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Der Begriff Reputation wird in der Spieltheorie verwendet um zu beschreiben welche Wirkung die Handlungen eines Spielers im Spielverlauf auf dessen Glaubwurdigkeit im Auge des Gegenspielers und das Verhalten der Spieler in der Zukunft hat 1 Mit dem spieltheoretischen Ansatz konnen grundlegende Aussagen uber Reputation Ruf als sozialer Faktor gewonnen werden Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung in der Spieltheorie 1 1 Wiederholte Spiele 1 2 Unvollstandige Informationen 2 Anwendung 2 1 Aufbau einer positiven Reputation Glaubwurdigkeit eines Versprechens 2 2 Aufbau einer negativen Reputation Glaubwurdigkeit einer Drohung 2 3 Glaubwurdigkeit eines nichtstrategischen Grundes 2 4 Unvollstandige Informationen 3 Spieltheoretische Beispiele 3 1 Wiederholte Spiele 3 2 Unvollstandige Informationen 4 Literatur 5 BelegeBedeutung in der Spieltheorie BearbeitenJeder Spieler verkorpert wahrend eines Spiels einen bestimmten Spielertypen Mit Hilfe der Reputation kann das strategische Verhalten eines jeden Spielertypen erklart werden 2 Wie wichtig einem Spieler seine eigene Reputation ist hangt davon ab ob das Spiel einmalig ist oder ob es mehrere Male gespielt wird 3 Zudem gewinnt Reputation an Bedeutung wenn unvollstandige Informationen vorliegen 4 Wiederholte Spiele Bearbeiten Der Aufbau einer Reputation und die damit einhergehende Glaubwurdigkeit des Spielers sind umso bedeutsamer je mehr Spiele gespielt werden Dabei kann es sich sowohl um ein und denselben als auch um einen anderen Gegenspieler handeln Der Spieler will den Gegner wahrend der wiederholten Spiele davon uberzeugen dass sein strategischer Zug glaubwurdig ist Dazu liegt es in seinem Interesse eine positive Reputation aufzubauen um Vertrauen zu schaffen Dadurch entwickelt sich eine Selbstbindung durch die es dem Spieler nicht mehr moglich ist sein Versprechen zu brechen Die bisherigen Zweifel der Gegenspieler konnen uberwunden werden wodurch die Glaubwurdigkeit des strategischen Zugs hergestellt werden kann Der Aufbau einer negativen Reputation kann ebenfalls die Moglichkeit einer Selbstbindung eroffnen Ziel dabei ist es die Reputation und die einst aufgebaute Glaubwurdigkeit Versprechen einzuhalten zu zerstoren Dadurch wird dem Gegenspieler verdeutlicht dass zukunftig keine Spiele gespielt werden die nicht dem eigenen Interesse des Spielers dienen Neben den bereits aufgezeigten strategischen Motiven einer Reputation gibt es auch nichtstrategische Grunde durch die Glaubwurdigkeit entstehen kann 5 Unvollstandige Informationen Bearbeiten Bei Spielen mit unvollstandiger Information ist der Informationsstand der Spieler unterschiedlich Das bedeutet einer mehrere oder alle Spieler kennen nicht alle Auszahlungen oder Praferenzen der anderen Spieler Besitzt ein Spieler daruber hinaus Informationen die nur ihm vorbehalten sind und ist dies den anderen Spielern bekannt werden sie sich an seinem Verhalten orientieren und ihre weiteren Handlungsschritte darauf abstimmen 6 um die versteckten Informationen offenzulegen 7 Die Reputation des Spielers entsteht demzufolge aus seinem Verhalten das die Gegner beobachten konnen 8 Im Unterschied zu wiederholten Spielen bietet sich bei Spielen mit unvollstandiger Information die Moglichkeit die Erwartung und damit die Handlung der Gegenspieler durch Bluffs oder Tauschung erfolgreich zu beeinflussen 9 Anwendung BearbeitenAufbau einer positiven Reputation Glaubwurdigkeit eines Versprechens Bearbeiten Ein Unternehmen expandiert und nutzt die Reputation der bisherigen Produkte Das Unternehmen verspricht seinen Kunden die neuen Produkte in gleicher Qualitat wie die alten Produkte herzustellen Die Selbstbindung des Unternehmens macht es ihm nicht moglich sein Versprechen zu brechen denn dann wurde dessen Reputation und Glaubwurdigkeit sinken Das Unternehmen wird sich dementsprechend an das halten was es seinen Kunden zugesagt hat damit die positive Reputation beibehalten oder ausgebaut werden kann 10 Aufbau einer negativen Reputation Glaubwurdigkeit einer Drohung Bearbeiten Prinzipiell beschliesst eine Regierung zukunftigen Bedrohungen vorzubeugen indem sie drohen sich diesen niemals