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Dieser Artikel handelt von dem philosophischen und religiosen Begriff fur Transzendenz in der Mathematik siehe transzendente Zahl Transzendenz von lateinisch transcendentia das Ubersteigen beschreibt den Bezug auf einen Gegenstandsbereich der jenseits moglicher Erfahrung bzw vorfindbarer Wirklichkeit liegt In Philosophie Theologie und Religionswissenschaft wird damit auf ein metaphysisches Wesen des Wirklichen an sich selbst Bezug genommen das sich in der philosophisch theologischen Tradition mit dem Begriff eines gottlichen unendlichen Grundes erfahrbarer endlicher Wirklichkeit verbindet Der komplementare Begriff der Immanenz bezeichnet das Bezogensein auf den Gegenstandsbereich des in der Erfahrung Gegebenen bzw des in der endlichen Dingwelt Vorhandenen Otto van Veen Emblem Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehort hat 1 Kor 2 9 EU Das Verhaltnis von Immanenz und Transzendenz kann in unterschiedlicher Weise gedeutet werden Beispielsweise ist in theologischer Tradition strittig inwiefern das Transzendente als Unendliches und Gottliches als ubernaturlich zu begreifen ist und inwiefern die Bezugnahme darauf als Glaube oder als Wissen zu verstehen ist In der philosophischen Tradition kann das Verhaltnis von Immanenz und Transzendenz einerseits ontologisch andererseits erkenntnistheoretisch bestimmt werden d h einerseits bezogen auf das Verhaltnis von endlicher und unendlicher Wirklichkeit andererseits bezogen auf das Verhaltnis des Erfahrbaren zu den ermoglichenden Bedingungen fur Erfahrung uberhaupt Nach Letzteren fragt insbesondere die Transzendentalphilosophie nach Immanuel Kant In der philosophischen Ontologie werden seit dem fruhen 13 Jahrhundert mit dem Konzept sogenannter Transzendentalien Prinzipien wie das Gute das Wahre das Schone beschrieben von denen angenommen wird dass sie allem Seienden als solchem zukommen Insofern uberschreiten sie die aristotelischen Kategorien In unterschiedlichsten philosophiegeschichtlichen und religionswissenschaftlich beschreibbaren Zusammenhangen lassen sich vergleichbare Verhaltnisbestimmungen ausmachen von Prinzipiaten und Prinzipien die diese ermoglichen und transzendieren Ebenso gibt es unterschiedliche Auffassungen daruber inwiefern Transzendentes an sich selbst oder mittelbar erfahrbar genannt werden kann Dies kann als religios gedeutete Erfahrungen ebenso einschliessen wie anderweitige Berichte uber visionare oder aussersinnliche Wahrnehmungen siehe auch Neurotheologie und Transpersonale Psychologie In unterschiedlichen Kontexten kann sich der Begriff der Transzendenz spezifischer mit etwas verbinden das transzendiert wird bzw etwas woraufhin transzendiert wird So bezeichnet in der philosophischen Anthropologie Psychologie und Soziologie der Ausdruck Selbsttranszendenz das Bezogensein einer Person auf anderes als das eigene Selbst ein Bezug dessen Einlosung als Voraussetzung fur sinnerfullte Selbstverwirklichung oder als Gefuhl sich als Teil von etwas Grosserem zu begreifen gedeutet werden kann beispielsweise bei Viktor Frankl 1 In spezifischerer Wortverwendung kann Transzendenz in theologischer Tradition auch die Selbstuberschreitung des Gottlichen auf die Weltschopfung hin beschreiben Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Philosophie 2 1 Allgemeines 2 2 Antike 2 3 Mittelalter 2 4 Fruhe Neuzeit 2 5 19 Jahrhundert 2 6 20 und 21 Jahrhundert 3 Ostliche Philosophie 4 Judentum und Christentum 5 Spiritualismus und Religionswissenschaft Religionssoziologie 5 1 Transzendenzerfahrung 5 2 Psychologie 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenBegriffsgeschichte BearbeitenDas lateinische feminine Substantiv transcendentia ist schon in der Antike bezeugt allerdings nicht in philosophischem oder religiosem Zusammenhang es bezeichnet ursprunglich nur eine Uberschreitung oder einen Ubergang Das zugehorige Verb transcendere uberschreiten wurde in der Antike auch im Sinn von ubertreffen verwendet 2 Der Kirchenvater Augustinus 354 430 gibt griechische Ausdrucke der neuplatonischen Literatur wie anabainein hinaufsteigen lateinisch mit dem Verb transcendere bzw dessen Partizip transcendens ubersteigend wieder Das transcendere ist fur ihn die Bewegung auf einem Erkenntnisweg auf dem man von einer tieferen Ebene der Wirklichkeit zu einer hoheren hinuberschreitet In anderem Zusammenhang stellt er fest dass Gott jede veranderliche Kreatur ubersteigt transcendat 3 Im Mittelalter war das feminine Substantiv transcendentia nicht gebrauchlich wohl aber das Partizip transcendens seit dem 13 Jahrhundert als Neutrum Plural transcendentia die ubersteigenden Dinge Gemeint sind Bestimmungen welche die aristotelischen Kategorien ubersteigen das heisst nicht auf eine von ihnen beschrankt sind Den Kernbestand der transcendentia bildeten nach der Auffassung der Scholastiker die Begriffe Seiendes Eins Wahres und Gutes 4 Die transcendentia als feminines lateinisches Substantiv mit der Bedeutung Transzendenz Gottes im heutigen Sinne ist ab dem fruhen 17 Jahrhundert in katholischer und evangelischer theologischer Literatur bezeugt 5 In nicht latinisierter Form findet sich der Begriff transcendence im Englischen bereits seit etwa 1600 6 Wahrend in religioser und spiritualistischer Literatur der englische Ausdruck transcendence zweideutig ist und fur den Vorgang des sprachlichen gedanklichen humanistischen religiosen spirituellen Ubersteigens zumeist als