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Dieser Artikel behandelt den Musiktheoretiker Zum medizinischen Schriftsteller Guido von Arezzo d J siehe Apotheker Geschichte Guido von Arezzo auch Guido d Arezzo der Altere Guido Aretinus und Guido Monaco um 992 in der Gegend von Paris unsicher 17 Mai 1050 in Avellana war ein Benediktinermonch Musiktheoretiker und Lehrer Guido d Arezzo Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Die wichtigsten Neuerungen Guidos von Arezzo 2 1 Notation auf vier Linien 2 2 Tonskala 2 3 Hexachordsystem 2 4 Solmisation 3 Zitat 4 Begrundung des diatonischen Notensystems 4 1 Die Skala 5 Ehrungen 6 Siehe auch 7 Werke Auswahl 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Statue von Guido von Arezzo in FlorenzGuido von Arezzo begab sich vor 1020 in die Abtei Santa Maria in Pomposa bei Ferrara wo er die Traktate des Odo Abt von St Maur studierte 1023 oder 1025 verliess er das Kloster und wurde unter Bischof Theobald von Arezzo 1023 1036 Kamaldulenser Prior und Lehrer der Kathedralschule von Arezzo 1025 und 1026 entstand Guido von Arezzos musiktheoretisches Hauptwerk Micrologus de disciplina artis musicae in dem er neben den Beschreibungen von Intervallen und Kirchentonarten unter anderem auch die Legende von Pythagoras in der Schmiede weitergibt Vermutlich 1028 uberreichte Guido von Arezzo Papst Johannes XIX 1024 33 auf dessen Einladung hin in Rom ein Exemplar seines noch in Pomposa verfassten Antiphonarium Im Vorwort des Werkes wird erstmals die von Guido von Arezzo erfundene auf vier Linien im Terzabstand basierende Musiknotation beschrieben In dem spater verfassten Werk Epistola Guidonis Michaeli monacho de ignoto cantu directa erlauterte er die heute als Solmisation bekannte Technik die Tone eines Hexachords mit den Anfangssilben der Zeilen des Johannes Hymnus 1 Ut queant laxis 8 Jahrhundert die Melodie des Hymnus stammt moglicherweise von Guido selbst 2 zu singen damals ut re mi fa sol la heute mit dem zu do umbenannten ut erweitert zur Tonleiter do re mi fa so la ti do Vor Guido von Arezzo wurden fur die musikalische Notation Zeichen Neumen benutzt die keinen Aufschluss uber die genaue Lange oder Hohe des Tons zuliessen Die eigentliche Melodie wurde mundlich tradiert Guidos Neuerung soll in der Abtei Pomposa jedoch auf Widerstand gestossen sein da die Monche um die Exklusivitat ihres musikalischen Wissens gefurchtet haben sollen Die Guidonische Hand eine Merkhilfe bei der jedem Fingerglied eine Tonstufe zugeordnet ist wird nach dem Zeugnis des Sigebert von Gembloux um 1105 und 1110 auf Guido von Arezzo zuruckgefuhrt 2 Die wichtigsten Neuerungen Guidos von Arezzo Bearbeiten nbsp Erste Strophe des Johannes Hymnus Ut queant laxis Diastematische Darstellung mit Tonbuchstaben uber dem Text und Solmisationssilben am Rand nbsp Statue von Guido von Arezzo in Arezzo Notation auf vier Linien Bearbeiten Hauptartikel Notation Musik Vor Guido von Arezzo existierten bereits die gelbe C Linie und die rote F Linie Der Sanger wusste mithilfe dieser Linien wo sich die Halbtonschritte der Tonarten befinden Die Neuerung Guidos war nun dass er zwischen die beiden farbigen Linien eine schwarze einschob Nun hatte man Notenlinien im Terzabstand wie man sie heute noch benutzt Sollte das nicht ausreichen empfahl Guido daruber oder darunter noch eine vierte Linie zu setzen In dieser vierlinigen Form hat der gregorianische Choral ein Jahrtausend uberdauert und kann heute noch gelesen werden Auch setzte er statt der farbigen Linien Notenschlussel ein C Schlussel und F Schlussel C Schlussel nbsp Die Note C befindet sich auf der Linie auf die der Pfeil zeigtF Schlussel nbsp Die Note F befindet sich auf der Linie auf die der Pfeil zeigtDieses System mit Notenlinien im Terzabstand und