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Arbeitsorientierung oft auch Arbeitseinstellung genannt bezieht sich auf die personliche Arbeitsperspektive im Gegensatz zur betrieblichen Sie wird gemeinhin in eine instrumentelle in der Arbeit als Mittel zum Zweck gilt und eine inhaltliche in der Arbeit auch einen Lebenswert an sich darstellt unterschieden 1 Das Bild Perspektiven der Arbeit zeigt eine Ordnung dieser Arbeitsperspektiven Perspektiven der ArbeitDie Arbeitsorientierung ist eine wichtige Voraussetzung fur die Art wie Mitarbeiter auf Arbeitsstrukturierung reagieren Mitarbeiter mit starker instrumenteller Arbeitsorientierung werden dazu neigen Arbeitsstrukturierungen abzulehnen Eine teure Massnahme kann deswegen ihren Effekt verlieren oder sogar ins Gegenteil umschlagen Allerdings wird die Arbeitsorientierung nach langerer Arbeit stark vom individuellen Arbeitserleben bestimmt Deswegen ist es meist kein hinreichender Grund auf Arbeitsstrukturierung zu verzichten nur weil die vorhandenen Mitarbeiter eine stark instrumentelle Arbeitsorientierung haben In jungerer Zeit wurde eine zunehmende Auspragung hin zu instrumenteller Arbeitsorientierung beobachtet Dazu sieht man folgende Ursachen Soziale Sicherheit und Wohlstand in den entwickelten Industrienationen konnen die Bedeutung der Arbeitstatigkeit als zentrale Lebenswelt auch bei sozialen Gruppen mit traditionell eher inhaltlicher Arbeitsorientierung abgebaut haben 2 Zu dem gleichen Effekt kann Arbeitszeitverkurzung beitragen Weiterhin kann unterstellt werden dass im deutschen Erziehungswesen und nicht nur im deutschen in den letzten Jahren zunehmend demokratische Lebenswerte und Verhaltensformen sozialisiert wurden die in einen deutlicher werdenden Kontrast zur Arbeitswelt als eine der wenigen gesellschaftlichen Lebenswelten die sich diesem Prozess weitgehend entzogen hat treten 3 Wissenschaftliche Grundlagen BearbeitenDie Diskussion nach dem Zusammenhang von Personlichkeit und Arbeitstatigkeit steht in einem engen Kontext zu den Forschungen zur Arbeits und Leistungsorientierung Dass unterschiedliche Formen der Arbeitsorientierung vorliegen und daraus grundsatzlich unterschiedliche Forderungen an die Arbeitsorganisation abzuleiten sind war bereits von Lewin 1920 formuliert 4 Aktuell wurde diese Aussage im Gefolge der ersten Jobenrichment Programme in denen die gewunschten positiven Auswirkungen keineswegs immer erreicht werden konnten ein erheblicher Teil der Betroffenen gar ablehnend reagierte So fanden etwa Turner und Lawrence dass Arbeitserweiterungen nur bei Arbeitern aus kleinstadtischen Betrieben positiv mit deren Zufriedenheit korreliert war 5 Hulin und Blood erfuhren dass Arbeiter mit einem uberwiegend instrumentellen Arbeitsverstandnis wie sie es vorwiegend bei stadtischen Bewohnern antrafen Arbeitsanreicherungen eher negativ gegenuberstehen 6 wie Lewin bereits behauptete Die ersten Folgerungen aus diesen Studien bestanden allerdings ganz im Sinne Taylors in der Abstimmung der Personalauswahl auf die Arbeitsorganisation Das bekannteste Modell hierzu stammt von Porter Lawler und Hackman 7 in dem sie die Dimensionen Organisationsstruktur organisch mechanistisch Arbeitsorganisation einfach bereichert und Wachstumsbedurfnisse grouth need satisfaction von Kleinbeck ins Deutsche ubersetzt mit leistungsmotiviert erfolgsorientiert 8 empirisch ableiteten und sinnvolle wie nicht sinnvolle Kombinationen ermittelten In einer nachfolgenden empirischen Uberprufung der Arbeiten von Porter et al fanden Pierce Dunham und Blackburn dass abweichend von Porter et al der Variablen Arbeitsorganisation eine deutlich hohere Bedeutung zukommt als der Organisationsstruktur 9 Aus den Ergebnissen dieser Untersuchungen heraus wird die Forderung nach einer differentiellen Arbeitsorganisation begrundet 10 Individuelle Wachstumsbedurfnisse