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Dhadd Panjabi ਢ ਡ ḍhaḍ auch ḍhaḍ oder dhadh ist eine kleine zweifellige Sanduhrtrommel die im nordwestindischen Bundesstaat Punjab von den Dhadi Dhadhi genannten Musikern und Sangern zusammen mit der Streichlaute sarangi zur Begleitung epischer Gesange gespielt wird Dhadi heisst auch der weltliche punjabische Volksmusikstil und der von Sikhs gepflegte religiose Gesangsvortrag Dhadi jatha bezeichnet das aus drei Musikern bestehende Ensemble das bei der religiosen Musik der Sikhs um einen Sprecher erganzt wird der den historischen Hintergrund der Lieder vermittelt Die am haufigsten erzahlten weltlichen Geschichten handeln von mythischen Liebespaaren die durch das Schicksal getrennt wurden und von ihrer ewigen Suche nach Wiedervereinigung Die religiosen Themen beinhalten im Kern die Suche nach dem Gottlichen die als verlustreicher Kampf menschlicher Helden beschrieben wird DhaddInhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Herkunft und Verbreitung 3 Geschichte der Dhadi Musiker 4 Spielweise 4 1 Volksliedtradition 4 2 Religiose Tradition 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform BearbeitenDer Korpus der dhadd besteht aus einem ausgehohlten Holzblock der aussen sanduhrformig gedrechselt und glatt geschliffen wurde Die beiden etwa gleich grosse Membrane bestehen aus ungegerbter Tierhaut die uber kreisrunde Ringe gezogen umgeschlagen und festgeklebt werden Die Membranringe sind etwas grosser als die Enddurchmesser des Korpus Sie werden auf die Korpusoffnungen gelegt und gegeneinander mit einer dicken umlaufenden Schnur V formig verspannt Die flexible Verschnurung wird mittig mit einer quer verlaufenden Schnur umwickelt und entsprechend der gewunschten Tonhohe angespannt Eine engere Einschnurung ergibt einen hoheren Ton Der Musiker halt die Trommel mit der linken Hand um die Taille des Korpus annahernd waagrecht nach vorn in Hohe des Oberkorpers und schlagt mit den Fingern der rechten Hand auf das obere Trommelfell Den linken Daumen hat er unter die Verschnurung gesteckt mit den ubrigen Fingern umgreift er die Trommel oberhalb der Schnure Um wahrend des Spiels einen hoheren Ton oder einen jaulenden Ton von wechselnder Hohe zu produzieren druckt er die flexible Verschnurung mit der Hand etwas zusammen Diese Methode funktioniert bei einer derart kleinen Sanduhrtrommel Bei der etwas grosseren hurka die in Garhwal und anderen Regionen im Bundesstaat Uttarakhand am Sudrand des Himalaya gespielt wird hangt sich der Musiker die Sanduhrtrommel mit einem Gurt der an der mittigen Schnur befestigt ist um die linke Schulter Wenn er nun den Arm mit der Trommel ausstreckt zieht er an der Verschnurung und erhoht so den Ton Die dritte Methode praktiziert der Spieler der sudindischen idakka der sein Instrument unter der linken Armbeuge eingeklemmt halt und durch Zusammendrucken der Verschnurung einen Tonraum von bis zu zwei Oktaven spielbar macht Die dhadd entspricht in Grosse und Form weitgehend der noch etwas kleineren Sanduhrtrommel damaru wobei letztere zu den Rasseltrommeln zahlt Zwei an Schnuren befestigte Steinchen schlagen durch schnelles Drehen des damaru gegen die Trommelfelle und erzeugen ein klackendes Gerausch Bei der dhadd fehlen diese Rasselsteinchen Das Trommelfell der dhadd wird mit schnellen Schlagfolgen der