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Das Ricardo Modell auch Ricardianisches Modell oder Theorie der komparativen Kostenvorteile nach David Ricardo ist ein vereinfachendes Modell zur Erklarung des Aussenhandels zwischen zwei Landern Dem Modell liegt dabei die unterschiedliche Arbeitsproduktivitat zugrunde die zu internationalem Handel fuhrt Aus sogenannten komparativen Kostenvorteilen von lat comparare vergleichen entstehen komparative Preisvorteile der Lander zueinander beim betrachteten Produktionsfaktor menschliche Arbeitskraft 1 Die Grundannahme ist die Existenz unterschiedlicher Arbeitsproduktivitaten und daraus resultierender unterschiedlicher Opportunitatskosten Die Theorie der komparativen Kostenvorteile stellt insoweit eine Weiterentwicklung der Theorie der absoluten Kostenvorteile von Adam Smith dar Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte der Theorie 2 Einordnung in die Wirtschaftswissenschaft 3 Grundlegende Annahmen 4 Beschreibung 4 1 Kerngedanke Das Prinzip des komparativen Vorteils 4 2 Das Einfaktormodell der Volkswirtschaft 4 3 Das Einfaktormodell des Welthandels 4 4 Erweiterung des Modells der komparative Vorteil bei mehreren Gutern 4 5 Einbeziehung von Transportkosten und nicht handelbarer Guter 4 6 Multilateraler Handel 5 Beispiel 6 Empirische Bestatigung 7 Kritik 8 Gangige Irrtumer verschiedener Argumentationen 8 1 Das Wettbewerbs Argument 8 2 Das Lohndumping Argument 8 3 Das Ausbeutungs Argument 9 Literatur 10 EinzelnachweiseEntstehungsgeschichte der Theorie BearbeitenDavid Ricardo 1772 1823 Englander und einer der Hauptvertreter der klassischen Nationalokonomie entstammte einer wohlhabenden portugiesischen Einwandererfamilie Schon in jungen Jahren erwirtschaftete er jedoch selbst ein betrachtliches Vermogen Sein Hauptwerk On the Principles of Political Economy and Taxation 1817 das die Theorie der komparativen Kostenvorteile begrundet entstand vor dem historischen Hintergrund des Wiener Kongresses der 1815 Europa nach dem Ende der Napoleonischen Kriege neu ordnete und zudem die Kontinentalblockade gegen England endgultig beendete Mit Ende der Kontinentalblockade bluhte der Handel mit England wieder auf Die britische Regierung sicherte jedoch die heimische Wirtschaft mit Schutzzollen gegenuber auslandischen Importen ab Besonders im Bereich der Landwirtschaft z B bei der Einfuhr von Weizen existierten solche Handelsbeschrankungen vgl hierzu Corn Laws David Ricardo versuchte daraufhin mittels seiner Theorie der komparativen Vorteile zu belegen dass diese Importzolle der britischen Wirtschaft letztlich schaden Er vertrat diese Uberzeugung auch gegenuber dem britischen Unterhaus das die Corn Laws jedoch erst 1846 aufhob Zusammenfassend fur Ricardos Uberzeugung soll folgendes Zitat stehen It is quite important to the happiness of mankind that our enjoyments should be increased by the better distribution of labour by each country producing those commodities for which its situation its climate and its other natural or artificial advantages is adapted and by exchanging them for the commodities of other countries 2 Gerhard Bondi ubersetzt das in der deutschen Ausgabe des Werkes mit Die Vermehrung unserer Annehmlichkeiten durch eine bessere Verteilung der Arbeit indem jedes Land jene Waren produziert fur die es durch seine Lage sein Klima sowie durch seine anderen naturlichen oder kunstlichen Vorteile geeignet ist und sie gegen die Waren anderer Lander eintauscht ist fur das Wohl der Menschheit genauso wichtig wie ihre Verwendung 