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Dieser Artikel behandelt den musikalisch akustischen Begriff Fur den physikalischen Hintergrund siehe Harmonische Obertone auch Partial Teil Aliquot Neben oder Beitone 1 sind die neben dem Grundton mitklingenden Bestandteile eines musikalisch instrumental oder vokal erzeugten Tones Ein solcher ist jedoch im akustischen Sinne kein einzelner Ton Sinuston n 1 sondern ein Klang oder Tongemisch also ein Schallereignis das sich vorrangig aus mehreren sinusformigen Teiltonen von unterschiedlicher Amplitude zusammensetzt Der tiefste Teilton wird Grundton genannt und bestimmt in der Regel die wahrgenommene Tonhohe Die hoheren Teiltone die Obertone erzeugen die Klangfarbe n 2 Bei fast allen naturlichen Musikinstrumenten mit Ausnahme der Schlaginstrumente sind die Frequenzen der Obertone normalerweise ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz Das bedeutet dass einem Grundton mit der angenommenen Frequenz von 100 Hz Obertone mit Frequenzen von 200 Hz 300 Hz 400 Hz 500 Hz 600 Hz beigefugt sind Derartige Teiltone bezeichnet man auch als Harmonische Als Unharmonische bezeichnet man solche Teiltone die aus dieser mathematischen Folge herausfallen z B bei Rohren Staben Platten oder Glocken Sie entstehen durch Schwingungen deren Frequenzen keine ganzzahligen Verhaltnisse zur wahrgenommenen Grundfrequenz haben Dadurch wird das Erkennen einer bestimmten Tonhohe erschwert oder der Ton als unsauber oder misstonend empfunden Obertone sind als Teiltone Bestandteile eines Gesamtklanges der durch Eigenschwingungen eines schwingungsfahigen Mediums entsteht Bei den begrifflich verwandten Naturtonen von Blasinstrumenten werden durch sogenanntes Uberblasen einzelne Oberschwingungen so stark angeregt dass sie direkt als klingende Tone wahrgenommen werden die ihrerseits weitere Obertone erzeugen Gleiches gilt fur die Flageoletttone bei Saiteninstrumenten Je nach Schallquelle ist das Klangspektrum ganz spezifisch zusammengesetzt Daher ist fur die charakteristische Klangfarbe von Musikinstrumenten sowie von Menschen und Tierstimmen neben Rauschanteilen und Faktoren im zeitlichen Verlauf des Signals vor allem der Obertongehalt verantwortlich Stimm und instrumententypische Frequenzbereiche in denen die Obertone durch Resonanz besonders verstarkt werden und daher vorrangig fur die Klangfarbe ausschlaggebend sind heissen Formanten Inhaltsverzeichnis 1 Harmonische 1 1 Horbeispiel Aufbau eines harmonischen Klangs aus Sinustonen 1 2 Erlauterungsbeispiel Kammerton a1 und die ersten funf Harmonischen 2 Das einfache harmonische Modell Obertonreihe 2 1 Die Obertonreihe 2 1 1 Als Notenbeispiel 2 1 2 Als Tabelle 2 2 Grenzen des einfachen Modells 2 2 1 Inharmonizitat 2 2 2 Gerauschanteile 2 2 3 Unscharfe 3 Obertone und Klangfarbe 3 1 Obertone der menschlichen Stimme 3 2 Obertone unterschiedlicher Instrumente 3 3 Wirkung der Obertone Brillanz und Dumpfheit 4 Horbarkeit von Obertonen 5 Anwendungen 5 1 Die Orgel und ihre Register 5 2 Residualtone 6 Musiktheorie und didaktik 7 Untertonreihen 8 Anmerkungen 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseHarmonische Bearbeiten Hauptartikel Harmonische Als Harmonische bezeichnet man die Teiltone eines harmonischen Klangs also dessen Grundton und die Obertone deren Schwingungszahlen ganzzahlige Vielfache der Frequenz des Grundtons sind In der folgenden Abbildung stellt die grosse Sinuswelle links den Grundton dar im Bild rechts daneben uberlagern harmonische Obertone in Form schmalerer Sinuswellen die grosse Welle nbsp source source nbsp source source Der 4 Oberton cis4 allein source source source source Der Grundton A1 55 Hz und ab der 4 Sekunde die darauf aufbauende Obertonreihe bis einschliesslich a3 1 760 Hz Horbeispiel Aufbau eines harmonischen