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Der Homo oeconomicus ˈhɔmoː ɔe kɔˈnɔmɪkʊs lateinisch hŏmō oeconomicus Wirtschaftsmensch auch rationaler Agent genannt ist in der Wirtschaftswissenschaft und Spieltheorie das theoretische Modell eines Nutzenmaximierers In der Makrookonomie wird dieses Modell auch oft als sogenannter reprasentativer Agent benutzt um wirtschaftliche Vorgange zu analysieren Ein haufig benutzter Spezialfall des Homo oeconomicus ist der zeitkonsistente Erwartungsnutzenmaximierer mit dem sich insbesondere die Verhaltensokonomie auseinandersetzt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Begriffsgeschichte 3 Der Homo oeconomicus als rationaler Agent 3 1 Definition 3 2 Rationalitatsannahmen 3 3 Beispiele fur Irrationalitat 3 3 1 Beispiel 1 Framing Effekt ohne Reflexivitat 3 3 2 Beispiel 2 zyklische Praferenzen ohne Transitivitat 3 3 3 Beispiel 3 Fuhlbarkeitsschwelle ohne Transitivitat 3 4 Die zugehorige Nutzenfunktion 3 5 Alternative Definition 4 Intertemporale Entscheidung 4 1 Zeitkonsistenz und Zeitinkonsistenz 4 2 Beispiel fur Zeitinkonsistenz 5 Entscheidung unter Unsicherheit 5 1 Entscheidung unter Risiko 5 1 1 Die Entscheidungssituation 5 1 2 Axiome der Erwartungsnutzentheorie 5 1 3 Theorem von Neumann Morgenstern 5 2 Entscheidung unter Ungewissheit 5 2 1 Die Entscheidungssituation 5 2 2 Minimax Regel 5 2 3 Maximax Regel 5 2 4 Hurwicz Regel 5 2 5 Laplace Regel 6 Der Homo oeconomicus in der Verhaltensokonomie 6 1 Ansatz 6 2 Referenzabhangige Praferenzen 6 3 Wahrscheinlichkeitsgewichtung 6 4 Optimismus und Pessimismus 6 5 Begrenzte Aufmerksamkeit 6 6 Zeitinkonsistenz 6 7 Einfluss des Vorgabewertes Default Effekt 7 Der Homo oeconomicus in der Klassischen Nationalokonomie 7 1 Das Bild des egoistischen Homo oeconomicus 7 2 Beschreibung in der Konsumtheorie 7 3 Rationalisierbarkeit und offenbarte Praferenzen 7 4 Beispiel fur Rationalisierbarkeit Nachfrage im Partialmarktmodell 8 Der Homo oeconomicus in der Makrookonomie 8 1 Individuelle und kollektive Rationalitat 8 2 Der reprasentative Agent 8 3 Begrenzte Heterogenitat 9 Beispiele fur Modelle rationalen Verhaltens 9 1 Klassisches Konsumentenmodell 9 2 Egoismus und Altruismus 9 3 Intertemporale Konsumentscheidung 10 Kritik 10 1 Egoistisches Menschenbild 10 2 Kritik am zeitkonsistenten Erwartungsnutzenmaximierer 10 3 Irrationales Verhalten 10 4 Heuristik statt Berechnung 11 Homo oeconomicus in anderen Wissenschaften 12 Siehe auch 13 Literatur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Ausdrucke rationaler Agent oder Nutzenmaximierer werden ofter in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur benutzt wahrend der Ausdruck Homo oeconomicus eine Anspielung auf den Homo sapiens siehe auch Liste der Homo Epitheta eher ausserhalb der Wirtschaftswissenschaft benutzt wird Das Modell wird bei der Erklarung elementarer wirtschaftlicher Zusammenhange genutzt und ist Grundlage vieler wirtschaftswissenschaftlicher Modelle Kontrovers wurde und wird diskutiert ob eine rein egoistische Praferenzordnung ein Definitionsmerkmal des Homo oeconomicus sein sollte Inzwischen hat sich weitgehend die Auffassung durchgesetzt dass das Homo oeconomicus Modell besser als Modell eines Akteurs zu verstehen ist der jene Rationalitatsannahmen erfullt die aus einer beliebigen Praferenzenrelation eine Praferenzordnung machen Das Modell beschreibt Handelnde oft Akteure genannt die uber alle moglichen alternativen Zustande eine klare Praferenzordnung bilden konnen und sich wenn sie vor einer Handlungsentscheidung stehen fur diejenige Handlung entscheiden die die von ihnen am meisten praferierten Folgen erwarten lasst Welche intrinsische Motivation den Praferenzen zugrunde liegt ist dabei irrelevant Die Entscheidung eines Homo oeconomicus kann als Maximierung einer Nutzenfunktion dargestellt werden Das Prinzip der Nutzentheorie ist von grundlegender Bedeutung sowohl fur die Mikrookonomie als auch fur die Makrookonomie Begriffsgeschichte BearbeitenDen englischen Ausdruck economic man verwendete John Kells Ingram erstmals 1888 in seinem Werk A History of Political Economy den lateinischen Term homo oeconomicus benutzte wohl zum ersten Mal Vilfredo Pareto in seinem Manuale d economia politica 1906 Eduard Spranger bezeichnete 1914 in seiner Psychologie der Typenlehre den homo oeconomicus als eine Lebensform des Homo sapiens und beschrieb ihn wie folgt Der okonomische Mensch im allgemeinsten Sinne ist also derjenige der in allen Lebensbeziehungen den Nutzlichkeitswert voranstellt Alles wird fur ihn zu Mitteln der Lebenserhaltung des naturhaften Kampfes ums Dasein und der angenehmen Lebensgestaltung 1 Friedrich August von Hayek zufolge hatte John Stuart Mill den homo oeconomicus in die Nationalokonomie eingefuhrt 2 In der neoklassischen Nationalokonomie wird der Homo oeconomicus allgemein als Nutzenmaximierer beschrieben oder in der erweiterten Version von Neumann Morgenstern als Erwartungsnutzenmaximierer Zu beachten ist dass auch der wirtschaftswissenschaftliche Fachbegriff des Nutzens unterschiedlichen Interpretationen und historischen Wandlungen unterworfen ist Der Homo oeconomicus als rationaler Agent BearbeitenDefinition Bearbeiten Der Homo oeconomicus ist ein Modell auf der Basis eines fiktiven Akteurs dessen Praferenzen die Rationalitatsannahmen der Praferenzordnung erfullt Ist dies der Fall konnen dessen Praferenzen durch eine ordinale Nutzenfunktion abgebildet werden Im Folgenden wird davon ausgegangen dass es endlich oder unendlich viele Zustande der Welt X 1 X 2 displaystyle X 1 X 2 dots nbsp gibt zwischen denen der Akteur klar unterscheiden kann und dass X X 1 X 2 displaystyle X X 1 X 2 dots nbsp die Menge aller moglichen Zustande der Welt ist Die Zustande der Welt beschreiben tatsachliche oder hypothetische Situationen denen die Agenten gegenuberstehen Zustande der Welt konnen beispielsweise Eigenschaften wie die Menge der konsumierten Guter die soziale Situation die Gesundheit des Akteurs oder die okologische Umweltsituation umfassen In der Konsumtheorie bezeichnet X i displaystyle X i nbsp meistens vereinfachend einen Vektor x i 1 x i n displaystyle x i 1 dots x i n nbsp der ausdruckt wie viel jeweils von den gegebenen n Gutern konsumiert wird Rationalitatsannahmen Bearbeiten Hauptartikel Praferenzrelation Im Folgenden bedeutet X 1 X 2 displaystyle X 1 sim X 2 nbsp dass der Akteur indifferent ist zwischen X 1 displaystyle X 1 nbsp und X 2 displaystyle X 2 nbsp Das heisst dass er nicht sagen kann welchen der zwei Weltzustande er vorzieht X 1 X 2 displaystyle X 1 succ X 2 nbsp bedeutet dass der Akteur X 1 displaystyle X 1 nbsp strikt gegenuber X 2 displaystyle X 2 nbsp vorzieht Eine Praferenzenrelation displaystyle sim succ nbsp uber X displaystyle X nbsp heisst rational wenn 3 i X 1 X 2 X 2 X 1 X 2 X 1 X 1 X 2 X displaystyle i quad X 1 succ X 2 vee X 2 succ X 1 vee X 2 sim X 1 qquad X 1 X 2 in X nbsp Vollstandigkeit i i X i X i X i X displaystyle ii quad X i sim X i qquad qquad qquad qquad qquad qquad X i in X nbsp Reflexivitat i i i X 1 X 2 X 2 X 3 X 1 X 3 X 1 X 2 X 3 X displaystyle iii quad X 1 sim X 2 X 2 sim X 3 Rightarrow X 1 sim X 3 qquad X 1 X 2 X 3 in X nbsp Transitivitat von