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Gegenklange auch Gegenparallelen 1 oder Leittonwechselklange bezeichnen Begriffe aus der Funktionstheorie und zahlen zu den Nebenfunktionen einer Tonart Sie sind mit den Hauptfunktionen Tonika Dominante und Subdominante einer Tonart grossterzverwandt und stellen quasi Gegenpole zu den kleinterzverwandten Parallelklangen dar In Dur liegen sie eine grosse Terz uber in Moll eine grosse Terz unter der zugehorigen Hauptfunktion Gegen drei klange 2 in Dur sind Molldreiklange in Moll sind es Durdreiklange In der Funktionstheorie werden sie durch ein an das Symbol der zugehorigen Hauptfunktion angehangtes g oder G gekennzeichnet wobei Grossbuchstaben fur Dur Kleinbuchstaben fur Moll stehen Hauptdreiklang T C Dur mit seinem Gegenklang Tg e Moll Die Akkorde haben zwei gemeinsame Tone Bezeichnung Dur Beispiele in C Dur Moll Beispiele in a Moll Tonikagegenklang Tg auf der III StufeBsp e g h tG auf der VI StufeBsp F A cDominantgegenklang Dg auf der VII StufeBsp H d fis nicht leitereigen dG auf der III StufeBsp c e gSubdominantgegenklang Sg auf der VI StufeBsp A c e sG auf der erniedrigten II StufeBsp B d f nicht leitereigen Der Dominantgegenklang kommt als leitereigener Akkord auf der VII Stufe der lydischen Tonleiter vor In Dur kann er nicht ausschliesslich aus leitereigenen Tonen gebildet werden sondern nur wenn man die IV Stufe zur lydischen Quart erhoht Entsprechend lasst sich der auf der II Stufe von Phrygisch leitereigene Subdominantgegenklang in Moll nur darstellen wenn man die II Stufe zur phrygischen Sekunde erniedrigt Der Gegenklang der Mollsubdominante tritt meist als Neapolitanischer Sextakkord seltener auch als grundstelliger verselbststandigter Neapolitaner in Erscheinung Inhaltsverzeichnis 1 Leittonwechselklang 2 Verhaltnis und Verwendung von Gegen und Parallelklangen 2 1 Verwendung in Dur 2 2 Verwendung in Moll 3 Literatur 4 Weblinks 5 Anmerkungen und EinzelnachweiseLeittonwechselklang Bearbeiten nbsp Leittonwechselklange zur Tonika von C Dur und a Moll jeweils mit Auflosung des Leittons in die Prim der Tonika 3 Die Bezeichnungen Gegenklang Wilhelm Maler und Gegenparallele Hugo Distler haben sich heute weitgehend gegenuber der ursprunglichen Bezeichnung von Hugo Riemann 1849 1919 durchgesetzt der solche Klange Leittonwechselklang nannte Ein solcher entsteht aus einem Dur Dreiklang wenn man dessen untersten Ton gegen den unter ihm liegenden Leitton auswechselt wobei das Geschlecht von Dur nach Moll wechselt im nebenstehenden Beispiel also e Moll statt C Dur Aus einem Moll Dreiklang wird ein Leittonwechselklang wenn man seinen obersten Ton durch den uber ihm liegenden abwartsfuhrenden Leitton ersetzt wobei das Geschlecht von Moll nach Dur wechselt im Beispiel F Dur statt a Moll Nach Riemanns eigener Formulierung entsteht ein Leittonwechselklang durch Einstellung des Leittons zur Prim statt der Prim 3 Diese einfache und allgemeine Definition ist nur moglich und verstandlich vor dem Hintergrund dass Riemann als Anhanger des harmonischen Dualismus im Molldreiklang ein Spiegelbild des Durdreiklangs sah den Durdreiklang bezeichnete er als Oberklang der aus Prim grosser Oberterz und Oberquint besteht wogegen er den Molldreiklang als Unterklang betrachtete der aus Prim grosser Unterterz und Unterquint gebildet wird Im Unterschied zur heutigen Auffassung ist also fur Riemann die Prim des Molldreiklangs nicht der unterste sondern der oberste Ton Entsprechend ist beim Durdreiklang der Leitton zur Prim die kleine Untersekunde des untersten beim Molldreiklang die kleine Obersekunde des obersten Tons Das folgende Notenbeispiel aus Riemanns Handbuch der Harmonielehre zeigt einige Beispiele fur Leittonwechselklange mit der von der heutigen Bezeichnungsweise stark abweichenden Riemannschen Funktionssymbolik nbsp Riemann markierte die Leittonwechselklange durch Verschrankung der Symbole fur die jeweiligen Hauptfunktionen T D und S mit den Zeichen lt und gt wobei lt einen aufwartsfuhrenden und gt einen abwartsfuhrenden Leitton bedeutete Im Notenbeispiel losen sich die Leittone in die Prim der Ausgangsdreiklange auf wobei die liegenden Doppelpunkte den daruber bezifferten Ton als Auflosungsziel kennzeichnen wahrend die arabische Ziffer 1 fur die unten liegende Prim eines Durdreiklangs und die romische