www.wikidata.de-de.nina.az
Himmel ist in vielen Religionen eine nicht raumlich zu verstehende Sphare die alternativ zur empirischen Wirklichkeit ubernaturliche Wesen Erscheinungen oder Gotter beheimatet Ausserdem kann dies ein Ort oder Zustand sein an oder in dem das jenseitige Leben gelebt wird und an dem die Gotter oder der Gott ihre Heimat haben Der Himmel ist als Heimat der gottlichen Wesen und als erhoffter Ort der Fortdauer nach dem irdischen Leben ein haufiger Topos in Religionen Gemein ist diesen Vorstellungen eine Transzendierung dieses Ortes und damit einhergehend die wichtige Rolle des Himmels in den eschatologischen Vorstellungen Als Gegenstuck des Himmels wird die Holle gesehen Der Himmel gilt dann als der Ort der grosstmoglichen Nahe zu Gott die Holle als Ort der grosstmoglichen Gottferne allerdings muss hier unterschieden werden zwischen einer ubertragenen und mitunter auch schon zu Lebzeiten erreichbaren Verbindung oder einer tatsachlichen Hoffnung auf eine Begegnung mit Gott die erst nach dem Tod geschehen kann 1 Inhaltsverzeichnis 1 Judentum 1 1 Himmel in der Hebraischen Bibel Tanach 2 Christentum 3 Islam 4 Bahaitum 5 Spiritismus 6 Zeugen Jehovas 7 Literatur 8 EinzelnachweiseJudentum BearbeitenObwohl bereits mit Erzahlungen wie z B Jakobsleiter und Turmbau zu Babel der Himmel als Sitz Gottes und seiner Engel galt zum vermuteten historischen Ursprung siehe Zikkurat ist der Glaube an das Ende der Welt sowie an Himmel und Holle als die fur die menschliche Seele zuganglichen Aufenthaltsorte in der Ewigkeit im fruhen Judentum noch unbekannt Der Himmel galt lediglich als Aufenthaltsort Gottes und seiner Engel zu dem kein Mensch Zugang bekam Erst wahrend der Zeit des zweiten Tempels bis 70 n Chr gewann der Glaube an eine leibliche Auferstehung innerhalb des Judentums an Bedeutung Wichtige Textzeugnisse des Alten Testaments dafur sind bei Dan 12 3 EU zu finden 2 Die Pharisaer waren die grossten Anhanger dieses Glaubens Im Zentrum dieses Glaubens steht dass Gott die Menschen beim Gericht entweder in das Paradies oder in die Holle schickt 3 Die Zeit und Art des Gerichtes sind zwar im rabbinischen Judentum umstritten Einigkeit herrscht allerdings daruber dass der Himmel als Ort Gottes und der Engel fur die Menschen auch nach der Auferstehung unerreichbar ist Himmel und Paradies werden also getrennt gedacht Himmel in der Hebraischen Bibel Tanach Bearbeiten Die Vorstellung der zweigeteilten Welt die aus dem Himmel einerseits und aus der Erde andererseits besteht spielt in der Erzahlung der Genesis eine entscheidende Rolle nach der der Schopfergott Elohim in dem Sechstagewerk aus dem Wusten und Leeren aus dem Tohu wabohu Himmel und Erde geschaffen hat In diesem Sinne steht der Begriff Himmel und Erde aber mehr fur alle sichtbaren Dinge Erde und alle unsichtbaren Dinge ausser Gott Schamajim Himmel bezeichnet dabei den Himmel Die Verwandtschaft des Wortes Schamajim mit dem Wort majim dem Plural fur Wasser erinnert daran dass der Himmel nach dieser von den Babyloniern ubernommenen Vorstellung der Ort der Wasser oberhalb des Gewolbes Genesis 1 7 EU ist In diesem Himmel sind neben Elohim auch die himmlischen Heerscharen und die Engel beheimatet Daruber hinaus ist dies der Ort von dem aus sich gottliche Theophanien ereignen s Dtn 33 26 EU Ri 5 4 EU Ps 18 10 18 EU Der Himmel als Heimat