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Dieser Artikel behandelt das Saiteninstrument Baryton Das Blasinstrument gleichen Namens wird unter Baritonhorn behandelt Das Wort Bariton hat weitere Bedeutungen Das Baryton auch der Baryton fruher auch Pariton Paridon Barydon Bordon italienisch Viola di bordone oder bardone ist ein Streichinstrument des fruhen 17 Jahrhunderts das vor allem im 18 Jahrhundert Verwendung fand Zusatzlich zu den Spielsaiten besitzt das Baryton Resonanzsaiten die mit der linken Hand gezupft werden konnen und ihm einen deutlichen Nachklang verleihen Leopold Mozart nennt es eines der anmuthigsten Instrumente BarytonOffene Ruckseite eines Halses zum Zupfen der Resonanzsaiten mit dem linken Daumen der wenn normal gegriffen wird auf dem linken halbrunden Steg liegt Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 1 1 Varianten 2 Verbreitung 3 Kompositionen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenDas Baryton hat die Grosse und Stimmung D G c e a d auch E A d g h e einer Tenor Bass Gambe Eine siebte Saite auf Kontra A ist selten ihre Verwendung ist in der Musik des 18 Jahrhunderts nicht belegt schon die D und G Saite kommen in der Literatur kaum vor Das Instrument wird wie eine Gambe zwischen den Beinen gehalten Der Bogen wurde je nach personlicher Vorliebe des Spielers im Ober oder Untergriff gefuhrt Nach Bedarf konnte ein metallener oder holzerner Standfuss am Instrument verwendet werden der Stachel Ausser den Spielsaiten aus Darm sind metallene Resonanz Bordun oder Aliquotsaiten uber die Decke gespannt ahnlich wie bei der Viola d amore oder der Hardangerfiedel Das Instrument des Prinzen Esterhazy hat neun Resonanzsaiten typisch in der Stimmung A d e fis g a h cis und d Sie verleihen dem Instrument einen scharfen obertonreichen Klang der es gut von den meistens verwendeten Begleitinstrumenten Viola und Violoncello absetzt Die Metallsaiten konnen umgestimmt werden um die Resonanz zu maximieren Andreas Lidl 1769 bis 1774 Cellist in der esterhazyschen Hofkapelle hat die Anzahl der Metallsaiten aus Messing auf 27 Stuck erhoht 1 Ein Baryton ex Lidl von Joachim Tielke 1687 ist im Londoner Horniman Museum erhalten es ist nicht mehr im Originalzustand besser erhalten ist das Instrument von 1686 im Victoria and Albert Museum London ebenfalls von Joachim Tielke Schliesslich existiert noch ein Fragment eines Barytons aus derselben Werkstatt Die Resonanzsaiten sind entweder am Unterklotz an Stiften befestigt und werden uber einen zweiten meist schrag verlaufenden Steg gefuhrt so bei dem abgebildeten modernen Nachbau Haufig sind sie aber auch an Klotzchen befestigt die ahnlich dem Steg einer Konzertgitarre auf die Decke aufgeleimt sind Einzigartig am Baryton ist jedoch dass sein Hals an der Ruckseite ein grosses Fenster aufweist durch das die etwa zehn metallenen Saiten mit dem Daumen der linken Hand gezupft werden konnen Die entstehenden Klange sind dem eines Cembalos oder einer Mandoline ahnlich Beim fruhbarocken Baryton lagen die Resonanzsaiten eher im Bereich der Kontra Oktave wahrend die Spielsaiten aus Darm meist eine Terz hoher gestimmt waren Der Sinn lag darin Arien mit einem gezupften Bass und ein bis zwei gestrichenen Stimmen begleiten zu konnen Bei den Barytonwerken von Joseph Haydn stehen unter manchen Noten kleine arabische Zahlen Die so bezeichneten Noten werden nicht gestrichen sondern mit dem Daumen angezupft Gleichzeitig weisen die jeweiligen Zahlen auf die Saitenfolge und auf die jeweilige Stimmung der Resonanzsaite hin Erhoht man