www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gandharva Begriffsklarung aufgefuhrt Gandharva Sanskrit गन घर व gandharva m 1 Pali gandhabba ist in den fruhen Schriften der indischen Veden ein mit magischen Fahigkeiten begabtes niederes Geistwesen spater ein Halbgott upa deva welcher die Geheimnisse des Himmels und der gottlichen Wahrheit kennt und offenbart In den einzelnen Textsammlungen besitzen die Gandharvas unterschiedliche Fahigkeiten mit denen sie in der hinduistischen Mythologie uberliefert wurden Sie gelten als Personifizierungen des Sonnenlichts oder haben die Aufgabe als dienstbare Geister den Soma den Trank der Gotter zu bereiten und zu beschutzen Nach der buddhistischen Tradition zahlen sie zu den Gottern devas In den auf Sanskrit verfassten klassischen Epen kommen Gandharvas anderer Plural Gandharven in grosseren Gruppen zusammen mit ihren weiblichen Gefahrtinnen den Apsaras als Musiker und Sanger vor Tanzende Apsara links und Gandharva Musiker rechts Indisch beeinflusster Cham Stil Tra Kieu Zentral Vietnam 10 JahrhundertGandharva bezeichnet in Theorie und praktischer Anleitung auch die altindische Ritualmusik die besonders dazu geschaffen war die himmlischen Gotter zu erfreuen Der halbmythische Gelehrte Bharata Muni beschrieb als erster die streng festgelegte Musik einschliesslich Tanz und Drama detailliert in dem um die Zeitenwende entstandenen Werk Natyashastra Diese altindische Musiktheorie Gandharva Veda enthalt viele der bis heute gultigen Grundlagen der klassischen indischen Musik Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Erscheinungsformen 2 Altindische Musiklehre 2 1 Textquellen 2 2 Struktur 2 3 Musizierpraxis 3 Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft und Erscheinungsformen BearbeitenDie Zahl der Gandharvas wird im Atharvaveda an einer Stelle mit 6333 angegeben das Mahabharata nennt siebenmal 6000 Gandharvas In fruhen und spateren Schriften sind sie Frauen sehr zugetan und besitzen eine magische Macht uber diese Die Apsaras erscheinen in einer Gruppe mit den Gandharvas als ihre Gemahlinnen oder Gespielinnen Gandharvas kennen sich mit Heilkunde aus kontrollieren den Gottertrank Soma und helfen den nachtlichen Sternenhimmel zu formieren Im Umfeld des vedischen Gottes Indra des Herrn des Himmels unterhalten die Gandharvas mit Musik die Gotter bei den Festlichkeiten Die Gotter sind in ihrer Versammlungshalle von tausenden Gandharvas und Apsaras umgeben die singen Instrumente spielen tanzen und gluckbringende Rituale vollziehen Wohnsitz der Gotter ist der heilige Berg Kailasa dessen Gipfel in den Klang himmlischer Musik und wohlriechender Dufte eingehullt ist Laut dem Atharvaveda wird die Welt in vier Gebiete eingeteilt denen in der Aufzahlung die vier Veden entsprechen 1 Die Erde besteht aus Ozeanen Bergen und sieben Inseln 2 Den Luftraum bevolkern Gandharvas Apsaras und weitere niedere Gottheiten die Yakshas genannt werden 3 Im Himmel halten sich alle Gotter auf darunter die Vasus Rudras Gefolge von Rudra und Adityas 4 Im jenseitigen hochsten Raum weilt das Prinzip des Brahman 2 Nach dem Yajurveda kannten die Gandharvas die grossen Geheimnisse also die Wohnorte der Gotter und die Weltenordnung Woher die Gandharvas kamen und wer ihr Anfuhrer ist daruber gibt es unterschiedliche Angaben Im Vishnupurana sind sie einmal Nachkommen von Brahma sie kamen zur Welt als sie die gottliche Melodie und Rede aufsaugten gam dhayantah Anderswo werden sie als Sohne eines himmlischen Weisen Rishi namens Kashyapa und