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Die Neue Institutionenokonomik NIO ist eine seit den 1970er Jahren aufstrebende Forschungsrichtung der Volkswirtschaftslehre welche die Wirkung von Institutionen auf die Wirtschaftseinheiten untersucht Zu unterscheiden ist die Neue Institutionenokonomik von der alten Institutionenokonomik Bausteine der Neuen Institutionenokonomik Prinzipal Agent Theorie Transaktionskostenokonomik Theorie der Verfugungsrechte Verfassungsokonomik und Neue Politische Okonomik Inhaltsverzeichnis 1 Gegenstand 2 Geschichte 3 Annahmen 4 Beispiel 5 Koordination okonomischer Aktivitaten 5 1 Markt 5 1 1 Vorteile 5 1 2 Nachteile 5 2 Hierarchie Unternehmen 5 2 1 Vorteile 5 2 2 Nachteile 5 3 Netzwerk 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGegenstand BearbeitenAls Wirtschaftseinheiten kommen Privathaushalte Unternehmen der Staat und seine Untergliederungen in Betracht Institutionen im Sinne der Neuen Institutionenokonomik sind formale und informelle Regeln einschliesslich der Mechanismen ihrer Durchsetzung welche das Verhalten von Individuen in Transaktionen beschranken Sie dienen der Reduzierung von Unsicherheit oder Ungewissheit und fordern dadurch die Moglichkeit zu freiwilliger gemeinsamer Arbeit und fairem Tauschhandel Untersuchungsgebiete der Neuen Institutionenokonomik sind Prinzipal Agent Theorie Transaktionskostenokonomik Theorie der Verfugungsrechte Verfassungsokonomik und Neue Politische Okonomik Die Banktheorie gehort ebenfalls zur NIO Geschichte BearbeitenBereits einige Klassiker befassten sich mit dem was wir heute unter Institutionen verstehen So geht bereits Adam Smith auf Handlungsrestriktionen in Form informeller Institutionen ein und David Hume thematisiert Eigentumsrechte John Stuart Mill erkannte die Bedeutung von Gewohnheiten fur die Bildung von Marktpreisen Doch sowohl die neoklassische Theorie als auch der Keynesianismus vernachlassigten letztlich Institutionen Die Neue Institutionenokonomik lasst sich auf den 1937 von Ronald Coase erschienenen Aufsatz The Nature of the Firm 1 zuruckfuhren Diese Arbeit gilt gemeinhin als Ausgangspunkt fur die Transaktionskosten Die Transaktionskosten sind ein zentrales Erkenntnisobjekt der Neuen Institutionenokonomik weil ihre Existenz die Bedeutung von Institutionen fur erfolgreiche Transaktionen erklart Der Begriff Neue Institutionenokonomik wurde aber erst 1975 von Oliver Williamson gepragt 2 Die Neue Institutionenokonomik hat spatestens seit der Mitte des 20 Jahrhunderts grosse Anerkennung in der Volkswirtschaftslehre gefunden Einen grossen Anteil hatte daran auch der Nobelpreistrager Douglass North In Deutschland haben insbesondere der Wirtschaftsethiker Karl Homann durch die ethische Fundierung des Institutionenkonzepts als auch Josef Wieland mit der Entwicklung der Governance Ethik zur Erforschung des Feldes beigetragen Annahmen BearbeitenEine zentrale Annahme ist dass Wirtschaftswachstum und Investitionen aber auch die internationale Entwicklung und Reichtum und Armut von jeweils gultigen institutionellen Rahmenbedingungen abhangen vor allem von Eigentumsrechten gesetzlichen Regulativen und Restriktionen 3 z B Governance Strukturen und anderen Faktoren wie anhaltenden Ungleichgewichten des Marktes unvollstandigen Vertragen asymmetrischer Information Veranderungen des Wissens beschrankter Rationalitat Opportunismus oder Moral Hazard Die aus all diesen Aspekten entstehenden Transaktionskosten werden von der Institutionenokonomik explizit berucksichtigt Die neue Institutionenokonomik unterscheidet