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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Moll Begriffsklarung aufgefuhrt Moll von lateinisch mollis weich franzosisch mode mineur englisch minor italienisch modo minore spanisch modo menor bezeichnet in der Musik ein Tongeschlecht Dieses kann sich auf eine Tonart eine Tonleiter oder einen Akkord beziehen Moll bildet mit Dur ein Begriffspaar und teilt dessen Benennungs und Bedeutungsgeschichte Dur source source Moll source source Die Gesamtheit aller Dur und Molltonarten nennt man auch Dur Moll System Dieses loste im 17 und 18 Jahrhundert das System der Kirchentonarten ab Kennzeichnend fur das Moll Geschlecht ist das Intervall einer kleinen Terz zwischen Grundton und Terz des Tonmaterials Die kleine Terz uber dem Grundton wird deshalb auch Mollterz genannt Die Bemuhung die Namen von Dur und Moll auch im Schriftbild zu unterscheiden hat zahlreiche Schreibvarianten hervorgebracht Die heute bevorzugte Schreibweise ist C Dur und c Moll jedoch sind auch noch diverse alternative Schreibweisen im Gebrauch Siehe hierzu den Abschnitt Schreibweisen im Artikel Tonart Zur Etymologie siehe Dur Etymologie Inhaltsverzeichnis 1 Molltonleiter 1 1 Naturliches Moll 1 2 Harmonisches Moll 1 3 Melodisches Moll 1 4 Zigeunermoll 2 Bildliche Darstellungen 3 Beziehungen zu Dur 3 1 Durvariante 3 2 Durparallele 3 3 Gegenklang 4 Die unterschiedliche Wirkung von Dur und Moll 5 Das Mollproblem 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMolltonleiter BearbeitenNaturliches Moll Bearbeiten Die naturliche Molltonleiter oder reine Molltonleiter des reinen bzw aolischen Molls oder Naturmolls ist eine heptatonische Tonleiter mit Halbtonschritten zwischen der zweiten und dritten sowie der funften und sechsten Stufe und Ganztonschritten zwischen den ubrigen Seit dem 16 Jahrhundert ist die Mollskala die nach der Durskala am zweithaufigsten verwendete Tonleiter der abendlandischen Musik Die naturliche a Moll Tonleiter besteht ausschliesslich aus Stammtonen A H C D E F G A nbsp source source track Harmonisches Moll Bearbeiten nbsp a Moll d Moll E Dur a Moll Kadenz mit Dominant Dur Dreiklang Anhoren Die Tonleiter des harmonischen Molls die harmonische Molltonleiter ist eine Variante der naturlichen Molltonleiter bei der die siebte Stufe um einen Halbton erhoht ist Dies geschieht um die aus Dur bekannte Leittonwirkung auch in Moll zu erzielen Der Dominantdreiklang wird dann zu einem Durdreiklang Zum Beispiel wird die siebte Stufe g von a naturlich Moll zum Leitton gis erhoht Die harmonische Molltonleiter ist eine Zusammenstellung der Tone die in einer kadenzierenden Akkordfolge mit einem Molldreiklang als Subdominante und einem Durdreiklang als Dominante vorkommen Da hierbei der harmonische Aspekt im Vordergrund steht erklart sich der Name dieser Variante Zwischen sechster und siebter Stufe entsteht ein so genannter Hiatus Schritt drei Halbtone Der Hiatus welcher der Skala einen orientalischen Anklang gibt wurde in der abendlandischen Musik aufgrund seiner Unsanglichkeit als melodischer Schritt weitgehend vermieden und findet sich allenfalls gelegentlich in der Instrumentalmusik Im Jazzbereich gibt es eine Improvisationsskala die mit dem 5 Ton der harmonischen Molltonleiter beginnt Sie wird auch HM5 genannt und hat den Durseptakkord auf der 5 Stufe in Moll als Grundlage Die Tone der harmonischen a Moll Tonleiter sind A H C D E F Gis A nbsp source source Melodisches Moll Bearbeiten Die harmonische Molltonleiter enthalt den schwer singbaren Hiatus Schritt zwischen sechster und siebter Stufe Um ihn zu vermeiden wird bei der melodischen