zu unterwerfen Im Falle einer Geiselnahme bedeutet das dass die Regierung droht niemals mit den Geiselnehmern zu verhandeln Die Entfuhrer werden jedoch davon ausgehen dass es fur die Regierung nicht moglich sein wird keine Verhandlungen zu fuhren wenn erst einmal die Geiseln in ihrer Hand sind Vor diesem Hintergrund fuhrt die Regierung Verhandlungen mit den Geiselnehmern und zerstort dadurch die Glaubwurdigkeit ihrer Versprechen Die Regierung sieht nach der Zerstorung der Glaubwurdigkeit und der damit folgenden Zerstorung der Reputation keine Notwendigkeit an der Selbstbindung festzuhalten und greift die Entfuhrer nach der Verhandlungslosung an Obwohl die Regierung die Glaubwurdigkeit ihrer Versprechen zerstort hat macht sie die Drohung niemals zu verhandeln wieder glaubwurdig 11 Glaubwurdigkeit eines nichtstrategischen Grundes Bearbeiten Das Gefuhl von Stolz soll diesen nichtstrategischen Grund darstellen 12 Vorstellbar ist dass der Stolz einer Gemeinschaft anzugehoren dazu fuhrt dass man sich auf Grund der bereits bestehenden Reputation entsprechend in der Gemeinschaft verhalt Unvollstandige Informationen Bearbeiten Jeder Spieler erhalt bei einem Kartenspiel 3 Karten die nur er sich ansehen darf Anschliessend verkundet er seine Entscheidung uber den Einsatz Die Karten werden offen auf den Tisch gelegt und das hochste Blatt gewinnt Bei diesem Kartenspiel handelt es sich um ein Spiel mit unvollstandigen Informationen Die Spieler wissen nicht was die anderen Spieler fur Karten haben und versuchen durch deren Mimik und Gestik auf das Blatt zu schliessen um ihre eigene Entscheidung davon abhangig zu machen 13 Spieltheoretische Beispiele BearbeitenOb sich ein Spieler entsprechend seiner Reputation verhalt hangt davon ab welchen Nutzen er aus seiner Reputation ziehen kann Das bedeutet der Spieler wird sich solang entsprechend seiner Reputation verhalten solang sein Nutzen grosser ist als die Kosten seines Verhaltens 14 Wiederholte Spiele Bearbeiten Arbeitgeber A ist auf der Suche nach neuen Arbeitern B Auf Grund seines bisherigen Umgangs gegenuber seinen Arbeiter hat sich A eine gute Reputation aufgebaut Diese kann er solange aufrechterhalten bis er beginnt seine Arbeiter auszubeuten Wenn A seine Arbeiter ausbeutet baut er eine schlechte Reputation auf B wird demnach nur bei A seine Arbeit beginnen wenn A eine gute Reputation hat Demzufolge wurde A seinen potentiellen Arbeiter B auch nur dann ausbeuten wenn er eine schlechte Reputation aufgebaut hat Wenn A dafur bekannt ist dass er in der Vergangenheit bisher keine seiner Arbeiter ausgebeutet hat dann wird B auch fur A arbeiten Andererseits kann B erwarten wenn A bisher jeden seiner Arbeiter ausgebeutet hat dass auch er ausgebeutet werden wird wenn er fur A arbeitet Somit wird B das Jobangebot ablehnen Das Verhaltnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sollte jedoch auf Vertrauen basieren Der Arbeitgeber ist auf seine Arbeitnehmer angewiesen um Auftrage bearbeiten zu konnen Demzufolge wird ihm seine gute Reputation mehr wert sein als ein kurzfristiger Gewinn der durch die Ausbeutung entstehen wurde Solange A seine Reputation aufrechterhalten kann bekommt er in jeder Runde des Spiels eine Auszahlung von 1 bei einer angenommenen Rundenzahl von 10 bedeutet dies eine Auszahlung von 10 Wurde der Arbeitgeber seine Arbeiter ausbeuten bekame er pro Runde eine Auszahlung von 2 Nach der ersten Runde wurden die Arbeiter jedoch nicht weiter fur A arbeiten wollen Zwar erhalt A in der ersten Runde einen hoheren Gewinn allerdings wurde er keine weitere Auszahlung in den folgenden Runden erhalten weil kein Arbeiter bereit ware sich weiter ausbeuten zu lassen Somit steht das Ergebnis nach 10 Runden bei 10 gt 2 Das zeigt dass es fur den Arbeitgeber besser ist seine Reputation aufrechtzuerhalten oder auszubauen 15 Unvollstandige Informationen Bearbeiten Es gibt zwei Typen von Spieler 1 Zum einen den gewohnlichen Spieler O und zum anderen den kooperativen Spieler C Im Vergleich zum gewohnlichen Spieler ist der kooperative Spieler wesentlich uneigennutziger Das bedeutet er teilt gerne und investiert unabhangig davon ob dies der andere Spieler auch macht Die Wahrscheinlichkeit dass ein