seiner Gemahlin Arishta vorgestellt Im Harivamsa wird Muni eine andere von Kashyapas Frauen als ihre Mutter genannt auch sollen sie dort aus der Nase Brahmas gekommen sein Der Sanger Citraratha Sohn der Muni ist Anfuhrer der himmlischen Musiker die zusammen mit den Apsaras in prachtvoll angelegten Stadten wohnen Nach dem Padmapurana gibt es 60 Millionen Gandharvas die auf Vach die Tochter von Daksha einer anderen Frau von Kashyapa zuruckgehen 3 nbsp Moglicherweise Narada der Erfinder der vina Miniatur vom Anfang des 19 JahrhundertsIn den vorepischen Texten stehen Gandharvas noch kaum mit Musik in Verbindung und werden wie die Apsaras selten erwahnt In einem Hymnus des Atharvaveda tont aus den Baumen Musik nachdem sich zuvor Apsaras darunter aufgehalten hatten In derselben Textstelle wird ein Gandharva tanzend zwischen Apsaras erwahnt 4 Ihre eigentliche Bekanntheit beginnt mit dem Mahabharata Ein Gandharva Konig heisst Visvavasu er ist der Sohn von Danu und soll bei einer Opferzeremonie so schon vina gespielt haben dass jeder Zuhorer glaubte er spiele allein fur ihn Visvavasus Sohn Citrasena begleitete Arjuna als sich dieser im Khandava Wald aufhielt und brachte ihm Tanzen Singen und das Harfenspiel bei 5 Auch der mythische Weise Narada der Sohn Brahmas und Erfinder des altesten Saiteninstruments vina ist ihr Anfuhrer Narada agiert als Gotterbote und tragt die Beinamen Deva Gandharva gottlicher Gandharva oder Gandharva Raja Konig der Gandharvas Einer der beruhmtesten himmlischen Musiker ist der meist mit einer Bogenharfe abgebildete Pancasikha der nur in der buddhistischen aber nicht in der hinduistischen Tradition vorkommt Pancasikha gehort zu den Begleitern Indras zwei Jatakas beschreiben wie Pancasikha Indra und Matali Indras Wagenlenker zusammen in eine Familie wiedergeboren werden 6 Nach der bekanntesten Erzahlung wollte einst Indra Buddha besuchen Indra erhoffte sich von Buddha eine Verlangerung seiner zu Ende gehenden Lebensspanne im Himmel zweifelte aber ob dieser ihn empfangen wurde da Buddha ihn nicht kannte Also sollte Pancasikha vorauseilen um den Buddha mit sanfter Musik aus seiner Meditation aufzuwecken und auf den Besuch vorzubereiten Pancasikha brachte Lobgesange auf den Buddha sowie an eine Apsara gerichtete Liebeslieder dar Ein Steinrelief des 2 3 Jahrhunderts n Chr aus Nagarjunakonda Insel im Nagarjuna Stausee in Andhra Pradesh zeigt wie viele ahnliche Abbildungen diese Szene Indra der an einer hohen zylindrischen Kopfbedeckung zu erkennen ist steht rechts neben ihm spielt Pancasikha Harfe Zwischen den beiden Besuchern und Buddha haben sich sechs himmlische Gestalten moglicherweise Bodhisattvas dazugesellt die drei vorne Sitzenden halten sich die Ohren zu 7 Auf einem Gandhara Relief am Stupa von Sikri nordwestlich von Taxila aus dem 2 Jahrhundert n Chr meldet Pancasikha Indras Besuch bei Buddha an der sich zur Meditation in eine Hohle zuruckgezogen hat Links unterhalb des sitzenden Buddha fahrt der kleiner dargestellte Pancasikha mit weit ausgreifenden Handbewegungen in die vier Saiten seiner Harfe Noch kleiner und ganz in den Hintergrund gedrangt steht Indra am linken Bildrand Vielleicht ist Indra noch weit entfernt als Pancasikha bereits vor Buddha musiziert 8 Im Vishnupurana findet sich die Geschichte vom Kampf der Gandharvas mit den Schlangengottheiten Nagas deren unterirdisches Reich sie plunderten Die Naga Oberhaupter wandten sich daraufhin an Vishnu und baten um Unterstutzung Vishnu versprach in Gestalt des Konigs Purukutsa auch ein