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Eine Aussenhandelstheorie ist eine wirtschaftswissenschaftliche Theorie die internationalen Handel und dessen Auswirkungen auf die beteiligten Akteure erklart Es gibt verschiedene einzelne Aussenhandelstheorien Als wissenschaftliches Arbeitsgebiet ist die Aussenhandelstheorie ein Teilgebiet der Aussenwirtschaftstheorie Inhaltsverzeichnis 1 Klassische Aussenhandelstheorie 1 1 Merkantilismus 1 2 Theorie der absoluten Kostenvorteile 1 3 Theorie der komparativen Kostenvorteile 1 4 Faktorenproportionstheorie 2 Neuere Aussenhandelstheorien 2 1 Theorie der technologischen Lucke 2 2 Produktlebenszyklus Theorie 2 3 Erfahrungskurven Theorie 2 4 Nachfragestruktur Theorie 2 5 Internationale Standort Theorie 2 6 Economies of Scale Theorie 2 7 Theorie des intrasektoralen Handels 3 Literatur 4 WeblinksKlassische Aussenhandelstheorie BearbeitenMerkantilismus Bearbeiten Der Merkantilismus von lat Mercator Kaufmann bezeichnet die staatliche Wirtschaftspolitik zur Zeit des Absolutismus 17 18 Jh Der Finanzminister Ludwig XIV Jean Baptiste Colbert fuhrt sie erstmals ein weshalb sie auch als Colbertismus bezeichnet wird Ziel dieser Wirtschaftspolitik ist es eine aktive Handelsbilanz zu erreichen d h dass der Wert der Exporte den der Importe ubersteigen soll um durch das erhohte Steuereinkommen letztendlich die Staatskasse sie war in Frankreich unter Ludwig XIV stark verschuldet aufzufullen Kernidee ist alle benotigten Guter im eigenen Land herzustellen damit hochstens Rohstoffe im Ausland erworben werden mussen Um dieses Vorhaben durchzusetzen werden Massnahmen zur Forderung von Handel und Gewerbe ergriffen Aus Bau von Strassen Kanalen Hafen und Schiffen Zuschusse und Steuererleichterungen fur das produzierende Gewerbe bzw fur inlandische Unternehmer und Kaufleute die ein Geschaft oder eine Manufaktur s u eroffnen wollen Beseitigung der Binnenzolle Vereinheitlichung der Masse sowie Auferlegung von hohen Einfuhrzollen auf auslandische Fertigwaren Hinzu kommt noch der Erwerb von Kolonien hauptsachlich um teure Zwischenhandler bei der Rohstoffeinfuhr so weit wie moglich zu vermeiden andererseits bieten Kolonien naturlich neue Absatzmarkte Des Weiteren ist auch die Grundung von Manufakturen ganz entscheidend konnen doch die durch die Arbeitsteilung der Produktionsschritte spezialisierten Handwerker die Produkte nun sowohl schneller als auch qualitativ hochwertiger fertigen Die beschriebenen Massnahmen fuhren da sie den Staat wirtschaftlich vor dem Ausland schutzen zum Protektionismus Theorie der absoluten Kostenvorteile Bearbeiten Hauptartikel absoluter KostenvorteilDie Theorie der absoluten Kostenvorteile entwickelt von Adam Smith im Jahre 1776 in seinem Buch An Inquiry into the Nature And Cause of the Wealth of Nations verkurzter deutscher Titel Wohlstand der Nationen ist der Grundbaustein der klassischen Aussenhandelstheorie und steht im Gegensatz zu den Strategien des Merkantilismus bei denen ein Land nur auf Kosten eines anderen Vorteile erreichen kann Smiths Theorie sagt aus dass jeder Staat sich auf die Produktion der Waren spezialisieren sollte die er billiger als andere Staaten produzieren kann Diese sollten dann gegen benotigte Waren im Ausland eingetauscht werden Jene Form des Aussenhandels und der internationalen Arbeitsteilung bringt allen Landern Vorteile so dass sie letztendlich mehr Guter als bei der Selbstversorgung erhalten und damit verbunden beide Handelspartner zu mehr Wohlstand gelangen Um dies zu gewahrleisten mussen gewisse Forderungen erfullt