Elohims wird daruber hinaus als unerreichbar charakterisiert sodass der Versuch diesen zu erreichen mit gottlicher Strafe quittiert wird s Dtn 30 12 EU Gen 11 1 9 EU Christentum BearbeitenDie Frage wie ob und in welcher Form an ein Leben nach dem Tod gedacht werden kann war die gesamte Geschichte des Christentums hindurch Thema der theologischen Diskussion Festzuhalten ist zunachst dass bis in das 18 Jahrhundert keine nennenswerte Diskussion uber das Ob gefuhrt wurde 4 Debatten gab es insbesondere um die Frage ob der Himmel wie im Neuen Testament angedeutet der Platz sei an dem die Menschen Gott begegnen also eine theozentrische Jenseitsdeutung oder ob dies der Ort sei an dem fur die Menschen das in Gen 2 3 geschaffene Paradies wiederhergestellt wird 5 Ab 1900 kam im Protestantismus in Bezug auf die bis dahin gangigen Spekulationen Ernuchterung auf So stellt Ernst Troeltsch fest dass wir uber das Schicksal des Individuums heute weniger spekulieren durfen als fruher 6 Mit Rudolf Bultmann und der Debatte uber die Entmythologisierung der Bibel wurde diese Sicht gestutzt und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod im Himmel als menschliche Anmassung zuruckgewiesen 7 Auf Seiten der katholischen Kirche verlief die Debatte so dass die Sicht auf den Himmel bis heute dogmatisch mit den Beschlussen der Papste des Mittelalters in Einklang gebracht ist Hauptmotiv fur die katholische Lehre vom Himmel ist demnach die Gottesschau die Visio beatifica deren beseligende Erfahrung dem Menschen bereits zu Lebzeiten zukommen kann 8 Grundlegendes Moment ist die Gemeinschaft mit der gottlichen Dreifaltigkeit Im Neuen Testament kommt insbesondere im Matthausevangelium dem Himmel eine besondere Rolle zu Im Gegensatz zu der bei Markus verwendeten Wendung vom Reich Gottes steht hier das Himmelreich im Zentrum der Predigten Jesu Als Grund hierfur wird zweierlei angefuhrt Zum einen konnte dahinter die Scheu der Juden vor dem Aussprechen des Gottesnamens stehen 9 die Jesus davon abhielt den Namen Gottes auszusprechen und stattdessen eine gebrauchliche Umschrift benutzte Um den Gottesnamen JHWH nicht auszusprechen wurden verschiedene andere Sprechweisen im Judentum etabliert Einer davon der allerdings im Alten Testament noch nicht nachweisbar ist ist Ha Schem Der Name In der Folge wurde auf Grund der grossen Nahe zu Ha Schamajim Der Himmel auch dies als Anrufung Gottes verwendet und damit waren zur Zeit Jesu die beiden Formulierungen Reich Gottes und Himmelreich inhaltlich identisch Als zweiter Grund wird eine theologische Implikation angenommen Nach Matthaus 28 18 EU ist Jesus alle Macht und Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben Somit spricht Matthaus in Mt 13 41 EU Mt 16 28 EU und Mt 20 21 EU vom Reich des Menschensohnes Eine spezifische Himmelsvorstellung liefert die Offenbarung des Johannes mit dem Motiv des Himmlischen Jerusalems das konzeptuell an die im Buch Ezechiel des Alten Testaments geschilderte Vision von einem wiedererrichteten endzeitlichen Jerusalem anknupft Islam BearbeitenIm Islam ist der Himmel das Paradies und der Aufenthaltsort der Auserwahlten und der Guten nach dem letzten Gericht Sowohl fur den Himmel als auch die Holle finden sich im Koran jeweils unterschiedliche Bezeichnungen Bezeichnungen fur den Himmel lauten zum Beispiel Dschanna arabisch جن ة Garten