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Bana auch kikri vana ist eine dreisaitige mit dem Bogen gestrichene Schalenspiesslaute die von mannlichen Musikern der Pardhan Kaste in der Gegend von Mandla im zentralindischen Bundesstaat Madhya Pradesh zur Begleitung epischer Lieder gespielt wird Die Pardhans musizieren fur ihre Auftraggeber die Gonds mit denen sie in einer sozialen und mythischen Beziehung stehen Ausserhalb der Volksmusiktradition in dieser landlichen Gegend ist die Fiedel praktisch unbekannt Fur die Pardhans galt sie fruher als Wohnsitz ihres Hauptgottes Bara Pen und besass eine magische Schutzfunktion Die epische Liedtradition der Pardhans stellt eine sehr alte dramatische Form dar deren Inhalte aus der regionalen Gondawani Uberlieferung oder aus dem indischen Nationalepos Mahabharata stammen Die bana sorgt fur eine musikalische Akzentuierung der halb gesungenen halb gesprochenen Erzahlung und macht fur die Zuhorer die geschilderten mythischen Charaktere und Ereignisse vorstellbar Ausserhalb von Mandla heisst die Fiedel der Pardhans kingri Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Verbreitung 2 Bauform 3 Spielweise 4 Sozio kulturelles Umfeld 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Verbreitung Bearbeiten nbsp Als Pena oder Bana bezeichnete dreisaitige Streichlaute die nach ihrem Fundort Amber in Rajasthan eine einfache Ausfuhrung einer ravanahattha sein konnte Im Timple Museum des Palacio Spinola auf Lanzarote In altindischer Zeit war vina ein umfassender Begriff fur Saiteninstrumente Sie wurden gemass den vedischen Schriften zu Ehren der Gotter gespielt Die im bedeutendsten fruhen Werk zur Musik dem um die Zeitenwende abgefassten Natyashastra als vina oder vipanci erwahnten Instrumente waren sehr wahrscheinlich Bogenharfen die sich aus den alteren Musikbogen entwickelt hatten In dieser Form sind sie um diese Zeit auf Steinreliefs an buddhistischen Kultorten und ab der Mitte des 1 Jahrtausends als Stabzithern an den Wanden von Hindutempeln in den Handen von Gandharvas und Kinnaras mythischen Begleitfiguren der Gotter abgebildet Die Stabzithern ersetzten die Bogenharfen die sich ausserhalb Indiens in Gestalt der burmesischen saung gauk und weniger bekannt zumindest bis in jungste Zeit in Ostafghanistan als waji erhalten haben Die einzige in Indien verbliebene Bogenharfe ist die von den Pardhans gespielte bin baja die falschlich auch Gogia bana Fiedel der Gogia genannt wird 1 Nach dem 9 Jahrhundert werden die Abbildungen von Stabzithern die aus einer Saite und einem Tragerstab mit einem angehangten Resonator aus einer Kalebassenhalbschale bestanden seltener An diese einfachsten Zupfinstrumente erinnert heute nur noch die in der Volksmusik in einer landlichen Region von Odisha gespielte tuila 2 Alte Beinamen der vinas verweisen auf die Beziehung zu Gottern Im 12 Jahrhundert taucht erstmals die Bezeichnung kinnari vina fur ein Zupfinstrument unbekannter Bauart im Kathasaritsagara in einer Erzahlung uber eine menschenfressende Damonin Yakshini auf 3 Ein Instrument namens kinnara scheint es arabischen Quellen zufolge bereits weit fruher gegeben zu haben Ibn Chordadhbeh 820 912 berichtet vom indischen Saiteninstrument kankala dessen eine Saite uber eine Kalebasse gespannt war Es handelte sich entweder um eine einsaitige Stabzither ekatantri vina