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Dieser Artikel beschreibt die Orgelpfeife im Instrument Orgel Zu der gleichnamigen Felsformation in Namibia siehe Orgelpfeifen Namibia und zur Wappenfigur siehe Orgelpfeife Heraldik Orgelpfeifen sind die klangerzeugenden Teile einer Orgel Jede Pfeife wird in der Regel nur fur einen Ton einer bestimmten Klangfarbe und Lautstarke gebaut so dass in einer Orgel eine Vielzahl unterschiedlicher Pfeifen vorhanden sind in grosseren Orgeln mehrere tausend Um die verschiedenen Tonhohen Klangfarben und Lautstarken zu ermoglichen verwendet man Pfeifen von verschiedener Grosse und Bauart Pfeifen werden gruppenweise zu einzeln ein und ausschaltbaren Registern zusammengefasst um das Klangbild einer Orgel wahrend des Spiels verandern zu konnen Nach dem Prinzip der Klangerzeugung werden Pfeifen in zwei Grundtypen unterschieden Labialpfeifen Lippenpfeifen Tonerzeugung durch brechenden Luftstrom und Lingualpfeifen Zungenpfeifen Tonerzeugung durch schwingende Metallzunge Orgelpfeifen in der Konzertkirche Neubrandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Materialien 2 Labialpfeifen Lippenpfeifen 2 1 Aufbau 2 1 1 Ubersicht 2 1 2 Pfeifen aus Metall 2 1 3 Pfeifen aus Holz 2 2 Pfeifenlange 2 3 Mensur 2 4 Tonerzeugung 2 5 Bauarten 2 5 1 Einteilung 2 5 2 Systematik 2 6 Intonation 2 6 1 Definition 2 6 2 Intonationsmittel 2 6 3 Intonationsstile 2 6 4 Klangverschmelzung 2 7 Stimmung 3 Lingualpfeifen Zungenpfeifen 3 1 Aufbau 3 2 Tonerzeugung 3 3 Stimmung 3 4 Bauarten 3 4 1 Wichtige Elemente 3 4 2 Becher 3 4 3 Kehle und Zunge 3 4 4 Systematik 3 5 Mensur 3 6 Intonation 3 6 1 Beeinflussende Elemente 3 6 2 Aufwurf des Zungenblattes 3 6 3 Bourdonpunkt 3 7 Gewendete Durchschlagzunge 4 Kropfung und Uberlange 5 Sonderformen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMaterialien Bearbeiten nbsp Pfeifen in verschiedenen Materialien und BauformenOrgelpfeifen werden fast ausschliesslich aus Holz oder aus Metall angefertigt Als Metall wird hauptsachlich eine Legierung aus Zinn und Blei mit unterschiedlichen Masseverhaltnissen verwendet die als Orgelmetall bezeichnet wird Daneben wird auch Kupfer eines der altesten im Orgelbau verwendeten Materialien oder ab Mitte des 19 Jahrhunderts bis etwa Mitte des 20 Jahrhunderts auch Zink verwendet dieses besonders haufig beim Ersatz der zu Kriegszwecken eingeschmolzenen Pfeifen Holzpfeifen konnen aus unterschiedlichen Holzarten gefertigt sein in der Regel aus Eiche Nadel oder Obstholzern gelegentlich auch aus exotischen Holzern Holzpfeifen werden zumeist innen mit Leim ausgegossen denn kleine Undichtigkeiten behindern erheblich die Tonerzeugung Aber auch aus Bambus Marmor Porzellan Kunststoffen und fruher sogar Elfenbein wurden vereinzelt Orgelpfeifen hergestellt Im Gegensatz zu den Labialpfeifen bei denen die getroffene Materialwahl allenfalls mit Ausnahme des Kerns die ganze Pfeife betrifft bestehen Zungenpfeifen stets aus verschiedenen Materialien Verschiedene Holzarten Leder und verschiedene Metalle konnen zum Einsatz kommen genauere Beschreibung siehe unten Labialpfeifen Lippenpfeifen BearbeitenDie Tonerzeugung der Labialpfeifen Lippenpfeifen beruht darauf dass ein Luftband durch einen schmalen Spalt gegen eine Kante das Labium geblasen wird siehe unten Abschnitt Tonerzeugung Dies entspricht dem Prinzip der Blockflote und anderer Schnabelfloten Horbeispiel Rohrflote 8 853 kB Aufbau Bearbeiten Ubersicht Bearbeiten nbsp Labialpfeife aus Metall 1 Pfeifenkorper 2 Oberlabium 3 Kern 4 Seitenbart 5 Aufschnitt 6 Unterlabium 7 Kernspalte 8 Pfeifenfuss 9 Fussloch nbsp Labialpfeife aus Holz 1 Pfeifenkorper 2 Oberlabium 3 Kern 4 Seitenbart 5 Aufschnitt 6 Vorschlag entspricht dem Unterlabium einer Metallpfeife 7 Kernspalte 8 PfeifenfussObwohl die Tonerzeugung bei allen Labialpfeifen gleich ist unterscheiden sie sich doch etwas je nachdem aus welchem Material sie gefertigt sind Labialpfeifen aus Metall besitzen in der Regel einen kreisrunden Pfeifenkorper wahrend holzerne Pfeifen aus praktischen Grunden meistens einen rechteckigen Pfeifenkorper haben gelegentlich gibt es aber auch welche mit dreieckigem Querschnitt oder gedrechselte runde Holzpfeifen Die Bezeichnungen der Bauteile sind leicht unterschiedlich Sehr selten werden Holz oder Metallpfeifen mit zwei Labien gebaut doppelt labiiert 1 diese sind in der Regel einander gegenuberliegend konnen aber auch nebeneinander angeordnet werden Pfeifen aus Metall Bearbeiten nbsp Labialpfeifen mit vergoldeten LabienLabialpfeifen aus Metall bestehen funktional betrachtet aus zwei Teilen dem spitz zulaufenden Pfeifenfuss mit dem die Pfeife auf dem Pfeifenstock oder auf dem Prospektgesims steht und dem Pfeifenkorper der verschiedene Formen haben kann und fur die Tonerzeugung zustandig ist Fuss wie Pfeifenkorper sind im Ubergangsbereich mit einer eingeloteten waagerechten Platte dem Kern fast vollstandig verschlossen An einer Seite ist ein Segment des sonst kreisformigen Kerns abgeschnitten und der Fuss an dieser Stelle nicht mit dem Kern verlotet sondern so weit zur geraden Kante des Kerns hin eingedruckt dass sich eine schmale parallele Spalte bildet die so genannte Kernspalte Die eingedruckte Stelle am Fuss wird Unterlabium genannt Die Vorderkante des Kerns ist nach oben hin angeschragt diese Schrage heisst Kernfase Der Pfeifenkorper ist oben auf den Kern aufgelotet Uber der Kernspalte ist eine meistens rechteckige Aufschnitt oder Mundloch genannte Offnung aus dem Pfeifenkorper herausgeschnitten Die Oberkante des Aufschnitts bildet das Oberlabium Bei kleinen Pfeifen wird das Labium in den Pfeifenkorper eingedruckt eingedrucktes Labium wahrend es bei grosseren Pfeifen eingelotet werden muss aufgesetztes Labium Aus optischen Grunden wird bei grosseren Prospektpfeifen besonders wenn diese ein Rundlabium und kein Spitzlabium besitzen auch das Unterlabium eingelotet Im Regelfall besteht eine Pfeife nur aus diesen Teilen Bestimmte Register benotigen als Intonationshilfe noch Barte Das sind kleine Metallplattchen die in ihrer Lange etwa der Aufschnittshohe entsprechen und die nach vorne abstehend seitlich an die Labiumsoffnung gelotet werden In manchen Fallen befindet sich waagerecht vor dem Unterlabium auch ein Bart Besteht dieser zusammen mit den Seitenbarten aus einem Teil wird das Kastenbart genannt liegt dieser senkrecht spricht man von einem Streichbart ein zylindrisches Holz oder Metallstuck zwischen den Seitenbarten heisst Roll oder Rollenbart heute nur noch selten gebrauchlich Gedackte Orgelpfeifen besitzen als weiteren Teil einen Deckel der mit einem Dichtstreifen aus Leder Filz oder Stoff beweglich bei sehr alten Orgeln auch fest verlotet aufgesetzt wird In seltenen Fallen besitzen auch offene Pfeifen einen in etwa vergleichbaren aber oben offenen Stimmring Pfeifen aus Holz Bearbeiten Holzerne Labialpfeifen besitzen kein Unterlabium im eigentlichen Sinne Als Begrenzung der Kernspalte dient hier der Vorschlag Das Oberlabium wird in den Pfeifenkorper gefeilt gefrast oder gestemmt Je nachdem ob es sich innen oder aussen befindet spricht man von einer innenlabiierten oder aussenlabiierten Pfeife Letztere Bauform ist die ubliche Drei der vier Seitenteile einer Holzpfeife sind durchgangig also ergeben gewissermassen gleichzeitig das was bei einer Metallpfeife der Fuss und Pfeifenkorper ist Neben dem Vorschlag befindet