displaystyle sim nbsp i i i X 1 X 2 X 2 X 3 X 1 X 3 X 1 X 2 X 3 X displaystyle iii quad X 1 succ X 2 X 2 succ X 3 Rightarrow X 1 succ X 3 qquad X 1 X 2 X 3 in X nbsp Transitivitat von displaystyle succ nbsp nbsp Drei Indifferenzkurven im Zwei Guter Fall Fur die Punkte gilt aufgrund der Praferenzrichtung D B C A displaystyle D succ B sim C succ A nbsp Vollstandigkeit i displaystyle i nbsp bedeutet hierbei dass der Akteur fur jedes Paar von Weltzustanden weiss ob er indifferent ist oder den einen dem anderen vorzieht Damit sollen Falle ausgeschlossen werden in denen sich der Akteur nicht entscheiden kann Reflexivitat i i displaystyle ii nbsp ist eine eher technische Annahme Habe ich mich zwischen einem Zustand und demselben Zustand zu entscheiden dann ziehe ich keinen der beiden Zustande dem anderen strikt vor So soll ausgeschlossen werden dass andere zufallige Kriterien die nicht in die Beschreibung von X eingehen fur die Entscheidung relevant werden Transitivitat i i i displaystyle iii nbsp ist eine starke inhaltliche Annahme uber Praferenzen Transitivitat ermoglicht dass man von Praferenzen auf andere Praferenzen schliessen kann weil die Praferenzordnung in sich konsistent ist siehe auch Transitivitatsannahme Transitivitat ist die Rationalitatsannahme die am problematischsten ist Rationalitat ist hierbei nicht gleichzusetzen mit einem alltagssprachlichen Begriff der Rationalitat sondern ist definiert im Sinne der Praferenzenaxiome i i i i i i i i i displaystyle i ii iii iii nbsp In diesem Sinne rationales Verhalten ist nicht unbedingt positiv zu bewerten und Irrationalitat bedeutet nicht dass das Verhalten erratisch und unvorhersehbar ware weil es keiner festen Regel folgt sondern nur dass die obigen Annahmen nicht erfullt sind Ein Akteur der die Verhaltensannahmen i i i i i i i i i displaystyle i ii iii iii nbsp erfullt entspricht dem Modell des Homo oeconomicus 3 Anmerkung displaystyle vee nbsp in der Definition ist das logische oder Beispiele fur Irrationalitat Bearbeiten Die Rationalitatsannahmen die dem Homo oeconomicus Modell unterliegen scheinen auf den ersten Blick eher harmlos Es gibt allerdings Beispiele fur Entscheidungssituationen in denen sie nicht zutreffen Beispiel 1 Framing Effekt ohne Reflexivitat Bearbeiten Wenn ein Akteur eingeladen wird einen Kaffee oder Tee zu trinken nimmt er die Einladung an und wahlt z B Kaffee oder Tee je nach seiner Praferenz zwischen den beiden Optionen Wird er aber eingeladen einen Kaffee oder Tee zu trinken oder vielleicht einen Joint zu rauchen lehnt er die Einladung ab Dies geschieht weil er aus zusatzlichen Moglichkeiten hier einen Joint rauchen konnen zusatzliche Informationen erlangt die seine Entscheidung selbst dann beeinflussen konnen wenn die zusatzlichen Alternativen gar nicht gewahlt wurden und insofern irrelevant sind Er scheint also nicht indifferent zu sein zwischen Kaffee und Tee da die Entscheidung auch von irrelevanten Alternativen abhangt Dieser Effekt heisst Framing Effekt Beispiel 2 zyklische Praferenzen ohne Transitivitat Bearbeiten Gut 1 Gut 2 Gut 3Merkmal 1 1 2 3Merkmal 2 2 3 1Merkmal 3 3 1 2Der Akteur bewertet 3 Guter Guter 1 2 3 mit drei Kriterien Kriterium 1 2 3 Ein Gut zieht er einem anderen vor wenn es bei 2 Kriterien einen hoheren Platz belegt So ist Gut 1 bei Kriterium 1 auf Platz 1 und bei Kriterium 2 auf Platz 2 und damit bei beiden Kriterien besser als Gut 2 Es gilt alsoGut 1 Gut 2 displaystyle text Gut 1 succ text Gut 2 nbsp Insgesamt gilt mit dieser Bewertung dann aber Gut 1 Gut 2 Gut 3 Gut 1 displaystyle text Gut 1 succ text Gut 2 succ text Gut 3 succ text Gut 1 nbsp Ein Handler kann den Akteur unter diesen Umstanden leicht ausnutzen Angenommen der Akteur besitze Gut 1 Ein Handler konnte ihm nun anbieten gegen eine kleine Zuzahlung Gut 1 gegen Gut 3 einzutauschen Da der Akteur Gut 3 Gut 1 vorzieht ist er dazu bereit Anschliessend bietet der Handler dem Akteur an gegen eine weitere kleine Zuzahlung Gut 3 gegen Gut 2 einzutauschen Der Akteur willigt ein Danach wird in gleicher Weise Gut 1 gegen Gut 2 fur eine dritte kleine Zahlung getauscht Der Akteur besitzt dann wieder Gut 1 ist aber an Geld armer geworden und der Handler hat einen Gewinn gemacht Dieser Fall zirkularer Praferenzen bildet keine Praferenzordnung Verstoss gegen die Transitivitatsannahme Beispiel 3 Fuhlbarkeitsschwelle ohne Transitivitat Bearbeiten Es gibt ein Gut mit einem stetigen Merkmal y R displaystyle y in mathbb R nbsp und jemand mochte dass y besonders gross ist y kann z B ein Qualitatsmerkmal sein Aber wenn es einen kleinen Wert e gt 0 displaystyle varepsilon gt 0 nbsp gibt bei dem man indifferent ist ob y um e hoher ist oder nicht y y e displaystyle y sim y varepsilon nbsp dann wurde aus Transitivitat folgen dass einem y vollig egal ist Man kann das Problem umgehen indem man das stetige Merkmal in ein diskretes Merkmal umwandelt also z B mit y 1 0 2 e y 2 2 e 4 e displaystyle y 1 0 2 varepsilon y 2 2 varepsilon 4 varepsilon dots nbsp Uber dieses Merkmal ware dann wieder Transitivitat erfullt wenn y 2 e y displaystyle y 2 varepsilon succ y nbsp Die zugehorige Nutzenfunktion Bearbeiten Hauptartikel Nutzenfunktion Mikrookonomie Fur die Praferenzenrelation displaystyle sim succ nbsp heisst die Funktion u X R x u x displaystyle u colon X to mathbb R x mapsto u x nbsp zugehorige Nutzenfunktion wenn X 1 X 2 u X 1 u X 2 X 1 X 2 X displaystyle X 1 sim X 2 iff u X 1 u X 2 quad X 1 X 2 in X nbsp X 1 X 2 u X 1 gt u X 2 X 1 X 2 X displaystyle X 1 succ X 2 iff u X 1 gt u X 2 quad X 1 X 2 in X nbsp source source source source source source source source source source source source source source Beispiel einer gebrauchlichen Nutzenfunktion Cobb Douglas Nutzenfunktion Diese Aquivalenzbeziehung zwischen Praferenzrelationen und Nutzenfunktion erleichtert die mathematische Handhabung der Entscheidungen eines Homo oeconomicus Zum Beispiel lasst sich so leicht zeigen was es bedeutet vom Homo oeconomicus als einem Nutzenmaximierer zu sprechen Der Zustand der Welt der die Nutzenfunktion des Akteurs uber alle moglichen Weltzustande maximiert ist genau der mogliche Weltzustand den der rationale Akteur auch jedem anderen moglichen Zustand vorzieht und der von ihm daher gewahlt wird In der mikrookonomischen Konsumtheorie wird regelmassig der Nutzen unter einer Budgetbedingung oder Budgetgrenze maximiert Die Budgetbedingung grenzt einige formal mogliche aber fur den Akteur faktisch nicht erreichbare Weltzustande aus Eine Budgetbedingung ist oft fur die Bestimmung des aus Sicht des Akteurs optimalen Weltzustandes wichtig da in vielen Situationen kein lokaler Sattigungspunkt vorhanden ist aber ein maximales Budget fur den Erwerb von Gutern Alternative Definition Bearbeiten Wenn man eine neue Praferenzenordnung displaystyle succsim nbsp mit schwachen Praferenzen definiert ergibt sich eine kurzere Definition fur Rationalitat und die zugehorige Nutzenfunktion X i X j X i X j X i X j displaystyle X i succsim X j iff X i succ X j vee X i sim X j nbsp Dass X i displaystyle X i nbsp gegenuber X j displaystyle X j nbsp schwach bevorzugt wird bedeutet also dass der Akteur entweder indifferent zwischen den beiden Alternativen ist oder dass