3 Weiterhin wurdigte Paul Samuelson Nobelpreistrager und einer der bedeutendsten Okonomen des 20 Jahrhunderts einmal die Idee des komparativen Vorteils als das beste ihm bekannte Beispiel eines okonomischen Prinzips das bei all seiner unbestreitbaren Wahrheit selbst intelligenten Menschen nicht unmittelbar einleuchtet 4 Einordnung in die Wirtschaftswissenschaft BearbeitenVolkswirtschaftlich betrachtet bildet Ricardos Modell der komparativen Vorteile die theoretische Grundlage fur die Erklarung des Aussenhandels zwischen den Nationen Es ist eine einfache und grundlegende Darstellung der Vorteilhaftigkeit von Freihandel fur alle beteiligten Nationen Zudem werden hierbei komparative Preisvorteile auf komparative Kostenvorteile zuruckgefuhrt Grundlegend fur das Entstehen der komparativen Vorteile ist die Existenz unterschiedlicher Opportunitatskosten die sich wiederum auf verschiedene Arbeitsproduktivitaten zuruckfuhren lassen Treten Staaten in Handel miteinander so bestimmten relatives Angebot und relative Nachfrage den Weltmarktpreis der sich zwischen den jeweiligen Arbeitsproduktivitaten einpendelt Grundlegende Annahmen BearbeitenFolgende grundlegende Annahmen bzw Vereinfachungen liegen dem Ricardo Modell zugrunde Internationaler Freihandel der weder durch Zolle noch durch Nichttarifares Handelshemmnis reglementiert ist Eine Welt die lediglich aus zwei Landern In und Ausland besteht In jedem dieser Lander werden zudem nur zwei Guter produziert Gut X und Gut Y Man betrachtet nur den Produktionsfaktor menschliche Arbeit wobei Homogenitat unterstellt wird Dies bedeutet dass alle Menschen alles gleich gut konnen Es herrscht vollkommene intersektorale Mobilitat der Arbeitskrafte Die Produktionsfunktion nimmt einen linearen Verlauf eine lineare Transformationskurve Bei konstantem Arbeitsangebot L herrscht Vollbeschaftigung Das Arbeitsangebot kann jedoch in den einzelnen Landern voneinander abweichen Es wird weiterhin eine konstante Arbeitsproduktivitat fur beide Guter vorausgesetzt Diese wird durch ihren Kehrwert den Arbeitskoeffizienten dargestellt Weder Arbeitskraft noch Kapital sind uber die Landesgrenze hinaus mobil Es herrscht vollkommene internationale Immobilitat der Produktionsfaktoren Es herrscht vollstandiger Wettbewerb auf allen Markten d h Preis Grenzkosten Weiterhin wird unterstellt dass der Lohnsatz in beiden Sektoren eines Landes identisch ist Anhand dieser Annahmen lasst sich leicht erkennen dass das Ricardo Modell nur einen grundlegenden Anhaltspunkt fur die Erklarung des Aussenhandels bieten kann Von daher sind auch viele kritische Ansatze haltlos da sie die oben genannten Annahmen nicht oder nur teilweise berucksichtigen Beschreibung BearbeitenKerngedanke Das Prinzip des komparativen Vorteils Bearbeiten Hauptartikel Komparativer Kostenvorteil Der Handel zwischen zwei Landern kann fur beide Lander vorteilhaft sein wenn jedes Land diejenigen Guter exportiert bei denen es uber einen komparativen Vorteil verfugt 5 Diese zentrale Aussage spiegelt die Bedeutung des komparativen Vorteils wider auf dem das Ricardo Modell beruht Der komparative Vorteil entsteht durch unterschiedliche Opportunitatskosten bei der Herstellung der Guter in dem produzierenden Land d h die Kosten des Verzichts auf das eine Gut bei der Produktion des anderen sind niedriger als im zweiten Land Dies ist wiederum auf unterschiedliche Arbeitsproduktivitaten in den beteiligten Landern zuruckzufuhren Unterschiedliche Arbeitsproduktivitaten resultieren bspw aus verschiedenen klimatischen oder