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Unter Bedurfnis versteht man in der Alltagssprache Verlangen Wunsch Anspruche wachsende Bedurfnisse oder etwas meist materielles zum Leben Notwendiges 1 2 In der Psychologie wird Bedurfnis oft definiert als Zustand oder Erleben eines Mangels verbunden mit dem Wunsch ihn zu beheben 3 oder als das Verlangen oder der Wunsch einem empfundenen oder tatsachlichen Mangel Abhilfe zu schaffen 4 Dieser allgemeine psychologische Begriff dem die Termini Motiv und Motivation sinnverwandt sind ist Bezugspunkt der Darstellung und ist den wirtschaftswissenschaftlichen philosophischen oder anderen Verwendungen des Begriffs verwandt Inhaltsverzeichnis 1 Begriffliche Unterscheidungen 2 Einteilung der Bedurfnisse 2 1 Nach Konkretheit und Gegenstand 2 2 Nach Dringlichkeit 2 3 Nach Rangordnung 2 4 Nach Abfolge 2 5 Nach Bewusstheit 2 6 Nach Art der Befriedigung 3 Bedurfnis in der Humanistischen Tradition 4 Bedurfnis in der Selbstbestimmungstheorie 5 Bedurfnis in den Wirtschaftswissenschaften 5 1 Allgemeines 5 2 Ursprung 6 Theorie der limitierten und universellen Grundbedurfnisse nach Max Neef 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseBegriffliche Unterscheidungen BearbeitenIn Abhangigkeit vom historischen und wissenschaftlichen Kontext Philosophie Okonomie Psychologie gab und gibt es unterschiedliche sprachliche Bezeichnungen fur jene Vorstellungen die mit dem Begriff Bedurfnis verbunden werden Einige dieser Benennungen lassen sich synonym verwenden beziehen sich also auf denselben Begriff andere verweisen auf Begriffe die dem des Bedurfnisses ahneln mit ihm aber nicht identisch sind Neigung Ubersetzung des lateinischen inclinatio naturalis 5 ein Ausdruck den etwa Thomas von Aquin im Zusammenhang mit seiner Naturrechtslehre verwendet Die Vernunft fasse alle jene Dinge zu welchen der Mensch eine Hinneigung in seiner Natur selber hat als Gut auf und als erstrebenswert 6 Trieb Diese stark durch Sigmund Freud gepragte Bezeichnung wird von gegenwartigen Psychologen in enge Beziehung zu den Ausdrucken Bedurfnis und Motivation gesetzt 7 8 Zuweilen finden sich auch Aussagen wie die dass Triebe Bedurfnissen entspringen bzw aus ihnen resultieren 9 Instinkt Wahrend der Anfangszeit angelsachsischer Motivationsforschung versuchte William McDougall menschliche Bedurfnisse mithilfe einer Auflistung von Instinkten zu systematisieren Seine Definition des Instinktbegriffs umfasst drei verschiedene Prozesse eine Disposition zur selektiven Wahrnehmung in Abhangigkeit vom Zustand des Organismus einen emotionalen Impuls und instrumentelle Aktivitaten zur Zielerreichung 10 11 Durch Ethologen wie Konrad Lorenz und Nikolaas Tinbergen wurde der Begriff Instinkt spater auf ererbte Bewegungskoordinationen begrenzt 12 Bedurfnis need Henry Murray machte needs zum Mittelpunkt des motivationspsychologischen Begriffssystems Die Wechselwirkung zwischen dem Bedurfnis und den sich in der Umwelt bietenden Handlungsgelegenheiten press nannte er Thema 13 14 Fur die Wirtschaftswissenschaften sind nur jene Bedurfnisse von Bedeutung die von wirtschaftlichen Gutern befriedigt werden Ein Bedurfnis das auf konkrete Objekte bezogen ist wird als Bedarf bezeichnet Sind mit einem Bedarf entsprechende finanzielle Ressourcen verbunden spricht man von Nachfrage 15 16 Motiv In der psychologischen Terminologie gibt es eine enge Verwandtschaft zwischen den Begriffen Bedurfnis und Motiv Julius Kuhl definiert Bedurfnisse als subkognitive und subaffektive Melder von Ist Sollwert Diskrepanzen die den Kern entsprechender Motive