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Der Neapolitanische Sextakkord oder kurz Neapolitaner ist ein alterierter Akkord Der Quintton des Subdominantakkords wird durch den tiefalterierten Sextton ersetzt im abgebildeten Beispiel in a Moll der zweite Akkord d f b statt d f a Kadenz mit Neapolitanischem Sextakkord sn source source Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften Verwendung 1 1 Gewollte Satzfehler 1 2 Der Neapolitaner im vierstimmigen Satz 1 3 Harmonische Deutung 2 Geschichte 3 Beispiele 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEigenschaften Verwendung BearbeitenGewollte Satzfehler Bearbeiten Bei der Weiterfuhrung eines Neapolitanischen Sextakkords sn in die Dominante D entsteht im obigen a moll Beispiel ein verminderter Terzschritt b gis in der Oberstimme und der Querstand b Sopran h Tenor Beides sind streng genommen Satz fehler die jedoch hier toleriert werden weil sie gerade den Reiz der Verbindung sn D ausmachen und ihr eine besondere individuelle Farbung verleihen Deshalb wird der Neapolitaner auch als hervorstechender Klang Uberraschungsklang bei besonderen Hohepunkten des Musikstucks benutzt da sich die Kadenz durch ihn von der normalen Kadenz t s D t abhebt Sollen die genannten Satzfehler vermieden werden kann zwischen den Neapolitaner und die Dominante beispielsweise noch ein normaler Subdominantakkord d f a eingeschoben werden Der Neapolitaner im vierstimmigen Satz Bearbeiten Aufgrund des besonderen Zusammenhangs bei dem er zumeist in der klassischen Sextakkord Formation mit darauffolgender Dominante verwendet wird wird der Basston des Neapolitaners als Grundton wahrgenommen Aus diesem Grunde ist es moglich und ublich die Terz dieses Akkordes zu verdoppeln Abgesehen von den gewollten Satzfehlern wird der Neapolitanische Sextakkord wie eine Subdominante mit stellvertretender Sexte s6 behandelt Harmonische Deutung Bearbeiten In der Stufentheorie wird der Neapolitaner als Sextakkord der II Stufe mit tiefalteriertem Grundton II gedeutet Zwar entspricht diese Erklarung viel weniger dem Wesen des Akkords als seine eigentliche subdominantische IV Stufe Vorhaltsbildung aber aus der Deutung als Sextakkord der II Stufe ist die Namensgebung zu erklaren In der Funktionstheorie versteht man ihn nach Hugo Riemann als Leittonwechselklang der Subdominante bei dem die Quinte des Subdominantdreiklangs a durch ihren oberen Leitton b ersetzt ist In der grundstelligen Gestalt siehe unter Geschichte kann der Neapolitaner auch eine eigene Zwischendominante ausbilden Durch seine Grundstellung wirkt er abgeschwacht Er hat hier Subdominantmoll Funktion SDM Funktion In der Funktionstheorie wird er mit sN oder einfach N bezeichnet Den neapolitanischen Sextakkord kann man mit der Zwischendominante zur Moll Subdominanten vorbereiten also mit einer T7 s Tv s oder Ahnlichem Ein Beispiel in dem der sn mit einer solchen Zwischendominante vorbereitet wurde ist der Liebestraum Nr 3 von Franz Liszt Die Tv s steht im sechstletzten Takt der Neapolitaner selbst im darauffolgenden Der Neapolitaner kann auch wie eine Dominante oder Subdominante als Zwischenfunktion auftreten Man findet zum Beispiel in Brahms In stiller Nacht Takt 8 10 Es im Wechsel mit D7 Der Akkord Es Dur hat hier zwischen neapolitanische Funktion zum D7 In einer Analyse kann man ihn als N DG bezeichnen Der D7 als DG7 wiederum zielt elliptisch nach Gm dem Tonika Gegenklang Tg Im Jazz wurde man der