historischen Gegebenheiten Unwesentlich sind somit absolute Kostenvorteile was zudem begrundet warum auch zwei wirtschaftlich vollig verschieden entwickelte Lander miteinander Handel treiben werden Dies ware bspw auf den Handel zwischen einer Industrienation und einem sog Dritte Welt Land anwendbar Wobei auch das Dritte Welt Land trotz eventuell viel hoherer absoluter Produktionskosten sich dennoch am Welthandel beteiligen kann indem es namlich seine Arbeitskrafte effizient einsetzt Es tritt also in den einzelnen Landern eine Spezialisierung auf die Produktion des Gutes ein bei dem man uber einen komparativen Vorteil verfugt Das jeweils andere Gut wird demnach nicht mehr produziert sondern importiert Durch die effiziente Nutzung des Produktionsfaktors Arbeit kann letztlich also mehr produziert werden Zudem erzielen die beteiligten Staaten Aussenhandelsgewinne durch den Export des von ihnen produzierten Gutes Dies fuhrt wiederum dazu dass auch mehr von dem nicht produzierten Gut konsumiert werden kann durch Import Der Wohlstand der Lander steigt demnach Das Einfaktormodell der Volkswirtschaft Bearbeiten nbsp Die Transformationskurve von InlandIm ersten Schritt geht man davon aus dass es nur das Inland gibt Dieses produziert zwei Guter Die Arbeitskraft ist dabei der einzige Produktionsfaktor Aufgrund der unterschiedlichen Gegebenheiten werden unterschiedlich viele Arbeitsstunden fur die Produktion einer Mengeneinheit des jeweiligen Gutes benotigt Man definiert dieses Input Output Verhaltnis als Arbeitskoeffizient Da die Produktionsmoglichkeiten eines Landes durch das beschrankte Angebot an Arbeitskraften begrenzt sind ist es demnach nur moglich eine bestimmte Menge an Gutern zu produzieren Man stellt diese maximalen Produktionsmoglichkeiten anhand der Transformationskurve dar wobei ihre Steigung den Opportunitatskosten entspricht auch Grenzrate der Transformation genannt Die Grenzrate der Transformation gibt also die Menge des Verzichts wieder welche bei der Produktion eines zusatzlichen anderen Gutes in Kauf genommen werden muss Das negative Vorzeichen wird dabei ignoriert Um die tatsachliche Produktionsmenge zu ermitteln ist es wichtig zu berucksichtigen dass der Lohnsatz in beiden Branchen gleich ist Ansonsten wurden die Arbeiter bevorzugt in der Branche mit den hoheren Lohnen arbeiten Die Produktion des anderen Gutes wurde dadurch vernachlassigt Geht man weiterhin davon aus dass der Preis der Guter nur durch ihre Kosten bestimmt ist so lasst sich feststellen dass allein bei Gleichheit des Preisverhaltnisses vgl relativer Preis und des Arbeitseinsatzverhaltnisses auch beide Guter tatsachlich produziert werden Mit anderen Worten ausgedruckt bedeutet dies dass ohne Aussenhandel der relative Preis gleich dem relativen Arbeitskoeffizienten ist 6 Oder mathematisch ausgedruckt P x P y a L X a L Y displaystyle frac P x P y frac a LX a LY nbsp Findet nun zunachst kein Aussenhandel statt geschlossene Volkswirtschaft Autarkie wurde also Inland beide Guter produzieren Der Preis der Guter wird dann als der sog Autarkiepreis bezeichnet Er berechnet sich zunachst als Produkt des Arbeitseinsatzes und des Lohnsatzes Da der Lohnsatz konstant ist lasst sich im Zwei Guter Fall sagen dass das Preisverhaltnis des einen Gutes den Opportunitatskosten des anderen entspricht d h P X P Y a X a Y displaystyle frac P X P Y frac a X a Y nbsp Das Einfaktormodell des Welthandels Bearbeiten nbsp Die Transformationskurve von AuslandIm zweiten Schritt wird das Modell jetzt um ein zweites Land das Ausland