Klangs aus Sinustonen Bearbeiten Im nebenstehenden Horbeispiel wird ein harmonischer Klang sukzessive aus seinen elektronisch erzeugten sinusformigen Teiltonen aufgebaut Die subjektiv wahrgenommene Lautstarkezunahme des 4 Obertons bei objektiv gleichen Dezibel ist auf die Horschwelle zuruckzufuhren Harmonische Schwingungen stehen immer in Beziehung zur Grundfrequenz Wie genau diese Beziehung beschrieben wird hangt vom gewahlten mathematischen Modell ab Die Wahl der Grundfrequenz ist objektiv schwierig und wird in Bezug auf Musik in erster Linie vom empfundenen oder notierten Grundton bestimmt Bei der Analyse oder Synthese von Schallereignissen kann aus akustischer oder messtechnischer Sicht die Grundfrequenz auch anders gewahlt werden Grundton und Obertone mussen daher immer im Kontext verstanden werden In vielen Fallen reicht jedoch ein einfaches Beschreibungsmodell das die Frequenzen der Oberschwingungen als ganzzahlige Vielfache einer als Ton wahrgenommenen Grundfrequenz annimmt Erlauterungsbeispiel Kammerton a1 und die ersten funf Harmonischen Bearbeiten Diese Tabelle zeigt den Kammerton a1 als Grundton und seine ersten vier Obertone mit ihrer jeweiligen Ordnung n und ihren Frequenzen Die n Harmonische hat allgemein die Frequenz n f Harmonische Reihe Frequenz 1 f 440 Hz 2 f 880 Hz 3 f 1320 Hz 4 f 1760 Hz 5 f 2200 HzNotenbezeichnung a1 a2 e3 a3 cis4Ordnung n 1 n 2 n 3 n 4 n 5Grundfrequenz 1 Oberton 2 Oberton 3 Oberton 4 Oberton1 Teilton 2 Teilton 3 Teilton 4 Teilton 5 Teilton1 Harmonische 2 Harmonische 3 Harmonische 4 Harmonische 5 Harmonische n 2 Man sieht hier Das Intervall a2 e3 ist eine Quinte mit dem Frequenzverhaltnis 3 f 2 f 3 2 und das Intervall a3 cis4 ist eine grosse Terz mit dem Frequenzverhaltnis 5 f 4 f 5 4 Das einfache harmonische Modell Obertonreihe Bearbeiten nbsp Harmonische Teilschwingungen einer idealisierten SaiteBereits seit der Antike gewinnt man Erkenntnisse zu Obertonen am Beispiel schwingender Saiten Dabei wird angenommen dass eine auf die Halfte verkurzte Saite einen Ton mit der doppelten Schwingungszahl liefert eine auf ein Drittel reduzierte Saite die dreifache Schwingungszahl ergibt usw Fur die musikalische Praxis etwa das Uberblasen von Blasinstrumenten das Spielen von Flageoletttonen auf Saiteninstrumenten den Obertongesang oder die Orgelregistrierung ist dieses einfache Modell in der Regel ausreichend Bei der Anwendung auf andere Klangquellen wie z B stark gespannte Klaviersaiten stosst dieses Modell jedoch an seine Grenzen Die nebenstehende Abbildung stellt in willkurlicher Beschrankung auf die ersten sieben die Eigenschwingungen einer Saite dar Unter bestimmten Bedingungen kann die Saite jede dieser Eigenschwingungen separat Flageoletttone ausfuhren in der Regel werden jedoch alle oder zumindest mehrere dieser Eigenschwingungen gleichzeitig angeregt sodass die resultierende Schwingung aus einer komplexen Uberlagerung dieser Teilschwingungen besteht Das menschliche Gehor nimmt periodische Schwingungen als Tone im Sinne von musikalischen Tonen wahr wobei die Schwingungsperiode die wahrgenommene Tonhohe bestimmt Analysiert man das Amplitudenspektrum eines Audiosignals einer annahernd periodischen Schwingung z B mit Hilfe der Kurzzeit Fourier Transformation so besteht dieses aus einem Grundton der der Schwingungsperiode entspricht und den harmonischen Obertonen mit Frequenzen die ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz sind Listet man die Teiltone im Sinne zunehmender Frequenz auf so erhalt man die Teil bzw Obertonreihe Die Obertonreihe Bearbeiten Im Folgenden sind beispielhaft die ersten sechzehn auf den Grundton C bezogenen Teiltone dargestellt Diese Beschrankung ist aus Grunden der Uberschaubarkeit willkurlich gewahlt Theoretisch setzt sich die Teiltonreihe nach