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Dieser Artikel beschreibt die Spieltheorie als Teilgebiet der Mathematik Zur Erforschung von Spielen siehe Spielwissenschaft Die Spieltheorie ist eine mathematische Theorie in der Entscheidungssituationen modelliert werden in denen mehrere Beteiligte miteinander interagieren Sie versucht dabei unter anderem das rationale Entscheidungsverhalten in sozialen Konfliktsituationen zu erfassen Die Spieltheorie ist originar ein Teilgebiet der Mathematik Sie bedient mannigfaltige Anwendungsfelder In diesem Artikel wird die nicht kooperative Spieltheorie behandelt die von der kooperativen Spieltheorie zu unterscheiden ist Unten finden sich einige Bemerkungen zu den Unterschieden Inhaltsverzeichnis 1 Begriff und Abgrenzung 2 Anwendung 3 Kooperative vs nicht kooperative Spieltheorie 4 Geschichte 4 1 Ausgangspunkt 4 2 Grundlagen 4 3 Weitere Entwicklung 4 4 Wurdigung 5 Methodik 5 1 Interaktion als Spiel modellieren 5 2 Informationsbegriff 5 3 Darstellungsformen 5 4 Losungskonzepte 5 5 Einige besondere Probleme 6 Rezeption 7 Beispiele 7 1 Beruhmte Probleme 7 2 Beruhmte Strategien 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBegriff und Abgrenzung BearbeitenEin Spiel im Sinne der Spieltheorie ist eine Entscheidungssituation mit mehreren Beteiligten die sich mit ihren Entscheidungen gegenseitig beeinflussen Im Unterschied zur klassischen Entscheidungstheorie modelliert diese Theorie also Situationen in denen der Erfolg des Einzelnen nicht nur vom eigenen Handeln sondern auch von dem anderer abhangt interdependente Entscheidungssituation Der Begriff Spieltheorie engl game theory entstand aus zuvor von den Begrundern verwendeten Begriffsumschreibungen wie Theorie der Gesellschaftsspiele 1928 1 bzw theory of games 1944 2 Obwohl bereits in den Publikationen von 1928 und 1944 okonomische Anwendungen als primare Zielsetzung formuliert wurden befinden sich dort mehrfache Hinweise auf Implikationen fur Gesellschaftsspiele wie Schach das Bluffen beim Poker Baccara und das Signalisieren beim Bridge 3 4 Auch spateren Autoren dienten Gesellschaftsspiele als Beispiele etwa fur John Forbes Nash in seiner Dissertation von 1950 in der er im Anschluss an einen Existenzbeweis fur das nachfolgend nach ihm benannte Gleichgewicht als einfaches Beispiel eine Berechnung fur ein Drei Personen Poker durchfuhrte 5 In spaterer Zeit wurde im deutschen Sprachraum wiederholt der Begriff Interaktive Entscheidungstheorie fur treffender als Spieltheorie befunden Aufgrund der weiten Verbreitung des Begriffs Spieltheorie konnten sich solche Vorschlage aber nicht durchsetzen 6 Der Begriff Spieltheorie taucht wiederum auch in anderen Gebieten der theoretischen Behandlung von Spielen auf siehe Spielwissenschaft Spielpadagogik Ludologie oder Homo ludens Anwendung BearbeitenDie Spieltheorie ist weniger eine zusammenhangende Theorie als mehr ein Satz von Analyseinstrumenten Anwendungen findet die Spieltheorie vor allem im Operations Research in den Wirtschaftswissenschaften sowohl Volkswirtschaftslehre als auch Betriebswirtschaftslehre in der Okonomischen Analyse des Rechts law and economics als Teilbereich der Rechtswissenschaften 7 in der Politikwissenschaft in der Soziologie in der Psychologie in der Informatik in der linguistischen Textanalyse 8 und seit den 1980ern auch in der Biologie insb die evolutionare Spieltheorie