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Ausweichung bezeichnet in der Musiktheorie seit Beginn des 18 Jahrhunderts den Ubergang von einer Tonart in eine andere 1 Um 1850 wird der bis dahin mehrdeutige Begriff Modulation ebenfalls auf diese Bedeutung verengt so dass beide Begriffe gleichbedeutend werden Gegen Ende des 19 Jahrhunderts wird der Begriff Ausweichung seinerseits verengt und bedeutet seitdem das kurzzeitige Verlassen einer herrschenden Tonart ohne dass die dadurch beruhrte andere Tonart mittels einer Kadenz befestigt wird 2 Inhaltsverzeichnis 1 Heinrich Christoph Koch 1 1 Zufallige Ausweichung 1 2 Durchgehende Ausweichung 1 3 Formliche Ausweichung 2 Quellen und Literatur chronologisch 3 EinzelnachweiseHeinrich Christoph Koch BearbeitenZu Beginn des 19 Jahrhunderts differenziert Heinrich Christoph Koch zwischen zufalliger durchgehender und formlicher Ausweichung 3 Zufallige Ausweichung Bearbeiten Eine zufallige Ausweichung liegt demnach vor wenn eine Melodie die sich ausschliesslich leitereigener Tone bedient mit einer Begleitung versehen wird die auch auf Material einer oder mehrerer anderer Tonarten zuruckgreift Im folgenden Beispiel 4 werden die Tone d und c in der Melodie einerseits als 2 und 1 Stufe in der herrschenden Tonart C Dur gedeutet a andererseits durch den Leitton gis und das a in der Begleitung als 4 und 3 Stufe in a Moll b nbsp Durchgehende Ausweichung Bearbeiten Eine durchgehende Ausweichung liegt dann vor wenn eine neue Tonart durch ihren charakteristischen Ton bei Kreuz Tonarten die 7 Stufe Leitton bei Be Tonarten die 4 Stufe in den Beispielen rot markiert in der Melodie zwar angezeigt wird eine Kadenz jedoch erst nach Zuruckkehren in die Ausgangstonart c oder in einer weiteren Tonart stattfindet d die dem Beispiel hinzugefugte Bassstimme dient der Veranschaulichung nbsp nbsp Ausserdem sei beim Uebergange in eine andere Tonart vermittelst durchgehender Ausweichungen noch zu bemerken dass dabey zugleich sehr oft verschiedene Arten der Transposition gebraucht werden 5 die sich z B als Monte e oder Fonte f aussern nbsp nbsp Formliche Ausweichung Bearbeiten Wird eine neue Tonart entweder durch Schlussbildung in derselben bestatigt oder anderweitig ausgebreitet 6 spricht Koch von einer formlichen Ausweichung source source Franz Schubert Sonatine in g Moll D 408 1 Satz Denes Zsigmondy Violine Anneliese Nissen Piano So wird beispielsweise in Takt 18 des 1 Satzes der Sonatine in g Moll D 408 von Franz Schubert die Paralleltonart B Dur erreicht und langere Zeit beibehalten Quellen und Literatur chronologisch BearbeitenJohann David Heinichen Der General Bass in der Composition Dresden 1728 online Heinrich Christoph Koch Versuch einer Anleitung zur Composition Bd 2 Adam Friedrich Bohme Leipzig 1787 online Heinrich Christoph Koch Musikalisches Lexikon Johann Andre Offenbach am Main 1802 online Heinrich Christoph Koch Kurzgefasstes Handworterbuch der Musik Johann Friedrich Hartknoch Leipzig 1807 online Christoph von Blumroder Modulatio Modulation In Handworterbuch der musikalischen Terminologie Bd 4 hrsg von Hans Heinrich Eggebrecht und Albrecht Riethmuller Schriftleitung Markus Bandur Steiner Stuttgart 1983 online Stephan Zirwes Von Ton zu Ton Die Ausweichung in den musiktheoretischen Schriften des 18 Jahrhunderts Barenreiter Kassel u a 2018 ISBN 978 3 7618 7177 5 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl z B Heinichen 1728 S 761 Vgl Von Blumroder 1983 S 14 f Vgl Koch 1787 S 188 Koch 1802 Sp 202 Koch 1807 S 43 Koch 1802 Sp 855f Koch 1802 Sp 208 wenn man in eine andere Tonart ubergehet und in derselben entweder eine Periode schliesst oder sich doch wenigstens einige Zeit in derselben aufhalt Koch 1802 Sp 203f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ausweichung amp oldid 220079571