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Arbeit englisch labour ist in der Volkswirtschaftslehre ein Produktionsfaktor der jede menschliche Tatigkeit mit dem Ziel der Einkommenserzielung umfasst Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Arbeitsmarkt 3 1 Arbeitsangebot 3 2 Arbeitsnachfrage 4 Arten der Arbeit 4 1 Bezahlte Arbeit 4 2 Unbezahlte Arbeit 4 3 Unproduktive Arbeit 5 Entwicklung der Erwerbsarbeit 6 Arbeit und Investition Technologie 7 Regulierung der Arbeit 8 Wirtschaftliche Aspekte 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAls Gegenstand der Volkswirtschaftslehre umfasst der Arbeitsbegriff jede menschliche Tatigkeit die gegen Entlohnung auf die Befriedigung der Bedurfnisse anderer Personen gerichtet ist 1 Im Sinne der volkswirtschaftlichen Definition wird der Begriff Arbeit auf Erwerbstatigkeit reduziert Formen unbezahlter Arbeit dagegen werden vernachlassigt wie Beschaftigungen in der Subsistenzwirtschaft Haus und Familienarbeit Do it yourself Arbeit oder Gefalligkeiten 2 sowie gemeinnutzige oder ehrenamtliche Tatigkeiten Die Volkswirtschaftslehre kennt neben entlohnter menschlicher Arbeit den Boden als weiteren originaren Produktionsfaktor Zusammen mit dem derivativen Produktionsfaktor Kapital bilden sie die drei klassischen Produktionsfaktoren Da diese Produktionsfaktoren knapp sind haben sie in der klassischen Nationalokonomie einen Preis der bei der Arbeit Lohn beim Boden Bodenrente und beim Kapital Zins heisst In neuerer Zeit zahlen einige Autoren auch das Wissen zu den Produktionsfaktoren 3 Geschichte BearbeitenFur Adam Smith galt in dem 1776 erschienenen Standardwerk Der Wohlstand der Nationen die menschliche Arbeit als die Quelle des Wohlstands und nicht der landwirtschaftlich genutzte Boden 4 Er ging davon aus dass Arbeitsteilung die Produktivitat steigere und stellte die arbeitsteilige Wirtschaft der so genannten Robinson Crusoe Wirtschaft gegenuber Das entscheidende Ergebnis einer arbeitsteiligen Wirtschaft seien mogliche Produktivitatssteigerungen und starkere Effizienzsteigerungen Fur den Bevolkerungspessimisten Thomas Robert Malthus war 1798 der Mensch von Natur aus trage faul und jeder Arbeit abhold es sei denn die Not zwingt ihn dazu 5 Jean Baptiste Say stellte 1803 erstmals die Arbeit mit Boden und Kapital auf eine Stufe 6 und erganzte 1828 das Faktorsystem um den Produktionsfaktor unternehmerische Tatigkeit 7 Auch die unternehmerische Tatigkeit ist streng genommen Arbeit sie wird heute in der Betriebswirtschaftslehre als derivativer Produktionsfaktor anerkannt David Ricardo raumte 1837 dem Faktor Arbeit durch seine Arbeitswerttheorie eine Sonderstellung ein 8 John Stuart Mill unterschied 1875 zwischen produktiver Landwirtschaft Industrie Transport Handel indirekt produktiver Erziehung Ausbildung Wissenschaft offentliche Dienstleistungen und unproduktiver Arbeit Letztere mache die Gesellschaft und die Welt im Ganzen an materiellen Produkten nicht reicher sondern armer 9 Er verstand darunter die Unterhaltung durch Schauspieler Musiker Opernsanger oder Tanzer Bereits in den Pariser Manuskripten vom August 1844 nahm fur Karl Marx die Arbeit eine zentrale Stellung ein Er betrachtete