Kooperative vs nicht kooperative Spieltheorie Bearbeiten nbsp Robert Aumann 2008 Generell wird die nicht kooperative von der kooperativen Spieltheorie so unterschieden Konnen die Spieler bindende Vertrage abschliessen so spricht man von kooperativer Spieltheorie Sind hingegen alle Verhaltensweisen also auch eine mogliche Kooperation zwischen Spielern self enforcing d h sie ergeben sich aus dem Eigeninteresse der Spieler ohne dass bindende Vertrage abgeschlossen werden konnen so spricht man von nicht kooperativer Spieltheorie Kooperative Spieltheorie ist als axiomatische Theorie von Koalitionsfunktionen charakteristischen Funktionen aufzufassen und ist auszahlungsorientiert Nicht kooperative Spieltheorie ist dagegen aktions bzw strategieorientiert Die nicht kooperative Spieltheorie ist ein Teilgebiet der Mikrookonomik wahrend die kooperative Spieltheorie einen Theoriezweig eigener Art darstellt Bekannte Konzepte der kooperativen Spieltheorie sind der Kern die Shapley Losung und die Nash Verhandlungslosung Die nicht kooperative Spieltheorie spielt in der universitaren Lehre eine grossere Rolle als die kooperative Spieltheorie Es gibt viele Lehrbucher zur Spieltheorie und es gibt an Universitaten viele Veranstaltungen mit dem Titel Spieltheorie in denen die kooperative Spieltheorie gar nicht oder nur am Rande behandelt wird Obwohl die Alfred Nobel Gedachtnispreistrager Robert J Aumann und John Forbes Nash Jr beide entscheidende Beitrage zur kooperativen Spieltheorie geleistet haben wurde der Preis vom Komitee ausdrucklich fur ihre Beitrage zur nicht kooperativen Spieltheorie vergeben Dennoch wird in der aktuellen Forschung weiterhin die kooperative Spieltheorie untersucht und ein Grossteil neuer spieltheoretischer wissenschaftlicher Artikel sind der kooperativen Spieltheorie zuzuordnen Die weiterhin grosse Bedeutung der kooperativen Spieltheorie in der Forschung ist auch daran abzulesen dass in der wissenschaftlichen Diskussion sehr prasente Forschungsfelder wie die Verhandlungstheorie und die Matchingtheorie zu einem grossen Teil mit den Mitteln der kooperativen Spieltheorie analysiert werden Geschichte Bearbeiten nbsp John von Neumann um 1940 nbsp John Forbes Nash nbsp Reinhard Selten 2001 Ausgangspunkt Bearbeiten Historischer Ausgangspunkt der Spieltheorie ist die Analyse des Homo oeconomicus insbesondere durch Daniel Bernoulli Joseph Bertrand Antoine Augustin Cournot 1838 Francis Ysidro Edgeworth 1881 Frederik Ludvig Bang von Zeuthen und Heinrich Freiherr von Stackelberg Diese spieltheoretischen Analysen waren jedoch immer Antworten auf spezifische Fragestellungen ohne dass eine allgemeinere Theorie zur Analyse strategischer Interaktion daraus entwickelt worden ware Die ersten allgemeinen Uberlegungen stellte Emile Borel 1921 an 9 10 Grundlagen Bearbeiten Erst die formalisierte Analyse von Gesellschaftsspielen und der Beweis des Min Max Theorems durch John von Neumann im Jahr 1928 legte die Grundlage der modernen Spieltheorie 1 Schnell erkannte John von Neumann die Anwendbarkeit des von ihm entwickelten Ansatzes zur Analyse wirtschaftlicher Fragestellungen so dass 1944 in dem Buch Spieltheorie und wirtschaftliches Verhalten Theory of Games and Economic Behavior das er zusammen mit Oskar Morgenstern verfasste bereits eine Verquickung zwischen der mathematischen Theorie und der wirtschaftswissenschaftlichen Anwendung erfolgte