sich im unteren Teil der Kern in welchen der Pfeifenfuss eingelassen ist Dieser besteht in der Regel aus einem Holzrohr Zur Wind mengen beeinflussung ist in den Fuss oft noch eine Moglichkeit zur Windregulierung eingebaut z B in Form einer breiten Schraube Oftmals werden gedackte Register aus Holz gebaut sie besitzen dann am oberen Ende einen mit Filz oder Leder abgedichteten Deckel mit Griff Gelegentlich sind Seitenbarte in Form von kleinen Holzleisten aufgesetzt in der Regel bilden aber schon die Seitenwande der meist aussenlabiierten Pfeifen durch ihren Uberstand eine Art Seitenbarte Ofters werden als Bart in den Vorschlag parallel zur Kernspalte schmale Metallplatten in einen Schlitz eingelassen der uberstehende Teil dient dann als Intonierhilfe In der Regel besitzen offene Holzpfeifen am oberen Ende ausserdem ein gebogenes Blech mit dem die Grosse der Mundung der Pfeife reguliert wird Damit ist es moglich die Pfeife zu stimmen Pfeifenlange Bearbeiten nbsp Fussangabe und reale Tonhohe offener Labialpfeifen 1 1 Fuss etwa 30 cm Schematische Skizze besonders die grossen Pfeifen sind in Wirklichkeit erheblich dunnerDie Lange der Pfeife bestimmt bei den Labialpfeifen direkt die Tonhohe Die Lange reicht von wenigen Zentimetern bis zu einigen Metern Man unterscheidet zwischen offenen Pfeifen und den Gedackten die oben mit einem Deckel oder Spund verschlossen sind Gedackte Pfeifen klingen eine Oktave tiefer als gleich lange offene Pfeifen Offene konische Pfeifen sind umso tiefer je mehr sie sich nach oben verjungen Die Lange der grossten Pfeife eines Registers wird bestimmt durch dessen Fusslage und auch in dieser angegeben In der normalen Tonlage der Aquallage ist die tiefste Pfeife eines solchen Registers im Normalfall offene Bauart etwa acht Fuss also etwa 2 4 Meter zzgl Pfeifenfuss lang Kleinere Orgeln besitzen nur Register in 8 Lage oder hoher grossere Orgeln haben ofters Register in 16 Lage sehr grosse Instrumente sogar in 32 Lage und in Einzelfallen sogar 64 Lage Deren Frequenz liegt jedoch teilweise unter der Grenze des menschlichen Horbereiches Infraschall und ist nur noch als Erschutterung und Druckgefuhl auf den Ohren wahrzunehmen Das Subkontra C ist der tiefste Ton eines 32 Registers und erzeugt beispielsweise einen Ton in der Hohe von 16 35 Hz Sehr kleine Pfeifen haben nur eine klingende Lange von wenigen Millimetern Bei diesen Pfeifen ist jedoch der Pfeifenfuss der nicht zur Klangerzeugung beitragt in der Regel ca 15 Zentimeter lang Die Tone dieser kleinsten Pfeifen erreichen fast die obere menschliche Horgrenze Die Lange lP des Pfeifenkorpers einer offenen zylindrischen Labialpfeife lasst sich aus der Frequenz f und der Schallgeschwindigkeit cS 343 m s fur 20 C in Luft wie folgt berechnen l ist die Wellenlange l P l 2 k 1 2 c S f k l mathrm P frac lambda 2 k frac 1 2 cdot frac c mathrm S f k nbsp Hierbei ist k die Mundungskorrektur auch praktische Verkurzung genannt die vom Pfeifendurchmesser d abhangig ist Sie wird auch Endkorrektur der Resonatorlange genannt Sie ist notig da der Bauch der stehenden Welle nicht genau am Pfeifenende sondern etwas ausserhalb liegt Fur sie hat der franzosische Orgelbauer Aristide Cavaille Coll folgende Formel gefunden die einen ungefahren Anhaltspunkt liefert k 5 3 d k tfrac 5 3 d nbsp Obwohl die Mundungskorrektur prinzipiell auch am Pfeifenmund auftritt spielt sie in der Praxis bei gedackten Pfeifen eine eher unbedeutende Rolle Die Lange lG einer gedackten zylindrischen Pfeife betragt l G l 4 1 4 c S f l mathrm G frac lambda 4 frac 1 4 cdot frac c mathrm S f nbsp Eine Uberlange kann aus akustischen Grunden notig sein wenn man die Labialpfeife zum Uberblasen bringen will der tiefste dann horbare Ton der Pfeife ist dann ihr erster Oberton Man erleichtert das Uberblasen durch ein kleines Loch in der Pfeifenwand etwa auf halber Hohe manchmal auch durch eine relativ enge Bauform und vor allem durch relativ viel zugefuhrten Wind Unter ganz bestimmten Moglichkeiten ist auch ein Uberblasen in weitere Obertone moglich In der Regel werden uberblasende Pfeifen zylindrisch und offen gebaut und sind in diesem einfachsten Fall dann doppelt so lang wie eine nichtuberblasende Pfeife gleicher Tonhohe Gedackten Pfeifen fehlt generell jeder zweite Teilton sie uberblasen daher in den zweiten Oberton und sind dann dreimal so lang Mensur Bearbeiten Von lateinisch mensura Mass Die Lange einer Pfeife bestimmt im Wesentlichen die Tonhohe Der Querschnitt sowie die Labienbreite und Hohe des Aufschnitts und die zugefuhrte Windmenge bzw der Winddruck pragen die Klangfarbe Alle diese Masse einer Pfeife fasst man unter dem Begriff Mensur zusammen Im engeren Sinne bzw im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit dem Begriff Mensur zunachst erst einmal nur die Weitenmensur also das Verhaltnis von Lange und Breite bzw Durchmesser gemeint Die wichtigsten Mensuren bei Labialpfeifen sind die Langenmensur die Lange des Pfeifenkorpers sie bestimmt die Tonhohe die Weitenmensur das Verhaltnis vom Durchmesser zur Lange der Pfeife die Labienbreite die Breite des Labiums im Verhaltnis zum Umfang der Pfeife die Aufschnitthohe der Abstand zwischen Ober und Unterlabium im Verhaltnis zur Labienbreite Weitere Parameter welche den Klang und die Ansprache einer Pfeife beeinflussen sind zum Beispiel die Kernspaltenweite und Fusslochgrosse Fur nicht zylindrische Pfeifenformen Rohrflote Gemshorn Spillpfeife Spitzflote usw werden entsprechend noch weitere Masse benotigt Die Weitenmensur ist die wichtigste Mensur im Orgelbau aus ihr ergibt sich die Einteilung in eng mittel oder weit mensurierte Register Die Aufschnittmasse werden oft aus dem Umfang des Pfeifenkorpers abgeleitet Bestimmte bei der Herstellung durch die gewahlte Mensur eigentlich vorgegebene Masse konnen teilweise bei der Intonation der Pfeifen noch verandert werden Intonateur Rainer Janke zum Beispiel schreibt von 55 Parametern und dass die Aufschnittshohe und der Winddruck deutlich mehr Einfluss auf den Klang einer Labialpfeife hatten als der Durchmesser 1927 beschloss der Deutsche Orgelrat mit der Normmensur erstmals ein Standardmass fur die Mensur Sie geht auf den Orgelbauer Dom Bedos 1709 1779 und den Orgelbautheoretiker Johann Gottlob Topfer 1791 1870 zuruck Die tiefste Pfeife des sogenannten Normprinzipals in 8 Lage hat nach Dom Bedos einen Innendurchmesser von 155 55 mm Eine um eine Oktave hoher klingende Pfeife hat zwar nur die halbe klingende Lange ihr Durchmesser jedoch ist nicht ebenfalls halbiert sondern berechnet sich bei der Normmensur nach der Formel 1 8 4 1 1 682 1 sqrt 4 8 approx 1 1 682 nbsp Das bedeutet dass erst die Pfeife welche eine Oktave plus eine grosse Terz hoher klingt den halben Durchmesser bekommt die hohen Pfeifen eines Registers werden daher im Verhaltnis immer weiter die tiefen dagegen immer enger Wenn sich der Durchmesser ebenfalls im Oktavabstand verdoppelt bzw halbiert starre Durchmessermensur wurden die Pfeifen eines gleichen Registers im Verlauf sehr unterschiedlich klingen Bei Anwendung der Topferschen Mensur werden klangliche Unterschiede die auf physikalischen und horakustischen Effekten resultieren weitgehend ausgeglichen Die Normmensur wurde zeitweise direkt zur Mensurierung von Prinzipalregistern herangezogen und fur andere Register wurde sie nur leicht verandert verschoben angewendet Heute dient sie vor allem