ausmachen Im Motiv ist das Bedurfnis in ein kognitiv emotionales Netzwerk von Lebenserfahrungen eingebunden das im jeweiligen Kontext angemessene Handlungsoptionen bereitstellt 17 Motivation Wahrend Motive relativ stabile Personlichkeitseigenschaften Dispositionen darstellen 18 versteht man unter Motivation den veranderbaren Zustand einer Person Die aktuell vorhandene Motivation ein bestimmtes Ziel anzustreben wird von personbezogenen Motivdispositionen und von situationsbezogenen Einflussen Anreizen gepragt 19 Interesse Garret Thomson fuhrt den Begriff des fundamentalen Bedurfnisses auf den des Interesses zuruck Bei beiden handelt es sich um Dispositionen die den Kern menschlicher Motivation ausmachen Werden sie nicht befriedigt erleidet eine Person schweren Schaden 20 Fur Dietmar von der Pfordten hingegen stellen Interessen bzw Belange abstrakte und umfassende Begriffe dar die die konkreteren Begriffe der Strebungen Bedurfnisse Wunsche und Ziele einschliessen 21 Einteilung der Bedurfnisse BearbeitenNach Konkretheit und Gegenstand Bearbeiten Bedurfnisse lassen sich nach den Gegenstanden einteilen auf die sie sich beziehen Zum einen bedurfen Menschen Gegenstande unterschiedlicher Art materielle z B Nahrungsmittel und immaterielle z B Freundschaft Zum anderen zeichnen sich diese Gegenstande durch einen unterschiedlichen Grad an Konkretheit aus Neben allgemeinen Bedurfnissen etwa nach Nahrung existieren konkretere bzw spezifischere Formen von Bedurfnissen z B das Bedurfnis nach fetthaltigen Lebensmitteln nach Nussen oder nach der Nougatcreme eines bestimmten Herstellers Spezifische Teilbedurfnisse sub needs ahnlicher Art lassen sich zu einem Hauptbedurfnis major need zusammenfassen 22 Die unterschiedliche Konkretheit von Bedurfnissen veranschaulicht Thomson mit dem Bild eines radformigen Netzes 23 Der zentrale Bereich ist relativ stabil Er wird von grundlegenden Bedurfnissen gebildet fundamental needs core interests Sie stellen einen Teil der essentiellen 24 erblich bedingten 25 Natur einer Person dar Grundlegende Bedurfnisse sind normalerweise feststehend nur in engen Grenzen veranderbar und damit objektiv bestimmbar 26 27 Der aussere Bereich des Netzes wird von veranderbaren Vorlieben Uberzeugungen und Charakterzugen beeinflusst Hier wird statt von Bedurfnissen auch von Wunschen oder Begierden gesprochen wants desires Wunsche sind viel variabler und subjektiver als Bedurfnisse 28 Bedurfnisse erscheinen nicht nur im Gewand subjektiv gepragter Wunsche sie werden auch kulturell beeinflusst und entsprechend sehr unterschiedlicher Wertvorstellungen und Gewohnheiten zum Ausdruck gebracht 29 30 Menschliches Handeln das der Befriedigung von Bedurfnissen dient ist folglich ausserst vielgestaltig Ob sich eine Liste weniger menschlicher Grundbedurfnisse erstellen lasse wurde deshalb wiederholt in Frage gestellt 31 Der Einsatz angepasster Untersuchungsmethoden projektive Tests kulturvergleichende Verhaltensdokumentationen hat jedoch zu einer Eingrenzung wichtiger Bedurfnisse gefuhrt die unterschiedlich ausgepragt vermutlich bei allen Menschen zu beobachten sind 32 33 Folgende Bedurfnisse mitunter auch als Instinkte Triebe Appetenzen oder Motive bezeichnet wurden in der psychologischen bzw humanethologischen Forschung beschrieben Bedurfnisse des Menschen W McDougall 34 H Murray 35 I Eibl Eibesfeldt 36 D McClelland 37 Vermeiden von Infektionen Schmerzen VerletzungenErnahrung Nahrung Wasser Hunger Durst HungerVermeiden von Hitze und Kalte Schutz vor Hitze Kalte Regen Wind SonneVorliebe fur Pflanzen Gewasser Hohlen