die Arbeit sowohl im okonomischen Arbeit als Ware und Mehrwert siehe Abstrakte Arbeit als auch im philosophisch anthropologischen Arbeit als Stoffwechsel zwischen Mensch und Natur Marx siehe Arbeit Philosophie sowie im politischen Sinne siehe ebenda Konkret Nutzliche Arbeit steht bei Marx fur die Produktion von Gebrauchswerten sowie den Einsatz von Schopfungskraft im Austauschverhaltnis zwischen Mensch und Natur die im Gegensatz zur Klassischen Okonomie nicht mit dem Tauschwert zu bemessen sei 10 Marx stellte sein Verstandnis der menschlichen Arbeit und die Bedeutung die Veranderungen der Produktionsweise auf den Menschen und seine Arbeit haben in den Mittelpunkt seiner Theorien Ausgangspunkt seiner Arbeitswertlehre war 1867 die Unterscheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert 11 Dagegen sprach er im Zusammenhang mit abstrakter Arbeit s o diesen Begriff stellt Marx dem von der konkret nutzlichen Arbeit gegenuber von einer Entfremdung des Menschen von der Arbeit Der Arbeiter erlebe die Guter nicht mehr als seine eigenen sondern als fremde zu deren Herstellung er nur noch stuckhaft beitrage In einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung Marktwirtschaft diene die Arbeit allein der Erzielung von marktfahigen Warenwerten Der Arbeiter musse seine Arbeitskraft dem Kapitalisten zur Erhaltung seiner Existenz verkaufen und fuge dem Gut zusatzlich zu der dem Existenzlohn entsprechenden Arbeit einen Mehrwert bei den sich aber der Kapitalist aneigne 12 Darauf aufbauend begrundete Marx seine Vorstellung der Arbeitswertlehre und seine Ausbeutungstheorie Adolf Weber umschrieb 1930 Arbeit als Inbegriff der menschlichen Wirkungsfahigkeit Willenskraft Korperkraft und Einsicht und Produktionsfaktor 13 Wahrend die klassische Nationalokonomie die Arbeit vorwiegend unter naturalwissenschaftlichen Aspekten betrachtete erkannte die moderne Lehre dass Arbeitskrafte nicht bloss Produktionsfaktoren sind sondern den eigentlichen Zweck des Wirtschaftens darstellen und sich das Arbeitsverhalten nicht allein durch das Rationalprinzip erklaren lasst 14 Heute wird Arbeit auch unter sozialokonomischen Aspekten betrachtet und die Arbeitswelt durch die Arbeitssoziologie und Arbeitspsychologie untersucht Arbeitsmarkt Bearbeiten nbsp Typisches Arbeitsmarktdiagramm Es zeigt den Faktor Arbeit und seinen Faktorpreis Lohn Der Arbeitsmarkt ist ein typischer Faktormarkt auf dem als Faktorpreis der Lohn besteht Auf dem Arbeitsmarkt trifft das Arbeitsangebot der Arbeitnehmer auf die Arbeitsnachfrage der Arbeitgeber der Preis auf dem Arbeitsmarkt ist das Arbeitsentgelt Lohn oder Gehalt Fur die Arbeitsnachfrager stellt der Faktorpreis Faktorkosten dar fur die Arbeitsanbieter ist er Arbeitseinkommen Das beliebig teilbare Zeitbudget einer Arbeitskraft T displaystyle T nbsp besteht entweder aus dem Arbeitsangebot H displaystyle H nbsp oder aus Freizeit F displaystyle F nbsp Die personliche Freiheit seine Zeit fur verschiedene Verwendungszwecke einzuteilen unterliegt daher der Zeitrestriktion T H F displaystyle T H F nbsp Formel fur die Berechnung der Arbeitskraft Arbeitsangebot Bearbeiten nbsp Normale Arbeitsangebotskurve nbsp Ruckwarts geneigtes Arbeitsangebot