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Dieser Artikel behandelt die Dominante in der Musiktheorie zu anderen Bedeutungen siehe Dominante Begriffsklarung Dominante franzosisch note dominante Adj oder einfach dominante Subst von lateinisch dominans Part Pra von dominare herrschend beherrschend vorherrschend italienisch u spanisch dominante englisch dominant bezeichnet in der Harmonielehre sowohl die funfte Stufe einer Dur oder Moll Tonleiter als auch die Funktion aller darauf basierenden Akkorde Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Dominantspannung 2 1 In Dur 2 2 In Moll 2 3 Moglichkeiten zur Verstarkung der Dominantspannung 2 3 1 Dominantseptakkord 2 3 2 Weitere dominantische Akkorde 3 Stufen und Funktionstheorie Jazz 4 Geschichte 5 Literatur 6 FussnotenAllgemeines BearbeitenDie Dominante auch Oberdominante genannt ist der funfte Ton einer Tonart Sie liegt eine Quinte uber der Tonika und bildet zusammen mit dieser und der Subdominante auch Unterdominante genannt eine der drei Hauptstufen bzw Hauptfunktionen der tonalen Harmonik Im Rahmen der harmonischen Kadenz mit der Stufenfolge I V I authentische Kadenz oder I IV V I vollstandige Kadenz in Dur und Moll bereitet die Dominante als vorletzter Akkord den Zielakkord vor indem sie mittels Leittonspannung zur nachfolgenden Tonika hinfuhrt und dabei eine spezifische Schlusswirkung authentischer Ganzschluss erzeugt Sowohl in Dur als auch in Moll wird in der Regel ein Dur Akkord als Dominante verwendet was in der musikalischen Praxis dazu fuhrt dass in Moll ublicherweise ein kunstlicher Leitton geschaffen wird erweiterte Diatonik Dominantspannung BearbeitenIn Dur Bearbeiten Die Quint Fortschreitung von der tonikalen zur dominantischen Funktion I V erzeugt eine Erwartung psychologische Spannung an einen Ruckfall in die tonikale Ruhe Lage Der Ruckfall in die tonikale Ruhelage V I wird als Eintreten der erwarteten Kadenz und somit als Losung der Spannung empfunden Das Auflosungsbestreben der Dominante g h d hier bezogen auf C Dur in die Tonika c e g wird einerseits durch die Energie des im Dominantakkord enthaltenen Leittons h andererseits durch den typischen Quintfall im Bass g c unterstutzt In Moll Bearbeiten Da im sogenannten naturlichen Moll kein entsprechender Leitton zur Tonika vorhanden ist und auf der V Stufe stattdessen ein Moll Akkord e g h hier bezogen auf a Moll steht muss die erwunschte Strebewirkung der Dominante kunstlich erzeugt werden In der musikalischen Praxis wird hier analog zu Dur durch Erhohung des g zum gis ein Dur Akkord e gis h geschaffen und die zugrunde liegende Tonleiter dabei zum harmonischen Moll umgebildet Wird dieser Leitton im musikalischen Kontext nicht verwendet spricht man von einer Moll Dominante oder einer modalen V Stufe z B in Volksliedern Moglichkeiten zur Verstarkung der Dominantspannung Bearbeiten Die erwahnte Dominantspannung kann durch Erweiterung des Dominant Dreiklangs noch zusatzlich verscharft werden Dominantseptakkord Bearbeiten Durch Hinzunahme der leitereigenen Septime in Dur und Moll entsteht der Dominantseptakkord g h d f in C Dur bzw e gis h d in a Moll Dieser enthalt nun mit dem vierten Ton f bzw d der zugrunde liegenden Tonleiter einen weiteren jedoch abwartsstrebenden Leitton genannt Gleitton der sich in die darunter liegende Terz der Tonika e bzw c auflost Da der Dominantseptakkord also sowohl den Leitton der Tonart als auch den vierten Ton enthalt und sich diese zwingend in erwahnter Richtung in die Tonika auflosen V7 I legt er die jeweilige Tonart eindeutig fest Der Tritonus h und f bezogen auf C Dur zwischen Terz und Septime ist dabei als charakteristische Dissonanz des Dominantseptakkordes zu verstehen und fuhrt dazu dass dieser automatisch in der Funktion einer Dominante wahrgenommen wird Siehe auch Dominantseptakkord im Artikel Septakkord Weitere dominantische Akkorde Bearbeiten Der Dominantseptakkord erscheint im musikalischen Kontext gelegentlich auch in verkurzter Form h d f in C Dur bzw gis h d in a Moll also mit fehlendem Grundton als VII Stufe einer Tonart verminderter Dreiklang Ferner kann er durch sogenannte Uberterzung bzw das Hinzufugen der leitereigenen None zum Dominantseptnonakkord g h d f a in C Dur bzw e gis h d f in a Moll erweitert werden Der Dominantseptnonakkord antizipiert im Gegensatz zum geschlechtsneutralen Dominantseptakkord jedoch eine nachfolgende Auflosung nach Dur bei grosser None oder Moll bei kleiner None und kann ebenfalls in verkurzter Form als halbverminderter in Dur bzw verminderter Septakkord in Moll auftreten h d f a in C Dur bzw gis h d f in a Moll Akkorderweiterungen welche im dur moll tonalen System generell dissonant sind eignen sich besonders gut als Dominante 1 So u a auch der Dominantundezim und der Dominanttredezimakkord die im Gegensatz zum Dominantsept und zum Dominantseptnonakkord in der musikalischen Praxis allerdings eine weitaus geringere Bedeutung