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Unter Faktorausstattung englisch factor endowment versteht man in der Volkswirtschaftslehre die Faktorproportionen zwischen den drei Produktionsfaktoren Arbeit Boden und Kapital in einem Staat Die Faktorausstattung einer Volkswirtschaft beeinflusst Vorteilhaftigkeit und Richtung des Aussenhandels Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Begriffserlauterung 3 Arten 4 Auspragungen der Faktorausstattung 5 Faktorintensitat 6 Faktorausstattung und Aussenhandel 6 1 Modellannahmen mit identischer Faktorausstattung 6 1 1 Historische Einordnung 6 1 2 Erklarung 6 2 Modellannahmen mit unterschiedlicher Faktorausstattung 6 2 1 Historische Einordnung 6 2 2 Erklarung 7 Unzureichende Faktorausstattung 8 Wirtschaftliche Aspekte 9 Literatur 10 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenFaktorproportionen stellen das Verhaltnis des mengenmassigen Einsatzes der verschiedenen Produktionsfaktoren eines Produktionsprozesses 1 oder innerhalb eines Staates dar Grossstaaten konnen ohne weiteres die gleichen Faktorproportionen wie Kleinstaaten haben auch wenn die absolute Faktorausstattung viel grosser ist 2 Die Wirtschaftskraft eines Staates hangt entscheidend von seiner Faktorausstattung ab 3 Es ist daher kein Zufall dass Entwicklungs und Schwellenlander eine geringere oder ungunstigere Faktorausstattung gegenuber Industriestaaten aufweisen 4 Unterschiedliche Faktorausstattung Preisniveau und Produktionsstruktur zwischen den Staaten fordern oder behindern die Faktormobilitat Begriffserlauterung BearbeitenDie Dreiteilung der Produktionsfaktoren in Arbeit Boden und Kapital geht auf die Physiokratie des 18 Jahrhunderts zuruck Sie etablierte sich in der klassischen Volkswirtschaftslehre In neueren Ansatzen werden haufig auch Wissen Humankapital oder die Unternehmensfuhrung als Produktionsfaktor angesehen 5 Arbeit Hauptartikel Arbeit Volkswirtschaftslehre Unter Arbeit wird jede menschliche Tatigkeit verstanden die der Bedurfnisbefriedigung dient und darauf abzielt Einkommen zu erwirtschaften Der Preis der Arbeit ist dabei der Arbeitslohn Hierzu zahlen folglich sowohl die Leistungen der unselbstandig beschaftigten Arbeitnehmer als auch die Leistungen der Unternehmenseigentumer 6 Dabei ist zu beachten dass es bei dem Produktionsfaktor Arbeit erhebliche Qualifikationsunterschiede gibt die fur die Guterproduktion von erheblicher Bedeutung sind So ist beispielsweise nachgewiesen worden dass die USA und andere Industrielander uber einen relativ hohen Bestand an hochqualifizierten Arbeitskraften verfugen Diese Lander zeichnen sich demzufolge durch einen hohen Bestand an Humankapital aus wahrend Entwicklungslander reichlich mit ungelernten unqualifizierten Arbeitskraften ausgestattet sind 7 Boden Hauptartikel Boden Produktionsfaktor Der Produktionsfaktor Boden umfasste ursprunglich nur die land und forstwirtschaftliche Nutzflache wie beispielsweise Acker und Walder Derzeit bezeichnet der Produktionsfaktor Boden zusatzlich den Boden als Standort fur Unternehmen und den Fundort fur Bodenschatze Kohle Eisenerz etc In einigen Ansatzen wird heutzutage der Produktionsfaktor Boden durch den Produktionsfaktor Umwelt naturliche Ressourcen ersetzt der dann die Faktoren Boden Gewasser Fischfang Luft und belebte Natur zusammenfasst 8 Kapital Hauptartikel Kapital Der Produktionsfaktor Kapital untergliedert sich in Sach bzw Realkapital und in Geldkapital Zum Realkapital zahlen alle vorher produzierten Produktionsmittel die an der weiteren Guter und Dienstleistungsproduktion beteiligt sind Die Produktionsmittel lassen sich sowohl