sich somit in wesentlichen Punkten von der neoklassischen Theorie in deren einfachem Modell des Homo oeconomicus es keine Transaktionskosten und keine nicht okonomischen Verhaltensanreize gibt Die Neo Institutionenokonomiker erklaren diese Annahme als unrealistisch weil sie die Realitat in der Transaktionskosten und nicht okonomisch motiviertes Verhalten eine sehr grosse Bedeutung besitzen erheblich verzerre Beispiel BearbeitenWenn zwei Individuen miteinander Handel betreiben wird der Guteraustausch von relevanten Normen Sitten und Brauchen informellen Institutionen sowie von Gesetzen formale Institutionen geregelt Bei einem Verstoss gegen diese Regeln tritt eine monetare oder nicht monetare Sanktion ein die entweder durch die Gesellschaft interne Institutionen oder durch den Staat externe Institutionen durchgesetzt wird Die verlassliche Einhaltung von Regeln steigert die Bereitschaft der Individuen Handel zu betreiben Ein institutionelles Umfeld das Transaktionen zwischen Individuen fordert indem es Anreize zur Kooperation setzt und Unsicherheit reduziert wirkt stark wohlfahrtsfordernd Basis der Institutionenokonomik ist die Interaktionstheorie worauf die eigentliche Institutionentheorie aufsetzt Anwendungsrichtungen sind im Wesentlichen die Theorie von Staat und Gesellschaft sowie die Analyse betrieblich organisatorischer Fragestellungen Bekannte Teilgebiete sind Prinzipal Agent Theorie Theorie der Verfugungsrechte property rights theory TransaktionskostentheorieKoordination okonomischer Aktivitaten BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Koordination zwischen Anbietern und Nachfragern ist abhangig von der Organisationsform Unter Organisation sollen hier eine Institution sowie die beteiligten Personen verstanden werden Es konnen folgende Koordinationsformen unterschieden werden 4 Markt Bearbeiten Vorteile Bearbeiten Vertrage werden spontan geschlossen die Individuen sind unabhangig in ihrer Entscheidung die Koordination erfolgt uber Preise hohe Flexibilitat geringe administrative Kosten hohes Innovationspotenzial die Person des Akteurs spielt keine Rolle hochstmogliche LeistungsanreizeNachteile Bearbeiten Gefahr des Opportunismus keine Voice Option nur klar spezifizierte Leistungen konnen ausgetauscht werden der Wissenstransfer ist eingeschrankt implizites Wissen Such und Informationskosten sind sehr hochHierarchie Unternehmen Bearbeiten Vorteile Bearbeiten feste Vertrage z B Arbeitsvertrag Koordination erfolgt uber Weisungen vom Vorgesetzten zum Mitarbeiter der Koordinationsaufwand ist geringer als beim Markt Aktivitaten konnen besser geplant werden vertrauliche Informationen und Wissen konnen offener ausgetauscht werden Kultur Offenheit des Leistungs Spektrums Voice OptionNachteile Bearbeiten Burokratiekosten keine Wettbewerbsanreize beschrankte Exit Option Beharrungsvermogen der StrukturenNetzwerk Bearbeiten Vereinigung der Vorzuge von Markt und Hierarchie die Planbarkeit ist besser als beim Markt die Flexibilitat ist hoher als bei der Hierarchie Beispiele sind Absprachen Kartelle strategische Allianzen virtuelle UnternehmenInsbesondere fur kleine und mittlere Unternehmen KMU stellt die Form des Netzwerkes eine geeignete Reaktion auf Wettbewerbsdynamiken dar 5 Einen weiteren Ansatz zur Netzwerktheorie liefert Mark Granovetter Dieser sieht die Beziehungen von Individuen oder Unternehmen am Markt eingebettet in soziale Netzwerke Die klassische Okonomie mit ihrem abstrakten Bild des idealen Marktes so Granovetter kennt diese Netzwerke nicht Unternehmen existieren laut