Sinngebung in einem ganzheitlichen Zusammenhang sowie gleichzeitig fur den uberweltlichen Bereich steht bezeichnet der deutsche Ausdruck Transzendenz streng genommen nur diesen Bereich Der Prozess des Ubersteigens wird mit der Verbform transzendieren benannt Bezieht sich das transzendieren auf einzelne Individuen ist damit der geistige Entwicklungsprozess zu hoheren Bewusstseinsebenen des Einzelnen gemeint Haufig wird die Bezeichnung Transzendenz jedoch auch von deutschen Autoren doppeldeutig benutzt 1 Seit dem 18 Jahrhundert wird deutlicher zwischen der Transzendenz des Glaubens bzw des Objekts des Glaubens und der Transzendenz des Wahren unterschieden Wahrend die Glaubenstranszendenz immer starker in den Bereich der Theologie verwiesen wird ruckt die Frage nach der Erkennbarkeit der Wahrheit bzw der Moglichkeit objektiver Erkenntnis uberhaupt seit dem 19 Jahrhundert in den Mittelpunkt erkenntnistheoretischer und wissenschaftstheoretischer Fragestellungen Philosophie BearbeitenAllgemeines Bearbeiten In der Philosophiegeschichte ist der Begriff Transzendenz auf unterschiedliche Weise verwendet worden wobei oft auch religiose Vorstellungen mit hineinspielen Gemeinsam ist allen Bedeutungen nur dass ein Akt oder Prozess des Uberschreitens einer Grenze die zwei ihrer Natur nach fundamental verschiedene Bereiche trennt angenommen wird Die Begriffsbildung geht von einem raumlichen Schema aus doch sind die Begriffe Bereich und Grenze hier nicht raumlich sondern geistig zu verstehen jeder der beiden Bereiche ist durch die spezifischen Moglichkeiten der Erkenntnis und Erfahrung die in ihm gegeben sind charakterisiert und definiert Macht jemand eine Erfahrung die im Rahmen seines gewohnten Bereichs als nicht moglich oder prinzipiell nicht ausdruckbar und erklarbar erscheint oder gelangt er schlussfolgernd zur Annahme einer Realitat jenseits dieses Bereichs so kann er daraus unter der Voraussetzung dass kein Irrtum vorliegt folgern er habe erlebend bzw gedanklich die Grenze seines Bereichs uberschritten und einen anderen Bereich betreten Dieser andere Bereich ist dann aus seiner Perspektive transzendent 7 Damit wird vorausgesetzt dass es zwei solche voneinander scharf abgegrenzte Bereiche gibt und dass es fur einen Betrachter moglich ist eine Perspektive einzunehmen von der aus er die Existenz beider Bereiche und der Grenze zwischen ihnen erkennen kann Diese Hypothese wiederum setzt voraus dass der Betrachter nicht ausschliesslich einem der Bereiche angehort sondern uber eine Fahigkeit verfugt die ihm auch den Zugang zum anderen verschafft oder ihm zumindest die Erkenntnis ermoglicht dass die Grenze und jenseits von ihr der andere Bereich ebenfalls existieren Hieraus ergibt sich das Grundproblem der philosophischen Modelle die Transzendenz annehmen die Frage wie die Annahme einer fundamentalen Verschiedenheit der beiden Bereiche mit der Annahme vereinbar ist dass von einem der Bereiche aus die Existenz des anderen erkannt oder sogar die Grenze uberschritten werden kann Diese Frage kann nur beantwortet werden wenn abgesehen von der radikalen Verschiedenheit in bestimmter Hinsicht auch eine Einheit der beiden Bereiche welche die Ausfaltung der Koordinaten fur den Prozess des Uberschreitens gestattet vorausgesetzt wird 8 Die Theorien die eine transzendente Realitat bejahen gehen gewohnlich von einem ontologischen Abhangigkeitsverhaltnis aus Sie postulieren dass der nichttranszendente Bereich der gewohnte Aufenthaltsort des Menschen seine Existenz und seinen gesamten Inhalt dem transzendenten Bereich verdankt wahrend der transzendente Bereich in keiner Weise vom nichttranszendenten abhangt Der transzendente Bereich ist der bedingende der andere der bedingte Somit ist der transzendente Bereich in einer ontologischen Hierarchie der ubergeordnete 9 Dabei stellt sich das Problem der Vermittlung Es ist zu fragen welcher Umstand oder Faktor zwischen den beiden Bereichen vermittelt und damit eine Beeinflussung des nichttranszendenten durch den transzendenten und eine Erkenntnis der Existenz und gegebenenfalls auch der Beschaffenheit des transzendenten vom nichttranszendenten aus ermoglicht Antike Bearbeiten Im Platonismus der von Platon begrundeten Richtung der antiken Philosophie wird angenommen dass es ausser dem Bereich der sinnlich wahrnehmbaren und veranderlichen Einzeldinge auch einen Bereich der unveranderlichen nur rein geistig erfassbaren Ideen gibt Die Ideen sind nach Platons Ideenlehre nicht blosse Vorstellungen im menschlichen Geist sondern bilden eine eigenstandige objektiv existierende metaphysische Wirklichkeit Der intelligible Bereich der Ideen ist die Ursache der Existenz des Bereichs der Sinnesobjekte zu denen nicht nur materielle Objekte zahlen sondern auch Ereignisse und Handlungen Die Ideen sind die ewigen geistigen Urbilder die Sinnesobjekte deren Abbilder und als solche notwendigerweise unvollkommen und mangelhaft Da die Abbilder von prinzipiell anderer Beschaffenheit sind als die Urbilder und zwischen ihnen ein ontologisches Abhangigkeitsverhaltnis besteht sind die Ideen vom Bereich der Sinnesobjekte aus gesehen transzendent Die Vermittlung erfolgt nach dem Prinzip der Teilhabe Methexis Als Abbilder haben die Einzeldinge an ihren Urbildern teil und zwar jedes Ding an mehreren Ideen und an jeder Idee eine Vielzahl von Dingen Jedes Ding ist durch seine verschiedenen Teilhabebeziehungen konstituiert Die Teilhabe ist das Bindeglied zwischen dem konstituierenden