in dauerhafte Produktionsmittel als auch nicht dauerhafte Produktionsmittel unterscheiden Zu den dauerhaften Produktionsmitteln gehoren z B Maschinen Gebaude und Lagerbestande Die nicht dauerhaften Produktionsmittel werden von anderen Unternehmen bezogen und fliessen als Vorleistungen in den Produktionsprozess ein z B Rohstoffe Energie 9 Da das Sachkapital folglich den Bestand an Produktionsausrustung bezeichnet ist es mit dem Kapitalstock vergleichbar 10 Das Geldkapital ist vom Sachkapital zu trennen und kritisch zu beurteilen Es umfasst ungebundene Geldmittel wie Banknoten im Umlauf und Kassenbestand Demnach ist es nicht moglich mit Geldkapital Produktionsmittel herzustellen bzw zu produzieren Jedoch kann es als Tauschmittel verwendet werden wobei mittels Investitionen Geldkapital in Sachkapital umgewandelt werden 11 Dementsprechend dient es zur Erneuerung und Erweiterung des Kapitalstocks Dies wirkt sich positiv auf die anderen Produktionsfaktoren Arbeit und Boden aus da durch neue und innovative Maschinen die Arbeit schneller verrichtet werden kann Arten BearbeitenUnterschieden wird zwischen quantitativer und qualitativer Faktorausstattung 12 quantitative Faktorausstattung Arbeit Anteil der Beschaftigten an der Bevolkerung Boden vorhandene Nutzungsarten des Bodens in km Ackerflachen Waldflachen Fischerei der Staatsflache qualitative Faktorausstattung Arbeit Hier wird das Humankapital beruckstigt 13 Hierzu gehoren unter anderem Ausbildung Fachkenntnisse Berufserfahrung Arbeitsmotivation oder Arbeitsqualitat Boden Okologische Landwirtschaft Standortfaktoren Umweltschutz Quantitativ ist der Boden als Staatsflache nicht veranderbar qualitativ dagegen kann die Zusammensetzung der Bodenarten und damit die Landnutzung begrenzt verandert werden Wesentliche Verbesserungen in der Faktorausstattung konnen sich beim Boden durch Exploration von Lagerstatten Rohol im mittleren Osten Gold und Diamanten in Afrika oder Melioration ergeben Die quantitative Faktorausstattung eines Staates bestimmt die Art seiner exportierten Guter und zwar prinzipiell solcher die faktorintensiv mit jenem Produktionsfaktor produziert werden der in diesem Staat am besten verfugbar ist 14 Auspragungen der Faktorausstattung BearbeitenAbsolute FaktorausstattungDie absolute Faktorausstattung druckt sich in absoluten Zahlen aus also wie viele Einheiten eines Produktionsfaktors tatsachlich in einer Volkswirtschaft vorhanden sind Beispiele dafur waren die absolute Anzahl an Arbeitskraften oder Maschinen Oft ist es jedoch sinnvoll den einen Produktionsfaktor in ein Verhaltnis mit einem anderen zu setzen um die Volkswirtschaften zu vergleichen Mit dieser Thematik befasst sich der nachste Gliederungspunkt Grundsatzlich gilt dass je mehr Produktionsfaktoren eine Volkswirtschaft absolut gesehen vorweisen kann diese umso mehr Waren herstellen und Dienstleistungen erbringen kann Relative FaktorausstattungDie relative Faktorausstattung setzt im Gegensatz zur absoluten Faktorausstattung die Anzahl von vorhandenen Produktionseinheiten eines Produktionsfaktors in das Verhaltnis zur Anzahl der Einheiten eines anderen Produktionsfaktors Man bildet somit einen Quotienten aus den Produktionsfaktoren Diese Auspragung macht die Faktorausstattung durch die Verhaltnissetzung besser messbar und vergleichbar Hierzu konnte man die Anzahl der Erwerbstatigen in das Verhaltnis mit der Flache eines Landes beziehungsweise des Bodens setzten und dies mit einer weiteren Volkswirtschaft vergleichen Faktorintensitat BearbeitenDominiert in der Faktorausstattung ein Produktionsfaktor so findet er sich in den produzierten