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Die Streichinstrumente sind Saiteninstrumente bei denen die Saiten mit einem Bogen dann auch Bogeninstrumente genannt 1 seltener mit einem Stab oder Rad durch Daruberstreichen in Schwingungen versetzt werden Das dabei entstehende Ruckgleiten verursacht den Stick Slip Effekt Die Saitenschwingungen werden ublicherweise zur Horbarmachung auf einen Resonanzkorper ubertragen Streichinstrumente der Viola da braccio FamilieMusiker die Streichinstrumente spielen werden als Streicher bezeichnet Bei der Aufzahlung einer Orchesterbesetzung werden die Streichinstrumente in der Regel unter der Bezeichnung Streicher oder italienisch Archi zusammengefasst standardmassig zahlen dazu meist mehrfach besetzt 1 und 2 Violine Bratsche Violoncello und Kontrabass Inhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 1 1 Streichen 1 2 Zupfen 2 Geschichte 3 Instrumententypen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseFunktionsweise BearbeitenStreichen Bearbeiten Das Anstreichen der Saite gleicht prinzipiell dem Vorgang beim Anzupfen Beim Streichen wird er aber durch den standig vorbeigleitenden Bogen oder das Streichrad stetig wiederholt wodurch ein andauernder Ton entsteht Beim Ruckgleiten welches den Stick Slip Effekt verursacht haftet englisch stick die Saite am rauen und klebrigen Streichbogen Die Saite wird mit der Streichbewegung mitgezogen und dadurch gespannt Sobald die zunehmende Spannung der Saite starker ist als die Haftung lost sie sich und schnellt zuruck slip Da die Saite aber nicht frei ausschwingen kann sondern gebremst wird baut sich der lokale Knick nicht einmalig ab sondern wird standig neu erzeugt wodurch sich permanent neue Obertone entwickeln 2 Dieser dem Geigenton uberlagerte Klang wird teils als kratzend und spitz wahrgenommen Die Saite selbst schwingt auch hier wieder im Wesentlichen mit ihrer Eigenfrequenz und hat im Vergleich zur Gitarre einen gleichformig hohen Oberwellenanteil Um eine entsprechende Reibung zu erhalten wird beim Streichbogen das besonders raue Pferdehaar verwendet und auf Streichbogen und Streichrad Kolophonium ein klebriges Baumharzprodukt aufgetragen Zupfen Bearbeiten Die Saite wird durch den Finger einmalig gespannt wodurch sich ein Dreieck bildet Sobald die Saite losgelassen wird und frei ausschwingen kann breitet sich der Knick auf der gesamten Saite einmalig aus Transiente und verebbt rasch innerhalb von Sekundenbruchteilen Die Saite selbst entspannt sich dabei und schwingt letztlich homogen nur noch mit ihrer durch die gegriffene Lange vorgegebenen Resonanzfrequenz Der Gesamtton besteht damit aus dem Geigengrundton und einem ihm uberlagerten hell klingenden Oberwellenanteil der nicht in Korrelation zur Tonhohe steht Anders als beim Klavier oder der Gitarre ist der Grundton bei der Geige sehr gedampft und schwingt rasch aus Der gezupfte Ton ist damit vergleichsweise kurz Siehe auch Funktionsweise und Spieltechniken im Artikel ViolineGeschichte BearbeitenDie einfachste und alteste Form eines Saiteninstruments ist der Musikbogen der sich haufig nicht von einem Jagdbogen unterscheidet Eine besondere Art des Musikbogens ist der Mundbogen Bei ihm werden der Bogenstab oder die Saite an den Mund gelegt um den Kopf als Resonanzkorper zu nutzen und dann die Sehne mit einem Gegenstand angeschlagen gerieben oder mit den Fingern gezupft Ein Foto auf einer argentinischen Briefmarke zeigt die einfachste Form eines bogengestrichenen Saiteninstrumentes Das Ende eines kurzen Mundbogens wird in den Mund genommen die Sehnenspannung kann durch Drucken mit den Fingern der Hand verandert werden Diese Sehne wird durch Daruberstreichen mit der Sehne eines zweiten kurzen Bogens in Schwingung versetzt Die chinesische yazheng ist eine mit dem Streichbogen gespielte Zither Die fruheste chinesische Quelle der mit einem Stab gestrichenen Rohrenzither Yazheng stammt aus dem 8 Jahrhundert Die Verwendung von Reibestaben in Zentralasien durfte alter sein Vermutlich wurde diese Spieltechnik zuerst in Sogdien um das 6 Jahrhundert an Lauten verwendet von wo sie nach China gelangte 3 In den Ruinen der mittelalterlichen armenischen Hauptstadt Dvin wurde eine Glasvase aus dem 9 oder 10 Jahrhundert gefunden