Spieler Typ O ist betragt und dass er ein kooperativer Spieler Typ C ist Spieler 1 weiss ob er ein kooperativer oder gewohnlicher Typ ist Spieler 2 weiss dies jedoch nicht uber Spieler 1 Somit ist ein Fall von unvollstandiger Information gegeben Der dargestellten Spielbaume sollen Grundlage fur das Beispiel sein nbsp Reputation Spieltheorie Kann davon ausgegangen werden dass Spieler 1 auf jeden Fall investieren will und dabei immer eine wohlwollende Entscheidungen trifft egal was Spieler 2 macht wird sich Spieler 1 fur B entscheiden Ist Spieler 1 eher egoistisch und nur auf seinen Vorteil bedacht ist seine optimale Entscheidung S denn da erhalt er die grosste Auszahlung Zudem muss bei einem Spiel mit unvollstandigen Informationen betrachtet werden wie hoch die einzelnen Informationen der Spieler sind Spieler 2 wird sich nur dann fur I entscheiden wenn sein Nutzen hoher ist als seine Kosten ansonsten wird er unentschlossen sein ob er I oder N wahlen soll Hat Spieler 2 Informationen uber Spieler 1 sammeln konnen und entscheidet sich Spieler 1 Typ O fur N und Typ C fur I dann kann Spieler 2 auf Grund der vorliegenden Informationen feststellen dass Spieler 1 Typ C ist Aus diesem Grund wird sich Spieler 2 auf jeden Fall fur I entscheiden Wird jedoch von Spieler 1 angenommen dass Spieler 2 investiert wird auch Spieler 1 Typ O investieren obwohl er anfangs eine andere Strategie verfolgte Andererseits kann Spieler 2 nichts uber Spieler 1 Typ O erfahren wenn dieser investieren wahlt und er bis dahin nicht ausreichend Informationen uber Spieler 1 in Erfahrung gebracht hat Wenn Spieler 2 Spieler 1 beobachtet wie dieser investiert erhoht sich fur Spieler 2 die Wahrscheinlichkeit dass Spieler 1 ein kooperativer Spielertyp ist Der gewohnliche Spieler O erweckt durch die Investition somit den Eindruck dass er ein kooperativer Typ ist Somit hilft die Existenz eines kooperativen Spielertyps dem gewohnlichen Spieler eine Reputation fur kooperatives Verhalten aufzubauen 16 Literatur BearbeitenAvinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger Strategisches Know how fur Gewinner Schaffer Poeschel Stuttgart 1997 ISBN 978 3 7910 1239 1 Avinash K Dixit Susan Skeath Games of Strategy W W Norton amp Company New York 2004 ISBN 0 393 92499 8 Sabrina Helm Unternehmensreputation und Stakeholder Loyalitat DUV in Kooperation mit Gabler Dusseldorf 2007 ISBN 978 3 8350 0803 8 Joel Watson Strategy An Introduction to Game Theory W W Norton amp Company Inc New York 2002 ISBN 0 393 97648 3 Alfred Wagendorfer Ralf Ewert Externe Unternehmensrechnung Springer Verlag Graz und Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 540 43754 1 Paul Terres Die Logik einer wettbewerblichen Geldordnung Mohr Siebeck Koln 1999 ISBN 978 3 16 147127 8 Christian Ullrich Die Dynamik von Coopetition Moglichkeiten und Grenzen dauerhafter Kooperationen Gabler Wiesbaden 2004 ISBN 3 8244 0743 4 David M Kreps Game Theory and Economic Modelling Oxford University Press Oxford 1990 ISBN 0 19 828357 1 Belege Bearbeiten Vgl Joel Watson Strategy An Introduction to Game Theory S 211 Vgl Sabrina Helm Unternehmensreputation und Stakeholder Loyalitat S 111 Vgl Avinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger S 142 Vgl Sabrina Helm Unternehmensreputation und Stakeholder Loyalitat S 110 Vgl Avinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger S 142 ff Vgl Alfred Wagenhofer Ralf Ewert Externe Unternehmensrechnung S 44 Vgl Paul Terres Die Logik einer wettbewerblichen Geldordnung S 224 Vgl Sabrina Helm Unternehmensreputation und Stakeholder Loyalitat S 111 Vgl Christian Ullrich Die Dynamik von Coopetition S 166 Vgl Avinash K Dixit Susan Skeath Games of Strategy S 334 In Anlehnung an Avinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger S 143 f Vgl Avinash K Dixit Barry J Nalebuff Spieltheorie fur Einsteiger S 143 Vgl Alfred Wagenhofer Ralf Ewert Externe Unternehmensrechnung S 44 Vgl Sabrina Helm Unternehmensreputation und Stakeholder Loyalitat S 110 Vgl David M Kreps Game Theory and Economic Modelling S 67 ff Vgl Joel Watson Strategy An Introduction to Game Theory S 286 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Reputation Spieltheorie amp oldid 205255254