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Die Sarinda persisch سارنده ist ein mit dem Bogen gestrichenes Lauteninstrument in der nordindischen Musik das zur Familie des afghanischen rubab gehort und in der historischen Region Chorasan entstanden ist Kolorierte Zeichnung eines bengalischen Sarinda Spielers von Francois Balthazar Solvyns Erstmals veroffentlicht 1796 1 Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise und Musiker 4 Diskografie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenDie ursprungliche Verbreitungsregion liegt im ostlichen iranischen Hochland in Afghanistan Pakistan Kaschmir Rajasthan und Sindh von wo sich die Sarinda mit baulichen Veranderungen weiter nach Ostindien Bihar Bengalen und Orissa und Nepal verbreitete 2 Anfang des 20 Jahrhunderts gehorte die sarinda zur stadtischen von Paschtunen dominierten Musikszene Afghanistans in Herat wurde sie sarang genannt Paschtunische Musiker brachten fur die verschiedenen Musikstile Ghazal den nordindischen Khyal und populare indische Filmmusik das indische Harmonium rubab sarinda das Kesseltrommelpaar tabla oder die beidseitig bespannte Fasstrommel doholak zusammen Andere Bezeichnungen fur die sarinda in Nordindien sind saringda sarenda oder in Belutschistan saroz in Sindh surando und in Rajasthan surinda In Sindh und Rajasthan wird die surando von den umherziehenden Musikerkasten der Langas Manganiyars und Charans zu Familienfeiern der Grundbesitzer Zamindars und auf Dorffesten gespielt In Afghanistan werden drei Arten von gestrichenen Saiteninstrumenten als ghichak auch gheichak zusammengefasst sarinda kamantsche und die in Nordafghanistan verbreiteten Stachelfideln deren Resonanzkorper eine Blechdose ist 3 Die suroz ist eine grossformatige sarinda mit vier Melodie und bis zu acht Resonanzsaiten die als das fuhrende Musikinstrument in Belutschistan angesehen wird Im Nepal tritt die kleine Musikerkaste der Gaine mit mehreren sarindas zur Begleitung von Gesang und Tanzen auf Die Gaine verstarken die Beziehung zu ihrem Instrument indem sie verschiedenen Bauteilen die Namen menschlicher Korperteile zuordnen Die vier Saiten ihrer sarinda werden nach Vater Sohn Mutter und Tochter benannt Bauform Bearbeiten nbsp Sarinda mit ankerformigem KorpusDie sarinda ist eine gestrichene Kurzhalslaute aus einem bootsformig gekrummten oder rundbauchigen Holzblock aus Maulbeerbaumholz mit zwei Kammern uber dessen kleinerer unterer Resonanzkorper eine Tierhaut gespannt ist Uber den Steg der in der Mitte der Hautbespannung aufsitzt verlaufen drei bis vier Melodiesaiten tar von denen eine die Hauptsaite baj tar ist und die anderen als Bordunsaiten dienen Unter den Melodiesaiten und durch den Steg konnen in zweistelliger Zahl Resonanzsaiten verlaufen Der Steg hat keine Bunde Im Bereich der markanten Einbuchtung des holzernen Korpus wird der Bogen gestrichen Der obere Teil des Resonanzkorpers ist offen und wachst durch seitliche Spitzen die wie Vogelschwingen aussehen in die Breite Die Lange der unterschiedlichen Bauformen betragt 60 bis 70 Zentimeter Die Melodiesaiten bestehen ublicherweise aus Darm oder Pferdehaar Ustad Pazir Khan der Vater des beruhmtesten pakistanischen Sarinda Spielers Munir Sarhadi ersetzte die Darmsaiten durch Metallsaiten und nahm auch Veranderungen am Resonanzkorper vor Das Instrument wird senkrecht gehalten und ruht beim Spielen auf dem linken Knie Der gekrummte Bogen ist mit Pferdehaar bespannt wobei der Frosch mit einem Stoffband festgewickelt ist Es gibt zahlreiche regionale Varianten Gemeinsames Merkmal aller Sarinda Typen ist der zweiteilige Resonanzkorper mit einem oberen zu den Saiten hin offenen Schallraum Die rundbauchige und reich verzierte Bengali sarinda hat vier Spielsaiten und uber zehn Resonanzsaiten Bei einfacheren Sarindas in der indischen Nordostregion fehlen diese Resonanzsaiten Die Nepali sarangi ist durchgehend schmal und langrechteckig mit nur wenig abgetrepptem Hals Ungeachtet ihres Namens gehort sie wegen der Offnung im oberen Teil des