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Mayuri vina auch taus balasarasvati ist eine seltene vorwiegend im Norden Indiens mit dem Bogen gestrichene Langhalslaute deren voluminoser Korpus in einem Pfauenkopf endet Das vor allem von Sikh Musikern im indischen und pakistanischen Punjab gespielte Instrument gehort zur Gruppe der vina und war vermutlich Vorbild fur die im 19 Jahrhundert entwickelte kleinere Streichlaute esraj Ein Sikh Musiker spielt mayuri vina Sanskrit mayura bedeutet Pfau ebenso das Farsi und Urdu Wort taus Sanskrit bala steht fur Kind jugendlich Sarasvati ist die in Sudindien mit einem Pfau als Reittier dargestellte Gottin der Weisheit und Musik Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDie ersten mehrsaitigen indischen Saiteninstrumente waren in vedischer Zeit Bogenharfen die sich aus einsaitigen Musikbogen entwickelt haben und die bis zum 7 Jahrhundert auf Steinreliefs zu sehen sind Danach wurden sie von Lauteninstrumenten und Stabzithern mit Kalebassenresonatoren abgelost Der erste schriftliche Hinweis auf gestrichene Saiteninstrumente die entfernt zu den vina gezahlt wurden ist im Sanskritworterbuch Amarakosha 9 Jahrhundert oder fruher enthalten kona wird mit Bogen ubersetzt 1 Der arabische Gelehrte al Farabi um 870 950 erwahnt erstmals fur die arabische Musik die mit dem Bogen gestrichene rabab 2 Ab dem 10 Jahrhundert sind laut B C Deva an einigen Tempelreliefs Streichinstrumente abgebildet 3 Die als Beleg um den indischen Ursprung der Saiteninstrumente nachzuweisen aufgefuhrten fruhen Abbildungen sind jedoch nicht eindeutig zu interpretieren Nach der mundlichen Uberlieferung gilt als erwiesen dass die in Rajasthan und Gujarat in der Volksmusik gespielte Fiedel ravanahattha aus alter Zeit stammt und vom mythischen Damonenkonig Ravana erfunden wurde Im 12 Jahrhundert und in der im 13 Jahrhundert von Sarngadeva verfassten Musiktheorie Sangita Ratnakara wird die mit dem Bogen karmuka gestrichene pinaki vina erwahnt Der Name geht auf den mythischen Bogen Musikbogen pinaki zuruck ein Attribut das Shiva unbesiegbar machte Die letzte Beschreibung dieses einsaitigen Instruments stammt aus dem Jahr 1810 als es praktisch schon ausgestorben war Im 11 Jahrhundert wird eine saranga vina erwahnt die zu dieser Zeit ein beliebtes Streichinstrument gewesen sein muss mit dem Jains ihre religiosen Gesange begleiteten Hiermit namensverwandt ist die ab dem 16 Jahrhundert in der Strassenmusik gespielte sarangi ein Vorlaufer des bekanntesten indischen Streichinstruments das heute in der nordindischen klassischen Musik eingesetzt wird Die sarangi konnte in Indien entstanden sein oder wie die sarinda von ahnlichen Streichlauten im persisch zentralasiatisch islamischen Raum abstammen 4 Dort entwickelte sich im 18 Jahrhundert die afghanische Form der gezupften Laute rubab die als Vorbild fur die indische sarod diente Die gestrichene dilruba durfte in der Mogulzeit entstanden sein Indien hat neben den von Muslimen eingefuhrten Lauteninstrumenten eine lange Tradition von einfachen offensichtlich sehr alten indischen Streichlauten die in der Volksmusik gespielt werden Solche ein oder zweisaitige Fiedeln heissen ektara pena banam kingri und in Sudindien kinnari Die mayuri vina lasst sich je nach Betrachtungsweise von den mittelalterlichen indischen Lauteninstrumenten oder Stabzithern vom Typ der vina oder den mit den Muslimen aus dem Nordwesten gekommenen Streich und Zupflauten ableiten Musiker der Sikhs fuhren den Ursprung der mayuri vina auf Har