oder um ein einsaitiges Lauteninstrument ektara Der persischsprachige Dichter Amir Chosrau 1253 1325 nennt dieses zu seiner Zeit sehr beliebte Instrument kingri Fur Abu l Fazl 1551 1602 dem Hofchronisten des Mogulherrschers Akbar I war die kingara eine zweisaitige Stabzither mit zwei Kalebassen und von der kinnara mit drei Kalebassen verschieden In der Summe bezeichnete kingri und kinnara im Mittelalter eine Reihe von Saiteninstrumenten die gezupft oder gestrichen wurden 4 Der indische Musikwissenschaftler B C Deva will auf einigen Tempelreliefs aus dem 10 Jahrhundert Streichinstrumente erkannt haben Solche Darstellungen sind jedoch nicht eindeutig zu identifizieren Als altestes indisches Streichinstrument gilt die ravanahattha deren Namen unabhangig vom damaligen Instrumententyp seit dem 7 Jahrhundert uberliefert ist und sich vom mythischen Damonenkonig Ravana ableitet 5 Heute wird eine Langhals Spiesslaute mit zwei Melodie und mehreren Resonanzsaiten in Rajasthan und Gujarat so bezeichnet Im 11 und 12 Jahrhundert war eine saranga vina ein beliebtes Saiteninstrument mit dem Jains ihre religiosen Gesange begleiteten Vom Namen her konnte die saranga vina mit dem Bogen gestrichen worden sein denn die sarangi mit einem kastenformigen Korpus ist das heute am weitesten in Nordindien verbreitete Streichinstrument Sarangi ist auch eine volkstumliche Bezeichnung fur anders konstruierte indische Fiedeln wie die ravanahattha Der Begriff sarangi taucht im Mittelalter haufig in epischen Geschichten auf die in der Volkssprache Prakrit verfasst wurden was fur eine durchgangige Tradition der sarangi in der popularen und religiosen Musik spricht Besonders in der religiosen Gesangstradition der Sikhs spielen Streichinstrumente vom 16 Jahrhundert bis heute in Verbindung mit der kleinen Trommel dhadd eine bedeutende Rolle 6 Seit dieser Zeit ist die sarangi eine auch in der Strassenmusik bekannte Streichlaute die im 20 Jahrhundert in die klassischen Musik ubernommen wurde Die dreisaitige sarinda mit einem ausladenden ankerformigen Korpus ist mit ahnlichen Streichlauten etwa der ghichak im persisch zentralasiatisch islamischen Raum verwandt 7 Die mayuri vina deren dickbauchiger Korpus in einem Pfauenkopf endet lasst sich von den mittelalterlichen vinas in Lauten oder Stabzitherform herleiten Die mit ihr verwandte schlankere Streichlaute dilruba durfte in der Mogulzeit und die esraj im 19 Jahrhundert entstanden sein Die sarinda verkorpert einen Typ der indischen Streichinstrumente der in einer besonderen langrechteckigen Form bei der ostindischen Adivasi Gruppe der Santal als dhodro banam vorkommt Daneben gibt es in derselben Region die nicht mit den sarindas verwandten Stachelfiedeln banam 8 Letztere heissen in Nordostindien pena in Maharashtra koka und im sudindischen Kerala pulluvan vina Bauform BearbeitenDie genannten Stachelfiedeln besitzen einen halbkugelformigen Korpus aus einer Kokosschale oder einer Kalebasse der mit einer Tierhaut bespannt ist und einem dunnen geraden Saitentrager uber den eine Saite verlauft Ein solches zu den ektaras gehorendes Streichinstrument ist bei den Gonds als kingri kindri oder kingari bekannt 9 Davon unterschieden wird die dreisaitige bana mit einem rechteckigen Korpus die ebenfalls als kingri oder kikri bezeichnet werden kann Im Bastar Distrikt heisst dieselbe Fiedel kikir 