AusblickeInbesitznahme eines TerritoriumsBewegung BewegungHerdeninstinkt Anschluss Freundschaft Geselligkeit Kontakt Geselligkeit Zugehorigkeit zu Gemeinschaft AnschlussFortpflanzung Sex Sex Partnerbindung Liebe SexualitatElterninstinkt Stillen Fursorglichkeit Fursorglichkeit Betreuung des Nachwuchses FursorglichkeitHilfesuchen Geborgenheit HilfesuchenMachtausubung Machtstreben Dominanz MachtAutonomie Freiheit suchenSelbstbehauptung Anerkennung Status Ansehen RangstrebenSelbsterniedrigung Ehrerbietung Folgsamkeit Unterwurfigkeit Unterordnung Fuhrung akzeptierenKampflust Aggression Aggression KampfappetenzNeugierde Konstruktion Erkunden Erkennen Verstehen Leistung Konstruktion Neugier Erkunden LeistungSinnliche Eindrucke Unterhaltung Erregung Reize Risiko AbwechslungEntspannung Ruhe Entspannung Ruhe Privatheit Gegenstande und Ziele von BedurfnissenAuch wenn sie thematisch ausserst vielfaltig sind so haben alle Bedurfnisse doch ahnliche Wirkungen bzw dienen den gleichen Zielen 38 Aus subjektiver Sicht spielen Empfindungen die im Zusammenhang mit der Befriedigung von Bedurfnissen entstehen eine wesentliche Rolle Schon Aristoteles der nach einer Definition des Glucks suchte hatte festgestellt dass alles Tier und Mensch nach der Lust verlangt und strebt 39 Bentham bezeichnet Leid und Lust pain and pleasure als Gebieter die uns zeigen was wir tun sollen und bestimmen was wir tun werden 40 Die Gaumenfreude beim Essen oder das Geborgenheitsgefuhl an der Hand des Freundes im bewussten Erleben einer Person stellen diese und andere angenehme Emotionen die Zielzustande von Bedurfnissen dar 41 Betrachtet man Bedurfnisse aus der Perspektive des Eingebundenseins eines bedurftigen Wesens in seine naturliche Umwelt so zielen diese letztlich darauf die Existenz bestimmter chemisch biologischer Strukturen zu sichern Dem lebenden Organismus geht es einerseits um die Erhaltung seiner selbst Bereits die Stoiker lehrten dass das Streben nach Selbsterhaltung eine Mitgabe der Natur von Anbeginn an sei deshalb wehrt ein Lebewesen alles Schadliche ab und verschafft allem was seiner Eigenart dienlich ist freien Zutritt 42 Andererseits ist der Organismus auf die Reproduktion seiner selbst gerichtet Evolutionsbiologen schliesslich haben darauf hingewiesen dass Organismen letztlich dem Fortbestehen von Genen bzw der Replikation von Nukleinsauren dienen 43 Nach Dringlichkeit Bearbeiten Grundbedurfnisse fur ein moglichst nachhaltig gesundes Leben umfassen die Bedurfnisse nach naturlich sauberer Luft naturlich sauberem Quellwasser Schlaf und Entspannung durch Erholung Ruhe Geborgenheit Wohlwollen Respekt und Partner bringen Kraft Transparenz schafft Sicherheit Orientierung konsistente Freiheit und ermoglicht Selbstbestimmung Unterkunft Wohnung Wohnen Garten Wald Gewasser als gesunder Lebensraum relativer Gestaltungsfreiraum und eine Geborgenheit fordernde Gemeinschaft Familie Gemeinde mit respektvollen Ruckmeldungen Feedback zur Orientierung fordern Gesundheit wenn dazu gesunde Nahrung Warme Kleidung Bewegung und Heilung bei Krankheit durch Gemeinschaft Partner Orientierung menschliche Hilfen wie Pflege Fursorge und Heilmittel und Privatsphare fur Innenschau Selbstreflexion Trauer und inneres Ordnen und Planen gewahrt werden und jede r dazu entsprechend seinen Fahigkeiten beitragen kann und liebevoll feinfuhlig freundlich darauf orientiert gefordert und eingestimmt wird Existenzbedurfnisse sind abweichend von den Grundbedurfnissen solche die auch bei Mangel in der Not noch realisierbar erscheinen oder selbst bei Strafe noch gewahrt werden Zum Beispiel