die Zahl der Resonanzsaiten so sind zwar auch chromatische Begleitungen moglich doch wird das ohnehin kompliziert zu spielende Instrument dadurch vollig unhandlich wie schon Schilling 1842 in Hinsicht auf den Virtuosen Sebastian Ludwig Friedel beschreibt allein der Hals wie das Griffbrett und die versteckte Harfe gemeint sind die Resonanzsaiten waren von so breitem Umfange dass wohl schwerlich in der Schopfung Hande aufzufinden gewesen waren die beides gleichzeitig behandeln konnten Die Faszination des Barytons im ausgehenden 18 Jahrhunderts dem sogenannten Zeitalter der Empfindsamkeit hat auch einen philosophisch psychologischen Grund Die Mechanik galt damals als Wunderwissenschaft Man hatte das Phanomen der Schwingungen verstanden und deren Ausbreitung auf andere Korper Diese Erkenntnisse der Resonanz ubertrug man auf die Seelenverwandtschaft die Sympathie im Englischen heissen die Resonanzsaiten sympathetic strings die sich nur dann zeigt wenn die Schwingungen der einen Seele von der anderen ubernommen werden Im Baryton ist dies sinnfallig zwischen den beiden kontraren Materialien Darm und Metall gegeben die sich gegenseitig zum Schwingen anregen Varianten Bearbeiten nbsp Kopie des Instruments des Prinzen Esterhazy ausgestellt in EisenstadtDas Instrument des Prinzen Nikolaus von Esterhazy darf wohl als beispielgebend angesehen werden und pragend fur ein Familienaussehen Auch heutige Nachbauten orientieren sich meist an diesem Vorbild und ahnlichen obwohl ein solches wenig verbreitetes Instrument geradezu zu Experimenten und eigenen Kreationen herausfordert Das abgebildete Instrument im Besitz von Manfred Herbig wurde 1973 von Wolfgang A Uebel in Celle nach historischen Vorbildern gebaut Zum Familienaussehen des Barytons gehoren die Form des Korpus die Flammenlocher und die Rosette Der Singende Bauer als oberer Abschluss hier nach einem Instrument von Simon Schodler in Brussel kennzeichnet den Instrumententypus wie die Schnecke die Violinfamilie oder der Cupido Amor die Viola d amore Der Korpus ist nach Gambenart konstruiert und hat einen flachen Boden mit einem Knick im oberen Bereich Verbreitung BearbeitenDas Baryton war immer ein seltenes Instrument das im ausgehenden 18 Jahrhundert in Suddeutschland und Osterreich eine gewisse Verbreitung fand Im Fruhbarock und Barock wurde es ausser in den Opern von Attilio Ariosti 1666 1729 kaum verwendet Der prominenteste Barytonspieler war Nikolaus Miklos I Furst von Esterhazy 1714 1790 genannt der Prachtliebende Der Prinz verlangte laut Anstellungsvertrag von dem ab 1761 in seinen Diensten stehenden Joseph Haydn 1732 1809 regelmassig Kompositionen fur die Gamba Insgesamt schrieb Haydn 175 Werke mit Baryton darunter 126 Trios fur Baryton Viola und Cello Die Forschung geht davon aus dass der Prinz von 1765 bis 1775 intensiv spielte und danach sein musisches Interesse eher dem neuen Marionettentheater zuwandte Seiner Leidenschaft ist es zu verdanken dass das Instrument nicht vergessen wurde Schon lange vor seiner Regierungszeit 1762 90 liess er sich 1750 von Johann Joachim Stadlmann in Wien ein besonders kostbar ausgestattetes Instrument anfertigen mit aufwendigen Schnitzereien und einem Griffbrett aus Elfenbein und Ebenholz Ein solcher Gegenstand war naturlich auch Reprasentationsstuck und Kapitalanlage fur die Schatzkammer ein Kabinettstuck Andreas Lidl 1769 1774 Cellist in der esterhazyschen Hofkapelle erregte in Paris London und Deutschland Aufsehen und Anerkennung mit dem Baryton Der letzte grosse Barytonsolist des 18 Jahrhunderts war