Gutern und Dienstleistungen uberproportional wieder Dominiert die Arbeit werden uberwiegend arbeitsintensive Leistungen hergestellt bei vorherrschendem Kapital entsprechend kapitalintensive beim Boden Agrarprodukte Naturprodukte Holzwirtschaft oder Fischereiprodukte Dieser Umstand wird Faktorintensitat genannt Sie fuhrt dazu dass ein Staat arbeitsintensive Guter in einen anderen Staat exportiert komparativer Kostenvorteil der seinerseits kapitalintensive Guter exportieren kann Dieser Aussenhandel widerspricht dem Heckscher Ohlin Theorem und folgt dem Leontief Paradoxon 15 Das Heckscher Ohlin Theorem erklart Richtung und Struktur des Aussenhandels mit der Faktorausstattung der beteiligten Staaten 16 das Leontief Paradoxon berucksichtigt die qualitative Faktorausstattung und modifiziert das Faktorproportionentheorem um den qualitativen Aspekt der Faktorausstattung 17 Lander mit vielen Arbeitskraften und Rohstoffen insbesondere Entwicklungslander sollten deshalb arbeits und rohstoffintensive Guter exportieren Industriestaaten mit viel Kapital und Technologien sollten sich auf kapital und technologie intensive Guter konzentrieren Faktorausstattung und Aussenhandel BearbeitenModellannahmen mit identischer Faktorausstattung Bearbeiten Historische Einordnung Bearbeiten Der englische Okonom David Ricardo 1772 1823 entwickelte zu Beginn des 19 Jahrhunderts das Prinzip der komparativen Kostenvorteile welches einen Kernpunkt der Aussenhandelstheorie darstellt Sein Schaffen diesbezuglich erreichte im Jahre 1817 mit der Veroffentlichung seines Werkes On the Principles of Political Economy and Taxation seinen Hohepunkt 18 Erklarung Bearbeiten Die okonomische Theorie versucht bei der Herausarbeitung der Aussenhandelsstrome die komplexe Realitat durch eine einfache Wirkungsanalyse darzustellen Hierbei sollen Komponenten betrachtet werden von denen angenommen wird dass sie die Hauptursachen des Untersuchungsgegenstandes ausmachen Von besonderem Interesse sind die Hintergrunde der Guterauswahl im Import und Export einer Volkswirtschaft also die Frage nach den Ursachen von Handelsstromen 19 In seinen theoretischen Ansatzen fuhrt David Ricardo den Produktionsaufwand allein auf die Arbeitsleistung zuruck Wird zudem angenommen dass die Arbeitseinheiten uberall qualitativ gleichwertig sind reduzieren sich die Erklarungsversuche auf die unterschiedlichen Produktionsbedingungen Diese Produktionsbedingungen aussern sich durch verschiedenartige Produktionsfunktionen mit Hilfe derer die jeweils international gleichartigen Guter hergestellt werden Inwiefern Transportkosten den Aussenhandel beeinflussen wird im Modell ausser Acht gelassen Zur Vereinfachung wird ausserdem von der Gleichheit der Kosten und Preise also von vollkommener Konkurrenz ausgegangen 20 nbsp ProduktionsmoglichkeitenkurveUnterstellt man neben Ricardos Annahmen dass die Faktorausstattung bei vereinfacht zwei Landern gleich umfangreich gegeben ist lassen sich zusatzliche Aussagen treffen Neben der Aussage uber das Produktionspotenzial ermoglicht die Annahme fixer Ausstattung mit Produktionsfaktoren allein die Wirkung unterschiedlicher Produktionsfunktionen zu betrachten Anderenfalls konnte theoretisch nicht mehr gesagt werden in welchem Masse der Aussenhandel auf verschiedene Produktionsfunktionen oder unterschiedliche Faktorausstattung zuruckzufuhren ist Somit kann jedes Land den Faktor Arbeit produktionstechnisch beliebig auf die Guter aufteilen Die grafische Darstellung solcher produktionstechnischer Kombinationen bei der Guterherstellung erfolgt mittels einer sogenannten Transformationskurve bzw