10 Nach der Grosse werden zwei Varianten der bana benannt Am beliebtesten ist die kleinere kaneha die als weiblich gilt Daneben gibt es die etwas grossere mannliche sagara Die bana besteht aus einem in der Draufsicht rechteckigen Resonanzkorper khol mit den ungefahren Massen 21 15 Zentimeter der aus einem Holzblock herausgeschnitten wurde Das verwendete Holz stammt vom Gutelbaum Trewia nudiflora hindi khamar oder Teakbaum Tectonia grandis hindi sagon Nach unten verjungt sich der Korpus wie ein Pyramidenstumpf sodass der Boden nur 15 4 Zentimeter misst Die sich ergebende flache Wanne ist 6 Zentimeter hoch Der Lange nach wird die Unterseite mittig durch einen breiten Wulst verstarkt Als Decke wird der Korpus nachdem er innen weiss ausgemalt wurde mit einer transparenten Membran aus einem Rinder oder Ziegenmagensack bespannt der auf Gondi poor heisst Am Rand wird die Membran mit einem Harz festgeklebt das die Pardhan als Pulver aufbewahren mit Wasser vermengen und heiss auftragen Der Boden des auf der Decke liegenden Instruments erinnert die Pardhan an den Schildkrotenpanzer mit dem der erste Anfuhrer der Gond nach der Legende einen Fluss uberquerte Ein 34 Zentimeter langer Saitentrager siwa aus Bambus bhans mit einem Durchmesser von 3 Zentimetern ragt deutlich uber die gegenuberliegende Seite aus dem Korpus heraus Am Halsende nehmen drei seitliche Holzwirbel birra die Saiten auf die uber einen flachen Steg ghori Stute weil die Saiten darauf reiten der lose im oberen Bereich auf der Membran steht bis zum unten herausragenden Bambusstab verlaufen Am unteren Ende geht der Bambusstab in ein breiteres Holzstuck khandi uber Nach Ende des Spiels schiebt der Musiker den Steg auf den Korpusrand um die Membran zu entlasten Damit die seitlich an den Wirbeln festgewickelten Saiten ihre Position uber dem Hals erreichen mussen sie sich an einem kleinen nach oben stehenden Holzstift bhodri Nabel am ersten Wirbel uberkreuzen Um die Wirbel in ihrer Position zu fixieren werden sie mit Stoff umwickelt Die Lange der Saiten begrenzt eine direkt am bhodri um den Hals gewickelte Baumwollschnur kardhan Gurtel Ein eingeschobener Holzstab stabilisiert das Bambusrohr im Bereich der Wirbel Die Saiten chundi Haar bestehen aus nicht verdrehten Pferdehaaren Die Wirbel sind nicht fur die Aufnahme der Saite gelocht Stattdessen werden in die Haarstrange an den Enden Baumwollschnure eingeflochten Damit lassen sie sich ohne zu rutschen auf die Wirbel wickeln Die Saiten werden nach ihrer Position beim Spiel unterschieden in upar oben tatsachlich die starkste und am tiefsten klingende Saite manjha Mitte und niche unten Eine andere Einteilung nach der Starke lautet tinme schwach mit 30 37 Pferdehaaren manjha mit 38 40 Haaren und dhodha laut mit 45 52 Haaren Der Streichbogen hathora etwas in der Hand gehaltenes ist etwa 44 Zentimeter lang in leicht konkav gekrummte Form aus Woodfordia floribunda ein Weiderichgewachs surteli geschnitzt oder er besteht aus einem Hirschgeweih shamar Der Bogenstab wird mit 30 60 Pferdehaaren chundi bezogen Am oberen Ende halten die Haare an einer um den Stab gewickelten Baumwollschnur am Griffende sind sie in einen mehrfach umgeschlungenen Baumwollstoff eingewickelt Der Bezug hangt lose an der nicht elastischen Bogenstange Der Spieler spannt den Bogen indem er den Bezug umgreift und einwarts zieht