er X i displaystyle X i nbsp gegenuber X j displaystyle X j nbsp strikt bevorzugt Mit dieser neuen Praferenzenordnung ergibt sich folgende Definition fur Rationalitat Eine Praferenzenordnung displaystyle succsim nbsp uber X displaystyle X nbsp ist rational wenn i X 1 X 2 X 2 X 1 X 1 X 2 X displaystyle i quad X 1 succsim X 2 vee X 2 succsim X 1 qquad qquad qquad quad X 1 X 2 in X nbsp Vollstandigkeit i i X 1 X 2 X 2 X 3 X 1 X 3 X 1 X 2 X 3 X displaystyle ii quad X 1 succsim X 2 X 2 succsim X 3 Rightarrow X 1 succsim X 3 qquad X 1 X 2 X 3 in X nbsp Transitivitat Aus der Vollstandigkeit von displaystyle succsim nbsp ergibt sich der Reflexivitat der zugehorigen aquivalenten Praferenzenordnung displaystyle sim succ nbsp Diese Definition ist kurzer und wird daher ofter in der Literatur benutzt allerdings ist mit der obigen Definition leichter erkennbar warum der Framing Effekt zu irrationalen Praferenzen fuhrt Aus diesem Grund wurde die Definition von Rationalitat fur displaystyle sim succ nbsp hier zuerst genannt Fur eine Praferenzenrelation displaystyle succsim nbsp ist die Funktion u X R x u x displaystyle u colon X to mathbb R x mapsto u x nbsp die dazugehorige Nutzenfunktion wenn X 1 X 2 u X 1 u X 2 X 1 X 2 X displaystyle X 1 succsim X 2 iff u X 1 geq u X 2 quad X 1 X 2 in X nbsp Intertemporale Entscheidung Bearbeiten Hauptartikel Intertemporale Entscheidung Zeitkonsistenz und Zeitinkonsistenz Bearbeiten Oft stehen Menschen vor Entscheidungen die sie uber mehrere Perioden treffen beispielsweise ob man konsumiert oder spart eine Ausbildung macht oder direkt arbeiten geht eine Rentenversicherung abschliesst etc Dabei wird ublicherweise zwischen zwei Arten von Praferenzen bzw Nutzenfunktionen unterschieden namlich zeitkonsistenten und zeitinkonsistenten Eine zeitkonsistente Praferenzenordnung liegt vor wenn sich eine Entscheidung nicht nur andert weil Zeit vergeht Der Akteur halt also an seiner Entscheidung uber eine zukunftige Handlung unabhangig davon fest wie weit sie in der Zukunft liegt solange er keine neuen Informationen bekommt Bei veranderten Informationen kann sich selbstverstandlich eine Entscheidung auch bei zeitkonsistenten Praferenzen andern beispielsweise bei neuen Informationen uber zukunftigen Lohn Zinsen Inflationsrate etc Eine zeitinkonsistente Praferenzenordnung liegt vor wenn sich eine Entscheidung andert nur weil der Entscheidungszeitpunkt ein anderer ist also vereinfacht gesagt wenn es fur eine Entscheidung fur ubermorgen wichtig ist ob sie heute oder morgen getroffen wird selbst wenn morgen die Informationslage die gleiche ist wie heute Ein typisches zeitinkonsistentes Verhalten ist wenn ein Mensch eine unangenehme Pflicht immer weiter vor sich her schiebt Allerdings ist auch ein solches Verhalten rational solange es nur die drei obigen Praferenzenaxiome erfullt In vielen Anwendungen wird es allerdings per Annahme ausgeschlossen Beispiel fur Zeitinkonsistenz Bearbeiten Ein Akteur muss sich entscheiden ob er etwas heute oder morgen tut zum Beispiel eine unangenehme Tatigkeit wie den Keller aufraumen oder zum Arzt gehen was ihm in der Zukunft nutzt ihm aber heute unangenehm ist Er kann es heute tun und morgen nicht l 1 1 l 2 0 displaystyle l 1 1 l 2 0 nbsp heute nicht und stattdessen morgen l 1 0 l 2 1 displaystyle l 1 0 l 2 1 nbsp oder in beiden Perioden nicht l 1 0 l 2 0 displaystyle l 1 0 l 2 0 nbsp Seine Nutzenfunktion lautet U l 1 l 2 l 1 0 5 l 2 max l 1 l 2 displaystyle U l 1 l 2 l 1 0 5l 2 max l 1 l 2 nbsp Der Nutzen seiner drei Alternativen ist U l 1 1 l 2 0 0 displaystyle U l 1 1 l 2 0 0 nbsp U l 1 0 l 2 1 0 5 displaystyle U l 1 0 l 2 1 0 5 nbsp U l 1 0 l 2 0 0 displaystyle U l 1 0 l 2 0 0 nbsp Alternativ konnen die Praferenzen des Akteurs auch mit folgender Praferenzenordnung dargestellt werden l 1 0 l 2 1 l 1 1 l 2 0 l 1 0 l 2 0 displaystyle l 1 0 l 2 1 succ l 1 1 l 2 0 sim l 1 0 l 2 0 nbsp Seine optimale Entscheidung ist es also die Tatigkeit morgen zu verrichten Da er aber morgen vor demselben Problem steht entscheidet er sich auch morgen die Tatigkeit am nachsten Tag zu verrichten Diese Nutzenfunktion beschreibt somit einen Akteur der sich zwar jeden Tag vornimmt morgen den Keller aufzuraumen und diese Entscheidung auch ernsthaft trifft es aber trotzdem nie tut Entscheidung unter Unsicherheit BearbeitenEntscheidung unter Risiko Bearbeiten Hauptartikel Entscheidung unter Risiko Die Entscheidungssituation Bearbeiten Entscheidungen unter Risiko werden mikrookonomisch oft als Lotterie modelliert Die Interpretation einer Lotterie g p 1 X 1 p n X n displaystyle g p 1 circ X 1 dots p n circ X n nbsp mit i 1 n p i 1 displaystyle sum nolimits i 1 n p i 1 nbsp ist dass die Umweltzustande X i displaystyle X i nbsp jeweils mit der Wahrscheinlichkeit p i displaystyle p i nbsp eintreffen Wenn jetzt ein Homo oeconomicus zwischen zwei Lotterien g displaystyle g nbsp und g displaystyle g nbsp wahlen muss und eine Nutzenfunktion uber alle moglichen Lotterien G displaystyle G nbsp besitzt ermoglicht die Erwartungsnutzentheorie aus einer vorhandenen Praferenzenrelation uber X X 1 X 2 displaystyle X X 1 X 2 dots nbsp eine Praferenzenrelation uber G displaystyle G nbsp zu bilden Eine Entscheidung unter Unsicherheit kann ebenfalls verwendet werden um eine Entscheidung unter unvollkommenen Informationen darzustellen Dazu werden die nach den unvollkommenen Informationen in Frage kommenden Umweltzustande mit ihrer subjektiv eingeschatzten Wahrscheinlichkeit gewertet Axiome der Erwartungsnutzentheorie Bearbeiten Rationalitat 1 g g g g g g G displaystyle 1 quad g succsim g vee g succsim g qquad qquad qquad g g in G nbsp Vollstandigkeit 2 g g g g g g g g g G displaystyle 2 quad g succsim g g succsim g Rightarrow g succsim g qquad g g g in G nbsp Transitivitat Stetigkeit Sei g g g G displaystyle g g g in G nbsp mit g g g displaystyle g succ g succ g nbsp dann gilt a b 0 1 a g 1 a g b g 1 b g displaystyle exists alpha beta in 0 1 alpha circ g 1 alpha circ g succ beta circ g 1 beta circ g nbsp Reduktion Sei g g G displaystyle g g in G nbsp wobei g g displaystyle g g nbsp die gleiche Wahrscheinlichkeitsverteilung haben Dann gilt g g displaystyle g sim g nbsp Unabhangigkeit Sei g g g G displaystyle g g g in G nbsp und g g displaystyle g succ g nbsp dann gilt a g 1 a g a g 1 a g a 0 1 displaystyle alpha circ g 1 alpha circ g succ alpha circ g 1 alpha circ g quad alpha in 0 1 nbsp Rationalitat bedeutet hierbei dass die ublichen Praferenzenregeln auch fur Lotterien gelten Stetigkeit kann so interpretiert werden dass selbst wenn der Unterschied zwischen zwei Lotterien extrem klein ist man immer die Lotterie bevorzugt die die besseren Alternativen anbietet Man beachte dass wenn a b displaystyle alpha beta nbsp gegen 0 gehen die Lotterien gegeneinander konvergieren aber da g displaystyle g nbsp immer noch besser ist als g displaystyle g nbsp gilt Indifferenz nur im Grenzwert Reduktion bedeutet nichts anderes als dass die Prasentation also wie man die Wahrscheinlichkeitsverteilung uber die Alternativen aufschreibt keinen Einfluss hat eher technische Annahme Unabhangigkeit bedeutet dass eine dritte Alternative g displaystyle g nbsp keinen Einfluss auf die Praferenzenordnung