Notenschlusseln setzte sich durch und wird heute noch verwendet Tonskala Bearbeiten Die damals von Guido von Arezzo verwendete Tonskala bezeichnete relative Tonhohen und wurde mit dem Monochord entwickelt G A B C D E F G a c d e f g aa cc ddAuffallend ist dass b als b molle und h als b durum vorkommen Diese wurden damals nie in derselben Melodie verwendet waren aber notig um eine Mutation des der jeweiligen Melodie zugrunde liegenden Hexachords zu ermoglichen was in etwa vergleichbar ist mit dem Vorgang der Modulation innerhalb des modernen Tartinischen beziehungsweise Riemannschen Harmoniesystems Hexachordsystem Bearbeiten Hauptartikel Guidonische Hand Hexachord Auf der genannten Tonskala aufbauend entwickelte Guido von Arezzo sechsstufige Tonleitern die sog Hexachorde Das besondere dieser Hexachorde war dass sie nur einen Halbtonschritt aufwiesen zwischen dem dritten und dem vierten Ton Versucht man nun diese Hexachorde in die oben genannte Tonskala einzusetzen gelingt das dreimal Von C A Diesen Hexachord nannte man hexachordum naturale Von F D uber das b das h fallt weg Diesen Hexachord nannte man hexachordum molle Von G E uber das h das b fallt weg Diesen Hexachord nannte man hexachordum durum nbsp Hinweisschild an der Guido Statue in Arezzo Uber die ganze Tonskala ergeben sich nun sieben ineinandergreifende Hexachorde Solmisation Bearbeiten Hauptartikel Solmisation Auch auf Guido von Arezzo zuruckzufuhren ist die Solmisation Er gab jedem Ton eines Hexachordes eine Tonsilbe Aus dem Johannes Hymnus 8 Jahrhundert Ut queant laxis nahm er jeweils die Anfangssilbe eines Halbverses ut re mi fa sol la Zwischen mi und fa war der Halbtonschritt Guido von Arezzo wollte als Gesangslehrer die lange Lernzeit des Gregorianischen Gesangs verkurzen Ein Monch benotigte zu dieser Zeit uber zehn Jahre ehe er alle Chorale singen konnte da die Melodien auswendig gelernt werden mussten Mit Hilfe von Guido von Arezzos Vierliniensystem und seiner Hexachorde die nach Tonsilben gesungen wurden Solmisation verkurzte sich die Lernzeit der Chorale von zehn Jahren auf nach Guido selbst ein Jahr Zitat BearbeitenUnterschied zwischen Musiktheoretikern und Sangern Musicorum et cantorum magna est distantia Isti dicunt illi sciunt quae componit musica Nam qui facit quod non sapit definitur bestia Der Unterschied zwischen Musiktheoretikern und Sangern ist gross Diese geben lediglich wieder jene verstehen was die Musik zusammenstellt Denn wer etwas macht was er nicht weiss wird als Tier bezeichnet Begrundung des diatonischen Notensystems Bearbeiten nbsp Zeichnung Quint und Quart nbsp Micrologus Guidonis de disciplina artis musicaeBegrundet wurde das diatonische System bereits bei den Griechen jedoch ist erst mit Guido von Arezzo ein wesentlicher Punkt in der Entwicklung der westlichen Musik markiert da Guido von Arezzo auch die ersten Ansatze fur mehrstimmige Musik dokumentierte Die griechischen Ausdrucke die Guido fur Intervalle verwendete enthalten oft die Silbe dia durch aus Diapason Diapente Diatessaron Fur Mehrstimmigkeit wurde Diaphonie oder Organum verwendet Charakteristisch an der Diatonik ist dass diese nur aus zweimal zwei Ganz und Halbton Tetrachord plus einem Ganzton besteht hingegen die beiden andern Genres Modis die Chromatik und die Enharmonik der antiken Musiktheorie auch aus kleineren Intervallen aufgebaut sind Die westliche Diatonik hat ihre Wurzeln im Griechischen Modus der Diatonik Die Skala Bearbeiten Micrologus Guidonis de disciplina artis musicae d i Kurze Abhandlung Guidos uber die Regeln der musikalischen Kunst ubersetzt und erklart von Michael Hermesdorff Trier 1876 In dieser Arbeit beschreibt Guido von Arezzo den Aufbau von Tonarten die heute als Modi oder Kirchentonarten bezeichnet werden Diese Tonarten wurden fur