als Vergleichsmassstab zur Einordnung und Beschreibung von Mensuren unverandert wird sie in der Praxis jedoch kaum angewendet Mensuren und Mensurendiagramme werden erstellt indem die Abweichung von der Normmensur in Halbtonen HT berechnet wird Positive Zahlen bedeuten eine weitere und negative Zahlen bedeuten eine engere Mensur Hat z B eine Pfeife die den Ton c2 abgibt eine Weitenmensur von 4 HT so entspricht ihr Durchmesser dem der vier Halbtone hoheren und daher schmaleren Pfeife e2 der Normmensur und ware damit genau halb so gross wie der Durchmesser der Pfeife fur den Ton c1 Analog kann man fur die Labien oder Aufschnittbreite und hohe folgende Faustformeln annehmen und Abweichungen davon ebenfalls in Halbtonen angeben Aufschnitthohe 1 4 Aufschnittbreite Aufschnittbreite 1 4 Umfang Umfang Durchmesser der Normalmensur p pi nbsp nbsp Beispiele fur Mensurenverlaufe 1874 Wie aus der Abbildung ersichtlich ist kann die Weitenmensur innerhalb eines Registers variieren Man spricht dann von einer variablen im Gegensatz zur konstanten oder starren Verlaufsmensur Variable Mensuren sind die Regel Durch sie konnen die verschiedenen Tonlagen eines Registers hervorgehoben oder abgeschwacht werden Tonerzeugung Bearbeiten Die Luft stromt durch den Pfeifenfuss und tritt aus der Kernspalte als auf das Oberlabium gerichtetes Luftband hervor An diesem wird der Luftstrom abgelenkt und beginnt abwechselnd nach aussen und nach innen zu schwingen Details siehe Holzblasinstrument Durch verschiedene Ruckkopplungseffekte wird dadurch auch die Luft im Pfeifenkorper zu Schwingungen angeregt Diese Schwingungen sind nachdem sie sich in der durch die Pfeifenlange vorgegebenen Frequenz stabilisiert haben als Ton wahrzunehmen Die Einschwingvorgange bis zur Ausbildung des stabilen Pfeifenklanges werden Ansprache genannt Diese setzt sich zusammen aus Anblasgerauschen und kurzzeitig auftretenden hochfrequenten Vorlaufer bzw Schneidetonen die den Klang der Pfeife wesentlich pragen wie zum Beispiel das sogenannte Spucken bei gedackten Registern Die Dauer und der Charakter der Ansprache sind zunachst von Pfeifentyp Winddruck und Aufschnitthohe abhangig Die Ansprache endet mit dem Erreichen des eigentlichen bzw stationaren Klangs Bei einer klingenden offenen Pfeife befindet sich am oberen und unteren Ende also an Mundung und Labium ein Schwingungsbauch In der Mitte der Pfeife befindet sich zumindest auf den Grundton bezogen ein Schwingungsknoten Wird die Pfeifenlange halbiert und in der Mitte gedackt passen in Abhangigkeit von Anzahl und Ort der Wellenbauche und knoten nicht mehr alle naturlichen Obertone in eine gedackte Pfeife Jeder zweite Oberton also jeder geradzahlige Teilton bzw jeder ungeradzahlige Oberton kann daher nicht erzeugt werden Dadurch entsteht der warme runde Klang der gedackten Register Auf ahnliche Weise erklart sich der ganz eigene Klang von uberblasenden Registern Da der eigentliche Grundton der erste Ton der naturlichen Teiltonreihe fehlt rucken alle anderen Obertone im Vergleich zum effektiven erklingenden Grundton gewissermassen um einen Platz auf Wiederum ahnlich verhalt es sich mit den verschiedenen Bauformen und Mensuren Wahrend sich jeder Ton im Gegensatz zum Gerausch per se durch die Existenz der naturlichen Obertonreihe definiert ergibt sich der verschiedene charakteristische Klang eines Tons in Abhangigkeit davon wie stark jeder der existenten Teiltone ausgepragt ist Genau dieses wird durch die Formenvielfalt von Orgelpfeifen gestaltet Bis vor einiger Zeit wurde vermutet und auch mit alteren Untersuchungen belegt dass das Pfeifenmaterial ggf sogar die Bearbeitungsweise eines gleichartigen Materials Auswirkungen auf den Klang haben Ahnliche Auswirkungen auf den Klang wurden auch jenen Pfeifen besonders historischer Orgeln zugeschrieben deren Metall zur Mundung hin ausgedunnt ist Diese Einflusse konnten in neueren Untersuchungen 2 3 nur eingeschrankt nachgewiesen werden Die Schwingung der Luftsaule verursacht Schwingungen in der Pfeifenwand Diese Wandschwingungen fallen tatsachlich je nach Wandmaterial sehr unterschiedlich aus Die Ruckwirkung auf den horbaren Luftschall ist jedoch gering so dass der Materialeinfluss meist durch die Intonation siehe unten ausgeglichen werden kann 2 Allerdings kann die Wahl des Materials die Dicke der Pfeifenwandung bedingen und damit die Moglichkeiten der Intonation etwas einschranken Auch das Alter einer Pfeife hat keinen Einfluss auf ihren Klang sondern allenfalls die abweichenden Intonationsmethoden fruherer Zeiten Durchaus haben jedoch Schaden an den Pfeifen einen Einfluss auf die Intonation neben Verformungen ist die Zinnpest zu nennen Bauarten Bearbeiten Die Form der Pfeife bestimmt erheblich ihre Klangfarbe Einteilung Bearbeiten Man kann die wichtigsten Labialregister nach der Bauart wie folgt einteilen Zylindrische offene Pfeifen mittlerer Mensur bilden einen Ton der mit einem vollen herben Klang dem allgemein bekannten Orgelton entspricht Haufig verwendete Namen sind hier Prinzipal Prastant und Oktave Auch die Klangkronen zusammenfassend Mixturen genannt gehoren dazu Diese Register bilden den sogenannten Prinzipalchor Zylindrische offene Pfeifen von weiter Mensur haben einen vollen sanften Klang Man spricht von dieser Pfeifenfamilie auch als Weitchor Er ist am obertonarmsten und eignet sich daher als tragfahige Grundlage des Orgelklanges Da weit mensurierte Pfeifen klanglich gut miteinander verschmelzen sind die meisten Aliquotregister Quinte Terz Septime None gemischte Stimmen wie z B Kornett ebenfalls weit mensuriert Registernamen sind unter anderem Flote Hohlflote Waldflote Nachthorn Zylindrische offene Pfeifen von enger Mensur sind scharf mit einem schwacheren sehr obertonreichen Klang Da der Klang an Streichinstrumente erinnert hat man den Registern entsprechende Namen gegeben Viola Violine Gamba verbreitet ist auch Salizional Weidenpfeife Hierzu gehoren meistens auch die schwebenden Stimmen wie Vox coelestis und Unda maris Diese Familie heisst Streicherfamilie oder Engchor Pfeifen die sich nach oben konisch verjungen verstarken einzelne Obertone Dadurch ergibt sich ein etwas hellerer Klang Hier finden sich Register wie Spitzflote Blockflote und Gemshorn Umgekehrt konische also trichterformige Pfeifen sind etwas herb wie zum Beispiel der Dolkan auch Dulcan Uberblasende Pfeifen sind gekennzeichnet durch eine ausgepragte aber dennoch weiche Ansprache und einen vollen Klang Sie werden fast ausschliesslich bei zylindrischen Registern eingesetzt wie Querflote und Flute harmonique Zylindrische geschlossene Pfeifen Gedackte gibt es in unterschiedlichen Weitenmensuren Sie sind leiser und obertonarmer Gedackte mittlerer Mensur zum Beispiel Gedackt Bordun Subbass Untersatz bilden oft das Fundament fur den Orgelklang und stehen besonders in kleineren Teilwerken noch ein oder zwei Oktaven tiefer als das tiefste Prinzipalregister Hier kommt die platzsparende Eigenschaft der Gedackten zum Tragen Gedackte weiter Mensur Gedacktflote bilden die Grundlage fur Soloregistrierungen mit Aliquotregistern Gedackte enger Mensur sind mit Ausnahme der Quintadena selten Halbgedackte Pfeifen haben im Deckel ein Loch oder ein nach innen oder aussen gefuhrtes Rohrchen Systematik Bearbeiten nbsp Verschiedene Bauformen von Orgelpfeifen die alle einen Ton der gleichen Tonhohe erzeugen Labialpfeifen aus Metall 1 