Karl Friedrich Abel 1723 1787 Mit der Anderung der Klangasthetik zu Beginn des 19 Jahrhunderts verschwand auch das Baryton fast ganzlich Der bohmische Cellist Dirigent und Komponist Vinzenz Hauschka 1766 1840 wurde in Wien unter anderem als Barytonspieler bewundert In Berlin feierte man den aus Mannheim stammenden koniglich preussischen Cellisten Sebastian Ludwig Friedel 1768 ca 1830 auch als ausserordentlichen Barytonisten Schilling Er besass das nun im Victoria amp Albert Museum aufbewahrte Instrument von Joachim Tielke 1686 mit Lowenkopf flankiert von zwei Drachen und hat die Anzahl der Resonanzsaiten nach mehreren Umbauten auf 22 erhohen lassen Dieses Instrument ist in der Zeichnung oben rechts abgebildet Friedel erhielt es zunachst als Darleihen aus der Hand des Kurfursten Carl Theodor in Mannheim Vorbesitzer war Konig Maximilian von Bayern in Munchen Hellwig Im Rahmen der ersten Renaissance historischer Instrumente und Auffuhrungspraktiken zu Anfang des 20 Jahrhunderts erfuhr neben der Viola da gamba auch das Baryton eine Wiederbelebung Als fruhe Protagonisten seien hier Christian Dobereiner Karl Maria Schwamberger Janos Liebner August Wenzinger und Johannes Koch genannt nbsp Nachbau Diskant BarytonKompositionen BearbeitenDie 176 Werke mit Baryton von Joseph Haydn wurden bereits erwahnt Darunter sind auch Duette fur zwei Barytone zwei Quintette Barytontrio und zwei Horner sechs Oktette Streichquartett Baryton Kontrabass zwei Horner Konzerte mit dreistimmigem Streichorchester und mehr Prinz Nikolaus I Furst von Esterhazy bestellte auch Werke mit Baryton bei anderen Komponisten so 24 Trios bei Luigi Tomasini dem Konzertmeister in der von Haydn geleiteten Hofkapelle Nur drei davon sind mit Viola die anderen mit Violine besetzt Ein 25 Barytontrio fand Alfred Lessing im Kloster Heiligenkreuz bei Wien Auch sind 24 Trios jeweils von Joseph Burgksteiner und Anton Neumann 1740 1776 erhalten Andreas Lidl ca 1740 1789 falschlicherweise auch Anton genannt 1769 1774 Cellist in der esterhazyschen Hofkapelle veroffentlichte sechs Trios als opus 1 in London 1776 weitere sechs Trios in Paris und noch einmal sechs in London siehe RISM Obwohl diese fur Violine oder Flote in der ersten Stimme veroffentlicht wurden ist davon auszugehen dass Lidl sie auf dem Baryton spielte denn Haydn selbst hatte bereits diesen Weg der Publikation gewahlt Die Werke mit Baryton von Sebastian Ludwig Friedel wurden wohl nie gedruckt Schilling und scheinen daher unzuganglich wenn nicht verschollen Von Vinzenz Hauschka 1766 1840 werden funf Quintette Baryton Streichquartett und funf Duette Baryton Cello genannt diese gelten als verschollen In den fruhen 1960ern entdeckte der ungarische Barytonist und Komponist Janos Liebner 1923 in Wien das Manuskript einer Serie italienischer Canzonetti signiert Vincenzo Hauschka fur diverse Singstimmen mit Barytonbegleitung und fuhrte einige in den Folgejahren auch offentlich auf Mit der Wiederentdeckung des Barytons im 20 Jahrhundert wurden auch wieder Werke komponiert 1979 und 1983 schrieb Manfred Herbig fur sein Braunschweiger Barytontrio zwei dreisatzige Trios 1984 entstand eine Solokantate fur Tenor Barytontrio und Cembalo Jesus in der Wuste Manfred Spiller Wolfenbuttel schrieb vier Trios und Heinz Albert Heindrichs Gelsenkirchen die originellen Bagatellen in einem Satz fur das Braunschweiger Barytontrio Das Trio Maria Aegyptiaca von Wolfgang Andreas Schulz benannt nach dem Wandgemalde von Tintoretto in Venedig wurde vom Braunschweiger Barytontrio 1984 uraufgefuhrt Peter Michael