werden uber Arbeitsorientierung zu beruflichen Wachstumsbedurfnissen vermittelt Eine inhaltliche Arbeitsorientierung kann zwar als Voraussetzung fur arbeitsbezogene Wachstumsbedurfnisse gelten ein instrumenteller Arbeitsbegriff bedeutet jedoch nicht dass generell keine Wachstumsbedurfnisse vorhanden sind Fur eine gesunde Personlichkeit werden diese Bedurfnisse als gegeben angenommen Aus diesem Zusammenhang kann sich die Tatsache begrunden dass auch bei Mitarbeitern mit instrumentellem Arbeitsbegriff ein Orientierungswandel und damit eine Sozialisation zu einem inhaltlichen Arbeitsbegriff bei Arbeitsanreicherungen beobachtet werden kann 11 Niederfeichtner kommt nach einer Literaturstudie zu dem Ergebnis dass zunachst zwar Schulbildung soziale Schicht und berufliche Position die Arbeitsorientierung wesentlich bestimmen dieser Einfluss zugunsten der tatsachlichen beruflichen Erfahrungen jedoch schnell und deutlich zuruckgeht 12 Auch weitere Studien wie die von Kern und Schumann 13 sowie Kohn und Schooler 14 deuten mit zunehmender Starke auf den Einfluss der Arbeit selbst hin Daraus ergibt sich ein Entwicklungsmodell zur Ausbildung von Arbeitsorientierung wie es das Bild Entwicklungsmodell Arbeitsorientierung darstellt 15 nbsp Entwicklungsmodell ArbeitsorientierungIn diesem Modell wirken Personlichkeit und Zugehorigkeit zu sozialen Gruppen zunachst primar auf Art und Umfang der erworbenen Qualifikationen Diese sind in erster Linie verantwortlich fur die ersten beruflichen Erfahrungen deren Rezeption weiterhin auch durch soziale Herkunft und Personlichkeit beeinflusst wird Arbeitsorientierung und Arbeitserfahrungen verstarken sich in der Folgezeit gegenseitig die anderen Einflussgrossen treten in ihrer Bedeutung zunehmend zuruck Damit kann in der Regel bei einer Veranderung der Arbeitsorganisation durch geanderte und unter ublichen Umstanden nicht erfahrbare Arbeitssituationen auch von nachfolgenden Anderungen der Arbeitsorientierung ausgegangen werden 16 Zwar kann die vorberufliche Sozialisation sich mitunter auch als dauerhaft stabil erweisen eine Begrundung deswegen von Arbeitsanreicherungen abzusehen stellt dies jedoch nicht dar diese wurde sich lediglich aus uberforderndem Anderungsumfang ergeben 17 Personlichkeitsforderliche Arbeitsorganisationen bedurfen also einer entsprechenden Rezeption durch die Mitglieder eines so gestalteten Arbeitssystems die bei den Mitgliedern unterschiedlich und bei jedem einzelnen uberdies nicht konstant also uber den Zeitablauf nicht gleich sein werden Diese Umstande verlangen die Perspektive eines Menschenbildes das mit Schein als complex man bezeichnet wird 18 Das Konzept des complex man postuliert dass Menschen auch in Bezug auf ihre Arbeit vielfaltige Bedurfnisse haben und dass deren Hierarchie einem Wandel unterliegt und zu einer bestimmten Zeit nicht fur alle Menschen in gleicher Weise gelten muss 19 Fur die Arbeitsorganisation ergibt sich dass sie nicht nur den unterschiedlichen Bedurfnissen der Menschen zu einem Zeitpunkt sondern auch deren unterschiedlichen Entwicklungsbedurfnissen genugen sollte Dies ist die Begrundung fur die Forderung nach einer differentiell dynamischen Arbeitsorganisation 20 Hierbei ist insbesondere zu beachten dass ein Auffinden von instrumentellen Arbeitsbegriffen und eine wenn auch temporare Dominanz der Merkmale aus dem Menschenbild des economic man bei den Mitarbeitern keine Begrundung fur den Verzicht auf personlichkeitsforderliche Arbeit darstellt Da die Tayloristische Arbeitsorganisation derzeit im Allgemeinen den Ausgangspunkt von Arbeitsstrukturierungen bildet muss das Gewicht auf der Entwicklung der ubrigen Merkmale einer differentiellen Arbeitsorganisation liegen Sonstiges BearbeitenArbeitseinstellung wird auch fur die Arbeitsniederlegung oder den Streik benutzt Einzelnachweise Bearbeiten