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Unter Stimmung versteht man in der Musik die Festlegung der Tonhohen Frequenzen von Schallquellen insbesondere von Musikinstrumenten In der Praxis genugt hierzu oft etwa bei einigen Blasinstrumenten die Festlegung der absoluten Tonhohe durch Abgleich mit einer vorgegebenen Frequenz z B dem Kammerton a1 440 Hz Vor allem bei Saiten und Tasteninstrumenten mussen ausserdem die Frequenzverhaltnisse der Saiten oder der einzelnen Tone untereinander eingestellt werden Die meisten Streichinstrumente etwa die Violine konnen innerhalb eines weiten Bereichs grundsatzlich jede beliebige Tonhohe erzeugen insbesondere z B jedes Intervall rein spielen Eine reine Stimmung beruht auf dem Tonmaterial der Obertonreihe Dagegen werden bei Tasteninstrumenten zwolf Halbtone pro Oktave im Allgemeinen fest eingestimmt Eine in allen Tonarten zugleich reine Stimmung mit nur zwolf Tonstufen gibt es nicht daher mussen Kompromisse eingegangen werden siehe Temperierte Stimmung Wohltemperierte Stimmung Reine Stimmung bei Tasteninstrumenten Viele Blasinstrumente konnen nicht alle verwendbaren Tonstufen ublicherweise zwolf innerhalb der Oktave gleichmassig leicht und rein erzeugen sondern haben bevorzugte diatonische Tonleitern Auch dies wird meist einfach als die Stimmung des Instruments bezeichnet bei Blechblasinstrumenten manchmal genauer als Grundstimmung Unabhangig davon ist der oben genannte Abgleich der absoluten Tonhohe auf einen Stimmton z B den Kammerton fur das Zusammenspiel mit anderen Instrumenten ausserdem notig Inhaltsverzeichnis 1 Kammerton 2 Grundtonleiter und transponierende Instrumente 3 Stimmungssysteme 3 1 Frequenzverhaltnisse im Tonsystem 3 2 Uberblick uber die Stimmungssysteme 3 3 Geschichte 3 3 1 Antike 3 3 2 Mittelalter 3 3 3 Renaissance 3 3 4 Barock 3 3 5 Gleichstufige Temperatur 3 4 Vergleich der Stimmungssysteme 4 Stimmen von Instrumenten 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 7 1 Stimmungen in Musikgeschichte und praxis 8 EinzelnachweiseKammerton Bearbeiten Hauptartikel Kammerton Eine Angabe wie Stimmung 440 Hz nennt die Frequenz eines bestimmten Stimmtons ublicherweise des a eingestrichenes a auch Kammerton genannt Heutige Instrumente werden beispielsweise auf a1 440 oder 442 Hz gestimmt Um 1900 herum war 435 Hz ublich In fruheren Jahrhunderten waren lokal abhangig verschiedenste Stimmhohen auch deutlich hohere als 440 Hz gebrauchlich Cornettton Heute wird bei historischen Instrumenten haufig ein Kammerton von 415 Hz verwendet der ziemlich genau einen Halbton tiefer als 440 Hz ist Chorton Anhoren 440 Hz Sinuston Grundtonleiter und transponierende Instrumente Bearbeiten Hauptartikel Grundstimmung Blasinstrument Mit der Stimmung eines Instruments ist manchmal seine Grundtonleiter oder deren Grundton gemeint wie zum Beispiel F Dur bzw der Ton f1 bei der Altblockflote siehe Holzblasinstrument Manchmal ist mit der Stimmung eines Instruments der Ton gemeint der bei Verwendung von speziell fur dieses Instrument geschriebenen Noten an Stelle eines geschriebenen C erklingt siehe Transponierendes Musikinstrument Dieses ist bei manchen Instrumenten z B der Trompete zugleich der Grundton siehe oben bei anderen aber nicht z B ist bei der in B gestimmten Klarinette eher F Dur als Grundtonleiter anzusehen Mit C Stimmung kann dementsprechend gemeint sein dass fur das betreffende Instrument Noten in wirklicher Tonhohe ublich sind Stimmungssysteme BearbeitenEin Stimmungssystem ist die Art wie bei einem Instrument die genauen