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Angebot ist in der Volkswirtschaftslehre die Menge jeder Art von Gutern und Dienstleistungen die Wirtschaftssubjekte zu einem bestimmten Preis im Tausch gegen Geld oder andere Guter und Dienstleistungen als Verkaufer auf einem Markt abzusetzen bereit sind Dem Angebot steht die Nachfrage gegenuber Lineare Angebotskurve die am Schnittpunkt mit der Nachfragekurve den Gleichgewichtspreis erreicht Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Geschichte 3 Arten 4 Volkswirtschaftliche Aspekte 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenAls anbietende Wirtschaftssubjekte kommen Unternehmen der Staat mit seinen Untergliederungen offentliche Verwaltung Staatsunternehmen aber auch Privathaushalte Verbraucher in Betracht Sie alle sind als Anbieter originare Marktteilnehmer Die Angebotsdefinition setzt die Homogenitat des jeweils betrachteten Guts voraus da nur dann von verschiedenen Mengen eines Gutes die Rede sein kann und nur so das Angebot verschiedener Wirtschaftssubjekte mengenmassig und in der nachgefragten Qualitat zusammengefasst werden kann In einem abgeleiteten Sinn spricht man auch von dem aggregierten Angebot verschiedener Guter etwa eines ganzen Wirtschaftszweigs oder der gesamten Volkswirtschaft die als Summe des preislich bewerteten Angebots der einzelnen Guter bestimmt wird Gesamtangebot Angebot ist nicht immer unbegrenzt vorhanden sondern es wird durch betriebliche Kapazitaten limitiert und fuhrt deshalb bei gegebener Nachfrage zur Knappheit von Gutern Nur Freie Guter wie Luft weisen keine Knappheit auf denn sie sind im betreffenden Gebiet zur betrachteten Zeit in so grosser Menge vorhanden dass jeder Mensch so viele Einheiten des Gutes konsumieren kann wie er will beziehungsweise bis seine Sattigungsmenge erreicht ist 1 Wirtschaftsguter dagegen werden uber ihre Knappheit definiert und deshalb auch knappe Guter genannt denn sie stehen nicht zu jeder Zeit und an jedem gewunschten Ort in der gewunschten Qualitat Produktqualitat Dienstleistungsqualitat und Menge zur Verfugung 2 auf diese bezieht sich das Angebot Geschichte BearbeitenRichard Cantillon verband erstmals im Jahre 1755 Nachfrage und Angebot bzw Einkommensentstehung und Einkommensverwendung systematisch miteinander 3 Danach hange der Marktpreis von Angebot und Nachfrage ab und konne zeitweilig wegen der Marktentwicklung uber oder unter dem naturlichen Preis liegen weil es schwierig sei die Erzeugung von Waren und Nahrungsmitteln dem Gebrauch anzupassen 4 Der Physiokrat Francois Quesnay betrachtete 1757 primar die Landwirtschaft deren Angebot landwirtschaftlicher Produkte durch den Boden franzosisch bien fonds dessen standige Verbesserungen durch Bodenkosten franzosisch avances foncieres sowie die Kultivierung begrenzt wird Jeder Boden bringe bei geeigneter Kultivierung einen naturlichen Uberschuss uber die Produktionskosten als Reinertrag franzosisch produit net hervor Er erkannte dass sowohl Arbeit als auch Kapital zur Schaffung einer nennenswerten Gutermenge erforderlich seien 5 Victor Riquetti meinte im Jahre 1758 dass sich Angebot und Nachfrage um die Hohe des naturlichen Preises franzosisch prix naturel bewegten 6 Adam Smith ging im Marz 1776 in seinem Buch Der Wohlstand der Nationen davon aus dass sich das Guterangebot auf naturliche Weise an die wirksame Nachfrage anpasse 7 Auch bei David Ricardo ergab sich der Marktpreis durch das Verhaltnis von Angebot und Nachfrage er verweist bezuglich der Darstellung auf Smith 8 Das von Jean Baptiste Say 1803 entwickelte Saysche Theorem unterstellte dass einem erhohten Guterangebot auch stets eine entsprechend erhohte Nachfrage gegenuberstehe und es somit auch keine anhaltende Arbeitslosigkeit geben konne Er ging hierbei davon aus dass sich das Angebot seine eigene Nachfrage schaffe Seine Folgerung