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Als Produktionsfaktor bezeichnet man in der Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre jene in der Produktion verwendeten materiellen und immateriellen Guter deren Einsatz englisch input zur Herstellung anderer Guter oder Dienstleistungen aus technischen oder wirtschaftlichen Grunden erforderlich ist Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Produktionsfaktoren in der Volkswirtschaftslehre 3 Produktionsfaktoren in der Betriebswirtschaftslehre 3 1 Elementarfaktoren und dispositive Faktoren 3 2 Repetierfaktoren und Potentialfaktoren 3 3 Betriebsmittel 3 4 Werkstoffe 3 5 Originare und derivative Faktoren 3 6 Weiterentwicklung und neue Faktoren 4 Produktionsfaktoren in der Kosten und Leistungsrechnung 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDa die Erkenntnisobjekte in Betriebs und Volkswirtschaftslehre unterschiedlich sind unterscheiden sich in beiden Einzelwissenschaften auch Begriffsinhalt und Begriffsumfang der Produktionsfaktoren Deshalb ist beispielsweise in beiden Disziplinen die Definition des Produktionsfaktors Arbeit nicht deckungsgleich 1 Produktionsfaktoren der Volkswirtschaftslehre Produktionsfaktoren der BetriebswirtschaftslehreArbeit dispositive Arbeitausfuhrende ArbeitBoden Werkstoffe Roh Hilfs und Betriebsstoffe Kapital in der VWL nicht Geld sondern Produktionsmittel BetriebsmittelVon der Betriebswirtschaftslehre wurde die volkswirtschaftliche Einteilung der Produktionsfaktoren nicht ubernommen weil sie Wolfgang Kilger zufolge fur die Behandlung einzelwirtschaftlicher Probleme unzweckmassig ist 2 Auch Produktionsfaktoren sind ein Handelsobjekt und zwar auf dem Faktormarkt wo ihr Marktpreis als Faktorpreis bezeichnet wird Ihre Beschaffung auf dem Faktormarkt verursacht fur die Nachfrager Faktorkosten Produktionsfaktoren in der Volkswirtschaftslehre BearbeitenDie klassische Volkswirtschaftslehre kennt seit Adam Smith insbesondere seit David Ricardo die Faktoren Arbeit Kapital und Boden Jean Baptiste Say fugte 1845 diesem Faktorsystem die unternehmerische Tatigkeit hinzu 3 Neuerdings werden haufig auch Wissen Humankapital 4 oder die Energie als eigenstandiger Produktionsfaktor identifiziert 5 Da diese Produktionsfaktoren knapp sind haben sie in der klassischen Nationalokonomie einen Preis der bei der Arbeit Lohn beim Boden Bodenrente und beim Kapital Zins heisst Der Begriff Boden umfasste ursprunglich den Ackerboden wurde im Zuge der Ausbeutung von Bodenschatzen dann zunachst auf diese erweitert Angesichts der zunehmenden Verknappung von Produktionsmitteln wie Luft und Wasser wird in der Volkswirtschaftslehre mittlerweile auch vom Produktionsfaktor Natur oder Umwelt gesprochen Trager des Faktors Arbeit ist die auf Einkommenserzielung ausgerichtete Tatigkeit der Menschen Die Produktion aller Guter nimmt zwar ihren Ausgang bei den Stoffen der Natur doch die Natur bietet keine gebrauchsfertigen Guter sie bietet nur Rohstoffe bzw Energiequellen die der Mensch erst gewinnen oder erschliessen muss Dafur muss er Arbeit aufwenden Dieser Produktionsfaktor hat eine quantitative Seite die Zahl der Arbeitskrafte und eine qualitative Seite der Ausbildungsstand der Arbeitskrafte Der Faktor Kapital ist jener Teil des Produktionsergebnisses fruherer Perioden der zur Produktion in der betrachteten Periode beitragt Anders ausgedruckt ist Sachkapital das physische Ergebnis von in der Vergangenheit geleisteter Arbeit Der Okonom unterscheidet Sachkapital auch Realkapital genannt und Geldkapital Das Sachkapital sind produzierte Produktionsmittel also beispielsweise Gebaude Maschinen und Werkzeuge Unter Geldkapital wird Geld verstanden das als allgemeines Tauschmittel durch Investitionen in Sachkapital umgewandelt oder alternativ fur Konsumzwecke