Frequenzverhaltnisse der spielbaren Tone innerhalb einer Oktave also in den meisten Fallen die zwolf Halbtonschritte des gewahlten Tonsystems gestimmt sind Eine andere Bezeichnung dafur insbesondere bei Tasteninstrumenten ist Temperatur oder Temperierung Die Stimmungssysteme machen nur Aussagen uber die Frequenzverhaltnisse der einzelnen Tone zueinander Es wird keine Aussage uber die absolute Tonhohe bzw die Frequenz selbst gemacht Die absolute Tonhohe wird durch die Angabe der Frequenz des Anfangstons oder des Tons a1 festgelegt Frequenzverhaltnisse im Tonsystem Bearbeiten Jeder Ton hat in jeder Tonleiter eine andere Bedeutung z B ist das E in der E Dur Tonleiter der Grundton in der C Dur Tonleiter der dritte Ton die Terz und in der A Dur oder a Moll Tonleiter der funfte Ton die Quinte Fur jede der moglichen Positionen im Tonleiterraum ergeben sich unterschiedliche Frequenzverhaltnisse der Tone zueinander die aber untereinander angeglichen werden mussen um auf einem Instrument in verschiedenen Tonarten gespielt werden zu konnen Eine Folge von reinen grossen Terzen Frequenzverhaltnis 5 4 ist stimmtechnisch nicht in Ubereinstimmung zu bringen mit einer Folge von reinen Quinten Frequenzverhaltnis 3 2 Bei der ublichen Beschrankung auf zwolf Tonstufen pro Oktave bedeutet dies dass man Kompromisse eingehen muss Je reiner eine bestimmte Tonart gestimmt wird umso unreiner klingen andere Tonarten Besonders auffallig wird dieses Problem bei der Mehrstimmigkeit Uberblick uber die Stimmungssysteme Bearbeiten Es gibt eine Vielzahl von Systemen die Tone des Tonsystems fur eine 12 stufige Tastatur einzustimmen Die wichtigsten Stimmungssysteme sind Pythagoreische Stimmung alle Quinten ausser einer Wolfsquinte sind rein Terzen sind dissonant Reine Stimmung oder Naturlich harmonische Stimmung In allen Tonarten reine Terzen und Quinten Mitteltonige Stimmungen Moglichst reine Terzen nur in wenigen Tonarten moglich die 1 4 Komma mitteltonige Stimmung die Basistonarten B F C G D A E Dur enthalten reine Terzen Silbermann Sorge Temperatur sie kann als 1 6 Komma mitteltonige Stimmung bezeichnet werden Wohltemperierte Temperierte Stimmung alle Tonarten sind akzeptabel spielbar Werckmeister Stimmung Kirnberger Stimmung Vallotti Stimmung Neidhardt Temperatur Gleichstufige Stimmung Die Oktave ist in 12 gleiche Halbtone geteilt Die Wahl der Stimmung ist davon abhangig welche Musik gespielt werden soll Die heute uberwiegend verwendete Gleichstufige Stimmung ist fur Musik nach 1800 geeignet Fruhere Musik oder aussereuropaische Musik Weltmusik lebt sehr stark von der Intonationsreinheit oder von verschiedenartigen Tonartcharakteren Diese Forderungen konnen durch die Gleichstufige Stimmung nicht bedient werden Im Rahmen der Historischen Auffuhrungspraxis Alter Musik werden daher altere Stimmungssysteme wieder verstarkt erforscht um adaquate Wiedergaben zu ermoglichen Geschichte Bearbeiten Antike Bearbeiten nbsp Pythagoras mit verschiedenen in Quinten gestimmten Instrumenten eingezeichnete Intervallverhaltnisse 16 12 9 8 6 4 Aus Franchino Gaffurio Theorica musicae 1492 1480 Einer Legende nach beschrieb der Philosoph und Mathematiker Pythagoras erstmals ein Stimmungssystem auf mathematisch theoretische Weise Legende von Pythagoras in der Schmiede Pythagoras war der Auffassung dass der gesamte Kosmos nach bestimmten Zahlenverhaltnissen geordnet und die Musik Abbild der kosmischen Ordnung sei Der Uberlieferung nach untersuchte Pythagoras auf dem Monochord die musikalischen Intervalle zwischen Saitenteilen mit