geistigen und dem konstituierten sinnlich erfahrbaren Bereich 10 Der Mensch hat grundsatzlich zu beiden Bereichen Zugang weil seine Seele aus wesensverschiedenen Teilen besteht Hinsichtlich ihres unsterblichen Teils ist sie immateriell und ewig weist also fur den Ideenbereich charakteristische Merkmale auf und ist dort beheimatet Daher kann sie die Ideen erkennen Die niederen Seelenteile hingegen zeigen Merkmale des Bereichs der Sinnesobjekte und dienen der Interaktion mit diesem Bereich Da nach der platonischen Lehre die Sinnesdinge von den Ideen zu dem was sie sind gemacht werden und die Gesamtheit der sinnlich wahrnehmbaren Phanomene auf eine Einwirkung seitens der Ideen zuruckgefuhrt wird sind die Ideen als Urbilder in ihren Abbildern den Sinnesobjekten anwesend immanent Unter Immanenz versteht man die Anwesenheit von Teilen Wirkungen oder Ausflussen der Transzendenz in der nicht transzendenten Wirklichkeit 11 Ohne diese Anwesenheit gabe es nach Platons Ideenlehre die Sinnesdinge nicht Der Gedanke der Teilhabe druckt im antiken Platonismus das aus was heute Immanenz genannt wird einen Begriff Immanenz gab es damals noch nicht Das Konzept der Teilhabe soll den Zusammenhang zwischen den Ideen und den Dingen der Sinneswelt verstandlich machen Allerdings fuhrt es zu einer Reihe von Problemen die in Platons Dialog Parmenides erortert aber nicht gelost werden Es gelingt dort vorerst nicht die Frage nach der Art der Teilhabe des phanomenal Gegebenen an den Ideen widerspruchsfrei zu beantworten 12 Aristoteles der die Ideenlehre seines Lehrers Platon verwarf war der Ansicht das Problem der Vermittlung zwischen den beiden Bereichen konne durch die Vorstellung der Teilhabe nicht gelost werden Der Ausdruck Teilhabe sei fur eine philosophische Argumentation unbrauchbar es handle sich nur um ein leeres Wort und eine poetische Metapher deren Bedeutung Platon nicht untersucht habe 13 Somit gebe es keine Vermittlung Platons transzendenter Ideenbereich stelle sich als eine abgetrennte Welt ohne Bezug zur Sinneswelt dar zwischen den beiden Bereichen klaffe ein unuberbruckbarer Abgrund In Wirklichkeit gebe es keine solchen Ideen als abgesonderte Substanzen sondern nur die Formen der Sinnesobjekte die mit deren Materie untrennbar verbunden seien Trotz dieser Ablehnung der platonischen Metaphysik verzichtete Aristoteles aber nicht auf die Annahme eines transzendenten Bereichs Er ging von einem unbewegten Beweger als Ursprung aller Bewegung aus Den unbewegten Beweger dessen Existenz er fur notwendig hielt betrachtete er als abgesonderte Substanz Somit nahm er ein transzendentes Prinzip an Mittelalter Bearbeiten Im Mittelalter war der Begriff Transzendenz noch nicht gelaufig Die ihm zugrunde liegenden Vorstellungen des Ubersteigens des Uberschreitens einer Grenze und der Existenz eines Bereichs ausserhalb der normalen Erfahrungswelt waren den christlichen Philosophen aber vertraut Das Transzendenz Konzept der spatantiken und mittelalterlichen christlichen Denker wurde uberwiegend vom Gedankengut der platonischen Tradition gepragt Bei der Vermittlung antiker philosophischer Vorstellungen ans Mittelalter spielte der Neuplatonismus eine zentrale Rolle Zwar war vom Schrifttum der antiken Neuplatoniker im Mittelalter nur Weniges zuganglich doch kannten die mittelalterlichen Gelehrten die Grundgedanken des Neuplatonismus aus den Werken der in hohem Ansehen stehenden spatantiken Kirchenschriftsteller Massgeblich war im Mittelalter vor allem die Autoritat von zwei besonders angesehenen und zugleich besonders stark vom Neuplatonismus beeinflussten spatantiken Autoren Augustinus und Pseudo Dionysius Areopagita Von dem Kirchenvater Augustinus ubernahmen mittelalterliche Philosophen die Lehre der Mensch musse seinen eigenen Geist uberschreiten transcendere um zum eigentlichen Sein dem Sein Gottes zu gelangen das jede vergangliche Kreatur ubersteige Mit diesem stufenweisen Ubersteigen ist in der augustinischen Denkweise die Vorstellung einer graduellen Transzendenz verbunden Zwar teilte Augustinus die den Kirchenvatern gemeinsame Uberzeugung Gott sei unaussprechlich sein Wesen griechisch ousia lateinisch substantia oder essentia sei mit Worten nicht ausdruckbar doch thematisierte er die mit dem Gedanken einer absoluten auch das Sein ubersteigenden Transzendenz verbundenen Fragen und Probleme nicht 14 In der Lehre des spatantiken christlichen Neuplatonikers Pseudo Dionysius hingegen bildet die Problematik der absoluten Transzendenz Gottes ein zentrales Element Pseudo Dionysius problematisiert die unreflektierte Annahme Aussagen uber Eigenschaften Gottes seien wahr im Sinne einer Analogie zu den entsprechenden aus der Alltagserfahrung bekannten menschlichen Eigenschaften Er meint dass solche aus der normalen Erfahrungswelt bekannten Eigenschaften Gott nicht zukommen konnen da sie seiner Transzendenz nicht gerecht werden Da sie somit keine gultigen Aussagen uber sein Wesen sind mussen sie negiert werden Nach der Lehre des Pseudo Dionysius kann aber auch fur die Negationen der Anspruch sie seien wirklich zutreffende Aussagen uber Gottes Wesen nicht erhoben werden Daher mussen sie ebenfalls verneint werden Erst durch diese letzte Negation mit der man jede Art von Bestimmungen oder Benennungen ubersteigt wird in der Annaherung an die gottliche Wirklichkeit der entscheidende Schritt getan Gottes Namenlosigkeit wird mit dem unaussprechlichen Namen identifiziert welcher der Grund aller Namen und