Dichter vedischer Mantras einzugreifen Die Nagas verheirateten ihre Tochter Narmada Fluss Narmada in Zentralindien mit Purukutsa der die Gandharvas aufspurte und vernichtete 9 nbsp Pferdekopfiger Tumburu leitender Musiker Sanger der Gandharvas mit einer vina Gouache um 1820 vermutlich aus Tamil NaduDie Gandharvas sind Mischwesen wie die schlangengestaltigen Nagas oder die ebenfalls musizierenden Kinnaras mit Vogelbeinen deren weibliche Entsprechung sind die Kinnaris Die Kinnaras sind gutmutige hilfsbereite Fabelwesen sie treten stets paarweise auf wenn sie beispielsweise zusammen im Fluss baden und sind vorzugliche Musiker Bei festlichen Anlassen unterhalten sie zusammen mit Gandharvas und Apsaras Ein solches Fest fand statt als der Palast des Konigs Yudhishthira einer der funf Pandavas des Mahabharata eingeweiht wurde und alle auch die eingeladenen Rishis unter der Leitung von Tumburu himmlische Lieder sangen 10 Tumburu ist der Sohn des Rishi Kashyapa und seiner Frau Pradha er gilt als der beste Musiker unter den Gandharvas Nach einer anderen Erzahlung wird er mit Viradha gleichgesetzt einem menschenfressenden Damon Rakshasa der nach seinem grausamen Tod als schoner Gandharva wieder ins Leben trat Es stellte sich im Nachhinein heraus dass der zwergengestaltige Gott Kubera ihn zu einer Existenz als Rakshasa verurteilt hatte aus der er durch Rama befreit wurde 11 In der hinduistischen Literatur haben die Kinnaras manchmal Pferdebeine wie die Gandharvas zu denen sie gelegentlich gerechnet werden aber nur weil auch sie Mischwesen sind und musizieren In jedem Fall stehen die beiden himmlischen Wesen in Beziehung zu Pferden vajin Beide konnen menschengesichtig mit Pferdeunterleib dargestellt werden Viele Gandharvas vor allem solche die auf dem Wind Windgott Vayu dahertreiben besitzen dagegen einen Pferdekopf Entsprechend heisst die Urmutter der Pferde Gandharvi 12 ebenso wie Kadru die Schlangen nagas gebar und Rohini die Kuhe Der Zusammenhang zwischen Gandharvas und Pferden wird im Mahabharata an mehreren Stellen hervorgehoben Die Gandharvas besitzen dort rasend galoppierende Pferde die ihre Farbe beliebig wechseln konnen Der Gandharva Tumburu schenkt Yudhishthira 100 Pferde die er spater beim Wurfelspiel verlieren wird Arjuna erhalt vom Sanger Citraratha ebenfalls Pferde Seit dem 19 Jahrhundert wurde und wird uber eine Verbindung des Sanskritwortes gandharva mit dem griechischen kentauros diskutiert dem Kentaur einem Mischwesen der griechischen Mythologie mit menschlichem Oberkorper und Pferdeunterleib Abgesehen von der Etymologie die bis heute unterschiedlich beurteilt wird gibt es Ahnlichkeiten im Erscheinungsbild und Verhalten der beiden mythischen Geschopfe Sie reiten gleichermassen auf dem Sturmwind daher stellen Frauen nach und sind mit magischen Fahigkeiten ausgestattet Pferde waren fur die fruhen indogermanischen Steppenvolker Jagdbeute und Totemtiere noch bevor sie als Reit und Lasttiere domestiziert wurden 13 In fruheren Schriften liess die Zuneigung zu Frauen die Gandharvas manchmal auch als bedrohlich wirken und eine negative Beschreibung erhalten In einem Vers des Atharvaveda erscheinen sie behaart wie Affen und den Hunden ahnlich verwandeln sich aber in schone Gestalten um die Frauen zu verfuhren Behaart sind sie auch in anderen Texten Im Mahabharata tragt an einer Stelle ein tanzender Gandharva ein Haarbuschel an einer anderen Stelle schleift Arjuna einen Gandharva den er im Kampf besiegt hat an den Haaren mit sich fort 14 Im Mahabharata wird