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Als Nachfrage wird in der Mikrookonomie das Streben der Wirtschaftssubjekte nach Gutern oder Dienstleistungen zu einem bestimmten Preis bezeichnet die der Bedarfsdeckung dienen Komplementarbegriff ist das Angebot Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Nachfrage und Preis 3 Nachfrage und Einkommen 4 Nachfrageinterdependenzen 5 Wirtschaftliche Aspekte 6 Siehe auch 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAls Nachfrager kommen alle Wirtschaftssubjekte in Betracht Privathaushalte Unternehmen Staat mit Gebietskorperschaften sowie das Ausland Unternehmen sind zwar die typischen Anbieter beim Guterangebot tauchen jedoch gleichzeitig bei der Beschaffung etwa von Rohstoffen fur die Produktion Faktormarkt auch als Nachfrager auf 1 Bei der Nachfrage muss das Wirtschaftssubjekt auf einem Markt als Marktteilnehmer auftreten und als Gegenleistung fur das vom Anbieter offerierte Handelsobjekt den Kaufpreis in Geld Geldwirtschaft oder anderen Gutern Dienstleistungen Tauschwirtschaft entrichten Je nach Handelsobjekt wird dabei zwischen Produktionsfaktoren auf dem Faktormarkt Devisen Devisenmarkt Geld Geldmarkt Gutern Gutermarkt Kapital Kapitalmarkt oder Krediten Kreditmarkt unterschieden 2 Entsprechend heisst die Nachfrage dann konkret Faktornachfrage Devisennachfrage Geldnachfrage Guternachfrage Kapitalnachfrage oder Kreditnachfrage Die Guternachfrage richtet sich entweder auf Konsumguter Konsumguternachfrage oder Investitionsguter Investitionsguternachfrage den zwei wesentlichsten okonomischen Grossen des Gutermarkts Die Nachfrager beachten bei ihrer Nachfrage entweder das Ziel der Gewinnmaximierung Unternehmen oder der Nutzenmaximierung Privathaushalte und Staat Nachfrage und Preis Bearbeiten nbsp Negativer Zusammenhang zwischen Preis und nachgefragter Menge in der NachfragekurveDie Nachfragefunktion ist eine mathematische Funktion als Abhangigkeit der mengenmassigen Nachfrage eines Wirtschaftssubjekts nach einem Gut von dessen Preis dem Preis anderer Guter und dem Einkommen des Wirtschaftssubjekts 3 Die Marshallsche Nachfragefunktion druckt dabei die direkte Abhangigkeit der von einem Gut nachgefragten Menge nur vom Preis dieses Gutes aus Die Wirtschaftstheorie erfasst mit Hilfe von Nachfragefunktionen das Nachfrageverhalten 4 wobei allein Angebot und Nachfrage fur die Preisbildung verantwortlich sind Das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage schafft schliesslich das Marktgleichgewicht Grafisch bestimmt der Schnittpunkt der Nachfragekurve mit der Ordinate den Prohibitivpreis welcher derart hoch liegt dass die Nachfrage auf null zuruckgeht Der Schnittpunkt auf der Abszisse kennzeichnet die Sattigungsmenge bei einem Preis von null 5 Die Nachfrageelastizitat dabei ist das Verhaltnis der relativen Anderung der Guternachfrage zu der sie verursachenden relativen Preisanderung desselben Gutes 6 Das erste Gesetz der Nachfrage geht davon aus dass normalerweise bei einem niedrigeren Preis eine grossere und bei einem hoheren Preis fur ein Gut eine kleinere Menge nachgefragt wird Fur die Geltung dieser Regel ist es relativ unbedeutend ob sich die Nachfrager rational oder irrational verhalten weil ihr Konsumverhalten allein durch die Begrenztheit ihres Geldes bestimmt wird 7 Das zweite Gesetz der Nachfrage besagt dass Preis und Einkommensanderungen im Zeitverlauf zu flacheren Nachfragekurven fuhren was mit Nachfrageelastizitaten erklart werden kann 8 Nachfrage und Einkommen BearbeitenOhne Zweifel kommt dem Einkommen als Bestimmungsgrosse fur die Nachfrage eine uberragende Rolle zu 9 Aus dem Einkommen oder ausnahmsweise dem Vermogen wird