Dieses Buch gilt auch heute noch als wegweisender Meilenstein Zunachst hatte man nur fur Konstantsummenspiele eine Losung Eine allgemeine Losungsmoglichkeit bot erst das Nashgleichgewicht ab 1950 Danach erst hat sich die Spieltheorie allmahlich als anerkannte Methodik in den Wirtschaftswissenschaften sowie mehr und mehr auch in den sozialwissenschaftlichen Nachbardisziplinen durchgesetzt Weitere Entwicklung Bearbeiten Seit 1970 ist eine sehr sturmische Entwicklung der Spieltheorie und ein Ausufern in andere Disziplinen zu beobachten In diesem Sinne entstanden seit damals die Kombinatorische und die Algorithmische Spieltheorie als sehr mathematisch orientierte Zweige sowie die Evolutionare Spieltheorie die am starksten von der Annahme bewusster Entscheidungen abruckt Wurdigung Bearbeiten Fur spieltheoretische Arbeiten wurde bisher acht Mal der Alfred Nobel Gedachtnispreis fur Wirtschaftswissenschaften vergeben welche die grosse Bedeutung der Spieltheorie fur die moderne Wirtschaftstheorie verdeutlichen 1994 an John Forbes Nash Jr John Harsanyi und Reinhard Selten 1996 an William Vickrey 2005 an Robert Aumann und Thomas Schelling und 2012 an Alvin Roth und Lloyd S Shapley Fur ihre Erforschung begrenzter Rationalitat erhielten Herbert A Simon 1978 und Daniel Kahneman 2002 den Nobelpreis Auch die Preise an Leonid Hurwicz Eric S Maskin und Roger B Myerson im Jahr 2007 fur ihre Forschung auf dem Gebiet der Mechanismus Design Theorie stehen in engem Zusammenhang zu spieltheoretischen Fragestellungen Methodik BearbeitenInteraktion als Spiel modellieren Bearbeiten Die Spieltheorie modelliert die verschiedensten Situationen als ein Spiel Dabei ist der Begriff Spiel durchaus wortlich zu nehmen In der mathematisch formalen Beschreibung wird festgelegt welche Spieler es gibt welchen sequenziellen Ablauf das Spiel hat und welche Handlungsoptionen Zuge jedem Spieler in den einzelnen Stufen der Sequenz zur Verfugung stehen Beispiele Im Spiel Cournot Duopol sind die Spieler die Firmen und ihre jeweilige Handlungsoption ist ihre Angebotsmenge Im Bertrand Duopol sind die Spieler wieder die Duopolisten ihre Handlungsoptionen sind aber hier die Angebotspreise Im Spiel Gefangenendilemma sind die Spieler die beiden Gefangenen und ihre Aktionsmengen sind aussagen und schweigen In Anwendungen der Politikwissenschaft sind die Spieler oft Parteien oder Lobbyverbande wahrend in der Biologie die Spieler meistens Gene oder Spezies sind Zur Beschreibung eines Spiels gehort zudem eine Auszahlungsfunktion Diese Funktion ordnet jedem moglichen Spielausgang einen Auszahlungsvektor zu d h durch diesen Vektor wird festgelegt welchen Gewinn ein Spieler macht wenn ein bestimmter Spielausgang eintritt Bei Anwendungen in den Wirtschaftswissenschaften ist die Auszahlung meistens als monetare Grosse zu verstehen bei politikwissenschaftlichen Anwendungen kann es sich hingegen um Wahlerstimmen handeln wahrend bei biologischen Anwendungen meistens die Auszahlung aus Reproduktionsfahigkeit oder Uberlebensfahigkeit besteht Man kann in der Spieltheorie zwei bedeutende Aspekte erkennen Formalisierung Ein bedeutender Schritt ist ein Spiel im Sinne der Spieltheorie zu formalisieren Die Spieltheorie hat hierfur eine reichhaltige Sprache entwickelt Siehe unter Spieldarstellung Losung Abhangig vom Kontext kann man in einem weiteren Schritt eine Vorhersage des Spielausganges