www.wikidata.de-de.nina.az
Unter der Alteration lateinisch alteratio Umstellung Veranderung Bewegung versteht man in der klassischen Harmonielehre das chromatische Verandern Versetzen von Tonen innerhalb eines Akkordes Akkordbestandteile werden verandert somit der Klang und ggf die Funktion des entsprechenden Akkords Dies kann nach unten tiefalteriert gt oder nach oben hochalteriert lt geschehen Alterationen werden vor allem verwendet um mehr Farbe und Abwechslung in den harmonischen Verlauf zu bringen Durch die Veranderung der Akkordfunktion und evtl Mehrdeutigkeiten eignen sie sich auch fur Modulationen da die alterierten Tone oft als neue Leittone einer anderen Tonart empfunden werden Alterierte Tone fallen im Notenbild durch entsprechende Versetzungszeichen ggf auch Auflosungszeichen auf dies sind aber keine eindeutigen Erkennungszeichen da dies z B auch fur Zwischendominanten gilt Inhaltsverzeichnis 1 Arten 1 1 Tiefalterieren 1 2 Hochalterieren 1 3 Disalteration Tonspaltung 2 Alterierung von Akkordbestandteilen 2 1 Grundton und Terz 2 2 Quinte 2 3 Septime 2 4 Subdominantsext 3 Betrachtungsweisen 4 Einzelnachweise 5 Literatur 6 WeblinksArten BearbeitenTiefalterieren Bearbeiten Tiefalterieren bezeichnet die Verschiebung eines Tones innerhalb einer Harmonie um einen Halbtonschritt nach unten Im Symbol wird der veranderte Ton mit einem gt bezeichnet z B C gt 5 Quinte 5 uber dem C wurde tiefalteriert C E G C E Ges Das Zeichen sagt dabei aber nichts uber die Art eines evtl Versetzungszeichen aus oder etwa dass es sich um eine verminderte Quinte handeln wurde lediglich dass der ursprungliche leitereigene Ton vermindert wurde In der Notation kann dies je nach Kontext Tonart Vorzeichnung sowohl durch ein entsprechendes Versetzungszeichen als auch durch ein Auflosungszeichen angezeigt sein So wird bspw aus C ein Ces aus Ges ein Geses aber aus Cis bzw C ein C Hochalterieren Bearbeiten Hochalterieren bezeichnet die Verschiebung eines Tones um einen Halbtonschritt nach oben Das hierfur verwendete Zeichen ist das lt also z B C5 lt C E G C E Gis Auch hier lasst sich nicht unmittelbar ein Vorzeichen ableiten Disalteration Tonspaltung Bearbeiten Disalteration bezeichnet gleichzeitiges Hoch und Tiefalterieren eines Tones Das ist prinzipiell nur moglich wenn betreffender Ton im Akkord doppelt vorhanden ist 1 In der Bezeichnung werden beide Alterationen extra angegeben z B C5 gt 5 lt ges c e gisAlterierung von Akkordbestandteilen BearbeitenAusser leitereigenen Tonen konnen in Akkorden chromatische Veranderungen Alterationen vorkommen Stets handelt es sich um Dissonanzen die sich leittonig d h im Halbtonschritt auflosen wollen Ein durch Kreuzvorzeichen erhohter Ton tendiert nach oben ein durch Be Versetzungszeichen erniedrigter Ton tendiert nach unten Bewegungsenergie und Farbe sind in alterierten Akkorden besonders stark Die meisten alterierten Akkorde sind Dominanten Im 19 Jahrhundert werden die Alterationen immer komplizierter und die Akkorde mehrdeutig Prinzipiell kann jeder Akkordbestandteil alteriert werden inkl charakteristischer Zusatztone Oftmals ist es eine Konventionsfrage bzw stilabhangig ob man von einer Alterierung spricht Je nach Quelle lassen sich selbst fur die klass Harmonielehre durchaus verschiedene Sichtweisen finden Folgendes bezieht sich auf die Harmonielehre von Jurgen Ulrich 2 Nach klassischer Lehrmeinung konnen nur Durakkorde alteriert werden Mollakkorde sind von sich aus klangreicher aber harmonisch weniger eindeutig so dass durch eine solche Veranderung deren harmonische Funktion verloren ginge Grundton und Terz Bearbeiten Durch die Alteration soll der Akkord harmonisch eingefarbt werden er wird verandert bleibt aber als Akkord erhalten Deswegen konnen Grundton und Terz nicht alteriert werden Durch Alteration des Grundtones ginge der gesamte Akkordaufbau verloren da sich ein Akkord als Terzschichtung uber seinem Grundton aufbaut somit ein Akkord uber einem anderen Ton also ein vollig anderer Akkord entsteht Auch die Terz eignet sich nicht hier verandert sich entweder das Tongeschlecht Dur Moll oder