bei der Nachfrage der Kaufpreis bestritten Mikrookonomisch betrachtet wird die Guternachfrage durch Guterpreise durch die Preise von allen anderen Gutern im Warenkorb durch das Einkommen und von den Praferenzen der Kaufer bestimmt In der Nachfragetheorie wird die Elastizitat der Nachfrage in Bezug auf das Einkommen als Einkommenselastizitat bezeichnet Die Intensitat dieses Zusammenhangs ist untrennbar mit der Guterart verbunden 10 Dann ergibt sich folgende Einteilung 11 Einkommenselastizitat Einkommen Nachfrage Guterart lt 0 negativ Einkommen steigt Nachfrage sinkt inferiores Gut0 Nachfrage ist unabhangig vom Einkommen neutrales Gut gt 0 positiv Einkommen steigt Nachfrage steigt normales Gut gt 0 und lt 1 Einkommen steigt Nachfrage steigt unterproportional relativ inferiores Gut gt 1 Einkommen steigt Nachfrage steigt uberproportional superiores GutDiese Elastizitat ist bei normalen Gutern positiv d h bei Einkommenssteigerungen nimmt auch die Nachfrage zu Bei lebensnotwendigen Gutern etwa Lebensmitteln ist sie dem Engelschen Gesetz zufolge kleiner als eins lt 1 Steigt das Einkommen um 10 Prozent erhoht sich die Nachfrage nach Lebensmitteln unterproportional beispielsweise um 7 Prozent Bei superioren Gutern wie Luxusgutern ist entsprechend die Einkommenselastizitat grosser als eins gt 1 so dass bei steigendem Einkommen die Nachfrage uberproportional wachst Negative Einkommenselastizitaten weisen inferiore Guter auf bei denen bei gegebenen Preisen und steigendem Einkommen die Nachfrage sogar sinkt Die Einkommensunabhangigkeit der neutralen Guter gilt nur mikrookonomisch Hat ein Nachfrager uberhaupt kein Einkommen um beispielsweise teure Medikamente nachzufragen muss entweder die Krankenversicherung aushelfen oder die Nachfragemenge betragt null bei einem Einkommen von null 12 Deshalb erhalt der einkommenslose Krankenversicherte sein Insulin der nicht Versicherte in Afrika aber keine Aids Medikamente Nachfrageinterdependenzen BearbeitenAls Nachfrageinterdependenzen werden Interdependenzen zwischen den Nachfragefunktionen verschiedener Wirtschaftssubjekte bezeichnet 13 Hierbei wird unterschieden zwischen dem Mitlaufereffekt Snobeffekt und Veblen Effekt Beim Mitlaufereffekt ist die Nachfrage nach einem Gut umso hoher je grosser die von anderen Wirtschaftssubjekten gekaufte Menge dieses Guts ist Beim Snobeffekt dagegen wird die Nachfrage eines Wirtschaftssubjekts negativ von der Nachfrage anderer Wirtschaftssubjekte beeinflusst Liegt der Veblen Effekt vor so fragt das Wirtschaftssubjekt im Streben nach dem sozialen Status umso mehr von einem Gut nach je hoher der Preis ist den die Nicht Kaufer vermuten Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDie Nachfrage steht am Ende der Kettenglieder Mangel Bedurfnis Bedarf und Nachfrage Ein objektiver Mangel tritt bei allen Wirtschaftssubjekten auf und wird zum Bedurfnis wenn er subjektiv durch Wirtschaftssubjekte wahrgenommen wird und ein Anreiz zur Bedurfnisbefriedigung besteht 14 Es kommt nicht auf den objektiven Mangel sondern auf den subjektiv empfundenen Mangel an Ein Bedurfnis wird zum Bedarf wenn es mit konkreten Gutern oder Dienstleistungen konfrontiert wird die der Beseitigung dieses Mangels dienen konnen Das subjektive vorokonomische Bedurfnis konkretisiert sich durch den okonomisch relevanten Bedarf 15 Bedarf ist die Art und oder Menge der zur Bedurfnisbefriedigung eines Wirtschaftssubjektes notwendigen Guter und Dienstleistungen Wenn der Bedarf zu einer Kaufentscheidung fuhrt wird von Nachfrage gesprochen Die Wirtschaftstheorie erfasst das Nachfrageverhalten durch mathematische Funktionsgleichungen Nachfragefunktionen welche die nachgefragte Menge