oben mit immer kleiner werdenden Abstanden bis ins Unendliche fort Als Notenbeispiel Bearbeiten Bei notenmassiger Darstellung der Teiltone ist zu berucksichtigen dass wegen der nach oben kontinuierlich abnehmenden Tonabstande eine exakte Wiedergabe in Notenschrift zumindest im hoheren Bereich der Teiltonreihe nur annahernd und schliesslich gar nicht mehr moglich ist Auch stimmen nicht alle Obertone mit den Tonstufen der gangigen Stimmungssysteme uberein Im folgenden Notenbeispiel werden die Obertone mit den Tonen der gleichstufigen Stimmung verglichen Die Abweichungen nach oben oder unten sind jeweils in Cent angegeben nbsp Wahrend bei der gleichstufigen Stimmung ausser dem Grundton und dessen Oktaven kein Ton exakt mit der Teiltonreihe ubereinstimmt gibt es keine Abweichungen bei reiner Stimmung bei allen Teiltonen ausser Nr 7 Naturseptime Nr 11 Alphorn Fa Nr 13 Nr 14 Oktave der Naturseptime und Nr 15 Als Tabelle Bearbeiten Die in der Tabelle verwendeten Farben orientieren sich an der Musik Farben Synasthesie Einfaches Modell Vergleich mit Grundton Grundton Oberton Nr Grundton 1 2 3 4 5 6 7 8 0 9 10 11 12 13 14 15Teilton Nr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16Vielfaches der Grundfrequenz einfache doppelte dreifache vierfache funffache sechsf siebenf achtf neunf zehnfache elffache zwolffache dreizehnf vierzehnf funfzehnf sechzehnf Beispiel f in Hz 66 T 1 132 198 264 330 396 462 528 594 660 726 792 858 924 990 1056Note nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Tonname C c g c1 e1 g1 b1 T 2 c2 d2 e2 f2 T 3 g2 as2 T 4 b2 T 5 h2 c3Verhaltnis zum Ton darunter 1 1 2 1 3 2 4 3 5 4 6 5 7 6 8 7 9 8 10 9 11 10 12 11 13 12 14 13 15 14 16 15Intervall zum Ton darunter Prime Oktave T 6 reine Quinte reine Quarte grosse Terz kleine Terz grosser Ganzton kleiner Ganzton diatonischer HalbtonTabellenfussnoten Eine kleine Terz Frequenzverhaltnis 6 5 uber dem Kammerton a mit 440 Hz liegt der Ton c2 mit 528 Hz Das drei Oktaven tiefer liegende C hat demnach die Frequenz von 66 Hz 7 Oberton 462 Hz Naturseptime Abweichung von b1 475 2 Hz der reinen Stimmung 49 Cent Hinweis Vor allem fur die Darstellung der feinen Grossenunterschiede der Intervalle verwendet man die Einheit Cent wobei ein gleichstufiger Halbton 100 Cent und eine Oktave 1200 Cent entsprechen Die Berechnung erfolgt uber den Logarithmus des Frequenzverhaltnisses zur Basis 2 Hier 1200 log2 475 2 462 49 Cent 11 Oberton 726 Hz Alphorn Fa Abweichung von f2 704 Hz bzw fis2 742 5 Hz der reinen Stimmung 53 Cent bzw 39 Cent 13 Oberton 858 Hz Abweichung von as2 844 8 Hz der reinen Stimmung 27 Cent 14 Oberton 924 Hz Naturseptime Abweichung von b2 950 4 Hz der reinen Stimmung 49 Cent Das musikalische Intervall einer Oktave entspricht einer Verdopplung der Frequenz Aus der letzten Zeile der Tabelle wird ersichtlich dass sich alle Intervalle der diatonischen Tonleiter siehe reine Stimmung aus der Obertonreihe herleiten lassen Insbesondere Halbton Frequenzverhaltnis 16 15 grosser und kleiner Ganzton 9 8 und 10 9 kleine Terz 6 5 grosse Terz 5 4 Quart 4 3 Quint 3 2 und Oktave 2 1 Grenzen des einfachen Modells Bearbeiten Bei vielen Musikinstrumenten oder bei Vokalen der menschlichen Stimme besteht ein wesentlicher Teil des Klangs aus periodischen Schwingungen die sich mit der vereinfachten Modellvorstellung von Grundton und harmonischen Obertonen in guter Naherung beschreiben lassen so beispielsweise bei schwingenden Saiten von Saiteninstrumenten Chordophonen oder schwingenden Luftsaulen von Blasinstrumenten Aerophonen Jedoch treten dabei in der Realitat mehr oder weniger starke Abweichungen von der theoretischen Ganzzahligkeit der Obertone auf Inharmonizitat Bearbeiten Hauptartikel Inharmonizitat Abweichungen von den harmonischen Verhaltnissen der Teiltone treten bei