hat wenn sie in allen Lotterien vorkommt Theorem von Neumann Morgenstern Bearbeiten Wenn die Axiome der Erwartungsnutzentheorie erfullt sind kann man die Praferenzen des Akteurs durch eine Erwartungsnutzenfunktion V g E u x i 1 n p i u x i displaystyle V g operatorname mathbb E u x sum i 1 n p i cdot u x i nbsp darstellen Umgekehrt gelten ebenfalls fur alle Akteure deren Verhalten durch eine Erwartungsnutzenfunktion dargestellt werden kann die vier Axiome der Erwartungsnutzentheorie fur die zugrundeliegende Praferenzenrelation uber alle moglichen Lotterien 3 Diese Erweiterung des Homo oeconomicus zum Erwartungsnutzenmaximierer im Unterschied zum reinen Nutzenmaximierer wird in der Mikrookonomie in der Regel fur Entscheidungen unter Unsicherheit verwendet und ist im Speziellen fur die Spieltheorie von entscheidender Bedeutung Entscheidung unter Ungewissheit Bearbeiten Hauptartikel Entscheidung unter Ungewissheit Die Entscheidungssituation Bearbeiten Eine Entscheidung unter Ungewissheit ist eine Entscheidung bei der sich der Akteur des Ergebnisses nicht sicher sein kann Wenn der Akteur eine rationale Praferenzenordnung uber die moglichen Ausgange hat aber deren Wahrscheinlichkeiten nicht kennt und auch nicht aufgrund von irgendwelchen A priori Informationen einschatzen kann handelt es sich um eine Entscheidung unter Ungewissheit Dies lasst sich also gewissermassen als eine Lotterie g p 1 X 1 p n X n displaystyle g p 1 circ X 1 dots p n circ X n nbsp verstehen bei der die Wahrscheinlichkeiten p i displaystyle p i nbsp unbekannt sind Modelliert man die Entscheidung eines Akteurs der trotz sparlicher Informationen eine Alternative wahlt bedarf es einer Entscheidungsregel Diese Entscheidungsregel sollte bei einem rationalen Akteur nur von den moglichen Ausgangen X i displaystyle X i nbsp abhangen Wenn uber die Ausgange X i displaystyle X i nbsp eine rationale Praferenzenordnung vorliegt liegt auch eine Nutzenfunktion vor Folgende weit verbreitete Entscheidungsregeln beschreiben einen moglichen Entscheidungstyp bei dem dann uber die unsicheren Alternativen wieder eine rationale Praferenzenordnung entsteht Hierbei ist es nicht so entscheidend welche Entscheidungsregel gewahlt wird sondern dass es plausible Entscheidungsregeln gibt die eine Entscheidung unter Ungewissheit anleiten Dies bedeutet namlich dass es selbst bei Ungewissheit durchaus plausibel ist dass eine rationale Praferenzenordnung uber die Entscheidungsalternativen vorliegt Bei den folgenden vier beispielhaften Entscheidungsregeln ist X j i displaystyle X j i nbsp der i displaystyle i nbsp te Ausgang von Moglichkeit Lotterie j displaystyle j nbsp Minimax Regel Bearbeiten Die Minimax Regel ist eine sehr pessimistische Entscheidungsregel Dabei wird die Moglichkeit gewahlt die den kleinsten potenziellen Schaden anrichtet Man wahlt die Alternative bei der der Nutzen des schlechtesten Ergebnisses am hochsten ist mit anderen Worten man maximiert das Minimum max j min i u X j i displaystyle max j min i u X j i nbsp Maximax Regel Bearbeiten Die Maximax Regel ist das optimistische Gegenstuck zur Minimax Regel Hierbei wird die Moglichkeit gewahlt die den hochsten potenziellen Nutzen liefert Der Akteur wahlt die Alternative bei der der Nutzen des besten Ergebnisses am hochsten ist maximiert also das Maximum max j max i u X j i displaystyle max j max i u X j i nbsp Hurwicz Regel Bearbeiten Die Hurwicz Regel ist eine gewichtete Mischung aus Minimax und Maximax Regel Die beiden Regeln werden dabei mit dem sogenannten Optimismusparameter l displaystyle lambda nbsp mit l 0 1 displaystyle lambda in 0 1 nbsp gewichtet Damit wird bei der Entscheidung sowohl der bestmogliche als auch der schlechtestmogliche Ausgang berucksichtigt max j l max i u X j i 1 l min i u X j i displaystyle max j lambda cdot max i u X j i 1 lambda min i u X j i nbsp Laplace Regel Bearbeiten Bei der Laplace Regel nimmt der Akteur mangels Informationen fur alle moglichen Ergebnisse die gleiche Wahrscheinlichkeit an und bildet so eine Erwartungsnutzenfunktion Diese Regel bietet also die Moglichkeit eine Entscheidung unter Ungewissheit in eine Entscheidung unter Risiko zu transformieren max j 1 n i u X j i displaystyle max j frac 1 n sum i u X j i nbsp Der Homo oeconomicus in der Verhaltensokonomie BearbeitenAnsatz Bearbeiten In mikro und makrookonomischen Analysen wird der Homo oeconomicus meistens in seiner Form als zeitkonsistenter Erwartungsnutzenmaximierer benutzt Hierbei sieht die allgemeine Form der zu maximierenden Zielfunktion wie folgt aus max x i t t i X t i b t p s t u x i t s t displaystyle max x i t t i in X sum t i beta t p s t u x i t s t nbsp wobei t 1 2 displaystyle t 1 2 dots nbsp die Zeitpunkte x i t displaystyle x i t nbsp die i te Strategie des Akteurs in Periode t displaystyle t nbsp s t displaystyle s t nbsp die moglichen Zustande der Welt und p s t displaystyle p s t nbsp die Wahrscheinlichkeiten von Zustand s t displaystyle s t nbsp sind Allerdings gibt es Situationen denen dieser Standardansatz der Okonomie nicht gerecht werden kann Ziel der Verhaltensokonomik ist es deshalb solche Situationen strukturiert zu beschreiben und das Modell des zeitkonsistenten Erwartungsnutzenmaximierers entsprechend zu verandern Referenzabhangige Praferenzen Bearbeiten Referenzabhangige Praferenzen reference dependent preferences sind Praferenzen die von einem hypothetischen oder fruheren Zustand ausserhalb der Entscheidung abhangen Ein Beispiel ware ein Arbeitnehmer der eine Lohnerhohung um 5 displaystyle 5 nbsp bekommt und unzufrieden ist wenn er eine 10 displaystyle 10 nbsp Lohnerhohung erwartet hat wahrend er zufrieden ist wenn er keine Lohnerhohung erwartet hat In diesem Fall ware der Referenzpunkt die Erwartung uber die Hohe der Lohnerhohung Ein anderes Beispiel ware ein Mensch der versucht einen bestimmten Lebensstandard zu erreichen und hierbei einen hypothetischen Zustand als Referenzpunkt nimmt Im Allgemeinen ist ein solcher Referenzpunkt in einem Modell eine exogene Grosse r displaystyle r nbsp die in die Periodennutzenfunktion u x i t s t r displaystyle u x i t s t r nbsp als zusatzliches exogenes Argument neben dem zufalligen Zustand s t displaystyle s t nbsp einfliesst Eine spezielle Form referenzabhangiger Praferenzen wird bedingt durch Verlustaversion loss aversion Hierbei wird der Wert von etwas das man besitzt allein durch den Besitz hoher eingeschatzt Ein beispielhaftes Experiment hierzu wurde von Kahneman Knetsch and Thaler 1990 durchgefuhrt Sie gaben der Halfte der Teilnehmer eine Tasse und fragten nach dem Minimalpreis zu dem sie diese Tasse verkaufen wurden der anderen Halfte zeigten sie die Tasse und fragten nach dem Maximalpreis zu dem sie die Tasse kaufen wurden Wenn der Besitz der Tasse keinen Einfluss auf die Wertschatzung hatte sollten die in beiden Fallen genannten Preise gleich sein tatsachlich war aber der genannte Minimalverkaufspreis ungefahr zweimal so hoch wie der genannte Maximalkaufpreis Dieses Ergebnis wurde in vielen Experimenten reproduziert mit anderen Gegenstanden oder unter anderen Bedingungen Wahrscheinlichkeitsgewichtung Bearbeiten In vielen wirtschaftswissenschaftlichen Experimenten werden