Ziffer I fur die oben liegende Prim eines Molldreiklangs steht Obwohl die Leittonwechselklange nur aus konsonanten Intervallen bestehen und satztechnisch als vollwertige Akkorde behandelt werden konnen erscheinen sie wegen der enthaltenen Leittone in bestimmten Zusammenhangen als auflosungsbedurftig und damit auffassungsdissonant Riemann nannte sie scheinkonsonant und verwendete manchmal auch den Terminus Scheinharmonie Verhaltnis und Verwendung von Gegen und Parallelklangen BearbeitenMit Ausnahme der Gegenklange mit leiterfremden Tonen Dominantgegenklang in Dur Subdominantgegenklang in Moll gibt es zu jedem Gegenklang einen zu einer anderen Funktion gehorenden Parallelklang der mit ihm ubereinstimmt Die Beziehungen zwischen Gegen und Parallelklangen im Einzelnen zeigt die folgende Tabelle Funktion in Dur Bsp in C Dur in Duridentisch mit in Moll Bsp in a Moll in Mollidentisch mit Tonikagegenklang Tg e g h III Stufe Dominantparallele Dp tG F A c VI Stufe Subdominantparallele sPDominantgegenklang Dg H d fis VII Stufe dG c e g III Stufe Tonikaparallele tPSubdominantgegenklang Sg A c e VI Stufe Tonikaparallele Tp sG B d f II StufeOb ein Akkord im konkreten Einzelfall als Gegen oder Parallelklang zu deuten ist hangt entscheidend davon ab welche Hauptfunktion er im jeweiligen Kadenzverlauf stellvertretend verkorpert Allgemein lasst sich sagen dass der Tonikagegenklang Tg tG von den Gegenklangen die haufigste Verwendung findet Ansonsten bestehen zwischen Dur und Moll erhebliche Unterschiede sodass eine getrennte Behandlung sinnvoll ist Verwendung in Dur Bearbeiten nbsp Kadenz in C Dur bei der Subdominante und Dominante durch Nebenfunktionen vertreten werden In Dur tritt die VI Stufe fast ausschliesslich als Tonikaparallele auf insbesondere vertritt sie die Tonika bei Trugschlusswendungen Die Verwendung als Subdominantgegenklang ist ausserst selten aber immerhin moglich wie das nebenstehende Kadenzbeispiel zeigt Die III Stufe fungiert in den meisten Fallen als Tonikagegenklang also als Stellvertreter der Tonika Ihre Verwendung in dominantischer Funktion als Dominantparallele ist moglich siehe nebenstehendes Beispiel kommt aber selten vor Die nahezu exotische Schlusswendung Dp T kann aber auch einen besonderen Reiz haben wie die Schlusskadenz der Bilder einer Ausstellung beweist Der Dominantgegenklang wird nur ausserst selten verwendet Verwendung in Moll Bearbeiten In Moll fungiert die VI Stufe hauptsachlich als Tonikagegenklang Dieser spielt in Moll kadenziell eine ahnliche Rolle wie in Dur die Tonikaparallele ist also z B auch Zielakkord bei Trugschlussen Die Verwendung als Subdominantparallele ist selten Die III Stufe tritt praktisch nur als Tonikaparallele auf als Vertreter der Dominante dG ist sie wegen des fehlenden Leitton ungeeignet 4 Der Subdominantgegenklang wird gerne als Neapolitaner verwendet Literatur BearbeitenChristoph Hempel Neue allgemeine Musiklehre 6 Auflage Schott Mainz 2008 ISBN 978 3 254 08200 8 Thomas Kramer Harmonielehre im Selbststudium 5 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 7651 0261 5 Diether de la Motte Harmonielehre 16 Auflage Barenreiter Kassel 2011 ISBN 978 3 7618 2115 2 Leittonwechselklang In Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 5 Koth Mystischer Akkord Aktualisierte Sonderausgabe Herder Freiburg im Breisgau u a 1987 ISBN 3 451 20948 9 S 93 Leittonwechselklang In Wilibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musiklexikon 12 Auflage Sachteil B Schott s Sohne Mainz 1967 S 514 Reinhard Amon Lexikon der Harmonielehre 2 Auflage Doblinger Wien 2015 ISBN 978 3 902667 56 4 Weblinks BearbeitenEverard Sigal Tonsatz leitereigene Dreiklange Abgerufen 17 Marz 2012 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Eigentlich Gegenparallelklang die Kurzform Gegenparallele hat sich jedoch allgemein durchgesetzt Vgl Everard Sigal Terzverwandtschaft Abgerufen am 17 September 2015 Gegenklange treten meist als Dreiklange in Erscheinung konnen aber theoretisch und in praktischen Einzelfallen auch mehr als drei Tone enthalten a b Hugo Riemann Handbuch der Harmonielehre 1920 S 80 ff Abgerufen 19 September 2015 Reinhard Amon Lexikon der Harmonielehre 2 Auflage Doblinger Wien 2015 ISBN 978 3 902667 56 4 S 210 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gegenklang amp oldid 232433276