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Die Naturtonreihe ist eine nach aufsteigender Tonhohe angeordnete Reihe der Tone die auf Blasinstrumenten aber auch auf fast jedem Rohr oder Schlauch ohne Verkurzung oder Verlangerung der schwingenden Luftsaule nur durch unterschiedliche Art des Anblasens hervorgebracht werden konnen In ihren Frequenzbeziehungen stimmt die Naturtonreihe wie die Flageoletttonreihe mit der Teiltonreihe auch Obertonreihe genannt im Wesentlichen uberein Jedoch erklingen Naturtone wie die Flageoletttone real wahrend man von Teiltonen nur als Bestandteilen eines musikalischen Tons d h eines akustischen Klangs spricht Die funf tiefsten Eigenschwingungen stehende Wellen der Luftsaule in einem konischen Rohr Dunkel Maximum hell Minimum der Druckamplitude Wegen der konischen Form sind die Abstande der Druckmaxima in einer Welle nicht gleich und auch kein direktes Mass fur die Wellenlange des abgestrahlten Tons 1 Die Tone von Blasinstrumenten stammen von stehenden Wellen die sich im Instrument bilden Die Wellenlange des ersten tiefsten Naturtons des Grund oder Pedaltons ist bei den meisten Blasinstrumenten das Doppelte bei bestimmten Rohrblattinstrumenten Klarinette das Vierfache der Luftsaulenlange Durch sogenanntes Uberblasen konnen oberhalb des Grundtons verschiedene weitere Eigenfrequenzen der Luftsaule angeregt also verschiedene Naturtone erzeugt werden Eine besonders grosse Rolle spielen Naturtone bei ventillosen Blasinstrumenten wie Naturhorn Naturtrompete oder Alphorn Das den Naturtonen physikalisch verwandte Phanomen bei Saiteninstrumenten sind die Flageoletttone Inhaltsverzeichnis 1 Frequenzbeziehungen 2 Musizierpraxis 2 1 Blechblasinstrumente 2 2 Holzblasinstrumente 2 3 Orgel 3 Ungenauigkeit realer Natur und Uberblastone 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 Einzelnachweise 8 AnmerkungenFrequenzbeziehungen BearbeitenDie Frequenzen der in einer gegebenen Luftsaule erzeugbaren stehenden Wellen sind annahernd ganzzahlige Vielfache der tiefsten moglichen Frequenz der Frequenz des Grundtons In der folgenden Tabelle sind beispielhaft die ersten 16 Tone der auf dem Grundton C basierenden Naturtonreihe dargestellt Die verwendeten Farben orientieren sich an der Musik Farben Synasthesie Einfaches Modell Vergleich mit Grundton Teilton Nr 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16Vielfaches der Grundfrequenz einfache doppelte dreifache vierf funff sechsf siebenf achtf neunf zehnf elff zwolff dreizehnf vierzehnf funfzehnf sechzehnf Beispiel f in Hz 66 t 1 132 198 264 330 396 462 528 594 660 726 792 858 924 990 1056Note nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Tonname C c g c e g b t 2 c d e f t 3 g as t 4 b t 5 h c Verhaltnis zum Ton darunter 1 1 2 1 3 2 4 3 5 4 6 5 7 6 8 7 9 8 10 9 11 10 12 11 13 12 14 13 15 14 16 15Intervall zum Ton darunter Prime Oktave t 6 reine Quinte reine Quarte grosse Terz kleine Terz grosser Ganzton kleiner Ganzton diatonischer HalbtonVerhaltnis Teilton zu Grundton 1 1 2 1 3 1 4 1 5 1 6 1 7 1 8 1 9 1 10 1 11 1 12 1 13 1 14 1 15 1 16 1Intervall uber Grundton Prime Oktave Duo dezime 2 Oktaven 2 Oktaven grosse Terz 2 Oktaven reine Quinte 2 Oktaven Natur septime 3 Oktaven 3 Oktaven grosse Sekunde 3 Oktaven grosse Terz 3 Oktaven Alphorn Fa 3 Oktaven reine Quinte 3 Oktaven kleine Sexte 3 Oktaven Natur septime 3 Oktaven grosse Septime 4 OktavenTeiltone Naturtone in den Spalten sind jeweils im Oktavabstand zueinander 1 2 4 8 16 3 6 12 5 10 7 14 Verteilung der Teiltone Naturtone Erste Oktave 1Zweite Oktave 2 3Dritte Oktave 4 5 6 7 Vierte Oktave 8 9 10 11 12 13 14 15 Die mit gekennzeichneten Tone liegen ausserhalb der diatonischen