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Gewinnmaximierung ist in der Wirtschaftswissenschaft ein Unternehmensziel bei welchem das Maximum des Gewinns erreicht werden soll Pendant ist die Nutzenmaximierung des Nachfragers Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Berechnung 3 Gewinnmaximierung bei einem Monopol 4 Formeln zur Gewinnmaximierung im Monopol 4 1 Beispiel 5 Gewinnmaximierung im Marktgleichgewicht 6 Rezeption 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenIn Marktwirtschaften streben Unternehmer meist das Ziel der Gewinnmaximierung an doch anstelle dieser konnen auch Kostendeckung oder Renditemaximierung als Ziele dienen Fur die traditionelle Betriebswirtschaftslehre ist das Prinzip langfristiger Gewinnmaximierung das oberste Formalziel an dem unternehmerische Entscheidungen ausgerichtet werden 1 Dagegen strebt die verhaltenswissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre im Rahmen des Stakeholder Ansatzes nach Maximierung des Gemeinwohls 2 Die Gewinnmaximierungshypothese gehort neben dem ausschliesslich rational agierenden Homo oeconomicus und dem vollkommenen Markt zu den wichtigsten Pramissen bei theoretischen Modellen Berechnung BearbeitenAusgangspunkt ist der Gewinn G x displaystyle G x nbsp als die positive Differenz zwischen Umsatzerlosen U x displaystyle U x nbsp und Kosten K x displaystyle K x nbsp 3 G x U x K x displaystyle G x U x K x nbsp Gewinnfunktion Die erste Ableitung dieser Funktion nennt man Grenzgewinn 4 G x U x K x displaystyle G x U x K x nbsp Ist der Grenzgewinn G x 0 displaystyle G x 0 nbsp so kann durch den zusatzlichen Einsatz von Produktionsfaktoren keine Gewinnsteigerung mehr erwartet werden das Gewinnmaximum als Zielgrosse der Gewinnmaximierung ist erreicht 5 Hier entsprechen die Grenzkosten den Grenzerlosen Der Grenzgewinn ist auch die Differenz aus Grenzerlos E displaystyle E nbsp und Grenzkosten K displaystyle K nbsp G E K displaystyle G E K nbsp Das Gewinnmaximum liegt im Monopol dort wo der positive Abstand zwischen der Erlosfunktion und der Kostenfunktion am grossten ist 6 Gewinnmaximierung bei einem Monopol BearbeitenCharakteristisch fur diese Situation ist dass es eine Preis Absatz Funktion gibt die beschreibt welches Absatzvolumen eines Produktes bei einem bestimmten Preis abgesetzt werden kann Man kann generell davon ausgehen dass bei sinkenden Preisen eine grossere Menge des Produktes abgesetzt werden kann Das Unternehmen wahlt dann fur sein Produkt den Preis bei dem der maximale Gewinn erzielt werden kann Der Preis ist also nicht wie bei einem Markt mit vollkommener Konkurrenz an dem die Unternehmen als Preisnehmer bzw Mengenanpasser auftreten als Datenparameter gegeben sondern wird vom Monopolisten als Aktionsparameter festgesetzt Der Punkt auf der Preis Absatz Funktion bei dem ein Monopolunternehmen den maximalen Gewinn erzielt wird Cournotscher Punkt genannt Formeln zur Gewinnmaximierung im Monopol BearbeitenEine besonders einfach zu handhabende Version einer Gewinnfunktion formuliert den Gewinn als Funktion von der Ausbringungsmenge x displaystyle x nbsp eines bestimmten Gutes das heisst fur die Gewinnfunktion G displaystyle G nbsp gilt G x E x K x displaystyle G x E x K x nbsp mit E x displaystyle E x nbsp der Erlos und K x displaystyle K x nbsp der Kostenfunktion jeweils in Abhangigkeit von der abgesetzten Menge x 0 displaystyle x geq 0 nbsp Es wird angenommen dass die Gewinnfunktion zweimal stetig differenzierbar 7 ist Nach den allgemeinen Regeln uber die Maximierung von Funktionen 8 liegt an einer inneren Stelle x 0 gt 0 displaystyle x 0 gt 0 nbsp dann ein lokales Gewinnmaximum vor wenn zum einen der Grenzgewinn bei dieser Menge null betragt also 1 G x 0 0 displaystyle G x 0 0 nbsp notwendige Bedingung fur ein Maximum und zum anderen die zweite Ableitung der Gewinnfunktion in der Stelle x 0 displaystyle x 0 nbsp negativ ist 2 G x 0 lt 0 displaystyle G x 0 lt 0 nbsp hinreichende Bedingung fur ein Maximum 9 Zu beachten ist dass aus 1 mit der Definition der Gewinnfunktion unmittelbar folgt 10 dass E x 0 K x 0 0 displaystyle E x 0 K x 0 0 nbsp das heisst der Grenzerlos ist gleich den Grenzkosten