versuchen Siehe hierfur Losungskonzepte Eine wichtige Technik beim Finden von Gleichgewichten in der Spieltheorie ist das Betrachten von Fixpunkten In der Informatik versucht man mit Hilfe von Suchstrategien und Heuristiken allgemein Techniken der Kombinatorischen Optimierung und Kunstlichen Intelligenz bestimmte Spiele wie Schach SameGame Mancala Go zu losen oder z B zu beweisen dass derjenige der anfangt bei richtiger Strategie immer gewinnt das ist z B der Fall fur Vier gewinnt Qubic und Funf in eine Reihe oder z B derjenige der den zweiten Zug hat immer wenigstens ein Unentschieden erzielen kann Beispiel Muhle Man spricht in diesem Zusammenhang vom first movers advantage bzw second movers advantage Informationsbegriff Bearbeiten Entscheidend fur Darstellung und Losung ist der Informationsstand der Spieler Unterschieden werden hierbei drei Begriffe Vollstandige perfekte bzw vollkommene Information und perfektes Erinnerungsvermogen je nachdem ob der Spieler uber die Spielregeln die Zuge der anderen Spieler und die eigenen Informationen aus der Vergangenheit informiert ist Standard ist das Spiel mit vollstandiger Information sowie perfektem Erinnerungsvermogen Perfekte Information gehort nicht zu den Standardannahmen da sie hinderlich bei der Erklarung zahlreicher einfacher Konflikte ware Vollstandige Information die Kenntnis aller Spieler uber die Spielregeln ist eine Annahme die man beim Spiel im klassischen Wortsinn vgl Spiel gemeinhin als Voraussetzung fur gemeinsames Spielen betrachten wird Unstimmigkeiten uber die Spielregeln etwa ob bei Mensch argere Dich nicht die Pflicht besteht einen gegnerischen Kegel zu schlagen wenn dies im betreffenden Zug moglich ist oder ob bei Mau Mau eine gezogene Karte sofort gelegt werden darf wenn sie passt werden in der Regel als ernsthafte Storung betrachtet wenn sie nicht vor dem Spiel geklart wurden Andererseits wird die Spieltheorie auf viele Situationen angewendet fur die dieses Informationserfordernis zu rigide ware da mit dem Vorhandensein gewisser Informationen nicht gerechnet werden kann z B bei politischen Entscheidungen Darum ist es sinnvoll die klassische Spieltheorie die mit vollstandiger Information arbeitet um die Moglichkeit unvollstandiger Information zu erweitern Andererseits ist dieses Feld dadurch begrenzt weil sich fur jedes Spiel mit unvollstandiger Information ein Spiel mit vollstandiger Information konstruieren lasst das strategisch aquivalent ist Perfekte Information also die Kenntnis samtlicher Spieler uber samtliche Zuge samtlicher Spieler ist eine rigorose Forderung die in vielen klassischen Spielen nicht erfullt ist Sie ist beispielsweise in den meisten Kartenspielen verletzt weil zu Spielbeginn der Zug des Zufallsspielers und die Verteilung der Blatter unbekannt ist da man jeweils nur die eigenen Karten einsehen kann Darum wird in spieltheoretischen Modellen meist nicht von perfekter Information ausgegangen Erfullt ein Spiel das Kriterium perfekter Information ist es in der Regel vom Prinzip her einfacher zu losen auch wenn sich in der Realitat wie beim Schach aufgrund der Komplexitat grosse Hurden ergeben Perfektes Erinnerungsvermogen ist das Wissen jedes Spielers uber samtliche Informationen die ihm bereits in der Vergangenheit zuganglich waren Obwohl diese Annahme zumindest vom Prinzip her auf den ersten Blick immer erfullt zu sein scheint gibt es