Molltonleiter die sechste Stufe ebenfalls erhoht Damit entspricht die Skala bis auf den dritten Ton Mollterz zum Grundton der Durskala Da der kunstlich erzeugte Leitton beim Abwartsgehen nicht notig ist wird dann abgesehen vom melodischen Moll im Jazz 1 das naturliche Moll verwendet Die Tonstufen der melodischen a Moll Tonleiter aufwarts sind A H C D E Fis Gis A nbsp source source Literaturbeispiel nbsp Melodisches wie auch harmonisches Moll dienen haufig der Hervorhebung kurzer Passagen meistens des Schlusses wo ansonsten meist naturliches Moll erklingt Das obige Beispiel zeigt dies Nach zwolf Takten naturlichem Moll ohne Versetzungszeichen kommt erst im vorletzten Takt melodisches Moll und der letzte Takt kann auch als harmonisches Moll interpretiert werden Fur die Einbeziehung der Leiter in die Akkord Skalen Theorie ist jedoch die unterschiedliche Form je nach Aufwarts oder Abwartsbewegung der Leiter unbrauchbar Man verwendet daher hier nur die Aufwartsform und bezeichnet sie als Melodisch Moll aufwarts kurz MMA Die MMA Leiter ist Grundlage fur viele im Jazz oft verwendete Tonleitern Zigeunermoll Bearbeiten Diese weitere Variante der Molltonleiter wird in der Zigeunermusik insbesondere die Musik der Sinti und Roma aber auch z B bei Franz Liszt Ungarische Rhapsodien verwendet Sie entspricht dem harmonischen Moll mit erhohter vierter Stufe Dadurch entsteht ein zweiter ubermassiger Sekundschritt Hiatus zwischen der dritten und vierten Stufe der ahnlich wie beim harmonischen Moll einen besonderen orientalischen Anklang erzeugt Die Tone der a Zigeunermoll Tonleiter sind A H C Dis E F Gis A nbsp source source Siehe auch Zigeunertonleiter und Harmonisch DurBildliche Darstellungen Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der reinen Molltonleiter nbsp Schematische Darstellung der harmonischen Molltonleiter nbsp Schematische Darstellung der melodischen Molltonleiter nbsp Bildliche Darstellung der Zigeunermoll TonleiterBeziehungen zu Dur BearbeitenDurvariante Bearbeiten Die Varianttonart einer Molltonart hat denselben Grundton beispielsweise a Moll und A Dur besitzt jedoch aufgrund der bei Dur unterschiedlichen Stufenfolge andere Vorzeichen bzw eine andere Vorzeichnung Die Durvariante liegt im Quintenzirkel stets drei Schritte weiter in Kreuz Richtung als die zugrundeliegende Molltonart unterscheidet sich von dieser also immer um drei Vorzeichen So wird z B e Moll mit einem Kreuz E Dur aber mit vier Kreuzen vorgezeichnet Durparallele Bearbeiten Zu jeder Molltonart gibt es eine Paralleltonart in Dur auch Durparallele genannt die die gleichen Tone enthalt und daher auch mit der gleichen Vorzeichnung notiert wird jedoch eine kleine Terz hoher beginnt beispielsweise a Moll C Dur Gegenklang Bearbeiten Der Gegenklang eines Mollakkords ist ebenfalls ein Durakkord siehe auch Mediante Die unterschiedliche Wirkung von Dur und Moll BearbeitenVon den meisten Menschen werden Dur und Moll in emotionaler Hinsicht unterschiedlich wahrgenommen Neueren wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge fehlt jedoch Kleinkindern die Fahigkeit einer solchen Unterscheidung und bildet sich erst ab einem Alter von ca sechs Jahren heraus 2 Oft wird Dur mit frohlich und Moll mit traurig in Verbindung gebracht Diese Assoziationen sind aber fragwurdig da sie zu der Annahme fuhren konnen alle Lieder oder Musikstucke in Dur seien frohlich alle in Moll seien traurig Dies ist jedoch falsch denn der emotionale Charakter einer Musik wird unabhangig vom Tongeschlecht auch durch andere Komponenten wie Melodiefuhrung Rhythmus und Tempo bestimmt So gibt es durchaus zahlreiche Moll