z B Sure 2 35 Eden ʿadn عدن z B Sure 20 76 und Paradies firdaus فردوس Sure 18 107 und Sure 23 11 Die islamische Vorstellung vom Himmel ist eine korperliche Der Himmel ist danach ein Garten der von Bachen durchzogen ist in denen Wasser Milch und Honig fliessen Er ist mit Teppichen und kostbaren Sesseln ausgestattet schone Frauen Huris und junge Knaben servieren erlesene Fruchte und Geflugel Der Himmel wird durch die Scheidewand Barzach von der Holle Djahannam abgetrennt Ein weiterer Aspekt wird durch die Himmelfahrt Mohammeds beleuchtet die erstmals in der Sure 53 Vers 13 18 kurz angedeutet und in spateren Traditionen weiter ausgeschmuckt wird Demnach wurde Mohammed die Ehre zuteil schon vor seinem Tod in den Himmel entruckt zu werden Auch in den anderen abrahamitischen Religionen wird von der Himmelfahrt biblischer Gestalten erzahlt Bahaitum Bearbeiten Hauptartikel Jenseitsvorstellung der Bahai Im Bahaitum werden die Begriffe Himmel und Holle vermieden und stehen symbolisch fur die Nahe oder Ferne zu Gott beschreiben also Zustande der menschlichen Seele die sowohl im Diesseits wie im Jenseits bestehen konnen Spiritismus BearbeitenGrundlegend ist die Uberzeugung dass die menschliche Seele nach dem Tod weiter existiere und dass es mit Hilfe von Medien moglich sei mit den Seelen Verstorbener zu kommunizieren Die Verstorbenen unterscheiden sich demnach nur wenig von ihrer fruheren irdischen Existenz behalten ihre Eigenheiten und auch die andere Welt in der sie leben ahnelt dem Diesseits ist allerdings in mancherlei Hinsicht besser Damit verbunden war ursprunglich die Uberzeugung dass die Existenz der Seelen oder Geister mittels wissenschaftlicher Experimente nachgewiesen werden konne Der Spiritismus geht davon aus dass die Seelen der Verstorbenen in verschiedenen Stadien aufsteigen und schliesslich in das Licht gehen werden 10 Zeugen Jehovas BearbeitenZeugen Jehovas glauben dass Gott den Menschen fur ewiges Leben auf der Erde erschaffen habe 11 Laut Lehre der Zeugen Jehovas fuhrte der Sundenfall der ersten Menschen zwar zum Tod anderte aber nichts am Vorsatz Gottes Er habe gewollt dass Menschen ewig in einem Paradies auf Erden leben und er sorgt dafur durch den Opfertod Jesu durch den Menschen die an Christus glauben ewiges Leben erlangen konnen 12 Nach Ansicht der Zeugen Jehovas gibt es zwei verschiedene Aussichten auf ewiges Leben Eine grosse zahlenmassig unbestimmte Anzahl Menschen bekame ewiges Leben in einem Paradies auf Erden das bei der Wiederkunft Christi erstehen wurde Im Himmel dagegen wurden 144 000 Auserwahlte von denen nur ein kleiner Uberrest noch auf Erden lebe als Mitkonige Christi regieren 13 14 Jehovas Zeugen lehren dass 1914 die Herrschaft von Jesus Christus als Konig im Himmel begonnen habe Als erste Amtshandlung habe er den Satan und seine Damonen in die Nahe der Erde verbannt Seither geschehe im Himmel uneingeschrankt der Wille Gottes 15 Daraufhin habe die Erste Auferstehung begonnen das heisst die Auferstehung der zu den 144 000 Mitregenten Christi gehorenden Personen zu himmlischem Leben 16 Auf den erwarteten Krieg von Harmagedon werde die 1000 jahrige Herrschaft des himmlischen Konigreiches Gottes ein neuer Himmel Offb 21 1 EU das aus Jesus als Konig und den 144 000 Mitregenten bestehe uber die Erde folgen Die Erde werde wahrend dieses Millenniums zu einem