einzelnen Finger senkrecht oder in einem flachen Winkel gleitend bespielt Herkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Die sudindische Tempeltrommel udukai gehort zum Kult der hinduistischen Muttergottin Mariyamman Sanduhrtrommeln haben in Indien eine Tradition die weit in vorchristliche Zeit zuruckreicht und geniessen meist eine religiose Wertschatzung An buddhistischen Kultstatten Stupas sind Steinreliefs mit Abbildungen von Sanduhrtrommeln ab dem 2 Jahrhundert v Chr erhalten Die in der altindischen Literatur als Attribute in den Handen von Gottern devas beschrieben Trommeln wurden auf Sanskrit panava oder alingya genannt Am bekanntesten ist der kleine damaru mit dem Gott Shiva in Gestalt des Nataraja den kosmischen Tanz tandava auffuhrt 1 Grossere Sanduhrtrommeln die hudukka und huruk genannt wurden sind in Mogulmalereien seit dem 16 Jahrhundert in Musik und Tanzszenen abgebildet neben der doppelten Kesseltrommel naqqara und der Rahmentrommel daira Mehrere heutige Sanduhrtrommeln wie die sudindischen Tempeltrommeln udukkai und idakka sind namensverwandte Nachfahren der mittelalterlichen Trommel Keine Spannschnure besitzt die von Strassenmusikern verwendete budbudiki die gemessen an einem Exemplar vom Ende des 19 Jahrhunderts nur acht Zentimeter lang ist 2 In ahnlicher Weise zur Liedbegleitung wie die dhadd wird die tudi in Karnataka eingesetzt In Garhwal kommt neben der hurka die ahnlich grosse daunr vor deren Membranen zwar ebenso mit Schnuren verspannt sind deren Tonhohe aber wahrend des Spiels nicht verandert wird Zum Wortumfeld dhadd gehoren in Nordindien mehrere unterschiedlich geformte Rohrentrommeln Die im Punjab bei Festveranstaltungen und Familienfeiern meist verwendete Trommel ist die fassformige dholak Der Name bezeichnet eine Vielzahl von zweifelligen Trommeln in ganz Nordindien die in der Regel mit den Handen gespielt werden Etwas grossere mit Stocken geschlagene Rohrentrommeln werden allgemein als dhol dhole oder dhak bezeichnet Die Bandbreite reicht von der ubergrossen Fasstrommel dhak in Westbengalen und Assam die bei Hindu Festen wie Durga Puja unverzichtbar ist bis zu kleinen dholaks mit denen junge Frauen bei Hochzeiten improvisieren oder die Bettelmusiker auf der Strasse einsetzen 3 Als dhak wird im sudlichen Rajasthan eine ganzlich andere Sanduhrtrommel bezeichnet die in den Dorfern der Mina Kaste bei Besessenheitsritualen eine Rolle als gottliches Symbol spielt 4 Benachbarte Ethnien im Vindhyagebirge verwenden ebenfalls eine solche dhak Weitere regionale Namensvarianten fur Sanduhrtrommeln in Zentralindien sind dhakka und dhanka Die im Punjab gespielte regionale Variante der Streichlaute sarangi wird auch dhad sarangi genannt Geschichte der Dhadi Musiker BearbeitenIm Punjab besitzen Dhadis also die dhadd und sarangi spielenden Musiker und Sanger einen hohen Stellenwert innerhalb der Volksmusik weil sie in ihren Balladen das Alltagsleben sowie Geschichten und Gebrauche der Region zum Ausdruck bringen Wahrend die Vorgeschichte der Dhadis langer zuruckreicht tauchen sie seit dem 15 Jahrhundert in der Literatur auf Im Adi Granth der heiligen Schrift der Sikhs kommt mehrfach das Wort dhadi vor Guru Nanak 1469 1539 der Grunder des Sikhismus komponierte religiose Lieder nirgun bhajan Er Amar Das 1479 1574 und weitere nachfolgende Gurus bezeichneten sich