Teilnehmer vor eine Wahl uber Lotterien gestellt Wenn man annimmt dass ein Euro immer einen festen Nutzen gibt z B Nutzen von einem Euro gleich 1 displaystyle 1 nbsp dann beobachtet man dass das Modell des Erwartungsnutzenmaximierers falsche Vorhersagen trifft Insbesondere kann beobachtet werden dass sichere Wahrscheinlichkeiten und sehr kleine Wahrscheinlichkeiten uberproportional bewertet werden Dies kann im Standardmodell berucksichtigt werden indem eine Gewichtungsfunktion fur die Wahrscheinlichkeiten eingefugt wird Optimismus und Pessimismus Bearbeiten Wenn ein Mensch optimistisch oder pessimistisch ist schatzt er die Wahrscheinlichkeiten von besonders guten oder schlechten Ereignissen besonders hoch ein Dies ware ein anderer Fall in dem die benutzten Wahrscheinlichkeiten nicht mit denen eines Erwartungsnutzenmaximierers ubereinstimmen und sich daher auch die Entscheidungen verandern Der Unterschied zur Wahrscheinlichkeitsgewichtung besteht darin dass sich die Wahrscheinlichkeiten abhangig vom Zustand s t displaystyle s t nbsp verandern Im Modell werden also die Wahrscheinlichkeiten p s t displaystyle p s t nbsp durch neue Wahrscheinlichkeiten q s t displaystyle q s t nbsp ersetzt anstatt fur eine gegebene Gewichtungsfunktion f displaystyle f nbsp durch f p s t displaystyle f p s t nbsp Begrenzte Aufmerksamkeit Bearbeiten In vielen Situationen sind sich Menschen nicht all ihrer Alternativen bewusst zum Beispiel weil es zu viele Moglichkeiten gibt oder die Situationen zu komplex sind Im Modell wurde dies bedeuten dass der Agent nicht uber X displaystyle X nbsp sondern uber eine Teilmenge Y X displaystyle Y subset X nbsp maximiert Ein Grund warum nicht alle Alternativen beachtet werden konnte zum Beispiel sein dass das Sammeln aller Informationen zu viel Zeit oder andere Ressourcen in Anspruch nimmt oder dass die kognitiven Fahigkeiten eines Menschen nicht ausreichen um alle Handlungen in allen Situationen im Blick zu haben Beispielsweise ist es nahezu unmoglich bei einem Schachspiel alle zukunftigen moglichen Spielsituationen bei einem Zug im Auge zu haben Ein anderes Beispiel ware dass mogliche Handlungen einfach vergessen werden Zeitinkonsistenz Bearbeiten Viele Experimente belegen ausserdem zeitinkonsistentes Verhalten Wenn man Probanden beispielsweise vor die Wahl stellt heute 10 displaystyle 10 nbsp oder morgen 11 displaystyle 11 nbsp Euro zu erhalten wahlen mehr Leute die 10 displaystyle 10 nbsp Euro Auszahlung als wenn man fragt ob sie in einem Jahr 10 displaystyle 10 nbsp Euro oder in einem Jahr und einem Tag 11 displaystyle 11 nbsp Euro haben wollen Dies kann man in einem Modell berucksichtigen indem eine Gewichtungsfunktion fur b t displaystyle beta t nbsp eingefugt wird Viele Experimente zeigen ausserdem dass sofortige Auszahlungen haufig uberproportional stark bewertet werden Einfluss des Vorgabewertes Default Effekt Bearbeiten Es gibt Beispiele bei denen der Vorgabewert einer Entscheidung also das was passiert wenn keine aktive Handlungsentscheidung getroffen sondern der Status quo beibehalten wird einen grossen Einfluss hat Ein bekanntes Beispiel ist die Bereitschaft Organe zu spenden In Staaten in denen man automatisch Organspender ist solange man nicht anders entscheidet gibt es sehr viel mehr Organspender als dort wo man nur durch ausdruckliche Zustimmung zum Organspender werden kann Nun konnte man meinen dass dies daran liegt dass den meisten Menschen einfach egal ist was mit ihren Organen nach ihrem Tod passiert Allerdings spielt der Vorgabewert auch bei anderen Entscheidungen eine wichtige Rolle Madrian and Shea 2001 untersuchten in einer grossen US Firma den Einfluss des Vorgabewertes beim 401 k Rentensparplan Vor 1998 mussten sich die Angestellten aktiv dafur entscheiden in den Rentensparplan einzuzahlen wahrend nach 1998 der Vorgabewert war dass 3 displaystyle 3 nbsp des Einkommens automatisch im Rentensparplan angelegt wurden wenn man sich nicht aktiv dafur entschied gar nicht oder aber einen anderen Prozentsatz einzuzahlen Alle Angestellten wurden daruber unterrichtet und trotzdem nahmen nach 1998 mehr Angestellte am 401 k Plan teil und eine deutlich hohere Zahl wahlte eine Einzahlung von 3 displaystyle 3 nbsp ihres Gehaltes Dies zeigt dass selbst bei sehr wichtigen Entscheidungen wie der Altersvorsorge der Vorgabewert einen Einfluss ausuben kann Dieses Phanomen ist mit dem Homo oeconomicus Modell nicht vereinbar da hier die Entscheidung nicht nur von den Eigenschaften der Alternativen abhangt sondern auch von der Prasentationsweise der Entscheidung Der Homo oeconomicus in der Klassischen Nationalokonomie BearbeitenDas Bild des egoistischen Homo oeconomicus Bearbeiten In den Analysen der Klassischen Nationalokonomie wird der Homo oeconomicus meist als egoistisch modelliert Dies kommt daher dass beim klassischen Homo oeconomicus fur die Umweltzustande X i displaystyle X i nbsp nur der Konsum des beschriebenen Akteurs eingesetzt wird Dieses Bild von Homo oeconomicus ist zwar weit verbreitet doch stellt es nur einen Spezialfall dar Allgemeiner kann man wenn die Egoismusbedingung fallengelassen wird das Modell des Homo oeconomicus fur beliebige Praferenzordnungen zwischen reinem Egoismus und reinem Altruismus verwenden da die subjektiven Motivationen fur die Konstruktion der Praferenzen des Akteurs nicht auf egoistische Motivationen eingeschrankt sind 4 Es ist in diesem Zusammenhang zu beachten dass Konsum in der modernen Konsumtheorie ein formaler Begriff ist und die Umweltzustande Vektoren beliebiger Guter fassen Diese Guter konnen zum Beispiel Geschenke an andere Menschen oder Spenden sein Sie konnen also formal gesprochen auch den Konsum anderer Akteure umfassen In der klassischen Konsumtheorie wie sie Ende des 19 Jahrhunderts beispielsweise von Francis Edgeworth William Stanley Jevons Leon Walras oder Vilfredo Pareto vertreten wurde wurde der Konsumvektor noch nur als der tatsachliche Konsum des Akteurs selbst beschrieben diese alte Auffassung von Konsum ist allerdings noch sehr prasent im offentlichen Bewusstsein Beschreibung in der Konsumtheorie Bearbeiten In der Konsumtheorie beschreibt der Vektor x x 1 x n displaystyle x x 1 dots x n nbsp fur n beliebige Guter 1 n displaystyle 1 ldots n nbsp die konsumierten Mengen der n Guter Also konsumiert der Akteur x i displaystyle x i nbsp von Gut i Die Menge aller moglichen Konsumvektoren der n Guter X n displaystyle X n nbsp nennt man Konsummoglichkeitenmenge Eine Praferenzenfunktion displaystyle succsim nbsp uber die Konsummoglichkeitenmenge X n displaystyle X n nbsp mit Konsumvektor x x 1 x n displaystyle x x 1 dots x n nbsp ist aquivalent zur allgemeinen Definition definiert i x x x x x x X n displaystyle i quad x succsim x vee x succsim x quad quad quad quad quad quad x x in X n nbsp Vollstandigkeit i i x x x x x x x x x X n X displaystyle ii quad x succsim x x succsim x Rightarrow x succsim x quad quad x x x in X n in X nbsp Transitivitat Ein Homo oeconomicus der seinen Nutzen uber den eigenen Konsum also seinen Konsumvektor x x 1 x n displaystyle x x 1 dots x n nbsp maximiert entspricht dem Modell des Homo oeconomicus in der Klassischen Nationalokonomik Eine Nutzenfunktion