Prinzipal 2 Offenflote 3 Gambe 4 Spitzflote 5 Trichterflote 6 Gedackt 7 Gedacktflote 8 Quintade 9 Rohrflote 10 Spitzgedackt Labialpfeifen aus Holz 11 Prinzipal 12 Offenflote 13 Gedackt 14 Gedacktflote Lingualpfeifen 15 Trompete 16 Krummhorn 17 Dulzian 18 Holzregal 19 Trompetenregal 20 Trichterregal 21 Doppelkegelregal Schematische Skizze alle Pfeifen sind in Wirklichkeit etwas dunner Systematik von Bauformen und Durchmessern des Pfeifenkorpers und Registern 4 Labialpfeifen gedackt halboffen RohrfloteLochgedackt offen zylindrisch konisch Spitzgedackt zylindrisch konisch GemshornSpitzfloteNasatBlockflote trichterformig TrichterfloteDolkan eng QuintadePommerTiercinaSeptade mittel weit GedacktSubbassBordun eng Streicher Grundstimmen Viola da GambaSalizionalCelloViolonAeolineDulcianaWeidenpfeifeHarfpfeifeVox coelestisFugaramehrfach besetzteRegister Harmonia aetheria mittel Prinzipale Grundstimmen PrinzipalOktavePraestantAliquotstimmen QuinteTerzmehrfach besetzteRegister RauschpfeifeSesquialteraTerzianMixturScharff weit Floten Grundstimmen FloteWaldfloteNachthornKoppelflote mitkonischemAufsatz Aliquotstimmen Nazard Nasat Terzmehrfach besetzteRegister KornettSesquialteraIntonation Bearbeiten Definition Bearbeiten Mit dem Begriff Intonation wird die Gestaltung des Klanges der Orgelpfeifen bezeichnet Dabei wird der Bereich des Labiums mit Spezialwerkzeugen bearbeitet um die Pfeife in Klangfarbe und Lautstarke zu verandern und ihr einen stabilen Ton abzugewinnen den sie unmittelbar nach der Herstellung noch nicht hat Ausserdem mussen alle Pfeifen eines Register in sich wie auch zueinander in Klangcharakter und Lautstarke ausgeglichen und gestimmt werden Der Intonateur bezieht den Stil der Orgel und die Raumakustik in seine Arbeit mit ein Neben der Intonation wird der Klang einer Orgel durch die Mensuren wesentlich bestimmt Die Legierung bei Pfeifen aus Zinn und Blei die Bearbeitung und das Alter einer Pfeife beeinflussen den Klang dagegen fast nicht da nicht das Material der Pfeife schwingt sondern die Luft Intonationsmittel Bearbeiten Um den Klang einer Pfeife zu beeinflussen gibt es neben den verschiedenen Bauformen eine Fulle von Moglichkeiten die man als Intonationsmittel bezeichnen kann Dazu gehoren Expressionen Stimmschlitze Barte Aufschnitthohen Kernspaltenweite und deren Beschaffenheit Kernfase und Gegenfase Form und Stellung von Ober und Unterlabium Form und Anzahl von Kernstichen und die Grosse des Fussloches Die Intonationsmittel wurden im Laufe der Orgelbaugeschichte uber Jahrhunderte weiterentwickelt und finden in ihrer Vielfalt und dem differenzierten Gebrauch einen Hohepunkt zur Zeit der Romantik Veranderungen und Reaktionen offener Labialpfeifen Fussloch erweitern lauter scharfer forcierter schneller Stimmung hoher scharfere Ansprache bei sehr hoch aufgeschnittener Pfeife weniger Spucken evtl weniger Rauschen bzw Blasen mehr Kratzenverengen leiser grundtoniger lieblicher langsamer Stimmung tiefer weichere Ansprache bei hohen Aufschnitten langeres Spucken evtl mehr Rauschen bzw Blasen weniger KratzenOberlabium eindrucken langsamer scharfer prinzipaliger Ansprache etwas stumpferrausheben schneller grundtoniger flotiger Ansprache etwas harterKern hoher langsamer scharfer prinzipaliger etwas lauter Ansprache etwas stumpfertiefer schneller grundtoniger flotiger etwas leiser Ansprache etwas harterKernspalte enger mehr trockene und spitze Scharfe leiser diffuser Ansprache oft schneller bei sehr engen Spalten langsamer mehr Rauschenweiter mehr raue und harte Scharfe lauter klarer Ansprache oft langsamer bei sehr weiten Spalten schneller mehr KratzenAufschnitthohe erhohen grundtoniger flotiger und langsamer harteres Spucken weniger Kratzenerniedrigen scharfer prinzipaliger und schneller stumpferes Spucken mehr KratzenVeranderungen und Reaktionen gedeckter Labialpfeifen Oberlabium eindrucken quintiger und farbiger Ansprache lang und hartrausheben grundtoniger und dunkler Ansprache kurz und etwas weicherKern hoher wie oben und lautertiefer wie oben und leiserKernspalte enger wie oben und starkeres blasendes Rauschenweiter wie oben und starkeres kratziges RauschenIntonationsstile Bearbeiten In der Orgelbaugeschichte sind schwerpunktmassig drei Intonationsarten zu erkennen Barocke Intonation Es wird angestrebt die Pfeife frei und naturlich sprechen zu lassen Um die Fuhrung einzelner Stimmen klar darstellen zu konnen ist die Ansprache bzw Artikulation der Pfeife deutlich lebendig und schnell Man sucht den Punkt der grosstmoglichen Resonanz Jeder Ton behalt sein Eigenleben ohne die Charakteristik des Registers zu verlassen Intonationshilfen wie Kernstiche oder Barte werden nur in begrenztem Umfang eingesetzt um die Ansprache zu verbessern und Nebengerausche zu reduzieren Dadurch bleibt der Obertonreichtum der Pfeife erhalten Romantische Intonation Ziel ist es der Pfeife einen statischen kraftigen Ton zu geben um homogene und nuanciert abgestufte Register zu erhalten mit denen man grosse kompositorische Linien und Klangflachen darstellen kann Intonationshilfen werden in erheblichem Umfang und sehr differenziert zur Tongestaltung eingesetzt Dadurch ist die Ansprache der Pfeife nicht mehr so deutlich und artikuliert ihr Obertonreichtum nimmt ab und die Register wirken in sich sehr homogen Dieser Intonationsstil ist gewissermassen naturlich historisch gewachsen da sich das Klangideal uber viele Jahrzehnte immer weiter von den obertonreichen und steil disponierten barocken Orgeln entfernte Neobarocke Intonation Diese Intonationsweise ist mit der sogenannten Orgelbewegung aufgekommen Es wird ein obertonreicher und scharfer Ton mit nur wenigen oder gar keinen Intonationshilfen wie z B den Kernstichen angestrebt um ein durchsichtiges Klangbild fur polyphone Musik zu erhalten Da andere Intonationsmittel als in der Barockzeit eingesetzt werden ist die Ansprache oder Artikulation der Pfeifen undeutlich und mit starker Obertonentwicklung verbunden Auch wird nicht der Punkt der grosstmoglichen Resonanz erreicht Ebenso verhindern diese Intonationsmittel eine Klangverschmelzung der verschiedenartigen Registergruppen wie sie fur romantische Musik benotigt wird Bemerkenswert an dieser Intonationsweise ist dass sie weder kontinuierlich historisch gewachsen ist noch dass sie versucht den barocken Stil lediglich nicht unverandert in eine andere Zeit zu kopieren Vielmehr wurden die echten Stil bzw Klangmerkmale historischer Barockorgeln falsch verstanden und in der Folge zu extrem idealisiert Klangverschmelzung Bearbeiten Eine Klangverschmelzung kann nur durch die richtige Intonation erzielt werden Diese muss drei Anforderungen gerecht werden Der Grundton und die nachfolgenden funf Teiltone sollen stark ausgebildet werden Niedrige Aufschnitte und enge Kernspalten konnen dies verhindern Hohe Obertone ab dem achten Teilton und unharmonische Klangkomponenten sollen vermieden werden Unharmonische Obertone sind ein Nebeneffekt sogenannter kernstichloser Intonation mit gefeilten Kernspalten Ansprachegerausche wie Spucken und zischende Vorlaufertone mussen minimiert werden nbsp ExpressionMit den klassischen Intonationsmitteln Kernstiche Veranderung des Fusslochs der Kernspaltenweite und der Aufschnitthohe kann je nach gewunschtem Klangbild der gesamten Orgel oft keine befriedigende Balance zwischen diesen Anforderungen und einem homogenen und kraftigen