Produktionsmoglichkeitenkurve 21 Ricardo zufolge verfugt ein Land bei der Herstellung eines Gutes dann uber einen komparativen Vorteil wenn die Opportunitatskosten fur dessen Produktion in diesem Land niedriger sind als in anderen Landern Die Theorie besagt dass auch mit einem Kostennachteil bei allen Produkten gegenuber anderen Landern erfolgreich am internationalen Handel teilgenommen werden kann Ebenso ist es fur Lander welche Produkte billiger herstellen konnen als andere Lander lohnend den Handel mit den weniger wettbewerbsfahigen Landern einzugehen und sich selbst zu spezialisieren Beispiel der Uberlegung von RicardoEs handelt sich um die Produktion von Wein und Tuch Es besteht zunachst kein Handel und ebenso keine Arbeitsteilung zwischen zwei Landern hier Portugal und England Beide Lander stellen beide Produkte Wein und Tuch im eigenen Land her England stellt 1000 Rollen Tuch mit 100 Arbeitern her und 1000 Fasser Wein mit 120 Arbeitern Dagegen benotigt Portugal fur 1000 Rollen Tuch 90 Arbeiter und fur 1000 Fasser Wein 80 Arbeiter Gemeinsam produzieren die beiden Lander eine Anzahl von 2000 Rollen Tuch und 2000 Fassern Wein Zwar besitzt Portugal durch die weniger benotigten Arbeitskrafte sowohl bei der Herstellung von Wein als auch von Tuch einen absoluten Kostenvorteil Dennoch ist es fur Portugal lohnenswert sich auf die Produktion von Wein zu spezialisieren und England die Produktion von Tuch zu uberlassen Die Produkte konnen dann vom jeweils anderen Land importiert werden Es konnen die Arbeitskrafte in der portugiesischen Weinproduktion produktiver kostengunstiger eingesetzt werden als in der Tuchproduktion Umgekehrt produziert England Tuch mit weniger Arbeitskraften als Wein nbsp Dieses Bild zeigt die im Text aufgefuhrten Modellannahmen identischer Faktorausstattung am Beispiel von Portugal und England Konzentriert sich also Portugal auf seinen komparativen Vorteil die Weinproduktion dann konnen die 90 Arbeiter welche zuvor fur die Tuchproduktion von Portugal zustandig waren ebenfalls auf die Produktion von Wein spezialisiert werden sodass dort nun 170 Arbeiter 90 80 den Wein produzieren konnen Rechnung pro Kopf Portugal Vorher 1000 Fasser Wein geteilt durch 80 Arbeiter 12 5 Fasser pro Kopf jetzt 170 Arbeiter multipliziert mit 12 5 Fassern Pro Kopf 2125 Fasser Somit kann Portugal durch die Spezialisierung 1125 Fasser Wein zusatzlich herstellen Das sind 125 Fasser mehr als beide Lander zusammen Dagegen spezialisieren sich die Arbeitskrafte aus England auf die Tuchproduktion Die 120 Arbeiter die fur den Wein zustandig waren werden auf die Produktion von Tuch spezialisiert Somit sind nun in England 220 Arbeiter 100 120 fur die Tuchproduktion zustandig Rechnung pro Kopf England Vorher 1000 Rollen Tuch geteilt durch 100 Arbeiter 10 Rollen pro Kopf jetzt 220 Arbeiter multipliziert mit 10 Rollen pro Kopf 2200 Rollen Somit kann England durch die Spezialisierung 1200 Rollen Tuch zusatzlich herstellen Das sind 200 Rollen mehr als beide Lander zusammen Spezialisiert sich also jedes Land auf das Gut welches es relativ gesehen zu den anderen Gutern im eigenen Land mit gunstigeren Kosten herstellen kann werden die Arbeitskrafte am produktivsten eingesetzt Die Versorgung mit dem selbst nicht mehr hergestellten Gut wird durch den Handel mit dem anderen Land gesichert Folglich konnen also auch Lander die bei der Produktion aller Guter einen absoluten Kostennachteil gegenuber anderen Landern haben auf diese Weise an der internationalen Arbeitsteilung teilnehmen 22 Festzustellen ist dass bei der Annahme des Modells von Ricardo jedes Land durch die Spezialisierung profitiert