ist hierbei eine n dimensionale Funktion U x U x 1 x n displaystyle U x U x 1 dots x n nbsp Rationalisierbarkeit und offenbarte Praferenzen Bearbeiten Hauptartikel offenbarte Praferenzen In vielen Interpretationen menschlichen Handelns scheint das Bild des rein egoistischen Homo oeconomicus sehr restriktiv und nicht realistisch Es bietet jedoch eine sehr einfache und in sich konsistente Moglichkeit Handlungen zu analysieren In diesem Sinne fungiert der Homo oeconomicus als wichtiges Element im Forschungsprogramm der neoklassischen Theorie Auf der Grundlage des methodischen Individualismus und Subjektivismus siehe Konsumentensouveranitat soll Verhalten zunachst auf die einfachsten rationalen Verhaltensregeln zuruckgefuhrt werden Deshalb wird oft die induktive Sicht auf diesen Spezialfall des Modells durch eine deduktive Sicht ersetzt Es wird dann nicht aus dem Modellverhalten des Homo oeconomicus noch unbekanntes reales Verhalten vorhergesagt Stattdessen wird beobachtetes Verhalten soweit moglich als Verhalten eines Homo oeconomicus erklart Dies bedeutet im Speziellen dass man von einer beobachteten Verhaltensweise mehrerer Menschen beispielsweise von einer beobachteten Nachfragekurve uber ein Gut auf eine zugehorige mogliche Nutzenfunktion eines durchschnittlichen Konsumenten des sogenannten reprasentativen Konsumenten uber seinen Konsum schliesst 5 Eine Verhaltensweise aus der eine zugehorige reprasentative Nutzenfunktion abgeleitet werden kann heisst rationalisierbar Die zugehorige Praferenzenrelation heisst offenbarte Praferenzenrelation engl revealed preferences 5 Die Interpretation dieses Vorgehens ist nicht dass man aus der Existenz von offenbarten Praferenzen und eines reprasentativen Konsumenten darauf schliessen kann dass sich die echten Menschen auch rational im Sinne der Rationalitatsannahmen der Praferenzenfunktion verhalten sondern nur dass sich ihr Verhalten auf diese Weisen beschreiben lasst dass sie sich also so verhalten als ob sie rationale Erwartungs Nutzenmaximierer waren Die Unterstellung der Existenz eines reprasentativen Konsumenten ist also eine schwachere Annahme als die Unterstellung der Existenz eines Homo oeconomicus Da dieses Verfahren keinerlei Gultigkeitsannahmen uber den einzelnen Konsumenten macht wird es meistens benutzt um einen egoistischen reprasentativen Agenten aus den Verhaltensfunktionen z B Nachfragefunktionen zu gewinnen Beispiel fur Rationalisierbarkeit Nachfrage im Partialmarktmodell Bearbeiten Hauptartikel Partialmarktmodell Wenn wir eine invertierbare und integrierbare Nachfragefunktion D P R p x displaystyle D colon P to mathbb R p mapsto x nbsp gegeben haben wobei p displaystyle p nbsp ein Preis und x displaystyle x nbsp eine nachgefragte Menge auf einem Partialmarkt ist dann gilt fur die Nutzenfunktion des reprasentativen Agenten D 1 x u x displaystyle D 1 x u x nbsp wenn wir eine quasilineare Nutzenfunktion U x u x p x displaystyle U x u x px nbsp unterstellen Die zugehorige Praferenzenrelation ergibt sich dann mit U x 1 gt U x 2 x 1 x 2 displaystyle U x 1 gt U x 2 Leftrightarrow x 1 succ x 2 nbsp Oder wenn man benutzt dass der Preis p D 1 x displaystyle p D 1 x nbsp ist 0 x 1 D 1 x d x D 1 x 1 x 1 gt 0 x 2 D 1 x d x D 1 x 2 x 2 x 1 x 2 displaystyle int 0 x 1 D 1 x dx D 1 x 1 x 1 gt int 0 x 2 D 1 x dx D 1 x 2 x 2 Leftrightarrow x 1 succ x 2 nbsp Der Homo oeconomicus in der Makrookonomie BearbeitenIndividuelle und kollektive Rationalitat Bearbeiten Obgleich ganze Gesellschaften etwas ganz anderes sind als Individuen treffen auch sie kollektive Entscheidungen zwischen Alternativen Auch an gesellschaftliche Entscheidungen konnen die Rationalitatsannahmen die dem Modell des Homo oeconomicus zugrunde liegen angelegt werden 1 Platz 2 Platz 3 PlatzAgent 1 A B CAgent 2 C A BAgent 3 B C AAngenommen beispielsweise es liege eine Gesellschaft mit drei Personen vor die sich zwischen den drei Alternativen A B und C entscheiden muss Wir setzen voraus dass eine Alternative von der Gesellschaft gegenuber einer anderen Moglichkeit bevorzugt wird wenn sie von mehr Personen bevorzugt wird Wenn sich die Praferenzen der drei Personen wie in der Tabelle dargestellt verteilen ist leicht zu erkennen dass je zwei Personen A B vorziehen je zwei Personen B C vorziehen und zwei Personen C A vorziehen A B C A displaystyle text A succ text B succ text C succ text A nbsp Eine derart konstruierte gesellschaftliche Praferenzenordnung ist nicht transitiv und verstosst daher gegen die Rationalitatsannahmen Dieses Ergebnis gilt auch dann wenn alle drei Personen oder gar alle Mitglieder einer Gesellschaft je fur sich genommen vollig rationale Praferenzordnungen haben Es gibt auf den ersten Blick keinen plausiblen Grund warum sich gesellschaftliche Entscheidungen an die Axiome der Praferenzenordnung halten sollten Allerdings gibt es einige Situationen in denen in der Makrookonomie das sogenannte Modell eines reprasentativen Agenten vorteilhaft angewandt wird Der reprasentative Agent Bearbeiten Ein reprasentativer Agent ist ein Homo oeconomicus der die Entscheidungen der gesamten Gesellschaft reprasentiert Die Modellierung der Praferenzrelationen einer Gesellschaft durch einen reprasentativen Agenten kann damit begrundet werden dass alle Individuen hinreichend gleich sind bezuglich der gegebenen Entscheidungssituation Es gibt allerdings auch eine breite Klasse von individuell heterogenen Nutzenfunktionen die durch eine gemeinsame Nutzenfunktion dargestellt werden kann zum Beispiel Gormans aggregierbare Nutzenfunktionen Das Modell des reprasentativen Agenten geht auf das spate 19 Jahrhundert zuruck Francis Edgeworth 1881 benutzte den Begriff reprasentative Einheit und Alfred Marshall 1890 fuhrte den Begriff reprasentative Firma ein Die Notwendigkeit einer Mikrofundierung gesellschaftlicher Entscheidungen wurde besonders durch die Lucas Kritik begrundet Diese druckt aus dass sich rein okonometrisch geschatzte Verhaltensgleichungen und ihre Parameter durch politische Entscheidungen verandern Gesamtgesellschaftliches Verhalten wird also auch durch Erwartungen beeinflusst die in rein parametrischen Modellen die nur aus Verhaltensgleichungen bestehen nicht vorkommen Ein Beispiel hierfur ist die Phillips Kurve Sie stellt in ihrer ursprunglichen Form einen statistisch geschatzten Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und Inflation dar Als jedoch die Politik versuchte durch hohere Inflation zusatzliche Arbeit zu generieren und die Arbeitslosigkeit damit zu senken kam es zu Stagflation also zu hoher Inflation bei gleichzeitig hoher Arbeitslosigkeit Bei dem Neu Keynsanischen Modell beispielsweise das die Phillipskurve aus dem Verhalten eines reprasentativen Agenten und einer reprasentativen Firma herleitet ergibt sich eine erweiterte Form die von Inflationserwartungen Mark up Schocks und Technologieschocks abhangt In dieser Modellklasse gibt es ublicherweise eine negative Korrelation zwischen Arbeitslosigkeit und dem Unterschied zwischen Inflation und Inflationserwartungen Wenn also politische Massnahmen ergriffen werden die Inflation erhohen sollen erhohen sich Inflationserwartungen und Inflation wahrend Arbeitslosigkeit hoch bleibt Es kommt