Zwolfter Ton c e GNeuzeitliche Erweiterungen Bearbeiten Lokrisch Bearbeiten Hauptartikel Lokrischer Modus Zur Vervollstandigung wurden Lokrisch und sein plagales Gegenstuck Hypolokrisch als letzte Modi eingefuhrt In der Musik des Mittelalters und der Renaissance wird dieser Modus weder theoretisch bezeichnet noch praktisch verwendet Lokrisch ist der einzige Modus der auf der funften Stufe eine dissonante verminderte Quinte enthalt In der Musikpraxis wird diese Skala selten als Basis verwendet Im Evangelischen Gesangbuch findet sich ein neuzeitliches Beispiel fur die Verwendung des Lokrischen die 1986 von Hans Georg Bertram verfasste Melodie des Liedes 533 Du kannst nicht tiefer fallen Beim Begleiten dieses Liedes merkt man dass der verminderte Dreiklang uber dem Grundton zum Ausweichen in eine andere Tonart zwingt Westkirchlicher Name Finalis Repercussa Tenor Tiefster TonLokrisch h keine hHypolokrisch h keine fHeptatonia Prima und Secunda Bearbeiten Sieht man die Kirchentonarten als ein System verschiedener heptatonischer also siebenstufiger Modi die auf derselben Skala basieren so lasst sich analog dazu ein ebenfalls siebenstufiges System auf Basis der akustischen Skala bilden das auch als Heptatonia Secunda bezeichnet wird Dementsprechend konnen die Kirchentonarten und deren Modi auch als Heptatonia Prima bezeichnet werden Modi in der Mehrstimmigkeit BearbeitenDa die Kirchenmodi von ihrem Tonumfang Ambitus her auf ungefahr eine Oktave beschrankt waren wurde fur den mehrstimmigen Gesang ein solches Dispositionsschema verwendet idealtypisches Beispiel fur den 1 Modus Dorisch 16 Stimme Ambitus und Finalis fettgedruckt ModusCantus Sopran d a d DorischAltus a d a HypodorischTenor d a d DorischBassus A d a HypodorischCantus und Tenor singen in Dorisch Altus und Bassus in Hypodorisch Sowohl Dorisch als auch Hypodorisch haben dieselbe Finalis Sie unterscheiden sich lediglich im Ambitus Cantus und Tenor werden als herrschende Stimmen bezeichnet Dementsprechend passen sich die Stimmen Altus und Bassus unter Berucksichtigung der Kontrapunktregeln als dienende Stimmen den beiden anderen an Der Ambitus der Stimme konnte im Rahmen bestimmter Lizenzen auch uber oder unterschritten werden Beispiele BearbeitenAuch in den heutigen Kirchengesangbuchern z B im katholischen Gotteslob GL von 2013 bzw 1975 GL1975 oder im Evangelischen Gesangbuch EG findet sich eine Reihe von Liedern die in den alten Modi stehen Das Sigel o fur okumenisch kennzeichnet dabei Fassungen die durch die Arbeitsgemeinschaft fur okumenisches Liedgut erarbeitet worden sind 1 Ton Dorisch Bearbeiten source source Rorate Gregorianische Melodie lateinisch gesungen Tauet ihr Himmel von oben GL1975 117 1 nach dem gregorianischen Rorate Introitus vom 4 Adventsonntag 9 Jahrhundert O Heiland reiss die Himmel auf GL 231 EG 7 1666 Nun komm der Heiden Heiland Hymnus 11 Jahrhundert nach Veni redemptor gentium Text von Ambrosius 4 Jahrhundert deutscher Text Martin Luther 1524 EG 4 bzw Komm du Heiland aller Welt GL 227 12 Jahrhundert 1524 source source Ostersequenz Victimae paschali laudes Gregorianische Melodie lateinisch