Werden die Annahmen des Faktorproportionenmodells unterstellt kommt es kurzfristig zu Verlusten bei denjenigen Branchen welche mit den Importen konkurrieren mussen Langfristig bedeutet dies das Scheitern der knappen Produktionsfaktoren einer Aussenhandel treibenden Volkswirtschaft Die Aussage dass der Handel fur alle Seiten vorteilhaft sei kann in dieser Form nicht bestehen bleiben 23 Modellannahmen mit unterschiedlicher Faktorausstattung Bearbeiten Historische Einordnung Bearbeiten Die Bedeutung der Faktorausstattung eines Landes fur den Aussenhandel wurde erstmals von dem schwedischen Okonom Eli Filip Heckscher untersucht Er entwickelte wesentliche Punkte der Faktorausstattungstheorie des internationalen Handels die im Jahre 1919 publiziert wurde Der schwedische Wirtschaftswissenschaftler Bertil Ohlin galt als Nachfolger von Eli Filip Heckscher Er entwickelte und baute die Faktorausstattungstheorie in den 30er Jahren des 20 Jahrhunderts weiter aus 24 Der Faktorausstattungsansatz ist als Heckscher Ohlin Theorem bekannt und gilt als moderne Theorie des internationalen Handels Die Theorie wurde von vielen Okonomen in einem Prozess verfeinert und ausgeweitet der immer noch fortdauert 25 Erklarung Bearbeiten Im Heckscher Ohlin Theorem werden die Voraussetzungen aus dem Ricardo Modell umgekehrt Es werden identische Produktionsfunktionen unterstellt Die Lander sind lediglich in unterschiedlichem Masse mit Produktionsfaktoren ausgestattet Dabei ist es ohne Bedeutung ob ein Land mehr oder weniger von beiden Produktionsfaktoren besitzt Entscheidend sind die Unterschiede in den jeweiligen Verhaltnissen 26 Der Reichtum an einem Produktionsfaktor ist folglich nicht durch absolute Zahlen sondern durch Verhaltnisgrossen definiert BeispielAngenommen die USA haben 80 Millionen Arbeiter und 200 Millionen Hektar Boden so entspricht dies einem Arbeits Boden Verhaltnis von 1 2 5 Grossbritannien hat mit 20 Millionen Arbeitern und 20 Millionen Hektar Boden ein Arbeits Boden Verhaltnis von 1 1 Demnach wird Grossbritannien als arbeitsreich gewertet obwohl es absolut uber weniger Arbeiter verfugt als die Vereinigten Staaten 27 In der Realitat weist die Faktorausstattung der Lander tatsachlich haufig betrachtliche Unterschiede auf So hat zum Beispiel Land A welches hier als Inland bezeichnet wird relativ viel Arbeitskraft und Land B welches hier als Ausland bezeichnet wird relativ viel Kapital und Boden Ausserdem wird davon ausgegangen dass es bodenintensiv gefertigte Guter wie Weizen und arbeitsintensiv gefertigte Guter wie Tuch gibt 28 Die Lander spezialisieren sich so dass sie verstarkt jene Guter produzieren die den im Land relativ reichlich vorhandenen Faktor intensiv nutzen Das Inland spezialisiert sich folglich auf die Produktion von Tuch wahrend sich das Ausland auf die Produktion von Weizen spezialisieren wird Die nicht im eigenen Land abgesetzten Uberschusse werden jeweils exportiert Wenn eine Volkswirtschaft relativ arbeitsreich ist wird demnach Arbeit preiswerter sein als Kapital Es konnen somit arbeitsintensive Guter entsprechend kostengunstiger hergestellt werden Analog kann man sich diese Aussage uber eine relativ kapitalreiche Volkswirtschaft vorstellen in der kapitalintensiv produzierte Guter kostengunstiger hergestellt werden konnen 29 Aus dem Zusammenhang zwischen relativer Faktorreichlichkeit und der Faktorintensitat in der Produktion ergeben sich komparative Kostenvorteile und internationale Preisvorteile die wiederum zu Wettbewerbsvorteilen auf internationalen Markten fuhren 30 Dieser Sachverhalt erklart weshalb die Ausfuhr der meisten Entwicklungslander