dass es keine Uberproduktion geben konne beruhte auf der Annahme dass Produkte gegen Produkte getauscht wurden 9 Thomas Robert Malthus widersprach im Jahre 1820 Quesnay und Say ausdrucklich und hielt ihnen entgegen dass eine vergrosserte Produktion nur dann von Nutzen sei wenn fur deren Erzeugnisse auch eine Nachfrage bestehe 10 John Stuart Mill bekraftigte 1848 dass es eine Uberproduktion also Uberangebot nicht geben konne und deshalb Storungen nur auftreten konnten wenn die Produktion die Nachfrage ignoriere oder Verschiebungen innerhalb der Nachfragestruktur auftraten Fur Mill sind alle Verkaufer unvermeidlich und logischerweise Kaufer 11 Karl Marx behauptete 1865 dass Nachfrage und Zufuhr Angebot d Verf bestimmen bestandig die Warenpreise decken sich nie oder nur zufallig 12 John Maynard Keynes widersprach in seinem im Februar 1936 erschienenen Buch Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes seinen Kollegen Say und Mill und hielt das makrookonomische Ungleichgewicht fur den Normalfall Fur ihn bestimmte die gesamtwirtschaftliche Nachfrage das Angebot Arbeitslosigkeit sei die Folge einer unzureichenden effektiven Nachfrage 13 Arten BearbeitenAuf allen Teilmarkten gibt es Angebot und Nachfrage das Angebot heisst auf dem Gutermarkt spezifisch Guterangebot auf dem Arbeitsmarkt Arbeitsangebot auf dem Geldmarkt Geldangebot oder auf dem Kapitalmarkt Kapitalangebot Das Arbeitsangebot des Arbeitsmarktes ist fur Laien oft missverstandlich denn hierunter verstehen Okonomen die Arbeitsuchenden die ihre Arbeitskraft den Arbeitgebern anbieten Sie teilen wie alle Beschaftigten ihre gesamte zur Verfugung stehende Zeit gemessen in Stunden T T in Freizeit F F und Arbeitszeit H H auf T H F displaystyle T H F Je mehr sie ihr Arbeitsangebot erhohen umso weniger Freizeit steht ihnen zur Verfugung und umgekehrt Ihr zunehmendes Arbeitsleid muss durch das Arbeitsentgelt kompensiert werden Die Arbeitssuche stellt aus Sicht der Arbeitslosen einen Nutzenverlust aus entgangener Freizeit dar 14 Volkswirtschaftliche Aspekte BearbeitenIn der Angebotsfunktion wird die Beziehung in Form einer Funktion zwischen dem Preis eines Gutes und der angebotenen Gutermenge hergestellt Diese Angebotsfunktion geht von einem Angebotsgesetz und einem Nachfragegesetz aus Nach dem Angebotsgesetz ist im Normalfall bei hohen Preisen das Angebot gross bei niedrigen Preisen ist das Angebot gering 15 Die Angebotskurven verlaufen also steigend Gesetz des Angebots Wahrend sich ein steigender Verlauf der Angebotskurven fur das Guterangebot eines Unternehmens bei geeigneten Annahmen insbesondere die Annahme sinkender Skalenertrage aus der neoklassischen Theorie der Unternehmung herleiten lasst folgt das steigende Angebot an Produktionsfaktoren wie z B Lohnarbeit nicht aus der neoklassischen Theorie der Privathaushalte Ob sich z B ein mit den Lohnen fallendes Arbeitsangebot auch empirisch beobachten lasst ist umstritten Nach dem Nachfragegesetz nimmt im Allgemeinen die nachgefragte Gutermenge zu wenn der Preis der Guter sinkt und nimmt umgekehrt die nachgefragte Gutermenge ab wenn der Preis steigt Bei vergleichsweise niedrigem Marktpreis bieten lediglich noch die kostengunstigsten Anbieter kleine Mengen mindestens mit ihrer Preisuntergrenze an und umgekehrt 16 Grenzanbieter sind dabei die Marktteilnehmer die gerade noch an ihrer Angebotsschwelle verkaufen konnen Aus der Angebotsfunktion x a f p displaystyle x a f p und der Nachfragefunktion x n f p displaystyle x n f p lasst sich folgende Gleichgewichtsfunktion ableiten x a x n 0 displaystyle x a x n 0 Darin sind x a x a die Angebotsmengex n x n die Nachfragemengep p der Marktpreis Entsprechend wird bei einem Uberangebot der Preis hin zum Gleichgewichtspreis sinken bei Ubernachfrage entsprechend steigen Auch der Gleichgewichtspreis erfullt samtliche Preisfunktionen Die