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Dualismus auch harmonischer Dualismus bezeichnet in der Musiktheorie die Ansicht wonach der Dur und der Moll Dreiklang gleichrangige Kategorien sind 1 Demgegenuber vertreten sog monistische Theorien eine Vorrangstellung des Durdreiklangs von dem der Molldreiklang eine Ableitung sei etwa durch Trubung 2 der Terz des Durdreiklangs Gepragt wurde der Begriff von Arthur von Oettingen der fur das Harmoniesystem eine duale d h zweifaltig gegensatzliche Form der Entwickelung die in einem symmetrischen Bau aller Tongebilde und Klangfolgen sich kund thut gegeben sah 3 Demnach entstammen der Dur und der Molldreiklang Prozessen die einander entgegengesetzt sind Dies begrundet ihre Auffassung als Strukturen die sich symmetrisch zueinander verhalten 4 Als wichtige Vertreter dualistischer Theorien gelten neben Oettingen auch Moritz Hauptmann Hugo Riemann und Sigfrid Karg Elert Seit 1950 sind deren Ansatze in der deutschsprachigen Musiktheorie nur noch vereinzelt weiterverfolgt worden u a von Martin Vogel In der amerikanischen Musiktheorie hingegen gibt es in jungerer Zeit ein verstarktes Interesse an dieser Tradition 5 Inhaltsverzeichnis 1 Oettingen 2 Riemann 3 Quellen und Literatur chronologisch 4 Einzelnachweise 5 Siehe auchOettingen BearbeitenNach Hermann von Helmholtz ist der Molldreiklang weniger konsonant als der Durdreiklang 6 Dem halt Arthur von Oettingen entgegen dass der Molldreiklang nicht weniger sondern anders konsoniere Der Durakkord sei tonisch consonant wobei Oettingen Tonicitat eines Intervalls oder eines Akkords als deren Eigenschaft definiert als Klangbestandtheil eines Grundtons aufgefasst zu werden Der Mollakkord hingegen sei phonisch consonant da sein phonischer Oberton definiert als tiefster gemeinsamer Oberton der Bestandteile eines Intervalls oder Akkords mit dem Dreiklang konsoniere Umgekehrt aber sei der Durdreiklang phonisch dissonant da sein phonischer Oberton dissoniere wahrend der Molldreiklang tonisch dissonant sei 7 Mollakkorde bezeichnet Oettingen nach ihrem phonischen Oberton c es g erhalt bei ihm das Symbol g wobei g Hauptton es grosse Terz und c Quinte ist Einen Durakkord wie c e g bezeichnet er hingegen als c nbsp source Die Audiowiedergabe wird in deinem Browser nicht unterstutzt Du kannst die Audiodatei herunterladen Der tonische Grundton von c im Beispiel ist C da die Dreiklangstone als 4 5 und 6 Partialton dieses Tons aufgefasst werden Die Tone von g gelten als die Partialtone 10 12 und 15 des tonischen Grundtons As Der phonische Oberton von c ist h als 15 Partialton von c 12 Partialton von e und 10 Partialton von g Der phonische Oberton von g ist g als 6 Partialton von c 5 Partialton von es und 4 Partialton von g Riemann BearbeitenHugo Riemann leitet den Moll Dreiklang aus einer Untertonreihe ab die er als Spiegelung der Obertonreihe auffasst nbsp nbsp Lange hat Riemann die Uberzeugung vertreten dass eine solche Untertonreihe horbar sei 8 Gegen Ende seines Lebens hat er stattdessen eine psychologische Begrundung fur sie vorgelegt 9 Eine Konsequenz davon ist u a dass Riemann den Moll Dreiklang als Unterklang aus einer Prim Unterterz und Unterquinte zusammengesetzt denkt Den Klang a c e bezeichnet er somit als e Unterklang und ubernimmt von Oettingen das Symbol e der c Oberklang wird ebenfalls wie bei Oettingen als c oder schlicht als c bezeichnet 10 Die Unterquint eines Unterklangs gilt ihm aber trotzdem als dessen Grundton 11 Quellen und Literatur chronologisch BearbeitenMoritz Hauptmann Die Natur der Harmonik und Metrik Breitkopf und Hartel Leipzig 1853 online Hermann von Helmholtz Die Lehre von den Tonempfindungen als physiologische Grundlage fur die Theorie der Musik Vieweg Braunschweig 1863 online Arthur von Oettingen Harmoniesystem in dualer Entwicklung Studien zur Theorie der Musik Glaser Dorpat Leipzig 1866 online uberarbeitete zweite Auflage als Das duale Harmoniesystem Leipzig 1913 Hugo Riemann Musikalische Syntaxis Grundriss einer harmonischen Satzbildungslehre Breitkopf und Hartel Leipzig 1877 Hugo Riemann Vereinfachte Harmonielehre oder die Lehre von den tonalen Funktionen der Akkorde 1893 2 Auflage Augener London 1903 online Hugo Riemann Das Problem des harmonischen Dualismus Leipzig 1905 Hugo Riemann Ideen zu einer Lehre von den Tonvorstellungen In Jahrbuch der Musikbibliothek Peters 21 1914 S 1 26 Sigfrid Karg Elert Polaristische Klang und Tonalitatslehre Leipzig 1930 Dale Jorgenson A Resume of Harmonic Dualism In Music amp Letters 44 1963 S 31 42 Martin Vogel Hrsg Beitrage zur Musiktheorie des 19 Jahrhunderts Gustav Bosse Verlag Regensburg 1966 Daniel Harrison Harmonic Function in Chromatic Music A Renewed Dualist Theory and an Account of Its Precedents University of Chicago Press 1994 ISBN 9780226318097 Henry Klumpenhouwer Dualist tonal space and transformation in nineteenth century musical thought In Thomas Christensen Hrsg The Cambridge History of Western Music Theory Cambridge University Press Cambridge 2002 ISBN 978 0 521 62371 1 S 456 476 Alexander Rehding Hugo Riemann and the birth of modern musical thought Cambridge University Press Cambridge 2003 ISBN 978 0 521 09636 2 Edward Gollin Neo Riemannian Theory In Zeitschrift der Gesellschaft fur Musiktheorie 2 2 3 2005 S 153 155 online Andreas Jakubczik Der harmonische Dualismus von Arthur von Oettingen bis Martin Vogel GRIN Munchen 2005 ISBN 978 3 638 33969 8 Einzelnachweise Bearbeiten Klumpenhouwer 2002 S 459 Helmholtz 1863 S 451f Oettingen 1866 IV Siehe auch Jorgenson 1963 S 31 Harmonic dualism has been defined as a means of explaining the minor triad in a reverse sense from the explanation of the major triad Siehe z B Harrison 1994 und Gollin 2005 Helmholtz 1863 S 451f Oettingen 1866 S 32 33 45 Riemann 1877 S 121 Siehe dazu u a Rehding 2003 S 16 Riemann 1914 Riemann 1903 S 11 Riemann 1903 S 14 Siehe auch Elmar Seidel Die Harmonielehre Hugo Riemanns In Vogel Hrsg 1966 S 45 Bezeichnenderweise nennt Riemann den Bezugston Hauptton des Moll akkordes nie Grundton Siehe auch BearbeitenMollproblem Unterton Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dualismus Musiktheorie amp oldid 213662725