damit zu Stagflation Begrenzte Heterogenitat Bearbeiten In einigen Modellen die Prozesse innerhalb einer Gesellschaft beschreiben sollen beispielsweise uber Umverteilungseffekte ist das Modell eines reprasentativen Agenten ohne Aussagekraft Da aber ein Modell mit vollstandiger Heterogenitat bei dem also alle Menschen unterschiedliche Nutzenfunktionen haben sehr komplex ist wodurch die Aussagekraft sinkt wird oft ein Modell mit begrenzter Heterogenitat vorgezogen Bei einem solchen Modell wird angenommen dass sich eine Gesellschaft in disjunkte Untergruppen aufteilen lasst die sich jeweils durch einen reprasentativen Agenten darstellen lassen Beispielsweise konnte man mit zwei reprasentativen Agenten z B Arm Reich Sparer Schuldner Alt Jung etc die Umverteilungseffekte von makrookonomischen Variablen z B Inflation Wirtschaftswachstum beschreiben In der Regel konnte man beliebig viele Untergruppen bilden die jeweils durch einen reprasentativen Agenten beschrieben werden Allerdings nimmt in der Regel mit mehr Untergruppen die Aussagekraft ab aber der Realismus zu Viele vereinfachende Modelle beschranken sich deshalb auf zwei oder drei reprasentative Agenten mit unterschiedlichen Nutzenfunktionen Budgetbeschrankungen oder Einnahmequellen Eine weitere Moglichkeit die Komplexitat vollstandiger Heterogenitat beherrschbar zu machen ist diese nur in einem Merkmal anzunehmen z B Einkommen Diskontfaktor Parameter in der Nutzenfunktion Dies kann in einigen Situationen zu realistischeren Aussagen fuhren als eine Beschreibung mit zwei oder drei reprasentativen Agenten Allerdings mussen in der Regel viele Parameter konstant fur alle Agenten in der Gesellschaft gehalten werden damit das Modell eine Losung und damit ein Aussagegehalt besitzt Im Allgemeinen liegt bei begrenzter Heterogenitat immer ein Zielkonflikt zwischen Aussagekraft und Realismus vor Beispiele fur Modelle rationalen Verhaltens BearbeitenKlassisches Konsumentenmodell Bearbeiten Angenommen ein Akteur hat eine stetige streng monoton steigende und differenzierbare Nutzenfunktion uber seinen Konsum von n Gutern x 1 x n displaystyle x 1 ldots x n nbsp wobei m sein Einkommen und p 1 p n displaystyle p 1 ldots p n nbsp die Guterpreise sind Sein Konsumentenproblem ergibt dann max x 1 x n R n u x 1 x n displaystyle max x 1 ldots x n in mathbb R n u x 1 ldots x n quad nbsp unter der Nebenbedingung p 1 x 1 p 2 x 2 p n x n m displaystyle quad p 1 x 1 p 2 x 2 ldots p n x n leq m nbsp Die Losung dieses Problems in Abhangigkeit von den Preisen und dem Einkommen ist die sogenannte Marshallsche Nachfragefunktion Egoismus und Altruismus Bearbeiten Angenommen der Akteur i hat eine Nutzenfunktion uber seinen eigenen Konsum C i displaystyle C i nbsp und den Konsum der ubrigen Mitglieder der Gesellschaft C i displaystyle C i nbsp Hierbei sei u displaystyle u cdot nbsp eine stetige streng monoton steigende und differenzierbare Nutzenfunktion Die Nutzenfunktion des Akteurs sei U C i C i u l C i u 1 l C i displaystyle U C i C i u lambda C i u 1 lambda C i nbsp Dies bedeutet dass i 1 l displaystyle 1 lambda nbsp eigener Konsum genauso viel wert ist wie 1 1 l displaystyle 1 1 lambda nbsp Konsum anderer Menschen Wenn l 1 displaystyle lambda 1 nbsp ist dem Agenten der Konsum anderer Menschen vollig egal wahrend bei l 0 displaystyle lambda 0 nbsp der eigene Konsum vollig egal ist es handelt sich dann also um einen vollstandigen Altruisten Bei allen l 0 1 displaystyle lambda in 0 1 nbsp ist der Agent weder vollstandig egoistisch noch altruistisch Ein l lt 0 displaystyle lambda lt 0 nbsp konnte sogar einen Konsumverweigerer oder Asketen beschreiben oder l gt 1 displaystyle lambda gt 1 nbsp einen schadenfreudigen Menschen der sich freut wenn es anderen Menschen schlecht geht Die Maximierung dieser Nutzenfunktion konnte beispielsweise unter der Nebenbedingung erfolgen dass er spenden und damit den Konsum anderer Menschen C i displaystyle C i nbsp erhohen kann Also fur gegebenen Anfangskonsum max S u l C i S u 1 l C i S displaystyle max S u lambda C i S u 1 lambda C i S nbsp wobei S 0 displaystyle S geq 0 nbsp Auch wenn diese Nutzenfunktion einen teilweise oder vollig altruistischen Menschen beschreiben kann muss dies nicht bedeuten dass irgendeine moralische oder ethische Grundhaltung unterstellt wird Beispielsweise kann die Nutzenfunktion einen Menschen beschreiben der aus einem gewissen sozialen Druck heraus spendet soziale Erwunschtheit oder jemanden der sich damit profilieren will Andererseits kann sie naturlich auch einen mitfuhlenden Menschen beschreiben Wie eine Handlung motiviert ist liegt ausserhalb des Modells Das Modell beschreibt nur die Handlung hier die Spende selbst Intertemporale Konsumentscheidung Bearbeiten Angenommen der Akteur mochte seinen Konsum uber mehrere Perioden maximieren wobei c t displaystyle c t nbsp sein Konsum in Periode t ist Dann ist fur eine stetige monoton steigende und differenzierbare Perioden Nutzenfunktion u displaystyle u cdot nbsp die intertemporale Nutzenfunktion t 1 n b t u c t displaystyle sum t 1 n beta t u c t nbsp Diese Nutzenfunktion ist zeitkonsistent Dies bedeutet dass zu allen Zeitpunkten t die optimale Losung die gleiche bleibt Sonst wurden sich seine Praferenzen uber die Zeit hinweg verandern Wenn der Akteur auf einem Kapitalmarkt unbegrenzt Kapital leihen oder anlegen kann zu einem festen Zins r ergibt sich als Maximierungsproblem mit dem Lebenseinkommen m max c 1 c n R n t 1 n b t u c t displaystyle max c 1 ldots c n in mathbb R n sum t 1 n beta t u c t quad nbsp unter der Nebenbedingung t 1 n 1 r t P t c t m displaystyle quad sum t 1 n 1 r t P t c t m nbsp Hierbei ist P t displaystyle P t nbsp das Preisniveau und c t displaystyle c t nbsp der reale Konsum in Periode t Kritik BearbeitenEgoistisches Menschenbild Bearbeiten Haufig wird argumentiert dass der homo oeconomicus andere Menschen wie Spielautomaten 6 behandele und deshalb kein adaquates Menschenbild sein konne Menschen arbeiten durchaus zusammen sofern sie erwarten dass ihr Gegenuber kooperiert und nehmen zudem ebenfalls personliche Nachteile in Kauf um abtrunniges Verhalten anderer zu bestrafen 7 Folglich erscheint es zweifelhaft dass eine Maximierung des Eigennutzes die einzige menschliche Handlungsmotivation sei Daruber hinaus existiert auch feministische Kritik am homo oeconomicus Die Fokussierung auf Tauschbeziehungen fuhrt dazu dass Tatigkeiten wie Care Arbeit die nicht zwingend auf gegenseitigem Tauschen und somit nicht auf Nutzenmaximierung beruhen innerhalb der Okonomie kaum Beachtung finden 8 Friederike Habermann geht sogar soweit zu sagen dass der homo oeconomicus wenn uberhaupt nur die Lebenswirklichkeit weisser burgerlicher Manner darstelle 9 Kritik am zeitkonsistenten Erwartungsnutzenmaximierer Bearbeiten Ein Spezialfall des rationalen Akteurs ist der zeitkonsistente Erwartungsnutzenmaximierer Dieses Modell ist die Standardform des homo oeconomicus sowohl in der Makro als auch in der Mikrookonomie In den meisten Anwendungen dient diese Spezifikation als Basismodell da sie zu klaren Vorhersagen fuhrt insbesondere wenn die Periodennutzenfunktion zusatzlich spezifiziert wird So wird in der Makrookonomie oft eine CRRA