gesungen Victimae paschali laudes Dem Osterlamm das geopfert wurde Ostersequenz GL 320 11 Jahrhundert Herr send herab uns deinen Sohn GL 222 1608 Gottes Lamm Herr Jesu Christ GL1975 161 1945 Wir danken dir Herr Jesu Christ EG 107 GL 297 1560 source source Pfingstsequenz Veni Sancte Spiritus Gregorianische Melodie lateinisch gesungen Veni Sancte Spiritus Komm heiliger Geist Pfingstsequenz GL 342 um 1000 Grosse Teile der 7 Sinfonie von Jean Sibelius Matthaus Passion von Heinrich Schutz source source track track track track track track track Sequenz der Totenmesse Dies iraeDies irae Sequenz des Requiems2 Ton Hypodorisch Bearbeiten Wer nur den lieben Gott lasst walten Mel leicht abgewandelt EG 369 GL1975 295 Tauet Himmel aus den Hoh n GL 104 1544 nbsp Horbeispiel i3 Ton Phrygisch Bearbeiten source source Te Deum gregorianische Melodie Te Deum Aus hartem Weh die Menschheit klagt GL1975 109 1537 Gott heilger Schopfer aller Stern GL 230 EG 3 um 1000 deutscher Text Thomas Muntzer 1523 Aus tiefer Not schrei ich zu dir EG 299 GL 277 1524 Erbarme dich erbarm dich mein GL 268 1582 O hore Herr erhore mich GL1975 167 1602 O Herr nimm unsre Schuld GL 273 1964 O Herr aus tiefer Klage GL 271 1935 O Haupt voll Blut und Wunden EG 85 GL 289 vor 1250 nbsp Horbeispiel i Es sungen drei Engel GL1975 186 1605 Da Jesus an dem Kreuze stund GL1975 187 1495 Pange lingua GL 494 12 Jahrhundert Johannes Passion von Heinrich Schutz4 Ton Hypophrygisch Bearbeiten source source Das Weizenkorn muss sterbenDas Weizenkorn muss sterben GL 210 1972 Ach Gott vom Himmel sieh darein EG 273 Die Nacht ist vorgedrungen GL 220 EG 16 1939 Christus der uns selig macht EG 77 O hilf Christe Gottes Sohn GL1975 181 o ca 1500 Gloria I Osterzeit GL 114 5 Ton Lydisch Bearbeiten Gloria VIII GL 109 Herr Jesu Christ dich zu uns wend EG 155 GL 147 Dass Jesus siegt bleibt ewig ausgemacht EG 375 Lukas Passion von Heinrich Schutz6 Ton Hypolydisch Bearbeiten source source Ecce lignum CrucisEcce lignum crucis Seht das Kreuz GL 308 2 9 Jahrhundert Nun bitten wir den Heiligen Geist GL 348 EG 124 Osterliches Halleluja GL 175 2 Kyrie XVII C Advent und Fastenzeit GL 117 7 Ton Mixolydisch Bearbeiten source source Introitus Puer natus est Gregorianischer GesangPuer natus est nobis Ein Kind wurde uns geboren Gregorianischer Choral Introitus vom Weihnachtstag 9 Jahrhundert Lobt Gott ihr Christen alle gleich GL 247 EG 27 Kontrafaktur von Puer natus est nobis 8 Ton Hypomixolydisch Bearbeiten source source track track Pfingsthymnus Veni creator spiritusPfingsthymnus Veni creator Spiritus GL 341 um 1000 Komm Schopfer Geist Pfingsthymnus GL 342 um 1000 Komm Gott Schopfer Heiliger Geist EG 126 Text und Melodie nach dem obigen Pfingsthymnus Martin Luther 1524 29 Gelobet seist du Jesu Christ GL 252 EG 23 nbsp Horbeispiel i So sehr hat Gott die Welt geliebt GL1975 177 Kyrie I Osterzeit GL 113 Lobe Zion deinen Hirten Fronleichnam Sequenz GL1975 545 12 Jahrhundert Siehe auch BearbeitenDiatonik Aulos Modus Gregorianischer Choral Psalmton Harmonielehre Dastgah Maqam und Raga Kontrapunkt Modaler JazzLiteratur BearbeitenCharles M Atkinson Ubs I Misch