den Gesang des Gregorianischen Chorals verwendet Anmerkungen Das b gab es damals doppelt entweder als b durum und als b molle In derselben Tonart gab es nie beide gleichzeitig 3 Uberschrift Kapitel III 4 Uber die Anordnung derselben auf dem Monochorde Nachdem man zunachst den Buchstaben G festgestellt hat teile man von ihm aus den ganzen unter der Saite liegenden Raum in neun Teile und setze an dem Grenzpunkt des ersten Neuntels den Buchstaben A mit welchem alle alten Theoretiker den Anfang machten Ganzton G A 9 8 Nachdem man in gleicher Weise von A aus bis zum Endpunkt wieder ein Neuntel abgetrennt hat setze man ebenso den Buchstaben B bei Ganzton A B 9 8 Hierauf kehre man zu G zuruck und teile den Raum bis zum Ende in vier Teile am Grenzpunkte des ersten Teiles findet man C Quarte G C 4 3 Durch dieselbe Vierteilung findet man wie man von G aus C gefunden hat so auch der Reihe nach von A aus D von B aus E und von C aus F Von D aus findet man G von E aus das hohe a und von F aus das runde Quarten A D 4 3 B E 5 4 3 C F 4 3 D G 4 3 E a 4 3 F 4 3 Die nun nachfolgenden Buchstaben werden leicht der Reihe nach gewonnen durch Halbierung des Raumes der vorausgehenden ahnlichen wie zum Beispiel von B aus bis zum Ende setze man in der Mitte des Raumes das andere In ahnlicher Weise bestimmt C das andere c D das andere d und E das andere e F das andere f G das andere g und a das andere aa das andere das andere c das andere cc und d das andere dd So konnte man ins Unendliche nach oben und nach unten fortschreiten wenn nicht das Gesetz der Kunst es verbieten wurde Oktaven B 2 1 C c 2 1 D d 2 1 E e 2 1 F f 2 1 G g 2 1 a aa 2 1 2 1 2 1 c cc 2 1 d dd 2 1 u s w Nach dieser Vorschrift erhalten wir die Teilung des Monochords nach Guido von Arezzo nbsp Zusammengefasst ergibt sich folgende Tabelle nach spaterer Tradition wurde im deutschen Sprachraum H statt B geschrieben Diese schwankende Bezeichnung hangt damit zusammen dass in der damaligen Tradition dieser Ton der ursprunglich als b intoniert wurde um einen halben Ton erhoht wurde 6 Schreibweise nach Guido G A B C D E F G a c d e heutige Schreibweise G A H c d e f g a h c d e Abstand Ganzton Ganzton Halbton Ganzton Ganzton Halbton Ganzton Ganzton Ganzton Halbton Ganzton GanztonEs handelt sich hier um die pythagoreische Tonfolge bei welcher der pythagoreische Ganzton das Frequenzverhaltnis 9 8 204 Cent hat und der Halbton Quarte 2 pyth Ganzton auch Leimma genannt das Frequenzverhaltnis von 256 243 90 Cent 7 8 Je sieben benachbarte Tone ergeben eine Kirchentonart zum Beispiel dorisch D E F G a c Guido von Arezzo legte den Grundstein fur unsere Notenlinien Zwei Noten auf benachbarten Notenlinien umfassen je nach Lage eine grosse oder eine kleine Terz Die Notenbezeichnungen A H C D E F G a und die Notenlinien implizieren dass jede Oktave von A bis a von H bis h usw genau funf Ganztone und zwei Halbtone umfasst Alle diese Tonleitern sind deshalb heptatonisch und diatonisch In den Schriften der damaligen Zeit findet man den Ausdruck diatonisch allerdings noch nicht direkt Ehrungen BearbeitenDer mittelalterliche lateinische Hymnus Laudes Organi zu deutsch Lob der Orgel verewigt Guido im letzten Vers Huius artis praeceptori secum deus det Guidoni vitam aeternalem Dem Lehrer dieser Kunst Guido moge Gott mit sich ewiges Leben geben Der Komponist Zoltan Kodaly hat diesen Lob Hymnus auf die Musik 1966 fur Orgel und Chor vertont 9 1882 Bronzemedaille 49 mm von Luigi Gori Vorderseite GUIDO lt gt MONACO Bartiges Brustbild in Kutte nach l signiert LUIGI GORI INC Ruckseite IL SETTEMBRE MDCCCLXXXII AREZZO Drei Schilde auf Lorbeer und Eichenzweig Literatur Niggl 774 Siehe auch BearbeitenTonic sol faWerke Auswahl BearbeitenMicrologus de disciplina artis musicae Prologus in Antiphonarium