Korpus zu den sarindas und nicht zu den ahnlich kastenformigen sarangis Sie hat vier Melodiesaiten aus Darm und Stahl Ein Ableger der sarinda beim Adivasi Volk der Santal in Ostindien heisst dhodro banam wortlich hohles Instrument Die einzige Saite wird beim Spielen mit der linken Hand an den Hals gedruckt Die aus dunklem Hartholz gefertigten Instrumente die mit menschlichen Figuren uppig verziert sind waren von kultischer Bedeutung Das zum Bau verwendete Holz guloic ist der Legende nach aus einem Menschen entstanden 4 Wie bei der nepalesischen Musikerkaste Gaine werden Korperteile mit dem Instrument assoziiert Der untere geschlossene Schallkorper symbolisiert den Magen der offene Teil die Brust der Hals entspricht dem Hals und der Wirbelkasten wird mit dem Kopf gleichgesetzt In Bengalen wurde eine einfache sarinda mit zwei Darmsaiten von umherziehenden Sadhus gespielt 5 Eine aufwendigere sarinda in Bengalen mit drei Saiten tragt auf dem Wirbelkasten geschnitzte Tier oder Menschenfiguren etwa das Gotterpaar Radha und Krishna Sie wird bei den devotionalen Volksliedern murshidi gan und bei Gesangswettbewerben wie bichar gan und kavigan eingesetzt 6 Ein bis zwei Saiten besitzt die sarinda der Garo in Meghalaya die ahnlich auch in Assam vorkommt Ihr Korpus besteht aus dem hellen Holz vom Asiatischen Kapokbaum Bombax ceiba bolchu von Holarrhena bolmatra oder am geeignetsten Gmelina arborea gambare Bei ihr sitzen zwei geschnitzte Huhner auf dem Wirbelkasten Die untere Halfte des Korpus ist mit der Haut eines Leguans matpu oder ghorpad bespannt Die Saite besteht aus Baumwolle oder der Rindenfaser eines Zweiges von Celtis orientalis Familie der Hanfgewachse englisch kilkra Fur den Streichbogen bangchiri oder sabik verwendet man Fasern eines Ananasblattes Mit der sarinda begleiten Garo die Volksliedgattungen aje und doro 7 Spielweise und Musiker BearbeitenDer Ton der sarinda ist je nach Herkunft hell oder dunkel gefarbt er klingt zumeist voll und weich im Gegensatz zu der etwas kratzig klingenden sarangi die in Nordindien wesentlich weiter verbreitet ist Wahrend die sarangi im 20 Jahrhundert sich in der nordindischen klassischen Musik etabliert hat bleibt die sarinda in Indien der Volksmusik vorbehalten In Indien dient die sarinda fast ausschliesslich der volkstumlichen Gesangsbegleitung 8 in den pakistanischen Provinzen Punjab und Sindh tritt die sarinda mit Trommelbegleitung dhol bei Qawwali Musikern teilweise gemeinsam mit der zwei bis viersaitigen Langhalslaute damburag tanburaq der Belutschen verwandt mit der nordafghanischen dambura und der pakistanischen tanburo und einer Trommel in Erscheinung Beide Instrumente werden legato schleifend gespielt Die Finger der linken Hand werden auf die Saiten aufgelegt anstatt sie ganz niederzudrucken In der Volksmusik werden gelegentlich kleine Glockchen am Bogen befestigt die im Rhythmus erklingen In der pakistanischen Provinz Belutschistan wird die sarinda seit mindestens dem 18 Jahrhundert in der Ritualmusik Dhikr der Sufis verwendet Zu diesen Ritualen gehoren auch Besessenheitskulte die von versklavten Schwarzafrikanern mitgebracht wurden und guati damali genannt werden Die sorud ubernimmt hierbei dieselbe fuhrende Funktion wie die Zupflaute gimbri die im Maghreb fur die therapeutischen Kulte Derdeba und Stambali gebraucht wird 9 Das in Belutschistan als sorud bezeichnete Instrument hat vier Melodiesaiten davon sind drei Spielsaiten aus Stahl eine Bordun Saite ist aus Darm Zur Klangverstarkung dienen sechs bis acht Resonanzsaiten 10 Das Zusammenspiel von sorud und damburag entspricht dem Streich und Zupfinstrument Duo ghichak und dutar bei den Turkmenen sowie dem aserbaidschanischen Duo kamancha und tar 11 An Grabbauten Qubbas der sunnitischen Kalhora Dynastie reg 1701 1783 in der Provinz Sindh begleiten Sufi Sanger surandai faqir ihren Dhikr Gesang auf der surando An einigen dieser Grabbauten in der Umgebung von Larkana im Norden des Sindh sind Wandmalereien aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts erhalten auf denen Musiker zur Unterhaltung surando spielen 12 In der Tradition der Sikhs im nordindischen Panjab gibt es die epischen religiosen Dhadi Gesange die von einer kleinen Sanduhrtrommel dhadd und einer sarinda oder sarangi begleitet werden Munir Sarhadi 1922 1980 13 hat einige Aufzeichnungen mit seiner bewunderten Spielweise hinterlassen Sein Sohn Ijaz Sarhadi gilt derzeit als fuhrender Sarinda Spieler 14 Einer der wenigen Sarinda Spieler im Umfeld der Qawwali Musik im Sindh ist Mohamed Fakir Diskografie BearbeitenTresors du Pakistan Musiques Instrumentales du Pakistan Playa Sound 65082 1991 Text Kudsi Erguner Enthalt drei Stucke von Munir Sarhadi Pakistan Sindh Sohrab Fakir Mohamed Fakir Ghous Bux Brohi Moula Bux Sand Alla Bachayo Khoso Network Medien 1999 Enthalt zwei Titel mit Mohamed Fakir The Mystic Fiddle Of The Proto Gypsies Masters Of Trance Music Shanachie 1997 Sufi Musiker aus Belutschistan spielen Sorud Rasulbakhsh Zangeshahi Firuz Sajedi Abdorahman Surizehi und Rahimbakhsh Zangeshahi Baloutchistan La Tradition Instrumentale Sorud Benju Doneli Ocora OCD 560105 Benju Hackbrett Doneli Doppelrohrflote in Belutschistan Literatur BearbeitenJohn Baily Music of Afghanistan Professional Musicians in the City of Herat Cambridge University Press Cambridge 1988 S 19 34 82f 166 Joep Bor The Voice of the Sarangi An illustrated history of bowing in India National Centre for the Performing Arts Quarterly Journal Bd 15 amp 16 Nr 3 4 amp 1 September Dezember 1986 Marz 1987 S 13 17 Ludwig Finscher Hrsg Die Musik in Geschichte und Gegenwart Sachband 8 1998 Sp 1003f Bengt Fosshag Die Sarinda und ihre Verwandten Formen und Verbreitung einer Familie von Streichinstrumenten in den Landern des Islam und benachbarten Regionen PDF 5 9 MB Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften Frankfurt Main 1997 S 281 306 Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Macmillan Press London 1984 Bd 3 S 297fWeblinks BearbeitenDavid Courtney Saringda chandrakantha com Bengt Fosshag Die Sarinda und ihre Verwandten PDF Datei 5 87 MB Herausgegeben vom Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften an der Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main von 1997 aufgerufen am 23 September 2011 Short Necked Lute Sarinda or Saroz Bengal India Late 19th Century Images from the Beede Gallery National Music Museum The University of South DakotaEinzelnachweise Bearbeiten Francois Balthazar Solvyns A Flemish Artist in Bengal 1791 1803 IIAS Newsletter Nr 28 2002 S 15 PDF Datei 599 kB Romila Saha In search of the sarinda The Telegraph Calcutta 2 Marz 2008 John Baily 1988 S 165 Bengt Fosshag The Lutes of the Santal auf www bengtfosshag de vom Winter 1996 aufgerufen am 11 April 2012 Herbert Arthur Popley The Music of India Low Price Publications Delhi 1990 S 109 1 Auflage 1921 Sarinda Banglapedia Stichwort Garo Musical Instruments In Late Pandit Nikhil Ghosh Hrsg The Oxford Encyclopaedia of the Music of India Saṅgit Mahabharati Vol 1 A G Oxford University Press Neu Delhi 2011 S 338f Alain Danielou Einfuhrung in die indische Musik Heinrichshofen s Verlag Wilhelmshaven 1982 S 98 Chaitali B Roy Dar brings Baluchi music to Kuwait Arab Times Baluchi Musical Instruments Music of Balochistan Jean During Power Authority and Music in the Cultures of Inner Asia In Ethnomusicology Forum Vol 14 No 2 Music and Identity in Central Asia November 2005 S 143 164 hier S 157 Zulfiqar Ali Kalhoro Representations of Music and Dance in the Islamic Tombs of Sindh Pakistan In Music in Art Band 35 Nr 1 2 Rethinking Music in Art New Directions in Music Iconography Fruhjahr Herbst 2010 S 201 217 Munir Sarhadi sarangi info North Indian Classical Music Archive Mohammad Akbar North West Frontier Province In Alison Arnold Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music South Asia The Indian Subcontinent Garland Publishing Princeton 1999 S 788 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sarinda 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