anlasslich mehrerer Kampfe die Bewaffnung der Gandharvas geschildert einige Male werden sie als Bogenschutzen erwahnt Citraratha den Arjuna im Kampf besiegt hat teilt mit Arjuna seine magische Fahigkeiten cakshusi vidya die es ihm erlauben in alle drei Welten hineinsehen und so im Kampf die Menschen besiegen zu konnen Moglicherweise war mit diesen Fahigkeiten auch die Waffenkunde gemeint 15 Von einem Gandharva und einer Apsara leitet sich das Geschlecht der Amritas her Von diesen stammen laut dem Samaveda der Todesgott Yama und seine Zwillingsschwester Yami ab Yama ging uber das Meer und wurde so spater zum ersten sterblichen Menschen Yami folgte ihm um mit ihm Nachkommen zu zeugen Es ist jedoch nicht geklart ob es im Sinne dieses Mythos war einen Gandharva in einer geraden Linie dafur verantwortlich zu machen dass auf der Erde das Menschengeschlecht entstanden ist 16 Altindische Musiklehre Bearbeiten nbsp Quirlen des Milchozeans Links ziehen Suras Devas Gotter rechts Asuras Damonen an der Seilschlange Vasuki und quirlen den Berg Mandara in der Mitte Oben im Berg sitzen musizierende Gandharvas zwischen grunen Baumen Gouache um 1820Die altindische Musik war laut dem Mahabharata in die drei gesellschaftlichen Bereiche 1 Musik der Gotter die streng reglementierte himmlische Musik deva gandharva 2 Musik der Konige ihres Hofstaates und der Brahmanen desa gita und 3 die Musik aller Volksgruppen ausserhalb der Kastenhierarchie eingeteilt Die ersten beiden Musikkategorien durften nur von ausgewahlten und geschulten Musikern aufgefuhrt werden da diese Musik nach der vedischen Klassifizierung der drei Lebensziele trivarga in kama Vergnugen artha materielles Streben politisches Handeln und dharma religiose Verpflichtung dem Bereich des dharma zugeordnet wurde 17 Im Natyashastra wird das Wort gandharva fur Musik von den himmlischen Musikanten Gandharvas abgeleitet Der Gandharva Veda die Sammlung theoretischer Abhandlungen uber Musik gilt als eine der vier Grundwissenschaften die sich von den Veden herleiten und als Upa Veda zusammengefasst werden Die anderen drei sind Ayurveda Heilkunst Dhanurveda Kriegskunst und nach unterschiedlichen Quellen Sthpatayaveda auch Vastuveda Architektur oder Arthashastra Staatskunst Textquellen Bearbeiten Auf den indischen Weisen Bharata Muni der um die Zeitenwende oder vorher gelebt haben soll wird das Natyashastra zuruckgefuhrt eine Abhandlung uber die darstellenden Kunste Es ist das umfassendste und am meisten verehrte Werk zur Gandharva Musik Bharata beschreibt gandharva als die von Gottern gewunschte streng festgelegte Musik ihre Auffuhrung galt demnach als Opferhandlung fur die Gotter Diese Musik wird von Saiteninstrumenten allgemein vina hervorgebracht und mit verschiedenen anderen Instrumenten begleitet Das Gandharva Repertoire so wie es im Natyashastra in allen Einzelheiten beschrieben wird beinhaltet Ritualhandlung Theater Instrumentalmusik Text pada Tanz und Mimik Ein wesentlicher Teil des altindischen wie des heutigen klassischen Tanz Theaters ist das Vorspiel Purvaranga 18 das aus mehreren genau festgelegten Teilen besteht und in dem der Zeremonienmeister sutradhara 19 die Zuschauer begrusst Bharatas Natyashastra beschreibt wie im Purvaranga die vier Tanzerinnen auf die Buhne zu kommen haben ihre Kostume ihren Tanzstil das Mimenspiel wie sie geschminkt sind sowie die Art und Stimmung svara der Musikinstrumente Dem strengen gandharva Stil des Purvaranga folgt danach ein zweiter weniger festgelegter Stil der gana genannt wird