Gobind 1595 1644 ihren sechsten Guru zuruck der ein Instrument namens saranda erfunden haben soll Der zehnte Guru Gobind Singh 1666 1708 habe wie seine Vorganger die sich einer musikalischen Tradition zugehorig sahen und sich selbst als dhadi religioser Balladensanger verstanden aus der saranda die taus entwickelt Spater sollen Sikhs die unhandliche taus zur dilruba verschlankt haben 5 Der lateinische Name pavo Deutsch abgeleitet Pfau fuhrt auf Altgriechisch taos zuruck das in zahlreiche weitere Sprachen und mit taus auch ins Urdu uberging Mayuri hat uber Sanskrit mayura einen indischen Ursprung von dem Hindi mor abstammt 6 Pavo cristatus der in Sudasien beheimatete Blaue Pfau geniesst in Indien hohe Wertschatzung Er wird in der Musik thematisiert und im Tanz in der Malerei und in Form von Gebrauchsgegenstanden dargestellt Fur Hindus ist er das Reittier vahana der Gottin Sarasvati des Kriegsgottes Skanda und der zu den Matrikas gehorenden Kaumari In der Mythologie ist er der Toter der Schlangen auf Miniaturmalereien sitzt er in der Nahe der Liebespaare die er zusammengefuhrt hat In einem Motiv aus einer Ragamala Serie in der bestimmte Ragas illustriert werden reprasentiert der Pfau den abwesenden Geliebten nach dem sich die Dame sehnt Solche Darstellungen sind typisch fur die Malerei Rajasthans im 17 und 18 Jahrhundert 7 Die Verbindung zur Musik stellte bereits Kalidasa Anfang des 5 Jahrhunderts her wenn er von Pfauen an Flussufern spricht die der wohltonenden Musik der Wellen lauschen 8 In landlichen Regionen von Odisha erfullt bei den Saoras die der tuila ahnliche Stabzither kuranrajan mit zwei Saiten aus Pflanzenfasern einem Kalebassenresonator und einem Pfauenkopf bei Totenritualen eine magische Funktion Mayil yazh Pfauen Harfe nennt sich die sudindische Neuschopfung einer Harfe mit einem Korpus in Pfauenform und dem Namen der altindischen Bogenharfe yazh 9 Bauform Bearbeiten nbsp Mayuri vina 19 Jahrhundert Metropolitan Museum of Art New York nbsp Mayuri vina Government Museum ChennaiDie mayuri vina ist in ihrer Grundform eine grossere und schwerere Variante der dilruba und der esraj die zur selben Instrumentenfamilie gehoren Der dickbauchige Resonanzkorper ist mit einer Hautdecke bespannt und im oberen Bereich an beiden Seiten leicht tailliert Der Resonanzkorper geht in der Draufsicht mit einem weichen Bogen in den breiten Hals uber auf dem vier Melodiesaiten verlaufen die an 16 bis 19 Metallbunden abgegriffen werden Die Melodiesaiten fuhren vom unteren Ende uber einen mittig auf der Decke aufgestellten Steg zu einem leicht nach unten geknickten Wirbelkasten 16 Resonanzsaiten unter den Bunden enden an einer Reihe Wirbel die seitlich am Hals angebracht sind 10 In der Seitenansicht ist mit dem Resonanzkorper eine naturgetreue Pfauenform nachgebildet in dessen hinterem Schwanz Ende unter dem Hals normalerweise lange Pfauenfedern stecken Die weisse Decke hebt sich von den ubrigen dunkelbraunen Holzteilen ab Der Resonanzkorper ist kunstvoll mit hellglanzenden Metalleinlagen verziert Der Spieler sitzt im Schneidersitz auf dem Boden und halt das nach vorne gerichtete Instrument schrag geneigt mit seiner linken Schulter Der Bogen besteht aus einem mit Pferdehaar bespannten runden Holzstab Der Klang ist sanft und tiefer als bei den verwandten Streichinstrumenten Die Idee eines zoomorphen Saiteninstruments konnte sich von der mayuri vina nach Sudostasien ausgebreitet haben In Myanmar spielen die Mon die dreisaitige Krokodilszither mi gyaung Eine ahnliche Kastenzither