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Dieser Artikel beschreibt den Begriff der wirtschaftlichen Kosten Fur weitere Bedeutungen siehe Kosten Begriffsklarung Kosten englisch cost sind in der Wirtschaft die negativen Konsequenzen der erfolgswirksamen Nutzung von Produktionsfaktoren Der Kostenbegriff wird sowohl in der Betriebswirtschaftslehre als auch in der Volkswirtschaftslehre verwendet und hat dort wegen des unterschiedlichen Aggregationsgrades beider Einzelwissenschaften einen unterschiedlichen Begriffsinhalt Gewinnschwelle Break even Point aus Erlos und Kosten Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Betriebswirtschaftslehre 2 1 Kostenkategorien 2 2 Abgrenzung gegen andere Rechnungsgrossen 2 3 Spezifische Kostenbegriffe 3 Rechtsfragen 4 Volkswirtschaftslehre 5 Wirtschaftliche Aspekte 6 Siehe auch 7 Literatur Weblinks 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDas Wort Kosten ist sprachlich ein Pluraletantum kommt also nur im Plural vor Fur eine einheitliche Begriffsverwendung sorgte 1929 der Betriebswirt Erwin Geldmacher der unter anderem die noch heute gultige Unterscheidung und Abgrenzung der Grundbegriffe wie Aufwand Erfolg Erlos Ertrag Leistung und Kosten vorschlug 1 Auf dieser Grundlage befasst sich die Kostentheorie als Teilgebiet der Produktions und Kostentheorie mit Kosteneinflussgrossen Kostenhohe und Kostenarten und zeigt mittels Kostenfunktionen die optimale Gestaltung der Kosten durch das Kostenmanagement auf Betriebswirtschaftslehre BearbeitenIm betriebswirtschaftlichen Sinn der Kostenrechnung wird unter Kosten meist der in Geldeinheiten bewertete Verbrauch an Produktionsfaktoren verstanden der durch die betriebliche Produktion verursacht wird 2 Die Bewertung erfolgt auf Grundlage von Zahlungsvorgangen wie beispielsweise bei den Anschaffungskosten Der mengenmassige Verbrauch wird dagegen in der Produktions und Kostentheorie als Einsatzmenge englisch input bezeichnet Der wertmassige Kostenbegriff beinhaltet das Verursachungsprinzip und bewirkt die Loslosung der Kosten von Aufwand und Auszahlungen so dass Opportunitatskosten berucksichtigt werden konnen 3 Demnach setzen sich die wertmassigen Kosten aus aufwandsgleichen Grundkosten und kalkulatorischen Kosten zusammen Zu den pagatorischen Kosten gehort nur jener Guterverbrauch der irgendwann zu Auszahlungen fuhrt und damit die Liquiditat belastet Daher werden Zusatzkosten nicht zu den pagatorischen Kosten gerechnet 4 Die Einfuhrung der pagatorischen Kosten geht auf Helmut Koch zuruck 5 6 Der entscheidungsorientierte Kostenbegriff stammt von Paul Riebel 7 Entscheidungsorientierte Kosten werden untersucht um Handlungsalternativen zu bewerten deren Realisierung diese Kosten auslosen wurde Kostenkategorien Bearbeiten Kostenkategorien sind Kosten die sich bezuglich bestimmter Einflussgrossen gleichartig verhalten 8 Als Kriterium zur Bildung von Kostenkategorien wird hierbei das Verhalten der Kosten gegenuber wichtigen Kosteneinflussgrossen herausgestellt 9 Kosteneinflussgrosse KostenkategorieAbhangigkeit vom Beschaftigungsgrad fixe Kosten und sprungfixe Kosten variable Kosten und MischkostenOrientierung an der Beschaftigung Sollkosten und IstkostenZurechnung zum Kostentrager Einzelkosten und GemeinkostenVerrechnung auf Kostentrager Vollkosten und TeilkostenProduktionsfaktoren Primarkosten und SekundarkostenBeziehung zur Gewinn