Mehrere Glockchen ghungru die ein rhythmisches Gerausch verursachen sind auf der Aussenseite des Bogenstabes angebracht Die Haare werden mit Harz lobhan eingerieben 11 Spielweise BearbeitenDer Spieler druckt die bana mit dem verdickten unteren Ende gegen seine linke Schulter daher der Name khandi Schulter fur dieses Bauteil und halt sie mit der linken Hand am Hals schrag nach unten vor den Oberkorper Dies entspricht etwa der Spielposition der Violine in Sudindien und ist ansonsten nur bei wenigen indischen Fiedeln ublich etwa bei der nordostindischen pena Dagegen wird die ravanahattha umgekehrt mit nach oben gerichtetem Hals gespielt Der bana Spieler neigt den Kopf leicht in Richtung seines Instruments jedoch ohne es mit dem Kinn zu fixieren Die ersten drei Finger der linken Hand drucken die Saiten auf das Griffbrett nieder der kleine Finger kommt fur den funften Ton uber dem Grundton der hochsten Saite zum Einsatz und beruhrt nur die Saite Da die Saiten dicht beieinander liegen und der Steg nicht gekrummt ist streicht der Bogen zwangslaufig meist uber zwei oder drei Saiten zugleich Die Saiten sind im Quartabstand gestimmt Der schnelle Aufstrich erklingt wie bei der Violine kraftiger als der Abstrich Mit abrupten rhythmischen Richtungsanderungen werden die Glockchen angeregt Bei dem ublichen Wechsel von Quarten und Oktaven die uber zwei und drei Saiten gespielt werden ist eine tonale Ordnung nur schwer herauszuhoren Die leer gestrichene mittlere Saite stellt einen Fixpunkt dar der fur die Gesangsstimme einen Grundton bildet uber dem diese sich innerhalb einer Oktave bewegt Mit einem Ton folgt die bana in etwa der Gesangsstimme wahrend der zweite Ton eine Quarte darunterliegt Abgesehen von den parallelen Quarten ist keine harmonische Struktur in der Tonfolge vorhanden Die bana sorgt auch nicht fur den in der indischen Musik allgemein ublichen Bordunton wie er etwa von der Langhalslaute tanpura erzeugt wird Melodie und Rhythmus haben nichts mit den der klassischen indischen Musik zugrundeliegenden Ragas und Talas zu tun Unabhangig davon welche Saiten gestrichen werden liegen die Finger immer quer uber allen drei Saiten in den Positionen grosse Sekunde Terz und Quarte zur leeren Saite 12 Ein epischer Gesang beginnt ublicherweise mit einem Instrumentalstuck bana par von kurzer Dauer etwa einer Minute dann folgen nach einem Wortbeitrag weitere instrumentale Einheiten Bei einem untersuchen Gesang begann der eigentliche erzahlende Gesangsstil artha batana auch tika oder samjana mit bana Begleitung ganaka par nach etwa 15 Minuten Der Inhalt wird teilweise gesungen teilweise gesprochen Jeder neuen Texteinheit geht eine 20 bis 30 Sekunden dauernde instrumentale Einstimmung auf den Grundton voraus Die bana wird immer solistisch vom Sanger banadhari gespielt ohne Begleitmusiker nutzt er innerhalb der musikalischen Grenzen einen individuellen Gestaltungsspielraum Die instrumentalen Einlagen konnen mehrere Funktionen haben Sie kundigen den Auftritt einer neuen mythologischen Figur an sie versuchen eine musikalische Ubersetzung der Handlung der Held reitet durch den Wald oder die Frau beklagt den Weggang ihres Gatten oder es sollen bestimmte Gefuhle oder Tatigkeiten angezeigt werden Hierzu gehort der Ausdruck von Gluck Zufriedenheit Trauer Kampfszenen oder das angedeutete Blasen eines Schneckenhorns