ausreichende Nahrung und Wasser Luft Kleidung Wohnraum Arbeit egal ob gesund Bewachung Intervention und Medikamente egal ob gesund Hier geht es nicht um ein moglichst nachhaltig gesundes Leben Luxusbedurfnisse umfassen die Bedurfnisse nach luxuriosen Gutern Schmuck Auto usw und Dienstleistungen auch wenn sie an anderen Stellen Not Leid und Umweltfrevel fordern Eine Grenze zur Begierde ist nicht vorhanden Kulturbedurfnisse beschreiben den Wunsch nach Kultur Asthetik kreativem Ausdruck Feiern Herstellen innerer Konsistenz Bildung Da die dem Menschen zur Verfugung stehenden Mittel oft beschrankt sind kann er nicht immer alle Grund Kultur und Luxusbedurfnisse gleichzeitig befriedigen Er muss deshalb eine Wahl treffen oder seine Bedurfnisse priorisieren Darum fasst man die Luxus und Kulturbedurfnisse auch unter dem Begriff Wahlbedurfnisse zusammen Nach einer anderen Terminologie sind Grundbedurfnisse Bedurfnisse deren Befriedigung in einer Gesellschaft als lebensnotwendig angesehen werden um ein soziales Existenzminimum zu ermoglichen Beispiel Selbstversorger Garten Wahlbedurfnisse zeigen sich vor allem in qualitativ umfangreicheren Gutern Beispiel Villa mit Hof Scheune und Ackern 44 Was ein Grund und was nur ein Wahlbedurfnis ist wird gern abseits der Beachtung des Gleichwohls der Ausgeglichenheit und der Grundrechte z B auf Gleichbehandlung in Bezug auf Gesunderhaltung beliebig bewertet Nach Rangordnung Bearbeiten Maslowsche Bedurfnispyramide 5 EbenenVerbreitet ist auch die Einteilung in primare Bedurfnisse und sekundare Bedurfnisse Als primar werden physiologisch begrundete Bedurfnisse bezeichnet die triebbedingt und also bei allen Menschen weitgehend gleich angesehen werden z B Essen Trinken Bewegen Ruhen Erholen Als sekundare Bedurfnisse werden Bedurfnisse bezeichnet die von vielen Faktoren abhangig sind z B soziale kunstlerische Interessen Eine differenzierte Betrachtung erfolgt mit der Maslowschen Bedurfnispyramide Sie beruht auf einem vom US amerikanischen Psychologen Abraham Maslow entwickelten Modell um Motivationen von Menschen zu beschreiben und gehort zu den kognitiven Motivationstheorien Hierbei werden die Motive als Antriebskrafte menschlichen Verhaltens gesehen Die menschlichen Bedurfnisse bilden die Stufen der Pyramide und bauen dieser Theorie gemass aufeinander auf Demnach ist immer ein Bedurfnis verhaltensbestimmend bis es vollends befriedigt ist Erst dann gewinnt das nachsthohere Bedurfnis an Bedeutung und wird verhaltensbestimmend Die Bedurfnisse sind unterteilt in Defizitarbedurfnisse und Wachstumsbedurfnisse Die Defizitarbedurfnisse werden durch die ersten drei Stufen vertreten und unter Wachstumsbedurfnisse fallen die vierte und funfte Stufe Die erste und unterste Stufe umfasst hierbei die fundamentalen existenziellen Bedurfnisse wie z B die Nahrungsaufnahme zum Erhalt der menschlichen Existenz Auf Stufe 2 folgen die Sicherheitsbedurfnisse wie z B ein sicheres Auto durch Airbags Stufe 3 beinhaltet die sozialen Bedurfnisse wie z B durch die Zugehorigkeit zu einer Gruppe Darauf folgt das Bedurfnis nach Anerkennung wie z B durch Verwendung eines Produktes als Statussymbol Auf der letzten Stufe befindet sich das Bedurfnis nach Selbstverwirklichung wie z B durch das Tragen extravaganter Kleidung Die Defizitarbedurfnisse konnen hierbei vollstandig befriedigt werden wohingegen dies bei den Wachstumsbedurfnissen nicht moglich ist Nach Abfolge Bearbeiten Komplementarbedurfnisse sind Bedurfnisse welche erst durch die Befriedigung eines Bedurfnisses hervorgerufen werden Zum Beispiel hat das Bedurfnis