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Pena auch tingtelia ist eine einsaitige mit dem Bogen gestrichene Spiesslaute die in der Volksmusik des nordostindischen Bundesstaates Manipur zur Lied und Tanzbegleitung verwendet wird Neben der Trommel pung pragt die pena die Musik des klassischen Manipuri Tanzstils Sanger tragen epische Erzahlungen vor und begleiten sich auf der pena Das Jahrhunderte alte hoch angesehene Streichinstrument wurde und wird in den traditionellen vorkolonialen Religionen Manipurs in der rituellen Musik eingesetzt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung BearbeitenIn der altindischen Literatur finden sich seit dem 7 Jahrhundert Hinweise auf Streichinstrumente Die fruhesten Abbildungen sind auf Steinreliefs an indischen Tempeln des 10 Jahrhunderts in Zentralindien zu sehen In Westindien enthalten Tempelreliefs Abbildungen der kastenformigen sarangi wahrend in Bishnupur in Westbengalen der runde nach innen geschwungene Korpus der sarinda auftaucht 1 Eine Spekulation uber die Verbreitung der indischen Streichinstrumente geht von einem Ursprung bei den Mongolen aus die im 12 Jahrhundert Fiedeln mit Pferdehaarsaiten und bogen aus ihrer nomadischen Kultur mitbrachten Damit ergabe sich eine Beziehung von der chinesischen erhu bis zur ugandischen endingidi 2 Sarangi und sarinda werden hauptsachlich in der klassischen nordindischen Musik gespielt Das altindische Sanskrit Wort vina fur Saiteninstrumente bezeichnete ursprunglich Bogenharfen erst im Mittelalter Lauteninstrumente und Stabzithern Die beinahe landesweit vorhandenen einfachen Streichinstrumente mit ein bis drei Saiten die aus einer Kokosschale oder einem ausgehohlten Holzstuck als Korpus und einem geraden Saitentragerstab zusammengesetzt sind bilden eine eigene zur Volksmusik gehorende Gruppe Sprachverwandt mit Sanskrit vina auch bin uber bengalisch bina sind ausser der pena die in Bangladesch gespielte bana und die dreisaitige banam in Odisha Die kingri ist ein in dieser Gruppe typisches dreisaitiges Streichinstrument mit einem rechteckigen Resonanzkorper das mit einem geraden Holzbogen gestrichen wird Die Pardhans in Andhra Pradesh eine Musikerkaste deren Mitglieder von den Gonds zur Unterhaltung und fur religiose Feiern engagiert werden spielen die kingri und ausserdem das Doppelrohrblattinstrument pepre die gebogene Langtrompete kalokom allgemein shringa und die Fasstrommel dhol 3 In Madhya Pradesh heisst die dreisaitige Schalenspiesslaute mit der Pardhans epische Gesange begleiten bana Die ravanahattha auch Ravana hasta vina von Gujarat und Rajasthan stellt ein mogliches Bindeglied zwischen den einfachen Fiedeln der Volksmusik und der komplexeren sarangi dar Ihr Korpus besteht wie bei der pena aus einer Kokosnusshalbschale und einem hineingesteckten Bambusstab als Saitentrager Zu den zwei Melodiesaiten eine aus Stahl die andere aus Pferdehaar kommen etwa ein Dutzend Resonanzsaiten 4 Weiter nach Osten kommen mehrere gestrichene Spiessgeigen mit Kokosnussresonatoren vor unter anderem die zweisaitige yehu in China und ihre Abkommlinge die sor u in Zentralthailand und die tro u in Kambodscha sowie die rebab das fuhrende Melodieinstrument im javanischen Gamelan Wie die mutmasslich seit dem 12 Jahrhundert im zentralen Myanmar vorhandenen Spiesslauten tayaw birmanisch fur Streichinstrument aussahen ist nicht bekannt 5 Bauform Bearbeiten nbsp Pena mit StreichbogenDie pena gehort wie die einsaitige gezupfte ektara zu den prinzipiell einfach herzustellenden Lauteninstrumenten bei denen ein Saitentragerstab durch zwei gegenuberliegende Locher eines Resonanzkorpers gesteckt wird Der Saitentrager Meitei pena cheijing besteht aus einem Bambusrohr von 2 5 bis 3 Zentimetern Durchmesser das etwa 30 Zentimeter aus der als Resonanzkorper penamasa dienenden Kokoshalbschale mit