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Holzblasinstrument ist die fachliche Bezeichnung fur Blasinstrumente bei denen die Schwingung der Luftsaule mittels Luftblatt flach geformter Luftstrom oder Rohrblatt erzeugt wird Die Einteilung orientiert sich an der Hornbostel Sachs Systematik wonach Blasinstrumente ausschliesslich nach der Tonerzeugung und nicht nach ihrem Material klassifiziert werden Typische und verbreitete Holzblasinstrumente sind Querflote Blockflote Oboe Klarinette Fagott und Saxophon Holzblasinstrumente konnen auch aus Metall oder Kunststoffen bestehen manchmal kombiniert mit Holzteilen Die altesten erhaltenen Floten wurden aus Knochen hergestellt Andererseits besteht z B der Zink aus Holz ist aber wegen der Art seiner Schwingungserzeugung zu den Blechblasinstrumenten zu zahlen Zwei Rohrblattmundstucke fur ein TenorsaxophonInhaltsverzeichnis 1 Abgrenzung 2 Tonerzeugung 2 1 Allgemein 2 2 Uberblasen 2 3 Lange und Tonhohe 3 Einteilung 4 Grundtonleiter 5 Stimmung 6 Geschichte 6 1 Blasinstrumente im Pleistozan 6 2 Blasinstrumente in der Neuzeit 7 Literatur 8 WeblinksAbgrenzung BearbeitenZu den Holzblasinstrumenten gehoren die Gruppen Schneideninstrumente oder Floten 421 und Schalmeien 422 der 1914 veroffentlichten Hornbostel Sachs Systematik Allgemein fur Blasinstrumente gilt dass sie vom Spieler direkt mit dem Mund angeblasen werden und dass die Tonhohe durch die Lange der schwingungsfahigen Luftsaule im Instrument gegeben ist die Frequenzen des erzeugten Klangs sind Eigenfrequenzen dieser Luftsaule Bei den typischen Holzblasinstrumenten wird die Luftsaulenlange vom Spieler durch Offnen und Schliessen von Tonlochern eingestellt entweder direkt mit den Fingern oder mittels Klappen In etwas erweitertem Sinn sind Holzblasinstrumente auch solche die nur je eine einzige Tonhohe erzeugen konnen und daher keine Tonlocher haben z B die Pfeifen der Panflote die Trillerpfeifen und nicht mit dem Mund geblasene Instrumente wie die Labialpfeifen der Orgel In einem noch weiteren Sinne werden Instrumente als Holzblasinstrumente angesehen bei denen eine Luftsaule zwar vorhanden ist die Tonhohe jedoch durch die Eigenfrequenz einer elastischen Zunge bestimmt wird Die Luftsaule kann auf Resonanz mit der Zunge gestimmt sein dies wirkt sich wesentlich auf Lautstarke und Klangfarbe aber nur geringfugig auf die Tonhohe aus Solche Instrumente erzeugen stets nur eine einzige Tonhohe und haben daher keine Tonlocher Zu dieser Gruppe gehoren die Bordunpfeifen einer Sackpfeife und die Zungenpfeifen einer Orgel Wegen der Ahnlichkeit im Aufbau teilweise auch im Klang werden diese Zungeninstrumente oft mit den Rohrblattinstrumenten wie Klarinette Oboe usw verwechselt Der folgende Text bezieht sich grossenteils nur auf die typischen Holzblasinstrumente mit Tonlochern Tonerzeugung BearbeitenAllgemein Bearbeiten Die Luftsaule im Instrument wird durch den Spieler am Mundstuck zu Schwingungen angeregt Hier sind drei Arten der Holzblasinstrumente zu unterscheiden Ein flach geformter Luftstrom Luftblatt trifft auf eine Anblaskante oder Labium lateinisch fur Lippe und gerat dort ins Schwingen z B Floten oder ein einzelnes Rohrblatt schwingt gegen eine feste Offnung z B Klarinetten Saxophone oder ein symmetrisches Paar von Rohrblattern schwingt gegeneinander z B Oboe Fagott Durch Bedienung der Tonlocher wird eine bestimmte Lange der schwingungsfahigen