erweitert in der Formel mit einem displaystyle nbsp gekennzeichnet Beide Lander produzieren nun wiederum die zwei gleichen Guter Gut Y und Gut X Entscheidend ist hierbei folgende Annahme a L X a L Y lt a L X a L Y displaystyle frac a LX a LY lt frac a LX a LY nbsp oder anders ausgedruckt a L X a L X lt a L Y a L Y displaystyle frac a LX a LX lt frac a LY a LY nbsp Dies bedeutet dass das Verhaltnis der Arbeitskoeffizienten bei der Produktion des einen Gutes im Inland kleiner ist als im Ausland wobei das Ausland bei der Produktion des anderen Gutes produktiver ist Die Transformationskurve des Auslandes nimmt daher einen anderen Verlauf Sie besitzt z B eine starkere Steigung Treten nun beide Lander miteinander in Aussenhandelsbeziehungen dann ergibt sich die Moglichkeit Guter deren relativer Preis im Ausland hoher ist als im Inland zu exportieren Nutzt nun ein Land seinen komparativen Vorteil und exportiert so kann es einen Handelsgewinn erzielen Aber auch das Ausland wurde vom Handel profitieren indem es den komparativen Vorteil des Inlandes in Form des Imports nutzt und sich somit auf die Produktion des Gutes beschrankt bei dem es selbst einen komparativen Vorteil besitzt Zudem konnten die Lander so ihre Konsummoglichkeiten auch uber die Limitierung durch ihre jeweilige Budgetgerade hinaus steigern nbsp Das allgemeine WeltmarktgleichgewichtEs entwickelt sich somit ein Weltmarkt auf dem relatives Angebot RS und relative Nachfrage RD den Preis bestimmen Voraussetzung Freihandel Der Schnittpunkt der beiden Kurven wird als allgemeines Weltmarktgleichgewicht bezeichnet 1 Der Verlauf der RS Kurve Treppenform lasst sich folgendermassen erklaren Auf der ersten Stufe entspricht der Weltpreis fur Gut X gleich dem Arbeitskoeffizienten Unterhalb dieses Niveaus existiert kein Angebot an Gut X da selbst das Inland welches gunstiger produzieren kann als das Ausland dann nicht mehr kostendeckend arbeiten konnte Der Weltpreis fur Gut Y ergibt sich demnach aus dem Arbeitskoeffizienten des Auslands welches ja Gut Y relativ gesehen billiger herstellen kann zweite Stufe Das Gleichgewicht auf dem Weltmarkt pegelt sich nun zwischen diesen beiden Preisen ein 1 Ware die relative Nachfrage geringer RD so konnte sich auch ein Gleichgewicht bei 2 ergeben In der Folge spezialisieren sich die Lander auf die Produktion von Gut X bzw Gut Y und erzielen bei dem jeweiligen Gut Aussenhandelsgewinne welche ihnen die Einfuhr des jeweils anderen Gutes zum Weltmarktpreis der ja niedriger ist als der Preis bei Eigenproduktion ermoglichen Dies fuhrt zu gesteigerten Konsummoglichkeiten Der Wohlstand der Lander wachst folglich damit 7 Erweiterung des Modells der komparative Vorteil bei mehreren Gutern Bearbeiten nbsp Das Weltmarktgleichgewicht bei funf GuternDas Ricardo Modell lasst sich auch auf mehrere Guter erweitern Am Prinzip andert sich dabei naturlich nichts Jedes Land produziert die Guter bei denen es einen komparativen Kostenvorteil hat Das Weltmarktgleichgewicht lasst sich wieder mit Hilfe von RS und RD Funktion darstellen Einbeziehung von Transportkosten und nicht handelbarer Guter Bearbeiten Die vollkommene Spezialisierung eines Landes in der realen Weltwirtschaft ist aus den folgenden drei Grunden kaum realisierbar und deshalb stark eingeschrankt 1 In der Realitat gibt es mehrere Produktionsfaktoren die sich gegenseitig beeinflussen und der vollkommenen Spezialisierung entgegenwirken 2 Oft wollen Staaten bestimmte Branchen gegen einen auslandischen Wettbewerb schutzen und ergreifen Massnahmen um den