Heeg Franz Josef Moderne Arbeitsorganisation Grundlagen der organisatorischen Gestaltung von Arbeitssystemen beim Einsatz neuer Technologien 2 Aufl Munchen Hanser 1991 Reihe REFA S 58 Vgl die Zusammenstellung der Meinungsforschungen bei Rosenstiel Lutz v Arbeitsmotivation und Wertewandel Ihre Bedeutung fur das Personalmanagement In Berthel Jurgen Groenewald Horst Personal Management Landsberg Verlag moderne industrie 1990 Grundausstattung Teil I Abschnitt 3 S 19 f Argyris Chris Das Individuum und die Organisation Einige Probleme gegenseitiger Anpassung In Turk Klaus Organisationstheorie Hamburg Hoffmann und Campe 1975 ISBN 3 455 09185 7 S 229 234 Lewin Kurt Die Sozialisierung des Taylor Systems Eine grundsatzliche Untersuchung zur Arbeits und Berufs Psychologie In Korsch Karl Hrsg Praktischer Sozialismus Band 4 Berlin Verlag Gesellschaft und Erziehung 1920 S 5 36 hier S 11 f Turner Arthur Lawrence Paul Industrial jobs and the worker An investigation of response to task attributes Boston Harvard University Press 1965 Hulin Charles Blood Milton Job enlargement individual differences and worker responses In Psychological Bulletin 1968 69 S 41 55 Hackman John Lawler Edward Porter Lyman Perspectives on Behaviour in Organizations 2nd Ed New York McGraw Hill 1975 S 308 Kleinbeck Uwe Eignet sich die Theorie der Leistungsmotivation fur die Begrundung von Arbeitsstrukturierungsmassnahmen In Kleinbeck Uwe Ernst Gert Zur Psychologie der Arbeitsstrukturierung Frankfurt M Campus 1981 ISBN 3593329131 S 32 41 Pierce Jon Dunham Randall Blackburn Richard Social systems structure job design and growth need strength A test of congruency model In Academy of Management Journal 1979 2 S 223 240 Ulich Eberhard Troy Norbert Alioth Andreas Technologie und Organisation In Roth Erwin Organisationspsychologie Gottingen Hogrefe 1989 Enzyklopadie der Psychologie 3 1989 ISBN 3 8017 0518 8 S 119 141 hier S 128 Bruggemann Agnes Erfahrungen mit wichtigen Variablen und einigen Effekten beruflicher Sozialisation in einem Projekt zur Humanisierung des Arbeitslebens In Ulich Eberhard Groskurth Peter Bruggemann Agnes Neue Formen der Arbeitsgestaltung Moglichkeiten und Probleme einer Verbesserung der Qualitat des Arbeitslebens Frankfurt M Europaische Verlagsanstalt 1973 ISBN 3 434 00214 6 S 146 175 Niederfeichtner Friedrich Arbeitsgestaltung und Arbeitsorientierung Die sozialisatorische Entwicklung von Arbeitsorientierung und ihre Bedeutung fur die Gestaltung organisationaler Anreizsysteme Bern Haupt 1982 ISBN 3 258 03145 2 S 231 f Kern Horst Schumann Michael Industriearbeit und Arbeiterbewusstsein Frankfurt M Europaische Verlagsanstalt 1970 Teil I S 218 ff Kohn Melvin Schooler Carmi The reciprocal Effect of the substantive complexity of Work and intellectual Flexibility A longitudinal Assessment In American Journal of Sociology 84 1978 1 S 24 52 Grap Rolf Neue Formen der Arbeitsorganisation fur die Stahlindustrie Aachen Augustinus 1992 ISBN 3860730886 S 88 91 Gaitanides Michael Industrielle Arbeitsorganisation und technische Entwicklung Produktionstechnische Moglichkeiten qualitativer Verbesserungen der Arbeitsbedingungen Berlin de Gruyter 1976 Mensch und Organisation 1 Niederfeichtner 1982 S 238 Schein Edgar Organizational Theory New Jersey Prentice Hall 1980 Ulich E Probleme der Veranderung des Managementsystems In Duell Werner Frei Felix Alioth Andreas Baitsch Christoph Ulich Eberhard Leitfaden fur qualifizierende Arbeitsgestaltung Koln Verlag TUV Rheinland 1986 ISBN 3885852985 S 160 169 hier S 163 Ulich Eberhard Subjektive Tatigkeitsanalyse als Voraussetzung autonomieorientierter Arbeitsgestaltung In Frei Felix Ulich Eberhard Beitrage zur psychologischen Arbeitsanalyse Bern Huber 1981 ISBN 3 456 80905 0 S 327 347 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arbeitsorientierung amp oldid 226233466