Regulae rhythmicae Epistola ad Michaelem siehe WeblinksLiteratur BearbeitenAngelo Rusconi Hrsg Guido d Arezzo monaco pomposiano Olschki Florenz 2000 ISBN 88 222 4954 2 Music in the Middle Ages With an introduction on the music of ancient times W W Norton amp Co New York 1940 ISBN 0 393 09750 1 Friedrich Wilhelm Bautz Guido von Arezzo In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 2 Bautz Hamm 1990 ISBN 3 88309 032 8 Sp 391 392 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Wolfgang Hirschmann Guido von Arezzo In Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Zweite Ausgabe Personenteil Band 8 Gribenski Hilverding Barenreiter Metzler Kassel u a 2002 ISBN 3 7618 1118 7 Sp 224 Online Ausgabe fur Vollzugriff Abonnement erforderlich Abriss der allgemeinen Musikgeschichte Begrundet von Bernhard Kothe weitergefuhrt von Rudolph Prochazka 12 Aufl besorgt von Max Chop Leipzig 1929 S 77 82 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Guido of Arezzo Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gegliedertes Referat uber Guido von Arezzo Markus Vanhoefer Guido von Arezzo Erfinder der Notenschreibung Bayern 2 Radiowissen Ausstrahlung am 29 September 2020 Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Hugh Henry Ut Queant Laxis Resonare Fibris In Catholic Encyclopedia Band 15 Robert Appleton Company New York 1912 a b Im New Grove 1989 ist daruber folgendes zu lesen Although the text of the hymn Ut queant laxis is found in an MS of c800 I Rvat Ottob 532 and by an old tradition is ascribed to Paulus Diaconicus the melody in question was unknown before Guido s time and never had any liturgical function It is probable that Guido invented the melody as a mnemonic device or reworked an existing melody now lost Die Wiedergabe der kompletten Skala variiert bei den verwendeten Textzeichen bezuglich der Tone b durum und b molle je nach Ubersetzer wird der Ton b mit unterschiedlichen Zeichen umschrieben dargestellt Zum besseren Verstandnis mit Hervorhebungen und Gliederung und Angabe des zugehorigen Intervalls und der zugehorigen Proportion in eckiger Klammer heutige Schreibweise fur dieses B ist H In der Kirchentonart Jonisch C D E F G A H B C wurde haufig der siebte Ton als Leitton zu C erhoht Papst Johannes XXII rugte im Jahr 1322 diese Unsitte weshalb haufig B notiert aber H intoniert wurde Siehe Ludwig Riemann Populare Darstellung der Akustik in Beziehung zur Musik 1896 S 121 Michael Hermesdorff Micrologus Guidonis de disciplina artis musicae d i Kurze Abhandlung Guido s uber die Regeln der musikalischen Kunst Grach Trier 1876 S 21 Textarchiv Internet Archive Zitat Aus diesen Langenmassen ergeben sich fur die in der Tonreihe eingeschlossenen Intervalle folgende Verhaltnisse Kleine Secunde B C E F 243 256 Grosse Secunde G A A B u s w 8 9 kleine Terz A C D F u s w 27 32 grosse Terz C E F a 64 81 reine Quart G C C F u s w 3 4 reine Quinte G D C G u s w 2 3 kleine Sexte E C 81 128 grosse Sexte G E C a u s w 16 27 kleine Septime G F 9 16 grosse Septime C 128 243 Oktav G G 1 2 grosse Quart F 512 729 kleine Quinte als Umkehrung des Tritonus 729 1024 Der Ton G eine Oktave unter G diente zur Bestimmung der Quarte von G nach C Damit umging man die Konstruktion des praktisch unmoglich auszufuhrenden Verhaltnisses c A 32 27 oder gar c H 256 243 Laudes Organi Chorkonzert am 24 Marz 2019Normdaten Person GND 118543431 lobid OGND AKS LCCN n50018328 VIAF 36956566 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Guido von ArezzoALTERNATIVNAMEN Guido d Arezzo der Altere Guido Aretinus Guido MonacoKURZBESCHREIBUNG italienischer Benediktinermonch Musiktheoretiker und LehrerGEBURTSDATUM um 992STERBEDATUM um 17 Mai 1050 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guido von Arezzo amp oldid 237057737