Nutzenfunktion angenommen constant relative risk aversion und in der Mikrookonomie bei der Modellierung von Experimentergebnissen eine Nutzenfunktion die linear in Auszahlungen ist Allerdings fuhren solche Modelle oft zu empirisch falschen Aussagen womit sich insbesondere die Verhaltensokonomie auseinandersetzt So konnten Experimente viele Situationen belegen in denen das tatsachliche Entscheidungsverhalten nicht dem eines zeitkonsistenten Erwartungsnutzenmaximierers entspricht 10 11 Zudem spricht einiges dafur dass nicht alle Menschen dieselben Praferenzen haben Stattdessen scheinen menschliche Neigungen stark von individuellen Biographien abzuhangen und auch durchaus wandelbar zu sein 12 Wenngleich die Tatsache dass empirische Ergebnisse haufig dem Modell des homo oeconomicus widersprechen nicht unbedingt heissen muss dass dieses invalide ist dauert die Diskussion um das adaquateste Akteursmodell weiter an Irrationales Verhalten Bearbeiten Dass Praferenzen und Handlungsweisen immer und ausschliesslich transitiv sind lasst sich in der Empirie nicht belegen 13 Eine haufige Form von beobachteten irrationalen Praferenzordnungen ist der Framing Effekt also eine Situation bei der nicht nur die Alternativen uber die entschieden wird sondern auch die Prasentation der Entscheidungssituation selbst eine signifikante Rolle spielt 14 Hierfur ist der Einfluss des Vorgabewertes Default Effekt ein gutes Beispiel Es kann also gesagt werden dass das Modell des Homo oeconomicus nicht alle Einflussfaktoren auf Handlungsentscheidungen richtig beschreibt Es gibt jedoch auch Modellierungen von Entscheidungssituationen die irrationales Verhalten eines Akteurs miteinbeziehen z B das perfekte Gleichgewicht der zitternden Hand Heuristik statt Berechnung Bearbeiten Die Okonomin Kate Raworth pladiert dafur den Menschen nicht als ein okonomisches sondern als ein heuristisches Wesen zu betrachten 15 Anstatt jede Handlung bis ins letzte Detail zu berechnen geben sich Menschen oftmals mit groben Annaherungen zufrieden an denen sie ihr Verhalten dann ausrichten 16 Somit fallt es schwer den homo oeconomicus als ein rein deskriptives Modell zu verstehen da es den Prozess der Entscheidungsfindung nicht immer korrekt abbildet Fest steht dass die wenigsten Menschen in alltaglichen Situationen ihr Handeln stets an der Maximierung einer Nutzenfunktion orientieren Homo oeconomicus in anderen Wissenschaften BearbeitenIn der Politikwissenschaft findet das Modell des Homo oeconomicus unter anderem in der Entscheidungstheorie und der Neuen Politischen Okonomie Anwendung Zu den zahlreichen Anwendungen in der Geographie zahlen beispielsweise die Thunenschen Ringe oder Walter Christallers System der Zentralen Orte Aufgrund des im Vergleich zu Fruhkulturen reflektierten Umgangs mit Fragen der Okonomie findet sich die Bezeichnung Homo oeconomicus in der Geschichtswissenschaft fur den Wirtschaftsburger der griechischen Antike 17 Siehe auch BearbeitenMikrofundierung Homo oeconomicus institutionalisLiteratur BearbeitenFruhe QuellenJohn Stuart Mill On the Definition of Political Economy and on the Method of Investigation Proper to It In London and Westminster Review 1836 1874 Essays on Some Unsettled Questions of Political Economy 2 Auflage Longmans Green Reader amp Dyer 1874 Neuere LiteraturJames E Hartley Retrospectives The origins of the representative agent In Journal of Economic Perspectives 10 1996 S 169 177 Alexander Dietz Der homo oeconomicus Theologische und wirtschaftsethische Perspektiven auf ein Okonomisches Modell Gutersloher Verlagshaus 2005 Dirk Loerwald und Christian Muller Hat das Homo oeconomicus Modell ausgedient Fachdidaktische Implikationen aktueller Forschungen zur okonomischen Verhaltenstheorie In Zeitschrift fur Berufs und Wirtschaftspadagogik 108 2012 S 438 453 Robert E Lucas Econometric policy evaluation A critique In K Brunner A H Meltzer Hrsg The Phillips Curve and Labor Markets Carnegie Rochester Conference Series on Public Policy Band 1 North Holland Amsterdam 1976 S 19 46 N Gregory Mankiw Mark P Taylor Grundzuge der Volkswirtschaftslehre 5 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2012 Andreu Mas Colell Michael D Whinston Jerry Green Microeconomic Theory Oxford University Press 1995 Amartya Sen Rational Fools A Critique of the Behavioural Foundations of Economic Theory In Philosophy and Public Affairs 317 1977 Amos Tversky Daniel Kahneman Loss Aversion in Riskless Choices A Reference dependent Model In Quarterly Journal of Economics 106 1991 S 1039 1061 Hal Varian Grundzuge der Mikrookonomik 8 Auflage Oldenbourg Munchen 2011 Gebhard Kirchgassner Homo Oeconomicus Das okonomische Modell individuellen Verhaltens und seine Anwendung in den Wirtschafts und Sozialwissenschaften Mohr Siebeck Tubingen 2013Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Homo oeconomicus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Philosophy of Economics Stanford Encyclopedia of Philosophy Der Homo oeconomicus ist tot PDF 18 kB Artikel von Norbert Haring in der Financial Times Deutschland 14 Marz 2001 Abschied vom Homo Oeconomicus Interview von Ingun Arnold mit Axel Ockenfels Deutsche Welle 2 Marz 2005 Michael Hutter Gunther Teubner Der Gesellschaft fette Beute Homo juridicus und homo oeconomicus als kommunikationserhaltende Fiktionen PDF 376 kB Norbert Rost Der Homo Oeconomicus Eine Fiktion der Standardokonomie PDF 428 kB In Zeitschrift fur Sozialokonomie 45 Jahrgang Oktober 2008 S 50 58 Homo oeconomicus Definition im Gabler Wirtschaftslexikon Einzelnachweise Bearbeiten Eduard Spranger Lebensformen Geisteswissenschaftliche Psychologie und Ethik der Personlichkeit 8 Auflage Tubingen 1950 S 148 F A von Hayek Die Verfassung der Freiheit Mohr Siebeck Tubingen 1971 S 76 a b c Andreu Mas Colell Michael D Whinston Jerry R Green Microeconomic Theory N Gregory Mankiw Mark P Taylor Grundzuge der Volkswirtschaftslehre a b Hal R Varian Grundzuge der Mikrookonomik Frank Knight Selected Essays by Frank H Knight Laissez Faire Pro and Con Band 2 Chicago Press Chicago und London 1999 S 18 Samuel Bowles Herbert Gintis A Cooperative Species Human Reciprocity and Its Evolution Princeton 2011 S 20 ISBN 978 0 6911 5816 7 Adelheid Biesecker Der weibliche Zwilling der Okonomie Gunda Werner Institut 22 Juli 2010 abgerufen am 1 September 2023 Friederike Habermann Der homo oeconomicus und das Andere Hegemonie Identitat und Emanzipation 1 Auflage Nomos Baden Baden 2008 S 134 141 ISBN 978 3 8329 3716 4 Herbert Gintis Beyond Homo economicus evidence from experimental economics In Ecological Economics Band 35 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Okonomie Endlich ein Wirtschaftsmodell das den Planeten nicht zerstort Hanser Munchen 2018 S 140 ISBN 978 3 446 25845 7 Gerd Gigerenzer Peter M Todd mit der ABC Research Group Simple heuristics that make us smart Oxford University Press New York 1999 ISBN 0 19 513622 5 Claude Mosse Homo Oeconomicus In Jean Pierre Vernant Hrsg Der Mensch der griechischen Antike Frankfurt New York Paris 1993 S 31 62 Normdaten Sachbegriff GND 4195139 6 lobid OGND AKS LCCN sh85040835 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Homo oeconomicus amp oldid 236973262