inlandischen Markt nach aussen hin abzuschirmen Protektionismus 3 David Ricardo verzichtet bei seinem Modell auf die Berucksichtigung jeglicher Transportkosten der gehandelten Guter Diese Transportkosten machen einen gewissen Prozentsatz der Produktionskosten aus welcher in die Berechnung mit einfliessen muss Die Einbeziehung der Transportkosten fuhrt zur Herausbildung nicht handelbarer Guter Aufgrund fehlender nennenswerter nationaler Kostenvorteile oder zu hoher Transportkosten werden diese Guter nicht gehandelt So ist ein Handel bei dem die Gewichtung der Guter im Verhaltnis zu ihrem Wert sehr hoch ist nicht lohnend Deshalb ist ein Import von Zement etwa auch wenn er im Ausland deutlich gunstiger zu produzieren ist in den meisten Fallen nicht zu empfehlen In einigen Fallen ist es sogar unmoglich Aussenhandel zu betreiben da viele Dienstleistungen beispielsweise nicht transportfahig sind und somit nur regional eingesetzt werden konnen 8 Multilateraler Handel Bearbeiten nbsp Multilateraler HandelIn der Realitat gibt es weit mehr als 2 Lander und zwei Waren Es handeln 150 Lander mit Millionen verschiedener Waren und Dienstleistungen Die Handelsmoglichkeiten in der heutigen Zeit sind enorm so kann ein Land von einem anderen etwas importieren ohne etwas exportieren zu mussen Es entsteht ein Kreislauf siehe hierzu Abb rechts Multilateraler Handel Um bessere Resultate zu erzielen braucht es viele verschiedene Handelsteilnehmer Multilaterale Handelsabkommen sind in der heutigen Zeit unabdingbar um eine effiziente Nutzung der jeweiligen Ressourcen zu haben 9 Beispiel BearbeitenDavid Ricardos Aussenhandelstheorie beruht auf dem von ihm entwickelten Prinzip des komparativen Vorteils Im Kern besagt die Theorie dass sich der Warenaustausch zwischen zwei Landern fur beide lohnt selbst wenn ein Land alle Guter mit geringerem Aufwand herstellen kann als das andere Ricardo verdeutlicht seine Uberlegung am Beispiel des Handels mit Tuch und Wein zwischen England und Portugal Sofern zwischen beiden Landern kein Handel stattfindet stellt jedes Land beide Produkte Tuch und Wein selbst her England benotigt fur die Produktion von 1000 Rollen Tuch 100 Arbeiter und fur die Herstellung von 1000 Fassern Wein 120 Arbeiter Portugal hingegen benotigt fur die Produktion der gleichen Menge Tuch lediglich 90 Arbeiter und fur die Herstellung der gleichen Menge Wein 80 Arbeiter Insgesamt stellen beide Lander zusammen 2000 Rollen Tuch und 2000 Fasser Wein her Spezialisieren sich nun beide Lander jeweils auf das Gut welches sie relativ zum anderen Gut im eigenen Land produktiver herstellen konnen fuhrt dies bei gleichbleibender Arbeitsproduktivitat zu einer insgesamt grosseren Ausbringungsmenge Auswirkungen des Aussenhandels nach David Ricardo Zustand ohne HandelEngland PortugalAnzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivitat Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivitat100 1000 Rollen Tuch 10 Tuch Arbeiter 90 1000 Rollen Tuch 11 11 Tuch Arbeiter120 1000 Fasser Wein 8 33 Fasser Arbeiter 80 1000 Fasser Wein 12 5 Fasser Arbeiter220 2000 Einheiten 9 09 Einheiten Arbeiter 170 2000 Einheiten 11 76 Einheiten Arbeiter Zustand mit HandelEngland PortugalAnzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivitat Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivitat100 1000 Rollen Tuch 10 Tuch Arbeiter 90 1125 Fasser Wein 12 5 Fasser Arbeiter120 1200 Rollen Tuch 10 Tuch Arbeiter 80 1000 Fasser Wein 12 5 Fasser Arbeiter220 2200 Rollen Tuch 10 Tuch Arbeiter 170 2125 Fasser Wein 12 5 