ganzzahligen Langenverhaltnissen Beispielsweise klingt eine Saite wenn sie in der Halfte geteilt wird eine Oktave hoher als in ihrer vollen Lange das zugehorige Zahlenverhaltnis ist also 1 2 So habe Pythagoras die naturlichen Intervalle beschreiben die aus der Obertonreihe bekannt sind Das nachsteinfache Zahlenverhaltnis ist 2 3 das einer reinen Quinte entspricht Pythagoras soll eine siebentonige Skala auf der Grundlage der reinen Quinte eingefuhrt haben Die Tone werden dabei von einem Anfangston ausgehend durch Quintschritte ermittelt und in eine gemeinsame Oktave transponiert Das Ergebnis ist die Pythagoreische Stimmung Mit der Pythagoreische Stimmung befasste sich spater die Musiktheorie des Euklid Von Euklid stammt die erste genaue Berechnung der Frequenzproportion des pythagoreischen Kommas Im 1 Jahrhundert v Chr fuhrte der Musiktheoretiker Didymos die Naturterz Frequenzverhaltnis 5 4 in sein enharmonisches Tongeschlecht ein Eine andere Tradition geht auf Aristoxenos zuruck der die Ungenauigkeiten alterer Untersuchungen mit dem Monochord herausstellte und eine alternative Tonskalenberechnung begrundete Mittelalter Bearbeiten Das Tonsystem des Pythagoras wurde von den Romern und im mittelalterlichen Europa ubernommen Monochorde Glocken vgl Abbildung und Orgelpfeifen wurden pythagoreisch gestimmt und in der gregorianischen Musizierpraxis verwandt Die Harmonik der fruhen Mehrstimmigkeit bevorzugte die in der pythagoreischen Stimmung tatsachlich reinen Intervalle die Komplementarintervalle Quinte und Quarte sowie Prime und Oktave Renaissance Bearbeiten In der Renaissance gab es vor allem zwei fur das Tonsystem wichtige Entwicklungen Die zunehmende Chromatik in der Vokalpolyphonie erweiterte den Tonvorrat endgultig auf zwolf Tone Das Dissonanzempfinden veranderte sich Die Terz im Mittelalter noch als dissonant eingestuft wurde zum Harmonietrager im entstehenden Dur Moll System Unterstutzt wurde dieses Dissonanzempfinden allerdings dadurch dass die Terz in der im Mittelalter verwendeten pythagoreischen Stimmung Frequenzverhaltnis 81 64 auch aus heutiger Sicht dissonant klingt die reine grosse Terz Frequenzverhaltnis 5 4 kam erst mit dem Wechsel zur reinen Stimmung in das System Die neue Orientierung an der Terz und der Bedarf einer chromatischen Tonleiter fuhrte zu Problemen mit der quintbasierten pythagoreischen oder auch der reinen Stimmung Zwolf aufeinander geschichtete Quinten ergeben keinen geschlossenen Quintenzirkel Der 13 Ton ist um das pythagoreische Komma hoher als der Ausgangston Physikalisch ist er 7 Oktaven plus das pythagoreische Komma hoher bei der musikalischen Betrachtung von Tonleitern und Intervallen werden aber Tone im Abstand von Oktaven als gleichwertig angesehen Vier aufeinander geschichtete Quinten z B C G D A E ergeben keine reine grosse Terz Der funfte Ton ist um das syntonische Komma hoher als eine reine grosse Terz auf dem Ausgangston Terz C E in pythagoreischer Stimmung und rein Ggf mehrmals anhoren Dasselbe zwei Oktaven hoher und obertonreich Man wahlte dem neuen Klangideal entsprechend die reine grosse Terz mit dem nach Quinte und Quarte nachsteinfacheren Frequenzverhaltnis 5 4 als neues Stammintervall und entwickelte da die reine Stimmung auf den ublichen Tasteninstrumenten nicht verwirklicht werden konnte die sogenannte mitteltonige Stimmung Dabei fuhrte man um dem syntonischen Komma aus dem Weg zu gehen leicht verkleinerte Quinten ein von denen vier aufeinandergeschichtet eine reine grosse Terz bilden Durch die Folge von elf mitteltonigen Quinten