nbsp Anormaler Verlauf ohne SozialsystemHauptbestimmungsfaktoren fur das Angebot an Arbeit sind die Grosse der Bevolkerung der Prozentsatz der tatsachlich am Erwerbsleben teilnehmenden Personen die durchschnittliche jahrliche Anzahl der von Arbeitnehmern geleisteten Arbeitsstunden Qualitat und Quantitat der erbrachten Arbeitsleistung und die Qualifikation der Arbeitskrafte 15 Unter dem Gesichtspunkt der Bevolkerung hangt das Arbeitskrafteangebot von der Fertilitat Mortalitat und dem Wanderungssaldo ab 16 Die Zahl der Erwerbspersonen ist bedingt durch die Arbeitseinstellung und Freizeit Ansicht von Arbeit als Lebenssinn und Moglichkeit sich zu verwirklichen bzw Arbeit als Mittel zum Zweck der Einkommenserzielung Die Zahl der Erwerbspersonen kann z B durch den Eintritt geburtenstarker Jahrgange ins Erwerbsleben oder die zunehmende Erwerbstatigkeit von Frauen steigen Die Angebotskurve des Gutes Arbeit hat wie bei anderen Gutern auch in der Regel einen steigenden Verlauf da bei steigenden Preis mehr Arbeit auf dem Arbeitsmarkt angeboten wird Fur den Produktionsfaktor Arbeit kann die Angebotskurve wie in den nebenstehenden Grafiken veranschaulicht sowohl einen typischen ansteigenden Verlauf als auch einen ruckwarts geneigten Verlauf aufweisen Dies ist begrundet durch die Praferenzgewichtung des Arbeitnehmers fur Freizeit einerseits und Arbeit zur Einkommenserzielung und Konsumverwirklichung andererseits 17 Der Lohnsatz stellt dabei den Preis dar mit dem der Arbeiter seine Freizeit bewertet da er in Hohe des Lohnsatzes auf Geld verzichtet um mehr Freizeit zu erlangen Mit steigendem Lohn kommt es nun auch zu einer Steigerung des Preises fur Freizeit aus Sicht des Arbeitnehmers Zum einen stellt der hohere Lohn fur den Arbeitnehmer einen Anreiz dar sein Arbeitsangebot zu erhohen und dadurch auf Freizeit zu verzichten Substitutionseffekt Zum anderen erhoht sich durch den hoheren Lohnsatz die Kaufkraft des Arbeitnehmers Er kann jetzt mit weniger Arbeitsleistung die gleiche Menge wie vorher konsumieren Einkommenseffekt Ubersteigt nun der Einkommenseffekt den Substitutionseffekt so kommt es dazu dass bei hoherem Lohnsatz insgesamt weniger Arbeit angeboten wird Daraus resultiert die ruckwarts verlaufende Arbeitsangebotskurve Das Modell unterstellt jedoch dass die Arbeiternehmer den Anteil von Arbeit und Freizeit nach eigenen Vorstellungen gestalten konnen was in der Praxis schon aufgrund von Vorgaben durch das Unternehmen nicht moglich ist Die Arbeitsangebotskurve kann auch einen anormalen zum vorigen Beispiel spiegelverkehrten Verlauf wie in nebenstehender Grafik aufweisen Dieser Verlauf kann in Volkswirtschaften ohne eine soziale Mindestabsicherung wie z B in Entwicklungs und Schwellenlandern auftreten Zunachst nimmt das Arbeitsangebot wie im normalen Verlauf bei sinkendem Lohnsatz ab Wird der zu erzielende Lohn aber zu gering um damit uberleben zu konnen sind die betroffenen Arbeitnehmer gezwungen mehr zu arbeiten um ihre Existenz sichern zu konnen 18 Es kommt zu einer Ausweitung des Arbeitsangebots in diesem Bereich Arbeitsnachfrage Bearbeiten Die Arbeitsnachfrage wird determiniert durch den Arbeitslohn W displaystyle W nbsp das Kapital K