Lieder mit frohlichem Kalinka und Dur Lieder mit eher traurigem Charakter Am Brunnen vor dem Tore nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Der Einfluss des Tongeschlechts auf den emotionalen Musikcharakter lasst sich folgendermassen beschreiben Farbt man z B ein ohnehin trauriges Dur Lied nach Moll um so wirkt es danach noch trauriger wahrend ein bereits frohliches Moll Lied in der Dur Version noch frohlicher klingt Das Tongeschlecht ist zwar nicht ausschlaggebend bewirkt jedoch eine Verschiebung der Ausdrucksqualitat in die eine oder andere Richtung Haufig begegnet man auch einer von emotionalen Aspekten unabhangigeren synasthetischen Charakterisierung von Dur und Moll durch Adjektive die dem Bereich der visuellen Wahrnehmung entlehnt sind So wird Dur gern als hell klar oder strahlend Moll als dunkel duster oder trube beschrieben Diese Charakterisierungen haben gegenuber den emotionalen Assoziationen mit frohlich und traurig den Vorzug einer grosseren Allgemeingultigkeit Ein akustischer Grund fur die unterschiedliche Wirkung von Dur und Moll liegt darin dass der Molldreiklang verglichen mit dem Durdreiklang einen geringeren Klangwert Konsonanzgrad hat Dieser geringere Wohlklang des Molldreiklangs ist z B dafur verantwortlich dass dieser im Unterschied zum Durdreiklang lange Zeit nicht als schlussfahige Konsonanz angesehen wurde Erst im Verlauf des Barockzeitalters verlor sich allmahlich die bis dahin gangige Praxis Musikstucke in Moll nicht mit einem Moll sondern einem Durdreiklang vgl Picardische Terz enden zu lassen Fur den erwahnten Klangwertunterschied zwischen Dur und Molldreiklang werden mehrere voneinander unabhangige Grunde herangezogen In der Obertonreihe z B des grossen C ist ein C Dur Dreiklang als vierter funfter und sechster Oberton enthalten c e g wobei der Grundton als erster Oberton mitgezahlt wurde Der c Moll Dreiklang kommt jedoch in der Obertonreihe des C nicht vor Die hierdurch bedingte unterschiedliche Klangqualitat von Dur und Molldreiklang lasst sich durch ein Experiment am Klavier verdeutlichen Schlagt man mit der linken Hand ein C an und gleichzeitig mit der rechten Hand einen Durakkord bestehend aus c e und g so ergibt sich ein vollkommen konsonanter Klang Ersetzt man jedoch hierbei den Dur durch einen Molldreiklang c es g so reibt sich die Mollterz es mit dem e das als 5 Oberton des Grundtons C mitschwingt so dass man den Eindruck eines eher dissonanten Klangs gewinnt Das Experiment funktioniert bei reiner Stimmung noch besser als bei gleichstufiger Zum Vergleich von Dur und Molldreiklang kann man auch das Phanomen der Kombinationstone heranziehen Hier genugt bereits eine Betrachtung der Differenztone 1 Ordnung deren Frequenzen sich aus der Frequenzdifferenz der beteiligten Einzeltone ergeben Beim C Dur Dreiklang c e g ergeben sich als Differenztone aller enthaltenen Intervalle Quint grosse und kleine Terz c C und C beim c Moll Dreiklang c es g entsprechend c As1 und Es Die Kombinationstonverhaltnisse sind also beim Mollakkord deutlich komplizierter und belastender als beim Durakkord Keine Rolle spielen die oben beschriebenen akustischen Unterschiede in einer Theorie des Psychologen Norman Cook der auf eine andere Weise die unterschiedliche Wirkung des Dur und Molldreiklangs zu begrunden versucht indem er eine Verbindung zum urtumlichen tierischen und menschlichen Lautgebaren konstruiert 3 Das Mollproblem BearbeitenWahrend der Durdreiklang Grundton grosse Terz und reine Quinte sich leicht aus der Obertonreihe ableiten lasst sind entsprechende Versuche fur den Molldreiklang nicht in gleichem Masse schlussig weshalb die