selbst als dhadi und verstanden sich damit als ein Sanger der zum Ruhm Gottes Lieder vortragt Im 15 und 16 Jahrhundert trugen viele muslimische Berufssanger rababi die sich auf der Zupflaute rabab begleiteten zur Verbreitung der Sikh Musik bei Die rabab war der Vorlaufer der im 19 Jahrhundert eingefuhrten sursingar und unterschied sich von der afghanischen rubab Ende des 16 Jahrhunderts als professionelle Sanger wegen hoherer Lohnforderungen in den Streik getreten waren traten Amateursanger raggi teilweise an ihre Stelle Die religiosen Balladensanger dhadi bildeten die dritte und besonders beliebte Gruppe der Sikh Musiker 5 Gemass dem von Kahan Singh Nabha 1930 auf Panjabi verfassten Mahan Kosh dem umfangreichen Standardlexikon zur Sikh Literatur ist Dhadi ein Preissanger der Lieder uber heldenhafte Krieger zur Begleitung der dhadd singt An den Hofen der Rajputen Herrscher waren Barden Bhatts gelehrte Brahmanen oder Dhadis angestellt die mit ihren epischen Versen var die Heldentaten der Vorfahren besangen Diesen auch im Volk beliebten Gesangsstil ubernahmen die Sikhs fur ihre religiosen Lieder Der funfte Guru Arjan Dev 1563 1606 fugte die von seinen Vorgangern verfassten Verse gurbani im Adi Granth zusammen Zu neun dieser Verse wahlte er erstmals Melodien bekannter Heldenlieder aus die inhaltlich jedoch mit den religiosen Texten nichts zu tun haben Die heute bekannten Dhadi Tradition begann mit seinem Nachfolger dem sechsten Guru Har Gobind 1595 1644 Um den Kampfesmut seiner Armee zu befeuern liess er Dhadis an seinem Hof Heldenlieder vortragen Die Namen einiger damals beruhmter Dhadis sind uberliefert Erst als sich nach dem letzten Guru Gobind Singh 1666 1708 mit dem Tod des Militarfuhrers Banda Singh Bahadur 1716 die Gemeinschaft der Sikhs spaltete und in mehreren verlustreichen Kampfen gegen das Mogulreich ihre Bedeutung verlor ging auch die Unterstutzung fur die Dhadis zuruck Arabische Handler erreichten in fruheren Zeiten mit Kamelkarawanen uber Iran und Afghanistan den Nordwesten Indiens Was sie abends an Liedern sangen verschmolz mit der regionalen Volksmusik zum dhapa genannten und auf Panjabi gesungenen Stil In den dhapa Liedern geht es um die tragische Liebesgeschichte zwischen der reichen und schonen Hir aus der Jat Volksgruppe und dem umherziehenden Ranjha der am Hof ihres Vaters als Kuhhirte angestellt wird und schon die Flote bansuri regional wanjhli blast Die Hir Ranjha Liebesgeschichte wurde in der Versform qissa Plural qisse vorgetragen die Anfang des 17 Jahrhunderts aufkam und bis Anfang des 20 Jahrhunderts die popularste Form der Punjabi Volksliteratur war 6 Nach der fruhesten bekannten Geschichte auf Panjabi in der Form von qisse des Dichters Damodar die zwischen 1600 und 1615 entstand gab es weitere Dichter die ihre Versionen auf den Dorfern verbreiteten bis sie bald von Sangern mit dhadd und sarangi aufgegriffen wurden Unter Maharaja Ranjit Singh reg 1801 1839 begann in einer politisch stabilen und wirtschaftlich gesicherten Zeit die Gesangstradition mit dhadd und sarangi zu bluhen Dichter und Sanger waren an den Herrscherhausern hoch angesehen Dhadi Gruppen erreichten gleichermassen die Dorfer Zur Unterscheidung von den weltlichen Geschichten wurden die religiosen Anrufungen der Sikhs guru ka dhadi genannt Die religiose Gesangstradition ist bis heute lebendig