Luftsaule gewahlt Die Schwingung stellt sich dann durch Ausbildung einer stehenden Welle auf eine bestimmte Tonhohe ein Der tiefste Ton ergibt sich wenn alle Tonlocher geschlossen sind die Luftsaule also die Lange des gesamten Instruments hat und die tiefste der dann gegebenen Eigenfrequenzen angeregt wird Die Luftsaulenlange ist dann bei den meisten Instrumenten gleich der halben Wellenlange bei einigen gleich einem Viertel der Wellenlange Wie bei jedem Musikinstrument ist die Schwingung nicht rein sinusformig enthalt also nicht nur den der Lange der Luftsaule entsprechenden Grundton sondern ausserdem Obertone Diese bestimmen die Klangfarbe Die Anteile der verschiedenen Obertone hangen ab von der Art der Schwingungsanregung Luftblatt einfaches Rohrblatt Doppelrohrblatt vom Blasdruck vom Material des Instrumentenkorpers genauer den Reflexions und Dampfungseigenschaften der Innenwand fur Schallwellen der verschiedenen Frequenzen von der Form der Bohrung des Instruments konisch mit grosstem Durchmesser am Schallbecher Oboe Saxophon konisch mit grosstem Durchmesser am Mundstuck Blockflote Traversflote oder uberwiegend zylindrisch Klarinette Bohm Querflote von Unregelmassigkeiten und Rauhigkeiten der Innenwand Zu diesen zahlen auch die Tonlocher Arthur Benade berichtet von einem Experiment ein gewohnliches Plastikrohr mit einem Doppelrohrblatt Mundstuck anzublasen und beschreibt den Klang als dumpf und wenig reizvoll Dasselbe Plastikrohr mit passenden Bohrungen fur Grifflocher versehen lieferte dagegen einen Klang mit naselndem warmem Holz Timbre der schon an eine Oboe erinnerte Da sich zu Beginn jedes Tons die Schwingung der Luftsaule erst aufschaukeln muss Einschwingvorgang reagieren Holzblasinstrumente langsamer als etwa ein Schlaginstrument oder Klavier und mussen in dieser Hinsicht vorausschauend gespielt werden Zur guten Ansprache eines Instruments gehort ein kurzer Einschwingvorgang bei allen Tonen Die Physik der Tonentstehung in Holzblasinstrumenten ist trotz langjahriger Bemuhungen noch nicht in allen Einzelheiten verstanden Uberblasen Bearbeiten Uberblasen heissen die Techniken durch Erhohen des Blasdrucks oder andere Massnahmen das Instrument in einer hoheren Lage manchmal Register genannt zu spielen In der schwingenden Luftsaule entstehen dabei ein oder mehrere zusatzliche Schwingungsknoten Je nach Anzahl dieser Knoten liegt die Frequenz der Schwingung um ein ganzzahliges Vielfaches hoher statt des Grundtons der Luftsaule wird einer ihrer hoheren Naturtone angeregt In der Praxis lassen sich Holzblasinstrumente mit Ausnahme einiger Floten nur bis zum dritten oder vierten Naturton uberblasen Lange und Tonhohe Bearbeiten Physikalische Forschungen von Helmholtz Raleigh u a zeigten dass bei einem Rohrblattinstrument mit zylindrischer Bohrung wie der Klarinette im tiefsten Register die Wellenlange des Tons viermal so gross wie die Lange der Luftsaule ist bei allen anderen Holzblasinstrumenten dagegen nur doppelt so gross Da beim tiefsten erzeugbaren Ton die Luftsaulenlange annahernd die Lange des ganzen Instruments ist erreicht eine Klarinette trotz annahernd gleicher Baugrosse viel tiefere Tone als eine Flote oder Oboe Einteilung BearbeitenLuftblattinstrumente Die Luftblattinstrumente oder Floten lassen sich in zwei Gruppen mit jeweils diversen Unterarten einteilen Langsfloten beispielsweise die Blockfloten und Querfloten Die Labialpfeifen