Erklarung des Molldreiklangs sich zu einem echten Problem namlich dem so genannten Mollproblem ausweitete Der Molldreiklang oder akkord setzt sich aus dem Grundton dem dritten und dem funften Ton der Molltonleiter n zusammen Werden diese Intervalle unabhangig von der jeweiligen Stimmung als harmonisch rein aufgefasst also Prime 1 1 kleine Terz 6 5 und Quinte 3 2 so ergibt sich analog zum Durdreiklang 4 5 6 das Schwingungsverhaltnis 10 12 15 1 1 6 5 3 2 frac 1 1 frac 6 5 frac 3 2 nbsp auf einen Nenner gebracht 10 10 12 10 15 10 10 12 15 10 10 12 15 frac 10 10 frac 12 10 frac 15 10 frac 10 12 15 10 quad ldots quad 10 12 15 nbsp Damit hat der Mollakkord zwar ebenfalls eine Entsprechung in der Obertonreihe doch ist diese im Gegensatz zum Durakkord in mehrfacher Hinsicht problematisch nbsp Dur und Moll in der Obertonreihe Zum einen wird dieser Molldreiklang durch dazwischenliegende Teiltone 11 13 14 unterbrochen wodurch ihm ein komplexeres Schwingungsverhaltnis als dem Durdreiklang zukommt und zum anderen hat diese sog monistische d h aus der Obertonreihe abgeleitete Deutung des Mollakkordes keinen eindeutigen Grundton da der Erzeugerton der Obertonreihe hier C nicht mit der Prim des Dreiklangs hier e2 in e Moll ubereinstimmt Nach der Funktionstheorie Hugo Riemanns handelt es sich bei diesem e Moll Akkord um einen sog Leittonwechselklang eine Scheinkonsonanz die sich aus den zwei benachbarten Durakkorden C Dur 8 10 12 und G Dur 12 15 18 zusammensetzt und damit einem bitonalen Konstrukt gleichkommt 4 Dies erschien vielen namhaften Musiktheoretikern des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts etwa Moritz Hauptmann 5 Arthur von Oettingen 6 Hugo Riemann 7 und Sigfrid Karg Elert 8 dem Mollgeschlecht nicht angemessen da sich sowohl aus dem komplexeren Schwingungsverhaltnis als auch aus dem doppelten Grundton auf einen dissonanten Klang schliessen lasst Laut Paul Hindemith und vielen anderen entsteht der Mollakkord dagegen durch Tiefalteration Trubung der grossen Durterz die er durch das Unvermogen des Horers oder Instrumentalisten bei gleitenden Tonhohen Glissando zwischen Gross und Kleinterz zu unterscheiden legitimiert sah Was ist aber der Molldreiklang wirklich Ich halte ihn einer auch nicht mehr ganz neuen Theorie folgend fur eine Trubung des Durdreiklangs Da es nicht einmal moglich ist kleine und grosse Terz einwandfrei gegeneinander abzugrenzen glaube ich nicht an einen polaren Gegensatz der beiden Akkorde Sie sind die hohe und tiefe starke und schwache helle und dunkle eindringliche und matte Fassung ein und desselben Klanges Paul Hindemith Unterweisung im Tonsatz S 101 9 Bei dieser Trubungstheorie wird der Mollakkord allerdings zu einem kunstlich erzeugten Variantklang degradiert der mit seinem Schwingungsverhaltnis 4 44 5 6 keine Entsprechung in der Naturtonreihe aufweist Die kleine Terz 6 5 entsteht dabei durch einen chromatischen Halbtonschritt abwarts e es in C Dur c Moll dem so genannten kleinen Chroma 25 24 5 4 25 24 6 5 frac 5 4 frac 25 24 frac 6 5 nbsp aus diesem ergibt sich auch das Verhaltnis 4 5 25 24 6 4 4 4 5 6 4 5 tfrac 25 24 6 4 4 tfrac 4 5 6 nbsp Gegen eine solche Auffassung sprach sich bereits Johann Wolfgang von Goethe aus Die aus heutiger Sicht fast schon esoterisch anmutende Deutung des Mollakkordes als Unterklang mit dem Schwingungsverhaltnis 1 4 5 6 tfrac 1 4 5 6 nbsp fur Quinte Terz Prime also in umgekehrter Reihenfolge jener von Hindemith verworfene polare Gegensatz bringt ebenfalls erhebliche Probleme mit sich Nach dieser Lehre dem so genannten harmonischen Dualismus der zu Beginn des 20 Jahrhunderts nahezu ein allgemeingultiger