Gegenbeispiele Handelt es sich bei einem Spiel um ein Team kooperierender Akteure wie beim Skat kennt der einzelne Spieler zum Zeitpunkt einer eigenen Entscheidung nicht mehr den Informationskontext vergangener Zuge die ein Partner aufgrund seiner Karten getroffen hat Darstellungsformen Bearbeiten nbsp SpielbaumSpiele werden meist entweder in strategischer Normal Form oder in extensiver Form beschrieben Weiterhin ist noch die Agentennormalform zu nennen Da es Spiele gibt denen keine dieser Formen gerecht wird muss bisweilen auf allgemeinere mathematische oder sprachliche Beschreibungen zuruckgegriffen werden Die Extensivform Hauptartikel Extensivform eines Spiels Die Extensivform eines Spiels bezeichnet in der Spieltheorie eine Darstellungsform von Spielen die sich auf die Baumdarstellung zur Veranschaulichung der zeitlichen Abfolge von Entscheidungen stutzt Die Normalform nbsp Bimatrix im Kopf oder Zahl Spiel Hauptartikel Normalform eines Spiels Die Normalform eines Spiels beschrankt sich im Wesentlichen auf die A priori Strategiemengen der einzelnen Spieler und eine Auszahlungsfunktion als Funktion der gewahlten Strategiekombinationen Gerecht wird diese Darstellungsform am ehesten solchen Spielen bei denen alle Spieler ihre Strategien zeitgleich und ohne Kenntnis der Wahl der anderen Spieler festlegen Zur Veranschaulichung verwendet man meist eine Bimatrixform Die Agentennormalform nbsp AgentennormalformWer oder was ist eigentlich ein Spieler in einer gegebenen Situation Die Agentennormalform beantwortet diese Frage so Jeder Zug im Verlauf eines Spiels verlangt nach einem Spieler im Sinne eines unabhangigen Entscheiders da die lokale Interessenlage einer Person oder Institution von Informationsbezirk zu Informationsbezirk divergieren kann Dazu verfugt die Agentennormalform generell uber so viele Spieler bzw Agenten wie es Informationsbezirke personlicher Spieler gibt Der naturliche Spieler 1 wird hier beispielsweise zu den Agenten 1a und 1b abstrahiert Losungskonzepte Bearbeiten Hauptartikel Losungskonzept Sobald ein Spiel definiert ist kann man sodann das Analyseinstrumentarium der Spieltheorie anwenden um beispielsweise zu ermitteln welche die optimalen Strategien fur alle Spieler sind und welches Ergebnis das Spiel haben wird falls diese Strategien zur Anwendung kommen Um Fragestellungen spieltheoretisch zu analysieren werden sogenannte Losungskonzepte verwendet GleichgewichteDas weitaus prominenteste Losungskonzept das Nash Gleichgewicht stammt von John Forbes Nash Jr 1950 Die obige Fragestellung welche moglichen Ausgange ein Spiel hat wenn sich alle Spieler individuell optimal verhalten kann durch die Ermittlung der Nash Gleichgewichte eines Spiels beantwortet werden Die Menge der Nash Gleichgewichte eines Spiels enthalt per Definition diejenigen Strategieprofile in denen sich ein einzelner Spieler durch Austausch seiner Strategie durch eine andere Strategie bei gegebenen Strategien der anderen Spieler nicht verbessern konnte Weitere GleichgewichteFur andere Fragestellungen gibt es andere Losungskonzepte Wichtige sind das Minimax Gleichgewicht das wiederholte Streichen dominierter Strategien sowie Teilspielperfektheit und in der kooperativen Spieltheorie der Kern der Shapley Wert der Nucleolus der Tijs Wert die Dutta Ray Losung und die Verhandlungslosung Gemischte vs reine StrategienWahrend die reine Strategie eines Spielers