Es B F C G D A E H Fis Cis Gis erhielt man die zwolf Tone unseres abendlandischen Tonsystems C Dur Dreiklang pythagoreisch und mitteltonig Dasselbe obertonreich So erhielt man acht grosse Terzen wie gewunscht rein z B C E durch vier mitteltonige Quinten C G D A E vier Terzen mussten unrein bleiben z B H Dis da Dis als Es eingestimmt ist und Dis deshalb nicht vier mitteltonige Quinten uber H liegt sondern acht mitteltonige Quinten unter H vgl obige Quintfolge Die mitteltonige Stimmung war jedoch auch ein Kompromiss und in mancher Hinsicht nicht zufriedenstellend Theorie und Praxis Durch dieses System entstanden viele Intervalle die sich nicht durch ganzzahlige Bruche ausdrucken lassen was einen Widerspruch zur pythagoreischen Auffassung der Musik darstellte Die Ursache dafur sind die zugunsten der Terzreinheit eingefuhrten mitteltonigen Quinten fur die ein Saitenlangenverhaltnis von 1 5 4 1 sqrt 4 5 nbsp gilt das keine rationale Zahl ist Zwolf aufeinandergeschichtete mitteltonige Quinten ergeben einen Ton der um die so genannte kleine Diesis tiefer ist als der Ausgangston vgl Problematik der pythagoreischen Stimmung Die Quinte As Es bzw Gis Dis ist um die kleine Diesis zu gross da das As alias Gis nicht als mitteltonige Quinte unter Es gestimmt wird sondern elf mitteltonige Quinten uber Es liegt vgl obige Quintfolge Diese so genannte Wolfsquinte klingt sehr unrein In der mitteltonigen Stimmung klingen daher Tonarten die diese Quinte enthalten z B Es Dur oder Cis Dur extrem dissonant und sind allenthalben zur Darstellung bestimmter Affekte brauchbar Vergleich Mitteltonige Kadenzen in C Dur und Des Dur Dennoch setzte sich die mitteltonige Stimmung durch Modulatorische Entwicklung wie sie spater ublich wurde war in der Renaissance wenig gebrauchlich Man kam deshalb zunachst mit dem gut klingenden Tonartenbereich aus Um auch weitere Tonarten in der mitteltonigen Stimmung spielbar zu machen wurden Tasteninstrumente mit z B 31 Tonen in der Oktave gebaut die sich aber nicht durchsetzen konnten Barock Bearbeiten Im Laufe des 17 Jahrhunderts wurde diese Beschrankung auf zentrale Tonarten zunehmend als storend empfunden Um in der Wahl der Tonarten freier zu werden begann man Stimmungssysteme zu entwickeln in denen alle Tonarten spielbar sind wenn auch nicht alle in gleicher Qualitat Dafur mussten Abstriche in der Reinheit der Terzen hingenommen werden Diese Stimmungen wurden Wohltemperierte Stimmungen oder Gute Temperaturen genannt im Gegensatz zur nun als schlecht empfundenen mitteltonigen Stimmung Beispiele hierfur sind die Stimmungen von Andreas Werckmeister Werckmeister III VI Kadenzen in C und Des Dur oder die Stimmungen des Orgelbauers Gottfried Silbermann Allerdings gab es keine Temperatur die sich universell durchsetzte wie vormals die mitteltonige Stimmung die mit den neuen Temperaturansatzen ubrigens nicht einfach verschwand Am Beispiel Werckmeisters kann man sehen dass zunachst auch nicht unbedingt angestrebt wurde eine einheitliche Stimmung zu etablieren Er beschreibt in seinem wichtigsten Werk Musicalische Temperatur verschiedene Temperaturen die je nach Bedurfnis mehr oder weniger geeignet sein konnen Grundsatzlich kann man bei Werckmeister und anderen zwei Ansatze unterscheiden Einige Systeme strebten danach die Tonarten mit wenigen Vorzeichen moglichst klar klingen zu lassen aber auch diejenigen mit vielen Vorzeichen wenn auch mit getrubterem Klang spielbar zu machen Beispiel Die Werckmeister II Temperatur Andere Systeme versuchten alle Tonarten moglichst gut spielbar