Fasser ArbeiterIn Ricardos Beispiel spezialisiert sich Portugal auf die Herstellung von Wein da das Land bei der Weinherstellung weniger Arbeitskrafte als bei der Tuchproduktion benotigt Geht man davon aus dass 1000 Rollen Tuch aquivalent zu 1000 Fassern Wein sind und dass die 90 Arbeiter aus der Tuchproduktion uber die gleiche Produktivitat wie die bereits eingesetzten Weinarbeiter verfugen kann Portugal 1125 Fasser Wein zusatzlich herstellen Portugal produziert somit nicht mehr 1000 Rollen Tuch und 1000 Fasser Wein sondern stellt 2125 Fasser Wein her England wiederum stellt seine Weinproduktion ein und produziert ausschliesslich Tuch Die einstigen 120 Weinarbeiter konnen bei gleicher Produktivitat wie die schon beschaftigten Arbeiter zusatzlich 1200 Rollen Tuch produzieren Analog zu Portugal stellt England nicht mehr 1000 Rollen Tuch und 1000 Fasser Wein her sondern produziert 2200 Rollen Tuch Durch Arbeitsteilung und Handel konnen England und Portugal ihre gemeinsame Ausbringungsmenge um 200 Rollen Tuch und 125 Fasser Wein steigern Der Handel mit dem jeweils anderen Land sichert die Versorgung mit dem selbst nicht mehr produzierten Gut und ist Grundlage fur steigenden Wohlstand 10 Empirische Bestatigung Bearbeiten nbsp Produktivitat und ExporteDer Kerngedanke des Ricardo Modells dass Lander in erster Linie die Waren exportieren bei denen ihre Produktivitat relativ hoch ist lasst sich empirisch bestatigen So wurden anhand von Daten aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg die Produktivitat und der Handel von Grossbritannien und den USA verglichen Es stellte sich heraus dass die Produktivitat der USA in samtlichen 26 untersuchten Branchen grosser war als die Grossbritanniens Die Amerikaner hatten also uberall einen absoluten Vorteil Dennoch war das Gesamtvolumen der britischen Exporte nur geringfugig kleiner als das der Amerikaner In zwolf Sektoren waren die Exporte Grossbritanniens grosser als die der USA Ricardos Theorie bestatigend waren dies die Sektoren in denen Grossbritanniens Produktivitatsnachteil relativ gering ausfiel Folgerichtig ubertrafen die amerikanischen Exporte die britischen nur in denjenigen Branchen spurbar in denen die USA uber einen hohen relativen Produktivitatsvorteil verfugten Die nebenstehende Abbildung veranschaulicht Ricardos Theorie dass der Handel nicht von absoluten sondern von relativen Vorteilen anhangt So geht aus der Abbildung hervor dass amerikanische Unternehmen in einer Branche umso mehr exportieren je hoher dort ihr relativer Produktivitatsvorteil ist Einen empirischen Beleg dass Aussenhandel den teilnehmenden Akteuren nutzt liefert der enorme Zuwachs an Welthandelsbeziehungen mit den damit einhergehenden Wohlfahrtszuwachsen in einer Vielzahl von Volkswirtschaften nach dem Zweiten Weltkrieg Diese Entwicklung ist zweifellos zu einem Grossteil auf den sich intensivierenden weltweiten Handel zuruckzufuhren Ricardos komparativer Kostenvorteil war die Grundlage des 1932 entwickelten Ricardo Viner Modells 11 Daruber hinaus bildet das Modell der komparativen Vorteile auch heute noch eine bedeutende Argumentationsgrundlage fur die Liberalisierung des Welthandelssystems durch die Welthandelsorganisation 12 13 Kritik BearbeitenBei genauerer Betrachtungsweise halt das Ricardo Modell einem Abgleich mit der Realitat nur bedingt stand So unterstellt das Modell die menschliche Arbeit als einzigen Produktionsfaktor Kapital als Produktionsfaktor lasst Ricardo in seiner Theorie unberucksichtigt Somit bezieht Ricardo die unterschiedliche