Klang gefunden werden Wird ein Ton mit hohem Aufschnitt starken Kernstichen und weiter Kernspalte zu grundtonig intoniert verliert er an Kraft und klingt stumpf Wird er ohne Kernstiche mit niedrigerem Aufschnitt und verengter Kernspalte intoniert verhindern die Vorlaufertone und die hochfrequenten Klanganteile dass sich ein eng verzahnter harmonischer Obertonaufbau und ein homogenes Klangbild ergibt Hohe und unharmonische Klanganteile verhindern eine gute Klangverschmelzung Harte und helle Ansprachegerausche storen grosse musikalische Linien Hingegen nehmen zu schwach ausgebildete mittlere Obertone dem Klang Kraft und Farbe Expressionen sind daher ein bewahrtes Intonationsmittel um die Balance zwischen Klangkraft und Verschmelzung zu steuern Sie wirken wie Klangfilter Je nach Grosse und Position filtern sie bestimmte Obertone und Ansprachegerausche aus dem Gesamtklang einer Pfeife heraus Andere Obertone treten dadurch sogar starker hervor und geben dem Ton einen besonderen Ausdruck daher die Bezeichnung Expression Die Expression ist somit ein typisches und wichtiges Intonationsmittel fur Orgeln romantischen Stils um ein Hochstmass an Klangverschmelzung zu erreichen Stimmung Bearbeiten nbsp Stimmschlitz mit Stimmrolle nbsp Zwei Stimmhorner unterschiedlicher GrosseLabialpfeifen werden je nach Bauart auf verschiedene Weise gestimmt Gedackte Pfeifen lassen sich durch einfaches Verschieben des Deckels stimmen Manche Metallpfeifen besitzen am oberen Ende Stimmringe vergleichbar mit einem offenen Deckel mit denen die Pfeife effektiv verlangert oder verkurzt werden kann offene Holzpfeifen haben mitunter einen Stimmdeckel aus Metall Dieser kann durch Verbiegen mehr oder weniger schrag uber die Mundung gebogen werden Oft ist an der Mundung der Pfeife eine Lasche ausgeschnitten Durch das Ein oder Ausrollen dieser Lasche Stimmrolle bei Holzpfeifen stattdessen ein Schieber wird der sogenannte Stimmschlitz vergrossert oder verkleinert Hat die Pfeife Barte so kann unter Umstanden auch der Bart zum Stimmen dienen wenn es keine andere Moglichkeit gibt die Pfeife zu stimmen Beispiel Gedackte mit festgelotetem Deckel oder lange weit vom Stimmgang entfernt stehende Pfeifen die im Rahmen der Jahresstimmung gewissermassen provisorisch nur an den Barten gestimmt werden Offene Metallpfeifen konnen auch auf Tonhohe geschnitten sein und verfugen damit uber keine selbststandige Stimmeinrichtung dieses ist vor allem bei kleineren Pfeifen ab etwa 1 2 Lage die Regel Solche Pfeifen konnen nur mit dem Stimmhorn gestimmt werden Dabei handelt es sich um ein kegelformiges Werkzeug mit dem die Pfeife an der Mundung etwas geweitet oder geschlossen wird auf und zureiben Vorteil dieser Variante ist die grossere Stimmstabilitat gegenuber Stimmrollen oder deckeln die sich mit der Zeit unter anderem durch Schwerkraft und Materialermudung verschieben konnen Nachteil ist die deutlich hohere Materialbelastung wahrend des Stimmvorganges selbst Die Tonhohe von Labialpfeifen verandert sich nur bei Temperaturschwankungen da diese sich auf die Schallgeschwindigkeit in der Pfeife auswirken Bei Warme werden die Pfeifen hoher bei Kalte tiefer Die Verstimmung betragt etwa 3 3 Cent pro Grad Celsius was einem Halbton auf 30 C entspricht Hierbei andert sich prinzipiell nur die Stimmtonhohe die Pfeifen untereinander bleiben in einem konstanten Stimmungsverhaltnis Etwa alle 15 bis 25 Jahre muss das Pfeifenwerk ausgebaut und gereinigt werden da Staubablagerungen die Stimmung der Pfeifen besonders der kleinen Labialpfeifen erschweren oder sogar unmoglich machen Lingualpfeifen Zungenpfeifen Bearbeiten nbsp Im Vordergrund Zungenregister nbsp ZungenpfeifeDie zweite Gruppe der Orgelpfeifen sind die Lingual oder Zungenpfeifen bei denen der Luftstrom eine Metallzunge Stimmzunge in Schwingung versetzt und der dadurch entstehende Klang durch einen Resonanzkorper Becher verstarkt wird Der Klang von Zungenpfeifen ist im Vergleich zu dem von Labialpfeifen wesentlich obertonreicher Die Bauweise der Zungenpfeifen wird gewahlt um den Klang von Blechblas oder Rohrblattinstrumenten nachzuahmen insbesondere den von Trompeten Posaunen Klarinetten Oboen Fanfaren und anderen Instrumenten Regal Zink Dulzian Rankett Die Gesamtheit aller Zungenpfeifen einer Orgel wird in Anlehnung an das Rohrblatt bei Holzblasinstrumenten auch als Rohrwerk e bezeichnet Teilweise ist auch vom Schnarrwerk die Rede in Anlehnung an den schnarrenden Klang der kurzbecherigen Zungenstimmen Dieser Ausdruck wird in der geschriebenen Fachsprache nicht gebraucht Register mit Gegenschlagzungen sind im Orgelbau nicht bekannt Horbeispiel Horizontalzungen 470 kB Es gibt zwei Arten wie bei Zungenpfeifen der Ton erzeugt wird Am haufigsten sind Zungenpfeifen bei denen die Metallzunge auf eine sog Kehle aufschlagt Diese Zungenpfeifen werden auch als aufschlagende Zungenstimmen bezeichnet Zungenpfeifen bei denen die Metallzunge wie beim Harmonium durch eine genau passende Offnung hindurch schwingt werden als durch oder einschlagende Zungenstimmen bezeichnet 5 Diese Bauweise ist im Vergleich zu den aufschlagenden Zungenstimmen selten zu finden Sie fand am meisten Verbreitung zwischen 1840 und 1920 und wird erst in den letzten Jahren gelegentlich wieder neu gebaut Klanglich unterscheiden sich durchschlagende von den aufschlagenden Zungenstimmen vor allem durch eine weichere Ansprache und einen starken durchdringenden Klang Typische Register sind Bassetthorn Euphon Klarinette oder Clarinet Aufbau Bearbeiten nbsp Lingualpfeife deutsche Bauart 1 Aufsatz oder Schallbecher 2 Stimmkrucke 3 Becherbuchse 4 Stiefel 5 Kopf oder Nuss 6 Keil 7 Kehle 8 Zunge 9 FusslochAuch Zungenpfeifen sind funktional betrachtet zweiteilig aufgebaut allerdings mit anderer Aufgabenverteilung als bei Labialpfeifen Der Ton entsteht im unteren Teil der Pfeife dem Stiefel Dort ist die Zunge mit der Stimmvorrichtung untergebracht Der obere Teil Becher ist ein Hohlkorper aus Holz oder Metall der fur Resonanz und damit Verstarkung und Farbung des Klanges sorgt In den Stiefel wird von oben die Nuss eingesteckt in dieser sind mit einem kleinen Holzkeil die Kehle und die Zunge festgekeilt Die Kehle ist ein Metallrohrchen das am oberen Ende in den Becher hin geoffnet ist und am unteren Ende verschlossen ist Im Querschnitt betrachtet besteht die Kehle nur aus einem grosseren Kreissegment auf der breiten seitlichen Offnung liegt die Zunge auf Diese ist am unteren Ende leicht aufgebogen Die Zunge wird an einer Stelle durch das mehrmals gebogene Ende eines stabilen Drahts Stimmkrucke auf der Kehle festgedruckt Nur der freie untere Teil jenseits dieses Auflagepunkts der Krucke kann schwingend den Ton erzeugen Die Krucke ist oben aus der Nuss herausgefuhrt und am oberen Ende auch meistens noch einmal abgewinkelt Diese Bauweise beschreibt samtliche aufschlagende Zungen durchschlagende Zungen sind geringfugig anders konstruiert Tonerzeugung Bearbeiten Da die Zunge etwas nach aussen gewolbt ist und den Schlitz langliche Offnung in der Kehlenwand nicht vollig schliesst kann die Luft die in den Stiefel einstromt unter der Zunge hindurch in die Kehle und weiter in den Becher gelangen Durch diese Luftstromung entsteht in der Kehle periodisch ein Unterdruck der die Zunge bei aufschlagender Zunge auf den Schlitz zieht und bei durchschlagender Zunge in den Schlitz zieht Da die Zunge den Schlitz