und Verlustrechnung Grundkosten Anderskosten und ZusatzkostenLiquiditatswirksamkeit pagatorische Kosten und kalkulatorische KostenEntscheidungsrelevanz entscheidungsrelevante Kosten und entscheidungsirrelevante KostenVerrechnung auf Produktionsmenge Gesamtkosten und StuckkostenZeitfaktor Plankosten Normalkosten und IstkostenNeue Institutionenokonomik Transaktionskosten bei der Durchfuhrung taglicher Transaktionen bei der Durchfuhrung einmaliger Transaktionen konnen diese ex ante Kosten des Vorlaufs und ex post Kosten fur die Nachsorge sein Die Kostenkategorien sind der Regel nicht uberschneidungsfrei sondern verschiedene Betrachtungsperspektiven auf ein und dieselbe Grundgesamtheit namlich den zu betrachtenden Kostenblock Beispielsweise sind Einzelkosten haufig auch variabel und konnen Istkosten oder Plankosten sein Das Kostenmanagement findet unter anderem in diesen Kostenkategorien Ansatzpunkte zur zielorientierten Beeinflussung der Kosten Um die Gesamtkosten in einzelne Kostenarten aufgliedern zu konnen ist eine Kostenauflosung erforderlich Abgrenzung gegen andere Rechnungsgrossen Bearbeiten Abgrenzung der Grundbegriffe des betriebswirtschaftlichen Rechnungswesens hinsichtlich des Gesamtvermogens des betriebsnotwendigen Vermogens des Geldvermogens und der Kasse 10 Kosten und Erlose werden als Begriffspaar im internen Rechnungswesen insbesondere in der Kosten und Leistungsrechnung verwendet Es ist jedoch zu beachten dass Erlose nicht mit Leistung zu verwechseln sind Kosten und Erlos sind gegen ahnliche Begriffspaare wie folgt abgegrenzt Aufwand und Ertrag bilden das analoge Begriffspaar im externen Rechnungswesen und werden zur Erstellung einer periodisierten Gewinn und Verlustrechnung verwendet Ausgaben und Einnahmen sind Schlusselbegriffe der Buchfuhrung Sie entstehen wenn etwas gekauft bzw verkauft wurde unabhangig davon ob es schon bezahlt wurde oder nicht Sobald effektive Zahlungen erfolgen werden Ausgaben und Einnahmen zu Auszahlung und Einzahlung Aus und Einzahlungen sind die grundlegenden Rechengrossen der dynamischen Investitionsrechnung und des Treasury Die genannten Begriffspaare uberschneiden sich grosstenteils inhaltlich Die Verwendung des Begriffes richtet sich primar nach dem angestrebten Rechnungszweck Unterschiede zwischen Kosten und Aufwand konnen beispielsweise entstehen wenn Vorgange unterschiedlich bewertet werden wie etwa kalkulatorische Abschreibung und bilanzielle Abschreibung ersteres stellt Kosten dar letzteres Aufwand Kosten angesetzt werden die im externen Rechnungswesen keine Entsprechung haben beispielsweise kalkulatorische Zinsen oder Unternehmerlohne Der Ansatz kalkulatorischer Kostenelemente z B von Wagniskosten ist wie auch die begriffliche Unterscheidung zwischen Kosten und Aufwand uberhaupt ein Phanomen der deutschen Kostentheorie und hat in anderen Landern und Sprachen keine Entsprechung So werden etwa im Englischen die Begriffe cost und expense weitestgehend synonym verwendet Spezifische Kostenbegriffe Bearbeiten Haufig sind spezifischen Kostenbegriffe mit einem bestimmten Wirtschaftszweig verbunden Im Bankwesen kennt man beispielsweise die Betriebs und Wertkosten Betriebskosten gibt es allgemein in der Betriebswirtschaftslehre oder speziell im Immobilienwesen Ferner gibt es unter anderem Agenturkosten Anpassungskosten Anwaltskosten Arbeitskosten Autonomiekosten Baukosten