vielen Instrumenten auf Diese unter dem Begriff Inharmonizitat bekannten Abweichungen werden zum Beispiel beim Klavier im Wesentlichen durch das Biegemoment der Saite hervorgerufen 2 Besonders die dicken Basssaiten sind hiervon betroffen Hohere Obertone sind starker betroffen als niedrigere 2 Die genauere Analyse derartiger Obertone ist aufwandiger und erfordert zur Beschreibung komplexere Modelle als die Analyse und Beschreibung von sehr harmonischen Tonen Siehe auch Audiosignal Gerauschanteile Bearbeiten Ausserdem treten auch nicht periodische Schwingungen auf die ein eher breitbandiges Frequenzspektrum besitzen und sich nicht durch Grundton und harmonische Obertone beschreiben lassen z B Anschlaggerausche bei Saiteninstrumenten Anblasgerausche bei Blasinstrumenten und Orgelpfeifen sowie Konsonanten bei der menschlichen Stimme Die Analyse dieser Klangkomponenten erfordert moderne elektronische Messtechnik und mathematische Modelle deren Losungen nur mit leistungsfahigen Computern berechenbar sind Unscharfe Bearbeiten Mathematisch sind Schwingungen nur dann sinusformig wenn sie sowohl schon unendlich lange andauern als auch noch unendlich lange andauern werden Schwingungen sind in der Praxis immer nur quasiperiodisch oder fastperiodisch 3 Die Sinusfunktion erstreckt sich beidseitig in die Unendlichkeit und ein Abschneiden der Dauer fuhrt mathematisch zu etwas anderem einer zeitlich begrenzten Welle In psychoakustischer Konsequenz ergeben sich beim Abschneiden von langandauernden kontinuierlichen statischen Sinustonen oder Sinustongemischen breitbandige Artefakte 4 Bei kurzandauernden Vorgangen solcher Art wie sie bei allen Instrumenten auftreten bei denen nicht stets Energie nachgereicht wird also vor allem bei den Zupf und Schlaginstrumenten auch beim Klavier ist die Grundvoraussetzung des Dauertones nicht einmal naherungsweise erfullt In der Kultur der Ingenieurwissenschaften ging man meistens von der Situation aus dass Vorgange langandauernd und langsam veranderlich sind bei der Modulation eines Radiosenders ist dies der Fall Nur dann ergeben die Fouriertransformation und die daraus implizit im Artikel folgenden Begriffe einen Sinn Erst um die Wende zum 21 Jhdt hat sich die Einsicht durchgesetzt dass bei schnell veranderlichen und kurz andauernden Vorgangen die Wavelet Transformation Anwendung finden muss worauf Begriffe wie etwa Frequenz neu gedeutet werden mussen Zur Grundtonerkennung sind seitdem eine Vielfalt verschiedener Methoden in Verwendung 5 Musik beinhaltet wesentlich solche Vorgange Insofern ist auch aus dieser Sicht Kritik an uberkommenen Vorstellungen zu uben Zu sehr sind unsere Vorstellungen von den fur die Elektronik in weiten Bereichen vollstandig ausreichenden heute verbreiteten Modellen gepragt Dass man sich der komplexen Zusammenhange bereits bewusst war bevor Hermann von Helmholtz eine mathematische Theorie zur Erklarung der Klangfarbe durch Obertone in Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fur die Theorie der Musik 1863 veroffentlichte zeigt ein Auszug aus Zamminers Die Musik und die musikalischen Instrumente von 1855 Alle tonenden Korper welches ihre Substanz ihre Gestalt ihr Elasticitats und Spannungszustand sein moge sind ausser den Schwingungen in ganzer Masse welche den Grundton geben noch unendlich vieler Abtheilungsarten und eben so vieler Obertone fahig Die Schwingungszustande welche sie anzunehmen vermogen sind um so mannichfaltiger je weniger einfach ihre Form ist Nur cylindrische und prismatische Luftsaulen und ahnlich wie diese schwingende Stabe von geringem Durchmesser haben eine so einfache harmonische Oberreihe wie die gespannten Saiten weit reicher schon ist die Menge der Obertone bei Korpern welche wie Platten und gespannte Haute sich in ebener oder gekrummter