praktisch fast geschlossen hat wird die Luftstromung unterbrochen Nun wirkt keine Sogwirkung mehr auf die Zunge und diese kann sich wieder zuruckbewegen Da sich dieser Vorgang regelmassig und schnell wiederholt entsteht dabei eine Luftschwingung die wir mit dem Ohr als einen Ton wahrnehmen Bedingt durch die Art der Tonerzeugung mit einer schwingenden Zunge hat die Lange des Schallbechers anders als bei den Lippenpfeifen keinen direkten Einfluss auf die Tonhohe wohl aber auf die Klangfarbe und starke sowie auf eine gelungene Klangerzeugung Die Zunge spricht auch ohne Schallbecher und im Prinzip fast mit allen Becherlangen an Jedoch hat der Schallbecher genauso wie der Korper einer Lippenpfeife fur jede Tonhohe eine gewisse richtige Lange Stimmung Bearbeiten Verschiebt man die Krucke durch leichtes Hinauf oder Hinabschlagen mit dem Stimmeisen andert sich die Lange des freischwingenden Bereichs der Zunge und damit die Tonhohe Vom Grundsatz her verstimmen Pfeifen bei Temperaturanderungen in dem Mass zu dem eine Warmeausdehnung der klangerzeugenden Substanz erfolgt Da der Ton bei Labialpfeifen durch die Luft selbst erzeugt wird und diese sich relativ stark ausdehnt sind auch die Verstimmungen relativ gross Die Warmeausdehnung welche die Metallzunge von Lingualpfeifen erfahrt ist im Vergleich dazu fast zu vernachlassigen Aus verschiedensten Grunden verstimmen die Zungenpfeifen eines Registers mit der Zeit aber auch geringfugig in sich Temperaturschwankungen von wenigen Grad reichen schon aus dass die Pfeifen beider Bauarten nicht mehr befriedigend miteinander kombiniert werden konnen In der Praxis werden stets die Zungenpfeifen nachgestimmt da diese bei einer Orgel die Minderheit des Pfeifenbestandes stellen und da diese leichter und schonender zu stimmen sind Wahrend eine Komplettstimmung der Orgel allenfalls jahrlich durch den Orgelbauer erfolgt werden die Lingualpfeifen nach Bedarf gestimmt in der Regel auch von den Organisten selber Bauarten Bearbeiten nbsp Hauptbauformen 1 offene Labialpfeife 2 gedackte Labialpfeife Holzbauweise 3 LingualpfeifeWichtige Elemente Bearbeiten Einfluss auf den Klang einer Zungenpfeife haben die Gestalt der Kehle die Dicke und Breite der Zunge und die Form und Mensur des Bechers Im Klang besonders prasent sind im Prospekt horizontal angeordnete Zungenstimmen wie die Spanische Trompete aber auch regalartige Register da der Ausbreitung der Schallwellen keine anderen Pfeifen oder Orgelgehauseteile im Wege stehen und da der Klang direkt horizontal in den Raum abgestrahlt wird Becher Bearbeiten Die Bauweise der Becher kann sehr unterschiedlich sein Man unterscheidet zwischen lang oder vollbechrigen Zungen d h Zungenregistern bei denen die Becherlange auf die Tonhohe abgestimmt ist und kurzbechrigen Zungen mit deutlich kurzerem Becher Trichterkorper in voller Lange ergeben durch ihren naturlichen moglichst vollkommenen Obertonaufbau einen harmonischen Klang ahnlich einem Blechblasinstrument Typische Namen sind daher Trompete 16 8 4 und Posaune 16 seltener 32 oder 8 aber auch Fagott 32 16 nicht so kraftig wie eine Posaune Bombarde 32 16 meistens das lauteste Zungenregister in einer Orgel Clairon 4 und Zink 2 oder 1 im Pedal Die Lange des Aufsatzes hangt von der Weite des Bechers ab und liegt typischerweise bei gut 7 Lange fur einen 8 Ton Dabei wird die Becherlange haufig etwas grosser gewahlt als sich physikalisch ergibt um den Klang abzurunden Uberlange Trichterkorper ergeben einen sehr tragfahigen Ton Moglich ist es den Becher um etwa 25 zu verlangern so dass er etwa die Lange einer gleich tiefen Labialpfeife besitzt 8 Lange fur einen 8 Ton Man spricht in diesem Fall auch von Terzlange da diese Bechermensur der einer normal langen Lingualpfeife entspricht die eine Terz tiefer klingt Beispiele dafur sind Tuba mirabilis oder Waldhorn Doppelte Becherlangen etwa 14 Lange fur 8 Ton werden unter anderem in der hohen Lage der Trompette harmonique gebaut bei einem 8 Register etwa ab c1 Bei Registern mit voller Becherlange wird mitunter die hochste Lage etwa ab c3 mit doppelter Becherlange ausgefuhrt damit die hochste Lage gegenuber den tieferen Lagen genugend Klangvolumen erhalt Halblange Trichterkorper werden selten zur Erzeugung eines speziellen Klanges gebaut Insbesondere 32 und 16 Register mit an sich voller Becherlange werden in der grossen und z T auch in der kleinen Oktave mit halblangen Bechern gebaut Dieses geschieht entweder aus Platzmangel in der Hohe oder bei 16 Manualregistern auch um die tiefste Lage gegenuber den hoheren Lagen nicht zu voluminos wirken zu lassen Zusammengesetzte Trichterkorper ergeben unterschiedliche Klange wie Schalmei Oboe Englisch Horn dunkler als Oboe Zylindrische Korper in voller Lange geben einen naselnden Klang wie Krummhorn Physikalisch ergibt sich eine theoretische Lange von 4 fur einen 8 Ton Auch zylindrische Becher werden teilweise etwas langer bis zu etwa 5 fur einen 8 Ton gebaut um eine Klangabrundung zu erreichen Durch die zylindrische Becherform fallen die geradzahligen Teiltone darunter die Oktaven weg Mit kurzem Becher ergibt sich ein schnarrender sehr obertonreicher Klang wie beim Regal oder bei der Vox humana Bei den Regalen kommen viele verschiedene Becherkonstruktionen zum Einsatz die der Klangformung dienen z B Zylinder Trichter Zylinder mit Trichteraufsatz Zylinder mit Doppelkegelaufsatz alle offen oder teilgedeckt Bemerkenswerterweise verhalt es sich mit dem Zusammenhang von Bauform und Obertonauspragung bei Labial und Lingualpfeifen genau entgegengesetzt Nur sich weit offnende trichterformige Becher begunstigen eine Auspragung aller Teiltone Bei den Labialpfeifen hingegen begunstigen nur normalweite zylindrische Pfeifen eine ausgewogene Obertonauspragung Fur die Herstellung der Becher werden verschiedenste Materialien verwendet Oft werden Becher aus Metall hergestellt dann wird Orgelmetall Kupfer Zink Messing oder gelegentlich auch verzinntes Eisenblech Weissblech verwendet Becher konnen aber auch aus Holz hergestellt werden und haben dann einen quadratischen Querschnitt Verbreitet sind derartige Becher bei den Regalen Holzregal Rankett aber auch andere Zungenstimmen z B Posaunen und Trompeten gibt es in dieser Bauform Kehle und Zunge Bearbeiten nbsp Zunge Kehle Nuss und Stimmkrucke einer Dulzian 16 PfeifeKehlen werden in der Regel aus Messing gefrast oder aus Orgelmetall gegossen besonders in neuerer Zeit auch immer wieder aus bestimmten Holzarten hergestellt Bleikehlen wurden zwar gebaut sie neigen jedoch mit der Zeit zu Verformungen Die Kehle kann zylindrisch oder konisch grosserer Durchmesser unten geformt sein Der Schlitz kann wiederum unterschiedliche Formen haben Die Kehlen konnen auch eine Auflage aus Blei oder Zinn haben die dann nachgearbeitet werden kann z B bei Arp Schnitger Die Bahn der Kehle kann auch mit Leder beklebt beledert werden um das Blatt zu dampfen wodurch der Klang weicher und obertonarmer wird Ausserdem wird die Kehle nach der Form der Unterseite unterschieden Die sogenannte deutsche Kehle ist unten flach die franzosische Kehle unten abgerundet Ausserdem gibt es die angeschragte Schiffchenkehle Alle genannten Parameter sowie die Breite und Tiefe der Kehle haben jeweils einen bestimmten Einfluss auf die Klangstarke und die Klangfarbe Die Zungen sind meistens aus Messing hergestellt Die Stimmkrucke ist normalerweise aus