Wenig spater als das Natyashastra zwischen dem 1 und 5 Jahrhundert n Chr stellte der Weise Dattila aus fruheren Texten das musikwissenschaftliche Werk Dattilam zusammen Die dritte Quelle zur Gandharva Musik ist ein bedeutender Kommentar zum Natyashastra den der kaschmirische Gelehrte und Musiker Abhinavagupta Anfang des 11 Jahrhunderts verfasste Zu dem umfangreichen Werk Abhinavabharati liegt seit 2006 die erste dreibandige englische Ubersetzung vor 20 Die gesamte Musiktradition fasste Sarngadeva im 13 Jahrhundert im Sangitaratnakara 21 zusammen 22 Alle Werke umspannen einen Zeitraum von gut 1000 Jahren und eine musikalische Tradition die bereits im Natyashastra so festgefugt erscheint dass sie schon Jahrhunderte zuvor zusammengetragen worden sein muss Dies bestatigt Bharata selbst der in Vers 525 erwahnt dass die Musiklehre zuvor von Narada beschrieben worden sei er folglich nur die anerkannten Theorien wiedergibt Unklar bleibt wen Bharata meint Er konnte sich auf den legendaren Weisen Narada bezogen haben dessen Werk Naradya Shiksha im Zusammenhang mit der Gandharva Musik und dem Samaveda genannt wird oder auf Narada als einen der himmlischen Gandharvas Im letzten Fall hatte sich Bharata in eine heilige Traditionslinie gestellt 23 Struktur Bearbeiten Strukturelle Grundlage der Gandharva Musik war die umfassende rhythmische Zeiteinheit tala welcher die Tonhohe svara und der Text pada untergeordnet waren In der aus der Samkhya Philosophie entstandenen Musiktheorie Gandharva Veda sind unter anderem die Einteilungen der sieben svaras Noten zwei gramas Urskalen aus denen jeweils sieben murchanas Modi hervorgingen und 18 jatis melodische Grundformen enthalten Daraus entwickelten sich in Bharatas Gharana Tradition die heutigen Begriffe wie sruti Mikrotone gamaka Ornamentierung raga melodische Struktur tala rhythmische Struktur oder prabhanda Komposition 24 Herausragend unter den in die heutige Musik ubergegangenen Formen ist upohana die freirhythmische Einleitung des Gesangs mit bedeutungslosen Silben Sie entspricht der heutigen sudindischen Improvisationsform alapana die nordindische Eroffnung heisst alap Prastara ausbreiten wurde ein besonderer musikalischer Ablauf genannt um ein Stuck zu beenden Dem entspricht heute etwa vistara Die strenge Gandharva Musik des Purvaranga setzt sich aus sieben gitakas kompositorischen Formen Liedgattungen zusammen die auch saptarupas sieben Formen genannt werden und zum Gesamtkonzept des tala zahlen Zu den formalen Charakteristika der gitakas gehoren stichwortartig Rhythmusmuster Pattern talavidhi an der musikalischen Struktur sich orientierende Verse slokas parallel der Musik folgenden Korpergesten Betonung auf der Endsilbe sich in Form eines Palindroms wiederholende Silbenfolgen uttara tala Temposteigerungen im Verhaltnis 1 2 4 Wiederholungen von Text und Melodie in doppelter Geschwindigkeit als Methode fur Uberleitungen upavartana vokale Einleitung upohana melodische Entwicklung durch Vertauschung Wiederholung und Verdichtung prastara Die ersten drei gitakas heissen Madraka Aparantaka und Ullopyaka Ihnen ist gemeinsam dass sie in ein zwei und vierfacher Zeitform aufgefuhrt werden konnen bei jeweils unterschiedlichen untergliedernden Zeitintervallen matras Die weiteren gitakas sind Ullopyaka Rovindaka Prakari Uttara und Ovenaka Letztgenannte ist die komplexeste Form der gitakas mit einer Vielzahl von Strukturelementen und Wechsel der Tempi 25 Es lassen sich aus den Quellen recht genau die rhythmischen Strukturen sowie Abfolge