Die anderen an geeigneten Platzen Panjabi akhara nahe Dorfern auftretenden Unterhaltungssanger der Volkserzahlungen gaun erhielten den Beinamen gamantri Ab der Mitte des 19 Jahrhunderts trugen die Volkssanger an den Furstenhausern von Patiala Faridkot Nabha und anderen Furstenstaaten zum Ansehen der Herrscher Maharadschas bei und erhielten dafur Geschenke und regelmassige Vergutungen An den Hofen angestellte Sarangi Meister zahlten viele Dhadis zu ihren Schulern Mit der Auflosungen der Furstenstaaten in den 1950er Jahren war auch deren Patronage fur die Dhadis beendet 7 Spielweise Bearbeiten nbsp Typische Dhadi Gruppe mit sarangi dhadd und SangerVolksliedtradition Bearbeiten Die weltlichen Lieder des Dhadi Genres werden eingeteilt in Heldenlieder in denen die Taten von historischen und legendenumwobenen Kriegern besungen werden Zu ihnen gehort Dulla Bhatti eigentlich Rai Abdullah Khan Bhatti ein Held der Rajputen der im 16 Jahrhundert einen Aufstand gegen den Mogulkaiser Akbar I anfuhrte Dasselbe taten die beiden Jugendlichen Jaimal Rathore und Patta Fateh Singh Sisodiya in den Jahren 1567 und 1568 Weitere kriegerische Helden in den Volkslegenden sind Dahud Badshah und Sucha Soorma Liebesgeschichten zu denen neben Hir und Ranjha die Paare Sohni und Mahiwal sowie Kaka und Partapi gehoren Letztere lebten in den 1880er Jahren nahe Ludhiana Lieder die regionale Adaptionen von Episoden aus den grossen indischen Epen Mahabharata Ramayana und aus den Puranas beinhalten Moralische und erzieherische Geschichten aus dem Alltag Das Dhadi Genre war im 19 Jahrhundert im ganzen Punjab verbreitet sein Zentrum lag jedoch in der sudostlichen Punjab Region Malwa wo die meisten Dhadis zu den Familien der Mirasi und Mir gehorten Viele bekannte Dhadis stehen in einer Lehrtradition Gharana in der ein ausgewahlter musikalischer Stil und ein bevorzugtes Versmass vom Lehrer auf die Schuler weitergegeben wird Dhadis wahlen spater ihr Repertoire aus der Tradition mehrerer Lehrmeister Die Ausbildung fand fruher haufig im Umfeld eines Hindu oder eines Sikhtempels Gurdwara statt wo zugleich auch religiose Inhalte vermittelt wurden Eine wesentliche Eigenschaft der Dhadis war dennoch immer ihre religiose Neutralitat Muslimische Dhadis singen gleichermassen Episoden aus der hinduistischen Mythologie wie aus der Geschichte der Sikhs Die Verse sind in die drei hauptsachlichen Metren baint sadd und kali gesetzt wobei kali so popular wurde dass der Begriff auch stellvertretend fur die Dhadd Sarangi Balladen allgemein verwendet wird Der Grund fur die Bekanntheit von kali liegt in dessen Wurzel im Volksgesang kavishari aus Malwa der vokal vorgetragen wird Die Kombination aus kavishari mit Trommel und Streichlaute ergab die Form des kali Die Verszeilen schliessen mit einer Kadenz mukhra ab die den Ubergang zum Refrain tora bildet Diese Begriffe fur Formelemente beschreiben auch Teile des klassischen Ragas 8 In fruheren Zeiten als es noch keine Lautsprecherverstarkung gab fanden die Dhadi Vorstellungen unter ein paar Baumen an einem Teich am Rand eines Dorfes statt einem Platz akhara der auch fur religiose Feiern melas nach dem Jahreskalender verwendet wurde Das Publikum sass bei Auffuhrungen um eine Kreisflache in der sich die Musiker schrittweise abwechselnd zur einen dann zur anderen Seite bewegten wo sie jeweils