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In der Musiktheorie bezeichnet das Wort Modulation den vorbereiteten Ubergang von einer Ausgangstonart in eine andere Grundtonart und damit auch den Ubergang zu einem neuen tonalen Zentrum Tonika Wird die Zieltonart durch eine Kadenz befestigt so spricht man von einer echten Modulation Eine Modulation die ohne abschliessende Kadenz auftritt und nicht aus der ursprunglichen Tonart herausfuhrt wird als Ausweichung bezeichnet Geschieht der Tonartwechsel ohne vorbereitende oder uberleitende Schritte so spricht man von einer Ruckung Eine Reihe von unmittelbar hintereinander stattfindenden Modulationen mit oder ohne Festigung temporarer tonaler Zentren nennt man eine Modulationskette Die Modulation gilt als eines der wichtigsten Handwerkszeuge bei der Komposition tonaler Musik und als wichtiges Element der Musikwissenschaft Vertiefende Kenntnisse uber Modulationsvorgange und techniken vermittelt ein Musikstudium in den Fachern Tonsatz bzw Harmonielehre Modulationen erkennt man notationstechnisch am Auftreten der fur die Zieltonart notigen Versetzungszeichen Akzidenzien im Verlauf des Musikstucks Bei einem langerdauernden Tonartwechsel werden ublicherweise in der Nahe der Modulation auch die Vorzeichen geandert direkt davor wird in der Regel ein Doppelstrich gesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Modulationstechniken 1 1 Diatonische Modulation 1 1 1 1 Beispiel Von D Dur nach A Dur Dominantmodulation 1 1 2 2 Beispiel Von F Dur nach a Moll Tonikaparallele 1 2 Enharmonische Modulation 1 2 1 Beispiel 1 2 2 Ausfuhrlichere Erklarung 1 3 Chromatische Modulation 1 4 Modulation durch Sequenz 1 5 Tonzentrale Einfuhrung 2 Modulation in der Melodiefuhrung 3 Weblinks 4 Literatur 5 AnmerkungenModulationstechniken BearbeitenFolgende Modulationstechniken werden unterschieden Diatonische Modulation Chromatische Modulation Enharmonische Modulation Modulation durch Sequenz Tonzentrale EinfuhrungSamtliche unten angegebenen Beispiele dienen jedoch nur als Material und Mittel fur den Kompositionsprozess der nicht zwangslaufig von diesen Regeln gelenkt werden muss Sie bereitet den Zuhorer auf den nachsten Teil des Stuckes vor Die deutlich voneinander abgesetzte Kombination mehrerer Modulationstechniken ist ebenso moglich wie ein allmahlicher Ubergang Zunachst wird die Ausgangstonart gefestigt Dies kann durch eine Kadenz oder einfache Dominant Tonika Verbindungen geschehen Es folgt der eigentliche Modulationsschritt der Ubergang zur Zieltonart Schliesslich wird die Zieltonart bestatigt wenn es sich um eine echte Modulation handelt Diatonische Modulation Bearbeiten Bei der diatonischen Modulation macht man sich die Tatsache zunutze dass verschiedene Tonarten gemeinsame Dreiklange haben Diese Dreiklange werden als Vermittler zwischen den Tonarten herangezogen 1 Beispiel Von D Dur nach A Dur Dominantmodulation Bearbeiten source source Hier erklingt zunachst eine D Dur Kadenz mit den Funktionen Tonika Dominante Tonika Die Dominante von D Dur im zweiten Takt wird umgedeutet als Tonika von A Dur Diese Tonart wird dann gefestigt durch die A Dur Kadenz Tonika Subdominante Dominante Tonika Der Satz konnte nun in A Dur weitergefuhrt werden oder zu weiteren Modulationen fortschreiten hier kehrt er nach der Pause mit der D Dur Kadenz Tonika Subdominante Dominante Tonika zur Ausgangstonart zuruck Diese Dominantmodulation ist die haufigste aller Modulationen Sie ist als eine Form der Ausweichung so haufig dass die Dominante der Dominante als Doppeldominante oder kurz DD bezeichnet wird Damit konnen die Funktionen der Akkorde im Beispiel auch folgendermassen beschrieben werden D Dur T D T D T DD D T S D T 2 Beispiel Von F Dur nach a Moll Tonikaparallele Bearbeiten source