auf der ein sitzender Musiker abgebildet ist der ein Streichinstrument in einer der Violine ahnlichen Spielposition halt Die Violine armenisch djutak dschutak konnte drei Saiten besitzen der Wirbelkasten ist eindeutig nach unten geknickt Es handelt sich vermutlich um die alteste Abbildung eines mit dem Bogen gestrichenen Saiteninstruments Ebenfalls aus Dvin stammt das Bild einer Kamantsche genannten Spiessgeige auf einer Keramik derselben Zeit die vermutlich einen Epensanger gusan zeigt 4 Das Alter der indischen Streichinstrumente ist unklar Tempelreliefs aus dem 10 Jahrhundert konnten Streichinstrumente oder mit einem Stab geschlagene Rohrenzithern darstellen Als altestes indisches Streichinstrument gilt die ravanahattha unter welchem Namen ursprunglich ein Musikbogen im Mittelalter eine Stabzither und heute in der nordindischen Volksmusik eine Spiessgeige mit zwei Melodie und mehreren Resonanzsaiten verstanden wird Im 19 Jahrhundert war wegen dieses Instruments die Vorstellung verbreitet der Streichbogen sei in Indien erfunden worden 5 Die alteste arabische Beschreibung vom Spielen des Streichinstrumentes rabab mit dem Bogen stammt aus dem Buch Kitab al Musiqa von al Farabi um 872 um 950 Streichinstrumente wie Fidel und Rebec sind in Europa mindestens seit dem 11 Jahrhundert bekannt Zumindest beim Rebec ist dabei der arabische Ursprung des Instruments Rabab sicher nachzuweisen Aus der Fidel und dem Rebec entwickelte sich im 15 und 16 Jahrhundert die Violen und Gambenfamilie Bei der Drehleier werden die Saiten von einem eingebauten Rad gestrichen sie ist seit dem 10 Jahrhundert dokumentiert und war in der Renaissance und im 18 Jahrhundert beliebt Die Nyckelharpa Schlusselfidel ist seit dem 15 Jahrhundert in Deutschland Italien und Schweden nachweisbar In offentlichen und privaten Sammlungen befinden sich Instrumente von grossen Geigenbauern von Antonio Stradivari und anderen grossen Meistern des 18 Jahrhunderts bis hin zu Vuillaume im 19 Jahrhundert Eine noch langere Geschichte haben Streichinstrumente in China die unter dem Begriff Huqin zusammengefasst werden Um 800 wurden dort Streichinstrumente mit einem schmalen Bambusstreifen gestrichen Etwa zur gleichen Zeit benutzte man in Korea einen Holzstab zum Streichen der mit Harz uberzogen war Instrumententypen BearbeitenDie gebrauchlichsten Streichinstrumente in der klassischen und zeitgenossischen europaischen Musik sind Violine Viola Violoncello Kontrabass Historische Streichinstrumente die zur Auffuhrung alter europaischer Musik zunehmend wieder gebraucht werden sind insbesondere Fidel Gambe Rebec Rubeba Trumscheit Drehleier Nyckelharpa und Viola d amore Zur Auffuhrung der franzosischen Musik zwischen 1650 und 1750 wird inzwischen in der historischen Auffuhrungspraxis vermehrt auf die damals ubliche Besetzung von Violinen Haute contre de violon Bratsche Taille de violon Quinte de violon Basse de violon zuruckgegriffen Die Taille und Quinte de violon unterscheiden sich lediglich in der Korpusgrosse von der Haute contre die Stimmung ist gleich aber das Klangvolumen ist der Grosse entsprechend erhoht Ahnliches gilt fur die Basse de violon ein Instrument das etwa 10 cm grosser ist als ein Cello Zu den Streichinstrumenten mit Resonanzsaiten gehoren Viola d amore Baryton Nyckelharpa und der Trumscheit Einige Streichinstrumente haben Bordunsaiten Zu ihnen gehoren Lira da Gamba Lira da Braccio Drehleier und einige Formen der Nyckelharpa Violine und Bratsche Stradivari Streichquartett Tromba marina KontrabassStreichinstrumente die im Bereich Folk und europaische traditionelle Musik gebraucht werden sind neben den aus der Kunstmusik bekannten Instrumenten Drehleier Gudok in Russland Gadulka in Bulgarien Suka in Polen und Varianten der Husle in einigen slawischsprachigen Landern Osteuropas Besonders in der skandinavischen traditionellen Musik kommen dazu Nyckelharpa und Hardangerfiedel Vom 17 bis zum 19 Jahrhundert kam bei Tanzstunden die schmale Tanzmeistergeige zum Einsatz Sie hat einen hellen und sehr schwachen Klang Die chinesischen Streichinstrumente ein und zweisaitige Geigen die u a das Ruckgrat des Orchesters in der Peking Oper darstellen werden unter der Bezeichnung Huqin chinesisch 胡琴 Pinyin huqin zusammengefasst