nach einer grosseren Wohnung zur Folge dass ein Bedurfnis nach neuen Einrichtungsgegenstanden wie Mobel und Teppiche entsteht Seit man sich zum Ziel gesetzt hat das Bruttoinlandprodukt permanent zu steigern werden durch strategische psychologische Manipulation u a durch Werbe Kampagnen Bedurfnisse Mehrbedarfe geweckt oder erzeugt die die Interessen der Industrie und derer Finanziers nach mehr Absatz bedienen Man kann also von echten und falschen Bedurfnissen in diesem Zusammenhang sprechen Der Gesellschaft wird versucht glaubhaft zu machen dass fur sie ein Bedurfnis bestehe bzw ein neues Bedurfnis entstanden sei Nach Bewusstheit Bearbeiten Bedurfnisse die von uns konkret verspurt werden wie beispielsweise das Verlangen nach Lob oder Nahrung werden als bewusste oder offene Bedurfnisse bezeichnet Andere die unterschwellig empfunden werden sind den latenten oder verdeckten Bedurfnissen zuzuordnen Sie schlummern im Verborgenen und konnen zu offenen Bedurfnissen werden wenn sie geweckt werden Dies geschieht sehr haufig durch Werbung Bedurfniserweckung Nach Art der Befriedigung Bearbeiten Individualbedurfnisse konnen von einem Menschen alleine befriedigt werden z B das Bedurfnis zu essen Kollektivbedurfnisse konnen nur von einer ganzen Gemeinschaft z B Familie befriedigt werden z B das Bedurfnis nach Sicherheit Bedurfnis in der Humanistischen Tradition BearbeitenAus der Notwendigkeit eine anwendbare Methode fur Konfliktlosung zu finden entwickelte Marshall B Rosenberg Schuler des Humanisten Carl Rogers das Modell der gewaltfreien Kommunikation Aus diesem Modell entstand ein Bedurfnisbegriff der erganzend zu Definitionen aus der Motivationspsychologie verwendet werden kann Bedurfnisse in Rosenbergs Sinn sind allen Menschen der Art nach gemein Bedurfnisse sind demnach unabhangig von Zeiten Epochen Orten Regionen Kulturen und Personen Bedurfnisse verschiedener Individuen stehen einander nie entgegen sondern lediglich die Strategien die zur Erfullung der Bedurfnisse angewandt werden Bedurfnisse sind allgemein Wunsche unterscheiden sich von Bedurfnissen dadurch dass sie bereits eine Konkretionsstufe in Richtung auf Strategien darstellen Will man einen tieferen Einblick in die Ursachen des Problems oder Konflikts bekommen mussen Bedurfnisse klar von Strategien getrennt werden Ein Mensch hat in jedem Moment Bedurfnisse die sich durch Gefuhle bemerkbar machen Es wird hier unterschieden zwischen Gefuhlen die anzeigen dass Bedurfnisse erfullt sind und Gefuhlen die anzeigen dass Bedurfnisse nicht erfullt sind Einige Bedurfnisse in Kernbegriffen zusammengefasst sind nach diesem Modell physische Bedurfnisse Sicherheit Verstandnis oder Empathie Kreativitat Liebe Intimitat Spiel Erholung Autonomie Sinn Bedurfnis in der Selbstbestimmungstheorie BearbeitenNach der von Deci und Ryan 2000 2008 45 begrundeten Selbstbestimmungstheorie SDT haben sich im Laufe der Evolutionsgeschichte der Menschheit drei universelle psychologische Grundbedurfnisse herausgebildet die eine optimale Anpassung des Individuums an seine jeweilige physikalische und soziale Umwelt sicherstellen Es sind dies einmal das Bedurfnis nach Kompetenz das sich beispielsweise in einer Freude am Lernen aussert dann das Bedurfnis nach sozialer Eingebundenheit das auch den Wunsch einschliesst selbst eine Bedeutung fur andere zu haben und schliesslich das Bedurfnis nach Autonomie das hier verstanden wird als die tief im Organismus verwurzelte Tendenz zur Selbstregulation der eigenen Handlungen und Koharenz seiner Verhaltensziele Das Bedurfnis nach Autonomie ist dabei also