zu machen Beispiel Die Werckmeister III Temperatur Dieser Ansatz fuhrte am Ende der Entwicklung zur heute gebrauchlichen gleichstufigen Temperatur Bei diesem Ansatz muss man allerdings einen im Gegensatz zu den zentralen Tonarten im oben beschriebenen Ansatz relativ matten Klang aller Tonarten in Kauf nehmen Gleichstufige Temperatur Bearbeiten Siehe auch Hauptartikel Gleichstufige StimmungBereits in der Renaissance suchte man nach Methoden die Laute gleichstufig zu stimmen Da es nicht moglich ist auf Bundinstrumenten jeden Ton einzeln einzustimmen kommt es zu Problemen Weil z B in der mitteltonigen Stimmung nicht alle grossen Terzen gleich sind musste auf der A Saite der vierte Bund die Saite fur die grosse Terz Cis auf 4 5 der Lange verkurzen auf der H Saite soll Dis alias Es jedoch nicht als grosse Terz eingestimmt werden Die Saite musste hier in der mitteltonigen Stimmung auf 25 32 der Lange verkurzt werden Da die Moglichkeiten der Wurzelrechnung zu dieser Zeit noch beschrankt waren konnte man den gleichstufigen Halbton mit dem Verhaltnis 1 2 12 displaystyle 1 sqrt 12 2 nbsp noch nicht berechnen Dennoch konnte man ein gleichstufiges Griffbrett bauen da man geometrische Methoden zur naherungsweisen Konstruktion einfacher Wurzelverhaltnisse zur Hand hatte Der venezianische Musiker und Musiktheoretiker Gioseffo Zarlino beschreibt schon 1558 eine solche Methode Der Lautenist Vincenzo Galilei Vater des Galileo Galilei gab die einfachen ganzzahligen Verhaltnisse dennoch nicht auf Er verkurzte die Saite pro Bund auf 17 18 der Lange In der Theorie kommt er dabei mit dem zwolften Halbton zwar nicht ganz bei der Oktave an in der Praxis ist das Ergebnis aber recht brauchbar da der Ton durch das Drucken und den dabei uberwunden Abstand von Bund und Saite die Saite wird langer und durch den Fingerdruck auf die Saite Saitenspannung erhoht sich noch ein wenig erhoht wird Die Saitenlange kann auch nach der Konstruktion des Griffbretts durch die Umpositionierung des Stegs noch minimal korrigiert werden so dass das Ergebnis noch besser wird Mathematiker und Musiktheoretiker versuchten sich in den folgenden knapp 200 Jahren daran mit unterschiedlichen Methoden genauere Zahlenwerte fur die gleichstufige Temperatur zu ermitteln Im 19 Jahrhundert setzte sich die gleichstufige Temperatur schliesslich allgemein durch Heute gibt es wieder Diskussionen daruber wie beispielsweise Orgeln gestimmt werden sollten Viele historische Kompositionen gehen von unterschiedlichen Klangeigenschaften verschiedener Tonarten und Akkorde aus die auf gleichstufig gestimmten Instrumenten nicht reproduzierbar sind Dies ist insbesondere fur die Historische Auffuhrungspraxis von Bedeutung Vergleich der Stimmungssysteme Bearbeiten nbsp Grafischer Vergleich der pythagoreischen und mitteltonigen Stimmung mit der wohltemperierten Stimmung nach Werckmeister III und der gleichstufigen Stimmung In vertikaler Richtung sind die jeweiligen Tonhohen der Grundtone angegeben Die vier pythagoreischen Tone C F G und C sind in allen Stimmsystemen praktisch identisch Bei den Leittonen nach oben Cis Dis E Fis Gis und H ist die pythagoreische Stimmung immer hoch und die mitteltonige Stimmung immer tief bei den Leittonen nach unten Des Es As und B ist die pythagoreische Stimmung immer tief und die mitteltonige Stimmung immer hoch Die Werckmeister Stimmung gleicht die Differenzen aus und nahert sich der gleichstufigen Stimmung an Hinweis Reine Intervalle sind durch einfache ganzzahlige Frequenzverhaltnisse charakterisiert temperierte