Dies erschliesst sich intuitiv 11 Wenn der Grenzerlos die Grenzkosten uberstiege konnte man den Gewinn mit der Produktion einer marginalen Mehreinheit erhohen weil der damit erzielte Mehrerlos die dafur anfallenden Mehrkosten uberwoge Wenn umgekehrt die Grenzkosten den Grenzerlos uberstiegen konnte man den Gewinn durch Verringerung der Produktion um eine marginale Einheit erhohen weil die damit erzielte Kostenersparnis den damit bewirkten Erlosruckgang uberkompensieren wurde Beispiel Bearbeiten nbsp Veranschaulichung des Beispiels Das Gewinnmaximum befindet sich an der Stelle x 0 1200 displaystyle x 0 1200 nbsp nbsp Veranschaulichung des Beispiels In der Maximalstelle der Gewinnfunktion x 0 1200 displaystyle x 0 1200 nbsp stimmen Grenzerlos und Grenzkosten uberein Gegeben sind die Preis Absatz Funktion eines Monopolisten p x 150 x 20 displaystyle p x 150 frac x 20 nbsp sowie eine lineare Kostenfunktion K x 20000 30 x displaystyle K x 20000 30x nbsp Die Erlosfunktion lautet zunachst E x p x x 150 x x 2 20 displaystyle E x p x cdot x 150x frac x 2 20 nbsp Fur die Gewinnfunktion folgt G x E x K x 150 x x 2 20 20000 30 x displaystyle G x E x K x left 150x frac x 2 20 right 20000 30x nbsp Die Bedingung erster Ordnung fur ein Maximum lautet G x 0 0 displaystyle G x 0 0 nbsp und also G x E x K x 150 x 10 30 120 x 10 0 x 0 1200 displaystyle G x E x K x 150 frac x 10 30 120 frac x 10 overset 0 implies x 0 1200 nbsp Dies ist wegen G x 1 10 lt 0 displaystyle G x frac 1 10 lt 0 nbsp auch hinreichend Uber die Preis Absatz Funktion ergibt sich dass der Preis bei dieser Produktionsmenge p 0 90 displaystyle p 0 90 nbsp betragt Gewinnmaximierung im Marktgleichgewicht BearbeitenFur ein Unternehmen in einem Markt mit vollkommener Konkurrenz und im Marktgleichgewicht stellt sich die Maximierung des Gewinns ganz anders dar als bei einem Monopolisten bei vollkommener Konkurrenz ist der Gewinn im Gleichgewicht gleich Null Hier besteht das fur ein Unternehmen erreichbare Maximum darin dass keine Verluste erzielt werden 12 Das erscheint auf den ersten Blick nicht sinnvoll zu sein da man annimmt dass kein Unternehmer in einen Markt eintritt ohne dort Gewinn erzielen zu konnen Er will fur seine Arbeit im Unternehmen Planung Organisation etc und fur das Risiko das er eingeht belohnt werden Auch auf einem Markt mit vollkommener Konkurrenz wie er z B von Arrow amp Debreu behandelt wird taucht der Unternehmer auf allerdings als normaler Konsument der einerseits seine Arbeitskraft zur Verfugung stellt und andererseits dafur das vom Markt fur ihn bestimmte hochst praferierte Guterbundel erhalt genau so wie jeder andere Marktteilnehmer auch Der Unternehmer erhalt also ein virtuelles Gehalt fur seine Arbeit Ein Risiko besteht fur ihn an diesem Markt nicht er steht nur mit seiner Arbeitskraft ein Fur Gebaude Maschinen etc hat er Kapital aufgenommen fur das er Zinsen zu zahlen hat die ganz normal in der Kostenrechnung auftauchen und vom Markt berucksichtigt werden Eine hypothetische Frage lautet wie es an einem Markt mit vollstandiger Konkurrenz dazu kommt dass Unternehmen keine Gewinne erzielen Dazu muss man sich noch einmal vor Augen fuhren dass es an einem Markt mit vollstandiger Konkurrenz theoretisch viele Anbieter fur das gleiche Produkt homogenes Polypol gibt und dass alle relevanten Informationen jedem bekannt sind Daraus folgt zunachst dass kein Konsument einen hoheren Preis als den niedrigsten Preis akzeptieren wurde Wurde ein Unternehmen z B auf Grund einer innovativen Produktion gunstiger produzieren konnen Pioniergewinn wurden die anderen Anbieter auch auf dieses Produktionsverfahren umstellen womit wieder gleiche Bedingungen hergestellt waren und alle Hersteller zum gleichen Preis ohne Gewinn anbieten mussten Das ist der optimale Preis der vom Markt gefunden wird und den jeder Unternehmer bekommt nicht mehr und nicht weniger Vollkommene Konkurrenz existiert jedoch in der Realitat nirgends es handelt sich um ein theoretisches Konstrukt Rezeption BearbeitenDas Gewinnstreben spielt im Wirtschaftsleben eine unbestreitbar wichtige Rolle 13 Die generelle Behauptung dass der Unternehmer seinen Gewinn langfristig