Besondere stilistische Merkmale sind Triller Schleifer und Doppelschlage Auf die Ornamentierung der Noten mit Vibrato wird verzichtet dafur gibt es die bei der Gitarre als Hammer on bekannte Methode einen Finger der Greifhand wiederholt kurz auf der Saite aufzusetzen Die Bogenfuhrung sorgt fur die rhythmische Gestaltung Das Ende der Erzahlung deutet der Musiker mit der Ruckkehr auf den Grundton an 13 Sozio kulturelles Umfeld BearbeitenDurch den Mandla Distrikt fuhrt in einem breiten Tal der Oberlauf der Narmada die in Indien als heiliger Fluss verehrt wird Das abgelegene und im Mittelalter in mehrere Kleinkonigreiche aufgeteilte Gebiet bezeichneten die Mogulherrscher als Gondwana In dieser bis ins 18 Jahrhundert weitgehend unabhangigen Heimat der Gonds wurden die eigene Erzahltradition Gondawani Erzahlungen und Geschichten aus dem Mahabharata Pandawani Erzahlungen mundlich tradiert In einer von den Pardhans uberlieferten Geschichte aus dem Mahabharata geht es um die Erfindung der bana Der Held Bhima der bei den Pardhans als jungster der funf Pandava Brudern gilt totete durch eine List einen Rakshasa Damon Dessen Tochter Manko sass weinend da als ihr Papagei Toti vorbeikam und um Nahrung bat Sie erklarte dem Vogel dass sie arm sei und ihm nichts geben konne Dem Papagai uberreichte sie ein Stuck Feuerholz und wies ihn an daraus eine Fiedel zu bauen Damit solle er den Gonds vorspielen und dann wurde er von ihnen Rinder Kleidung und Getreide erhalten 14 Die Pardhans deren Name von Sanskrit pradhan Minister Premierminister abgeleitet ist stellen eine kleine ethnische Gruppe dar die als Musiker den Gonds zu Diensten sind und ansonsten wie die Gonds hauptsachlich Weizenanbau betreiben Sie leben verstreut in Madhya Pradesh und Andhra Pradesh Heute sind beide Ethnien in ihrem Glauben und ihren Ritualen weitgehend hinduisiert Der Anthropologe Verrier Elwin sammelte Volkserzahlungen der Gonds in denen auch von ihrem mythischen Ursprung die Rede ist 15 Demnach gab es einen Vorfahr der ein besonderes Verhaltnis zu den Gottern hatte und in der Lage war die Wunsche der Gotter vermittels seiner Musik weiterzugeben Mit dieser Fahigkeit wurde er zum Priester des Hauptgottes der Gond Bara Deo und zum Chronisten ihrer Geschichte Die neue Rolle fur deren Ausubung er von den Gond freigestellt wurde verlieh ihm eine Identitat als Pardhan Bara Deo oder Bara Pen der von tausenden weiterer Gotter umgebene oberste Gott der alten Gond Religion hatte seinen Wohnsitz in der bana und beschutzte den Pardhan auf seiner Reise 16 Ein anderer Herkunftsmythos handelt von einem Mann und seiner Frau die ein Kind in einem Reisfeld zeugten Nachdem der Junge im selben Reisfeld zur Welt gekommen war sagten seine sechs Bruder Wir sind im Haus geboren worden und haben den Namen des Hauses erhalten Dieser Junge wurde draussen geboren also soll er einen Namen von draussen erhalten Sie gaben ihm den Namen Pardhan Hier setzt sich das Wort aus para andere r und dhan Reis zusammen einer der anderer Leute Reis isst 17 Die Bruder beschlossen den Jungen nur als Halbbruder anzuerkennen Er sollte nicht mit ihnen gemeinsam essen und nicht ins Haus kommen durfen Nach der Geburt vergrub der Vater die Plazenta auf dem Feld und entzundete ein Feuer daruber Aus einem halbverbrannten Stuck Holz das vom Feuer ubrigblieb fertigten die Bruder die erste