Benennungen ist und als solcher alle Namen vereinigt Die positiven Aussagen bleiben bei Pseudo Dionysius als wahr anerkannt doch beziehen sie sich nicht auf Gottes absolut transzendentes Wesen sondern nur auf seine Wirkung 15 Thomas von Aquin zufolge ist das absolut Transzendente der Gegenstand der Theologie 16 Johannes Duns Scotus bestimmt erstmals die Metaphysik als Transzendentalwissenschaft scientia transcendens wobei er sich auf eine teilweise falsche Etymologie beruft metaphysica sei aus griechisch meta lateinisch trans und ycos das er unrichtig lateinisch mit scientia Wissenschaft wiedergibt zusammengesetzt der Gegenstand der Metaphysik seien die transzendenten Dinge transcendentia 17 Fruhe Neuzeit Bearbeiten Bei Kant ist das Transzendente dasjenige was jenseits der menschlichen Erfahrung liegt und von dem keine theoretische Erkenntnis moglich ist In der Kritik der reinen Vernunft untersucht Kant die Grenzen des vom menschlichen Erkenntnisvermogen Erfassbaren Diese sind bestimmt durch die Bedingungen der Moglichkeit menschlicher Erfahrung Im Gegensatz zum Transzendenten ist das was der Erkenntnisfahigkeit zugrunde liegt und ihr vorausgeht das Transzendentale Was jenseits dieser Erkenntnisfahigkeit liegt das Transzendente kann nicht Gegenstand des Wissens sondern nur des Glaubens sein Kant sagt hierzu Ich musste also das Wissen aufheben um zum Glauben Platz zu bekommen 18 Transzendent und damit bloss regulative Ideen sind fur Kant z B die Vorstellungen von Gott der Freiheit und dem ewigen Leben Diese Vorstellungen sind nicht unsinnig aber man kann sie nur annehmen man kann nur postulieren dass es Gott Freiheit oder eine unsterbliche Seele gibt Die Kritik der reinen Vernunft hat den Zweck dass dem Materialism Fatalism Atheism dem freigeisterischen Unglauben der Schwarmerei und Aberglauben die allgemein schadlich werden konnen zuletzt auch dem Idealism und Scepticism die mehr den Schulen gefahrlich sind und schwerlich ins Publicum ubergehen konnen selbst die Wurzel abgeschnitten werden 19 Wenn man die Grenzen der Erkenntnis beschrieben hat also weiss was man wissenschaftlich erklaren kann bleiben fur Kant die Fragen nach dem Transzendenten nach dem was im Jenseits der Sinnenwelt liegt dem sich die menschliche Vernunft nicht entziehen kann Deshalb stellt er im Beschluss am Ende der Kritik der praktischen Vernunft fest Zwei Dinge erfullen das Gemuth mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht je ofter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschaftigt der bestirnte Himmel uber mir und das moralische Gesetz in mir 20 19 Jahrhundert Bearbeiten Das den Erkennenden mit dem Horizont seiner Erkenntnis Vermittelnde ist in der Geschichte der nachkantischen Philosophie von verschiedenen Seiten angegangen worden Da ist zunachst im Idealismus Hegels die Geschichte die in der Dialektik ihrer Entwicklung das Kontinuum schafft in dem der Verstand uber die Gegenstande zu sich kommt und so mit sich und der Welt vermittelt ist Soren Kierkegaard nutzt den Begriff Transzendenz um Hegels Philosophie als Immanenzphilosophie zu kritisieren Dadurch dass Hegel die Immanenz alles Wirklichen im Bewusstsein behauptete leugne er das Transzendente Kierkegaard bezeichnet mit Transzendenz die von der Wissenschaftlichkeit radikal unterschiedene Ebene des Religiosen die nur durch den Glauben zuganglich ist 21 20 und 21 Jahrhundert Bearbeiten Aufbauend auf Hegels Konzept sieht Heidegger im Verstehen der menschlichen Existenz und ihrem Ringen um Selbstverstandnis das Vermittelnde zwischen dem Erkennenden den Gegenstanden seiner Erkenntnis und dem Horizont menschlicher Erkenntnis der diese erst moglich macht 22 Horizont bedeutet in diesem Kontext den Vorgriff auf etwas das den Prozess der Erkenntnis uberhaupt erst ermoglicht Dieses ist eben nicht der Gegenstand der Erkenntnis selbst sondern das was als Bedingung der Moglichkeit stets bei jeder Erkenntnis mitgesetzt ist Indem die Philosophie auf die Vollzugsbedingungen ihrer Erkenntnis reflektiert macht sie diesen stets implizit gesetzten Horizont zum Gegenstand ihrer Untersuchung So ist zum Beispiel Wahrheit als so verstandener Horizont stets mitgesetzt und zwar unabhangig davon ob die getroffene Aussage wahr oder falsch die Wahrheit intendiert war oder nicht die Tat gut oder bose ist Dies wird illustriert am Lugner Paradoxon dem zufolge niemand wahrheitsgemass behaupten kann er luge immer weil er ja beanspruchen muss in mindestens diesem einen Fall die Wahrheit zu sagen und so Wahrheit transzendentale Moglichkeitsbedingung selbst der intendierten Falschheit dieser Aussage ist Den Begriff Transzendenz verwendete Karl Jaspers in dreifacher Bedeutung Die eigentliche Transzendenz die er auch die Transzendenz aller Transzendenzen nennt Sie ist fur ihn das eigentliche Sein Sie ist zugleich das Umgreifende schlechthin oder das Umgreifende des Umgreifenden 23 Die Transzendenz aller immanenten Weisen des Umgreifenden Dasein Bewusstsein uberhaupt Geist Welt Wir transzendieren zu jedem immanenten Umgreifenden d h wir uberschreiten die bestimmte Gegenstandlichkeit zum Innewerden des sie Umgreifenden es ware daher moglich jede Weise des immanenten Umgreifenden eine Transzendenz zu nennen namlich gegenuber jedem in diesem Umgreifenden fassbar Gegenstandlichen 24 Die Transzendenz als Synonym fur Gott 25 so u a in Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung 1962 und in Chiffren der Transzendenz 1970 Vorlesung Basel SS 