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Tappa tappa ist ein Gesangsstil der nordindischen klassischen Musik neben Dhrupad Khyal und Thumri der aus einem arabisch beeinflussten Volksmusikstil im Punjab Ende des 18 Jahrhunderts von Shori Mian am Hof von Lakhnau zu einem klassischen Stil entwickelt wurde Vor allem Sanger aus der Khyal Gharana in Gwalior und Kurtisanen Sangerinnen in Varanasi pflegten den auf Hindustani vorgetragenen weltlichen Unterhaltungsstil der mit dem Dhrupad verwandt ist wobei jedoch die Tone nicht in einem langen melodischen Bogen entwickelt sondern einzeln durch Verzierungen ausgeschmuckt werden Nidhu Babu 1741 1839 begrundete mit seiner bengalischen Version von Tappa eine eigene romantisch poetische Liedgattung die Rabindranath Thakur und andere Dichter in Bengalen inspirierte Seit der Mitte des 20 Jahrhunderts ist der schwierig zu singende Stil in den Hintergrund getreten Inhaltsverzeichnis 1 Ursprung und Entwicklung 2 Hindustani Tappa 3 Bangla Tappa 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseUrsprung und Entwicklung Bearbeiten nbsp Das im islamischen Volksglauben verehrte Grab des mythologischen Liebespaares Hir und Ranjha in Jhang Pakistan An den Baumen draussen im Hof angebundene Stofffetzen sollen Kinderwunsche erfullen Arabische Handler erreichten in fruheren Zeiten mit Kamelkarawanen uber Iran und Afghanistan den Punjab im Nordwesten Indiens Was sie abends an Liedern sangen verschmolz mit der regionalen Volksmusik zu einem derben Stil der dhapa genannt und in der lokalen Sprache Panjabi gesungen wurde In den dhapa Liedern geht es um die in zahlreichen Geschichten ausgebreitete letztlich tragisch endende Liebesgeschichte zwischen der reichen und schonen Hir aus der Jat Volksgruppe und dem umherziehenden Ranjha der am Hof ihres Vaters als Kuhhirte angestellt wird und schon Flote bansuri regional wanjhli spielen kann Nach einer anderen Herkunftsgeschichte wurde Tappa fruher nur von Frauen gesungen und kam aus Afghanistan Nach der gangigen Ansicht war es Shori Mian Shourimiya Pseudonym von Ghulam Nabi 1742 1792 ein ausgebildeter Khyal Sanger an der Residenz des Nawab von Avadh Asaf ud Daula reg 1776 1797 der in dessen Hauptstadt Lakhnau die Punjabi Volkslieder in einen eleganten hofischen Stil umwandelte Shori Mian wird auch als einer der Schopfer des Thumri Stils genannt Er war der Sohn von Ghulam Rasul einem Dhrupad Sanger von Lakhnau der bald den Khyal Stil der zu seiner Zeit entstehenden Gwalior gayaki zu singen begann gayaki ist der Gesangsstil einer der Khyal Gharanas 1 Ursprunglich soll Ghulam Nabi arabische Modi maqamat gesungen haben bis er bei seinen Reisen im Punjab die Volkslieder horte und seinen stimmlichen Fahigkeiten entsprechend mit verschiedenartigen melodischen Verzierungen wie tana jamjama khataka gitkari und muriki versah Zur Zeit Asaf du Daulas wurde die bisherige Volksmusikgattung als der klassische Stil Tappa anerkannt Aus dem Punjabi Wort dhapa wurde Hindi tappa die zentralen Themen blieben unerfullte Liebe und ein Gefuhl von Verlust Die Lieder klingen entsprechend romantisch und stimmungsvoll Tappa bedeutet auf Panjabi hinuberspringen und tap auf Hindi unerwartet kurz Die rhythmischen Abfolgen sowie hin und her springenden Melodiebewegungen lassen den Namen fur den Musikstil auf anschauliche Weise passend erscheinen 2 Der klassische Musikstil Tappa sollte von einer Versform in der heutigen Volksmusik der pakistanischen und indischen Provinz Punjab unterschieden werden Der einzeilige Vers tappa besitzt den Charakter eines Sprichworts und stellt die kleinste Einheit eines kurzen Gedichts regional boli oder mahia dar Die Lieder mit diesen anonymen Liebes