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Der Ausdruck Sinn bezeichnet in der Soziologie und insbesondere in der soziologischen Theorie die Bedeutung bzw subjektive Deutung sozialen Handelns wobei sich je nach theoretischem Ansatz der Inhalt des Begriffs und dessen Struktur unterscheiden Inhaltsverzeichnis 1 Rolle in der soziologischen Theorie 2 Systematische Unterscheidung 3 Ansatze in der Soziologie 4 Literatur 5 EinzelnachweiseRolle in der soziologischen Theorie BearbeitenDie Relevanz des Sinnbegriffs fur die soziologische Theorie geht auf die wissenschaftstheoretische Begrundung der Soziologie zum Ende des 19 und Anfang des 20 Jahrhunderts zuruck Max Weber formulierte mit seinem Begriff der Verstehenden Soziologie das Prinzip dass die Soziologie als Wissenschaft vom menschlichen Handeln mit anderen Grundbegriffen operiert als die Naturwissenschaften Wahrend jene nach dem reinen Prinzip der Kausalitat vorgehen konnten sei menschliches Handeln nur dann hinreichend zu erfassen wenn dessen Bedeutung berucksichtigt werde Ein wissenschaftliches Verstandnis menschlichen Handelns umfasse die kausalen Voraussetzungen einer Handlung den Sinn der Handlung sowie deren Auswirkungen wobei Weber auch objektive Deutungen des Sinnbegriffs berucksichtigt aber hauptsachlich einen subjektiven Sinnbegriff zugrunde legt Der Sinn der Handlung ist fur Weber empirisch also durch Zeugnisse des Akteurs zu erfassen 1 Insofern ist der Begriff des Sinns ein unverzichtbarer Bestandteil jeder theoretischen Rekonstruktion von Handlungen und somit jeder allgemeinen soziologischen Theorie Systematische Unterscheidung BearbeitenPrinzipiell lassen sich drei Ansatze zur Konstruktion des Sinnbegriffs in der Soziologie unterscheiden 2 Sinn als subjektive Deutung der Akteure ihres eigenen Handelns demnach bezeichnet der Sinn einer Handlung das eigene Verstandnis der handelnden Person in Bezug auf ihre eigenen Handlungen Sinn als objektive Eigenschaft einer Handlung hier wird davon ausgegangen dass es widerspruchsfrei moglich und im Rahmen der soziologischen Theoriebildung zweckmassig ist den Resultaten des Handelns von Akteuren einen semantischen Aspekt zuzuordnen der nicht ausschliesslich vom jeweiligen Verstandnis des Akteurs abhangig ist Sinn als inkorporierte Eigenschaft von Akteuren hier wird der Sinn nicht geistigen Inhalten sondern dem Korper von Akteuren zugeschrieben etwa ihrem habituellen Verhalten Diese Fassung des Sinnbegriffs ist insbesondere fur theoretische Ansatze relevant die den Akteur als vernunftgesteuerten Entscheider dekonstruieren und auf den durch erlernte intuitive Verhaltensweisen dominierten Aspekt menschlichen Handelns verweisen Dieses Verstandnis geht wesentlich auf Pierre Bourdieu zuruck Nach Kaesler lasst sich der objektive Sinnbegriff Weber zufolge ausserdem danach untergliedern ob er Sinn als kulturelle Bedeutung oder als funktionalen Sinn konstruiert Wahrend der Handlungssinn als kulturell bestimmt im kollektiven Wissensbestand begrundet ist und eine Handlung ihren Sinn somit dadurch erhalt wie sie vor einem kulturellen Hintergrund zu verstehen ist ist der funktionale Sinn intersubjektiv vermittelt und fur gesellschaftliche Wandlungsprozesse von funktionaler Bedeutung 3 Ansatze in der Soziologie BearbeitenEinen subjektiven Sinnbegriff verwendeten historisch Vertreter einer verstehenden Soziologie wie Weber und Georg Simmel Im Anschluss an diese war dieses Verstandnis pragend fur US amerikanische Ansatze wie Talcott Parsons Systemtheorie und Alfred Schutz Phanomenologische Soziologie Gleiches gilt fur die von Schutz Arbeiten beeinflussten interpretativen Ansatze wie die Ethnomethodologie Ein objektives Verstandnis von Sinn findet sich z B in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Kommunikationssysteme Auch Ulrich Oevermanns Objektiver Hermeneutik liegt ein objektiver Sinnbegriff zugrunde Literatur BearbeitenGregor Bongaerts Sinn in Johannes Kopp Anja Steinbach Hrsg Soziologische Grundbegriffe Wiesbaden 2018 S 401 403 Rainer Schutzeichel Sinn als Grundbegriff bei Niklas Luhmann Frankfurt Main 2003Einzelnachweise Bearbeiten Sam Whimster Max Weber Work and Interpretation In George Ritzer Barry Smart Hrsg Handbook of Social Theory Sage Publications London 2001 S 59 Bongaerts S 401 Dirk Kaesler Max Weber Eine Einfuhrung in Leben Werk und Wirkung Campus Verlag 1995 S 226 227 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sinn Soziologie amp oldid 239552005