in Abhangigkeit vom Preis oder Einkommen angibt Man unterscheidet in der Mikrookonomie die Individualnachfrage eines Wirtschaftssubjekts nach einem Gut und die aggregierte Marktnachfrage 16 In der Makrookonomie bestehen die Makrodaten aus der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage die sich aus der Nachfrage auf den verschiedenen Teilmarkten zusammensetzt In der neoklassischen Preistheorie wird angenommen dass unter Wettbewerbsbedingungen partialanalytisch der aktuelle Preis eines Gutes durch die Schnittstelle der Gesamtangebots und Gesamtnachfragekurve fur dieses Gut bestimmt wird In der allgemeinen Gleichgewichtsanalyse werden die Preise aller Guter durch die simultane Gleichsetzung des Gesamtangebots und der Gesamtnachfrage auf allen Markten bestimmt Wie weit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage durch Lohnerhohungen langfristig gesteigert werden kann wie dies von Gewerkschaften gelegentlich mit Bezug auf die Kaufkrafttheorie der Lohne propagiert wird ist fraglich Fuhren Lohnerhohungen zur Steigerung der Nachfrage kann die Lohn Preis Spirale in Gang gesetzt werden was eine Inflation auslosen oder verstarken kann Hohere Lohne fuhren zwar einerseits kurzfristig zu mehr Einkommen sie konnen aber auch dazu fuhren dass Unternehmen Arbeitskrafte im Rahmen der Rationalisierung durch Kapital beispielsweise Maschinen ersetzen Faktorsubstitution und die Produktivitat steigern Dadurch geht dann die Zahl der Einkommensbezieher und die Nachfrage zuruck Lohnerhohungen die uber die Grenzproduktivitat der Arbeit hinausgehen fuhren bei substitutionaler Produktionsfunktion unter Beachtung des Ziels der Kostensenkung zu Verschiebungen des Faktoreinsatzverhaltnisses zu Lasten der Arbeit sie wird teilweise durch Kapital ersetzt Bei der okonomischen Analyse ist zu beachten dass mit steigendem Aggregationsgrad also je mehr individuelle Akteure und einzelne Guter zusammengefasst werden die ceteris paribus Klausel immer problematischer wird da eben nicht mehr davon ausgegangen werden kann dass ubrige Umstande Einkommen Nachfragestruktur von den in einer aggregierten Nachfragefunktion oder kurve darstellbaren Anderungen von Preisen und Nachfragemengen unberuhrt bleiben Diese Schwierigkeit umgehen die Modelle eines allgemeinen Gleichgewichts Siehe auch BearbeitenNachfrage Nachfragemonopol Slutsky Zerlegung Preiseffekt Alternative Erklarungsansatze zum Nachfrageverhalten von Haushalten Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Scholer Grundlagen der Mikrookonomik 2004 S 127 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 389 Michael Hohlstein Lexikon der Volkswirtschaft 2009 S 499 Reinhold Sellien Gablers Wirtschafts Lexikon Band 4 1977 Sp 411 f Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 389 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 389 f Wolfgang J Koschnick Management 1996 S 224 Heinz Dieter Hardes Alexandra Uhly Grundzuge der Volkswirtschaftslehre 2007 S 123 Eberhard Utecht Die Nachfrage nach Lebensversicherungsschutz 1973 S 133 Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft 1980 S 305 ff Susanne Wied Nebbeling Helmut Schott Grundlagen der Mikrookonomik 2005 S 52 Lothar Wildmann Einfuhrung in die Volkswirtschaftslehre Mikrookonomie und Wettbewerbspolitik 2007 S 139 Michael Hohlstein Lexikon der Volkswirtschaft 2009 S 500 Steffen Flessa Grundzuge der Krankenhausbetriebslehre 2007 S 33 Jorg Freiling Martin Reckenfelderbaumer Markt und Unternehmung 2005 S 85 f Dirk Piekenbrock Gabler Kompakt Lexikon Wirtschaft 2010 S 311Normdaten Sachbegriff GND 4041036 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachfrage Mikrookonomie amp oldid 232813214