displaystyle K nbsp den Arbeitseinsatz L displaystyle L nbsp sowie die Grenzkosten G displaystyle G nbsp und lasst sich zusammenfassen als W G L K L K G K K L displaystyle frac W G L K L frac K G K K L nbsp was besagt dass ein gewinnmaximierendes Unternehmen so lange seinen Arbeits und Kapitaleinsatz modifiziert bis die Grenzkosten die bei der Produktion einer weiteren Gutereinheit mittels Arbeit entstunden identisch zu denjenigen sind die bei der Produktion mittels Kapital anfielen 19 Ist das Arbeitsangebot hoher als die Arbeitsnachfrage liegt Arbeitslosigkeit Unterbeschaftigung vor umgekehrt sind offene Stellen und Uberbeschaftigung vorhanden Arbeit wird als homogene Grosse in Arbeitsstunden gemessen so dass sich die Arbeit wie folgt darstellen lasst Arbeit Arbeitskraft Arbeitszeit displaystyle mbox Arbeit mbox Arbeitskraft cdot mbox Arbeitszeit nbsp Verringert sich beispielsweise die Arbeitszeit bei gleicher Zahl von Arbeitskraften so ermassigt sich die Arbeitsleistung und umgekehrt Arten der Arbeit BearbeitenAllgemein lasst sich zwischen bezahlter und unbezahlter Arbeit unterscheiden Beiden gemeinsam sind die folgenden Kriterien 20 Korperliche oder geistige Arbeit Art der Betatigung Die Arbeitsleistung besteht vorwiegend aus physischer Handarbeit Muskelarbeit oder vorwiegendem Einsatz geistiger Verstandes oder Gefuhlsleistung Leitender oder ausfuhrender Arbeit Rangstellung Der Arbeitsinhalt besteht vorwiegend aus Fuhrungsaufgaben oder uberwiegend aus der Ausfuhrung von Weisungen ungelernter angelernter und gelernter Arbeit Vorbildung oder Berufsausbildung Selbstandiger oder unselbstandiger Arbeit Grad der Abhangigkeit von einer fremden Arbeitsorganisation Korperliche und geistige Arbeit tritt regelmassig kombiniert auf ihre Einteilung entscheidet sich nach dem Schwerpunkt der Betatigung Fuhrungskompetenz oder Durchfuhrungskompetenz berucksichtigt aber auch Aspekte der gesundheitlichen Belastung und des Arbeitsschutzes Durch Wahrnehmung von Kontroll und Entscheidungsaufgaben wird auch ausfuhrende Arbeit immer mehr mit Leitungsaufgaben betraut Job Enrichment Ungelernte und angelernte Arbeitskrafte besitzen keine abgeschlossene Berufsausbildung angelernte Krafte besitzen eine begrenzte Ausbildung zwischen drei Monaten und weniger als zwei Jahre Ungelernte konnen weder eine Berufsausbildung noch ein Anlernverhaltnis nachweisen Die steuerrechtliche Einordnung unterscheidet danach wie hoch der Grad der Weisungsbefugnis ist Bezahlte Arbeit Bearbeiten Die Arbeitsleistung und das Arbeitsleid des Arbeitnehmers wird durch das Arbeitsentgelt entlohnt Studien haben gezeigt dass Angestellte im Allgemeinen 1 5 bis 3 Stunden ihrer taglichen Arbeitszeit fur nicht arbeitsbezogene private Tatigkeiten verwenden 21 die ebenfalls entlohnt werden Unbezahlte Arbeit Bearbeiten Seit der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts setzt sich allmahlich die Einsicht durch dass auch unbezahlte Erstellung von Gutern und Dienstleistungen Anteil an der Leistungsfahigkeit einer Volkswirtschaft hat Doch bis heute wird Haushaltsproduktion als Satellitensystem betrachtet und nicht in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung abgebildet 22 In der OECD