mit Krokodilskopf heisst in Thailand chakhe und in Kambodscha takhe 11 Spielweise BearbeitenDie mayuri vina wurde und wird von Sikhs gelegentlich zur Gesangsbegleitung verwendet Unabhangig von seinem eleganten Ausseren stand das Instrument fruher in niederem Ansehen denn es wurde hauptsachlich mit den Nautch Tanzerinnen in Verbindung gebracht Diese waren das weltliche Gegenstuck zu den Devadasis den indischen Tempeltanzerinnen Nautch waren schone Madchen die als professionelle Unterhalterinnen nicht zum Gefallen der Gotter sondern der Herrscher an den Hofen der indischen Furstenstaaten auftraten Ihre Tanze begleiteten Spieler auf der tabla und auf einem Streichinstrument Ein beruhmter mayuri vina Spieler in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts war Balasarasvati Jagannatha Bhatgosvami aus Thanjavur 12 Heute wird die mayuri vina auch instrumental fur im Khyal Stil gespielte Ragakompositionen eingesetzt Der Balletttanzer Uday Shankar machte in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts indischen Tanz im Westen bekannt Als er 1931 mit seiner Truppe in Paris auftrat gehorten sitar sarod mahuri vina und esraj zu seinem exotischen Musikensemble 13 Literatur BearbeitenMayuri Veeṇa In Late Pandit Nikhil Ghosh Hrsg The Oxford Encyclopaedia of the Music of India Saṅgit Mahabharati Band 2 H O Oxford University Press Neu Delhi 2011 S 661Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mayuri vina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Peacock shaped Mayuri from India Beede Gallery National Music Museum University of South Dakota David Courtney Mayuri Vina a k a Taus Balasaraswati chandrakantha com Ustaad Ranbir Singh Ji playing taus Youtube Video Taus Solo Ustad Amandeep Singh Jee amp Ustad Raghbir Singh Jee Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten N B Divatia The Vina in Ancient Times In Annals of the Bhandarkar Oriental Research Institute Band 12 1930 1931 Nr 4 S 362 371 Henry George Farmer A History of Arabian Music to the XIIIth Century London 1929 S 155 Luzac amp Company London 1967 1973 Online bei Internet Archive Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 101 Joep Bor The Voice of the Sarangi An illustrated history of bowing in India In National Centre for the Performing Arts Quarterly Journal Bd 15 amp 16 Nr 3 4 amp 1 September Dezember 1986 Marz 1987 S 39f 53f Surinder Singh A Journey from Taus to Dilruba sikhawareness com Raj Academy of Asian Music Volker Rybatzky Farbigkeit und Vielfalt Einiges zum Pfau und seinen Bezeichnungen in den zentralasiatischen Sprachen In Osaka University Knowledge Archive OUKA Juli 2008 S 187 207 hier S 191 197 Krishna Lal Peacock in Indian Art Thought and Literature Abhinav Publications Neu Delhi 2006 S 32 59 P Thankappan Nair The Peacock Cult in Asia In Asian Folklore Studies Band 33 Nr 2 1974 S 93 170 hier S 138 Musical Instruments 2 Government Museum Chennai Oxford Encyclopaedia S 661 Terry E Miller Jarernchai Chonpairot A History of Siamese Music Reconstructed from Western Documents 1505 1932 In Crossroads An Interdisciplinary Journal of Southeast Asian Studies Band 8 Nr 2 1994 S 1 192 hier S 76 P Sambamurthy A Dictionary of South Indian Music and Musicians Band 1 A F The Indian Music Publishing House 2 Auflage Madras 1984 S 37 1 Auflage 1954 Joan L Erdman Performance as Translation Uday Shankar in the West In The Drama Review TDR Band 31 Nr 1 Fruhjahr 1987 S 64 88 hier S 78 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mayuri vina amp oldid 235756669