www.wikidata.de-de.nina.az
Unter Marktverhalten versteht man in der Mikrookonomie das Verhalten der Marktteilnehmer auf einem Markt im Hinblick auf die Marktdaten von Marktpreis und Menge Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Arten 3 Rechtsfragen 4 Praktische Bedeutung 5 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAllgemein versteht man unter Marktverhalten die Aktionen und Reaktionen der Marktteilnehmer bei ihrem Eingriff in das Marktgeschehen Dazu gehoren insbesondere das Anbieten und Nachfragen nach Gutern und Dienstleistungen die Geschaftsanbahnung durch Werbung der Geschaftsabschluss und der Abschluss und die Durchfuhrung von Vertragen Auch ein Unterlassen kann ein Marktverhalten darstellen wenn Gesetze die Marktteilnehmer Unterlassungspflichten unterwerfen In der Volkswirtschaftslehre verhalten sich die Wirtschaftssubjekte Verbraucher Unternehmen Staat Ausland auf einem Markt rational also vernunftgemass und zweckvoll im Sinne des Rationalprinzips 1 Als Marktteilnehmer treten Anbieter und Nachfrager auf Sie tauschen auf einem bestimmten Markt Guter und oder Dienstleistungen aus und verfolgen dabei eine bestimmte Strategie um ihre Ziele zu erreichen Marktverhalten und Wettbewerb sind untrennbar miteinander verbunden Der Wettbewerb beeinflusst das Unternehmerverhalten die Verhaltensweisen der Unternehmer wiederum entscheiden uber die Wettbewerbsintensitat 2 Arten BearbeitenUnterschieden werden kann allgemein zwischen marktkonformem und marktfeindlichem Marktverhalten 3 marktkonformes Marktverhalten Anpassung Mengenanpassung an einen gegebenen Marktpreis wie der Einkauf im Supermarkt Preisanpassung an eine gegebene Menge bei der Auktion Optionsempfang Akzeptieren des Preis und Mengendiktats des Marktpartners wie bei Tarifpreisen Marktstrategien Autonome Strategie eine Reaktion anderer Marktteilnehmer wird nicht berucksichtigt wie bei Monopolpreisen Konjekturale Strategie die vermutete Reaktion anderer Marktteilnehmer wird bei der Wahl der eigenen Aktion berucksichtigt bargaining 4 bei Tarifverhandlungen Uberlegenheitsstrategie die vorab bekannte Reaktion anderer Marktteilnehmer wird bei der Wahl der eigenen Aktion eingeplant Preisoffensive des Marktfuhrers Marktfeindliches Marktverhalten Verdrangungswettbewerb Konkurrenten werden letztlich zum Marktaustritt gezwungen Wirtschaftskartelle schalten den Wettbewerb aus Konzerne steigern ihre Marktmacht Boykotte Streiks Aussperrungen Der Autor sieht auch Streiks und Aussperrungen als marktfeindliches Marktverhalten an obwohl dieses Verhalten nach erfolglosem Verlauf der Tarifverhandlungen mit der Marktwirtschaft als systemkonform angesehen werden kann Marktteilnehmer konnen auch danach unterschieden werden wie sie sich im Hinblick auf den Marktpreis und die Absatzmenge auf dem Markt verhalten Es gibt Mengenfixierer Mengenanpasser Preisfixierer Preisanpasser und Optionsfixierer Optionsemfanger Mengenanpasser Auf einem vollkommenen Markt konnen Anbieter oder Nachfrager aufgrund ihres geringen Marktanteils den Preis durch ihr Verhalten nicht beeinflussen sie verhalten sich daher als Mengenanpasser Der einzelne Anbieter Polypolist oder Nachfrager Polypsonist sieht den Marktpreis als ein von ihm nicht beeinflussbares Datum an und wahlt die gewinnmaximale Absatzmenge nutzenmaximale Bezugsmenge in Abhangigkeit vom Preis 5 Zum gegebenen Preis