Intervalle haben auch irrationale Frequenzverhaltnisse Deshalb erfolgt der Grossenvergleich hier mit der Einheit Cent wobei 1 Oktave 1200 Cent Die folgende Tabelle gibt die Hohe der Tonstufen einer Dur Tonleiter verschiedener Stimmungen in Cent gerundet an Name Prime grosse Sekunde grosse Terz Quarte Quinte grosse Sexte grosse Septime OktaveReine Stimmung 0 204 182 386 498 702 884 1088 1200Pythagoreische Stimmung 0 204 408 498 702 906 1110 12001 4 Komma mitteltonige Stimmung 0 193 386 503 697 890 1083 1200Gleichstufige Stimmung 0 200 400 500 700 900 1100 1200Bemerkung Bei der reinen Stimmung gibt es den grossen Ganzton In C Dur zum Beispiel C D mit 204 Cent und den kleinen Ganzton in C Dur zum Beispiel D E mit 182 Cent Beides wird als grosse Sekunde bezeichnet In der mitteltonigen Stimmung werden die beiden Ganztone gemittelt zu je 193 Cent Zusammen ergeben sie die reine Terz mit 386 Cent Anhand der folgenden Tabellen lasst sich abschatzen wie weit welche Quinten und Terzen in verschiedenen Stimmungen von den reinen Intervallen abweichen Daran kann man ermessen wie stark verstimmt entsprechende Dur Akkorde in den verschiedenen Tonarten erklingen Die fett markierten Zahlen zeigen die Wolfsquinte oder analog die Wolfsterz auffallig die vier fast reinen Terzen in der pythagoreischen Stimmung Quinten in Cent C G Des AsCis Gis D A Es ADis Ais E H F C Fis CisGes Des G D As EsGis Dis A E B F H Fis C G1 4 Komma mitteltonige Stimmung 697 697 697 697 697 697 697 697 738 697 697 697 697Werckmeister III wohltemperiert 696 702 696 702 702 703 702 696 702 702 702 696 696gleichstufige Stimmung 700 700 700 700 700 700 700 700 700 700 700 700 700pythagoreische Stimmung 702 702 702 702 702 702 702 702 679 702 702 702 702Zum Vergleich reine pythagoreische Quinte 702 Cent gleichstufige Quinte 700 Cent 1 4 Komma mitteltonige Quinte 697 Cent Grosse Terz in Cent C E Des FCis Eis D Fis Es G E Gis F A Fis AisGes B G H As CGis His A Cis B D H DisCes Es C E1 4 Komma mitteltonige Stimmung 386 427 386 386 386 386 427 386 427 386 386 427 386Werckmeister III wohltemperiert 390 408 396 402 402 391 408 396 408 402 397 402 390gleichstufige Stimmung 400 400 400 400 400 400 400 400 400 400 400 400 400pythagoreische Stimmung 408 384 408 408 408 408 384 408 384 408 408 384 408Zum Vergleich reine 1 4 Komma mitteltonige grosse Terz 386 Cent gleichstufige grosse Terz 400 Cent pythagoreische grosse Terz 408 Cent Ein unmittelbarer akustischer Vergleich der vorstehend genannten und weiterer Stimmungen ist mit geeigneter Software wie z B GrandOrgue Hauptwerk oder an entsprechend disponierten Keyboards 1 mit deren Presets oder durch sogenanntes user scale tuning 2 moglich Fur den Einsatz am realen Instrument gibt es Stimmgerate mit vorprogrammierten historischen Stimmungen Stimmen von Instrumenten BearbeitenAls Stimmen von Instrumenten bezeichnet man die Einstellung der Tonhohe Ein Blasinstrument wird als Ganzes gestimmt bei Saiteninstrumenten Streichinstrumente Gitarre Harfe jede Saite einzeln Bei Klavieren und Orgeln sind sogar fur jeden einzelnen Ton mehrere Saiten bzw Pfeifen zu stimmen Einige Instrumente werden sogar in Lagen gestimmt dazu gehort zum Beispiel das Einstellen der Oktavreinheit bei Gitarren Die meisten Instrumente lassen sich innerhalb gewisser baulich vorgegebener Grenzen stimmen aber es gibt auch Instrumente die aufgrund ihrer Bauweise nicht oder nur sehr aufwendig stimmbar sind Hierzu zahlen vor allem Instrumente aus dem Bereich Perkussion und der Idiophone z B Glockenspiele Beim Stimmen von