eine Funktion ist die jeder Spielstufe in der die Aktionsmenge des Spielers nicht leer ist eine Aktion zuordnet ist eine gemischte Strategie eine Funktion die jeder Spielstufe in der die Aktionsmenge des Spielers nicht leer ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung uber der in dieser Spielstufe verfugbaren Aktionsmenge zuordnet Damit ist eine reine Strategie der Spezialfall einer gemischten Strategie in der immer dann wenn die Aktionsmenge eines Spielers nicht leer ist die gesamte Wahrscheinlichkeitsmasse auf eine einzige Aktion der Aktionsmenge gelegt wird Man kann leicht zeigen dass jedes Spiel dessen Aktionsmengen endlich sind ein Nash Gleichgewicht in gemischten Strategien haben muss In reinen Strategien ist die Existenz eines Nash Gleichgewichtes hingegen fur viele Spiele nicht gewahrleistet Die Analyse von Gleichgewichten in gemischten Strategien wurde wesentlich durch eine Reihe von Beitragen John Harsanyis in den 70er und 80er Jahren vorangebracht Einige besondere Probleme Bearbeiten Im Folgenden sollen auf der Basis der beschriebenen Spielformen und deren Losungskonzepte einige Probleme genannt werden die sich in der spieltheoretischen Behandlung als besonders einflussreich erwiesen haben Einmalige vs wiederholte SpieleEin Spiel das nach einmaliger Durchfuhrung nicht wiederholt wird wird als sogenanntes One Shot Game bezeichnet Wird ein One Shot Game mehrmals hintereinander durchgefuhrt wobei sich im Allgemeinen die Gesamtauszahlung fur jeden Spieler durch die eventuell aufdiskontierten Auszahlungen jedes einzelnen One Shot Games ergibt so spricht man von einem wiederholten Spiel Die gesamte Folge aller One Shot Games bezeichnet man als Superspiel In der Spieltheorie unterscheidet man zudem zwischen endlich wiederholten und unendlich wiederholten Superspielen Die Analyse wiederholter Spiele wurde wesentlich von Robert J Aumann vorangebracht Ein Losungskonzept vieler endlich wiederholter Spiele ist die sogenannte Ruckwartsinduktion indem zunachst die Losung des letzten One Shot Games ermittelt und darauf basierend die Losungen der vorangegangenen Spiele bis zum ersten Spiel bestimmt werden Eine bekannte Anwendung der Backward Induction ist das sogenannte Chainstore Paradoxon Unvollstandige Information und ReputationKennt ein Spieler selbst nur seinen eigenen Typ wahrend andere nur diesbezugliche probabilistische Erwartungen hegen so spricht man von unvollstandiger speziell asymmetrischer Information Reputationseffekte treten immer dann auf wenn ein Spieler fur andere als einem bestimmten Typ zugehorig identifiziert werden kann Allgemein bekannte SpielregelnDie Spieltheorie unterstellt zunachst nicht nur jedem Spieler Rationalitat sondern auch dass alle Spieler wissen dass alle Spieler rational sind etc Man unterstellt also allgemein bekannte Spielregeln bzw allgemein bekannte Rationalitat Im Unterschied zur perfekten Rationalitat werden zunehmend auch Spieltheorien mit eingeschrankter Rationalitat formuliert die ggf auch Zweifel an der Rationalitat von Spielern zulassen u a auch in der evolutionaren Spieltheorie Evolutionare SpieltheorieVon evolutionarer Spieltheorie spricht man meist dann wenn das Verhalten der Spieler nicht durch rationale Entscheidungskalkule abgeleitet wird sondern als Ergebnis von kulturellen oder genetischen Evolutionsprozessen begrundet wird Oft kann man die stabilen Ergebnisse