wurden 2016 durchschnittlich folgende Zeiten fur Arbeit aufgewendet 23 Durchschnittliche Arbeit in Min pro Tag 2016 OECD gesamt in Manner in Frauen in bezahlt 271 9 57 1 328 5 70 5 215 3 44 2unbezahlt 204 6 42 9 137 6 29 5 271 7 55 8gesamt 476 5 466 1 487 0Die OECD erhebt die Zeiten die durchschnittlich pro Tag fur bezahlte und unbezahlte Arbeit aufgewendet wurden Dabei zeigt sich je nach Land eine unterschiedlich starke Kluft zwischen den Geschlechtern 23 OECD Manner FrauenDurchschnittliche Arbeit in Min pro Tag 2016 gesamt bezahlt unbezahlt gesamt bezahlt in unbezahlt in gesamt bezahlt in unbezahlt in OECD gesamt 476 5 271 9 204 6 466 1 328 5 70 5 137 6 29 5 487 0 215 3 44 2 271 7 55 8Deutschland 447 5 231 2 216 3 445 4 281 6 63 2 163 8 36 8 449 7 180 9 40 2 268 8 59 8Osterreich 508 9 306 8 202 1 500 1 364 8 72 9 135 3 27 1 517 7 248 8 48 1 268 9 51 9Schweden 475 5 295 3 180 2 475 9 321 9 67 6 154 0 32 4 475 2 268 7 56 5 206 5 43 5Norwegen 447 0 260 1 186 9 454 2 291 8 64 2 162 4 35 8 439 8 228 4 51 9 211 4 48 1Turkei 488 5 242 0 246 5 476 7 360 3 75 6 116 4 24 4 500 3 123 7 24 7 376 7 75 3Unproduktive Arbeit Bearbeiten Hauptartikel Unproduktive Arbeit Unproduktive Arbeit ist ein aus der klassischen Nationalokonomie stammender umstrittener Begriff unter dem die geringfugige oder fehlende Arbeitsproduktivitat einer Arbeit verstanden wird Entwicklung der Erwerbsarbeit BearbeitenIm Laufe der Jahrhunderte hat sich der Charakter der Arbeit im Hinblick auf eine immer weiter fortschreitende Spezialisierung verandert 24 Es kam zu einer immer ausgepragteren Arbeitsteilung und damit verbundenen Produktivitatssteigerungen Gleichzeitig nahmen sowohl der Tausch von Gutern um Waren zu erhalten die der einzelne Haushalt nicht selber herstellt als auch die Gesamtmenge der Guter immer weiter zu Durch die Industrialisierung und das Aufkommen von Fabrikarbeit wurde der Produktionsvorgang in immer kleinere Einzelschritte zerlegt Im Gegensatz zur vorherigen Handarbeit musste nicht mehr jeder Arbeitsschritt von jedem Arbeiter beherrscht werden Durch diese starke Spezialisierung der Arbeitskrafte konnten diese mehr Geschicklichkeit und Routine entwickeln Effizienzgewinne stiegen durch verstarkte Erfahrungs und Lerneffekte Gerade zu Beginn des Industriezeitalters gab es bedingt durch Rationalisierungen in der Landwirtschaft und verstarktes Bevolkerungswachstum ein grosses Arbeitskraftepotenzial und kaum soziale Absicherungen Haufig bewegten sich Lohne damit am Existenzminimum Mit dem spateren Erstarken von Gewerkschaften wurden Lohne vermehrt durch Tarifvereinbarungen festgelegt Bei vorhandener Tarifbindung bilden Tariflohne zunehmend eine unterste Grenze der Entlohnung selbst wenn viele Arbeitslose bereit sind fur ein geringeres Entgelt zu arbeiten Auch der Produktionsfaktor Arbeit bzw die Arbeit an sich wandelte sich im Verlauf der Zeit Wahrend im vorindustriellen Zeitalter Arbeitsleistung vorwiegend in der Landwirtschaft erbracht wurde traten mit Beginn der Industrialisierung vermehrt maschinengebundene Arbeitsformen auf Dies steht nicht im Widerspruch zu der grundsatzlichen Einordnung des Begriffes Arbeit Maschinen und Automaten sind Werkzeuge bzw