es handelt sich um Erhu chinesisch 二胡 Pinyin erhu Gaohu chinesisch 高胡 Pinyin gaohu Zhonghu chinesisch 中胡 Pinyin zhōnghu Gehu chinesisch 革胡 Pinyin gehu und Bass Gehu die jedoch regional unterschiedliche Bedeutung haben Die Rabab ist ein Streichinstrument in der arabischen Kultur Im Gamelan in Indonesien wird das Streichinstrument Rebab verwendet Sarinda Sarangi und Banam sind Streichinstrumente der nordindischen Volksmusik Kokyu jap 胡弓 鼓弓 und Shamisen sind dreisaitige Langhalslauten in Japan Alle genannten Streichinstrumente gehoren instrumentenkundlich zu den Halslauten Die kleine Minderheit der nicht zu den Halslauten gezahlten mit einem Bogen gestrichenen Saiteninstrumente wird in Zithern und Leiern eingeteilt Einfache Formen gestrichener Zithern sind die zweisaitige islandische Kastenzither Fidla und die dreisaitige Tautirut der kanadischen Inuit Die seit dem 11 Jahrhundert gestrichene Crwth in Wales ist eine Griffbrettleier also eine Kombination aus Halslaute und Leier Mittelalterliche zwei bis viersaitige Streichleiern ohne Griffbrett haben sich mit der Talharpa und der Jouhikko in der Volksmusik Skandinaviens erhalten Mit Tasten ausgestattete mechanische Streichklaviere und halbmechanische Nyckelharpas sind ebenfalls den Streichinstrumenten zuzuordnen Manche Instrumente zahlt man zu den Reibidiophonen obgleich sie mit dem Bogen gestrichen werden Singende Sage Waterphone Nagelgeige In einen hohlen Resonanzkorper eingeschlagene Nagel unterschiedlicher Lange bzw Dicke werden seitlich mit einem Bogen gestrichen Leder Die Seri Indianer Isla Tiburon Golf von Kalifornien stellten Anfang des 20 Jahrhunderts eine starre Lederplatte auf den Boden und strichen mit dem Bogen uber die obere Kante der Haut Die Phonoliszt Violina ist ein Musikautomat bei dem sich um mehrere Violinen ein kreisformiger Bogen dreht Der Kreisbogen ist ein rotierender Ring in dem viele Bogensehnen gespannt sind sodass sich ein scheinbar kreisformiger Streichbogen ergibt Beim Spielen dieses Instruments greifen ansteuerbare Fingerhebel die Tone ab wahrend die Geigen unter variablen Winkeln und Drucken an den sich drehenden Kreisbogen gedruckt werden Das Instrument wird mit Tastatur oder Lochkartensteuerung gespielt Weitere Spielarten der Geige sind die sogenannte Stroh Geige bzw die Tiebel Geige Sie besitzen keinen Korpus sondern einen Grammophon Trichter zur Verstarkung der Stegschwingungen Ursprunglich wurden diese Instrumente als laute Alternative zur Geige eingesetzt um ein ausreichend starkes Signal fur die Produktion von Schallplatten zu erzeugen Literatur BearbeitenUrs Frauchiger Der eigene Ton Ammann Verlag 2000 ISBN 3 250 30003 9 Interviews mit beruhmten Violinisten Richard Kinseher Der Bogen in Kultur Musik und Medizin als Werkzeug und Waffe Kapitel mit einfachen Bogeninstrumenten gezupft angeschlagen geblasen gestrichen BoD 2005 ISBN 3 8311 4109 6 Jack Botermans Herman Dewit Hans Goddefroy Musikinstrumente selberbauen Hugendubel 1989 ISBN 3 89631 312 6 Mathes Seidl Die Streichinstrumente als Symbole Eine anthropologisch psychologische Studie zum Verhaltnis Mensch Musikinstrument Dr R Kramer Hamburg 1998 ISBN 3 89622 020 9Weblinks Bearbeiten Wiktionary Streichinstrument Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Streichinstrument im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Otto Uber den Bau der Bogeninstrumente Weimar 1828 Joe Wolfe Music Acoustics Bows and strings School of Physics an der University of New South Wales Harvey Turnbull A Sogdian friction chordophone In D R Widdess R F Wolpert Hrsg Music and Tradition Essays on Asian and other musics presented to Laurence Picken Cambridge University Press Cambridge 1981 S 197 206 Anahit Tsitsikian The Earliest Armenian Representations of Bowed Instruments In RIdIM RCMI Newsletter Vol 16 No 2 Herbst 1991 S 2 4 Joep Bor The Rise of Ethnomusicology Sources on Indian Music c 1780 c 1890 In Yearbook for Traditional Music Vol 20 1988 S 54 60Klassifikation von Musikinstrumenten nach Benutzung durch den Spieler Blasinstrument Streichinstrument Zupfinstrument Schlaginstrument Tasteninstrument Normdaten Sachbegriff GND 4058020 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streichinstrument amp oldid 234069670