kurzfristige Angebotsfunktion zeigt in der Mikrookonomie fur alternative Produktpreise die das Unternehmen bei vollkommener Konkurrenz nicht beeinflussen kann Mengenanpasser die jeweils gewinnmaximierenden Produktionsmengen Sie ist der aufsteigende Ast der Grenzkostenfunktion beginnend im Betriebsminimum und wird aus der Preis Grenzkosten Regel gewonnen Preissetzende Unternehmen Preisfuhrerschaft haben keine Angebotsfunktion Die Angebotsfunktion einer Branche wird durch Aggregation der Angebotsfunktionen der einzelnen Unternehmen gewonnen Mit der Fristigkeit der Betrachtung nimmt die Elastizitat des Angebots zu Bei der okonomischen Analyse ist zu beachten dass mit steigendem Aggregationsgrad d h je mehr individuelle Wirtschaftssubjekte und einzelne Guter zusammengefasst werden die ceteris paribus Klausel immer problematischer wird da eben nicht mehr davon ausgegangen werden kann dass ubrige Umstande Einkommen Angebotsstruktur von den in einer aggregierten Angebotsfunktion oder kurve darstellbaren Anderungen von Preisen und Angebotsmengen unberuhrt bleiben Diese Schwierigkeit umgehen Allgemeine Gleichgewichtsmodelle Anormales Angebot liegt dagegen vor wenn bei niedrigen Preisen ein grosses Angebot besteht und bei hohen Preisen ein niedriges Ursachen konnen die antikonjunkturelle Reaktion des Anbieters landwirtschaftlicher Produkte 17 oder das von Praferenzen gepragte Arbeitsangebot eines Arbeitssuchenden sein Bauern versuchen im Rahmen der antikonjunkturellen Reaktion einen Einkommensausfall wegen fallender Agrarpreise durch Erhohung des Angebotes auszugleichen Hierdurch kann es zu einem Angebotsuberhang kommen Das anormale Arbeitsangebot kann bei sinkenden Realeinkommen steigen weil der Freizeitnutzen sinkt so dass die Forderung nach Mindestlohn aufkommt Zunachst nimmt das Arbeitsangebot wie im normalen Verlauf bei sinkendem Lohnsatz ab Wird der zu erzielende Lohn aber zu gering um damit uberleben zu konnen sind die betroffenen Arbeitnehmer gezwungen mehr zu arbeiten um ihre Existenz sichern zu konnen 18 Es kommt zu einer Ausweitung des Arbeitsangebots in diesem Bereich Siehe auch BearbeitenAngebot Betriebswirtschaftslehre Angebot Recht Angebotslucke AngebotsuberhangEinzelnachweise Bearbeiten Arthur Woll Allgemeine Volkswirtschaftslehre 12 Auflage 1996 S 50 f Verlag Dr Th Gabler Gabler Wirtschaftslexikon Band 3 1984 Sp 1925 Richard Cantillon Essai sur la Nature du Commerce en general 1755 S 240 Richard Cantillon Essai sur la Nature du Commerce en general 1755 1931 S 17 Francois Quesnay Grains deutsch Getreide in Denis Diderot Jean Baptiste le Rond d Alembert Hrsg Encyclopedie vol 7 1757 S 104 Victor Riquetti L Ami des hommes Ou Traite de la Population 1758 S 119 ff Adam Smith An Inquiry into the nature and Causes of the Wealth of nations Band 1 1776 1960 S 50 Wilhelm Stoffel Wirtschaft und Staat bei Adam Smith und David Ricardo unter besonderer Berucksichtigung des Staatseingriffs 1933 S 21 Jean Baptiste Say Traite d economie politique Buch I 1803 S 141 f Thomas Robert Malthus Principles of Political Economy 1820 S 533 John Stuart Mill Principles of Political Economy Band II 1848 1921 S 109 ff Karl Marx Das Kapital Band III MEW 25 1865 S 73 John Maynard Keynes Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes 1936 S 16 Ronnie Schob Steuerreform und Gewinnbeteiligung 2000 S 52 Verlag Dr Th Gabler Gablers Wirtschafts Lexikon Band 1 1984 Sp 178 Walter Kortmann Mikrookonomik Anwendungsbezogene Grundlagen 2002 S 332 Constantin von Dietze Zwangssyndikate als Mittel der Agrarpreispolitik in Jahrbucher fur Nationalokonomie und Statistik Band 146 1937 S 137 Edwin Boventer Richard Illing Einfuhrung in die Mikrookonomie 9 Auflage Oldenbourg 1997 S 133Normdaten Sachbegriff GND 4001997 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Angebot Volkswirtschaftslehre amp oldid 233829986