Konsens der Musikwissenschaft war ist der Bezugston eines Molldreiklangs nicht dessen Prime sondern seine Quinte ohne allerdings die entsprechenden Konsequenzen fur den musikalischen Satz zu bedenken bzw zu fordern etwa die Verdopplung der Quinte statt der gangigen Prime Ferner wird dem objektiv verifizierbaren physikalischen Phanomen der Obertonreihe eine hypothetische mathematisch konstruierte reziproke Untertonreihe als gleichwertig gegenubergestellt 10 nbsp Moll und Dur in der Untertonreihe Aus diesem resultiert der Mollakkord als intervallgetreue spiegelsymmetrische Umkehrung des Durdreiklangs wobei sich die Durterz mathematisch betrachtet als arithmetisches Mittel von Prime a 1 1 und Quinte b 3 2 und umgekehrt die Mollterz als deren harmonisches Mittel erschliesst eine Betrachtungsweise die bereits Gioseffo Zarlino in Le Istituzioni harmoniche 1558 in ahnlicher Weise beschrieben hat 11 Das arithmetische Mittel 1 2 a b 1 2 1 1 3 2 1 2 2 3 2 5 4 displaystyle frac 1 2 cdot a b frac 1 2 cdot left frac 1 1 frac 3 2 right frac 1 2 cdot frac 2 3 2 frac 5 4 nbsp Das harmonische Mittel 2 1 a 1 b 2 1 1 2 3 2 5 3 6 5 displaystyle 2 left frac 1 a frac 1 b right 2 left frac 1 1 frac 2 3 right 2 frac 5 3 frac 6 5 nbsp Zwar stellt der harmonische Dualismus damit die angestrebte Gleichberechtigung von Dur und Moll her doch erschien vielen Kritikern diese Herleitung insbesondere die Bezeichnung v Oettingens Riemanns und Karg Elerts eines c Moll Dreiklangs als Unter g mit der Chiffre g im Gegensatz zu c fur C Dur nicht nur unnotig kompliziert Aber so gelehrt bin ich schon lange nicht mehr angehaucht gewesen dass ich mich fur den Dualismus und die Bezeichnung des Moll Akkordes entscheiden sollte Max Reger Brief vom 13 November 1900 an Johannes Schreyer 12 Dies war vielmehr auch praxisfern und mit den Ergebnissen der Musikpsychologie unvereinbar Trotz der unterschiedlichen Lehrmeinungen wie das Mollproblem zu losen sei bleibt die Intonation des Mollakkordes selbst bis hierhin unberuhrt und die Ergebnisse der einen Theorie lassen sich in die der anderen umrechnen wobei aus rein mathematischer Sicht dem einfachsten Zahlenverhaltnis der Vorzug gebuhrt Nun ja Dass aber noch heute bei sehr vielen Theoretikern der Mollakk als ein Durakk mit alterierter Terz gilt ist eher zum Weinen als zum Lachen Ein Handwerker weiss um sein Material besser Bescheid als diese Leute die sich schliesslich noch fur Musikgelehrte halten Der Durakkord ist in S Auffassung Schwingungsverhaltnis der Komplex von 1 3 5 resp in enger Grundstellung 4 5 6 Der Mollakkord ist in S Auffassung entweder 4 44 5 6 oder 10 12 15 Im letzten Falle hatte er keine Prime auf die sich die 12 d i 6 od 3 beziehen konnte Nun ist 4 44 5 6 gleich 20 5 24 5 30 5 d i gekurzt 10 12 15 d i ferner auf Generalzahler 60 gebracht 60 60 60 6 5 4 tfrac 60 60 60 6 5 4 nbsp gekurzt 6 5 4 displaystyle overleftarrow 6 5 4 nbsp Sigfrid Karg Elert Polaristische Klang und Tonalitatslehre S 18 Einige Musiktheoretiker etwa Otakar Hostinsky 13 und Josef Achtelik 14 versuchten dagegen die Schwachen der monistischen Moll Theorie durch zwar einfachere Zahlenproportionen des Mollakkordes auszugleichen jedoch kann dies nur auf Kosten der harmonisch reinen Intonation geschehen Zur Diskussion stand etwa der Komplex aus 6 7 und 9 Oberton der scheinbar einem g Moll Dreiklang g b d entspricht Hierbei wird allerdings aus der reinen Kleinterz 6 5 die so genannte septimale Kleinterz 7 6 die mit ihren 266 87 Cent um einen Viertelton ca 48 77 Cent zu klein erscheint Ein solcher Dreiklang 6 7 9 kann bestenfalls als Teil des Septnonenakkordes 4 5 6 7 9 also