aus bodenintensiven oder arbeitsintensiven Erzeugnissen besteht wahrend die hochindustrialisierten Lander zum Grossteil kapitalintensive Produkte exportieren Zur Vereinfachung werden in den Modellen oftmals Cobb Douglas Produktionsfunktionen verwendet Diese unterstellen dass die eingesetzten Produktionsfaktoren substitutionale Faktoren sind vgl den Artikel Faktorsubstitution So kann beispielsweise ein Land im Gegensatz zu einem anderen in unterschiedlichem Ausmass mit Produktionsfaktoren wie Arbeit und Kapital ausgestattet sein Daher ist es moglich in beiden Landern die Herstellung mehrerer Guter bei je unterschiedlichen Produktionsfunktionen zu betrachten 31 Unzureichende Faktorausstattung BearbeitenFachkraftemangel oder Unterkapitalisierung sind typische Indizien fur eine unzureichende Faktorausstattung Viele Entwicklungslander leiden unter fehlenden pflanzlichen und mineralischen Rohstoffen Bodenschatze bzw unter einer Verringerung Desertifikation oder einem Mangel an landwirtschaftlich nutzbarem Boden Auch die geographische Beschaffenheit kann die Entwicklung behindern wie beispielsweise eine Insellage fehlender Zugang zum Meer Binnenstaat oder grosser Anteil von gebirgigen oder unfruchtbaren Regionen 32 Da nicht jede Person uber die gleichen Begabungen verfugt gibt es Unterschiede in der Faktorausstattung und damit im Faktoreinkommen 33 Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDie nationale Produktionsstruktur differenzierte oder standardisierte Guter hangt von den Faktorintensitaten der Guter und von der Faktorausstattung eines Landes ab 34 Die Faktorintensitat bezieht sich auf arbeitsintensive oder kapitalintensive Guter Jeder Staat weist eine andere Faktorausstattung auf Unterschiede konnen dann international ausgeglichen werden wenn Faktormobilitat besteht Das betrifft die Arbeitsmobilitat und die Kapitalmobilitat Da der Boden als Faktor seinen Standort nicht wechseln kann ist er definitionsgemass immobil nur der Grundstuckseigentumer kann wechseln Die Faktorausstattung andert sich auf dem Arbeitsmarkt wenn es zu Arbeitsmigration von einem Niedriglohnland in ein Hochlohnland kommt Dadurch verringert sich das Arbeitsangebot im Niedriglohnland wahrend es sich im Hochlohnland erhoht Die Faktorausstattung andert sich auf den Finanzmarkten Geld Kapital und Kreditmarkt wenn sich das Zinsniveau in zwei Staaten unterscheidet Dann verringert die Kapitalmobilitat das Geld Kapital und oder Kreditangebot im kapitalexportierenden Land und erhoht es im kapitalimportierenden Land Das Faktorpreisausgleichstheorem geht in beiden Fallen davon aus dass sich unterschiedliche Faktorpreise bei perfekter Faktormobilitat ausgleichen Letztlich wird durch perfekte Arbeitsmobilitat Lohnkonvergenz erreicht wenn das Grenzprodukt der Arbeit in den betroffenen Staaten identisch ist 35 Das gilt auch fur die perfekte Kapitalmobilitat und deren Grenzprodukt des Kapitals Das Faktorpreisausgleichstheorem macht Aussagen daruber wie der internationale Guterhandel zu einem Faktorpreisausgleich kommen kann wenn die Staaten unterschiedliche Faktorausstattungen aufweisen 36 Die Arbeitsmigration fuhrt aus Niedriglohnlandern in Hochlohnlander wodurch sich die Faktorausstattung im Hochlohnland ceteris paribus erhoht aber das Wertgrenzprodukt und damit einhergehend dessen Lohnniveau sinkt 37 Dadurch gleichen sich die Wertgrenzprodukte der betroffenen Lander an Lohnkonvergenz Diese unterschiedliche Faktorausstattung spielt auch beim Heckscher Ohlin Theorem eine Rolle 38 Eli Heckscher ging 1919 von den Annahmen unterschiedlicher Faktorausstattung in den Landern unterschiedlicher