etwa zehn Zentimetern Durchmesser herausragt Bei aufwendigeren Instrumenten wird der Saitentrager aus einem Holzstab gefertigt der auf einem Drittel seiner Lange mit gedrechselten Kerben verziert ist und mit dem auf diese Weise leicht verjungten Ende in der Kokosschale steckt Uber die Offnung der Kokosschale wird eine Membran aus einer Tierhaut geklebt Ausser den beiden Lochern die zur Aufnahme des Saitentragers dienen gibt es an der Unterseite ein kleines Schallloch das offen bleibt Das ferne Ende des Stabes kann durch ein kreisformig aufwarts gebogenes und spitz zulaufendes Holzstuck gestaltet sein Die Saite besteht meist aus Pferdehaar daneben werden auch die Fasern einer Sago ahnlichen Pflanze verwendet Vom Befestigungspunkt am unteren Austrittsende des Saitentragers verlauft die Saite uber einen mittig auf der Membran aufgesetzten Steg bis zu einem seitenstandigen Holzwirbel Anstelle eines Sattels begrenzt eine kurz vor dem Wirbel um den Stab gebundene Schnur die effektive Lange der Saite Der Streichbogen ist mit 76 Zentimetern Gesamtlange einem Holz oder Bambusstab am Griffende und einem angesetzten halbkreisformig gebogenen Metallrohr deutlich grosser als das Instrument An der asymmetrischen Krummung des Rohrs sind beidseitig Dutzende Messingglockchen befestigt Der Spieler halt die pena ahnlich wie die indische Violine mit dem Resonanzkorper gegen die linke Armbeuge nach vorn und nach unten Mit den Fingern der linken Hand druckt er die Saite auf den Stab den Bogen fuhrt er in der zur Faust geballten Rechten Spielweise BearbeitenDie pena wird bei Begrabnissen Hochzeiten und in der rituellen Musik der traditionellen Meitei Religion eingesetzt in der unter den zahlreichen Gottern besonders der mannliche Gott Sannamahi und die Gottin Leimarel in vielen Haushalten verehrt werden Das an den fruheren Konigshofen bei offiziellen Anlassen und zur Anrufung der Gotter gespielte Instrument ist so stark mit der alten Religion verbunden dass es keinen Eingang in die Zeremonien des heute uberwiegend praktizierten vishnuitischen Hinduismus finden konnte Pena Spieler waren fruher zugleich Heiler und dem Instrument selbst wurden magische Fahigkeiten zugeschrieben Heute wird die hofische Musiktradition bei Kulturveranstaltungen vor dem Vergessen bewahrt 6 Das hohe Ansehen der pena blieb auch dank ihres Einsatzes bei den Manipuri Tanzen bis heute erhalten Manipuri ist der Oberbegriff fur funf Tanzformen rasa in Manipur in denen es um die rituelle Verbindung mit dem Vollmond geht Im Ras lila werden der hinduistische Gott Krishna seine Geliebte Radha und ihre begleitenden Kuhhirtinnen Gopis verehrt Es gibt Solo Doppel und Gruppentanze die von beiden Geschlechtern aufgefuhrt werden Nach der obligaten Anrufung an die Gotter folgt eine Szene mit mehreren pung Spielern und Tanzern nata sankirtana Dies bildet den Auftakt fur die gesungene Anrufung sankirtana und eine Reihe von Liedern padavali In den rasas wechseln sich erzahlende nritya mit rhythmischen nritta Abschnitten ab Bei den nritta spielen die Tanzer die doppelkonische Rohrentrommel pung mit der pena zusammen 7 Die Tanze sind rhythmusbetont als weitere Melodieinstrumente konnen neben der pena eine Flote ein Schneckenhorn eine Naturtrompete die bengalische Streichlaute esraj und als Borduninstrument eine tanpura hinzukommen 8 Ein traditionelles Ensemble kann aus einer pena einer Bambusquerflote banshi einer Trommel pung und einem Schneckenhorn shankha bestehen 9 Volkslieder werden in Manipur nach ihrem Verwendungszweck und ihrer Gefuhlsstimmung in Arbeitslieder die bei Aussaat Ernte und Fischfang gesungen werden khullong ishei Liebeslieder mit erotischen Anspielungen lai haraoba ishei Klagelieder religiose Lieder Hochzeitslieder nat und Kinderlieder eingeteilt Pena ishej Lied mit pena bezeichnet Lieder die mit der pena