1961 Die Transzendenz ist bei Jean Paul Sartre ein grundlegendes Merkmal des Menschen Das Uberschreiten des Egos in dem der Mensch nicht in sich selbst eingeschlossen sondern dauernd gegenwartig in einem menschlichen All ist In Anlehnung an den griechischen Philosophen Platon und seine Ideenlehre erdenken wir die Existenz des Guten an sich das sich uns als unbeschreibliche und uber die Wege und Mittel der Transzendenz erfassbare Einsicht offenbart 26 Im Rahmen der Systemtheorie wird der transzendente Geist von Gregory Bateson in Okologie des Geistes von 1972 abgelehnt Nach Niklas Luhmann verweist Transzendenz als Richtungsangabe auf etwas jenseits einer Grenze Sie ist ein gedankliches Uberschreiten der Immanenz Ihre spezifische Funktion liegt in der Sinngebung so dass eine Kommunikation immer dann religios ist wenn sie Immanentes unter dem Gesichtspunkt der Transzendenz betrachtet 27 Das Transzendente seinerseits kann nur aus der Perspektive der Immanenz betrachtet werden Hieraus ergibt sich eine paradoxe Kommunikationsstruktur die Luhmann in der doppelten Sicht auf Christus versinnbildlicht sieht der sich als Sohn Gottes in der Welt immanent und als Gott selbst transzendent darstellt Ernst Tugendhat legt dar dass in der nachkantischen Philosophie die metaphysische Vorstellung einer Transzendenz Gottes durch die einer anthropologischen immanenten Transzendenz ersetzt wurde durch das Konzept eines Strebens der Menschen das uber sie hinausweist 28 Dies findet sich bei Nietzsche der mit der Feststellung vom Tod Gottes 29 um nicht im Nihilismus zu verharren fur den Menschen den Gegenentwurf des Willen zur Macht entwickelte dessen Verwirklichung durch den Ubermenschen und die Umwertung aller Werte einen Aufstieg verheisst Heideggers Bestimmung der Transzendenz als Differenz von Sein und Seiendem verwirft Tugendhat hingegen als Sackgasse Der Mensch kann sich mit der Oberflache der Dinge nicht zufrieden geben und muss in sie eindringen So konstituiert sich ein Ubersichhinausgehen das nicht wie das Ubersichhinausgehen bei Nietzsche ein bloss quantitatives Wachstum der Macht des Individuums ist und auch nicht wie in der damaligen Erkenntnistheorie und bei Heidegger eine Bewegung zwischen Subjekt und Objekt zwischen Mensch und Sein sondern ein Transzendieren der Erscheinung und der Oberflache in Richtung der Tiefe der Dinge 30 Die zunehmende Tiefe wird erreicht durch das Fragen nach Grunden in Achtung und Aufmerksamkeit gegenuber der Realitat Die Transzendenz besteht fur Tugendhat in einer Steigerung des Sichoffnens fur die Realitat und im Lernen etwas gut und besser zu machen 31 Adorno verstand unter Transzendenz den Ausbruch aus dem Gefangnis der Begriffe und Wirklichkeit vermittels immanenter Kritik Bereits im einfachen identifizierenden Urteil gesellt sich dem pragmatistischen naturbeherrschenden Element ein utopisches A soll sein was es noch nicht ist Solche Hoffnung knupft widerspruchsvoll sich an das worin die Form der pradikativen Identitat durchbrochen wird Dafur hatte die philosophische Tradition das Wort Ideen Sie sind weder xwris noch leerer Schall sondern negative Zeichen Die Unwahrheit aller erlangten Identitat ist verkehrte Gestalt der Wahrheit Die Ideen leben in den Hohlen zwischen dem was die Sachen zu sein beanspruchen und dem was sie sind Utopie ware uber der Identitat und uber dem Widerspruch ein Miteinander des Verschiedenen Adorno Negative Dialektik Ostliche Philosophie Bearbeiten Zeichen fur das Om der indischen Religionen Transzendenter Urklang und formloses Brahman Zeichen der unpersonlichen Weltseele Die meisten Stromungen des Buddhismus kennen transzendente Buddhas die als Adibuddha Urbuddha bezeichnet werden Transzendente Buddhas sind zeitlos und immer prasent Sie gehoren dem Dharmakaya der Ebene der dualitatsfreien gleichzeitig transzendenten und immanenten absoluten Wahrheit und Wirklichkeit an die das Wesen aller Buddhas ausmacht Eine Analogie zum westlichen Konzept der Transzendenz bildet im Buddhismus das Nirwana das den Gegensatz zu allem Gegebenen zum Samsara bildet und in manchen Varianten des Buddhismus meditativ durch Loslassen von allen weltlichen Bindungen in hochster Kontemplation erreicht werden kann In anderen Schulen ist es das Ungeborene oder Nichtexistente als Grenzbegriff in das der Mensch nach seinem Tod eingeht siehe auch Trikaya Als Negation ist das Transzendente nicht mit einem positiv gefassten Ewigen und Umgreifenden Jaspers gleichzusetzen 32 Eine Ausnahme nicht nur unter den buddhistischen Schulen sondern auch unter den Religionen allgemein bildet der Zen Buddhismus dessen Weltanschauung Transzendentes grundsatzlich fehlt und der sich stattdessen radikal der Immanenz zuwendet 33 Im Hinduismus kennzeichnet das Brahman die kosmische Weltseele die unveranderliche unendliche immanente und transzendente Realitat welche den Grund aller Materie Energie Zeit Raum Sein und alles uber dem Universum darstellt Die Trimurti und andere untergeordnete Gottheiten sind nur verschiedene Erscheinungsformen der Einheit des einen Gottes Die Erlosung Befreiung oder auch Erleuchtung Moksha ist das letzte ultimative der vier Lebensziele im Hinduismus Mit Tirtha werden Furten oder Flussubergange als Orte der Transzendenz in hinduistischen Texten und Ritualen bezeichnet die in der religiosen Praxis zu Pilgerorten geworden sind Durch Askese kann man sich in der vedischen Praxis der Immanenz der Welt entziehen und zur Transzendenz gelangen 