Tonleiter wahrend die ubrigen mit den diatonischen Tonen in reiner Stimmung ubereinstimmen Je hoher die erreichte Oktave umso enger liegen die Naturtone und umso mehr davon liegen ausserhalb der diatonischen Tonleiter Tabellenfussnoten Die Frequenz 66 Hz fur den Grundton C entspricht der Wahl von 440 Hz fur den Kammerton a Eine kleine Terz Frequenzverhaltnis 6 5 uber a 440 Hz liegt der Ton c mit 440 6 5 528 Hz Das drei Oktaven tiefer liegende C hat demnach die Frequenz 528 23 66 Hz 7 Teilton 462 Hz Naturseptime Abweichung von b 475 2 Hz der reinen Stimmung 49 Cent Hinweis Vor allem fur die Darstellung der feinen Grossenunterschiede der Intervalle verwendet man die Einheit Cent wobei ein gleichstufiger Halbton 100 Cent und eine Oktave 1200 Cent ist Die Berechnung erfolgt uber den Zweierlogarithmus lb des Frequenzverhaltnisses Hier 1200lb 475 2 462 49 Cent 11 Teilton 726 Hz Alphorn Fa Abweichung von f 704 Hz bzw fis 742 5 Hz der reinen Stimmung 53 Cent bzw 39 Cent 13 Teilton 858 Hz Abweichung von as 844 8 Hz der reinen Stimmung 27 Cent 14 Teilton 924 Hz Naturseptime Abweichung von b 950 4 Hz der reinen Stimmung 49 Cent Das musikalische Intervall einer Oktave entspricht einer Verdopplung der Frequenz Musizierpraxis Bearbeiten nbsp Die spielbare Tonreihe einer Naturtrompete mit ca 240 cm Lange Anhoren MIDI Blechblasinstrumente Bearbeiten Auf Blechblasinstrumenten erzeugt der Spieler die Skala der Naturtone durch Veranderungen der Lippenspannung und des Blasdrucks Die Tonhohe kann dabei um etwa 50 50 Cent variiert intoniert werden 2 Der erste Naturton der Grund oder Pedalton ist von geubten Blasern auf den Blechblasinstrumenten mit weiter Mensur sauber intonierend verwendbar und wird in der Literatur insbesondere von der Bassposaune und Tuba verlangt Nicht oder nur selten verwendet wird der erste Naturton bei Instrumenten mit enger Mensur wie der Trompete und dem Waldhorn siehe Instrumentationslehre 3 Nach oben ist die Skala offen Beim Naturhorn in F wird beispielsweise bis zum 24 Naturton geblasen Einfache Jagdmusik kommt mit diatonischen Naturtonen aus Beim Alphorn werden manchmal noch die Naturseptime und sogar das fur an klassische Musik gewohnte Ohren ungewohnlich klingende Alphorn Fa gespielt Diatonische und chromatische Tonleitern sowie eine saubere Intonation im hohen Sekundbereich ab 7 Naturton konnen nur durch Verlangerung der Rohrlange geblasen werden Am anschaulichsten ist das bei der Zugposaune Von jedem Naturton aus ergeben die sieben Zugpositionen jeweils einen weiteren Halbtonschritt nach unten Ventilinstrumente verlangern das Rohr mittels Dreh oder Pumpventilen Rohrlange durch Grundton kleine Sekunde grosse Sekunde kleine Terz grosse Terz Quarte TritonusZugposaune Zugposition 1 2 3 4 5 6 7Ventilinstrument Ventilkombination 0 2 1 1 2 3 2 3 1 3 1 2 3Auf Naturhorn und Naturtrompete und Barocktrompete sind diatonische und chromatische Tonleitern nur sehr schwer spielbar Zur Vereinfachung wurden im Bereich Alte Musik z B das Klappenhorn und die Klappentrompete entwickelt Hier wird anders als bei modernen Blechblasinstrumenten die Veranderung der Luftsaulenlange ahnlich wie bei den Holzblasinstrumenten durch Verkurzung der schwingenden Luftsaule vom langsten Rohr aus erreicht indem Grifflocher freigegeben oder Klappen geoffnet werden und dadurch die Luftsaule verkurzen Mit Hilfe verschiedener Anblastechniken Uber oder Unterblasen Anm 1 ist auf allen Blechblasinstrumenten eine Korrektur der unreinen Naturtone moglich Bei Hornern ist auch eine Korrektur durch Stopfen das Einfuhren der Hand in die Sturze moglich Bedingt durch die Physik der Tonerzeugung wirkt sich bei den Blechblasinstrumenten speziell