Instrumenten kann man drei Aufgaben unterscheiden die Stimmung eines Instruments in sich wichtig bei den Tasten und Saiteninstrumenten die Abstimmung mehrerer Instrumente miteinander die Stimmung eines Instruments auf absolute TonhohenDer manuelle Vorgang des Stimmens ist von Instrument zu Instrument verschieden Bei Blasinstrumenten erfolgt dieses meistens durch Veranderung der Rohrlange bei Streichinstrumenten durch die Veranderung der Saitenspannung Bei Tasteninstrumenten muss meistens jeder einzelne Ton gestimmt werden Die Stimmung eines Ensembles erfolgt in der Regel nach dem unflexibelsten Instrument meistens sind das die Tasteninstrumente Im Orchester gibt die Oboe aufgrund ihres obertonreichen Klangs das a als Kammerton vor Steht kein Referenzinstrument zur Verfugung kann eine Stimmgabel eine Stimmpfeife oder ein elektronisches Stimmgerat als Hilfe genutzt werden Elektronische Musikinstrumente mussen aufgrund der verwendeten Tonerzeugung in sich nicht gestimmt werden oftmals konnen sie aber insgesamt in kleinen bis hin zu transponierenden Abstufungen verandert werden Durch die Haufigkeit des Stimmvorganges haben viele routinierte Instrumentalisten eine Art Absolutes Gehor fur ihre Stimmtone Grundtone bei Blasern Leersaiten bei Streichern entwickelt Siehe auch BearbeitenTeiltonreihe Tonstruktur mathematische Beschreibung Klavierstimmung Streckung Tonsysteme im subsaharischen Afrika Offene Stimmung Stimmen einer GitarreLiteratur BearbeitenErnst Kochsiek Konzertstimmungen Erlebnisse und Begegnungen mit beruhmten Pianisten Mit Audio CD Edition Bochinsky 2001 ISBN 978 3 923639 46 5 Klaus Lang Auf Wohlklangswellen durch der Tone Meer Temperaturen und Stimmungen zwischen dem 11 und 19 Jahrhundert herausgegeben von Robert Holdrich Institut fur Elektronische Musik IEM an der Universitat fur Musik und darstellende Kunst in Graz 1990 PDF Gottfried Rehm Einfuhrung in alte Stimmungssysteme In Gitarre amp Laute 4 1982 1 S 12 14 Karlheinz Schuffler Pythagoras der Quintenwolf und das Komma Mathematische Temperierungstheorie in der Musik Vieweg Teubner 2012 ISBN 978 3 8348 1920 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Musical tuning Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Stimmung Lern und Lehrmaterialien Liste von Stimmungen mit detaillierten Informationen Stimmungen Encyclopedia of Microtonal Music Theory englisch Stimmtonhohen anhand historischer Stimmgabeln englisch Bund Deutscher Orgelbaumeister Lexikon der StimmungenStimmungen in Musikgeschichte und praxis Bearbeiten Entwicklung wohltemperierter Stimmungen unter Berucksichtigung von J S Bach mit Horbeispielen Zur Stimmung von Tasteninstrumenten PDF Datei 443 kB Hierzu Horbeispiel Musiktheorie I Musiktheorie II Intervall Umrechnung Frequenzverhaltnis nach Cent und Cent nach Frequenz ratio Umrechnung Cent in Frequenzverhaltnis Ratio und zuruck in Excel Zusammenstellung logarithmischer Masseinheiten zu Intervallgrossen englisch Klaviatur Frequenzen Notennamen Piano TastaturEinzelnachweise Bearbeiten z B Roland Classic C 200 oder Yamaha P 155 oder Korg X 50 http www farago info hobby stimmungen Tuning htm Musikalische Stimmungen gestern und heuteStimmungen des abendlandischen zwolfstufigen Tonsystems Gleichstufige Stimmung Kirnberger Stimmung Mitteltonige Stimmung Pythagoreische Stimmung Reine Stimmung Silbermann Sorge Temperatur Vallotti Stimmung Werckmeister Stimmung Wohltemperierte Stimmung Normdaten Sachbegriff GND 4122368 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stimmung Musik amp oldid 234123450