www.wikidata.de-de.nina.az
Nun komm der Heiden Heiland ist ein Adventslied Martin Luthers 1483 1546 das auf den altkirchlichen Hymnus Veni redemptor gentium des Ambrosius von Mailand 339 397 zuruckgeht Druck im Erfurter Enchiridion geistlicher Gesange Inhaltsverzeichnis 1 Der Hymnus des Ambrosius 2 Ubertragungen 3 Melodie 4 Inhalt 5 Bearbeitungen und Rezeption 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseDer Hymnus des Ambrosius BearbeitenDer Text des Ambrosius ist Teil seines umfangreichen liturgischen Hymnenschaffens und umfasst acht Strophen in der Form der ambrosianischen Hymnenstrophe Die trinitarische Doxologie wurde erst im Mittelalter hinzugefugt wahrend die ursprungliche Anfangsstrophe Intende qui regis Israel Psalm 80 ausfiel Ambrosius betont in immer neuen Wendungen und mit zahlreichen Psalmzitaten die gott menschliche Doppelnatur des Erlosers die sich in der Geburt aus der Jungfrau gleich am Anfang seines Erdenwegs manifestiert Ubertragungen BearbeitenBereits vor Luther finden sich Verdeutschungen des bekannten Ambrosiushymnus so von Heinrich Laufenberg Kum Har Erloser Volkes Schar 1418 oder bei Thomas Muntzer 1524 Auch eine spatere Verdeutschung Johann Francks Komm Heidenheiland Losegeld fand eine gewisse Verbreitung Luther folgte mit seiner vollstandigen Reimubertragung des Veni redemptor streng dem Original gelegentlich etwa in den Strophen 2 und 6 auf Kosten der Verstandlichkeit Damit brachte er in bewusstem Gegensatz zum Schwarmertum seinen Respekt vor dem autoritativen altkirchlichen Text zum Ausdruck Vom ambrosianischen Versmass wich er durch Verminderung um eine Silbe je Zeile ab Das Lied fand seine Erstveroffentlichung 1524 in Erfurt und in Wittenberg Die Strophen 1 4 5 7 und 8 finden sich heute sprachlich uberarbeitet im Evangelischen Gesangbuch EG 4 Das Gotteslob enthalt unter Nummer 227 GLalt 108 eine reimlose Neuubertragung des Ambrosiustextes Strophen 1 2 4 7 und 8 von Markus Jenny Komm du Heiland aller Welt 1971 Fruher stand in manchen Diozesangesangbuchern die Version Komm der Volker Heiland du von Petronia Steiner 1945 1 2 Melodie BearbeitenWohl hat Ambrosius mindestens vier Melodien zu diesem Hymnus hinterlassen Die heute gesungene Melodie geht jedoch auf eine Handschrift des Benediktinerklosters Einsiedeln aus dem Jahr 1120 zuruck die moglicherweise aus der musikalischen Blutezeit des Klosters St Gallen um 900 stammt und im ersten Kirchenton komponiert ist Die 1524 in Erfurt erschienene Gemeindefassung wurde vermutlich von Martin Luther selbst fur seinen Text geschaffen Wie dieser vermindert sie das Versmass um die Auftaktsilbe jeder Zeile Bei dieser deutschsprachigen Fassung handelt es sich um eine Kontrafaktur 3 Inhalt BearbeitenDas Lied formuliert eingangs die Bitte um das endgultige Erscheinen des Erlosers es blickt auf dessen erfolgte Menschwerdung aus dem koniglichen Saal sein Lauf kam vom Vater und die mit dem Kreuzestod Hollenfahrt Christi und der Auferstehung verbundene Heilsgeschichte Schliesslich mundet es in der Bekraftigung des Vertrauens auf das Licht in der Krippe Ein trinitarischer Lobpreis eine mittelalterliche Anfugung an den Ambrosiustext schliesst das Lied ab Ambrosius Luther HeuteVeni redemptor gentium Ostende partum virginis Miretur omne saeculum Talis decet partus Deo Non ex virili semine Sed mystico spiramine Verbum Dei factum est caro Fructusque ventris floruit Alvus tumescit virginis Claustrum pudoris permanet Vexilla virtutum micant Versatur in templo Deus Procedit e thalamo suo Pudoris aula regia Geminae gigans substantiae Alacris ut currat viam Egressus eius a Patre Regressus eius ad Patrem Excursus usque ad inferos Recursus ad sedem Dei Aequalis aeterno Patri Carnis tropaeo accingere Infirma nostri corporis Virtute firmans perpeti Praesepe iam fulget tuum Lumenque nox spirat novum Quod nulla nox interpolet Fideque iugi luceat Gloria tibi Domine Qui natus es de virgine Cum Patre et Sancto Spiritu In sempiterna saecula Nu kom der Heyden heyland der yungfrawen kynd erkannd Das sych wunnder alle welt Gott solch gepurt yhm bestelt Nicht von Mans blut noch von fleisch allein von dem heyligen geyst Ist Gottes wort worden eyn mensch vnd bluet eyn frucht weibs fleisch Der yungfraw leib schwanger ward doch bleib keuscheyt reyn beward Leucht erfur manch tugend schon 4 Gott da war yn seynem thron Er gieng aus der kamer seyn dem