Produktionsmittel und tragen heute wesentlich zur Effizienz und Qualitat insbesondere bei monotonen und wiederkehrenden Arbeitsschritten bei Sie konnen bisher nur durch den Einsatz menschlicher Arbeit hergestellt werden Durch zunehmende Rationalisierung und Automatisierung in den modernen Industrienationen gewinnt heute die qualifizierte und wissensbasierte Arbeit immer mehr an Bedeutung Nach Auffassung des US Okonomen Jeremy Rifkin wird durch die digitale Revolution langfristig die Arbeit verschwinden 25 26 Rifkin betont dass der Non Profit Sektors eine zunehmende Bedeutung bekommt 27 Richard Buckminster Fuller stellte in seinem Buch Critical Path 1981 fest dass Arbeitslosigkeit unmittelbar auf der technischen Moglichkeit einer Ephemerisierung beruhe Ahnlich ausserte sich Norbert Wiener ein Mitbegrunder der Kybernetik der 1947 darauf hinwies dass der Fortschritt in der Computertechnik Massenarbeitslosigkeit auslosen werde Der franzosische Sozialphilosoph Andre Gorz meint ebenfalls dass seit Jahrhunderten immer mehr Arbeiten durch Maschinen ubernommen werden Der dadurch bewirkte Anstieg der Produktivitat fuhre dazu dass selbst bei zunehmender Produktion weniger menschliche Arbeitskraft benotigt wird Die Vorstellung von Vollbeschaftigung werde zur Illusion Deshalb befurwortet Gorz ein utopisches Grundeinkommen welches ermoglicht zu leben ohne zu arbeiten Jeder Mensch erhalte eine monetare Grundlage sich selbst zu verwirklichen 28 Wie dieses Grundeinkommen im Staat erwirtschaftet werden soll und wie die wenigen Arbeitskrafte die Renten der Pensionare finanzieren sollen liess er aber offen Gutenberg konnte bereits 1958 eine Entfremdung der Arbeit durch Automatisierung feststellen 29 Nach Witte nimmt die Bedeutung des Produktionsfaktors Arbeit ab die des Faktors Kapital steigt durch Automatisierung oder Mechanisierung 30 Arbeit und Investition Technologie Bearbeiten nbsp Arbeitsangebotskurve nach Investitionsruckgang nbsp Arbeitsangebotskurve bei technischem FortschrittEine Veranderung der Investitionsausgaben fuhrt zu einer Verschiebung der Nachfrage nach Arbeit Bei einer Verringerung der Investitionen haben die Arbeitskrafte weniger bzw altere Maschinen zur Verfugung wodurch die Arbeitsproduktivitat sinkt Die Arbeitsnachfragekurve verschiebt sich nach links d h die Unternehmen fragen weniger Arbeitskrafte nach und die Reallohne sinken Technischer Fortschritt fuhrt ebenfalls zu einer Verschiebung der Arbeitsnachfrage Die Arbeiter sind produktiver und die Nachfrage nach Arbeit seitens der Unternehmen steigt Die Arbeitsnachfragekurve verschiebt sich nach rechts und die Reallohne steigen Bei der Erhohung der Nachfrage nach Arbeit ist aber nach Qualifikation der Arbeiter zu unterscheiden Ein Anstieg der Investitionen bzw das Wirksamwerden von technischen Fortschritt erhoht in der Regel die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskraften und verringert die nach ungelernten 31 Regulierung der Arbeit BearbeitenIst der Produktionsfaktor Arbeit praktisch als Ware frei handelbar so spricht man von einem freien Arbeitsmarkt Ein freier Arbeitsmarkt wird vor allem von Neoklassikern unter Verweis auf effiziente Arbeitsmarkte mit vergleichsweise