Betriebsmittelkosten Burokratiekosten Bezugskosten Dienstleistungskosten Energiekosten Fahrtkosten Faktorkosten Fehlmengenkosten Fertigungskosten Finanzierungskosten Forschungs und Entwicklungskosten Geldbeschaffungskosten Gerichtskosten Handlungskosten Informationskosten Istkosten Kapitalkosten Konfliktkosten Kostensteuern Lebenshaltungskosten Leerkosten Lohnkosten Materialkosten Nebenkosten Normalkosten Nutzkosten Opportunitatskosten Primarkosten Qualitatskosten Raumkosten Refinanzierungskosten Reisekosten Reproduktionskosten Risikokosten Sachkosten Sekundarkosten Selbstkosten Sollkosten Sozialkosten Standardkosten Transaktionskosten Transportkosten Umweltkosten Unfallkosten Versandkosten versunkene Kosten Verwaltungskosten oder Wechselkosten Rechtsfragen BearbeitenDie wichtigsten Kostenarten sind auch Rechtsbegriffe die sich aus 275 HGB ergeben Beim Gesamtkostenverfahren sind in der Gewinn und Verlustrechnung nach 275 Abs 2 HGB Material Personalkosten Abschreibungen und Zinsaufwand gesondert auszuweisen Gemass 275 Abs 3 HGB sind beim Umsatzkostenverfahren zusatzlich Vertriebskosten und allgemeine Verwaltungskosten aufzufuhren Weitere Rechtsbegriffe sind die Anschaffungskosten und die Herstellungskosten des 255 Abs 2 HGB mit bilanzrechtlichen Legaldefinitionen Volkswirtschaftslehre Bearbeiten Kostenfunktion graphischMit dem Begriff Faktorkosten werden in der Volkswirtschaftslehre auf dem Faktormarkt jene Kosten bezeichnet welche durch die Nachfrager nach Produktionsfaktoren zu tragen sind Die volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren Arbeit Boden Kapital und Unternehmerleistung haben wegen ihrer Knappheit einen Preis der entsprechend Arbeitslohn Bodenrente Miete oder Pacht Zins und Unternehmerlohn genannt wird Diese Preise stellen Faktorkosten fur diejenigen Marktteilnehmer dar die Produktionsfaktoren nachfragen Diese Preise fliessen korrespondierend als Faktoreinkommen an diejenigen Wirtschaftssubjekte die sich durch den Einsatz von Produktionsfaktoren an der Entstehung des Bruttosozialproduktes beteiligt haben 11 Das Faktoreinkommen setzt sich entsprechend aus Arbeitseinkommen Miet Pachtzinseinkommen Kapitalertragen und Gewinnen zusammen Kosten bezeichnen in der Regel den mit Marktpreisen bewerteten Einsatz von Produktionsfaktoren bei der Herstellung von Gutern und Dienstleistungen Die Gesamtkosten K K werden im Rahmen der Kostenfunktion unterschieden in fixe K f i x K fix und variable Kosten K v a r displaystyle K var K K f i x K v a r displaystyle K K fix K var Bezogen auf eine einzelne Produktionseinheit gilt entsprechend dass sich die Stuckkosten oder durchschnittlichen totalen Kosten k k aus durchschnittlichen Fixkosten k f i x displaystyle k fix und durchschnittlichen variablen Kosten k v a r displaystyle k var zusammensetzen k k f i x k v a r displaystyle k k fix k var Fixe Kosten liegen vor wenn der Zeitraum der Betrachtung so kurz gewahlt ist dass der entsprechende Faktoreinsatz mit der Produktionsmenge nicht variiert Bei genugend langfristig gewahltem Betrachtungszeitraum sind alle Kosten variabel Eine Einstellung der Produktion wurde zum Beispiel diesbezugliche Kosten langfristig auf null bringen Nicht immer ist die Zuordnung eindeutig moglich Man spricht dann von quasi fixen Kosten etwa der Arbeitseinsatz mit gleichzeitig variablen und fixen Kostenanteilen Lohnkosten Kosten fur Kantinen