Flache ausbreiten am Mannichfaltigsten die von beliebig in jedem Sinne ausgedehnten festen Massen und Luftraumen 6 Obertone und Klangfarbe BearbeitenObertone der menschlichen Stimme Bearbeiten In der menschlichen Stimme schwingt genau wie in den meisten klangerzeugenden physikalischen Systemen ein komplexes Obertonspektrum mit In der besonderen Gesangstechnik des Obertongesangs kann man diese hohen Frequenzen zum Dominieren bringen Der unterschiedliche Klang von Vokalen kommt durch deren spezifischen Obertonaufbau zustande Durch die individuelle Grosse und Form von Mund und Rachen werden manche Frequenzen durch Resonanz verstarkt andere gedampft Die Frequenzbereiche die jeweils verstarkt werden nennt man auch Formanten Obertone unterschiedlicher Instrumente Bearbeiten nbsp Wellen in offenen und gedackten Rohren Die Wellenknoten sind blau Der spezifische Klang eines Instrumentes ergibt sich aus den Antworten auf folgende Fragen Welche Obertone sind uberhaupt vorhanden Wie laut sind diese Obertone im Verhaltnis zueinander Wie andern sich die Lautstarke und Frequenz der einzelnen Obertone wahrend der Ton erklingt Welche Nebengerausche Anschlaggerausche Blasgerausche kommen hinzu Folgende Instrumente haben einen besonders charakteristischen Teiltonaufbau Streichinstrumente besitzen ein sehr reichhaltiges Teiltonspektrum Klarinetten betonen die Lautstarke der ungeraden Teiltone Beim Fagott ist der Grundton sehr viel schwacher als die ersten Obertone Glocken betonen oftmals die Terzen sehr stark und die Obertonzusammensetzung ist komplex Stimmgabeln erzeugen fast nur den Grundton Bei Instrumenten mit einfachen Obertonzusammensetzungen sind die Frequenzen der Obertone annahernd ganzzahlige Vielfache der Frequenz des Grundtons Hierzu gehoren die Chordophone Saiteninstrumente und die Aerophone mit schwingender Luftsaule Das ist naturlich auch nur eine idealisierte Annahme so besteht bei wirklichen nicht unendlich dunnen Saiten eine Inharmonizitat Gerade die sehr geringen Abweichungen von den idealen Harmonischen machen den Klang eines einzelnen Instrumentes unverwechselbar und lebendig Bei den meisten Holzblasinstrumenten ist das sehr nahe der idealisierte Annahme auch fur viele Saiteninstrumente stimmt dies recht gut Beim Klavier allerdings ist das ganzzahlige Frequenzverhaltnis nur annahernd erfullt Besonders die sehr hohen Obertone liegen schon recht weit neben den Frequenzen mit ganzzahligen Verhaltnissen zum Grundton Je hoher man die Leiter der Obertone emporsteigt desto mehr weichen deren Frequenzen von den genau harmonischen ab Es hat sich sogar herausgestellt dass die dem Klavier eigene Klangfarbe sehr wesentlich mit dieser Abweichung von den genau harmonischen Obertonen zusammenhangt Z B horen sich Imitationen eines Klaviers nicht besonders klavierahnlich an wenn diese Abweichung der Obertonreihe bei der kunstlichen Erzeugung des Tones nicht mitberucksichtigt wird Die Eigenfrequenzen und deren harmonische Obertone hangen vom jeweiligen Klangerzeuger ab und werden durch die Abmessungen und Beschaffenheit des Korpers bestimmt Es gibt Instrumente bei denen sich die Obertonzusammensetzungen relativ einfach beschreiben lassen und andere die sehr komplexe Beschreibungsmodelle erfordern Bei Instrumenten mit komplexen Obertonzusammensetzungen stehen viele Frequenzen der Obertone in komplizierten nichtganzzahligen Verhaltnissen zueinander Die Obertone der Membranophone mit runder Membran haben die Eigenfrequenzen einer Besselschen Differentialgleichung Bei Idiophonen konnen sich je nach der Form des Klangkorpers ganz unterschiedliche Obertonreihen ergeben bei den Stabspielen etwa sind es die Eigenfrequenzen der Biegeschwingung eines Balkens Kunstlich aus Sinustonen hergestellte Obertonspektren nennt man synthetische Klange