bana und aus einer Schlingpflanze den ersten Bogen Einer der Bruder nahm den Jungen auf seine Schultern legte ihm Instrument und Bogen in die Hande und brachte ihm das Spielen bei So erklart sich dass Gonds und Pardhans dieselben Vorfahren haben 18 Das Alter dieser kulturellen Tradition ist unbekannt Die Gond Konigreiche besassen keine schriftliche Uberlieferung Erstmals erwahnt werden die Gonds in zwei Steininschriften des Gupta Reiches Anfang 4 bis Mitte 6 Jahrhundert Eine um das Jahr 1000 datierte Inschrift enthalt eine Liste von Fursten der Gonds die bis in die Gupta Zeit zuruckreicht Danach vergingen vier Jahrhunderte bis die Gonds in der Hofchronik Akbar nama von Abu l Fazl dem Geschichtsschreiber am Hof Akbars Ende des 16 Jahrhunderts wieder auftauchen 19 Uber das Verhaltnis zwischen Pardhans und Gonds in der Mogulzeit wird im Akbar nama nichts ausgesagt Erst britische Autoren beschrieben im 19 Jahrhundert die Gonds als Landwirte und die Pardhans als von ihnen Abhangige mit einer allgemein sehr niedrigen sozialen Stellung Die Pardhans seien teilweise in kriminelle Aktivitaten verstrickt gewesen Dagegen bescheinigte Shamrao Hivale 1946 den Pardhans in Mandla eine vergleichsweise angesehene soziale Position als Priester Musiker der Gonds Ein Pardhan Musiker bezeichnet seinen Auftraggeber als thakur Meister oder jajman Patron er selbst wird von den Gonds neutral als banadhari bana Trager oder mit dem Spitznamen dasondi angesprochen Die Anerkennung der Pardhans in Mandla wird an den Zuwendungen deutlich die sie von den thakurs erhielten An erster Stelle stand suk dan eine Gabe in Form von Geld und Weizen die am Ende einer Vorstellung der Pardhan in einer Zeremonie uberreicht bekam Zu besonderen Anlassen erhielten die Pardhans weitere Gaben dan etwa Haushaltsgegenstande Gold und Silber oder Rinder Wenn ein thakur starb konnte sein Pardhan einen grossen Teil der Hinterlassenschaft als muwar dan erben Im Unterschied zu Shamrao Hivale der die Pardhans der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts als in existenzieller Abhangigkeit von den Gonds und vom Hunger bedroht beschrieb erwirtschaften die Pardhans heute ihr Haupteinkommen aus der Landwirtschaft sodass sie nicht mehr auf die finanzielle Unterstutzung durch Patrons angewiesen sind Heiraten zwischen Pardhans und Gonds sind nach wie vor ausgeschlossen andere soziale Abgrenzungen wurden dagegen gelockert In den 1980er Jahren gaben einige bana Spieler an fur mehrere hundert Gond Auftraggeber jajman tatig zu sein so viele dass sie jeden einzelnen nur in einem Turnus von drei Jahren besuchen konnten Die Hauptsaison fur die epischen Gesange der Pardhans dauert von Februar bis Mai Die Musiker begeben sich auf Tournee mangteri und besuchen die Gonds in ihren Hausern Es ist die Zeit nach der Weizenernte Das Getreide wurde getrocknet aufbereitet und eingelagert sodass die Bauern nun eine Ruhezeit haben um die alten Geschichten anzuhoren Nach einem fruheren Aberglauben durften die Pardhans fur den Rest des Jahres bis nach der nachsten Ernte nicht mehr auftreten weil sonst bose Geister Bhutas von der Musik angelockt wurden und die Ernte vernichten konnten 20 Ausser den epischen Liedern kennen die Pardhans eine Reihe weiterer Instrumental und Gesangsstile die zu bestimmten gesellschaftlichen Anlassen gehoren Lieder fur Hochzeiten