begleitet werden Ihr Thema sind die epischen Erzahlungen Khamba Thoibi Seireng des Dichters Hijam Anganghal die vom Prinzen Khamba und der Prinzessin Thoibi aus Moirang Stadt im Suden Manipurs handeln Ein Sanger der selbst pena spielt kleidet die Erzahlungen in poetische Verse 10 Ebenfalls auf die Art der Begleitung beziehen sich die khuba ishei Anstelle der sonst als Taktgeber ublichen Zimbeln karthal mandira begleiten sich die Sanger oder Sangerinnen mit Handeklatschen 11 Die Nagas von Manipur nennen dieselbe Fiedel tingtelia Eine ethnische Untergruppe der Nagas sind die Tangkhul Sprecher die sich auch Hao nennen und im ostlichen Distrikt Ukhrul der an Myanmar grenzt leben Der aus dieser Region stammende Rewben Mashangva 1961 gilt als bedeutendster Musiker und Erneuerer der Hao Volksmusiktradition Er verbesserte die Spieltechniken auf der tingtelia und passte die Tonintervalle an die westliche Notation an sodass er die Fiedel zusammen mit akustischen und elektrischen Gitarren und mit der Mundharmonika verwenden kann Des Weiteren spielen er und seine Begleitmusiker die langsgeblasene Bambusflote yankahui und schlagen neben anderen Perkussionsinstrumenten mit einem Schlagel ein Yak Horn 12 Rewben Mashangva wird der Vater des heutigen Naga Folk Blues genannt seine Inspirationen bezieht er aus der eigenen Volksmusik dem amerikanischen Blues und von Bob Dylan 13 Literatur BearbeitenAlastair Dick Pena In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Band 8 Macmillan Publishers London 2001 S 51f Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 101 105 Curt Sachs Die Musikinstrumente Birmas und Assams im K Ethnographischen Museum zu Munchen Sitzungsberichte der Koniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch philologische und historische Klasse Jahrgang 1917 2 Abhandlung Verlag der Koniglich Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1917 S 24fWeblinks BearbeitenDavid Courtney Mir Ali Akhtar Pena a k a Bana Bena or Tingtelia chandrakantha com Pena a project on Manipuri musical Instrument Youtube Video Manipuri Traditional Instruments Pena Youtube VideoEinzelnachweise Bearbeiten Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments S 101 Roderic Knight The Bana Epic Fiddle of Central India In Asian Music Vol 32 No 1 Tribal Music of India Herbst 2000 Winter 2001 S 101 140 hier S 106 JSTOR S Harpal Singh Lend your ears to music in wilderness The Hindu 27 Januar 2013 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments S 101 103 Robert Garfias The Development of the Modern Burmese Hsaing Ensemble In Asian Music Bd 16 Nr 1 1985 S 1 28 hier S 3 Seram Neken Pena The Royal Court Music of Manipur The government must frame a policy for preserving the valuable indigenous art forms of various communities in Manipur Hueiyen Lanpao 20 Januar 2013 Kapila Vatsyayan Maria Lord India IV IX 2 i a In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Music and Musicians Vol 12 Macmillan Publishers London 2001 S 265 Mekhala Devi Natavar India Music and Dance Northern Area In Alison Arnold Hrsg The Garland Encyclopedia of World Music Band 5 South Asia The Indian Subcontinent Garland New York 2000 S 494 ISBN 978 0824049461 Alain Danielou Sudasien Die indische Musik und ihre Traditionen Musikgeschichte in Bildern Band 1 Musikethnologie Lieferung 1 Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1978 S 104 Manipuri Folk Tales Khamba Thoibi Memento vom 4 Januar 2013 im Internet Archive My World Stuff T Raatan History Religion and Culture of North East India Isha Books Delhi 2006 S 134f Sangeeta Barooah Pisharooty Say yes to Hao The Hindu 6 April 2012 Aiyushman Dutta Reuben Mashangva a Wandering Minstrel from the Hills of Manipur Ishani Vol 4 No 1 2011 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pena Lauteninstrument amp oldid 212849102