34 Auch im Konfuzianismus gibt es einen transzendenten Hintergrund So heisst es Der Edle hat eine heilige Scheu vor dreierlei er steht in Scheu vor dem Willen Gottes er steht in Scheu vor grossen Mannern er steht in Scheu vor den Worten der Heiligen der Vorzeit 35 Hier ist ein ubergeordneter Auftrag des Himmels 天命 tian ming der den Edlen zu einer besonderen Pflichterfullung ruft 36 Uber den Himmel als abstrakten unpersonlichen Gott hinaus gibt es im Konfuzianismus keinen Jenseits Bezug Stattdessen wird ein besonderer Wert in der Erziehung der Menschen in den gottlichen Traditionen gesehen Anders ist im Daoismus das Dao das grundlegende Prinzip der Welt das Transzendente aus dem der Kosmos und die Ordnung der Dinge entstanden sind Indem die Dinge der Welt die Gegensatze von Yin und Yang aus dem Dao entstanden sind ist es zugleich Immanenz Judentum und Christentum BearbeitenIm Gegensatz zur mythologischen Religion der Griechen in der die Gotter immanent in die Weltordnung eingebunden sind und deshalb nur eine relative Transzendenz haben hat der judische Gott als Schopfer von Anbeginn eine absolute Transzendenz Satan hingegen ist aus judisch christlicher Sicht nur ein Geschopf Als mythische Gottheit gesehen ist er zugleich Teil der Welt und besitzt so eine immanente Transzendenz 37 Das Christentum ist eine Aufweitung des judischen Glaubens auf die Gesamtheit der Glaubigen und damit auf die gesamte Menschheit setzt aber in vielem die alttestamentliche Denktradition fort Gott bleibt der allmachtige Schopfergott Apg 14 15 17 LUT Durch die hinzugekommene Lehre von der Auferstehung 1 Kor 15 42 50 LUT und vom jungsten Gericht vgl 1 Kor 3 10 15 LUT Mt 25 31 46 LUT wird das menschliche Dasein zum Tode jedoch nun aufgehoben und der Mensch erhalt so die Moglichkeit eines Zugangs zum ewigen Leben vgl 1 Kor 3 10 15 LUT Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott Wenn Christus unser Leben offenbar wird dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit Kol 3 3 4 LUT Durch die Transzendenz Gottes sind auch Christus und der Heilige Geist transzendent weil sie mit Gott dem Vater eine Einheit bilden 38 Vom fruhkirchlichen Denken bis in die Neuzeit beinhaltete der christliche Glaube die Vorstellung eines in der Welt wirkenden Gottes Die Sakularisierung in der Aufklarung und der Fortschritt der Wissenschaften haben dieses Bild immer weiter aufgelost Aufklarung vermittelt Einsicht in die unverfugbaren Sinnbedingungen unserer Existenz 39 Diese Dimensionen der Kreaturlichkeit der Unverfugbarkeit und der konstitutiven Nichtobjektivierbarkeit Gottes eroffnen die Perspektive auf ein humanes Leben Wurde Freiheit und Fehlbarkeit Leben in praktischer Anerkennung der Transzendenz der Welt der Anderen und meiner selbst ist Voraussetzung noch aller vernunftigen gemeinsamen Praxis 39 Die Frage nach Gott nach dem Sinn und dem Absoluten wird neu reflektiert Der praktische Sinn der konstitutiven Verbindung von Negativitat und Transzendenz artikuliert sich christlich in der Botschaft von der Menschwerdung Gottes vom Tod Gottes und vom Bleiben der Gemeinde in der Liebe 40 Auf diese Weise bleibt die Transzendenz in der Immanenz erhalten Abstrakte Prinzipien wie Das Prinzip Hoffnung bei Ernst Bloch oder Das Prinzip Verantwortung bei Hans Jonas substituieren das Absolute und werden so der Schlussel zu einer Wiederaneignung der entfremdeten Sinngehalte der Transzendenz 41 Spiritualismus und Religionswissenschaft Religionssoziologie BearbeitenIn der Auseinandersetzung mit Spiritualitat wird mit Transzendenz eine immaterielle zweite Seite der Realitat die grundsatzlich jenseits der Grenze der menschlichen Erfahrungswelt liegt von der sie ganzlich unabhangig ist und die sich nicht in den ublichen Kategorien von Zeit und Raum oder mit Hilfe von Verstand und Logik beschreiben lasst Je nach Weltanschauung ist dieses Ubersinnliche etwa der Urgrund des Seins die Welt der Ideen das Numinose das Eine oder das Jenseits Gott Kosmos Weltseele Brahman Nirwana Dao auch der Sinn der Welt oder das Gute an sich aber in jedem Fall insbesondere ein Gegenstand des Glaubens 42 Transzendenzerfahrung Bearbeiten Schamanen hier aus der Mongolei sind seit Jahrhunderten Experten fur Transzendenzerfahrungen Augenzeugenberichte uber sogenannte Transzendenzerfahrungen die zu den veranderten Bewusstseinszustanden gehoren hier vor allem Visionen Ekstase schamanische Seelenreisen oder Nahtoderfahrungen sind aus allen Epochen und Kulturen bekannt Nicht nur entheogene Drogen oder langjahrig geubte meditative Versenkung kann solche aussergewohnlichen mentalen Zustande hervorrufen sondern bereits physiologische Ausloser wie langes Fasten Schwitzen oder Frieren exzessiver Ausdauersport oder rhythmischer Tanz sowie Hyperventilation etwa beim holotropen Atmen Schlafentzug oder auch Sauerstoffmangel im Gehirn 43 Viele Menschen die so etwas unmittelbar erleben insbesondere spirituelle oder glaubige Personen sind von der Wirklichkeit der transzendenten Welt uberzeugt Unabhangig vom Ausloser treten immer hochgradige Veranderungen des Ich Bewusstseins sowie einfache Halluzinationen beziehungsweise Pseudohalluzinationen oder Illusionen auf Sie werden haufig nach der von Adolf Dittrich eingefuhrten Skala klar unterscheidbarer Kerndimensionen veranderter Bewusstseinszustande beschrieben 43 44 Bei Anhangern hoffnungsvoller lebensbejahender Religionslehren bei gelebter individueller Spiritualitat oder Esoterik insbesondere