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Dieser Artikel befasst sich mit dem akustischen Begriff Klang und seiner Abgrenzung zur Begriffsverwendung in der Musik Fur weitere Bedeutungen siehe Klang Begriffsklarung Mit Klang von mittelhochdeutsch klanc werden bestimmte durch elastische Korper erzeugte Schallereignisse bezeichnet Insbesondere die physikalische Akustik und die Musik verwenden dabei unterschiedliche Definitionen Was in der Akustik als Klang hat im Gegensatz zum Gerausch regelmassige periodische Schwingungen bezeichnet wird entspricht ungefahr dem musikalischen Begriff Ton mit sinusformigen Schwingungen aber im Gegensatz zum reinen Ton die Summe von Grund und Obertonen bezeichnend Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet Klang ausserdem das Phanomen unterschiedlicher Charakteristika eines Schallereignisses z B beim Klang einer Stimme Oszilloskopbild eines SinustonsOszilloskopbild eines KlangsInhaltsverzeichnis 1 Klang in der physikalischen Akustik 2 Klang in der Musiktheorie 3 Gegenuberstellung akustischer und musikalischer Begriffe 4 Klang als Charakteristikum von Schallereignissen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseKlang in der physikalischen Akustik BearbeitenJedes akustische Signal kann beschrieben werden indem man zu jedem Zeitpunkt t displaystyle t nbsp die momentane Auslenkung y t displaystyle y t nbsp als Funktion beschreibt Bei einem Ton Sinuston hat diese Schwingungsfunktion die Form y t y 0 sin 2 p f t displaystyle y t y 0 cdot sin 2 pi f cdot t nbsp Dabei ist y 0 displaystyle y 0 nbsp die Amplitude f displaystyle f nbsp die Frequenz der Schwingung Die Auslenkung y t displaystyle y t nbsp und die Amplitude y 0 displaystyle y 0 nbsp sind Strecken Langen Man kann statt der Auslenkung auch den Schalldruck oder die Schallschnelle nehmen Die Amplitude ist dann jeweils der Maximalwert den diese Grosse annimmt Als Klang wird in der Technischen Akustik ein periodischer Schalldruckverlauf mit der Periodendauer T displaystyle T nbsp bezeichnet dessen einzelne Frequenzen Harmonische in einem ganzzahligen Verhaltnis zur Grundfrequenz f 1 displaystyle f 1 nbsp stehen Es gilt T 1 f 1 displaystyle T 1 f 1 nbsp Die Phasenlage der einzelnen Tone zueinander ist beliebig Dieter Maute 1 2 Mit Ton ist dabei die akustische Reprasentation einer reinen Sinusschwingung gemeint In der akustischen Analyse sind solche Sinustone die Grundbestandteile jedes Schallereignisses Fur die Musik ist Ton in diesem Sinne kaum von Interesse mit Musikinstrumenten lasst sich eine einzelne reine Sinusschwingung nicht erzeugen und mit elektronischen Instrumenten ist allenfalls eine Annaherung moglich Nur in dem Fall dass die Frequenzen dieser Teiltone in einem ganzzahligen Verhaltnis zueinander stehen sich die Tone also harmonisch zueinander verhalten spricht die Physik von einem Klang andernfalls von einem Tongemisch Schwingungen z B bei Musikinstrumenten setzen sich in der Regel nach einem vereinfachten Modell zum grossten Teil aus solchen harmonischen Frequenzen zusammen Ihr tiefster Ton dessen Frequenz die Abstande der einzelnen Teiltone festlegt heisst Grundfrequenz Die Teiltone werden Harmonische genannt Die sogenannte Teiltonreihe entspricht bei Blasinstrumenten bis auf die instrumentcharakteristischen Merkmale der Naturtonreihe In der menschlichen Wahrnehmung erscheint ein solcher Klang als ganzheitliches Schallereignis mit einer spezifischen Tonhohe bestimmt durch den Grundton oder den Residualton und einer spezifischen Klangfarbe bestimmt u a durch das Verhaltnis der Teiltonamplituden zueinander Physikalische Klange werden deshalb im musikalischen Kontext als Tone bezeichnet Klang in der Musiktheorie BearbeitenDie Musiktheorie insbesondere die Harmonielehre bezeichnet mit Klang das simultane Auftreten mehrerer