source Hier erklingt zunachst ein F Dur Akkord diese Tonart konnte man noch durch eine Kadenz T S D T festigen was hier aber nicht ausgefuhrt ist Der zweite Akkord D F A D ist die Tonikaparallele Tp von F Dur er wird im Folgenden umgedeutet zur Subdominante von a Moll Der d Moll Dreiklang lasst sich daher als Modulator zwischen F Dur und a Moll verwenden Der Funktionswechsel dieses Dreiklangs wird fur den Zuhorer erst im Nachhinein plausibel wenn ihm eine Kadenz oder wenigstens eine Dominant Tonika Verbindung in der Zieltonart a Moll nachfolgt Enharmonische Modulation Bearbeiten Bei der enharmonischen Modulation findet eine harmonische Umdeutung statt indem Noten eines Klanges enharmonisch verwechselt werden wodurch sich die Auflosungstendenzen des Akkordes verandern Haufig wird hierfur der verminderte Septakkord eingesetzt da dieser sich vielfaltig umdeuten lasst Auch der gewohnliche Dominantseptakkord auf der 5 Skalenstufe wird gerne zur enharmonischen Modulation benutzt indem er z B zum klangtechnisch identischen aber von den Auflosungstendenzen unterschiedlichen ubermassigen Quintsextakkord umgedeutet wird Beispiel Bearbeiten source source Hier wird die enharmonische Modulation anhand des verminderten Septakkordes auf der 7 Skalenstufe bzw verkurzten Dominantseptakkord verkurzt ohne Akkordgrundton mit kleiner None der D7 9 das durchgestrichene D soll anzeigen dass der Grundton fehlt erklart Anders als bei der diatonischen Modulation wird dieser Akkord hier nicht funktional umgedeutet sondern bleibt stets Dominante Jedoch lassen sich seine Tone so umdeuten dass er zur Dominante einer anderen Tonart wird Die Dominante in C Dur wird umgedeutet in eine Dominante in A Dur Ausfuhrlichere Erklarung Bearbeiten Ausgangspunkt ist eine gewohnliche T D7 T Verbindung in Stufen I V I und konkret in unserer Beispieltonart C Dur die Akkorde C G7 C Der Dominantseptakkord D7 in der Tonart C Dur besteht aus G Akkordgrundton H Terz D Quinte F Septime Hier ist der D7 aus Grunden der Stimmfuhrung als Terzquartakkord angeordnet am Tonmaterial des Dominantklangs andert sich also nichts es bleibt bei der nicht umdeutbaren Funktion Dominante zu C Eine Hochalteration mit darauffolgender enharmonischer Umdeutung des Grundtons g zur kleinen None as macht jedoch aus dem D7 einen D7 9 der auch unter den Bezeichnungen Dv v von vermindert sowie ganzverminderter Septakkord bekannt ist und die Fahigkeit besitzt als Dominante von vier verschiedenen Tonarten auftreten zu konnen siehe weiter unten Nach dieser Massnahme hat man es ganz unabhangig davon ob man diesen Klang tatsachlich zur Modulation einsetzen mochte oder nicht zunachst einmal mit einer Dominante zu tun die etwas scharfer zwingender und dramatischer klingt als der gewohnliche D7 D Quinte F Septime As kleine None anstelle des Akkordgrundtons G H Terz Ein Dominantseptakkord D7 tendiert zur Auflosung in die Tonika Wahrend die Septime des D7 Auflosungsbestrebungen um einen Halbtonschritt nach unten auf die Terz des Tonikadreiklangs hier von F nach E zeigt strebt die Terz des D7 als Leitton um einen Halbtonschritt nach oben auf den Grundton der Tonart hier von H nach C Die Frage warum der D7 9 noch spannungsreicher klingt als der gewohnliche D7 lasst sich so beantworten Mit der kleinen None ist der Tritonusgehalt auf 2 angestiegen und auch dieser Ton strebt in eine bestimmte Richtung namlich um einen Halbton nach unten auf die Quinte des Tonikadreiklangs hier von As nach G Der Grund dafur dass der D7 9 als Dominante von vier verschiedenen Tonikadreiklangen dienen kann liegt darin dass der Abstand zwischen einem beliebigen Akkordton und dessen Nachbarn immer gleich einer kleinen Terz ist Daher konnen die Akkordtone ihre Rollen tauschen ohne den Akkord seines dominantischen