Neopaganismus sowie bei starker Orientierung an einer positiven Werteorientierung etwa Liebe Dankbarkeit Ehrfurcht Vergebung oder asthetischen Vorstellungen tritt zumeist eine Ozeanische Selbstentgrenzung auf Sie umfasst die kulturubergreifenden Erscheinungen mystischen Erlebens Absolute Gluckseligkeit im Rahmen einer Auflosung der Ich Grenzen als Verschmelzung mit Umwelt Natur Gott Urgrund o a bei gleichzeitigen Empfindungen von tiefem Frieden Korper und Schwerelosigkeit sowie einem stark veranderten Zeitempfinden Der Glaube an autoritare Weltanschauungen die auf strengen Moralvorschriften Unterwerfung und Angst vor Strafen oder gar apokalyptischen Vorstellungen beruhen bei emotional labilen Personen in schwierigen Lebenslagen und bei Schizophrenie sowie bei Menschen mit einer vorwiegend auf materiell egoistische Werte ausgerichteten Lebenseinstellung kommt es eher zur Angstvollen Ich Auflosung die beim Drogenrausch als Horrortrip bekannt ist Dabei entsteht extreme Panik die Gedanken weiten sich zu einer vollig unkontrollierbaren aufgewuhlten und wirren inneren Reizuberflutung der Bezug zur Realitat und das Ich Gefuhl gehen verloren Ozeanische Selbstentgrenzung und Angstvolle Ich Auflosung treten bisweilen auch gleichzeitig oder abwechselnd auf Zu diesen Ich Veranderungen kommt die Wahrnehmung von Helligkeit oder Blitzen auch mit geschlossenen Augen farbigen sich verandernden Mustern Sinnesuberlagerungen von Seh und Horeindrucken z B Farben horen Tone sehen von lebhaften Erinnerungen aber auch von nicht realen Dingen und Erscheinungen haufig im Kontext des personlichen Weltbildes der Beteiligten sowie der Steigerung von Phantasie und Kreativitat verbunden mit einer teils hochgradigen Umdeutung und bewertung der Wahrnehmungsinhalte Der Soziologe Thomas Luckmann sieht in solchen Transzendenzerfahrungen den Ursprung aller Religiositat 1 Psychologie Bearbeiten Meditation Selbstvergessenheit und Hingabe sind Wege zur Selbstuberwindung Selbsttranszendenz ein Begriff aus der Psychologie sagt aus sich ohne Rucksicht auf eigene Bedurfnisse Befindlichkeiten Angste und Konzepte voller Hingabe selbstvergessen einer Aufgabe hoheren Werten dem Glauben oder der Liebe zu jemandem oder etwas widmen zu konnen Insofern wird Selbsttranszendenz als geistige Fahigkeit beschrieben Aus der Sicht des Einzelnen wird auch von einem Gefuhl gesprochen welches vor allem mit Selbstuberwindung und Sinngebung in Zusammenhang mit einem grosseren Ganzen zu tun hat Das beginnt bereits mit dem Gemeinschaftsgefuhl in sozialen Gruppen aller Art und endet bei religios spirituellen Erfahrungen einer absoluten Einheit Die Fahigkeit ist eng verbunden mit der Selbstdistanzierung Selbstironie uber sich selbst lachen konnen sich selbst nicht so wichtig nehmen die als wesentliche Voraussetzung betrachtet wird Selbsttranszendenz umfasst schliesslich die Betrachtung der eigenen Person aus einer ganzheitlichen raum und zeitlosen Perspektive und ist damit eine wesentliche Voraussetzung fur Spiritualitat 45 Als Gefuhl der Selbstuberwindung dass die Grenzen des Seins ausgedehnt werden konnen werden ursachlich wie auch forderlich die positiven Emotionen Hoffnung Freude innerer Friede Gluck und schliesslich Liebe mit Selbsttranszendenz verbunden Im Sinne einer Personlichkeitsentwicklung fuhrt Selbsttranszendenz weg vom angeborenen Egozentrismus der reinen Bedurfnis und Wunschbefriedigung uber eine moralische Lebensfuhrung Interesse am Weltgeschehen oder gesellschaftliches Engagement hin zu Empathie und Altruismus 46 Nach Victor Frankl in dessen psychologischer Logotherapie und Existenzanalyse Selbsttranszendenz und Selbstdistanzierung eine zentrale Rolle spielen sind diese beiden Faktoren notwendige Bedingungen fur die Entwicklung echter Freiheit in Verantwortung fur Menschlichkeit und Sinnhaftigkeit in ihrer idealen Bestimmung und schliesslich fur die hochste Form der Selbstverwirklichung Frankl halt die geistige Bezogenheit auf Andere und Anderes fur eine anthropologische Voraussetzung menschlicher Existenz 47 48 Auch der Sozialphilosoph Hans Joas sieht diesen Vorgang als die grundlegende Funktion der Sinnkonstitution Werte entstehen in Erfahrungen der Selbstbildung und Selbsttranszendenz 1 Literatur BearbeitenAbraham P Bos Immanenz und Transzendenz In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 17 Hiersemann Stuttgart 1996 ISBN 3 7772 9611 2 Sp 1041 1092 Christian Danz Immanenz Transzendenz In Hans Jorg Sandkuhler Hrsg Enzyklopadie Philosophie Band 2 Felix Meiner Hamburg 2010 ISBN 978 3 7873 1999 2 S 1079 1083 Jens Halfwassen Markus Enders Transzendenz Transzendieren In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 10 Schwabe Basel 1998 Sp 1442 1455 Charles Hartshorne Transcendence and Immanence In Lindsay Jones Hrsg Encyclopedia of Religion 2 Auflage Band 13 Thomson Gale Detroit u a 2005 ISBN 0 02 865982 1 S 9281 9286 Ludger Honnefelder Werner Schussler Hrsg Transzendenz Zu einem Grundwort der klassischen Metaphysik Schoningh Paderborn 1992 ISBN 3 506 73959 X Klaus Muller Transzendenz In Petra Kolmer Armin G Wildfeuer Hrsg Neues Handbuch philosophischer Grundbegriffe Band 3 Karl Alber Freiburg Munchen 2011 ISBN 978 3 495 48222 3 S 2232 2244 Werner Schussler Bernd Harbeck Pingel Transzendenz In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 33 de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017132 5 S 768 775 Kommentar optional Michael Staudigl Christian Sternad Hrsg Figuren der