geringer Arbeitslosigkeit wie in den USA und Grossbritannien gefordert In Kontinentaleuropa wird der Faktor Arbeit starker reguliert Hier werden verstarkt Mindestlohne vorgegeben die uber den Nominallohnen liegen Kundigungsschutzregelungen arbeitnehmerfreundlicher gestaltet und Arbeitsbedingungen und Entgelthohen haufiger auch flachendeckend zwischen Tarifparteien ausgehandelt 32 Auch gibt es hier weitergehende Mitbestimmungs und Mitspracherechte der Arbeitnehmer wie z B in Deutschland durch das Betriebsverfassungsgesetz und das Mitbestimmungsgesetz Insgesamt weist der Arbeitsmarkt hier eine hohere Regulierungsdichte auf Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenDamit der Produktionsfaktor Arbeit als Gut uberhaupt auf dem Arbeitsmarkt gehandelt werden kann muss er unter anderem auch Faktormobilitat aufweisen Von allen Produktionsfaktoren ist Kapital mit seiner Kapitalmobilitat der mobilste 33 dem Boden fehlt eine wesentliche Form der Mobilitat denn er ist naturgemass dauerhaft an einen Standort gebunden und deshalb unbeweglich daher der Begriff Immobilien Der Produktionsfaktor Arbeit weist mehr oder weniger starke Arbeitsmobilitat auf Die Arbeitsmobilitat zeigt sich wenn Arbeitnehmer bereit sind ihren Arbeitsplatz zu wechseln Dabei wird zwischen innerbetrieblicher und zwischenbetrieblicher Mobilitat beruflicher sowie regionaler und internationaler Arbeitsmobilitat unterschieden 34 Bei innerbetrieblicher Arbeitsmobilitat wechselt nur der Arbeitsplatz wahrend der Arbeitgeber nicht gewechselt wird Bei allen ubrigen Arten wird auch der Arbeitgeber gewechselt Arbeitsmobilitat zeigt sich bei Arbeitsmigration Pendlern und der Talentabwanderung Eine vollkommene Faktormobilitat fuhrt dazu dass uber den Marktmechanismus ein Marktgleichgewicht auf den Faktormarkten und ein gleich hohes Faktoreinkommen bewirkt wird 35 Siehe auch BearbeitenArbeitsschwere Handarbeit Arbeitswissenschaft SchwerarbeitLiteratur BearbeitenRainer Fischbach Volkswirtschaftslehre I 12 Auflage Managementwissen fur Studium und Praxis Oldenburg 2003 Edwin Boventer Richard Illing Einfuhrung in die Mikrookonomie 9 Auflage Oldenbourg 1997 Paul A Samuelson William D Nordhaus Volkswirtschaftslehre Grundlagen der Makro und Mikrookonomie 8 Auflage Koln 1987 Helge Majer Moderne Makrookonomik 1 Auflage Oldenbourg 2001 Joseph Stiglitz Volkswirtschaftslehre 2 Auflage Oldenbourg 1999 Karl Marx Das Kapital Kritik der politischen Okonomie Der Produktionsprozess des Kapitals 4 Auflage Koln 2003 Stephan Laske Manfred Schweres Hrsg Arbeitsorientierung in den Wirtschaftswissenschaften Vielfalt als Krisenindikator oder als Potential Schriftenreihe zur interdisziplinaren Arbeitswissenschaft Band 2 Munchen und Mering 2014Weblinks BearbeitenThomas Kuhn IPU Berlin Arbeit Wissenschaftspodcast der Internationalen Psychoanalytischen Universitat Berlin IPU 15 Mai 2019Einzelnachweise Bearbeiten Horst Hanusch Thomas Kuhn Uwe Cantner Volkswirtschaftslehre 1 6 Auflage Berlin 2002 S 12 Hartwig Bartling Franz Luzius Frank Fichert Grundzuge der Volkswirtschaftslehre 2019 S 160 Olaf Katenkamp Quo vadis Wissensmanagement in Zeitschrift fur Arbeitsforschung Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik Heft 1 2003 S 19 Adam Smith An Inquiry into the Nature and Causes of Wealth of Nations 1776 Ubersetzung Claus Recktenwald 1995 S 3 Thomas Robert Malthus An Essay on the Principle of Population 1798 Ubersetzung 1977 S 157 Jean Baptiste Say Traite d economie politique 1803 S 85 Jean Baptiste Say Ausfuhrliches Lehrbuch der praktischen Okonomie deutsche Ubersetzung 1845 S 121 David Ricardo Grundsatze der Volkswirtschaft und der Besteuerung 1837 S 2 ff John Stuart Mill Principles of Political Economy with some of their Applications to Social Philosophy 1875 S 29 Karl Marx Das Kapital Kritik der politischen Okonomie Der Produktionsprozess des Kapitals 4 Auflage Koln 2003 S 186 Karl Marx Das Kapital Kritik der politischen Okonomie Band 1 1867 1985 S 50 Karl Marx Das Kapital Kritik der politischen Okonomie Der Produktionsprozess des Kapitals Koln 2003 S 196 Adolf Weber Allgemeine Volkswirtschaftslehre 1930 S 67 Wilhelm Hasenack W Kilger Johannes Fettel Hermann Bohrs Erich Kosiol Josef Kolbinger Fritz Ottel Karl Hax August Marx Arbeit und Lohn als Forschungsobjekt der Betriebswirtschaftslehre 1962 S 44 Helge Majer Moderne Makrookonomik 1 Auflage Oldenbourg 2001 S 264 Paul A Samuelson William D Nordhaus Volkswirtschaftslehre Grundlagen der Makro und Mikrookonomie 8 Auflage Koln 1987 S 302 Robert S Pindyck Daniel L Rubinfeld Mikrookonomie 6 Auflage Munchen 2005 S 689 Edwin Boventer Richard Illing Einfuhrung in die Mikrookonomie 9 Auflage Oldenbourg 1997 S 133 Ronald G Ehrenberg Robert S Smith Modern Labor Economics Theory and Public Policy 1997 S 72 f Rainer Fischbach Klaus Wollenberg Volkswirtschaftslehre 1 2007 S 29 Roland Paulsen Non work at work Resistance or what In Organization Band 22 Nr 3 26 Dezember 2013 S 351 367 doi 10 1177 1350508413515541 sagepub com abgerufen am 16 Dezember 2017 Maria Funder Soziologie der Wirtschaft Eine Einfuhrung Munchen 2011 S 162 a b OECD Time spent in paid and unpaid work by sex OECD Stat 2016 abgerufen am 23 Marz 2017 Horst Hanusch Thomas Kuhn Uwe Cantner Volkswirtschaftslehre 1 6 Auflage Berlin 2002 S 14 Stuttgarter Zeitung 29 April 2005 Interview uber das Ende der Arbeit mit Jeremy Rifkin Memento vom 3 Mai 2005 im Internet Archive Jeremy Rifkin Das Ende der Arbeit ISBN 3 596 16971 2 S 205 208 Stuttgarter Zeitung 29 April 2005 Interview uber das Ende der Arbeit mit Jeremy Rifkin Memento vom 3 Mai 2005 im Internet Archive S 4 Memento vom 14 Dezember 2008 im Internet Archive Attac uber Gorz Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Erich Gutenberg Einfuhrung in die Betriebswirtschaftslehre 1958 S 58 Hermann Witte Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 2008 S 188 Josef Stiglitz Volkswirtschaftslehre 2 Auflage Oldenbourg 1999 S 684 Helge Majer Moderne Makrookonomik 1 Auflage Oldenbourg 2001 S 255 Jochen Tiedtke Zahlungsbilanzausgleich Mikrookonomische Absorptionstheorie direkter internationaler Preiszusammenhang und Zahlungsbilanz 1972 S 32 Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 29 Werner Lachmann Volkswirtschaftslehre 2 Anwendungen 1995 S 72Normdaten Sachbegriff GND 4002567 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeit Volkswirtschaftslehre amp oldid 237655159