siehe Klangsynthese Synthesizer Eine reine Sagezahnschwingung zeichnet sich dadurch aus dass sie zum Grundton alle seine Obertone enthalt weshalb man sie zu den Zeiten der analog elektronischen Musikinstrumente bevorzugt als Ausgangsschwingung einsetzte Wirkung der Obertone Brillanz und Dumpfheit Bearbeiten Der Anteil der Obertone am Gesamtspektrum und die daraus resultierende Klangfarbe kann durch Worte wie Brillanz Scharfe Reinheit Dumpfheit u a beschrieben werden Im Allgemeinen klingen Tone umso brillanter Violine scharfer Trompete oder farbiger Oboe Fagott je mehr Obertone sie haben und umso reiner und klarer Flote bzw blasser oder dumpfer tiefe Klarinette gedeckte Orgelregister je weniger sie haben Reine Tone ohne Obertone also Sinustone konnen praktisch gar nicht erzeugt werden Naherungsweise konnen sie auf mechanischem Wege nur mit sehr geringen Schallpegeln erzeugt werden Stimmgabel oder Hohlraumresonatoren sehr sanft angeregt Elektronisch ist die Erzeugung naherungsweise reiner Sinustone problemlos moglich Sie klingen bei tieferer Frequenz dumpf breit und stromend bestimmte Orgelregister kommen dem nahe Bei hoheren Frequenzen wird der Unterschied zu Klangen mit Obertonen geringer weil diese Obertone ausserhalb des Horbereichs liegen Ein Beispiel der Situation fur mittlere Frequenzen ist der 1000 Hertz Ton des Fernsehtestbilds wobei der Lautsprecher jedoch durch seine Verzerrungen schon wieder sein eigenes Obertonspektrum hinzufugt Da die gesamte Energie nur in einem schmalen Frequenzbereich auftritt konnen pegelstarke Sinustone sehr unangenehm sein Uberhaupt sind Sinustone ein Prufstein fur jeden Lautsprecher da die Gefahr von elektrischer und mechanischer Uberlastung einerseits sehr hoch ist andererseits Verzerrungsprodukte mit horbaren Pegeln sofort auffallen und mechanische Konstruktionsprobleme mit bisweilen schnarrenden oder fauchenden Resonanzen offengelegt werden In einem Mehrweg Lautsprecher Elektroakustik ist in erster Linie der Hochtoner fur die Brillanz also fur die Klanghelligkeit und die Klangfarbe der Wiedergabe zustandig Hohere Obertone sind bei mechanischen Musikinstrumenten in der Regel leiser pegelschwacher als tiefere Zum einen werden bei mechanischen Tonerzeugern hohere Frequenzen nur wesentlich schwacher angeregt als tiefere z B nimmt bei einer schwingenden Saite die Schwingungsamplitude der Obertone mit steigender Frequenz ab Zum anderen werden hohere Frequenzen in der Luft starker gedampft Daher ist bei einer Beschallung uber grosse Flachen die Brillanz der Wiedergabe meistens relativ schlecht Horbarkeit von Obertonen BearbeitenIn der Regel werden Obertone nicht einzeln wahrgenommen sondern ergeben den Klang eines Tons In bestimmten Fallen oder unter besonderen Bedingungen konnen sie aber auch einzeln gehort oder horbar gemacht werden Manche Menschen sind in der Lage aus einem Klang einzelne Obertone auch ohne jegliche Hilfe selektiv herauszuhoren Dieses gilt besonders bei sehr stabilen Tonen wie beispielsweise bei lang ausgehaltenen Tonen von Orgelpfeifen Die Gesangstechnik des Obertonsingens macht die Obertone deutlich wahrnehmbar Beispiele sind der Obertongesang mongolischer und tuvinischer Volker Auch in der westlichen Musik gibt es seit Ende der 1960er Jahre wieder eine Belebung der Obertonkultur Auch im instrumentalen Bereich kann man Obertone deutlich horbar machen Typische Instrumente hierfur sind z B das Didgeridoo die Fujara oder Klangschalen Bei Saiteninstrumenten konnen Tone in der Tonhohe von Obertonen durch Flageolett Spielweise siehe Flageolettton erzeugt werden Dabei wird die Saite mit der Greifhand nur leicht beruhrt anstatt sie auf das Griffbrett zu drucken Allerdings erklingt dann meist ein anderer Ton als bei normalem Greifen Auf dem Klavier kann man Obertone auf