durch statische Stabilitatskonzepte charakterisieren Ein derartiges Konzept ist die evolutionar stabile Strategie auch kurz ESS genannt Maynard Smith und Price 1973 Evolutionstheoretisch besagt diese Spieltheorie dass jeweils nur die am besten angepasste Strategie bzw Mutante uberleben kann Spieltheorie und Mechanismus DesignDie Spieltheorie untersucht wie rationale Spieler ein gegebenes Spiel spielen In der Mechanismus Designtheorie wird diese Fragestellung jedoch umgekehrt und es wird versucht zu einem gewollten Ergebnis ein entsprechendes Spiel zu entwerfen um den Ausgang bestimmter regelbezogener Prozesse zu bestimmen oder festzulegen Dies geschieht im Zuge der Losungen fur ein Mechanismus Design Problem Dieses Vorgehen kann nicht nur fur reine Spiele sondern auch fur das Verhalten von Gruppen in Wirtschaft und Gesellschaft genutzt werden Rezeption BearbeitenDie Spieltheorie erlaubt es soziale Konfliktsituationen die strategische Spiele genannt werden facettenreich abzubilden und mathematisch streng zu losen Aufgrund der unrealistischen Modellannahmen wird die empirische Erklarungskraft der Spieltheorie in der Regel in Abrede gestellt Kein Mensch wird jemals so rational sein wie es den Spielern durch die spieltheoretischen Losungskonzepte unterstellt wird Menschen unterliegen stets kognitiven Beschrankungen die perfekt rationales Verhalten in komplexen Spielen ausschliessen Indes muss nach Auffassung des Bamberger Politikwissenschaftlers Reinhard Zintl zwischen dem Anwendungsfall als Verhaltenstheorie und demjenigen als Verfassungstheorie unterschieden werden und es sei je nach Erklarungsproblem auch eine inkonsistente Verwendung einzelner Akteursmodelle durchaus gestattet und zweckmassig 11 Beispiele BearbeitenBeruhmte Probleme Bearbeiten Gefangenendilemma Feiglingsspiel englisch chicken game auch Falke Taube Spiel Hirschjagd Kampf der Geschlechter Ultimatumspiel Pirate game Eisverkaufer am Strand Problem Hotellings Gesetz Beauty Contest Triell Braess Paradoxon Teilungsproblem Vertrauensspiel Tragik der Allmende Dollarauktion Matching PenniesBeruhmte Strategien Bearbeiten Trigger Strategien Tit for Tat Quid pro quo Tit for Two Tats GrimSiehe auch BearbeitenQuanten Spieltheorie Ehrenfeucht Fraisse Spiele in der Modelltheorie game semantics Dialogische Logik Reputation Spieltheorie Strategie Spieltheorie Unberechenbarkeit Spieltheorie Graphenspiele PendelschlichtungLiteratur BearbeitenChristian Rieck Spieltheorie eine Einfuhrung Rieck Eschborn 2012 ISBN 978 3 924043 91 9 Florian Bartholomae Marcus Wiens Spieltheorie Ein anwendungsorientiertes Lehrbuch Springer Gabler Verlag Wiesbaden 2016 ISBN 978 3 8349 4419 1 Michael Sauer Operations Research kompakt Oldenbourg Verlag Munchen 2009 ISBN 978 3 486 59082 1 Jorg Bewersdorff Gluck Logik und Bluff Mathematik im Spiel Methoden Ergebnisse und Grenzen 5 Auflage Vieweg Teubner Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 3 8348 0775 3 doi 10 1007 978 3 8348 9696 4 behandelt Anwendungen auf Gesellschaftsspiele und die historische Entwicklung Andreas Diekmann Spieltheorie Einfuhrung Beispiele Experimente Rowohlts Enzyklopadie Reinbek bei Hamburg 2009 ISBN 978 3 499 55701 9 Steven N Durlauf Lawrence E Blume Game Theory Palgrave Macmillan 2010 ISBN 978 0 230 23890 9 Manfred Eigen Ruthild Winkler Das Spiel Piper Munchen 1987 ISBN 3 492 02151 4 Spieltheorie im naturwissenschaftlichen