eines dissonanten dominantischen Dur Akkords aufgefasst werden zudem ergabe sich als dessen Durparallele b d f das unbrauchbare Schwingungsverhaltnis 7 9 10 14 18 21 Horbeispiel Noch problematischer ist der 11 Oberton das sog Alphorn fa Dieses liegt nun mit 551 318 Cent fur das Intervall 11 8 fast exakt zwischen den Tonstufen f temperiert 500 Cent und fis 600 Cent und liefert damit neutrale Terzen 11 9 weder Dur noch Moll Ein solcher neutraler Klang ergibt sich aus dem Schwingungsverhaltnis 9 11 13 18 22 27 d f fis a beim 9 11 und 15 Oberton d f fis h einer Umkehrung des h Moll Akkordes fuhrt er dagegen zu einer verstimmten Wolfsquinte 22 15 ca 663 Cent Horbeispiel Das Mollproblem bleibt damit zwar eines der ungelosten Schismen der Musiktheorie doch hat es in der musikalischen Praxis kaum eine Bedeutung Allerdings mag das Nebeneinander der drei verschiedenen Molltonleitern und die kunstlich erhohte Picardische Terz am Ende eines Musikstucks in der weniger stark ausgepragten Grundton Empfindung der Mollharmonik seinen Ursprung haben Insbesondere die Komponisten der Romantik und Spatromantik also eben die Komponisten jener Zeit in der das Moll zu einem Problem stilisiert wurde sahen in der latenten Ambivalenz des Mollgeschlechts keinen Nach sondern im Gegenteil einen Vorteil Die heute ubliche Harmonielehre etwa die Hermann Grabners 15 oder Wilhelm Malers 16 kommt ihnen insofern entgegen als dass sie sich des spekulativen Uberbaus der Riemannschen Funktionstheorie sukzessive entledigte und sich mehr und mehr an den Verhaltnissen der temperierten Stimmung orientiert Siehe auch BearbeitenAnderssprachige Tonbezeichnungen Tonart Tonleiter QuintenzirkelLiteratur BearbeitenWieland Ziegenrucker Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1977 Taschenbuchausgabe Wilhelm Goldmann Verlag und Musikverlag B Schott s Sohne Mainz 1979 ISBN 3 442 33003 3 S 88 93 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Moll Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Dirk Bell Jazz geht s los Teil III In Gitarre amp Laute 6 1984 Heft 5 S 54 56 hier S 54 Fur kleine Kinder klingt Musik in Moll nicht unbedingt traurig Auf wissenschaft de vom 7 April 2001 Manfred Dworschak Taler des Wohlklangs In Der Spiegel Nr 32 2008 S 118 120 online Rudolf Klein Zur Definition der Bitonalitat In Osterreichische Musikzeitschrift Band 6 1951 S 313 Klein ein uberzeugter Monist spricht tatsachlich von der Bitonalitat des einfachen Mollakkords Moritz Hauptmann Die Natur der Harmonik und Metrik Leipzig 1853 Arthur von Oettingen Harmoniesystem in dualer Entwicklung Studien zur Theorie der Musik Dorpat Leipzig 1866 uberarbeitete zweite Auflage als Das duale Harmoniesystem Leipzig 1913 Hugo Riemann Das Problem des harmonischen Dualismus Leipzig 1905 Sigfrid Karg Elert Polaristische Klang und Tonalitatslehre Leipzig 1930 Paul Hindemith Unterweisung im Tonsatz I Theoretischer Teil Mainz 1937 Hugo Riemann Die objective Existenz der Untertone in der Schallwelle Kassel 1875 vgl Carl Dahlhaus War Zarlino Dualist In Die Musikforschung Band 10 1957 S 286ff Else Hase Koehler Hrsg Max Reger Briefe eines deutschen Meisters ein Lebensbild 2 Auflage Leipzig 1938 S 81 Otakar Hostinsky Die Lehre von den musikalischen Klangen Prag 1879 Josef Achtelik Der Naturklang als Wurzel aller Harmonien Eine aesthetische Musiktheorie in zwei Teilen Leipzig 1922 und 1928 Hermann Grabner Handbuch der funktionellen Harmonielehre Regensburg 1944 Wilhelm Maler Beitrag zur durmolltonalen Harmonielehre Munchen 1957 Normdaten Sachbegriff GND 4413236 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moll amp oldid 238503708