verwendet werden kann Die Produktionsfaktoren sind regelmassig begrenzt substituierbar ersetzbar Die Bildung von Kapital kann z B die Produktivitat der Arbeit erhohen Aufgrund der hohen Elastizitat des Produktionsfaktors Energie ist ein hoher okonomischer Druck vorhanden im Rahmen der technischen und organisatorischen Randbedingungen den Faktor Arbeit durch das Paar Energie und Kapital zu ersetzen Produktionsfaktoren in der Betriebswirtschaftslehre BearbeitenDie einzelbetriebliche Betrachtung erfordert eine genauere Begriffsdifferenzierung fur die Produktionsfaktoren Eine klassische Unterscheidung wurde von Erich Gutenberg vorgenommen 6 und hat sich fast unverandert bis heute durchgesetzt Sie wird durch die beiden Begrifflichkeiten Repetierfaktoren und Potentialfaktoren von Edmund Heinen erganzt die in die folgende Darstellung integriert wurde Produktionsfaktoren nach Gutenberg Elementarfaktoren dispositive FaktorenRepetierfaktoren PotentialfaktorenWerkstoffe Betriebsmittel Ausfuhrung menschliche Arbeit am Objekt Leitung Planung Organisation KontrolleRohstoffe Hilfsstoffe Betriebsstoffe materielle Betriebsmittel immaterielle Betriebsmitteloriginare Faktoren derivative FaktorenElementarfaktoren und dispositive Faktoren Bearbeiten Erich Gutenberg etablierte die oberste Aufteilung der Produktionsfaktoren Die menschliche Arbeit teilt er in objektbezogene Arbeit Ausfuhrung Arbeit am Erzeugnis und dispositive Arbeit Leitung unterstutzt durch Planung Organisation und Kontrolle ein Die menschliche Arbeit sowie die Faktoren Betriebsmittel und Werkstoffe nennt Gutenberg Elementarfaktoren des betrieblichen Produktionsprozesses Der dispositive Faktor erganzt die Elementarfaktoren laut Gutenberg zu einer produktiven Einheit Der dispositive Faktor ist hinsichtlich der optimalen Faktorkombination wichtig und bildet den planerischen und strategisch operativen Einsatz der Elementarfaktoren im Unternehmen ab Es handelt sich also um ein immaterielles Gut welches nur im begrenzten Umfang substituiert werden kann Repetierfaktoren und Potentialfaktoren Bearbeiten Die Elementarfaktoren werden weiter nach ihrer Verwendung unterschieden Wird der Faktor im Prozess der Leistungserstellung unmittelbar verbraucht oder physikalisch bzw chemisch umgewandelt spricht man von Repetierfaktoren nach Heinen bzw Verbrauchsfaktoren nach Gutenberg Um eine kontinuierliche Produktion gewahrleisten zu konnen mussen diese Guter standig neu beschafft werden Faktoren die zur Leistungserstellung lediglich mittelbar verbraucht bzw gebraucht werden bezeichnet man als Potential oder Bestandsfaktoren Sie sind in der Regel nicht teilbar 7 Betriebsmittel Bearbeiten Die Gruppe der Betriebsmittel nimmt in diesem Schema eine Sonderstellung ein da sie sich den Repetier sowie Potentialfaktoren zuordnen lasst Betriebsmittel die dem Gebrauch dienen gehoren zu den Potentialfaktoren und lassen sich einerseits in materielle Grundstucke Gebaude Anlagen Geldmittel und immaterielle Betriebsmittel Rechte Lizenzen Patente Wissen Informationen unterteilen Ausserdem erfolgt eine Abgrenzung der Betriebsmittel die verbraucht werden zu denen die so genannten Betriebsstoffe Energie Treib Schmier und Putzstoffe gehoren Verzichtet man auf die Einteilung in Repetier und Potentialfaktoren konnen die Betriebsstoffe ganzlich den Werkstoffen zugeordnet werden Eine Subordinierung die ebenfalls weitestgehend anerkannt und akzeptiert wird 8 Werkstoffe Bearbeiten Die Gruppe der Werkstoffe unterteilt sich neben der Moglichkeit der Betriebsstoffe in die Gruppen Hilfs und Rohstoffe Rohstoffe sind in diesem Fall ein wesentlicher Bestandteil des endgultigen Produktes wie z B das Holz fur einen Holzstuhl Hilfsstoffe sind kein wesentlicher Bestandteil des Produktes wie der Holzkleber fur den Holzstuhl