Faktorintensitaten der Guter und gleichen Faktorintensitaten bei gegebenem Verhaltnis der Faktorpreise fur ein einzelnes Gut aus 39 Bertil Ohlin versuchte 1933 Richtung und Struktur des Aussenhandels mit der Faktorausstattung der beteiligten Staaten zu erklaren 40 Faktormobilitat Arbeitsmobilitat Kapitalmobilitat verandert die Faktorausstattung betroffener Staaten 41 Bei der Arbeitsmobilitat wird das Arbeitsangebot im Auswanderungsland verringert und im Einwanderungsland erhoht bei der Kapitalmobilitat entsprechend das Geld Kapital oder Kreditangebot im Land des Kapitalexports verringert und im Land des Kapitalimports erhoht Je ahnlicher zwei Staaten in ihren Nachfragepraferenzen ihrem Einkommensniveau und ihrer Faktorausstattung sind umso mehr wird zwischen ihnen intraindustrieller Handel zu erwarten sein 42 Auf Verbesserungen der Faktorausstattung in quantitativer und qualitativer Hinsicht kann ein erheblicher Teil des Wirtschaftswachstums zuruckgefuhrt werden 43 Es kann Schwellenmarkte zu Wachstums oder Zukunftsmarkten aufsteigen lassen Einfluss auf Produktionspotential und VolkseinkommenWenn es in einem Land zu einer Erhohung der Faktorausstattung kommt beispielsweise durch einen Anstieg des Arbeitspotenzials steigt auch das Produktionspotenzial Infolgedessen verlagert sich die Transformationskurve nach aussen da grossere Mengen von Gut 1 und Gut 2 vorhanden sind Folglich fuhrt dies wiederum zu einem Anstieg der Produktionsmenge des Export und Importgutes und wirkt sich anschliessend auch auf die Export und Importmenge eines Landes aus Je grosser die Menge des beispielsweise Exportgutes desto mehr konnte von diesem dann ins Ausland verkauft werden Da das Volkseinkommen wiederum die Summe aller in einer Volkswirtschaft produzierten Guter von In und Auslandern darstellt und die produzierte Menge einiger dieser Guter gestiegen ist steigt auch das Volkseinkommen in Folge der Zunahme des Produktionspotenzials Somit ist abschliessend zu erkennen dass sich eine Veranderung der Faktorausstattung auf das Volkseinkommen auswirkt 44 Literatur BearbeitenLiteratur uber Faktorausstattung im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wilfried J Ethier Moderne Aussenwirtschaftstheorie 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1991 ISBN 3 486 21777 1 Klaus Rose und Karlhans Sauernheimer Theorie der Aussenwirtschaft 13 Auflage Vahlen Munchen 1999 ISBN 3 8006 2450 8 Udo Broll Einfuhrung in die reale und monetare Aussenwirtschaft 1 Auflage Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 23187 1 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Gabler Wiesbaden 2001 ISBN 3 409 63907 1 Gustav Dieckheuer Internationale Wirtschaftsbeziehungen 3 Auflage Oldenbourg Munchen 1995 ISBN 3 486 23148 0 Einzelnachweise Bearbeiten Reinhold Sellien Hrsg Dr Gablers Wirtschafts Lexikon Band II 1977 Sp 1434 Peter Zweifel Robert H Heller Internationaler Handel Theorie und Empirie 1992 S 119 Daniel Krayl Moglichkeiten und Grenzen einer Wirtschafts und Wahrungsunion im asiatischen Raum 2009 S 86 Eckhard Kohl Jan Bergmann Europaischer Finanzausgleich Gewinner und Verlierer der EU Politiken 1998 S 70 ISBN 9783893440474 Artur Woll Wirtschaftslexikon 10 Auflage Oldenbourg Munchen 2008 S 625 ISBN 9783486250602 Artur Woll Wirtschaftslexikon 10 Auflage Oldenbourg Munchen 2008 S 34 S 625 Gustav Dieckheuer Internationale Wirtschaftsbeziehungen 5 Auflage Oldenbourg Munchen 2001 S 98 ISBN 9783486599688 Artur Woll Wirtschaftslexikon 10 Auflage Oldenbourg Munchen 2008 S 625 Artur Woll Wirtschaftslexikon 10 Auflage Oldenbourg Munchen 2008 S 625 Wirtschaftslexikon Norbert