Tone 2 Er taucht beispielsweise in den Begriffen Dreiklang Vierklang Funfklang und Gegenklang zur Klassifizierung von Akkorden 3 auf Ausserdem wird er in Begriffen wie z B Einklang Zweiklang Mehrklang oder Klangflache fur Zusammenklange von Tonen benutzt die zur besseren Differenzierung in der Musiktheorie ublicherweise nicht als Akkord bezeichnet werden 4 In der Musikwissenschaft werden zudem Klangstile etwa der Wiener Klangstil untersucht 5 Bei der Klangkomposition oder der Klangkunst 6 schliesst der Begriff Klang auch Tongemische und Gerausche mit ein Die kulturwissenschaftliche Klangforschung in den Sound Studies untersucht zudem den Klang in seiner historischen und kulturellen Pragung und Entwicklung in Praktiken und Technologien 7 Gegenuberstellung akustischer und musikalischer Begriffe BearbeitenDen unterschiedlichen Sprachgebrauch in der traditionellen Musik und in der Akustik bzw der elektronischen Musik und der elektroakustischen Musik beschreibt die folgende Tabelle Der Ton Klang Begriff Akustik elektronische Musik traditionelle MusikSinuston Ton reiner Ton einfacher Ton nur als Teilton bekanntKlang einfacher Klang harmonischer Klang TonTongemisch nur als unharmonischer Klang vonStaben Platten Glocken bekanntZusammenklang Mehrfachklang Klanggemisch Klang Akkord Clusterfarbiges Rauschen Gerauschweisses Rauschen LarmKlang als Charakteristikum von Schallereignissen BearbeitenUntersuchungen haben gezeigt dass Klange weit komplexer sind als angenommen 8 Erst eine weiter gefasste Auffassung von Klang in der Musik nimmt auch die unharmonischen Schallanteile zur Kenntnis die das musikalische Spiel begleiten z B die Gerausche des Luftwirbels beim Anblasen einer Flote Ausserdem sind die akustischen Charakteristika beim Musizieren vom spezifischen Instrument dem Musiker und nicht zuletzt auch von der Raumakustik abhangig All diese Faktoren werden einzeln oder in ihrer Gesamtheit allgemeinsprachlich unter dem diffusen Begriff Klang subsumiert Er nahert sich hier den Begriffen Klangfarbe oder Klangcharakteristik an Diese Verwendung von Klang ist dabei nicht auf den Bereich der Musik beschrankt Im industriellen Kontext beschaftigen sich Akustikdesigner mit dem Klang von Konsumgutern wie Autoturen oder Staubsaugern Unter dem Stichwort Audio Branding entdeckt das Marketing den sogenannten Markenklang 9 Die Sound Studies beschaftigen sich mit Klangen vor allem aus kultureller historischer und ethnologischer Perspektive und fragen beispielsweise nach Veranderungen im Klang einer Stadt 10 Abgrenzung zum SoundDer Begriff des Sounds engl Klang darf nicht mit dem physikalischen Begriff Klang gleichgesetzt werden Traditionell analysierbare musikalische Parameter wie Rhythmik Harmonik oder Melodik machen noch nicht den Sound aus sondern vielmehr individuelle Intonation Timing Phrasierung Klang von Stimmen und Instrumenten und Abmischung machen erst den Sound aus 11 Selbst die Wahl des Instrumentenfabrikats der Gitarrensaite der Mikrofone und Verstarker beeinflusst den Sound 12 Auch Instrumentation Spieltechnik oder Spielweise bestimmten den Sound Wenn der von Musikproduzenten entwickelte Sound eine bestimmte Charakteristik aufwies und uber einen bestimmten Zeitraum hinweg bei vielen Plattenaufnahmen ahnlich verwandt wurde erhielt er in der Fachwelt einen besonderen Namen So gibt es den von Phil Spector entwickelten Wall of Sound den Nashville Sound den Motown Sound oder den Philadelphia Sound Siehe auch BearbeitenKlangspektrumLiteratur BearbeitenWilhelm Stauder Einfuhrung in die Akustik Taschenbucher zur Musikwissenschaft hrsg von Richard Schaal Nr 22 2 verbesserte und erweiterte Auflage Heinrichshofen s Verlag Wilhelmshaven 1980 ISBN 3 7959 0121 9 Heinz Benker Vom Ton zum Klang Klangkunde Verlag Lambert Muller Munchen 1969 S 11 12 Herbert Bruhn Wahrnehmung