Gedichten werden zur Begleitung von Tanzen wie giddha und jhumar gesungen 3 Hindustani Tappa Bearbeiten nbsp Tappa Sangerin Malini Rajurkar aus der Gwalior Gharana 2011Shori Mian komponierte Tappas die sich durch eine lebhafte Vibration der Stimme gitkari auszeichneten von gita kriya ein Lied auffuhren entspricht khatka bei der instrumentalen Musik der schnellen Verzierung um eine Note Weder in seiner ursprunglichen Form im Punjab noch in der hofischen Weiterentwicklung war die genau Einhaltung der Tonfolgen des Ragas oder Raginis ein Kriterium die Aufmerksamkeit liegt allein auf der eleganten Ausgestaltung von gitkari Ferner wird aus drei benachbarten Tonen ein Triller murki gebildet Dagegen liegt die Eigenart des Khyal in seinen tanas den Vokalisen oder melodischen Verzierungen die beim Tappa in kurzer schneller Abfolge gebildet werden Die Ausfuhrung dieser anspruchsvollen tanas die im ehemaligen Volksmusikstil des Punjab noch nicht vorkamen verlangt eine grundliche Gesangsausbildung Tanas sind beim strengsten Stil dem Dhrupad verpont Das Wort Dhrupad setzt sich zusammen aus dhruva dem festgelegten Modus und dem Versmass pada Die klare Melodielinie des Dhrupad kommt auch beim Tappa vor wo sie hinter den vorsichtig zu gestaltenden Verzierungen erkennbar bleiben soll 4 Die gesungenen Verse werden beim Dhrupad ublicherweise in die vier Abschnitte sthayi antara samchari und den abschliessenden abhoga eingeteilt die musikalische Komposition verwendet fur jeden unterschiedliche Bereiche aus dem Tonvorrat des Ragas Der Tappa besteht nur aus den letzten beiden Abschnitten und ist daher wesentlich kurzer als Dhrupad und Khyal Die Ragas und Raginis des Hindustani Tappa heissen unter anderem Barowa Bhairavi Jhinjhit Kafi Kolangra Khambaj und Pilu 5 Die Talas Rhythmusstrukturen sind dieselben wie beim Khyal sie haben meist eine mittlere Geschwindigkeit madhya kala mit 16 Zahlzeiten am haufigsten ist der Sitarkhani tal 6 weitere sind Ekwai Adhha und Trital 7 Andere Zahlzeiten haben Tevra Jhumra und Pashto Unter Nawab Wajid Ali Shah von Avadh reg 1847 1856 erlangte Tappa eine derartige Bekanntheit dass zahlreiche Khyals im Tappa Stil vorgetragen wurden Es entstand die Mischform Tappa Khyal oder Tapkhayal Tap Khayal deren Melodiebildung aus dem Tappa stammte und wie dort aus den beiden Teilen sthayi und antara bestand 8 Der Tappa Stil hat sich ferner auf einige halbklassische Musikstile in Maharashtra ausgewirkt wie Lavani einen Gesangs und Tanzstil dessen Lieder von Liebe oder geschichtlich gesellschaftlichen Themen handeln und von der Fasstrommel dholki der einsaitigen Zupftrommel tuntune ahnlich der ektara der Streichlaute sarangi und in jungster Zeit von einem Harmonium begleitet werden Weitere halbklassische Stile in Maharashtra die mit Tappa in Verbindung stehen sind Natya Sangit und Kirtana 9 Musikalisch verschieden aber vom Inhalt und von der romantischen Stimmung ahnlich ist der sudindische Stil Javali 10 nbsp Girija Devi singt Khyal Tappa und Thumri 2006Der klassische Tappa Stil Shori Mians beeinflusste auch den punjabischen Sanger Bade Ghulam Ali Khan um 1902 1968 und seinen Bruder Barkat Ali Khan 1905 1962 die in ihren Thumri Gesang Ornamentierungen des Tappa einbrachten jedoch selten im Tappa Stil sangen 11 Es entstanden keine eigenen Gharanas Musiktraditionen fur Tappa der Einfluss auf die Gwalior Khyal Gharana und auf den Thumri Stil von Varanasi Benares Gharana war dennoch betrachtlich Weitere bekannte Tappa Sanger aus Gwalior im 20 Jahrhundert waren Krishnarao Shankar Pandit 1893 1989 12 sowie der Sanger und Musikwissenschaftler Raja Bhaiya Poonchwale 1882 1956 der Vishnu Narayan Bhatkhande bei seinen Forschungen unterstutzte Fur die