und Tonlage der Noten svara von gandharva ermessen dennoch fehlen ausreichende Kenntnisse uber die Verbindung zwischen beidem sodass sich trotz aller praktischen Rekonstruktionsversuche nur vage beurteilen lasst wie die Musik tatsachlich geklungen haben mag Die heutige sudindische Musik ist starker der altindischen Rhythmustradition verhaftet als die nordindische Dafur hangt als eine Ausnahme die heute beliebteste nordindische Rhythmusstruktur Tintal mit 16 Schlagen in 4 4 gleiche Abschnitte unterteilt direkt mit einem entsprechenden altindischen Rhythmus dessen 16 Zahlzeiten in 4 padabhagas unterteilt waren zusammen In der indischen Musikgeschichte fand eine bestandige Weiterentwicklung aber nirgends ein revolutionarer Sprung statt 26 Musizierpraxis Bearbeiten nbsp Nareda Der Gott der Musik Typisch falschliche Darstellung Narada spielte mit einer Bogenharfe aber nicht mit einer Stabzither Kupferstich von 1800Wesentlich fur die altindische Musizierpraxis ist die Verbindung zwischen musikalischem Rhythmus und Korperbewegungen Jedem Trommelschlag geht entwicklungsgeschichtlich eine entsprechende Gebarde voraus Die im tala festgelegten rhythmischen Strukturen haben sich aus den Hymnengesangen Samhita begleitenden rituellen Handbewegungen entwickelt Bereits Abhinavagupta sah den Ursprung des Rhythmus in den festgelegten Gebarden die moglicherweise besonders beim Vortrag der Samaveda Hymnen eine Rolle spielten 27 deren einstige Bedeutung aber bei der Ubertragung in die musikalische Form verlorenging In der Musik erhalten geblieben sind stumme Gesten mit denen der Beginn angezeigt wird wahrend bestimmte Tonfolgen das Ende markieren Zu den stummen Gesten gehoren avapa gekrummte Finger mit der Handflache nach oben nishkrama Handflache mit gestreckten Fingern nach unten vikshepa nach rechts gebogene Hand und pravesha gekrummte Finger mit der Handflache nach unten Die Namen finden sich in bestimmten Liedformen dhruvas heutiger indischer Tanze wieder 28 Die altesten Abbildungen zeigen das Saiteninstrument vina in Form von Bogenharfen an buddhistischen Kultbauten Stupas ab dem 2 Jahrhundert v Chr Altere schriftliche Belege fur Bogenharfen stammen aus den Brahmanas noch vor der Mitte des 1 Jahrtausends v Chr ein Instrument wird dort mit sieben Saiten und mit weiteren Eigenschaften beschrieben die dem heutigen burmesischen Nationalinstrument saung gauk ahneln In der sudindischen Sangam Literatur wird die Bogenharfe yazh genannt Ein anderer vina Typ war eine Langhalslaute wie sie in der Kunst von Gandhara und an den Stupas von Amaravati und Nagarjunakonda im 1 bis 3 Jahrhundert n Chr auftaucht Die spater entwickelten Stabzithern mit Kalebassen wie sie heute etwa als rudra vina bekannt sind gehoren nicht mehr zur Gandharva Musik Das fur das Purvaranga gebrauchte Orchester war klein und bestand neben Saiteninstrumenten aus Querfloten und Perkussionsinstrumenten zu denen Trommeln Tontopfe etwa ghatam und kleine Bronzezimbeln zur akustischen Ubertragung der Handbewegungen gehorten Dazu sangen Manner und Frauen gemeinsam 29 Sonstiges BearbeitenVon der idealen Vorstellung eines Gandharva und einer Apsara als strahlendem in den schonen Kunsten geubtem Paar abgeleitet bedeutet gandharva oder gandharvavivaha eine der funf traditionellen Heiratsformen die nur zwischen dem jungen Mann und der jungen Frau vereinbarte Liebesheirat ohne die ansonsten in Indien erforderliche Einverstandniserklarung der Eltern und ohne die ublichen Rituale Im Mahabharata steht der Begriff Stadt der