Umfeld neu aufgelegt 2010 ISBN 978 3 924043 95 7 Len Fisher Schere Stein Papier Spieltheorie im Alltag aus dem Englischen von Andreas Held Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2010 ISBN 978 3 8274 2467 9 Drew Fudenberg Jean Tirole Game Theory MIT Press Cambridge MA 1991 ISBN 978 0 262 06141 4 Robert Gibbons A prime in game theory Harvester Wheatsheaf New York 1992 ISBN 0 7450 1159 4 Herbert Gintis Game theory evolving 2 Aufl Princeton University Press Princeton 2009 ISBN 978 0 691 14050 6 Manfred J Holler Gerhard Illing Einfuhrung in die Spieltheorie 6 Auflage Springer Verlag Berlin 2005 ISBN 3 540 27880 X Alexander Mehlmann Strategische Spiele fur Einsteiger Eine verspielt formale Einfuhrung in Methoden Modelle und Anwendungen der Spieltheorie Reihe Mathematik fur Einsteiger Vieweg Teubner 2007 ISBN 978 3 8348 0174 6 Roger B Myerson Game Theory Analysis of Conflict Harvard University Press 1991 ISBN 0 674 34115 5 John von Neumann Oskar Morgenstern Theory of Games and Economic Behavior University Press Princeton NJ 2004 ISBN 0 691 11993 7 Erstveroffentlichung 1944 gilt als erste systematische Veroffentlichung zur Spieltheorie Wolfgang Ortmanns Entscheidungs und Spieltheorie eine anwendungsbezogene Einfuhrung Verlag Wissenschaft amp Praxis Sternenfels 2008 ISBN 978 3 89673 489 1 Martin J Osborne Ariel Rubinstein Bargaining and Markets Academic Press San Diego 1990 ISBN 0 12 528631 7 Martin J Osborne Ariel Rubinstein A Course in Game Theory MIT Press 1994 ISBN 0 262 65040 1 Guillermo Owen Game Theory Academic Press San Diego 1995 ISBN 0 12 531151 6 Burkhard Rauhut Norbert Schmitz und Ernst Wilhelm Zachow Spieltheorie Teubner Stuttgart 1979 Anna Karlin Yuval Peres Game theory Alive American Mathematical Society 2017 pdf Michael Maschler Eilon Solan Shmuel Zamir Game Theory 2nd Edition Cambridge University Press Cambridge 2020 ISBN 978 1 108 49345 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Spieltheorie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Spieltheorie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Don Ross Game Theory In Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Till Grune Yanoff Game Theory In J Fieser B Dowden Hrsg Internet Encyclopedia of Philosophy Vorlesungsskript Einfuhrung in die Spieltheorie von Prof Dr Leininger TU Dortmund Open Yale Courses ECON 159 Game Theory Vorlesungen zum Download 24 75 Minuten von der Yale University Games and AI Group des Fachbereichs Informatik der Universitat Maastricht englisch Computergestutzte Strategien in Gesellschaftsspielen Gametheory net englisch Gambit Software zur Analyse von endlichen strategischen und extensiven Spielen Professor Rieck s Spieltheorie Seite Einfache Beispiele und Erklarungen zur SpieltheorieEinzelnachweise Bearbeiten a b John von Neumann Zur Theorie der Gesellschaftsspiele Mathematische Annalen Band 100 1928 S 295 320 doi 10 1007 BF01448847 online frei zuganglich John von Neumann Oskar Morgenstern Theory of games and economic behavior Princeton 1944 Axel Ockenfels Stichwort Spieltheorie im Gabler Wirtschaftslexikon abgerufen am 30 April 2018 Jorg Bewersdorff Gluck Logik und Bluff Mathematik im Spiel Methoden Ergebnisse und Grenzen Springer Spektrum 6 Auflage Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 8348 1923 9 doi 10 1007 978 3 8348 2319 9 S 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