wird lediglich die Menge angeboten nachgefragt die als gewinnmaximal nutzenmaximal erscheint Der Preis ist Datenparameter die Menge ist Aktionsparameter Der Mengenfixierer ist der dem Mengenanpasser gegenuberstehende Marktteilnehmer Entsprechend ist die Menge fur ihn Datenparameter der Preis Aktionsparameter Preisanpasser ist wer durch sein Verhalten zwar die Menge nicht beeinflussen kann dafur jedoch den Absatzpreis als seinen Aktionsparameter selbst bestimmen kann 6 Der Cournot Preisanpasser benannt nach Antoine Augustin Cournot setzt seinen Preis als Antwort Reaktionsparameter auf die gegebenen Preise der Konkurrenten und geht davon aus dass seine Preisentscheidung keinen Einfluss auf die Konkurrenzpreise hat Der Chamberlin Preisanpasser benannt nach Edward Hastings Chamberlin fixiert seinen Preis in Relation zu einem Referenzpreis Leitpreis der von einem Marktfuhrer oder als Durchschnittspreis aller Konkurrenten gesetzt wird Fur den Preisanpasser ist der Preis ein Aktionsparameter die Menge ein Datenparameter Der Preisfixierer ist die Gegenpartei des Preisanpassers so dass fur ihn der Preis ein Datenparameter und die Menge ein Aktionsparameter darstellt 7 Polypolistische Verhaltensweise liegt bei Preisfixierung vor wenn der Marktteilnehmer der Auffassung ist dass die Konkurrenz auf seine Aktionen nicht reagiert Monopolistische Verhaltensweise der Marktteilnehmer rechnet nicht mit Reaktionen der Konkurrenz sondern ausschliesslich mit der Reaktion der Marktgegenseite Oligopolistische Verhaltensweise ist vorhanden wenn ein Teilnehmer nicht nur mit Reaktionen der Marktgegenseite sondern auch mit Aktionen der Konkurrenz zu rechnen hat Optionsfixierer im bilateralen Monopol setzt der Optionsfixierer Monopolist sowohl den Preis als auch die Menge fest und uberlasst dem Optionsempfanger die Wahl entweder zu akzeptieren oder vom Geschaft Abstand zu nehmen 8 Fur den Optionsfixierer sind Preis und Menge ein Aktionsparameter Der Optionsempfanger ist der dem Optionsfixierer gegenuberstehende Marktteilnehmer so dass Preis und Menge fur ihn ein Datenparameter sind Rechtsfragen BearbeitenVerschiedene Gesetze haben zum Ziel einen Teilbereich des Marktverhaltens zu regeln Eine Norm regelt dem Bundesgerichtshof BGH zufolge das Marktverhalten im Interesse der Mitbewerber Verbraucher oder sonstigen Marktteilnehmer wenn sie einen Wettbewerbsbezug in der Form aufweist dass sie die wettbewerblichen Belange der als Anbieter oder Nachfrager von Waren oder Dienstleistungen in Betracht kommenden Personen schutzt 9 Im Oktober 2015 definierte der BGH die Marktverhaltensregelung als eine Vorschrift die dem Schutz von Rechten Rechtsgutern oder sonstigen Interessen von Marktteilnehmern dient ist eine Marktverhaltensregelung wenn das geschutzte Interesse gerade durch die Marktteilnahme beruhrt wird 10 Er bezog sich dabei auf das UWG Unlauterer Wettbewerb im Sinne des 3a UWG liegt unter anderem vor wenn gegen Gesetze verstossen wird die im Interesse der Marktteilnehmer das Marktverhalten regeln Das Marktverhalten ist dasjenige Verhalten eines Marktteilnehmers das auf den Wettbewerb bezogen ist Darunter sind Handlungen zu verstehen die als unmittelbare Teilnahme am Wettbewerb anzusehen sind 11 Damit ist der Verstoss gegen eine Marktverhaltensregelung grundsatzlich auch ein Wettbewerbsverstoss Es gibt berufsbezogene Arzte Zahnarzte