zweite Halfte des 20 Jahrhunderts sind Balasaheb Puchhawale Sharachchandra Arolkar Jal Balaporia und besonders Malini Rajurkar 1941 zu nennen Sie singt neben Tappa auch Natya Sangit und andere leichte Klassik Khyal und gelegentlich Tappa singen Girija Devi 1929 2017 Sulochana Brahaspati 1937 und Bharati Vaishampayan 1954 Der einflussreiche und experimentierfreudige klassische Sanger Kumar Gandharva 1924 1992 brachte in seinen Konzerten Thumri mit Tappa Bhajans religiose Lieder und Tarana ein klassischer Raga Stil zusammen Einige seiner Schuler singen Tappa Ausnahmen sind Musiker wie der Sitarspieler Budhaditya Mukherjee 1955 und der Harmoniumspieler Aravind Thatte aus Pune die Tappa auf ihren Instrumenten gespielt haben 13 Bangla Tappa BearbeitenIn Bengalen geht eine besondere Auspragung des Tappa auf Nidhu Babu geboren als Ramnidhi Gupta 1741 1839 zuruck der ohne einer bestimmten Gharana anzugehoren durch seine vielfaltigen Aktivitaten im Musikleben Kalkuttas zu einer einflussreichen Personlichkeit wurde Ab 1894 widmete er sich in Kalkutta ganz der Musik er verfeinerte den bengalischen Volksmusikstil Akhrai zu einem klassischen Stil dessen Komplexitat nur die gebildeten hoheren Gesellschaftsschichten der Stadt zu beurteilen wussten Um diese Zeit hatte sich in der Hauptstadt der britischen Kolonialmacht eine bengalische Mittelschicht entwickelt die sich europaischen Kultureinflussen gegenuber gleichgultig zeigte und Musik und Tanztheaterauffuhrungen schatzte die von Vishnuismus dem Kult um Radha und Krishna sowie volkstumlichen Ausdrucksformen gepragt waren Ein anderer Volksmusikstil der Anfang des 19 Jahrhunderts in der Mittelklasse beliebt wurde hiess Kavigan 14 Fur die breite Unterhaltung gab es die Liedgattungen Jhumur Kavi Panchali und vor allem die erotisch vulgaren Kheur Lieder 15 Nidhu Babu grundete 1805 06 eine reformierte Akhrai Truppe die zum fuhrenden Orchester dieses Genres wurde Vermutlich komponierte Nidhu Babu als erster Tappa Lieder in Bengalen deren Punjabi Form er in seiner fruhen musikalischen Ausbildung bei einem muslimischen Musikmeister Ustad erlernt hatte In den ersten beiden Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts verfassten neben ihm noch Kalidas Chattopadhyaya Kali Mirza um 1750 um 1820 und Radhamohan Sen Das Tappas Nidhu Babu benutzte teilweise die Ragas und Talas des nordwestindischen Tappa Stils zusammen mit den melodischen Verzierungen wie gitkari und tana wobei letztere in langen melodischen Wellenlinien ausgedruckt wurden um seinen pathetischen Liebesliedern besser zu entsprechen Er fand so einem Stil der sich deutlich vom Tappa in seiner Herkunftsregion unterschied Die vishnuitischen Sanger in Bengalen verwendeten haufig Kombinationen aus zwei Ragas die Nidhu Babu offensichtlich ubernahm Zu seinen Talas gehorten an erster Stelle Jalad tetala ferner Ada cautal dhime tetala Dhamar tala Ekatala Hari tala und Kaoyali Eine Liste von 108 Ragas und eine Liste von Talas sind in seiner Anthologie Gitaratna von 1837 38 enthalten zusammen mit 554 selbst verfassten Liedtexten die auch als Gedichte zu lesen sind 1845 veroffentlichte Krishnananda Vyas in Kalkutta im dritten Band seines Sangitaragakalpadruma die bis dahin grosste Sammlung von Tappa Liedern Darin erwahnt werden unter anderem die Musiker und Dichter Govinda Adhikari 1798 1876 Verfasser des Krishna Yatra Volksdramas Manomohan Basu 1831 1912 veroffentlichte 1873 Sati natak ein Drama uber Shivas Frau Sati Er war der beruhmteste Dichter der Basu Familie Der Brahmane Kalidas Chattopadhyaya Kali Mirza trug den muslimischen Ehrentitel Mirza weil er sich wie ein vornehmer Muslim kleidete Er erhielt seine musikalische Ausbildung in Delhi und