werden Zum Beispiel sollte auf Zollerhebungen und andere Handlungshindernisse verzichtet werden Diese Theorie beschrankt sich jedoch nur auf den Handel zwischen Landern die einen Vorteil bei der Produktion gewisser Guter besitzen Lander ohne einen solchen Vorteil wurden laut der Theorie vom internationalen Handel ausgeschlossen werden Warum auch diese Lander am Aussenhandel teilnehmen sollten erklart David Ricardo mit seinem Theorem der komparativen Kostenvorteile die Smiths Ideen weiterentwickelt Theorie der komparativen Kostenvorteile Bearbeiten Hauptartikel komparativer KostenvorteilDie Theorie der komparativen Kostenvorteile besteht aus dem Ricardo Modell und dem Heckscher Ohlin Theorem auch Faktorproportionentheorem genannt Grundgedanke der Ricardo Theorie ist dass durch relative Kostenunterschiede zwischen verschiedenen Landern der Handel gesteuert wird Das Heckscher Ohlin Theorem geht davon aus dass aufgrund unterschiedlicher Faktorausstattung von Arbeit und Kapital der Handel zwischen verschiedenen Landern in Gang gesetzt wird Da jedes Land entweder uber einen Uberfluss an Arbeit oder an Kapital verfugt wird es jeweils diejenigen Produkte exportieren fur deren Produktion der jeweilige Faktor bedeutsam ist Umgekehrt importiert es die Produkte fur die der andere Produktionsfaktor benotigt wird Faktorenproportionstheorie Bearbeiten Hauptartikel Heckscher Ohlin ModellDie Faktorenproportionstheorie hat als Grundlage die unterschiedliche Ausstattung der Volkswirtschaften mit Kapital und Arbeitskraftepotenzial Weitere Grundbedingungen sind dass die jeweiligen Faktoren also Kapital und Arbeitskraftepotenzial nicht uber die Grenzen des jeweiligen Landes hinaus verlagerbar und Produktionstechnologien international frei verfugbar sind Daraus folgt dass jene Lander die den einen Produktions Faktor im Vergleich zu dem anderen Faktor im Uberschuss haben die dadurch begunstigten Produkte produzieren und exportieren Im Umkehrschluss ergibt sich dass diese Lander die Produkte importieren fur deren Herstellung der jeweils defizitare Faktor benotigt wird So exportiert z B ein Land mit hohen Kapitalreserven technologisch hochentwickelte und daher kapitalintensive Produkte und importiert arbeitsintensive und technologisch weniger anspruchsvolle Produkte Aus diesen Annahmen heraus folgt dass der jeweils defizitare Faktor in einem Land an Wert verliert da er nicht genutzt wird und der Faktor der im Uberschuss vorhanden ist an Wert gewinnt da hohe Nachfrage besteht Daraus ergibt sich wiederum im Idealfall ein internationaler Ausgleich zwischen der Wertigkeit von Kapital und Arbeitskraft Diese Theorie wird daher auch als Faktorenpreisausgleichstheorem bezeichnet Vorteile dieses Modells sind dass es die internationale Arbeitsteilung erklart und teilweise auch deren Auswirkung auf den Welthandel aufzeigt Die Nachteile des Modells liegen in seinen recht starren Grundannahmen etwa der dass kein Kapital uber die Grenze des jeweiligen Landes hinweg verlagert werden konne Vor allem sind Produktionstechnologien die eine umfangreiche Infrastruktur rechtliche Investitionssicherheit und qualifizierte Arbeitskrafte benotigen nicht zu gleichen Kosten uberall frei verfugbar Neuere Aussenhandelstheorien BearbeitenTheorie der technologischen Lucke Bearbeiten Die Theorie der technologischen Lucke erweitert das Konzept der komparativen Kostenvorteile auf die Technologie Nach ihr exportiert ein Land dessen Produkt gegenuber den anderen einen technologischen Vorsprung besitzt dieses Produkt so lange bis andere Lander in der Lage