Hamel schrieb fur Jorg Eggebrecht Mittlerer Fruhling sechs Duo Miniaturen fur Viola und Baryton worin er die 16 Resonanzsaiten auf unterschiedliche Weise einsetzt In den 1960er und 1970er Jahren wurde etwa ein Dutzend zeitgenossischer Werke fur Janos Liebner komponiert so unter anderem vom Franzosen Henri Tomasi Troubadours 1967 vom Englander Clive Muncaster durchgehende obligate Solopartie im Oratorium The Hidden Years sowie zwei Arien daraus fur Sopran mit Barytonbegleitung 1968 von den Ungarn Gyorgy Ranki Solostucke 1959 und Ferenc Farkas Sonatina all antica 1962 Concertino 1964 funf Troubadour Lieder fur Sopran und Baryton 1968 Bakfark Variationen fur Baryton Solo 1971 von den Deutschen Hoffmann Konzert und Grabs Sonate von den Osterreichern Eder de Lastra Solostucke und Dallinger Sonate sowie zwei autorisierte und gewidmete Transkriptionen von Frank Martin Chaconne Sonata da Chiesa Es sind keine naheren Angaben bekannt uber ein 1985 geschriebenes Barytontrio von Sandor Veress 1907 1992 und ein Konzert Divertimento concertante 1971 fur Baryton und Kammerorchester von Janos Liebner Arpad Pejtsik hat einige Baryton Duos von Haydn rekonstruiert und fur zwei Violoncelli umgeschrieben Literatur BearbeitenRobert Eitner Franz Xaver Haberl Bibliographie der Musik Sammelwerke des XVI und XVII Jahrhunderts Liepmannssohn Berlin 1877 Efrim Fruchtman The baryton Its history and its music reexamined In Acta Musicologica Band 34 1962 S 2 17 Georg August Griesinger Biographische Notizen uber Joseph Haydn Breitkopf amp Hartel Leipzig 1810 Friedemann Hellwig Barbara Hellwig Joachim Tielke Kunstvolle Musikinstrumente des Barock Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 07078 3 Gunther Hellwig Joachim Tielke Ein Hamburger Lauten und Violenmacher der Barockzeit Verlag Das Musikinstrument Frankfurt am Main 1980 Fachbuchreihe Das Musikinstrument Band 38 ISBN 3 920112 62 8 Haydn Institut Hrsg Joseph Haydn Werke Henle Munchen u a 1958 ff Insbesondere Reihe 14 Band 1 5 Barytontrios Nr 1 126 Anthony van Hoboken Joseph Haydn Thematisch bibliographisches Werkverzeichnis Schott Mainz 1957 1978 ISBN 3 7957 0003 5 Gruppe XI Trios XII Duos XIII Konzerte Janos Liebner The baryton In The Consort Band 23 1966 S 109 128 Leopold Mozart Versuch einer grundlichen Violinschule Lotter Augsburg 1756 Carl Ferdinand Pohl Hugo Botstiber Joseph Haydn 3 Bande Breitkopf amp Hartel Leipzig 1875 1927 Nachdruck Sandig Wiederwalluf bei Wiesbaden 1971 Gustav Schilling Enzyklopadie der Gesammten musikalischen Wissenschaften oder Universal Lexicon der Tonkunst 7 Bande Kohler Stuttgart 1835 1842 Nachdruck Olms Hildesheim New York 1974 zitiert nach Hellwig 1980 Carol A Gartrell A History of the Baryton and Its Music King of Instruments Instruments of Kings Scarecrow Plymouth 2009 ISBN 978 0 8108 6917 2 englisch Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Baryton Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Baryton Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Roland Hutchinson erklart das Baryton J Haydn Divertimento Die Website fur Joachim Tielke von dem mindestens drei Barytone bzw Fragmente davon erhalten sind Esterhazy Ensemble Lexikon der Alten Musik BR Klassik Baryton in br klassik de 15 Juli 2016 abgerufen am 9 Februar 2021 Lexikonartikel mit zusatzlichem Audiobeitrag inkl Musikbeispielen Einzelnachweise Bearbeiten Andreas Lidl im osterreichischen Musiklexikon abgerufen am 29 Marz 2017Normdaten Sachbegriff GND 4144084 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Baryton amp oldid 237622024