Lakhnau und komponierte annahernd 400 Tappas Radhamohan Sen Das veroffentlichte 1818 das Werk Sangitataranga eine Sammlung seiner Gedichte und Musikstucke Er war ein bedeutender Musikwissenschaftler seiner Zeit wurde jedoch von Krishnananda Vyas nicht beachtet Ashutosh Deb 1803 1856 Sitarspieler Komponist uberwiegend von Tappas und Priester der orthodoxen Hindus in Kalkutta Kalidas Gangopadhyay ein Zeitgenosse von Nidhu Babu war fur einfache Kompositionen im klassischen Stil bekannt Kashprasad Ghosh 1810 1873 Dichter und Journalist Sridhar Kathak 1816 professioneller Kathak Tanzer der die Puranas vortrug und auf Bengali erklarte Dasarathi Roy 1805 1857 verfasste Panchali Lieder Rabindranath Thakur 1861 1941 schrieb einige Kompositionen im Tappa Stil bei anderen liess er sich bei seinen europaischen Melodien von der Atmosphare des Tappa beeinflussen Jyotirindranath Thakur 1849 1925 der Bruder Rabindranaths 16 Neben den in Bengalen weiterhin gepflegten alteren musikalischen Formen wie Dhrupad kamen im 18 Jahrhundert einige neue Stile hinzu von denen Tappa der bedeutendste war Rabindranath Thakur orientierte sich an den strukturellen und gestalterischen Vorgaben des Dhrupad der Stil hatte unabhangig davon in Nordindien bereits seit der 2 Halfte des 18 Jahrhunderts viel von seiner Bedeutung verloren und an den weniger strengen Khyal abgegeben Im Bengalen des 19 Jahrhunderts waren dagegen Dhrupad und Tappa die beiden fuhrenden klassischen Stilrichtungen Khyal wurde dort erst Anfang des 20 Jahrhunderts starker bekannt 17 Literatur BearbeitenRamakanta Chakrabarty Nidhu Babu and his Tappa In Jayasri Banerjee Hrsg The Music of Bengal Essays in Contemporary Perspective Indian Musicological Society Bombay Baroda 1988 S 31 47 Nazir A Jairazbhoy Peter Manuel India IV In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Band 12 Macmillan Publishers London 2001 S 226 Karunamaya Goswami Bengali Music In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Band 3 Macmillan Publishers London 2001 S 255 Ashok Damodar Ranade Music Contexts A Concise Dictionary of Hindustani Music Promilla amp Co Publishers Neu Delhi 2006 S 129 132 ISBN 978 81 85002 63 7Weblinks BearbeitenTappa Banglapedia Chaitanya Kunte Tappa an Overview swarganga org Tappa Indian Music Indianetzone Tappa by Pritam Bhattacharjee vocal amp Prithwiraj Bhattacharjee tabla Youtube Video Atlanta USA 2009 Einzelnachweise Bearbeiten Madhavbua Ingle Gwalior gaayaki shadjamadhyam com Ranade S 130 Gibb Schreffler Western Punjabi Song Forms Mahia and Ḍhola In Journal of Punjab Studies University of California Santa Barbara Band 18 Nr 1 2 2011 S 76f Alain Danielou Einfuhrung in die indische Musik Internationales Institut fur vergleichende Musikstudien Heinrichshofen s Verlag Wilhelmshaven 1982 S 82 84 87 Chakrabarty S 37 David Courtney Sitarkhani Punjabi Theka chandrakantha com Jairazbhoy Manuel S 226 Ranade S 129f Chaitanya Kunte Tappa an Overview Bigamudre Chaitanya Deva An Introduction to Indian Music Publications Division Ministry of Information and Broadcasting Government of India Neu Delhi 1981 S 43 Peter Manuel Ṭhumri in Historical and Stylistic Perspectives Motilal Banarsidass Neu Delhi 1990 S 124 ISBN 978 81 208 0673 3 Krishnarao Shankar Pandit ITC Sangeet Research Academy Chaitanya Kunte Tappa an Overview Kavigan Banglapedia Chakrabarty S 32 Chakrabarty S 39f Goswami S 255 Sukumar Ray Classical Musical Activities in Bengal During the 19th Century and Later A Broad Survey In Jayasri Banerjee Hrsg The Music of Bengal Essays in Contemporary Perspective Indian Musicological Society Bombay Baroda 1988 S 62 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tappa Musik amp oldid 234286627