grundstelligen Variante II die Chordscale Lydisch zuordnen der klassischen Sextvariante theoretisch Aeolisch In dieser Form findet er jedoch im Jazz kaum Verwendung Geschichte BearbeitenDie fruheste Quelle fur den Namen Neapolitan Sixth ist der Traktat Elements of Musical Composition 1812 des englischen Komponisten und Musikgelehrten William Crotch Offenbar gab Crotch dem Akkord seinen Namen wegen seiner haufigen Verwendung in der Musik der neapolitanischen Komponisten Alessandro Scarlatti und Giovanni Battista Pergolesi obwohl er sich in der Musik des 18 Jahrhunderts auch in zahlreichen Werken ausserhalb der Neapolitanischen Schule nachweisen lasst insbesondere bei Johann Sebastian Bach Der Akkord wurde uberwiegend in Molltonarten verwendet und diente durch seine strukturelle Nahe zum phrygischen Modus der Darstellung von Affekten wie Leid Trauer und Schmerz Eine fruhe Verwendung findet sich im wehklagenden Schluss des Oratoriums Jephte von Carissimi 1645 1 Aber auch Carlo Gesualdo verwendete ihn schon 1595 in der Schlusskadenz seines Madrigale Languisco e moro 2 Seine eigentliche Blutezeit erlebte der Akkord im Hochbarock Bach Handel und in der Wiener Klassik Haydn Mozart Beethoven Schubert Ab der Romantik wurde der Neapolitaner auch in Dur Tonarten verwendet sn Dazu wird nicht nur die Sexte der Subdominante sondern auch die Terz tiefalteriert In der spateren Musikgeschichte wird der Klang auch als grundstelliger Dreiklang b d f verwendet und in dieser Form verselbststandigter Neapolitaner genannt Beispiele BearbeitenJohann Sebastian Bach Passacaglia c Moll BWV 582 Fermate in Takt 285 auf Des Dur Johann Sebastian Bach Praludium es Moll BWV 853 In Takt 26 nach es Moll Akkord ein Fes Dur Sext Akkord Ludwig van Beethoven Mondscheinsonate opus 27 2 erster Satz in cis Moll Takt 3 D Dur Takt 21 G Dur bei der Modulation nach fis Moll und Takt 50 erneut D Dur Joseph Haydn Missa brevis Sancti Joannis de Deo in B Dur Hob XXII 7 Agnus Dei Takt 23 Des Dur in der Modulation nach c Moll Franz Liszt Liebestraume Notturno Nummer 3 in As Dur funftletzter Takt A Dur Franz Schubert Klaviersonate Nummer 21 in B Dur D 960 erster Satz Durchfuhrung in cis Moll Takt 128 und 129 D Dur Literatur BearbeitenChristoph Hempel Neue allgemeine Musiklehre 6 Auflage Schott Mainz 2008 1997 ISBN 978 3 254 08200 8 S 187 Thomas Kramer Harmonielehre im Selbststudium 5 Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2009 1991 ISBN 978 3 7651 0261 5 S 130 139 Robert Lang Entstehung und Tradition des Begriffs Neapolitan sixth In Die Musikforschung 1999 3 S 306 317 Diether de la Motte Harmonielehre 16 Auflage Barenreiter Kassel 2011 1976 ISBN 978 3 7618 2115 2 S 88 92 Wieland Ziegenrucker ABC Musik Allgemeine Musiklehre Neuausgabe Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 7651 0309 4 S 177 178 Weblinks BearbeitenUber die Wirkung des Neapolitanischen Sextakkords William Drabkin Neapolitan sixth chord In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Everard Sigal Alteration der Subdominante Abgerufen am 16 September 2015 http www musikanalyse net tutorials neapolitaner Zuletzt abgerufen am 25 Juli 2016 Einzelnachweise Bearbeiten Diether de la Motte Harmonielehre 16 Auflage Barenreiter Kassel 2011 ISBN 978 3 7618 2115 2 S 89 90 Uber die Wirkung des Neapolitanischen Sextakkords a Moll online abgerufen am 12 Januar 2013 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neapolitanischer Sextakkord amp oldid 237565966