drei Arten horbar machen Indem man die Tasten eines Akkords aus der Obertonreihe sanft niederdruckt ohne dass die Hammer die Saite beruhren und dann den Grundton im Bassbereich kurz und stark anschlagt Die Obertone erzeugen nun eine Resonanz auf den ungedampften Saiten der niedergedruckt gehaltenen Tasten die man deutlich horen kann Indem man eine Taste im Bassbereich auf die beschriebene Weise stumm niederdruckt und dann einen oder mehrere Tone aus der zugehorigen Obertonreihe kurz und kraftig anschlagt Durch Resonanz wird die ungedampfte Basssaite angeregt mit den Frequenzen dieser Obertone zu schwingen Die angeschlagenen Tone klingen echoartig weiter obwohl die zugehorigen Saiten abgedampft wurden Auch am Klavier kann man einen Flageolettton erzeugen Dafur druckt man leicht auf den erforderlichen Punkt auf einer Saite und schlagt mit der anderen Hand die entsprechende Taste an Das Gleiche funktioniert auch mittels Praparierung der Saite das beste Material dafur ist Gummi Insbesondere der erste Effekt wird auch von Komponisten in ihren Werken verwendet z B Bela Bartok Mikrokosmos Band IV Anwendungen BearbeitenDie Orgel und ihre Register Bearbeiten Besonders wichtig ist die harmonische Obertonreihe bei der Orgel Durch verschiedene Orgelregister die jeweils einzelne bis auf wenige Ausnahmen harmonische Obertone erzeugen Aliquoten lassen sich Klangfarben durch eine einfache Art additiver Synthese erzeugen Bei Pfeifenorgeln ist nur ein an oder aus der Register moglich Die am meisten verwendeten harmonischen Obertone sind dabei Oktaven 2 4 8 16 Partialton Quinten 3 6 12 Partialton und grosse Terzen 5 10 Partialton in modernen Orgeln auch die kleine Septime 7 14 Partialton und die grosse None 9 18 Partialton Eine davon inspirierte Klangsynthese findet bei der Hammond Orgel statt Hierbei lassen sich die Anteile der Teiltone durch Schieberegler zusatzlich variieren Residualtone Bearbeiten Das menschliche Horzentrum ist in der Lage zu einem auch nur teilweise erklingenden Obertonspektrum die Grundfrequenz wahrzunehmen auch wenn diese nicht erklingt Diesen hinzugefugten Grundton bezeichnet man auch als Residualton Musiktheorie und didaktik BearbeitenDie Existenz von Obertonen wurde seit langer Zeit zu einer wissenschaftlichen Erklarung und Begrundung von Tonsystemen der Musik herangezogen wobei in der Regel von dem einfachen Modell ganzzahliger Frequenz oder Saitenlangenverhaltnisse ausgegangen wurde Die erste im Zusammenhang mit Obertonen stehende Theorie wird Pythagoras zugerechnet dies war vor rund 2500 Jahren Fur didaktische Zwecke Lehre der Begleitung Generalbass Harmonie und Melodie sowie Kompositionslehre hat sich wohl als erster Johann Bernhard Logier 1777 1846 die Obertonreihe zunutze gemacht Seine Lehre von den harmonisch mitklingenden Tonen war zu seinen Lebzeiten stets umstritten seine didaktisch hoch reflektierten Werke mit ihren einfachen aufeinander aufbauenden Grundregeln durfen jedoch als Anfang der modernen noch heute gultigen Musiktheorie gelten 7 Einen der letzten Versuche zur Begrundung eines theoretischen Systems aus der Obertonreihe und anderen akustischen Erscheinungen z B Kombinationstonen findet man bei Paul Hindemith in seiner Unterweisung im Tonsatz Auch Hindemiths System ist in der Fachwelt sehr umstritten Reale Tone oder Klange sind auch heute nur begrenzt mathematisch erfassbar daher stosst jedes System irgendwann an seine Grenzen Ein asthetisches System ist daher nur schwer naturwissenschaftlich zu legitimieren Untertonreihen BearbeitenSpiegelt man die harmonische Obertonreihe entsteht die theoretische zu ihr symmetrische harmonische Untertonreihe die durch Frequenzteilung entsteht nach unten hin erganzt In der Natur sind Untertone hochst selten sie treten manchmal bei Glocken und Gongs auf