von Musik Eine Allgemeine Musiklehre aus der Sicht von Psychologie und Musikgeschichte Vorlesungsskript 5 Auflage 2003 Carl Dahlhaus Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Brockhaus Riemann Musiklexikon B Schott s Sohne Mainz 1979 S 598f Rudolf Flotzinger Klang In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2003 ISBN 3 7001 3044 9 Die Musik in Geschichte und Gegenwart Allgemeine Enzyklopadie in Musik Barenreiter Kassel 1966 S 488f Ulrich Michels dtv Atlas Musik Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1977 S 17 Hans Joachim Moser Musik Lexikon Musikverlag Hans Sikorski Hamburg 1951 S 562f R Murray Schafer Die Ordnung der Klange Eine Kulturgeschichte des Horens Ubersetzt und neu herausgegeben von Sabeine Breitsameter Schott Mainz 2010 Wieland Ziegenrucker Allgemeine Musiklehre mit Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1977 Taschenbuchausgabe Wilhelm Goldmann Verlag Musikverlag B Schott s Sohne Mainz 1979 ISBN 3 442 33003 3 11 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Klang Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Dieter Maute Technische Akustik und Larmschutz Hanser Verlag 2006 ISBN 3 446 40222 5 S 24 Online in der Google Buchsuche a b Michael Dickreiter Volker Dittel Wolfgang Hoeg Martin Wohr Handbuch der Tonstudiotechnik 2008 ISBN 3 598 44135 5 Online in der Google Buchsuche Ein Uberlagern mehrerer Tone oder Klange z B Akkord Terz bezeichnet man als Klang oder Tongemisch Unregelmassige statische Schwingungen fuhren zu einem Gerausch Hans Joachim Eichler Heinz Detlef Kronfeldt Jurgen Sahm Das Neue Physikalische Grundpraktikum 2007 ISBN 3 540 29968 8 S 123 Online in der Google Buchsuche Armin Nassehi Christian Gansch Der perfekte Klang Uber die Leichtigkeit vollendeter Musik 2008 ISBN 3 86774 232 4 Online in der Google Buchsuche Vgl etwa Arnold Schering Historische und nationale Klangstile In Sonderabdruck aus dem Jahrbuch der Musikbibliothek Peters fur 1927 Peters 1928 S 31 43 Die Abgrenzung zur Musik sowie die genaue Bestimmung des Begriffes Klangkunst mussen ein vager Versuch bleiben Die Abgrenzungsversuche und die Definitionen sind virulent und dynamisch Normalerweise wird alles was nicht Musik darstellt was also nicht Melodie Rhythmus oder Komposition besitzt als Gerauschabenteuer oder als Krach benannt Dessen ungeachtet sind die akustischen Gegebenheiten der alltaglichen und musikalischen Welt im Prinzip nicht zu unterscheiden Es existiert kein von vornherein musikalisches Material sondern alles besitzt Potential musikalisches klangrelevantes Material zu sein Ein schiefer Ton besitzt eine eigene Qualitat Krach und Gerauschabenteuer sind musikalisch klanglich fur Klangkunstler interessanter als reine sichere Tone Anna Mutz Klang Kunst Schule 2012 ISBN 3 8448 0253 3 Online in der Google Buchsuche Holger Schulze Sound Studies Traditionen Methoden Desiderate Eine Einfuhrung 2008 ISBN 3 89942 894 3 Online in der Google Buchsuche Daniel Schmicking Horen und Klang Empirisch phanomenologische Untersuchungen 2003 ISBN 3 8260 2519 9 Online in der Google Buchsuche Das belegt die inflationare Verwendung dieses Begriffs allein in den Titeln der einzelnen Aufsatze im Sammelband von Kai Bronner und Rainer Hirt Hrsg Audio Branding Entwicklung Anwendung Wirkung akustischer Identitaten in Werbung Medien und Gesellschaft Nomos Baden Baden 2009 Vgl z B R Murray Schafer Die Ordnung der Klange Eine Kulturgeschichte des Horens Ubersetzt und neu herausgegeben von Sabine Breitsameter Schott 2010 Sabine Meine Nina Noeske Musik und Popularitat Aspekte zu einer Kulturgeschichte zwischen 1500 und heute 2011 ISBN 3 8309 2263 9 S 30 Online in der Google Buchsuche Wieland Ziegenrucker Peter Wicke Sachlexikon Popmusik 1987 S 368 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Klang amp oldid 221557676