Paradies umgestaltet werden Die allgemeine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten von den Toten finde im irdischen Paradies statt Sowohl die Auferstandenen als auch eine grosse Volksmenge von Harmagedon uberlebenden Menschen wurden auf der Grundlage des Opfers Jesu zur Vollkommenheit gefuhrt werden und damit zur Moglichkeit sundenlos gesund und ewig auf der Erde zu leben eine neue Erde Offb 21 1 EU 17 Literatur BearbeitenJeffrey B Russell Geschichte des Himmels Ubers Johannes Michael Schnarrer Veronika Doblhammer Bohlau 1999 ISBN 978 3 205 98840 3 Bernhard Lang Colleen McDannell Der Himmel eine Kulturgeschichte edition suhrkamp 1586 Neue folge 586 Frankfurt am Main Suhrkamp 1990 Orig Heaven a History London New Haven Yale University Press 1988 Bernhard Lang Himmel Holle Paradies Jenseitswelten von der Antike bis heute Munchen C H Beck 2019 ISBN 978 3 406 74241 5 Marius Reiser Die Letzten Dinge im Licht des Neuen Testaments Patrimonium Verl Heimbach Eifel 2013 ISBN 3 86417 018 4 Meinolf Schumacher Gemalte Himmelsfreuden im Weltgericht Zur Intermedialitat der Letzten Dinge bei Heinrich von Neustadt in Michael Scheffel u a Hrsg Asthetische Transgressionen Festschrift fur Ulrich Ernst Schriftenreihe Literaturwissenschaft 69 Trier 2006 ISBN 3 88476 792 5 S 55 80 Digitalisat Walter Simonis Auferstehung und ewiges Leben Die wirkliche Entstehung des Osterglaubens Dusseldorf Patmos 2002 ISBN 3 491 70345 X Ludwig Ott Grundriss der Katholischen Dogmatik Freiburg i Br Herder 198110 ISBN 3 451 13541 8 Knaurs Lexikon der Mythologie Munchen 1989 ISBN 3 8289 4155 9 Rudolf Simek Lexikon der germanischen Mythologie Kroners Taschenausgabe Band 368 3 vollig uberarbeitete Auflage Kroner Stuttgart 2006 ISBN 3 520 36803 X Einzelnachweise Bearbeiten zitiert nach Ulrich Kuder Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1739 Pnina Nave Levinson Einfuhrung in die rabbinische Theologie S 77 Pnina Nave Levinson Einfuhrung in die rabbinische Theologie S 78 Bernhard Lang Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1742 Vgl dazu Bernhard Lang Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1742 zitiert nach Bernhard Lang Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1742 Bernhard Lang Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1743 Bernhard Lang Art Himmel in Religion in Geschichte und Gegenwart 4 Aufl Band 3 Sp 1743 Eduard Schweizer Das Neue Testament Deutsch 1986 S 23 Spiritualism in Encyclopedia of Occultism and Parapsychology 5th Edition S 1470 Royston Pike Jehovah s Witnesses Who They Are What They Teach What They Do Watts amp Co London 1954 S 54 55 George D Chryssides The A to Z of Jehovah s Witnesses The Scarecrow Press Lanham 2009 S 115 116 Hans Diether Reimer Jehovas Zeugen In Evangelisches Kirchenlexikon Bd 2 Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1989 Sp 806 George D Chryssides Jehovah s Witnesses Continuity and Change Ashgate Farnham Burlington 2016 S 94 ff George D Chryssides Jehovah s Witnesses Continuity and Change Ashgate Farnham Burlington 2016 S 93 107 239 George D Chryssides The A to Z of Jehovah s Witnesses The Scarecrow Press Lanham 2009 S 118 122 George D Chryssides The A to Z of Jehovah s Witnesses The Scarecrow Press Lanham 2009 S 70 93 122 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Himmel Religion amp oldid 238297147