die Tone erscheinen aufgrund der Horgewohnheit als Vorhalt z B C Dur C E G C Es G c Moll C F G Quartvorhalt auf C Dur 3 Quinte Bearbeiten Die Quinte ist der am haufigsten alterierte Ton Er kann hoch und tiefalteriert werden Ein Akkord mit hochalterierter Quinte wirkt immer dominantisch Jeder Nicht Dominant Akkord wird somit zur Zwischendominante Normalerweise erscheint sie in der Oberstimme Die tiefalterierte Quinte liegt normalerweise in der Unterstimme und kommt somit in Akkordtypen vor bei denen die Quinte im Bass liegt und die dominantische oder doppeldominantische Funktion haben Beispiel ubermassiger Terzquartakkord Septime Bearbeiten Alterationen der Septime kommen relativ selten vor und dienen meist dazu chromatische Verbindungen zu anderen Spannungsklangen herzustellen Oft entstehen bei Alterationen der Sept Akkorde die bei enharmonischer Verwechslung mit bekannten Akkorden identisch sind aber andere funktionale Bedeutungen haben und andere Auflosungen erfordern tiefalterierte Sept im verminderten Septakkord ein der ersten Umkehrung eines Dominantseptakkords klanggleicher Akkord entsteht hochalterierte Sept im verminderten Septakkord klanggleich mit einem halbverminderten Septakkord tiefalterierte Sept im grossen Septakkord ergibt einen Dominantseptakkord tiefalterierte Sept im Dominantseptakkord klanggleich einem Dur Dreiklang mit Sixte ajoutee nbsp Beispiel fur eine tiefalterierte Sept Anhoren Der alterierte Akkord im nebenstehenden Notenbeispiel entsteht formal aus einem Dominantseptakkord auf H durch Tiefalteration des a zum as und wird hier in dominantischer Funktion in eine C Dur Umgebung eingebettet Die ansonsten verponten Quintparallelen sind hier unvermeidlich und tolerabel Die dominantische Funktion ist aber stark verschleiert und um sie zu erklaren musste man diesen Akkord herleiten vom Septakkord der VII Stufe in C Dur der ja in der Funktionstheorie als verkurzter Dominantnonenakkord mit fehlendem Grundton verstanden wird In diesem Akkord bleibt aber nur das h von Alteration verschont d und f werden hoch a wird tiefalteriert Subdominantsext Bearbeiten Der Neapolitanische Sextakkord entsteht durch Tiefalteration der grossen Sext des Sextakkords der Moll Subdominante Subdominante mit Sexte statt Quinte Betrachtungsweisen BearbeitenDie Verwendung der Durdominante in Moll gilt nicht als Alteration obwohl letztlich die kleine Terz hochalteriert wurde um einen Leitton zu erhalten Dies lasst sich dadurch erklaren dass diese erhohte 7 Stufe zum Tonvorrat von Moll gerechnet wird Hier spricht man auch von einer uneigentlichen Alteration 4 Zur Bildung von Zwischendominanten muss bei leitereigenen Mollakkorden der Durtonleiter jedoch ebenfalls die Terz hinauf alteriert werden Der so erhaltene Ton ist leiterfremd und damit eine eigentliche Alteration 4 Zwischendominanten sind jedoch so gelaufig dass sie vermutlich aus diesem Grund nicht als Alteration betrachtet werden In den unterschiedlichen Stilistiken vor allem neuerer Musik ist die Alteration einzelner Akkordtone bzw Skalenbestandteile durchaus gebrauchlich und auch die Bezeichnung als solche sogar namensgebend z B Alterierte Skala So ist etwa im Jazz die hochalterierte Septime Major7 bei Moll Akkorden sowie beim Blues die tiefalterierte Terz vertreten Einzelnachweise Bearbeiten Reinhard Amon Lexikon Harmonielehre Nachschlagewerk zur durmolltonalen Harmonik mit Analysechiffren fur Funktionen Stufen und Jazz Akkorde Doblinger u a Wien u a 2005 ISBN 3 900695 70 9 S 30 Jurgen Ulrich Harmonielehre fur die Praxis 2008 S 85 ff Gerade bei der Terz ist diese Ansicht aber durchaus anfechtbar siehe auch Abschnitt Betrachtungsweisen a b Reinhard Amon Lexikon Harmonielehre Nachschlagewerk zur durmolltonalen Harmonik mit Analysechiffren fur Funktionen Stufen und Jazz Akkorde Doblinger u a Wien u a 2005 ISBN 3 900695 70 9 S 29 Literatur BearbeitenJurgen Ulrich Harmonielehre fur die Praxis Schott Mainz u a 2008 ISBN 978 3 7957 8738 7 Weblinks BearbeitenAlterierte Dominanten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alteration Musik amp oldid 235990827