Modus In Handworterbuch der musikalischen Terminologie Band 4 hrsg von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmuller Schriftleitung Markus Bandur Steiner Stuttgart 1972 2006 Digitalisat Daniel Saulnier Les Modes Gregoriens la Froidfontaine Solesmes 1997 ISBN 2 85274 193 8 Englische Ubersetzung The Gregorian modes Translated by Edward Schaefer Abbaye Saint Pierre Solesmes 2002 ISBN 2 85274 220 9 Modus Musicus In Johann Gottfried Walther Musicalisches Lexicon Wolffgang Deer Leipzig 1732 S 409 415 Textarchiv Internet Archive Weblinks BearbeitenSkalen Horbeispiele hochweber ch Alte Tonarten Modi auf musikanalyse net Alte Tonarten richtig bestimmen auf YouTube 6 April 2018 abgerufen am 6 April 2018 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten a b Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil Mainz Schott 1967 S 455 f Karl Heinrich Worner Geschichte der Musik Gottingen 1965 S 80 Hartmut Moller Rudolph Stephan Hrsg Die Musik des Mittelalters Laaber 1991 S 152 f Lateinischer Text aus Martin Gerbert Hrsg Scriptores ecclesiastici de musica sacra potissimum 3 vols Typis San Blasianis St Blaise 1784 reprint Olms Hildesheim 1963 Band 1 S 26 27 Margaretha Landwehr von Pragenau Schriften zur ARS MUSICA Wilhelmshaven 1986 S 7 ff Margaretha Landwehr von Pragenau Schriften zur ARS MUSICA Wilhelmshaven 1986 S 97 103 Capitum XIX Neunzehntes Kapitel aus Aurelian von Reome Musica Diciplina Siehe auch Aurelians Unterscheidung von Musicus und Cantor im Capitulum VII S 94 97 Der Gegensatz Musicus Cantor wurde gerade im 8 und 9 Jahrhundert von Theoretikern aufbauend auf dem Schlusskapitel des ersten Buches von Boethius De institutione musica libri quinque haufig erortert Begriff des 12 Jahrhunderts Joseph Smits van Waesberghe Musikerziehung Lehre und Theorie der Musik im Mittelalter Leipzig 1969 S 90 Terence Bailey The Intonation Formulas of Western Chant Toronto 1974 Joseph Smits van Waesberghe Musikerziehung Lehre und Theorie der Musik im Mittelalter Leipzig 1969 S 122f siehe auch Abb rechts Uber das Ethos der Kirchentone Brief Guidos an den Monch Michael uber einen unbekannten Gesang Memento des Originals vom 22 Oktober 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lml badw de Vgl etwa Karl Werner Gumpel Zur Interpretation der Tonus Definition des Tonale Sancti Bernardi Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Jahrgang 1959 Nr 2 Luigi Agustoni Johannes Berchmans Goschl Einfuhrung in die Interpretation des Gregorianischen Chorals Band 1 Grundlagen Kapitel 1 3 2 Die acht Modi des Oktoechos Gustav Bosse Verlag Kassel 1995 Markus Gorski Kirchentonarten II In lehrklange de Abgerufen am 12 Januar 2018 Bernhard Meier Alte Tonarten dargestellt an der Instrumentalmusik der 16 und 17 Jahrhunderts Barenreiter Basel 1992 S 20 25TonartenKirchentonarten Ionisch Dur Dorisch Phrygisch Lydisch Mixolydisch Aolisch nat Moll LokrischPlagaltonarten Hypoionisch Hypodorisch Hypophrygisch Hypolydisch Hypomixolydisch Hypoaolisch Hypolokrisch Normdaten Sachbegriff GND 4195058 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kirchentonart amp oldid 235468498