der Orgel gehoren ebenfalls zu den Floten Der Artikel Flote zahlt mit einer etwas anderen Einteilung noch viele besondere Arten von Floten auf Manche von ihnen sind nur in sehr weitem Sinne zu der hier besprochenen Musikinstrumentengruppe zu rechnen Instrumente mit einfachem Rohrblatt unter anderem Chalumeau Saxophon Klarinette Bassettklarinette Bassetthorn Bassklarinette Instrumente mit Doppelrohrblatt Schalmeieninstrumente der Spieler halt das Doppelrohrblatt zwischen den Lippen unter anderem Schalmei Pommer Oboe Englischhorn Oboe d amore Heckelphon Fagott Kontrafagott Dulzian Rankett Suona Duduk Instrumente mit Doppelrohrblatt in Windkapsel Krummhorn Rauschpfeife Spielpfeife einiger SackpfeifenGrundtonleiter BearbeitenHolzblasinstrumente werden wie andere Blasinstrumente zur naheren Beschreibung oft mit einem Tonnamen bezeichnet Man sagt die Oboe ist ein C Instrument oder steht in C manchmal auch etwas irrefuhrend die Oboe ist in C gestimmt Gemeint ist damit die Grundtonleiter also diejenige Durtonleiter die auf dem Instrument am leichtesten und besten spielbar ist wie beispielsweise C Dur auf der Sopran oder F Dur auf der Altblockflote Je mehr eine Tonart von der Grundtonleiter abweicht umso schwieriger ist sie spieltechnisch Klarinettisten im Symphonieorchester benutzen deshalb nicht immer dasselbe Instrument sondern je nach Tonart und nach den Vorgaben des Komponisten eine Klarinette in A oder in B Manchmal ist mit in C gestimmt auch nur gemeint dass die Noten fur dieses Instrument ublicherweise in der wirklichen Tonhohe und nicht transponiert geschrieben sind siehe auch Transponierendes Musikinstrument Entsprechend bedeutet beispielsweise in B gestimmt bei manchen Instrumenten Klarinette dass die ubliche Notierung um einen Ganzton hoher als der wirkliche Klang erfolgt Fur Blockfloten dagegen die es ebenfalls mit verschiedenen Grundtonleitern gibt sind transponierte Noten nicht ublich Stimmung BearbeitenDie Stimmung im Sinne der absoluten Hohe eines bestimmten Tones ublich des a1 ist durch den Bau des Instruments gegeben und lasst sich anders als bei Saiteninstrumenten nur in sehr engen Grenzen ca um einen Viertelton verandern Moderne Instrumente haben z B a1 440 oder 442 Hz Barockinstrumente original oder nachgebaut oft zwischen 395 und 415 Hz Renaissanceinstrumente auch 466 Hz Geschichte BearbeitenBlasinstrumente im Pleistozan Bearbeiten Eines der altesten Musikinstrumente der Menschheit Flote aus Gansegeierknochen Vogelherdhohle ca 40 000 Jahre alt Aurignacien UNESCO Welterbe Hohlen und Eiszeitkunst im Schwabischen Jura Museum der Universitat TubingenDie nachweislich altesten Blasinstrumente und zugleich altesten Musikinstrumente uberhaupt wurden aus Tierknochen vor allem von Vogeln und aus Mammutelfenbein hergestellt Eines der altesten bisher entdeckten Instrumente eine Flote aus dem Flugelknochen eines Singschwans aus einer Hohle bei Blaubeuren wird auf ein Alter von mehr als 40 000 Jahren geschatzt Als alteste erhaltene Musikinstrumente der Welt gelten etwa 43 000 bis 40 000 Jahre alte steinzeitliche Knochen und Mammutelfenbeinfloten die auf der Schwabischen Alb gefunden wurden Eine aus dem Knochen eines Gansegeiers hergestellte Flote wurde im Sommer 2008 in der Hohle Hohle Fels bei Schelklingen gefunden Relativ gut erhaltene oder rekonstruierbare Floten mit Grifflochern wurden in der Geissenklosterle Hohle entdeckt Die