Ressourcenausstattung der Lander die in der Praxis ebenfalls zu Handel zwischen den Nationen fuhrt in sein Modell nicht ein Ein weiterer Kritikpunkt betrifft Ricardos Annahme dass die Produktionsfaktoren zwischen den Sektoren frei beweglich sind und somit samtliche Guter von allen Arbeitern hergestellt werden konnen Dies betrifft auch die Unterstellung Ricardos dass es sich bei den von unterschiedlichen Produzenten hergestellten Gutern um homogene Guter handelt Beide Annahmen begegnen uns in diesem Ausmass in der Realitat nicht Zudem muss Ricardos Annahme der Vollbeschaftigung kritisch gesehen werden In real existierenden Volkswirtschaften existiert stets ein gewisser Personenkreis der einer Erwerbstatigkeit nicht nachgehen kann bzw mochte Entgegen Ricardos Annahme wird in der Realitat das vorhandene Arbeitskraftepotenzial nicht voll ausgeschopft Daruber hinaus vernachlassigt Ricardo in seinem Modell der komparativen Vorteile die Transaktionskosten Insbesondere das Fehlen der Transportkosten wird in der Fachliteratur vielfach kritisiert Ricardo geht in seinem Modell von konstanten Skalenertragen aus d h er unterstellt dass die Produktivitat nicht von der produzierten Menge abhangt In der Praxis machen sich insbesondere in Industrieunternehmen mit einer zunehmenden Ausbringungsmenge Massenproduktionsvorteile bemerkbar die zu steigenden Skalenertragen fuhren In der Landwirtschaft hingegen ist aufgrund des nur begrenzt nutzbaren Bodens zumeist von abnehmenden Skalenertragen auszugehen Folglich muss Ricardos Annahme der konstanten Skalenertrage als wenig realistisch eingeschatzt werden Aussenhandel hat erwiesenermassen einen starken Einfluss auf die Einkommensverteilung innerhalb der beteiligten Lander Ricardo geht auf die entstehenden Verteilungseffekte nicht ein sondern konstatiert lediglich dass Aussenhandel sich auf den Wohlstand der Lander als Ganzes positiv auswirkt Nicht vergessen sollte man ausserdem dass Ricardo sich auf die Erklarung des interindustriellen Handels beschrankt und das Modell somit nicht alle denkbaren Bereiche des Welthandels erfasst Trotz der offenkundigen Schwachen des Modells gilt die Kernaussage Ricardos dass Produktivitatsunterschiede im internationalen Handel eine wichtige Rolle spielen und es eher auf den komparativen als auf den absoluten Vorteil ankommt als unbestritten 14 15 Gangige Irrtumer verschiedener Argumentationen BearbeitenEs gibt in Wirtschaft und Politik drei gangige Irrtumer die oft im Zusammenhang mit dem Aussenhandel genannt werden Das Wettbewerbs Argument Bearbeiten Es wird davon ausgegangen dass der Freihandel nur dann einen Nutzen bringt wenn das eigene Land dem auslandischen Wettbewerb standhalten kann Aussenhandelsgewinne ergeben sich jedoch nicht aus absoluten sondern aufgrund von komparativen Vorteilen Selbst wenn das Inland in jeder seiner Produktionen ineffizienter als das Ausland ist kann es erfolgreich am Aussenhandel teilnehmen da ein absoluter Vorteil keine hinreichende Bedingung fur einen komparativen Kostenvorteil darstellt 16 Das Lohndumping Argument Bearbeiten Bei dieser Argumentation wird pladiert internationaler Wettbewerb schade anderen Landern wenn ein Wettbewerbsvorteil auf niedrigen Lohnen basiert Man solle sich nicht mit anderen Landern messen die zwar weniger produktiv sind aber niedrigere Lohne zahlen Diese Niedriglohnlander wurden einen Wettbewerbsvorteil daraus ziehen da sie ihren Arbeitern weniger Geld zahlen Dieses Argument wird regelmassig von Gewerkschaften verwendet um ein Schutz der Branchen