Gandharvas gandharva nagaram als Metapher fur eine optische Tauschung oder Illusion die im Himmel oder uber dem Wasser gesehen werden kann 12 Literatur BearbeitenGandharva In John Dowson A classical dictionary of Hindu mythology and religion geography history and literature Trubner amp co London 1879 S 105 106 Textarchiv Internet Archive S A K Durga Bharata s Methodology in Naṭyasastra A Treatise on Dramaturgy In Rudiger Schumacher Hrsg Von der Vielfalt musikalischer Kultur Festschrift fur Josef Kuckertz Zur Vollendung des 60 Lebensjahres Wort und Musik Salzburger Akademische Beitrage Ursula Muller Speiser Anif Salzburg 1992 S 147 156 Walter Kaufmann Altindien Musikgeschichte in Bildern Band II Musik des Altertums Lieferung 8 Hrsg Werner Bachmann VEB Deutscher Verlag fur Musik Leipzig 1981 Lewis Rowell Form in the ritual theatre music of ancient India In Richard Widdess Hrsg Musica Asiatica 5 Cambridge University Press Cambridge 1988 S 140 190 Vettam Mani Puranic Encyclopaedia A Comprehensive Dictionary With Special Reference to the Epic and Puranic Literature Motilal Banarsidass Delhi 1975 archive org William Joseph Wilkens Hindu Mythology Vedic and Puranic Thacker Spink amp Co Calcutta London 1882 Neuauflage Rupa amp Co Calcutta u a 1975 S 482 485 archive org Monika Zin Devotionale und ornamentale Malereien Band 1 Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 978 3 447 04517 9 S 153 160Weblinks BearbeitenN Ramanathan Gandharva Forms In Quarterly Journal of the National Centre for the Performing Arts Vol IX Bombay Marz 1980Einzelnachweise Bearbeiten gandharva In Monier Monier Williams Sanskrit English Dictionary Clarendon Press Oxford 1899 S 346 Sp 1 Paul Deussen Ubers Upanishaden Die Geheimlehre des Veda F A Brockhaus Leipzig 1938 S 756 Marix Wiesbaden 2006 S 906f William Joseph Wilkens 1975 S 484 Monika Zin 2003 S 158 Swami Parmeshwaranand Encyclopaedic Dictionary of Puraṇas Volume 3 I L Sarup amp Sons Neu Delhi 2001 S 641 Walter Kaufmann 1981 S 42 Monika Zin 2003 S 155 Walter Kaufmann 1981 S 20 108 Walter Kaufmann 1981 S 142 John Dowson A classical dictionary of Hindu mythology and religion geography history and literature Trubner amp co London 1879 S 105 106 Textarchiv Internet Archive Walter Kaufmann 1981 S 180 John Dowson 1879 S 358f a b Vettam Mani 1975 S 275 J Nigro Sansonese The Body of Myth Mythology Shamanic Trance and the Sacred Geography of the Body Inner Traditions Rochester Vermont 1994 S 60 ISBN 978 0 89281 409 1 Monika Zin 2003 S 157f Monika Zin 2003 S 156 Ulrich Schneider Opera minora Beitrage zur Indologie Bd 39 Harrassowitz Wiesbaden 2002 S 160f ISBN 978 3 447 04700 5 Walter Kaufmann 1981 S 24 Purvaranga Indian theatre Indianetzone Sutradhara Indian Theatre Character Indianetzone Pushpendra Kumar Hrsg M M Ghosh Ubers Natyasastra of Bharatamuni Text Commentary of Abhinava Bharati by Abhinavaguptacarya and English Translation New Bharatiya Book Corporation Delhi 2006 Subramanya Sastri Hrsg Samgitaratnakara of Sarngadeva with the Kalanidhi of Kallinatha and the Sudhakara of Simhabhupala 4 Bde Madras 1943 53 Lewis Rowell 1988 S 141f S A K Durga 1992 S 151 S A K Durga 1992 S 151f Lewis Rowell 1988 S 143f 157 183 Lewis Rowell 1988 S 183 186 Wayne Howard Samavedic chant Yale University Press New Haven CT 1977 ISBN 978 0 300 01956 8 Lewis Rowell 1988 S 146f Lewis Rowell 1988 S 146Normdaten Person GND 129932531 lobid OGND AKS VIAF 60175851 Wikipedia Personensuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gandharva amp oldid 235000007