Charakters zu berauben Jeder Akkordton kann kleine None Terz Quinte oder Septime sein Ein solcher Rollentausch bewirkt auch eine Veranderung der Zieltonart also genau das was eine Modulation leisten soll In gleichstufiger Stimmung source source In reiner Stimmung 1 source source In diesem Beispiel wird die Dominante von C Dur reprasentiert vom D7 9 zur Dominante von A Dur umgedeutet Zunachst besteht sie aus den Tonen D Quinte F Septime As kleine None anstelle des Akkordgrundtons G H Terz die sich auch nicht andern Sie spielen nach ihrer Umdeutung jedoch andere Rollen und werden nun auch teils anders bezeichnet D Septime F kleine None anstelle des Akkordgrundtons E Gis Terz das ehemalige As H Quinte Besonderes Augenmerk verdient hier der Ton As Gis Als As als kleine None uber G zeigte er Auflosungsbestrebungen hinunter zum G hin zur Quinte der Tonika von C Dur Als Gis als Terz uber E wirkt er hingegen als Leitton der zum Grundton der neuen Tonika A Dur Dreiklang tendiert Die enharmonische Modulation ist eine sehr elegante Methode die Tonart schnell zu wechseln In folgendem Beispiel wechselt die Tonart des Weihnachtsliedes O du frohliche mittels D7 9 von Es Dur nach D Dur Mit einem Schlag ist die Entfernung von immerhin 5 Quintschritten uberbruckt source source Hier wird der umgedeutete Akkord jedoch nicht als direkte Dominante zur gewunschten Zieltonart D Dur verwendet sondern als Doppeldominante also als Dominante der Dominante zur eigentlichen Zieltonart D Dur Chromatische Modulation Bearbeiten Bei der Chromatischen Modulation werden Stammtone alteriert um schrittweise Stammtone der Zieltonart zu erreichen Oft handelt es sich bei den alterierten Tonen um Leittone So auch hier source source Dieses Beispiel zeigt eine chromatische Modulation von C Dur nach a Moll Zu Beginn steht eine gewohnliche Kadenz in C Dur allein nur um zu verdeutlichen dass wir uns zunachst in C Dur befinden Nachdem die Tonika wieder erreicht ist erscheint sie ein zweites Mal nun aber nicht mehr mit Quinte G sondern mit Quinte Gis Das ist nur eine kleine Anderung jedoch mit grosser Wirkung das gis wirkt als Leitton und strebt zum A Einer sofortigen Kadenzierung in Richtung a Moll steht daher nichts mehr im Wege Eine zweite Kadenz blaue Farbe festigt und bestatigt die neue Tonart a Moll Ein weiteres Beispiel soll zeigen dass die chromatische Modulation auch ohne Leittonwirkung funktioniert Ausgangstonart ist a Moll Zieltonart ist g Moll source source Auch hier stellt zunachst eine Kadenz die Ausgangstonart sicher Sodann erscheint die Tonika zweimal einmal normal und dann mit tiefalterierter Quinte aus e wird es Dieser Klang liesse sich gleich mehrfach deuten wir aber nehmen ihn als Subdominante mit hinzugefugter Sexte C Es G A wobei das G fehlt und fuhren ihn zur Tonika der Zieltonart erscheint aus stimmfuhrungstechnischen Grunden mit Terz im Bass Die anschliessende Kadenz fuhrt endgultig auf g Moll hin eine zusatzliche Kadenz in blauer Farbe festigt die neue Tonart g Moll Modulation durch Sequenz Bearbeiten Vor allem in barocken Stucken findet man Modulationen die durch tonale Quintfallsequenzen erreicht werden Nach der Reihenfolge der Tonarten im Quintenzirkel werden wahrend der Sequenz die charakterisierenden Vorzeichen einer Tonart verandert Ausgehend von der Tonart C Dur ohne Vorzeichen wird auf dem Weg zu A Dur drei Kreuze zuerst das Fis danach das Cis danach Gis hinzugefugt Ebenso geschieht das mit der Tonart Es Dur die drei B als Vorzeichen verwendet Zuerst wird das B zugefugt danach das Es danach das As Will man von einer Kreuztonart in eine B Tonart modulieren werden zuerst die Kreuze nach und nach abgebaut danach in der ublichen Reihenfolge die Bs erganzt Von G Dur aus nach Es Dur ware also zuerst das Fis zum F zu