sanitare Einrichtungen etc Von grundlegender Bedeutung sind in der Mikrookonomie insbesondere die Grenzkosten also die auf eine zusatzliche Einheit bezogenen Kosten Soziale Kosten als Sonderfall externer Effekte werden die unkompensierten Auswirkungen okonomischer Entscheidungen auf Unbeteiligte also Auswirkungen fur die niemand bezahlt oder einen Ausgleich erhalt genannt 12 Beispielsweise wird durch das Angebot eines Billiganbieters der Gewinn konkurrierender Unternehmen geschmalert Versunkene Kosten nennt man die Kosten die nicht wieder ruckgangig gemacht oder durch Erlose gedeckt werden konnen 13 Hierzu gehoren beispielsweise Kosten des Markteintritts und Marktaustritts von Marktteilnehmern 14 oder Fehlinvestitionen Wirtschaftliche Aspekte BearbeitenKosten beeinflussen erheblich die Ertragslage von Unternehmen Da auch Kostensteuern einen Teil der betrieblichen Kosten darstellen wirkt sich deren Hohe ebenfalls auf die Ertragslage aus Dabei werden insbesondere einzelne Kostenarten durch das Kostenmanagement genauer untersucht etwa Personalkosten Lagerkosten Materialkosten Zinsaufwand Je nach der vorherrschenden Kostenart konnen Unternehmen deshalb unter anderem als personalintensiv lagerintensiv materialintensiv oder kapitalintensiv klassifiziert werden Werden die Gesamtkosten durch die Umsatzerlose gerade gedeckt liegt Kostendeckung vor mit der die Gewinnschwelle erreicht wird Erst bei Uberschreiten der Gewinnschwelle entsteht ein Gewinn Zwecks Erfullung des Unternehmensziels der Gewinnmaximierung ist im Zusammenhang mit der Kostenthematik als Unterziel eine Kostensenkung anzustreben Siehe auch BearbeitenEDA Kosten Fehlerkosten Fehlerfolgekosten Gerichtskosten Kostenvorteil Notarkosten Prozesskosten Transaktionskosten WechselkostenLiteratur Weblinks BearbeitenLiteratur uber Kosten im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Wiktionary Kosten Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Kosten ZitateEinzelnachweise Bearbeiten Erwin Geldmacher Grundbegriffe und systematischer Grundriss des betrieblichen Rechnungswesens in ZfhF 1929 S 6 7 Eugen Schmalenbach Kostenrechnung 1963 S 6 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 872 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 873 Helmut Koch Zur Diskussion uber den Kostenbegriff In Zeitschrift fur handelswissenschaftliche Forschung ISSN 1619 6147 Neue Folge 10 Jg 1958 S 355 399 Helmut Koch Zur Frage des pagatorischen Kostenbegriffs in Zeitschrift fur Betriebswirtschaft 29 1959 S 8 17 Paul Riebel Einzelkosten und Deckungsbeitragsrechnung 1982 S 427 Peter Klaus Winfried Krieger Hrsg Gabler Lexikon Logistik 1998 S 236 Walther Busse von Colbe Nils Crasselt Bernhard Pellens Hrsg Lexikon des Rechnungswesens 2011 S 229 Sonke Peters Begrunder Rolf Bruhl Johannes N Stelling Betriebswirtschaftslehre Einfuhrung 12 durchgesehene Auflage Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen u a 2005 ISBN 3 486 57685 2 Google Books Michael Olsson Dirk Piekenbrock Kompakt Lexikon Umwelt und Wirtschaftspolitik 1998 S 135 N Gregory Mankiw Grundzuge der Volkswirtschaftslehre 3 Auflage 2004 S 221 227 Robert S Pindyck Daniel L Rubinfeld Mikrookonomie 2009 S 300 Verlag Dr Th Gabler Hrsg Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1997 S 727Normdaten Sachbegriff GND 4032579 9 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kosten amp oldid 232317980