harter Kupferlegierung oft Neusilber Systematik Bearbeiten Systematik von Bauformen der Zungenpfeifen und deren Schallbecher Lingualpfeifen aufschlagend durchschlagend Klarinette A 1 EuphonPhysharmonikain Ausnahmefallen PosauneFagott Tuba kurzbechrig Vox humanaRegalRankettSordun vollbechrig konisch Musette zylindrisch KrummhornDulzianRohrschalmeiKlarinette A 1 trichterformig TrompetePosauneFagottTubaSchalmeyOboe Wald HornAnmerkung a b Hinter dem Registernamen Klarinette kann sich sowohl ein durch als auch ein aufschlagendes Zungenregister verbergen die sich allerdings im Klang deutlich voneinander unterscheiden Mensur Bearbeiten Ebenso wie bei den Labialpfeifen sind eine Menge Masse ausschlaggebend fur ein bestimmtes Klangbild das eine Lingualpfeife erzeugen soll auch fur diese gibt es Mensuren bzw Mensurtabellen Die wichtigsten Mensuren von Zungenpfeifen sind die Masse der Zunge Lange Dicke Breite der Kehle und die Lange und Weite des Bechers Allerdings gestaltet sich die Klangerzeugung und auch die spatere Intonation von Zungenpfeifen komplexer als bei Labialpfeifen Wahrend bei der Labialpfeife bestimmte Mensurmasse direkt oder indirekt zwangslaufig voneinander abhangen ist das bei der Lingualpfeife nicht grundlegend so lediglich Zungenlange und breite mussen unbedingt mit den Kehlenmassen ubereinstimmen Eine einzige ungeschickt oder unpassend gewahlte Mensur also nur ein Teil eine Grosse betreffend kann den gesamten Klang deutlich negativ beeinflussen Um mit grosser Sicherheit klangschone Zungenregister zu bauen werden immer ofter auch historische Mensurmasse komplett unverandert ubernommen jene Register also gewissermassen kopiert Intonation Bearbeiten Beeinflussende Elemente Bearbeiten Lingualpfeifen lassen sich intonieren indem die Wolbung des Zungenblattes verstarkt oder abgeschwacht wird Dadurch verandert sich in geringem Mass der Klang vor allem aber auch die Lautstarke und die Ansprache Wenn ein Deckel oder eine andere bewegliche Einrichtung am Becher vorhanden ist wird auch dieser zum Intonieren benutzt diese Teile haben aber vorrangig nur einen Einfluss auf den Klang Fur einen guten Klang und auch fur das Funktionieren einer Zunge ist die Mensur mit allen Detailmassen von wesentlich grosserer Bedeutung als bei Labialpfeifen Aufwurf des Zungenblattes Bearbeiten Fur den Aufwurf gibt es unzahlige Moglichkeiten Es lassen sich jedoch zwei Grundtypen bestimmen Weil sie eng mit der dazugehorigen Mensur und einem typischen Klangbild verbunden sind kann man auch vom deutschen und franzosischen Bogen sprechen Der deutsche Bogen folgt im Grunde einem exponentiellen Verlauf Die Krummung der Zunge beginnt ganz allmahlich am Auflagepunkt der Krucke und erreicht den starksten Bogen am Ende des Zungenblattes Der franzosische Bogen beginnt in gleicher Weise erreicht jedoch das Maximum der Krummung im Bereich der Halfte bis zum vorderen Drittel des schwingenden Teiles vom Zungenblatt Danach nimmt der Bogen exponentiell wieder ab Zur Gestaltung des Aufwurfes wird in der Regel ein Aufwurfblock und ein Polierstahl verwendet Bourdonpunkt Bearbeiten Wie zuvor beschrieben spricht eine Zungenpfeife zwar mit nahezu jedem Becher bzw jeder Becherlange an dennoch gibt es fur jede Tonhohe eine ganz bestimmte Becherlange die eine optimale Tonentwicklung begunstigt Ginge es nicht darum jede Zungenpfeife den entsprechenden Labialpfeifen anzupassen sondern nur darum die zur gegebenen Becherlange passende Tonhohe zu finden wurde das Stimmen folgendermassen geschehen Die Zungenpfeife wird zunachst auf die Tonhohe des sogenannten Bourdonpunktes gebracht Dazu wird der Ton zunachst recht hoch eingestellt Dann wird solange tiefer gestimmt bis der Ton plotzlich abfallt und sich der Klang verandert Ist das Zungenblatt optimal gebogen klingt er nun grundtonig und weniger schnarrend so als wurde ein Gedacktregister gleicher Tonhohe dazu erklingen Wird der Ton nun noch tiefer gestimmt schmettert er immer starker und allmahlich verschwindet die Fulle der Bourdon In diesem Bereich liegt die ideale Stimmtonhohe Ab einem bestimmten Punkt etwa einen Halbton tiefer andert sich die Klangfarbe erneut der Ton wird grell Den Moment vor Erreichen dieses Wechsels nennt man den brillanten Punkt In der Praxis kann nicht jede Zungenpfeife allein fur sich gestimmt werden Vielmehr muss gewahrleistet sein dass jeder Becher beim Bau bzw Einbau und Intonieren des Registers die exakt richtige Lange bekommt damit sich die durch die Labialpfeife vorgegebenen Tonhohe zwischen Bordunpunkt und brillantem Punkt befindet Eine besondere Schwierigkeit liegt dabei darin dass wie beschrieben die sich eigentlich nicht verstimmenden Lingualpfeifen nachgestimmt werden die Lingualpfeife mit immer gleich langen Becher also leicht unterschiedlich hohe Tone von sich geben muss Liegt der Ton jedoch recht nah am Bourdonpunkt besteht erfahrungsgemass die Gefahr dass sich die Stimmung deutlich verandert wenn die Raumtemperatur nur einige Grade kalter wird Horbeispiele Stimmen des Tones f1 einer Pedaltrompete 8 Stimmen abwarts Hier ist das Umkippen in den Bourdonpunkt zu horen am Ende ist der brillante Punkt erreicht Stimmen aufwarts Der Bourdonpunkt ist deutlich zu horen Veranderungen und Reaktionen von Lingualpfeifen Zunge starker aufwerfen lauter grundtoniger langsamere Ansprache Der Ton springt fruher in den Bourdonpunkt klingt dann weicher und ist stabilerschwacher aufwerfen leiser obertoniger schnellere Ansprache Der Ton springt spater in den Bourdonpunkt klingt dann scharfer und ist unstabilernaher zum Bourdonpunkt weicher grundtoniger leiser Die Zunge wird sehr stark durch die Resonanz des Bechers gedampft Dadurch fallen Fehler im Bogen des Zungenblattes nicht so auf und die Stimmung andert sich bei einer Veranderung der Temperatur gegenuber den Labialen weniger Der Zungenton wird starker vom Becher bestimmt naher zum brillanten Punkt scharfer obertoniger lauter Die Zunge wird nur noch sehr schwach von der Resonanz des Bechers gedampft Fur einen gut klingenden Ton muss das Zungenblatt fehlerfrei gebogen sein sonst klirrt er metallisch hart Durch den schwacheren Einfluss der Resonanz des Bechers andert sich die Stimmung gegenuber den Labialen bei Temperaturanderungen erheblich Der Zungenton wird starker vom Zungenblatt bestimmt Eine gelungene Intonation eines Zungenregisters setzt ein reiches Mass Erfahrung voraus Trotzdem konnen zeitweise einzelne Pfeifen eines solchen Registers selbst einen ausgebufften Profi an den Rand seiner Kenntnisse bringen Daher gilt ein Sinnspruch nicht umsonst zu allen Zeiten im Orgelbau Schnarrwerk Narrwerk 6 nbsp Schematische Zeichnung der Durchschlagzunge mit falscher gewendeter Position des Zungenblattes doppelseitig links und einseitig rechts kubischoffenGewendete Durchschlagzunge Bearbeiten Erfunden wurden die nicht nachzustimmenden Zungenregister von Ernst Zacharias in den 1980er Jahren und gehoren damit zu den wenigen Neuerfindungen im Orgelbau der letzten Jahre 7 Bei diesen Zungenpfeifen ist eine durchschlagende Zunge mit ihrem Rahmen an einer bestimmten Stelle des Bechers so montiert dass sie von jener Seite aus angeblasen wird von der aus die Zunge normalerweise nicht durch Anblasen in Schwingung versetzt werden kann Aber im Zusammenwirken mit dem Becher und dessen Resonanzeigenschaften geht es doch Luftsaule und Zunge agieren so miteinander dass ein