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Der Grenzerlos oder Grenzumsatz englisch marginal revenue ist in der Betriebswirtschaftslehre und Mikrookonomie der Zuwachs der Umsatzerlose der sich aus dem Vertrieb einer zusatzlichen Mengeneinheit ergibt Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Ermittlung 3 Gewinnmaximierung 3 1 Gewinnmaximierung im Polypol 3 2 Gewinnmaximierung im Monopol 3 3 Marktmodelle 4 Grenzerlosfunktion 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenDie Wirtschaftswissenschaften kennen viele Komposita wie Grenzertrag Grenzkosten Grenznutzen Grenzpreis oder Grenzprodukt denen gemeinsam ist dass es um den Zuwachs geht der durch den Einsatz einer weiteren Einheit einer okonomischen Grosse erzielt oder aufgewendet wird Das ist auch beim Grenzerlos der Fall einem auf den zusatzlichen Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen zuruckzufuhrenden Erloszuwachs Die Entwicklung des Grenzerloses hangt entscheidend von der Preispolitik und der Nachfragefunktion ab wobei auch die Preiselastizitat zu berucksichtigen ist 1 Ermittlung BearbeitenMathematisch ergibt sich der Grenzerlos als erste Ableitung der Erlosfunktion nach der Anzahl verkaufter Mengeneinheiten was der Steigung dieser Erlosfunktion entspricht Die Grenzerloskurve verlauft unterhalb der Preisabsatzkurve 2 Die funktionale Abhangigkeit zwischen Absatzmenge und Grenzerlos wird in der Grenzerlosfunktion dargestellt 3 Gewinnmaximierung BearbeitenVerfolgt ein Unternehmen das Unternehmensziel der Gewinnmaximierung ergibt sich der Gewinn G displaystyle G nbsp aus der Differenz von Gesamterlosen R displaystyle R nbsp und Gesamtkosten K displaystyle K nbsp 4 G R K displaystyle G R K nbsp Zur Gewinnmaximierung wahlt ein Unternehmen den Output bei dem die Differenz zwischen dem Erlos und den Kosten am grossten ist 5 Um dieses Ziel zu erreichen muss das Unternehmen seine Marktform kennen Gewinnmaximierung im Polypol Bearbeiten nbsp Grenzkostenkurve und Grenzerloskurve mit SchnittpunktBei der Marktform eines Polypols herrscht vollkommene Konkurrenz zwischen den Anbietern Alle Wettbewerber sind der Nachfrage anderer Wirtschaftssektoren und auch des eigenen Sektors gleichermassen ausgesetzt und somit gilt der Preis fur ein Produkt als gegeben Der erzielbare Erlos aus einer zusatzlichen verkauften Leistungseinheit Grenzerlos R R X P X P X P 0 P displaystyle R frac partial R partial X PX P X underbrace P 0 P nbsp entspricht dem gegebenen Preis P displaystyle P nbsp den ein nachfragendes Wirtschaftssubjekt fur das Produkt zu zahlen hat Es gilt fur alle Wettbewerbsunternehmen die kurzfristige Gewinnmaximierungsbedingung G 0 K R P displaystyle G 0 implies K R P nbsp Dabei sind die Grenzkosten K displaystyle K nbsp mit dem Grenzerlos und dem erzielten Preis identisch Da der Preis als Reaktionsparameter als unbeeinflussbar angesehen wird kann ein Polypolist die Gewinnmaximierung nur uber die Absatzmenge steuern und nicht uber den Preis er zeigt das Marktverhalten eines Mengenanpassers 6 Gewinnmaximierung im Monopol Bearbeiten Anders als der Polypolist kann der Monopolist aufgrund seiner starken Marktmacht als einziger Kaufer Verkaufer seinen Gewinn der bei ihm einen Aktionsparameter darstellt auch uber den Preis bestimmen Er bestimmt den Schnittpunkt zwischen der Grenzerloskurve und der Grenzkostenkurve und erhalt dabei eine gewinnmaximierende Absatzmenge im Cournotschen Punkt Anhand der Nachfragefunktion kann der Monopolist den dazugehorigen Preis festlegen Produziert der Monopolist unter der errechneten gewinnmaximierenden Menge so hat er zwar weniger Kosten aber die entgehenden Erlose aus den zusatzlichen Verkaufen sind grosser als die eingesparten Kosten und fuhren somit zur Gewinnminderung Bei einem Monopolisten liegt der Grenzerlos stets unter dem Preis weil er als Mehrproduktunternehmen den Preis aller Produkte und nicht nur der zusatzlichen senken muss um eine zusatzliche Einheit zu verkaufen 7 Stellt der Monopolist mehr als die gewinnmaximierende Produktionsmenge her so erzielt er einerseits hohere Erlose andererseits ubersteigen die Kosten fur die zusatzliche Produktion uber der Gleichgewichtsmenge die Erlose und fuhren ebenfalls zur Gewinnschrumpfung Es gilt die Gewinnmaximierungsbedingung K R displaystyle K R nbsp Bei einem normalen Monopol gibt es einen Bereich in dem die Grenzkosten den fallenden Grenzerlos schneiden Die Umsatzkurve ist bei linearer Nachfragekurve P Q displaystyle P Q nbsp durch die doppelte Fallrate aber den gleichen Ausgangspunkt wie bei der