maximieren wolle ist jedoch kritisch zu sehen 14 Denn die im Rahmen des vollkommenen Wettbewerbs verfolgte Zielvorstellung der Gewinnmaximierung ist unrealistisch Da in der unternehmerischen Realitat sowohl risikobehaftete als auch unvollkommene Informationen vorliegen kann ein objektives Maximum nicht erreicht werden 15 Selbst ein subjektives oder absolutes Maximum ist angesichts faktischer rechtlicher oder normativer Restriktionen die unternehmerische Handlungsspielraume einengen nicht moglich Ein Unternehmensziel der Gewinnmaximierung ist deshalb nur unter Berucksichtigung von Nebenbedingungen Restriktionen sinnvoll Dabei ist eine einzige Zielvariable zu maximieren wahrend die anderen als Nebenbedingungen in Form von Ungleichungen erscheinen 16 Wichtige Vertreter der Betriebswirtschaftslehre wie Eugen Schmalenbach 17 oder Heinrich Nicklisch 18 betonen die Gemeinwirtschaftlichkeit die Mehrzahl der Autoren geht jedoch davon aus dass das Leitbild der Gewinnmaximierung heute zur Struktur der meisten Modelle der Wirtschaftstheorie gehort 19 Fur Erich Gutenberg stellt Gewinnerzielung den Primareffekt betrieblicher Betatigung dar die Leistungserstellung dagegen den Sekundareffekt insofern Leistungserstellung Mittel zum Zwecke maximaler Gewinnerzielung ist 20 Konrad Mellerowicz gibt zu bedenken dass Gewinnmaximierung auf kurze Sicht hohe Lohnforderungen Verargerung von Kunden neue Konkurrenten und offentliches Argernis hervorruft und Gegenkrafte auslost die die Rentabilitat auf lange Sicht zerstoren konnen 21 Literatur BearbeitenFriedrich Breyer Mikrookonomik Eine Einfuhrung 6 Auflage Springer Heidelberg u a 2015 ISBN 978 3 662 45360 5 Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 34 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 9 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 120 Jurgen Tietze Einfuhrung in die angewandte Wirtschaftsmathematik 2006 S 246 Jurgen Tietze Einfuhrung in die angewandte Wirtschaftsmathematik 2006 S 340 Gunter Wohe Ulrich Doring Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 423 Ausreichend zweimal stetig differenzierbar auf dem Intervall 0 displaystyle 0 infty nbsp Vgl den Artikel Extremwert Die Bedingungen 1 und 2 gewahrleisten ein lokales Gewinnmaximum Beachte dass daraus im Allgemeinen nicht auch folgt dass jede lokale Maximalstelle der Gewinnfunktion den Bedingungen 1 und 2 genugt Im Fall G x 0 G x 0 0 displaystyle G x 0 G x 0 0 nbsp konnte ebenfalls ein lokales Gewinnmaximum vorliegen In diesem Fall verbleibt die Moglichkeit das Vorzeichenverhalten von G x displaystyle G x nbsp in der Umgebung einer anhand von Bedingung 1 ermittelten stationaren Stelle x 0 displaystyle x 0 nbsp zu uberprufen 2 Eine stationare Stelle x 0 displaystyle x 0 nbsp ist eine lokale Maximalstelle der Gewinnfunktion wenn ein a lt x 0 displaystyle a lt x 0 nbsp existiert sodass G x 0 displaystyle G x geq 0 nbsp fur alle x a x 0 displaystyle x in a x 0 nbsp und ein b gt x 0 displaystyle b gt x 0 nbsp existiert sodass G x 0 displaystyle G x leq 0 nbsp fur alle x x 0 b displaystyle x in x 0 b nbsp Vgl den Artikel Summenregel Friedrich Breyer Mikrookonomik Eine Einfuhrung 2015 S 71 f Lawrence Boland Foundations of Economic Method A Popperian Perspective 2 Auflage 2003 S 149 f Franz Xaver Bea Kritische Untersuchungen uber den Geltungsbereich des Prinzips der Gewinnmaximierung 1968 S 14 Gunther E Braun Gewinnmaximierung in Wolfgang Luck Hrsg Lexikon der Betriebswirtschaft 1983 S 452 f Gunther E Braun Gewinnmaximierung in Wolfgang Luck Hrsg Lexikon der Betriebswirtschaft 1983 S 453 Silvio Unterguggenberger Kybernetik und Deckungsbeitragsrechnung 1974 S 21 Eugen Schmalenbach Dynamische Bilanz 1926 S 93 ff Heinrich Nicklisch Wirtschaftliche Betriebslehre 1922 S 79 ff Franz Xaver Bea Kritische Untersuchungen uber den Geltungsbereich des Prinzips der Gewinnmaximierung 1968 S 15 Erich Gutenberg Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre Band I Die Produktion 1972 S 465 Konrad Mellerowicz Allgemeine Betriebswirtschaftslehre Band 4 1968 S 201 f Normdaten Sachbegriff GND 4020916 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewinnmaximierung amp oldid 234599061