Originare und derivative Faktoren Bearbeiten Zu den originaren Faktoren gehoren die Elementarfaktoren sowie der Teil menschlicher Arbeit der in Betriebs und Geschaftsleitung uber die Kombination und den Einsatz der Elementarfaktoren entscheidet Leitung Die Leitung wird dabei durch die derivativen abgeleiteten Faktoren wie Planung Organisation und Kontrolle unterstutzt Bei dem Versuch die betriebswirtschaftlichen Grundprobleme der Gestaltung eines optimalen guterwirtschaftlichen Gleichgewichts zu erfassen und zu analysieren spielt die Bereitstellung der Produktionsfaktoren eine entscheidende Rolle In der Phase der Bereitstellung der Elementarfaktoren gilt es vor allem die Produktionsfaktoren in der erforderlichen Art Gute und Menge rechtzeitig und am richtigen Ort fur den Kombinationsprozess bereitzustellen Dabei ist gemass dem okonomischen Prinzip darauf zu achten dass die Bereitstellungskosten minimiert werden Die Bereitstellung hat dabei zwei Aufgaben Erstens die technische Aufgabe der Bereitstellungsplanung Das heisst fur eine storungsfreie Produktion eingehaltene Fertigungstermine Erfullung der Qualitatsstandards u a Sorge zu tragen Zweitens die okonomische Aufgabe welche aus den Erfolgszielen des Unternehmens abzuleiten ist Weiterentwicklung und neue Faktoren Bearbeiten Das von Gutenberg entwickelte klassische System ist vor allem auf die Produktion und Industriebetriebe ausgelegt Mit der zunehmenden Bedeutung des Tertiarsektors d h dem Vordringen des Dienstleistungssektors stieg die Bedeutung der Mitwirkung der Kunden an der Leistungserstellung und ihrer Integration Rudolf Maleri hat deshalb 1970 den Begriff des externen Produktionsfaktors gepragt fur den zur Leistungserstellung zwingend notwendigen Beitrag aktiv oder passiv weiterer Leistungserbringer ausserhalb des Unternehmens 9 Hans Dieter Deppe vervollstandigte das Produktionsfaktorsystem Gutenbergs in der Bankbetriebslehre um den monetaren Faktor mit seinen beiden Bestandteilen Haftungsleistung und Zahlungsleistung ein In seinem Werk beschreibt er auch Produktionsfunktionen fur den monetaren Faktor 10 Eine besondere Rolle spielt der Faktor Zeit im Handel Der Eigenart der Handelsbetriebe entsprechend die im Regelfall keine Werkstoffe einsetzen werden bei ihnen die Begriffe produktive Faktoren oder Leistungsfaktoren dem Begriff Produktionsfaktor allerdings oft vorgezogen Neben den primaren Leistungsfaktoren Arbeit Ware Raum und sachliche Betriebsmittel setzen Handelsbetriebe sekundare Leistungsfaktoren ein zu letzteren zahlt der Faktor Zeit auch Quasi Produktionsfaktor genannt Der moglichst optimale Einsatz von Zeit ist nicht nur bei den einzelnen Leistungsfaktoren zu berucksichtigen sondern auch auf allen vier Markten des Handelsbetriebs Beschaffungs Absatz Konkurrenzmarkt und internem Markt Schenk hat nicht weniger als 66 Felder zusammengestellt auf denen Zeitprobleme wegen ihres unmittelbaren Einflusses auf die betriebliche Leistungs und Kostensituation gelost werden mussen und Zeitmanagement betrieben werden muss Sie reichen von der Ablauforganisation uber Inventurdifferenzen Kundenlaufstudien Ladenoffnungszeiten Lagerumschlagshaufigkeit oder Skontoverzinsung bis hin zu Zeitrabatt oder zeitlicher Preisdifferenzierung 11 Walther Busse von Colbe und Gert Lassmann fuhren als Erganzung Gutenbergs die offentlichen Leistungen des Staates der Gemeinden Gemeindeverbande Kreditinstitute und Versicherungen ein Helmut Kurt Weber prazisiert 1980 diesen Zusammenhang und fuhrt das Rechtssystem das vorher als Teil des Produktionsfaktors Kapital gesehen wurde als eigenstandige Kategorie im Faktorsystem Wissen etabliert sich zunehmend als vierter eigenstandiger Produktionsfaktor obwohl es zumindest implizit schon in Gutenbergs dispositivem Faktor abgedeckt ist Peter Drucker