sind dasselbe Produkt herzustellen In der folgenden Zeit werden die komparativen Kostenvorteile entscheidend Erstellt ein Land sogar noch ein ausgereifteres Produkt dann geht nun von ihm der Export in die anderen Lander aus Produktlebenszyklus Theorie Bearbeiten Die Theorie des Produktlebenszyklus kann auf den internationalen Handel erweitert werden Es wird dabei unterstellt dass der Export von Produkten davon abhangt wo sich diese auf der Produktlebenszykluskurve befinden Solange sich ein neues Produkt in der Einfuhrungsphase befindet besitzt das Unternehmen eine Monopolstellung fur dieses Produkt und kann es ins Ausland exportieren wobei Kostengesichtspunkte eine untergeordnete Rolle spielen Befindet sich das Produkt in der Wachstumsphase beginnen andere Unternehmen das Produkt zu kopieren In der Reifephase schliesslich sind andere Unternehmen im In und Ausland fahig das Produkt in derselben Qualitat und Quantitat herzustellen Die Nachfrage in einem Land kann somit durch die dort ansassigen Firmen gedeckt werden Die Kosten werden nun zum entscheidenden Faktor und es beginnt eine Verlagerung der Produktion in Lander die die geringsten Produktionskosten v a Lohnkosten anbieten konnen Erfahrungskurven Theorie Bearbeiten Der Erfahrungskurven Effekt kann ebenfalls auf den internationalen Handel erweitert werden Ausgangspunkt ist wiederum das Unternehmen das ein neuartiges Produkt entwickelt und in andere Lander exportiert Durch Skaleneffekte gelingt es diesem Unternehmen die Stuckkosten geringer als bei nachfolgenden Wettbewerbern zu halten wodurch vorlaufig eine Markteintrittsbarriere geschaffen wird Allerdings werden hier gunstigere Standortbedingungen nicht berucksichtigt So kann ein auslandisches Unternehmen unter Umstanden bereits ab dem ersten Produkt gunstiger produzieren oder ein optimiertes Produktionssystem einfuhren Ausserdem kennt das auslandische Unternehmen bereits das Marktpotenzial und kann dieses Wissen bei Einfuhrung seines Produktionssystems verwenden Dem auslandischen Unternehmen gelingt es daher schneller das gleiche Kostenniveau wie der First Mover zu erreichen Nachfragestruktur Theorie Bearbeiten Die Nachfragestruktur Theorie wurde von Linder entwickelt und 1961 veroffentlicht Sie unterscheidet grundsatzlich zwischen Exporten von naturlichen Ressourcen und Industrieprodukten Wahrend sie beim Handel von naturlichen Ressourcen auf die Theorie der komparativen Kostenvorteile zuruckgreift wird der Handel von Industrieprodukten weiter untersucht Linder unterscheidet fur den Aussenhandel einen potenziellen und einen aktuellen Bereich Er geht davon aus dass potenzielle Exportguter zunachst ausschliesslich im Inland angeboten werden Die Ermittlung potenzieller Exportguter erfolgt nun aufgrund der Untersuchung des Produkts im Inland insbesondere der Inlandsnachfrage und die Wachstumsgrenze fur den Absatz im Inland Sobald ein Produkt im Inland an die Wachstumsgrenze stosst wird das Unternehmen nach neuen Absatzmarkten im Ausland suchen Dabei wird es diejenigen Lander in Betracht ziehen deren Nachfragestruktur dem heimischen Markt ahnelt Die Nachfragestruktur setzt Linder mit dem Pro Kopf Einkommen gleich Nach Linder ist demnach grundsatzlich der Handel zwischen Landern umso grosser je ahnlicher ihre Nachfragestruktur ist Diesem potenziellen Aussenhandel stehen Faktoren gegenuber die den Handel behindern oder fordern Dem Aussenhandel forderliche Faktoren sind der Theorie nach z B eine weltweite Monopolstellung fur das Produkt geringere Produktionskosten oder ein Technologievorsprung gegenuber