zwei Verse vortrugen Die mit weissen Gewandern und hohen Turbanen bekleideten Musiker hatten fruher mit Kajal geschwarzte Augen trugen lange Barte und hoben sich so eindrucksvoll von der Landbevolkerung ab Ihre Schrittfolgen und Posen gehorten mit zu ihrem Vortragsstil Anlasse fur die Auftritte der Dhadis waren entweder religiose Feste fur einen lokalen Heiligen oder die Auftritte wurden aus einem anderen Grund von der Dorfgemeinschaft panchayat oder einer reichen kunstsinnigen Privatperson organisiert Um eine Erzahlung gaun im traditionellen Stil und in voller Lange zu prasentieren traten die Musiker gelegentlich an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen auf Die gesamte Liebesgeschichte von Hir und Ranjha dauert beispielsweise drei Tage bei Kurzfassungen wurden nur die spannenden Episoden herausgepickt Das allgemeine Publikum steckte bei solchen Konzerten den Musikern nach Belieben Geldscheine zu Die meiste Zuwendung erhielten die Musiker jedoch von den Patrons nach deren Geschmack sie folglich die gauns auswahlten und denen sie sich haufig bei ihren Auftritten zuwandten 9 Die mit der Auflosung der Furstenstaaten in den 1950er Jahren beendete Patronage war die Hauptursache fur den Niedergang der Dhadi Tradition Es trat keine finanzielle Forderung des Staates an ihre Stelle In den 1960er Jahren begann dann mit dem allgemeinen Trend zur Verwestlichung der Kultur die bisherige Auffuhrungspraxis der Dhadis langsam zu verschwinden Heute versammelt sich nur noch ein uberwiegend alteres Publikum an den traditionellen Auffuhrungsplatzen am Dorfrand wo einige wenige Dhadi Gruppen ihre Geschichten in derselben Weise wie vor 100 Jahren vortragen Ubrig geblieben sind einige Tempel im landlichen Raum die Dhadi Gruppen finanziell unterstutzen und ihnen Auffuhrungsmoglichkeiten bei Festveranstaltungen bieten Bekannten Gruppen werden regelmassige Auftritte in Gurdwaras angeboten 10 Zwei der bekanntesten heute aktiven Dhadis sind Des Raj Lachkani und Sharif Idu Lalaudha Der nahe Patiala geborene Sarangi Spieler Des Raj trat bei grossen religiosen Festen und Kulturveranstaltungen melas auf und gewann mehrere Wettbewerbe mit seinen im traditionellen Stil vorgetragenen Balladenformen var und kali Seine in Malwa gesungenen Hir Ranjha Geschichten sind nach wie vor beliebt Sharif Idu verdiente fruher zeitweilig seinen Lebensunterhalt indem er einen Handkarren durch eine Kleinstadt nahe Chandigarh zog Er wurde erstmals durch einen Auftritt bei der Hochzeit des Bhangra Sangers Manohar Deepak einem grosseren Publikum bekannt 1986 nahm ihn das in Patiala gegrundete staatliche North Zone Cultural Centre 11 unter Vertrag In den folgenden Jahren trat er als Sanger und Sarangi Spieler in vielen Bundeslandern auf Konzertbuhnen auf 12 Neben der Balladenform dhadi gibt es im Punjab weitere gesungene Versgattungen die teilweise nur mit einem einzelnen Ritual oder mit einem jahreszeitlichen Ereignis verbunden sind eine magische Bedeutung besitzen und von Frauen vorgetragen werden Andere Versformen der Volkstradition wie boli mahia und dhola gehoren nicht zu einem bestimmten Anlass Mit dem boli der aus einzeiligen Versen besteht die tappa nicht verwandt mit dem klassischen Musikstil Tappa genannt werden konnen die Tanzstile jhumar oder giddha begleitet werden Mahia ist ein regionaler Ausdruck fur