beschrieb 1968 erstmals Wissen als wichtigen Produktionsfaktor und fuhrte dabei den Begriff der Informationsgesellschaft englisch knowledgte society ein 12 Information wird als Ressource im Leistungserstellungsprozess verwendet Dabei kann zusatzliches entscheidungsrelevantes Wissen entstehen siehe Wissensmanagement Dies gilt zumindest fur diejenigen Informationen die nach dem Eingang in die Produktion verbraucht werden d h ihren wirtschaftlichen Wert verlieren Jedoch ist es umstritten ob auch andere Arten von Information als Produktionsfaktor gelten konnen Produktionsfaktoren in der Kosten und Leistungsrechnung BearbeitenHauptaufgabe der Kosten und Leistungsrechnung KLR ist der Nachweis des Werteverzehrs von betriebswirtschaftlichen Produktionsfaktoren bezogen auf die Wertschopfungskette in einer Rechnungsperiode Der Einsatz der Produktionsfaktoren verursacht Kosten Faktorkosten die durch die erbrachte Leistung am Markt wieder erlost werden mussen In den meisten Betrieben spielt einer der Produktionsfaktoren die wichtigste Rolle was in der Gewinn und Verlustrechnung an der entsprechenden Kostenart abgelesen werden kann Danach werden die Betriebe nach dem vorherrschenden Produktionsfaktor in arbeitsintensive Personalkosten anlagenintensive Abschreibungen kapitalintensive Zinsaufwand Dividenden materialintensive Materialaufwand energieintensive Energiekosten und informationsintensive Kosten fur Informationstechnik Betriebe eingeteilt 13 Bei arbeitsintensiven Betrieben spielen Beschaftigungsrisiken und Tariferhohungen eine wichtige Rolle bei materialintensiven Betrieben besteht eine grosse Abhangigkeit von Lieferanten und meist eine geringe Fertigungstiefe Siehe auch BearbeitenExterner Produktionsfaktor Faktorausstattung ProduktionsmittelLiteratur BearbeitenLiteratur uber Produktionsfaktor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band 1 Die Produktion Springer Verlag Berlin 1983 ISBN 3540056947 Hans Otto Schenk Marktwirtschaftslehre des Handels Gabler Verlag Wiesbaden 1991 ISBN 3 409 13379 8 Henner Schierenbeck Claudia B Wohle Hrsg Grundzuge der Betriebswirtschaftslehre 17 vollig uberarbeitete und aktualisierte Auflage Oldenbourg Verlag Munchen 2008 ISBN 978 3 486 58772 2 Hal R Varian Grundzuge der Mikrookonomie Oldenbourg Verlag Munchen 2004 ISBN 3 486 27453 8 Helmut Kurt Weber Zum System produktiver Faktoren In Zeitschrift fur betriebswirtschaftliche Forschung ZfbF 1980 1056 1063 f Einzelnachweise Bearbeiten Hans Andreas Werner Klausurentraining allgemeine BWL VWL fur Fachwirte 2008 S 62 Wolfgang Kilger Der Faktor Arbeit im System der Produktionsfaktoren in Arbeit und Lohn als Forschungsobjekt der Betriebswirtschaftslehre 1962 S 45 Jean Baptiste Say Ausfuhrliches Lehrbuch der praktischen Okonomie deutsche Ubersetzung 1845 S 121 Olaf Katenkamp Quo vadis Wissensmanagement in Zeitschrift fur Arbeitsforschung Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik Heft 1 2003 S 19 Dietmar Lindenberger Reiner Kummel Energy and the state of nations PDF 548 kB EWI Working Paper No 11 2011 Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band 1 Die Produktion 1951 S 3 ff Sonke Peters Rolf Bruhl Johannes N Stelling Betriebswirtschaftslehre Einfuhrung 2005 S 122 Gunter Wohe Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 19 Auflage 1996 S 93 Rudolf Maleri Betriebswirtschaftliche Probleme der Dienstleistungsproduktion 1970 S 83 ff Hans Dieter Deppe Bankbetriebliches Wachstum 1969 S 18 ff Hans Otto Schenk Marktwirtschaftslehre des Handels Wiesbaden 1991 S 277 279 Peter F Drucker The Age of Discontinuity 1968 S 198 f Heinz Kussmaul Betriebswirtschaftslehre fur Existenzgrunder 2008 S 11 Normdaten Sachbegriff GND 4047353 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Produktionsfaktor amp oldid 232702454