nicht mit einem Bedurfnis nach Unabhangigkeit von anderen Personen oder von bestimmten Situationen zu verwechseln 46 Nach der Selbstbestimmungstheorie unterscheiden sich die drei genannten psychologischen Grundbedurfnisse prinzipiell von physiologischen Bedurfnissen die in der Regel zu einem Verhalten fuhren das einen durch einen Mangel hervorgerufenen Erregungszustand beruhigen soll Dagegen wirken sich die psychologischen Grundbedurfnisse bei jeglichem Verhalten sowohl auf die Art und Starke der Motivation als auch auf die Herausbildung von damit zusammenhangenden Verhaltenszielen oder Motiven aus Je besser namlich mit dem Verhalten zugleich diese Grundbedurfnisse befriedigt werden konnen desto hoher ist die Qualitat dieses Verhaltens in Bezug auf Kreativitat Problemloseverhalten und Durchhaltevermogen desto mehr ist das Verhalten mit Wohlbefinden verbunden und desto erfolgreicher sind die zugehorigen Internalisierungsprozesse Insofern grenzt sich innerhalb der Psychologie die Selbstbestimmungstheorie von den klassischen Bedurfnistheorien SDT in wesentlichen Punkten ab 47 Bedurfnis in den Wirtschaftswissenschaften BearbeitenBedurfnis ist in der Wirtschaftswissenschaft die Empfindung eines Mangels mit dem Ziel diesen zu beseitigen Allgemeines Bearbeiten Die Kettenglieder Mangel Bedurfnis Bedarf und Nachfrage werden oft synonym verwendet mussen aber wirtschaftswissenschaftlich voneinander unterschieden werden Ein objektiver Mangel tritt bei allen Wirtschaftssubjekten auf Privathaushalte Unternehmen oder Staat mit seinen Untergliederungen und wird zum Bedurfnis wenn er subjektiv durch Wirtschaftssubjekte wahrgenommen wird und ein Anreiz zur Bedurfnisbefriedigung besteht 48 Es kommt nicht auf den objektiven Mangel sondern auf den subjektiv empfundenen Mangel an Ein Bedurfnis wird zum Bedarf wenn es mit konkreten Gutern oder Dienstleistungen konfrontiert wird die der Beseitigung dieses Mangels dienen konnen Das subjektive vorokonomische Bedurfnis konkretisiert sich durch den okonomisch relevanten Bedarf 49 Bedarf ist die Art und oder Menge der zur Bedurfnisbefriedigung eines Wirtschaftssubjektes notwendigen Guter und Dienstleistungen Wenn der Bedarf zu einer Kaufentscheidung fuhrt wird von Nachfrage gesprochen Ursprung Bearbeiten Alle Menschen haben unabhangig von der geltenden Wirtschafts und Gesellschaftsordnung unbegrenzte Bedurfnisse oder Mangelempfindungen und das Ziel diese Mangel zu beseitigen Bedurfnisse treten abhangig von Zeit und Raum auf 50 Das Bedurfnis ist eine abstrakte Mangelempfindung das von den Rahmenbedingungen abhangig ist und einen naturlichen Ursprung etwa Hunger aufweist gesellschaftlich begrundet ist Strassenbau oder aus einer Mischung von beiden besteht 51 Physiologische Bedurfnisse sind materieller oder immaterieller Art wie Nahrung Kleidung Wohnung Gesundheitsversorgung Freizeit oder Sicherheit Psychologische Bedurfnisse sind etwa Freundschaft soziale Beziehungen oder Anerkennung Theorie der limitierten und universellen Grundbedurfnisse nach Max Neef BearbeitenDer Okonom Manfred Max Neef sieht Bedurfnisse nicht nur als Mangel sondern zugleich als individuelle und kollektive menschliche Potenziale Konzept der Interaktion fester GrundbedurfnisseIm Unterschied zur traditionellen Auffassung dass menschliche Bedurfnisse unbegrenzt seien standigen Wandlungen unterlagen und sich von einer Kultur zur anderen veranderten und in jeder historischen Entwicklungsphase unterschiedlich seien geht Max Neef davon aus dass die menschlichen Grundbedurfnisse begrenzt stillbar zahlenmassig gering und