tappa wahrend dhola sich durch andere Melodien unterscheidet 13 Religiose Tradition Bearbeiten nbsp Religiose Dhadi Gruppe Drei Musiker und ein Erzahler im Goldenen Tempel von AmritsarDie religiose Dhadi Tradition steht unter der Patronage des Sikh Verwaltungszentrums im Akal Takht in Amritsar Diese Form des Balladengesangs parsang dient als Verbreitungsmedium um die als tragisch empfundene mit Leid und Gewalt verbundene Geschichte der Sikhs zu erzahlen was als Akt der kollektiven Selbstversicherung der heutigen Generation verstanden wird und deren politisches Bewusstsein starken soll Die Veranstaltungen konnen den Charakter von Kampfesreden annehmen 14 Eine Sikh Dhadi Gruppe besteht aus vier Mitgliedern Zwei Spieler Sanger mit dadh und einer mit sarangi werden von einem Sprecher erganzt der historische Erzahlungen itihasak prasanga uber die Sikh Gurus und ihr Martyrium vortragt und damit den inhaltlichen Hintergrund fur die Musik liefert In dieser Funktion spielten Dhadi Auffuhrungen auch eine Rolle wahrend der nationalistischen Aufstande der Sikhs in den 1980er Jahren als erstmals auch Frauen die bislang den Mannern vorbehaltene Buhne der Dhadi Musik betraten Im Zusammenklang mit dem Gesang der Manner und den Trommeln verkorpert der klagende und weiche Ton der sarangi die weibliche Stimme zumal die Streichlaute als Begleitinstrument eines klassischen weiblichen Gesangsstils bekannt ist wie er bis Anfang des 20 Jahrhunderts in den vornehmen Hausern gepflegt wurde Unmittelbar vor dem ersten Angriff der indischen Armee auf den Goldenen Tempel sangen Frauen in dessen Nahe Heldenlieder und befeuerten mit ihren Stimmen die Kampfesbereitschaft der Sikhs Ein Jahrzehnt spater nannten Sikh Sangerinnen als Grund weshalb sie Heldenlieder vortrugen sich in diese Kampfestradition stellen zu wollen Das Wort dhadi erhielt durch die politische Situation einen entsprechend aufruhrerischen Beiklang und machte so einen Bedeutungswandel gegenuber seinem ursprunglichen spirituellen Bezug mit 15 Dhadi ist wie Kirtan eine devotionale Liedform und steht in den Hymnen des Adi Granth als ein Begriff fur die mystische Verstandigung mit dem Gottlichen In diesem Sinn taucht das Wort dhadi bereits bei Guru Nanak auf Kirtan genauer sabad kirtan oder shabad kirtan ist die ubliche Liedform in der die religiosen Verse der Sikhs begleitet von tabla und Harmonium vorgetragen werden bei grosseren Ensembles erweitert um die Saiteninstrumente sarangi taus oder tanpura Daneben gibt es das rezitierte Glaubensbekenntnis ardas Im ardas wird an die Opfer erinnert welche die Sikhgemeinschaft in der Geschichte erbracht hat ohne jedoch im Unterschied zum Dhadi Stil die Helden namentlich zu benennen die im Kampf gegen die Ungerechtigkeit gefallen sind 16 Vergleichbar mit der Einstellung der Glaubigen gegenuber dem samaʿ im Sufismus gibt es strenge Regeln und Reinigungsvorschriften zur richtigen Ausfuhrung des Kirtan Im Unterschied zur muslimischen Andachtsmusik samaʿ wurden beim Kirtan der Sikhs seit jeher zu den Trommeln auch Saiteninstrumente etwa die sarinda verwendet In diesem musikalischen Rahmen der Religionsausubung die in der nach innen gerichteten Meditation einen Weg zur Befreiung der Menschheit sucht verkorpert der Dhadi den ins Mystische uberhohten gottlichen Barden Daneben gibt es einen sozialen Aspekt der mit der