dadarya Lieder zum Fruhlingsfest Holi phaag und zu anderen Hindufesten Diese Stile werden auch von anderen Kasten und Adivasigruppen gepflegt nur der von einer bana oder einer Bogenharfe bin baja begleitete epische Sologesang ist fur die Pardhans charakteristisch Zu den anderen Musikinstrumenten der Pardhans gehoren die Fasstrommel dholak und das Doppelrohrblattinstrument sahinai verwandt mit der shehnai Die bana besitzt fur die Gonds eine ahnliche symbolische Bedeutung wie die dhak eine Sanduhrtrommel die bei der Mina Kaste im sudlichen Rajasthan eine Gottheit bei Besessenheitsritualen verkorpert Der ausserliche Unterschied besteht darin dass die Rituale der Mina mit grossem Aufwand unter Einbezug der gesamten Dorfgemeinschaft inszeniert werden wahrend der banadhara auf Einladung einer Familie einen kleinen Kreis von Zuhorern in ruhiger nachtlicher Atmosphare mit seinem Vortrag fesseln und zum Lachen bringen kann 21 Literatur BearbeitenGenevieve Dournon Bana In Stanley Sadie Hrsg The New Grove Dictionary of Musical Instruments Band 1 Macmillan Press London 1984 S 119 Bigamudre Chaitanya Deva Musical Instruments National Book Trust Neu Delhi 1977 S 101 105 Joep Bor The Voice of the Sarangi An illustrated history of bowing in India In National Centre for the Performing Arts Quarterly Journal Band 15 amp 16 Nr 3 4 amp 1 September Dezember 1986 Marz 1987 Shamrao Hivale The Pardhans of the Upper Narmada Valley Oxford University Press Oxford 1946 Roderic Knight The bana of Bachargaon and beyond In Oberlin Alumni Magazine Band 79 Nr 3 Sommer 1983 S 30 39 Roderic Knight The Bana Epic Fiddle of Central India In Asian Music Band 32 Nr 1 Tribal Music of India Herbst 2000 Winter 2001 S 101 140 Monika Zin Die altindischen viṇas In Ellen Hickmann Ricardo Eichmann Hrsg Studien zur Musikarchaologie IV Musikarchaologische Quellengruppen Bodenurkunden mundliche Uberlieferung Aufzeichnung Vortrage des 3 Symposiums der Internationalen Studiengruppe Musikarchaologie im Kloster Michaelstein 9 16 Juni 2002 S 321 362Weblinks BearbeitenBana The Roderic C Knight Musical Instrument Collection Oberlin College Conservatory of Music Abbildung Roderic Knight The Pardhan people of Dindori District Madhya Pradesh M P India Oberlin College Gond tribal story teller with his bana Youtube Video Bana und epischer Gesang GondBana Youtube Video Bana Instrumentalsolo Einzelnachweise Bearbeiten Roderic Knight The Harp in India Today In Ethnomusicology Vol 29 No 1 Winter 1985 S 9 28 hier S 16f Monika Zin S 335 Monika Zin S 338 Joep Bor S 51f Bigamudre Chaitanya Deva S 101 103 Joep Bor S 51 60 Bengt Fosshag Die Sarinda und ihre Verwandten Formen und Verbreitung einer Familie von Streichinstrumenten in den Landern des Islam und benachbarten Regionen PDF 5 9 MB Institut fur Geschichte der Arabisch Islamischen Wissenschaften Frankfurt Main 1997 S 281 306 hier S 282 Carol M Babiracki Banam In Stanley Sadie Hrsg The New Grove 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su diva portal org Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Dissertation Universitat Stockholm 1974 S 133 Roderic Knight Epic Fiddle of Central India S 102 104 Roderic Knight Epic Fiddle of Central India S 108f Roderic Knight Epic Fiddle of Central India S 137 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bana Lauteninstrument amp oldid 233680011