Es ist nicht sicher ob es sich tatsachlich um Tone einer Untertonreihe handelt Praktisch werden sie beim Trautonium beim Subharchord und beim Untertongesang erzeugt Im Besonderen Hugo Riemann gebrauchte den Begriff der Untertonreihe haufig in seinen Lehrbuchern und musikwissenschaftlichen Traktaten und legte sie in der Zwei Wurzel Theorie Dur Moll Dualismus als Grundlage seiner Funktionstheorie aus Anmerkungen Bearbeiten Reine Sinustone konnen nur mit elektronischen Mitteln erzeugt werden Mit Stimmgabeln oder Floten konnen aber Schallereignisse hervorgebracht werden die Sinustonen sehr nahekommen a b Bei den Bezeichnungen Teilton und Partialton wird die Grundfrequenz mitgezahlt Spricht man von Oberton wird die Grundfrequenz nicht mitgezahlt Die Ordnungszahl eines Obertons ist also immer um eins kleiner als die Ordnungszahl eines Teiltons Siehe auch BearbeitenNaturtonreihe Vokaldreieck Vokaltrapez Flageolettton Obertongesang Psychoakustik Differenzton Stimmung Musik Fourieranalyse Schwingung Rechteckschwingung Kippschwingung Liste von Audio FachbegriffenLiteratur BearbeitenHermann von Helmholtz Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fur die Theorie der Musik Vieweg Braunschweig 1863 online Stichwort Obertone In Johannes Kunsemuller Hrsg Meyers Lexikon der Technik und exakten Naturwissenschaften Bibliographisches Institut AG Mannheim 1970 S 1844 Stichwort Teiltone In Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil B Schott s Sohne Mainz 1967 S 942 f Stichwort Obertone In Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 6 Nabakov Rampal Aktualisierte Sonderausgabe Herder Freiburg im Breisgau u a 1987 ISBN 3 451 20948 9 S 82 ff John R Pierce Klang Musik mit den Ohren der Physik Spektrum Heidelberg Berlin Oxford 1999 ISBN 3 8274 0544 0 Markus Fritsch Katrin Jandl Peter Kellert Andreas Lonardoni Harmonielehre amp Songwriting LEU Verlag 8 Auflage 2020 ISBN 3 928825 23 2 S 60Weblinks BearbeitenDie Partialschwingungen einer Trommel in animierten Graphiken Harmonische Partialtone Teiltone und Obertone PDF Datei 255 kB Die Teiltondichte und die Teiltonreihe PDF Datei 47 kB Unterscheide Obertone von Harmonischen Partialtonen und Teiltonen PDF Datei 42 kB Die Frequenzverhaltnisse die sich fur Intervalle aus der Obertonreihe ergeben Horproben der gesungenen Obertonreihe bzw Naturtonreihe Obertonspektren verschiedener Instrumente Die Obertonreihe in der menschlichen Stimme Obertongesang Obertone Harmonische und Teiltone aus der Grundfrequenz Partialtone und Klang Das kleine Obertonbrevier PDF Datei 1 5 MB Wie die Obertone entstehenEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag in Meyers Grossem Konversations Lexikon von 1905 a b Sam Howison Practical Applied Mathematics Modeling Analysis Approximation 2005 ISBN 0 521 60369 2 Kapitel 15 3 Seite 209 ff Martin Neukom Signale Systeme und Klangsynthese Grundlagen der Computermusik Band 2 von Zurcher Musikstudien 2005 ISBN 3 03910 819 0 Seite 56 online Ulrich Karrenberg Signale Prozesse Systeme Eine multimediale und interaktive Einfuhrung in die Signalverarbeitung 2009 ISBN 3 642 01863 7 Seite 84 online Johann Markus Batke Untersuchung von Melodiesuchsystemen sowie von Verfahren zu ihrer Funktionsprufung 2006 ISBN 3 86727 085 6 Seite 71 online Friedrich Georg Karl Zamminer Die Musik und die musikalischen Instrumente in ihrer Beziehung zu den Gesetzen der Akustik 1855 Seite 176 online Vgl vor allem J B Logier System der Musik Wissenschaft und der praktischen Composition mit Inbegriff dessen was gewohnlich unter dem Ausdrucke General Bass verstanden wird Berlin 1827 S 11 Quintenzirkel S 15 ff Generalbass ab S 53 beginnt die Lehre der Obertone Normdaten Sachbegriff GND 4338470 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberton amp oldid 236910200