machen danach das H zum B danach das E zum Es danach das A zum As Bei der Modulation durch Sequenz ist zu beachten dass vor allem in den Molltonarten eine Kadenz vor und nach dem Modulationsvorgang zur akustischen Verdeutlichung der Ausgangs und Zieltonart notig ist Ausserdem kann die Modulation in weiter entferntere Tonarten durchaus mehr Zeit in Anspruch nehmen als es fur die Komposition gut ist Theoretisch kann man auf diese Weise durch den ganzen Quintenzirkel modulieren immer eine Tonart nach der anderen praktisch ist diese Moglichkeit durch Tastatur u a begrenzt Tonzentrale Einfuhrung Bearbeiten Als ein weiteres besonders einfaches Mittel vom Wechsel zwischen zwei Tonarten gilt die tonzentrale Einfuhrung einer neuen Tonart Dabei wird ein Ton aus dem Akkord der Ausgangstonart gehalten oder stetig wiederholt um danach als Ton innerhalb eines neuen Akkordes zu erscheinen Dabei kann der neue Akkord auch einen sehr weiten Abstand zum Akkord der Ausgangstonart haben denn durch das Fehlen jeglicher anderer Bezugstone ist die vorige Tonart vorubergehend aufgehoben Musikalisch findet man vor solchen Stellen manchmal ein ritardando um den Eintritt der neuen Tonart umso deutlicher zu machen Die Zieltonart muss nach der Modulation durch eine Kadenz mit charakteristischen Kon und Dissonanzen gefestigt werden In diesem Beispiel bestimmt der Ton g das Geschehen Im Sopran wird er in gleichmassigem Rhythmus stets Achtelnoten stetig wiederholt im Bass erscheint ebenfalls ausschliesslich G hier jedoch mit einem sich stetig wiederholenden rhythmischen Motiv punktierte Viertel Achtel Viertel Das g in den Aussenstimmen wirkt wie eine Leinwand auf die das harmonische Geschehen aufgetragen wird G ist der rote Faden in einer zusammenhanglosen Folge von Akkorden Entfernung g Moll e Moll 3 Quintschritte Entfernung e Moll Es Dur 4 Quintschritte Entfernung Es Dur C Dur 3 Quintschritte Modulation in der Melodiefuhrung BearbeitenBei vielen Volksliedern oder Choralen wird schon durch die Melodiefuhrung eine Modulation vorgegeben 2 Beispiel source source Die Modulationsbeschreibung hier ist nur ein Beispiel welche Modulation erwartet werden kann Im mehrstimmigen Satz hat ein Komponist viele Moglichkeiten die Harmonien zu deuten Weblinks BearbeitenModulation von Markus Gorski auf Lehrklange de Ulrich Kaiser Was ist eine Modulation Tutorial auf Musikanalyse netLiteratur BearbeitenHeinz Acker Modulationslehre Ubungen Analysen Literaturbeispiele Barenreiter Kassel 2009 ISBN 9783761821268 Reinhard Amon Lexikon der Harmonielehre Nachschlagewerk zur durmolltonalen Harmonik mit Analysechiffren fur Funktionen Stufen und Jazz Akkorde Doblinger u a Wien u a 2005 ISBN 3 900695 70 9 Christoph von Blumroder Modulatio Modulation In Handworterbuch der musikalischen Terminologie Bd 4 hrsg von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmuller Schriftleitung Markus Bandur Steiner Stuttgart 1972 2006 online Michael Dachs Paul Sohner Harmonielehre Band 1 16 Auflage neu bearbeitet und erganzt Kosel Munchen 2005 ISBN 3 466 30013 4 Michael Dachs Paul Sohner Harmonielehre Band 2 10 unveranderte Auflage Kosel Munchen 2005 ISBN 3 466 30014 2 Doris Geller Modulationslehre Breitkopf und Hartel Wiesbaden u a 2002 ISBN 3 7651 0368 3 Clemens Kuhn Modulation kompakt Erkunden Erleben Erproben Erfinden Barenreiter Kassel 2013 ISBN 978 3 7618 2334 7 Anmerkungen Bearbeiten In reiner Stimmung andert sich das As im zweiten Akkord zum Gis im 3 Akkord 41 Cent fast ein halber Halbton tiefer In gleichstufiger Stimmung erklingen As und Gis in derselben Hohe Da es sich hierbei nur um ein kurzzeitiges Verlassen der vorgegebenen Tonart handelt spricht man auch von Ausweichung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Modulation Musik amp oldid 231318563