die Schalltrichterform auf die Klangfarbe und auch auf die Reinheit der Intervalle der Naturtone aus Holzblasinstrumente Bearbeiten Die Naturtone sind hier beim Uberblasen von Bedeutung Auf offenen Floten und Rohrblattinstrumenten mit konischer Rohre kann auf alle Naturtone uberblasen werden Praktisch wird meist maximal bis zum 4 Naturton uberblasen Eine Ausnahme bilden Obertonfloten offene Floten ohne Grifflocher oder Klappen auf denen nur die Naturtonreihe spielbar ist Auf diesen Instrumenten wird bis zum 8 Naturton oder noch hoher uberblasen Auf gedackten Floten und Rohrblattinstrumenten mit zylindrischer Rohre kann nur auf die ungeradzahligen Naturtone uberblasen werden Praktisch werden nur der 3 und der 5 Naturton verwendet der 7 Naturton ist sehr schwierig zu erreichen und ausserdem weicht seine Intonation vom entsprechenden diatonisch oder gleichstufig gestimmten Ton deutlich ab Orgel Bearbeiten Bei der Orgel spielen die Naturtone eine Rolle bei uberblasenden Pfeifen die statt ihres Grundtons einen Oberton liefern Hiervon zu unterscheiden sind die Aliquotregister die als additive Obertonbeimischung zur Klangfarbenanderung eingesetzt werden Ungenauigkeit realer Natur und Uberblastone BearbeitenIm Allgemeinen geht man davon aus dass die Naturtone untereinander reine Intervalle bilden und ihre Frequenzen ganzzahlige Vielfache der Grundtonfrequenz sind Dies gilt jedoch nur naherungsweise und mit gewissen Einschrankungen die unter Oberton Abschnitt Grenzen des einfachen Modells naher erlautert sind Starker noch als die Naturtone selbst konnen die entsprechenden realen Uberblastone von der theoretischen Ganzzahligkeit abweichen So ist zum Beispiel die beim Uberblasen gedackter Pfeifen entstehende Blasquinte fast um Ton kleiner als die reine oder temperierte Quinte 4 Auch bei Blasinstrumenten gibt es Abweichungen Die Obertone und mehr noch die Uberblastone entsprechen nicht genau den Vielfachen des Grundtones aber doch genau genug um von uns als zusammengehorig wahrgenommen zu werden Jobst Fricke 1962 5 Siehe auch BearbeitenHarmonische Obertone NaturterzLiteratur BearbeitenMichael Dickreiter Handbuch der Tonstudiotechnik 6 Auflage K G Saur Verlag KG Munchen 1997 ISBN 3 598 11320 X Archimandrit Johannes Pfeiffer Der Weg zum naturtonigen Kultgesang Das musikalische System des deutschen orthodoxen Kirchengesangs seine geistigen und geschichtlichen Voraussetzungen seine Symbolik und die harmonikale Struktur der Obertone Verlag Kloster Buchhagen Bodenwerder Buchhagen 2012 ISBN 978 3 926236 09 8 Michael Magleitner Zur Vielfalt tonraumlicher Gestaltungsmoglichkeiten PDF Universitat Wien 2009 Weblinks BearbeitenStimm Frequenz Grafiken und Horbeispiele der gesungenen NaturtonreiheEinzelnachweise Bearbeiten J Wolfe Pipes and Harmonics Matthias Bertsch 2002 Studien zur Tonerzeugung auf der Trompete Intonation auf Trompeten Wien IWK MDW AC AT 2002 Hector Berlioz Richard Strauss Instrumentationslehre Neuauflage 1955 Auflage C F Peters Frankfurt 1955 S 264 ff Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil Mainz Schott 1967 S 111 f Die Innenstimmung der Naturtonreihe und der Klange Jobst Fricke in Festschrift K G Fellerer zum 60 Geburtstag Hrsg Huschen Regensburg 1962 Seite 162 und Intonation und musikalisches Horen Habil Schr Koln 1968Anmerkungen Bearbeiten Uberblasen ist hier nicht im Sinne des Naturtonuberblasens zu verstehen sondern meint ein leicht scharferes Anblasen das zu einer etwas hoheren Intonation fuhrt Entsprechend bewirkt das weichere Unterblasen eine etwas tiefere Intonation Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Naturtonreihe amp oldid 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