Nachfragekurve gekennzeichnet In diesem Schnittpunkt Cournotscher Punkt liegt fur den Monopolisten die Kombination von angebotener Menge und erzieltem Preis die den Gesamterlos maximiert Dieser Preis wird unter sonst gleichen Bedingungen hoher sein als beim Mengenanpasser und die angebotene Menge geringer als bei der vollkommenen Konkurrenz Bei einem naturlichen Monopol nehmen die Durchschnittskosten mit der Menge immer weiter ab Es gibt dann keinen Schnittpunkt zwischen Grenzkosten und Durchschnittskosten da die Grenzkosten immer unterhalb der Durchschnittskosten liegen Darum kann ein solcher naturlicher Monopolist seine Kosten nicht mit den Grenzkosten decken sondern muss mindestens zu Durchschnittskosten anbieten Erst wenn die Grenzkosten uber den Durchschnittskosten liegen kann der Preis gleich den Grenzkosten gesetzt werden bei Deckung aller Gesamtkosten Wenn die Grenzkosten uber den Durchschnittskosten ohne Fixkosten liegen ist das Betriebsminimum erreicht Der Betrieb sollte hierbei den nachstfolgenden Auftrag annehmen Wenn er jedoch unter diese Grenze kommt lohnt es sich nicht weiter zu produzieren da nicht einmal die variablen Kosten gedeckt werden konnen Besser ist es jedoch wenn die Grenzkosten uber den Durchschnittskosten einschliesslich Fixkosten liegen Das Unternehmen bewegt sich bei dieser Produktionsmenge uber dem Betriebsoptimum Marktmodelle Bearbeiten In einfachen Marktmodellen gilt sowohl fur Polypole als auch Monopole die Regel dass sich ein Marktgleichgewicht dort einstellt wo R K displaystyle R K nbsp gilt Somit ist der Grenzerlos wichtiger Bestandteil der Preisbildung Diesen Zusammenhang bezeichnete der deutsche Okonom Johann Heinrich von Thunen als Marginalprinzip womit ihm die erste Losung des klassischen Wertparadoxons gelang Weitere verwandte Konzepte im Rahmen der Grenznutzenschule sind z B Grenzgewinn oder Grenzproduktivitat Grenzerlosfunktion BearbeitenDie Grenzerlosfunktion ist in der Betriebswirtschaftslehre die mathematisch formulierte Beziehung zwischen der Absatzmenge und ihrer zugehorigen unendlich kleinen infinitesimalen Veranderung des Umsatzerloses 8 Wird der Preis p displaystyle p nbsp auf p 1 displaystyle p 1 nbsp gesenkt steigt die bisherige Absatzmenge x displaystyle x nbsp auf x 1 displaystyle x 1 nbsp also um D x displaystyle Delta x nbsp BeispielGegeben seien folgende Informationen Preisfunktion p x 11 x displaystyle p x 11 x nbsp Erlosfunktion E x p x x 11 x x 2 displaystyle E x p x cdot x 11x x 2 nbsp Grenzerlosfunktion E x 11 2 x displaystyle E x 11 2x nbsp Abgesetzte Menge Preis in GE Gesamterlos Grenzerlos0 11 0 111 10 10 92 9 18 73 8 24 54 7 28 35 6 30 16 5 30 1Dass der Grenzerlos nicht der Steigerung der Gesamterlose entspricht liegt an der Stetigkeit der Funktion die der Berechnung zu Grunde liegt So liegt der Grenzerlos bei einer Absatzmenge von 2 bei 7 Geldeinheiten Um die Steigerung der Gesamterlose zu ermitteln muss der durchschnittliche Grenzerlos zwischen der Absatzmenge und der vorherigen Absatzmenge gewahlt werden So ermittelt sich die Steigerung des Gesamterloses bei einem Absatz von 2 durch den Durchschnitt aus dem Grenzerlos bei der Menge 2 7 GE und 1 9 GE Die Steigerung betragt also 9 GE 7 GE 2 8 GE Mathematisch lasst sich das berechnen indem der Mittelwert im genannten Beispiel 1 5 zwischen den beiden Mengen in die Formel eingesetzt wird 11 2 1 5 8 displaystyle 11 2 cdot 1 5 8 nbsp funktioniert bei linearen Funktionen Wenn bei einem Gesamtabsatz von 2 Stuck am Markt der Stuckpreis in Hohe von 9 GE vorgegeben ist dann wird mit Verkauf einer zusatzlichen Einheit der Stuckpreis als Grenzerlos also auch 9 GE realisiert weil dieser zusatzliche Absatz nicht vorhersehbar war Denn wurde der Markt mit einem Absatz von 3 Stuck rechnen ergabe sich daraus auch ein Stuckpreis von 8 GE Siehe auch BearbeitenWohlfahrtsverlustEinzelnachweise Bearbeiten Ludwig G Poth Marcus Pradel Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 162 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 126 Ludwig G Poth Marcus Pradel Gudrun S Poth Gabler Kompakt Lexikon Marketing 2003 S 162 Dirk Piekenbrock Gabler Kompakt Lexikon Volkswirtschaft 2003 S 262 Robert S Pindyck Daniel L Rubinfeld Mikrookonomie 6 Auflage 2005 S 361 Springer Fachmedien Wiesbaden Hrsg Kompakt Lexikon Wirtschaftstheorie 2013 S 126 Paul R Krugman Maurice Obstfeld Internationale Wirtschaft Theorie und Politik der Aussenwirtschaft 2009 S 170 Verlag Dr Th Gabler Gablers Wirtschafts Lexikon Band 3 1984 Sp 1808 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