zu fordern Es kommt aber nicht darauf an in welchem Bereich das Ausland einen Wettbewerbsvorteil hat denn Handelsgewinne entstehen dadurch dass das eigene Land in einem Gut einen komparativen Vorteil hat und dieses dann gegen ein Gut aus dem Ausland tauscht Es geht also darum dass diejenigen Lander die das Produkt durch Spezialisierung gunstiger herstellen und Handel betreiben einen Vorteil gegenuber den autarken Landern haben 17 Das Ausbeutungs Argument Bearbeiten Durch Aussenhandel wird ein Niedriglohnland durch Lander mit hoheren Lohnen ausgebeutet Dieses Argument wird meist auf der Emotionsebene vorgetragen und soll die moralische Frage in den Vordergrund stellen ob es in Ordnung ist Menschen in anderen Landern deutlich niedrigere Lohne zu zahlen als im eigenen Land Allerdings ist es gesamtwirtschaftlich betrachtet nicht so dass ein Land mit niedrigeren Lohnen durch ein Land mit hoheren Lohnen ausgebeutet wird Die Frage ist ob der Handel selbst einen zusatzlichen Mehrwert bringt Das wird deutlich wenn man die Alternative ohne Aussenhandel betrachtet In der Autarkie ohne Handel finden nur absolute Vorteile Verwendung die relativen finden keine Beachtung Also wurden Handelsgewinne welche aus relativen Vorteilen resultieren wegfallen Dementsprechend wurde es dem Land ohne Handel noch schlechter gehen als mit 18 Literatur BearbeitenPaul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft International economics 7 Aufl Pearson Studium Munchen 2006 ISBN 3 8273 7199 6 Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft International economics 8 Aufl Pearson Studium 1 Mai 2009 ISBN 978 3827373618 David Ricardo Uber die Grundsatze der politischen Okonomie und der Besteuerung On the Principles of Political Economy and Taxation FinanzBuch Verlag Munchen 2006 ISBN 978 3 89879 141 0 Die Bibliothek der Wirtschaftsklassiker 3 Horst Siebert Aussenwirtschaft 6 Aufl G Fischer Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 8252 8081 0 UTB fur Wissenschaft Bd 8081 Malte Fischer David Ricardo Der Freihandler WirtschaftsWoche Online 4 Dezember 2011 Einzelnachweise Bearbeiten Horst Siebert Aussenwirtschaft S 28 David Ricardo On the Principles of Political Economy and Taxation Everyman s Library 1590 Dent London 1987 ISBN 0 460 11590 1 S 84 Nachdr d Ausg London 1817 David Ricardo Uber die Grundsatze der politischen Okonomie und ihre Besteuerung S 121 Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft S 54 Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft S 56 Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft S 59 vgl Klaus Rose Karlhans Sauernheimer Theorie der Aussenwirtschaft Aufl 14 S 450 ff Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 80 81 Bernhard Beck Volkswirtschaft verstehen 4 Aufl vdf Verlag Zurich 2005 ISBN 3 7281 3000 1 Malte Fischer David Ricardo Der Freihandler S 4 Jacob Viner The Doctrine of Comparative Costs in Review of World Economics 36 2 1932 S 356 414 Vgl Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 82 84 Vgl Sebastian Hammer Die Theorie der komparativen Kostenvorteile nach David Ricardo S 18 19 Vgl Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 82 Vgl Sebastian Hammer Die Theorie der komparativen Kostenvorteile nach David Ricardo S 16 17 Vgl Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 71 Vgl Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 72 Vgl Paul Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft 8 Aufl S 74 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ricardo Modell amp oldid 238682257