Transzendenz Transformationen eines phanomenologischen Grundbegriffs Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2014 ISBN 978 3 8260 5464 8 Weblinks Bearbeiten Wiktionary transzendent Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wiktionary Transzendenz Wikiquote Transzendenz Zitate Kurt Bangert Ist Gott transzendent oder immanent Rudolf Eisler Transzendent In Worterbuch der philosophischen Begriffe Berlin 1904Anmerkungen Bearbeiten a b c d Eckart Ruschmann Transzendieren zur Transzendenz in Zeitschrift fur Spiritualitat und Transzendentale Psychologie 3 2 2013 pdf S 245 249 251 252 255 Abgerufen am 24 Oktober 2021 Peter G W Glare Hrsg Oxford Latin Dictionary Oxford 1982 S 1961 Abraham P Bos Immanenz und Transzendenz In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 17 Stuttgart 1996 Sp 1041 1092 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Hrsg Platon Lexikon Begriffsworterbuch zu Platon und der platonischen Tradition Darmstadt 2007 S 277 282 Abraham P Bos Immanenz und Transzendenz In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 17 Stuttgart 1996 Sp 1041 1092 hier 1045 Zur Auseinandersetzung mit dem Methexis Konzept im Parmenides siehe Christoph Ziermann Platons negative Dialektik Wurzburg 2004 S 37 66 386 418 Franz von Kutschera Platons Parmenides New York 1995 S 24 29 37 44 58 64 137 140 Francesco Fronterotta ME8EXIS Pisa 2001 S 183 314 Aristoteles Metaphysik 987b7 14 991a20 22 1079b24 26 Vgl Francesco Fronterotta ME8EXIS Pisa 2001 S 397 412 Rolf Schonberger Teilhabe In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 10 Basel 1998 Sp 961 969 hier 961 Jens Halfwassen Transzendenz Transzendieren I Antike Mittelalter In Historisches Worterbuch der Philosophie Band 10 Basel 1998 Sp 1442 1447 hier 1444f Hans Gerhard Senger Transzendenz In Lexikon des Mittelalters Bd 8 Munchen 1997 Sp 955 957 Ralf Stolina Niemand hat Gott je gesehen Berlin 2000 S 9 26 Bernhard Brons Gott und die Seienden Gottingen 1976 S 214 221 Thomas von Aquin Summa theologiae I q 1 a 5 Johannes Duns Scotus Quaestiones super libros metaphysicorum Aristotelis Libri I V hrsg Robert Andrews u a St Bonaventure 1997 S 9 Vgl Ludger Honnefelder Scientia transcendens Hamburg 1990 S XIV XVIII Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft B XXX 2 Aufl 1787 AA III 19 Immanuel Kant Kritik der reinen Vernunft B XXXIV AA III 21 Immanuel Kant Kritik der praktischen Vernunft AA V 161 Markus Enders Transzendenz II Neuzeit In Historisches Worterbuch der Philosophie Bd 10 Basel 1998 S 1447 1455 Siehe dazu Walter Schulz Philosophie in der veranderten Welt Pfullingen 1972 besonders S 494 ff sowie Wilhelm Weischedel Der Gott der Philosophen Munchen 1985 Bd 1 S 308 ff sowie die Auseinandersetzung mit Hegels Zeitbegriff in der Perspektive einer Existenzialphilosophie in Martin Heidegger Sein und Zeit Tubingen 1975 82 ff Karl Jaspers Von der Wahrheit Munchen 1947 S 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ist Ziegelscherben und Kieselsteine oder drei Pfund Hanf weisen ebenfalls auf jene zen buddhistische Geisteshaltung hin die der Immanenz ganz zugewandt ist Sie bringen den alltaglichen Geist zum Ausdruck der den Zen Buddhismus zu einer Religion der Immanenz macht Das Nichts bzw die Leere des Zen Buddhismus ist auf kein gottliches Dort gerichtet Die radikale Wendung in die Immanenz ins Hier kennzeichnet gerade den chinesischen bzw fernostlichen Charakter des Zen Buddhismus Der Weg fuhrt in keine Transzendenz Axel Michaels Der Hinduismus Geschichte und Gegenwart Munchen 2006 S 370 Kungfutse Lun Yu 16 8 Lun Yu Gesprache Dusseldorf Koln 1975 S 167 Kungfutse Lun Yu Gesprache Dusseldorf Koln 1975 S 109 Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2 durchgesehene Auflage Tubingen 2001 S 26 68 Kurt Hubner Glaube und Denken Dimensionen der Wirklichkeit 2 durchgesehene Auflage Tubingen 2001 S 106 a b Thomas Rentsch Transzendenz und Negativitat Religionsphilosophische und asthetische Studien Berlin New York 2010 S 12 Thomas Rentsch Transzendenz und Negativitat Religionsphilosophische und asthetische Studien Berlin New York 2010 S 18 Thomas Rentsch Transzendenz und Negativitat Religionsphilosophische und asthetische Studien Berlin New York 2010 S 150 Franz Austeda Lexikon der Philosophie 6 erweiterte Auflage Verlag Bruder Holline Wien 1989 ISBN 3 85119 231 1 S 371 Stichwort Transzendenz a b Martin Hubert Entzauberte Transzendenz Wissenschaftler mochten das religiose Erleben erklaren Horbeitrag im Deutschlandfunk Reihe Wissenschaft im Brennpunkt vom 24 Dezember 2003 online abgerufen am 26 Oktober 2021 Anton A Bucher Psychologie der Spiritualitat 2 Auflage Beltz Weinheim Basel 2014 ISBN 978 3 621 28142 3 S 134 138 140 161 162 166 169 Anton A Bucher Psychologie der Spiritualitat 2 Auflage Beltz Weinheim Basel 2014 ISBN 978 3 621 28142 3 S 46 57 Dagmar Fenner Zwischen Selbstverwirklichung und Selbsttranszendenz Menschliche Selbstentwurfe und die ethische Frage nach dem Guten Universitaetsbibliothek Basel pdf abgerufen am 27 Oktober 2021 S 91 Alfried Langle Stichwort Anthropologie existenzanalytische in Gerhard Stumm Worterbuch der Psychotherapie Springer 2009 ISBN 978 3 211 99131 2 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche S 39 Lexikon der Psychologie Selbst Transzendenz Spektrum der Wissenschaft 2000 abgerufen am 21 Oktober 2021 Normdaten Sachbegriff GND 4060724 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transzendenz amp oldid 233307272