Aufnahme des Begriffs dhadi in die religiosen Hymnen zusammenhangt Der Sikhismus versteht jeden Menschen als gleichrangig in seinem Verhaltnis zu Gott Die heute als Angehorige einer der untersten Kasten angesehenen Dhadis gehorten sehr wahrscheinlich auch im 16 17 Jahrhundert zu einer niedrigen von ihren reichen Auftraggebern abhangigen sozialen Schicht Vermutlich standen sie wahrend der Mogulzeit sozial unterhalb von den anderen Musikergruppen den atai hochrangige Musiker am Hof gunijan besassen musiktheoretische Kenntnisse darbari oder huzuri Die erste Gemeinschaft die Guru Nanak um sich versammelt hatte bestand bereits aus vielen niedrigkastigen Gruppen und war egalitar ausgerichtet Die Aufnahme der Dhadis die wohl die alteste Musikergemeinschaft bildeten und die meist muslimische Namen trugen kann folglich als Kritik am herrschenden Klassensystem aufgefasst werden Ein befragter Sikh Musiker ausserte die Ansicht das Dhadi Genre dhadi kala sei ein goldenes Behaltnis also eine reine musikalische Form die mit religiosen oder sakularen Inhalten gefullt werden kann 17 Literatur BearbeitenMichael Nijhawan From Divine Bliss to Ardent Passion Exploring Sikh Religious Aesthetics through the Ḍhaḍi Genre In History of Religions Band 42 Nr 4 Mai 2003 S 359 385 Joyce Pettigrew Songs of the Sikh Resistance Movement In Asian Music Band 23 Nr 1 Herbst 1991 Winter 1992 S 85 118 Hardial Thuhi The Folk Dhadi Genre In Journal of Punjab Studies Band 18 Nr 1 2 2011 S 131 168Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dhadi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien David Courtney Dhad chandrakantha com Dhadi Master amp Sarangi Master VIDEO2 Youtube Video Dhadd und sarangi instrumental Dhadi Daya Singh Dilbar 1994 FULL parsang Youtube Video Parsang ist eine Ballade aus der Geschichte der Sikhs Einzelnachweise Bearbeiten Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band 2 Musik des Altertums Lieferung 8 VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 S 33 Budbudiki The Metropolitan Museum of Art Abbildung Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 40 David Roche The Dḩak Devi Amba s Hourglass Drum in Tribal Southern Rajasthan India In Asian Music Band 32 Nr 1 Tribal Music of India Herbst 2000 Winter 2001 S 59 99 Joyce Middlebrook Punjab In Alison Arnold Hrsg Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Routledge New York London 2000 S 655 ISBN 978 0 8240 4946 1 Farina Mir The Social Space of Language Vernacular Culture in British Colonial Punjab University of California Press Berkeley 2010 S 4 7 ISBN 978 0 520 26269 0 Hardial Thuhi S 131 135 154 Hardial Thuhi S 135 138 140 149 Hardial Thuhi S 147f Regula Burckhart Qureshi The Indian Sarangi Sound of Affect Site of Contest In Yearbook for Traditional Music Band 29 1997 S 1 38 hier S 12 North Zone Cultural Centre Patiala Hardial Thuhi S 155 159 Gibb Schreffler Western Punjabi Song Forms Mahia and Ḍhola Memento vom 18 Januar 2016 im Internet Archive PDF In Journal of Punjab Studies University of California Santa Barbara Band 18 Nr 1 2 2011 S 76 83 11 11 Aorha Chand amp Anand Sahib Dhadi Major Singh Khalsa Baba Budha Ji Youtube Video Sikh Vortrag Michael Nijhawan S 361 Joyce Pettigrew S 86 Michael Nijhawan S 366 370 372 379 385 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dhadd amp oldid 226118175