Pfitzer Stichwort Kapital Website vom Springer Gabler Verlag Gabler Wirtschaftslexikon Abgerufen am 10 Juni 2015 Siegfried von Kanel Kapital Produktionsfaktor Memento des Originals vom 2 Juni 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www iwk svk dresden de Website IWK Siegfried von Kanel abgerufen am 10 Juni 2015 Uwe Vollmer Okonomische und politische Grenzen von Wirtschaftsraumen 2006 S 87 ISBN 9783428122783 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 394 Richard E Reichel Direktinvestitionen deutscher Unternehmungen in den USA 1982 S 69 ISBN 9783884853276 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre Theorie und Politik 2001 S 120 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 184 ISBN 9783409991827 Udo Broll Internationaler Handel 1993 S 35 ff ISBN 9783486220414 Fritz Sollner Die Geschichte des okonomischen Denkens 2 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2001 S 39 ISBN 9783540660927 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Gabler Wiesbaden 2001 S 25 ISBN 9783409639064 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Gabler Wiesbaden 2001 S 26 27 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Gabler Wiesbaden 2001 S 28 30 Malte Fischer David Ricardo Der Freihandler Website der Wirtschaftswoche Abgerufen am 11 Juni 2015 Paul R Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Auflage Pearson Munchen 2009 S 111 ISBN 9783868941340 Wilfried J Ethier Moderne Aussenwirtschaftstheorie 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1991 S 138 ISBN 9783486239805 Wilfried J Ethier Moderne Aussenwirtschaftstheorie 2 Auflage Oldenbourg Munchen 1991 S 139 Klaus Rose Karlhans Sauernheimer Theorie der Aussenwirtschaft 13 Auflage Vahlen Munchen 1999 S 413 ISBN 9783800632879 Paul R Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 7 Auflage Pearson Munchen 2006 S 115 Wolfgang Maennig Bernd Wilfling Aussenwirtschaft Theorie und Politik Vahlen Munchen S 111 112 ISBN 9783800622979 Oliver Lorz Horst Siebert Aussenwirtschaft 9 Auflage UVK Lucius Munchen 2014 S 52 ISBN 9783825284930 Udo Broll Einfuhrung in die reale und monetare Aussenwirtschaft 1 Auflage Oldenbourg Munchen 1995 S 40 f ISBN 9783486231878 Manfred Borchert Aussenwirtschaftslehre 7 Auflage Gabler Wiesbaden 2001 S 59 Thorsten Hadeler Eggert Winter Hrsg Gabler Wirtschaftslexikon 2000 S 934 Bernhard Kulp Lohn in Walter Kasper Hrsg Lexikon fur Theologie und Kirche Band 6 1997 Sp 1039 Ute Arentzen Heiner Brockmann Heike Schule Thorsten Hadeler Hrsg Gabler Volkswirtschafts Lexikon Band I 1996 S 476 Paul R Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft 8 Auflage 2009 S 219 Ute Arentzen Heiner Brockmann Heike Schule Thorsten Hadeler Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1996 S 342 Florian Bartholomae Konsumentenheterogenitat und Struktur des Aussenhandels 2011 S 82 Ute Arentzen Heiner Brockmann Heike Schule Thorsten Hadeler Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1996 S 478 Eli Heckscher Die Effekten der internationalen Handeln an die Verteilung der Einkommen 1919 S 1 ff Bertil Ohlin Interregional and International Trade 1933 S 1 ff Ute Arentzen Heiner Brockmann Heike Schule Thorsten Hadeler Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1996 S 538 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 40 Hans Ohm Der volkswirtschaftliche Gesamtorganismus als Objekt der Wirtschaftspolitik 1974 S 27 Gustav Dieckheuer Internationale Wirtschaftsbeziehungen 3 Auflage Oldenbourg Munchen 1995 S 76 ISBN 9783486258066 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faktorausstattung amp oldid 228751377