stabiler Ton entsteht Ein ahnliches Prinzip der Klangerzeugung haben asiatische Mundorgeln wie Khaen Sheng und shō Dieses Prinzip gibt den Zacharias Zungenpfeifen die Eigenheit dass sie sich bei Temperaturveranderungen genau wie Lippenpfeifen verhalten sich also nicht gegenuber diesen verstimmen Ein weiterer Vorteil Sie konnen stark oder schwach angeblasen werden ohne dass sich ihre Tonhohe auch nur im mindesten andert Nur die Lautstarke ihres Tones wird dadurch beeinflusst Ihr Ton kann durch Veranderungen des Winddrucks uber einen extrem grossen dynamischen Bereich an und abgeschwellt werden Vorteilhaft ist auch die ausserordentlich einfache Konstruktion da Kehle Kopf Stiefel und Krucke der herkommlichen Zungenstimmen entfallen Die Pfeifenkonstruktion ahnelt einer holzernen Labialpfeife mit Frosch wobei anstelle eines Labiums die Zunge unter dem Frosch montiert ist Zwei Register dieser Bauart befinden sich in der Marktkirche Poppenbuttel Klarinette 8 Saxofon 8 ein Register hat die Orgel der Friedenskirche Eckenhaid Clarinette 8 8 Der Orgelforscher Roland Eberlein bezeichnet die gewendete Durchschlagzunge als wichtigste klangliche Neuerung im Orgelbau seit 200 Jahren und zeigt sich enttauscht dass diese vielversprechende Erfindung bisher kaum auf Interesse gestossen sei 9 Kropfung und Uberlange Bearbeiten nbsp Orgelpfeifen die aufgrund ihrer Lange gekropft gebaut wurden nbsp Um 360 Grad aufgewickelter Schallbecher einer ZungenpfeifeJe nach der konkreten Einbausituation kann es notwendig sein die benotigte Einbauhohe fur Pfeifen zu verringern indem man sie gekropft ausfuhrt Der Pfeifenkorper wird dabei ein oder mehrfach abgewinkelt auf Gehrung zusammengesetzt ublich sind Winkel von 45 und 60 Grad bei Holzpfeifen auch 90 Grad Die Pfeife verlauft also auf einem Teil ihrer Gesamtlange horizontal oder sogar wieder nach unten gekehrt Bei Lingualpfeifen mit Metallbechern besteht die Moglichkeit die Becher im unteren Bereich durch mehrfache Kropfung um insgesamt 360 Grad aufzuwickeln Im Aussehen ahnelt dieser Becher dann einem Blechblasinstrument Zungenpfeifen werden auch aus akustischen Grunden gekropft gebaut da dann der Klang wie bei den Spanischen Trompeten direkt horizontal in den Raum hinein abgegeben wird Eine Sonderform ist die Spanische Kropfung auch nach ihrem Erfinder William E Haskell Estey Organ Company Patent in 1910 Haskell Kropfung genannt besser ware allerdings der Begriff Spanische Konstruktion da die Pfeifen hierbei nicht abgewinkelt also im eigentlichen Sinne gekropft werden sondern eine oben geschlossene Rohre in die offene Pfeife eingehangt wird dadurch klingt die Pfeife tiefer wie eine gedackte Pfeife behalt aber das Obertonspektrum einer offenen Pfeife Es gibt mehrere verschiedene Varianten fur Metall und Holzlippenpfeifen dieser Bauart und auch fur Zungenpfeifen Geruchten zufolge war diese Bauform bereits im 18 Jahrhundert in Spanien bekannt Sie funktioniert am besten bei tiefen Pfeifen und eignet sich klanglich eher fur Pfeifen aus der Streichergruppe Ein Pfeifenkorper kann auch absichtlich langer als akustisch notwendig gebaut werden Uberlange Das geschieht aus optischen Grunden haufig bei Prospektpfeifen Die schwingende Luftsaule wird durch Ausschnitte an der Ruckseite der Pfeife auf die richtige Lange verringert Sonderformen BearbeitenDie Klangerzeugung der Orgel geschieht in der Regel immer durch Labial oder Lingualpfeifen fur die alle zuvor beschrieben Grundsatze gelten In seltenen Fallen gilt das nicht Hier kann zunachst unterschieden werden ob die betreffenden Pfeifen den Tonen der Tastatur fest zugeordnet sind oder ob unabhangig bestimmte Tone oder Klange erzeugt werden sollen Mit den Pfeifen der Tastatur zugeordnet Doppeltonpfeife 10 Sie besitzt steuerbare Klappen die ahnlich einer Blockflote die Erzeugung mehrerer Tone pro Pfeife ermoglichen Andere fest der Tastaturtonfolge zugeordnete Register erzeugen ihre Tone nicht durch Pfeifen so z B das Glockenspiel Einige Effektregister haben Pfeifen die nicht der Tastatur zugeordnet sind So beispielsweise Nachtigall Mehrere hohe Pfeifen sind um 180 gedreht befestigt und munden mit ihrer Offnung in einem Wasserbehalter Bedingt durch die Bewegungen des Wassers beim Erklingen der Pfeifen andert sich die Tonhohe der Klang ahnelt dem Ruf einer Nachtigall Kuckucksruf Pfeifen die den Gesang eines Kuckucks imitieren Sonstige von der Tastatur unabhangige Register z B Zimbelsterne erzeugen ihre Tone ebenfalls nicht durch Pfeifen Siehe auch BearbeitenOrgel Glossar Liste von OrgelregisternLiteratur BearbeitenWolfgang Adelung Einfuhrung in den Orgelbau 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Breitkopf amp Hartel Wiesbaden 1991 ISBN 3 7651 0279 2 2 Auflage 2 uberarbeiteten und erweiterten Ausgabe ebenda 2003 Hans Klotz Das Buch von der Orgel Uber Wesen und Aufbau des Orgelwerkes Orgelpflege und Orgelspiel 14 Auflage Barenreiter Kassel u a 2012 ISBN 3 7618 0826 7 Axel Leuthold Die Berechnungsgrundlagen der Orgelpfeifenmensuren in Renaissance und Barock Methoden zu ihrer Rekonstruktion und Systematisierung Monographien zur Orgeldokumentation Bd 7 1 2 Internationale Arbeitsgemeinschaft fur Orgeldokumentation IAOD Veroffentlichung Bd 7 1 2 2 Bande Pape Verlag Berlin Berlin 2004 ISBN 3 921140 63 3 Zugleich Freiburg Schweiz Univ Diss 2002 Klaus Winkler Hrsg Die Physik der Musikinstrumente Spektrum der Wissenschaft Heidelberg 1988 ISBN 3 922508 49 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Organ pipes Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Orgelpfeife Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Rechner fur Orgel Mensuren und Frequenzverhaltnisse U a Artikel zur Intonation zur Stromungsforschung und Animationen Unterscheide Harmonische Partialtone Teiltone und Obertone PDF 42 kB Film uber die Herstellung labialer Metallpfeifen Kopie und Intonation YouTube Kanal Universitat GottingenEinzelnachweise Bearbeiten Doppelflote auf organstops org abgerufen am 27 Oktober 2022 a b J Angster A Miklos Lineare und nichtlineare Wandschwingungen offener zylindrischer Orgelpfeifen PDF 2003 abgerufen am 24 Februar 2020 Angster Judit Rucz Peter Miklos Andras Acoustics of organ pipes and future trends in the research PDF 2017 abgerufen am 24 Februar 2020 englisch Helmut Langenbruch Elementare Orgel und Registrierkunde PDF Ev luth Landeskirche Hannovers 1 Oktober 1992 S 5 abgerufen am 5 August 2021 Compensation der Orgelpfeifen 1829 Ein ausfuhrlicher Beitrag von Prof Weber uber Lingualpfeifen mit durchschlagenden Zungen Volltext auf Wikisource Voransicht des Buches Urania 1846 S 22 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Roland Eberlein Zacharias Zungenpfeifen die zukunftstrachtigste Neuerung im Pfeifenbau seit 200 Jahren PDF http www walcker stiftung de Blog html abgerufen am 20 September 2018 Mathias Jung Die Zacharias Zunge in Eckenhaid PDF http www orgelbau rohlf de abgerufen am 20 September 2018 Roland Eberlein Die Geschichte der Orgel Koln Siebenquart 2011 S 397f Informationen zur Doppeltonpfeife der Firma Orgelbau VierBaugruppen der Orgel Windwerk Spieltisch Traktur Windlade Register Orgelpfeife Prospekt nbsp Dieser Artikel wurde am 28 November 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4172812 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orgelpfeife amp 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