Ronald Coase deshalb weil der Gebrauch des marktlichen Preismechanismus mit Kosten genauer mit Transaktionskosten verbunden ist Diese lassen sich durch eine Koordination innerhalb eines Unternehmens vermeiden Zu diesen Kosten zahlen beispielsweise die Kosten fur die Aushandlung von detaillierten Vertragen oder Kosten der Unsicherheit hinsichtlich der Zuverlassigkeit eines Lieferanten z B Insolvenzrisiko beim Lieferanten Markte existieren weil die Integration von Aktivitaten in ein Unternehmen ihrerseits auch Kosten verursacht Diese Kosten setzen einer zunehmenden Integration Grenzen siehe auch X Effizienz Kooperation ist eine Mischform von Markt und Hierarchie in dem Sinne dass die Parteien sich beidseitig freiwillig vertraglichen Regeln unterstellen Diese begrenzen zwar die Handlungsmoglichkeiten beider Seiten fuhren aber dennoch zu einem grosseren gegenseitigen Vorteil als nach den Regeln des Marktes alleine Probleme bei der Koordination gemass diesen ubergeordneten vertraglichen Regeln konnen dann eskaliert werden z B vor Gericht Mit der Frage der Koordination unternehmensubergreifender Lieferketten die als ubergeordnete virtuelle Organisationseinheit anzusehen sind beschaftigt sich aus logistischer Sicht das Supply Chain Management SCM Theoretische Ansatze des SCM grunden wiederum teilweise auf der Institutionenokonomik Literatur BearbeitenMathias Erlei Martin Leschke Dirk Sauerland Institutionenokonomik 3 Auflage Schaffer Poeschel Stuttgart 2016 ISBN 978 3 7910 3526 0 Eirik G Furubotn Rudolf Richter Neue Institutionenokonomik Eine Einfuhrung und kritische Wurdigung In Neue okonomische Grundrisse 4 uberarbeitete und erweiterte Auflage Mohr Siebeck Tubingen 2010 ISBN 978 3 16 151318 3 doi 10 1628 978 3 16 151318 3 mohrsiebeck com abgerufen am 18 April 2021 Elisabeth Gobel Neue Institutionenokonomik Konzeption und betriebswirtschaftliche Anwendungen Lucius amp Lucius Stuttgart 2002 ISBN 3 8252 2235 7 Karl Homann Andreas Suchanek Okonomik Eine Einfuhrung 2 Auflage Mohr Siebeck Tubingen 2005 ISBN 3 16 146516 4 Douglass C North Institutions institutional change and economic performance CUP Cambridge 2002 ISBN 0 521 39416 3 Birger P Priddat Strukturierter Individualismus Institutionen als okonomische Theorie Metropolis Marburg 2004 Rudolf Richter Eirik Furubotn Neue Institutionenokonomik Eine Einfuhrung und kritische Wurdigung 3 Auflage Mohr Siebeck Tubingen 2003 ISBN 3 16 148060 0 Stefan Voigt Institutionenokonomik 2 Auflage Fink Munchen 2009 ISBN 978 3 8252 2339 7 Oliver E Williamson Die okonomischen Institutionen des Kapitalismus Mohr Paul Siebeck Tubingen 1990 Clemens Wischermann Anne Nieberding Die institutionelle Revolution Grundzuge der modernen Wirtschaftsgeschichte Band 5 Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 08477 0 Einzelnachweise Bearbeiten Ronald Harry Coase The Nature of the Firm In Economica Band 4 Nr 16 1 November 1937 ISSN 1468 0335 S 386 405 doi 10 1111 j 1468 0335 1937 tb00002 x wiley com abgerufen am 21 Februar 2017 Oliver Williamson Markets and Hiererchy Analysis and Antitrust Implications 1975 S 1 ff Stefan Voigt Institutionenokonomik 2 Aufl Wien u a 2002 S 13 f O E Williamson Comparative Economic Organization The Analysis of Discrete Structural Alternatives PDF Datei 560 kB In Administrative Science Quarterly 36 2 Juni 1991 S 269 296 Jorg Sydow Strategische Netzwerke Evolution und Organisation Gabler 1992 ISBN 3 409 13947 8 Normdaten Sachbegriff GND 4027208 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Institutionenokonomik amp oldid 233933801