haben Des Weiteren wirken alterierte Akkorde der V Stufe z B g h dis f oder g h des f in C Dur dominantisch Dominant Funktion im erweiterten Sinn haben grundsatzlich alle Akkorde die einen hohen Spannungsgehalt in sich tragen und in einen nachfolgenden spannungsarmeren Klang auflosen Stufen und Funktionstheorie Jazz BearbeitenDer Begriff Dominante wird sowohl in der Stufen als auch der Funktionstheorie verwendet jedoch in leicht unterschiedlicher Bedeutung In der Stufentheorie werden als Dominantakkorde nur solche bezeichnet deren Grundton die 5 Stufe einer Tonleiter ist und die diesen Grundton auch wirklich enthalten In der Funktionstheorie dagegen werden alle Akkorde die eine Auflosungstendenz zur Tonika aufweisen als Dominanten bezeichnet selbst wenn sie den Dominantgrundton 5 Stufe gar nicht enthalten So wird z B in C Dur der Septakkord der VII Stufe h d f a von der Funktionstheorie in dominantischer Funktion gesehen und als verkurzter bzw stellvertretender Dominantseptnonakkord g h d f a mit fehlendem Grundton interpretiert Im Jazz kann die Dominante unterschiedlich alteriert werden z B in C dur als Septakkord g h d f G7 als Septnonenakkord mit kleiner oder ubermassiger None g h d f as G7 b9 oder g h d f ais G7 9 als Septakkord mit hochalterierter Quinte g h dis f G7 5 als Undezimakkord g h d f a c G7 9 11 oder als Tredezimakkord mit kleiner oder ubermassiger Tredezime g h d f a es G7 9 b13 bzw g h d f a eis G7 9 13 Geschichte Bearbeiten Hauptartikel Dominante Begriffsgeschichte Das Wort Dominante ist alter als die dur moll tonale Musik Bereits im Mittelalter wurde die Bezeichnung oft synonym fur die anderen Benennungen des Rezitationstons von Kirchentonen Repercussa Tenor Tuba gebraucht 1615 verwendete Salomon de Caus diese bei authentischen Kirchentonen fur die 5 bei plagalen fur die 4 Stufe Zu Beginn des 18 Jahrhunderts gehorte die Dominante als 5 Ton der Leiter neben Finalis und Mediante nach Brossard zu den Sons essentielles wesentlichen Tonen eines Modus Die heutige Bedeutung des Begriffs als eine der drei Grundfunktionen tonaler Harmonik geht auf Jean Philippe Rameau zuruck Dieser verstand unter Dominante im Allgemeinen jeden Ton der Basis eines Septakkords ist wobei letzterer sich in einen Akkord mit einem um eine Quinte tieferen Grundton auflost Die dominante tonique von Marpurg als tonische Dominante ubersetzt ist der Spezialfall des auf der Quinte uber dem Grundton errichteten Septakkords und lost sich in den Tonikadreiklang auf was dem heutigen Dominantverstandnis recht nahekommt Von Rameaus unmittelbaren Nachfolgern ubernahmen allerdings nur wenige z B Johann Friedrich Daube die neue Lehre von den Grundfunktionen Jean Jacques Rousseau schwachte die hervorhebende Bedeutung der Termini Tonika Dominante und Subdominante wieder etwas ab indem er die Benennung der einzelnen Tonleiterstufen weiter ausbaute z B Sus dominante fur die 6 Stufe Bei Heinrich Christoph Koch und Gottfried Weber wird jedoch ausdrucklich zwischen wesentlichen bzw Hauptharmonien Tonika Dominant und Subdominantdreiklang und zufalligen bzw Nebenharmonien einer Tonart unterschieden Weber weist auch als einer der ersten darauf hin dass der Dreiklang auf der Oberdominante immer auch in Moll ein Durdreiklang ist Die endgultige Festigung des Dominant Begriffs geschah durch Moritz Hauptmann der diesen von der Quinte dem zweiten der drei direkt verstandlichen Intervalle Oktave Quinte Grossterz ableitete Die heute ubliche Funktionsbezeichnung D fur die Dominante wurde von Hugo Riemann eingefuhrt In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum wurde die Dominante auch Oberdominante genannt 2 Literatur Bearbeiten chronologisch Willibald Gurlitt Hans Heinrich Eggebrecht Hrsg Riemann Musik Lexikon Sachteil 12 vollig neubearbeitete Auflage B Schott s Sohne Mainz 1967 S 237 Serge Gut Dominante Tonika Subdominante In Hans Heinrich Eggebrecht Albrecht Riethmuller Hrsg Handworterbuch der musikalischen Terminologie Steiner Stuttgart u a 1972 2005 ISBN 3 515 03161 8 Jurgen Ulrich Harmonielehre fur die Praxis Schott Mainz u a 2008 ISBN 978 3 7957 8738 7 S 32 34 Fussnoten Bearbeiten Reinhard Amon Lexikon der Harmonielehre Nachschlagewerk zur durmolltonalen Harmonik mit Analysechiffren fur Funktionen Stufen und Jazz Akkorde Doblinger u a Wien u a 2005 ISBN 3 900695 70 9 S 114 Arnold Schonberg zog die Bezeichnung Oberdominante vor da seiner Meinung nach der Name Dominante der eigentlich herrschenden Stufe der Tonika weit mehr gebuhrt Nur um keine neue Terminologie einzufuhren behalt er die Bezeichnung Dominante fur die V Stufe bei schwacht aber ihre Bedeutung etwas ab indem er sie durch die Umbenennung in Oberdominante wenigstens mit der Unterdominante auf eine Rangstufe bringt Arnold Schonberg Harmonielehre 3 vermehrte und verbesserte Auflage Universal Edition Wien 1922 S 36 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dominante amp oldid 226809486