Konkurrenten Behindert wird der potenzielle Aussenhandel durch die Unkenntnis uber entfernte Markte hohe Transportkosten oder Handelsbarrieren Zolle Einfuhrbeschrankungen usw Dadurch lasst sich der Unterschied zwischen potenziellem und aktuellem tatsachlichen Aussenhandel erklaren Internationale Standort Theorie Bearbeiten Die internationale Standort Theorie geht von einem sogenannten Distanzfaktor aus der den Umfang des Aussenhandels bestimmt Der Distanzfaktor setzt sich aus vier Teilen zusammen Transportkosten Transportdauer okonomischer Horizont gesellschaftliche und wirtschaftliche Kenntnisse die eine Person uber das Ausland besitzt kunstliche Hemmnisse Zolle und sonstige Beschrankungen Die internationale Standorttheorie besagt dass der Handel zwischen Landern umso grosser ist je kleiner der Distanzfaktor zwischen den Landern ist Economies of Scale Theorie Bearbeiten Die Economies of Scale Theorie kann auf den internationalen Handel erweitert werden Sie beschrankt ihre Aussagekraft auf Produkte die sich effizient in Massenproduktion herstellen lassen Fur solche Produkte besagt sie dass das Land mit der grossten Inlandsnachfrage dieses Produkt auch ins Ausland exportiert da es aufgrund der Fixkostendegression einen Wettbewerbsvorteil gegenuber anderen Landern besitzt Das Land mit dem grossten Inlandsmarkt wird die Guter exportieren die am starksten von der Massenproduktion profitieren Fixkostendegressionseffekt Die Grosse des Inlandsmarktes wird dann durch die Hohe des BIP die Bevolkerungszahl und die Bevolkerungsdichte eines Landes bestimmt Die Produktionsmenge und die Produktionsfaktoren stehen dabei in Abhangigkeit zueinander Bei Anderungen der Produktionsfaktoren um einen bestimmten Wert andert sich auch die Produktionsmenge um den entsprechenden Betrag welcher von der Theorie der Economies of Scale angezeigt wird z B durch Arbeitsteilung auf nationaler sowie internationaler Ebene Die Grenzproduktivitat dagegen zeigt die Veranderung bei der nur ein einzelner Produktionsfaktor verandert wird Bezuglich internationaler Arbeitsteilung bedeutet dies einen Vorteil fur Lander die werthaltige Industrieprodukte produzieren gegenuber denen die niedrigwertige Produkte herstellen wie z B Baumwolle Das liegt daran dass die Produktionsmenge im Vergleich zu den investierten Mitteln starker steigt also die Grenzproduktivitat uberschritten wird Theorie des intrasektoralen Handels Bearbeiten Ansatzpunkt der Theorie des intrasektoralen Handels ist die Annahme dass sich durch zunehmende Globalisierung die Produktionsbedingungen fur Industrieprodukte international stetig annahern Zudem erfolgt ein weitgehender Ausgleich von Angebot und Nachfrage durch die Imitation von Produktionstechniken in den Industrienationen In diesem Fall lassen sich Exporte nicht mehr durch eine der oben stehenden Theorien erklaren Die Theorie des intrasektoralen Handels sieht nun eine zunehmende Produktdifferenzierung als Grund fur weiteren Aussenhandel Durch mehr oder weniger gravierende Anderungen beispielsweise der physikalischen oder asthetischen Eigenschaften eines Produkts wurde eine neue Nachfrage entstehen und damit der Aussenhandel angetrieben Literatur BearbeitenKarl Farmer und Ronald Wendner Wachstum und Aussenhandel Eine Einfuhrung in die Gleichgewichtstheorie der Wachstums und Aussenhandelsdynamik Physica Verlag Heidelberg 1999 ISBN 978 3 7908 1238 1Weblinks BearbeitenAussenhandelstheorie Artikel im Gabler Wirtschaftslexikon Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aussenhandelstheorie amp oldid 215364945