Apotheken Rechtsanwalte Notare Steuerberater Wirtschaftsprufer produktbezogene Lebensmittelrecht Preisangabenverordnung absatzbezogene Werberecht geschaftsbezogene AGB Recht Fernabsatzrecht Telemediengesetz und sonstige Marktverhaltensregelungen Jugendschutz Datenschutz Eine Vielzahl weiterer Gesetze regelt Teilbereiche des Marktverhaltens Dazu gehoren unter anderem das Telekommunikationsgesetz oder die Marktordnung regulierende Spezialgesetze wie Versicherungsaufsichtsgesetz Kreditwesengesetz oder Wertpapierhandelsgesetz Praktische Bedeutung BearbeitenDer Verbraucher verhalt sich auf dem Konsumgutermarkt insbesondere im Lebensmitteleinzelhandel meist als Mengenanpasser 12 weil er den Preis hinnehmen muss und bei gegebenem Einkommen die nutzenmaximale Menge erwirbt Bei teureren Konsumgutern kann er verhandeln und deshalb in geringem Masse den Preis mitbestimmen Verbraucher als Bankkunden sind Optionsempfanger da sie wegen ihrer fehlenden Verhandlungsmacht Bankpreise und die Mengen der Finanzprodukte nicht beeinflussen konnen Banken stellen sie vor die Wahl Bankpreise und Mengen zu akzeptieren oder es kommt kein Bankgeschaft zustande 13 Mit steigender Verhandlungsmacht konnen Firmenkunden die Bankkonditionen beeinflussen und avancieren zum Preisanpasser 14 Zentralbanken konnen sich aufgrund ihrer Stellung in Bankensystemen im Rahmen ihrer Offenmarktpolitik als Preis oder Mengenfixierer verhalten Entweder legen sie den Zinssatz fest Leitzins und uberlassen es den Geschaftsbanken wie viel Wertpapiere angeboten oder gekauft werden oder sie bestimmen die Menge der angebotenen oder nachgefragten Wertpapiere und passen den Zinssatz so an dass genau diese Menge auf dem Geldmarkt umgesetzt wird 15 Die Deutsche Bundesbank und die EZB treten im Regelfall bei ihrer Offenmarktpolitik als Preisfixierer auf denn beim Zinstender konnen die Geschaftsbanken Wertpapiere durch Zinsgebote ersteigern Entsprechend verhalten sich die Geschaftsbanken als Preis oder Mengenanpasser So sind die Refinanzierungskosten ein Datenparameter das von der Zentralbank durch den Leitzins vorgegeben wird Zuzuglich Kreditmarge ergeben die Refinanzierungskosten den Kreditzins Einzelnachweise Bearbeiten Gunter Petermann Marktstellung und Marktverhalten des Verbrauchers 1963 S 51 Dieter Krusche Marktverhalten und Wettbewerb 1961 S 9 Michael Hohlstein Lexikon der Volkswirtschaft 3 Auflage 2009 S 719 Form der Preisbildung bei der Preis und Menge eines Gutes auszuhandeln sind wie beim bilateralen Monopol Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft Band 5 1980 S 110 Mathias Gerlach Markteintrittswettbewerb in homogenen Oligopolen 2010 S 73 Rainer Fischbach Klaus Wollenberg Volkswirtschaftslehre 1 2007 S 280 Willi Albers Hrsg Handworterbuch der Wirtschaftswissenschaft Band 5 1980 S 110 BGH Urteil vom 3 Juli 2003 Az I ZR 211 01 Telefonischer Auskunftsdienst BGHZ 155 301 BGH Urteil vom 8 Oktober 2015 Az I ZR 225 13 Axel von Walter Rechtsbruch als unlauteres Marktverhalten 2007 S 88 Rudolf Eder Volkswirtschaftliche Theorie des technischen Fortschritts 1967 S 65 Hans Jacob Krummel Bankzinsen 1964 S 233 f Hans Jacob Krummel Bankzinsen 1964 S 234 f Volker Hafner Gabler Volkswirtschafts Lexikon 1983 S 409Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4135561 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marktverhalten amp oldid 227142683