Funde zeigen dass Menschen schon in der Steinzeit genauer im Jungpalaolithikum Musik gemacht haben Zwei der Floten aus dem Geissenklosterle sind in einem Stuck aus Schwanenknochen gefertigt Die dritte besteht aus zwei zusammengefugten aus Mammutelfenbein geschnitzten Halbrohren sie wurde mit mindestens drei etwa im Terzabstand gestimmten Grifflochern versehen ein viertes konnte weggebrochen sein und mit seitlichen Kerbungen verziert Fragmente von zwei weiteren Floten stammen aus der Vogelherdhohle Eine davon wurde aus Vogelknochen hergestellt die andere ist aus Mammutelfenbein und in drei nicht zusammenhangenden Bruchstucken erhalten Im Abraum der Vogelherdhohle wurde zudem eine dritte Flote entdeckt Sie besteht aus einem Fragment mit zwei angeschnittenen Grifflochern und ist aus Gansegeierknochen gefertigt Diese im Museum Alte Kulturen im Schloss Hohentubingen ausgestellte Flote ist Teil des UNESCO Welterbes Hohlen und Eiszeitkunst im Schwabischen Jura Blasinstrumente in der Neuzeit Bearbeiten Bereits in der antiken Welt ist ein breites Spektrum an Holzblasinstrumenten durch Quellen und einzelne Funde belegt In Europa setzte im ausgehenden 15 Jahrhundert ein erster Entwicklungsschub ein Die verschiedenen Instrumente wurden in unterschiedlichsten Grossen gebaut und die damaligen fertigungstechnischen Grenzen dabei ausgereizt Allgemein ublich waren die Grossen Sopran Alt Tenor und Bass in Anlehnung an das Gesangsquartett Insbesondere Instrumente mit Doppelrohrblatt als Tonerzeuger wurden in vielen verschiedenen Ausfuhrungen neu entwickelt oder aus mittelalterlichen Instrumenten weiter entwickelt In der Zeit des Barock geriet ein grosser Teil der Holzblasinstrumente aus der Zeit der Renaissance wieder in Vergessenheit Anfang des 19 Jahrhunderts setzte in Europa ein zweiter Entwicklungsschub ein der vor allem auf den neuen Fertigungstechniken zum Bau komplizierter Klappenmechaniken beruhte Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts werden neben den modernen Instrumenten auch wieder die Instrumente aus Mittelalter und Renaissance nachgebaut und teilweise weiter entwickelt Literatur BearbeitenArthur H Benade Holzblasinstrumente In Die Physik der Musikinstrumente ISBN 3 922508 49 9 S 22 ff Gunter Dullat Holzblasinstrumentenbau Moeck Celle 1990 ISBN 3 87549 032 0 Eugen Brixel Schriftenreihe fur Jungmusiker Heft 1 Die Klarinette und das Saxophon Musikverlag Stefan Reischel Oberneunkirchen Osterreich 1983 Frank Peter Bar Holzblasinstrumente im 16 und fruhen 17 Jahrhundert Familienbildung und Musiktheorie Schneider Tutzing 2001 ISBN 978 3 7952 1045 8 Bettina Wackernagel Holzblasinstrumente Schneider Tutzing 2005 ISBN 978 3 7952 1180 6 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Holzblasinstrument Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Holzblasinstrumente Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte der Holzblasinstrumente Memento vom 10 Oktober 2002 im Internet Archive Pipes and Harmonics englisch gute physikalische Erklarung der Tonentstehung University of New South Wales Australien UNESCO Welterbe im Museum der Universitat Tubingen MUT Presseinformationen Fotos und 3D Animationen der Objekte In www unimuseum de Eberhard Karls Universitat Tubingen Museum der Universitat Tubingen MUTNormdaten Sachbegriff GND 4131177 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Holzblasinstrument amp oldid 234480975