konglichen saal so reyn Gott von art vnd mensch eyn hellt seyn weg er zu lauffen eyllt Seyn laufft kam vom vatter her vnd keret wider zum vater Fur hyn vndtern zu der hell vnd wider zu Gottes stuel Der du bist dem vater gleich fur hynnaus den syeg ym fleisch das dein ewig gots gewalt ynn vnns das kranck fleysch enthallt Dein kryppen glentzt hell vnd klar die nacht gybt eyn new liecht dar tunckel muss nicht komen dreyn der glaub bleib ymer ym scheyn Lob sey Gott dem vatter thon Lob sey got seym eyngen son Lob sey got dem heyligen geyst ymer vnnd ynn ewigkeyt 1 Nun komm der Heiden Heiland der Jungfrauen Kind erkannt dass sich wunder alle Welt Gott solch Geburt ihm bestellt 2 Er ging aus der Kammer sein dem koniglichen Saal so rein Gott von Art und Mensch ein Held sein Weg er zu laufen eilt 3 Sein Lauf kam vom Vater her und kehrt wieder zum Vater fuhr hinunter zu der Holl und wieder zu Gottes Stuhl 4 Dein Krippen glanzt hell und klar die Nacht gibt ein neu Licht dar Dunkel muss nicht kommen drein der Glaub bleib immer im Schein 5 Lob sei Gott dem Vater g tan Lob sei Gott seim ein gen Sohn Lob sei Gott dem Heilgen Geist immer und in Ewigkeit Bearbeitungen und Rezeption BearbeitenVermutlich die erste mehrstimmige Bearbeitung des Lutherschen Chorals ist die funfstimmige Vokalfassung die von Johann Walter 1524 in seinem Geistlichen Gesangbuchlein publiziert wurde In ihr wird die melismatisch ausgedehnte Melodie von Tenor und Alt im Quintkanon gesungen Ein bekannter vierstimmiger Chorsatz des Liedes stammt von Lucas Osiander dem Alteren Der Lutherchoral war jahrhundertelang das lutherische Hauptlied der Adventszeit und ist vor allem in der Barockzeit unzahlige Male fur Orgel Chor und andere Besetzungen bearbeitet worden Johann Sebastian Bach schrieb uber den Choral 1724 die Choralkantate Nun komm der Heiden Heiland BWV 62 und benutzte bereits 1714 die erste Strophe fur Nun komm der Heiden Heiland BWV 61 Ferner gibt es verschiedene Choralbearbeitungen fur Orgel von ihm Bach Werke Verzeichnis 599 in a Moll Bach Werke Verzeichnis 659 in g Moll Bach Werke Verzeichnis 660 Trio super in g Moll Bach Werke Verzeichnis 661 in g Moll Bach Werke Verzeichnis 699 in g MollGeorg Philipp Telemann schuf funf Kantaten uber Nun komm der Heiden Heiland TVWV 1 1174 1 1175 1 1176 verschollen 1 1177 und 1 1178 Literatur BearbeitenJohannes Kulp Arno Buchner Siegfried Fornacon Die Lieder unserer Kirche Eine Handreichung zum Evangelischen Kirchengesangbuch Handbuch zum Evangelischen Kirchengesangbuch Sonderband Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1958 OCLC 1074124666 S 7 12 Andreas Marti 4 Nun komm der Heiden Heiland In Gerhard Hahn Jurgen Henkys Hrsg Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch Nr 12 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2005 ISBN 3 525 50335 0 S 3 11 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dorothea Wendebourg Vom Mythos zum Hymnus Der Adventschoral Nun komm der Heiden Heiland in FAZ Nr 299 23 Dezember 2021 S 6 Alexander Zerfass Mysterium mirabile Poesie Theologie und Liturgie in den Hymnen des Ambrosius von Mailand zu den Christusfesten des Kirchenjahres Tubingen 2008 ISBN 978 3 7720 8271 9 S 9 148 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Nun komm der Heiden Heiland Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Nu kom der Heyden heyland Quellen und Volltexte nbsp Wikibooks Liederbuch Nun komm der Heiden Heiland Noten zum Lied Hymnologische Analyse Joachim Grabinski Fritz Wagner Veni redemptor gentium Ein Weihnachtshymnus des Ambrosius von Mailand In Pegasus 3 2002 1 Dorothea Wendebourg Vom Mythos zum Hymnus in FAZ 25 Dezember 2021 Die Folge des Wochenliederpodcast zum LiedEinzelnachweise Bearbeiten Magnifikat Gebet und Gesangbuch Ausgabe fur das Bistum Regensburg Pustet Regensburg 196 S 556 Gebhard Kurz Intende qui regis Israel Der Weihnachtshymnus des Bischofs Ambrosius von Mailand hy 5 In Jahrbuch fur Liturgik und Hymnologie 42 2003 S 105 161 hier S 159 JSTOR 24237412 Markus Bautsch Uber Kontrafakturen gregorianischen Repertoires Veni redemptor gentium abgerufen am 3 Dezember 2014 In Kurt Alands orthografisch angepasster Ausgabe lautet die Zeile leucht hervor manch Tugend schon Luther Deutsch Band 6 Gottingen 3 Auflage 1983 S 248 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nun komm der Heiden Heiland amp oldid 236759042