klassifizierbar weil sozial universal unabhangig von Person Ort Kultur historischer Epoche sind Sie stunden miteinander in einer Wechselbeziehung und interagierten TaxonomieEr schlagt fur eine Taxonomie der menschlichen Grundbedurfnisse folgende neun axiologische Wertkategorien vor Subsistenz spanisch subsistencia englisch subsistence Schutz spanisch proteccion englisch protection Zuwendung spanisch afecto englisch affection Verstandnis Verstehen sich entwickeln spanisch entendimiento englisch understanding Partizipation spanisch participacion englisch participation Musse Entspannung Spiel spanisch ocio englisch leisure Kreativitat spanisch creacion englisch creation Identitat spanisch identidad englisch identity Freiheit spanisch libertad englisch freedom Schrittweise Evolution der GrundbedurfnisseMax Neef vermutet dass die Grundbedurfnisse im Takt mit der Evolution des Menschen entstanden seien so seien Identitat und Freiheit vermutlich junger als die ubrigen wahrend ein zehntes Transzendenz vielleicht erst in Zukunft so universell sein werde Dynamik und Kontext der GrundbedurfnisseBedurfnisbefriedigung ist nach Max Neef ein dynamischer Prozess charakterisiert durch Gleichzeitigkeit Komplementaritat und Kompensation Trade off und findet auf unterschiedlichen Niveaus und mit unterschiedlicher Intensitat statt sowie in dreifachem Kontext in Beziehung mit sich selbst Eigenwelt in Beziehung mit der sozialen Gruppe Mitwelt in Beziehung mit der Umwelt Max Neef halt es fur unerlasslich Bedurfnisse von Befriedigern zu unterscheiden Siehe auch BearbeitenBedarfsgerechtigkeit Lebenstrieb Sexualitat des MenschenLiteratur BearbeitenEdward L Deci Richard M Ryan Self Determination Theory A Macrotheory of Human Motivation Development and Health In Canadian Psychology 49 2008 S 182 185 Jorg Disse Desiderium Eine Philosophie des Verlangens Stuttgart 2016 Heckhausen Jutta Heckhausen Heinz Motivation und Handeln 4 Auflage Berlin 2010 Agnes Heller Theorie der Bedurfnisse bei Marx Mit einem Vorwort von Pier Aldo Rovatti Berlin 1976 neue Ausgabe VSA Verlag Hamburg 2022 ISBN 978 3 96488 149 6 Abraham Maslow A Theory of Human Motivation In Psychological Revue 50 1943 S 370 396 Klaus Schubert Martina Klein Das Politiklexikon 5 aktualisierte Auflage Bonn 2011 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Bedurfnis Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Bedurfnis Zitate http www bpb de nachschlagen lexika politiklexikon 17162 beduerfnis Datei Spektrum menschlicher Bedurfnisse svg SVG 100 kB Einzelnachweise Bearbeiten Bedurfnis das Eintrag auf der Webseite dwds de Abgerufen am 8 Marz 2021 Bedurfnis das Eintrag auf der Webseite duden de Abgerufen am 8 Marz 2021 Bedurfnis Eintrag auf der Webseite dorsch hogrefe com Abgerufen am 8 Marz 2021 Bedurfnis Eintrag auf der Webseite enzyklo de Abgerufen am 8 Marz 2021 K H Nusser W Schirmacher Neigung In J Ritter K Grunder Hrsg Historisches Worterbuch der Philosophie Schwabe Basel 1984 online T v Aquin Summa theologiae I II 94 2 In G Emmenegger Hrsg Bibliothek der Kirchenvater 2022 online J Beckmann H Heckhausen Situative Determinanten des Verhaltens In J Heckhausen H Heckhausen Hrsg Motivation und Handeln 4 Auflage Springer Berlin 2010 S 76ff J Kuhl Individuelle Unterschiede in der Selbststeuerung In J Heckhausen H Heckhausen Hrsg Motivation und Handeln 4 Auflage Springer Berlin 2010 S 339 V Brandstatter J Schuler R M Puca L Lozo Motivation und Emotion Springer Berlin 2013 S 11 W McDougall An Introduction to Social Psychology 6 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