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Dieser Artikel befasst sich mit dem Tausch als gegenseitiger Ubertragung von Gutern oder Leistungen Zu anderen Bedeutungen siehe Tausch Begriffsklarung Tausch ist eine rechtswirksame gegenseitige Ubertragung von Waren Dienstleistungen und oder Werten zwischen naturlichen und oder juristischen Personen Ein Tausch wird abgegrenzt von der Gabe und von der Schenkung durch das jeweils einseitige aktive Handeln aus eigenen Motiven Ein Tausch von Brennholz gegen Kartoffelschalen 1947 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Okonomischer Tausch 2 1 Recht 2 2 Wert 2 3 Natura 2 4 Optimum 3 Literatur 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Substantiv Tausch ist aus dem Verb tauschen im Wege der Ruckbildung entstanden Das neuhochdeutsche Verb tauschen geht zuruck auf das mittelhochdeutsche tuschen in der Bedeutung von unwahr reden lugnerisch versichern anfuhren Die heute allein ubliche Bedeutung Waren oder dergleichen auswechseln gegen etwas anderes geben hat sich im 15 Jahrhundert hieraus entwickelt 1 Das Hauptwort Tausch hat dann Zusammensetzungen erst moglich gemacht wie zum Beispiel Tauschbrief 2 Tauschgeschaft Tauschborse Tauschvertrag Tauschwert Tauschwirtschaft TauschhandelOkonomischer Tausch BearbeitenEin Tausch ist oft mit Transaktionskosten verbunden Ein Tausch kann auch ohne okonomische Interessen stattfinden Die Austauschtheorie Exchange theory bezeichnet die Erklarung des Verhaltens in sozialen Beziehungen auf der Grundlage von Belohnungen und Kosten die in der Interaktion von zwei oder mehr Interaktionspartnern entstehen Es gibt verschiedene Versionen der Austauschtheorie Die bestausgearbeitete wurde etwa 2003 von John W Thibaut und Harold H Kelley vorgelegt 3 4 Der Ansatz von George C Homans 1961 5 s Fischer amp Wiswede 2009 6 findet in der Soziologie und Wirtschaftswissenschaft Beachtung Recht Bearbeiten Der Tausch beruht auf den gesellschaftlichen Institutionen des Eigentums und des Vertragsrechtes Das BGB verweist im 480 direkt auf den Kauf und behandelt den Tausch lediglich mit einem Satz Auf den Tausch finden die Vorschriften uber den Kauf entsprechende Anwendung Eine Voraussetzung fur die rechtliche Wirksamkeit eines Tausches ist in jedem Fall die Verfugung uber die Tauschobjekte sei es in Form einer rein faktischen Verfugungsgewalt oder in Form von Eigentum Weiterhin erfordert die Wirksamkeit eine Einigung der Tauschparteien uber die Objekte und uber die Modalitaten der Eigentumsubertragung Auch die ublichen Kategorien von Angebot und Annahme konnen beim Tausch zum Zuge kommen und ebenso die Formvorschriften So erfordert der Vertrag uber einen Grundstuckstausch die notarielle Beurkundung Wert Bearbeiten Beim okonomischen Tausch spielen die Vorstellungen vom Wert der Objekte eine zentrale Rolle Die Tauschparteien werden dem Tauschgegenstand jeweils einen unterschiedlichen Wert beimessen der auch standpunktabhangig sein kann je nachdem ob jemand Anbieter oder Nachfrager ist Ein vereinbarter Tauschpreis liegt oft zwischen Angebotspreis und zunachst gebotenem Preis er ist oft ein Kompromiss siehe auch Feilschen Der okonomische Tausch ist zugleich ein Geschaft unter dem Aspekt der Reziprozitat Der Wert von Gutern und Dienstleistungen wird anhand eines objektiven okonomischen Tauschwertes und weniger von sozialen Bindungen oder Verpflichtungen ermittelt Eine Ausnahme bildet der Tausch von Kunstobjekten fur die eigene Gesetzmassigkeiten der Wertermittlung gelten Aber auch hier kann der Wert dem eine Partei dem Tauschobjekt zumisst Limit fur die jeweils andere Tauschpartei eher unbekannt sein Ein Beispiel Anton besitzt eine Havanna Zigarre die fur ihn als Nichtraucher 2 wert ist A wurde also unterhalb eines Wertes von 2 nicht tauschen wollen Bruno ist Raucher und weiss deshalb dass Antons Zigarre im Laden 7 kostet B wurde also bis maximal 7 dafur bieten Da er jedoch nicht weiss wie viel die Zigarre fur Anton wert ist bietet er dem Leser Anton ein Taschenbuch im Wert von 5 an Wenn Anton dem Handel ohne weiteres Feilschen zustimmt dann resultiert daraus ein Tauschvorteil von 2 fur Bruno und ein Tauschvorteil von 3 fur Anton Weil beim okonomischen Tausch beide Vertragspartner einen Tauschvorteil haben besteht meist keine Bereitschaft zur Ruckubereignung Im Gegensatz zum Aquivalenztausch gibt es beim okonomischen Tausch keine feststehenden Preise sondern Preisintervalle die die Grenzen der Tauschbereitschaft Limits von Anbieter und Nachfrager markieren Uberschreitet das Limit des einen das des anderen wird folglich kein Tausch zustande kommen p tatsachlicher Preis L A L A Limit des Anbieters L N L N Limit des NachfragersPreisintervall L A p L N L A leq p leq L N Das Preisintervall ist beiden Tauschpartnern unbekannt Zur Preisbildung kommt es durch Feilschen Dabei versuchen die beiden Tauschparteien jeweils das grossere Stuck des unbekannten Tauschvorteils tv zu bekommen gesamter Tauschvorteil t v L N L A tv L N L A Tauschvorteil des Anbieters t v A p L A tv A p L A Tauschvorteil des Nachfragers t v N L N p tv N L N p Der tatsachliche Preis kann von keiner der beiden Tauschparteien eingeschatzt werden Die bestmogliche Schatzung Erwartungswert ist das arithmetische Mittel der Limits Erwartungswert e w 1 2 L N L A ew frac 1 2 left L N L A right Der okonomische Tausch von fungiblen Gutern wird seit langem in grossem Stil an Borsen praktiziert Kaufer und Verkaufer gehen mit festen Limits an den Markt oder kaufen billgst kaufe zu jedem Preis bzw verkaufen bestens verkaufe fur jeden Preis Als Preis ermittelt ein Borsenmakler oder eine Software den Preis an der der grosste Umsatz zustande kommt Diesen Preis nennt man Borsenkurs oder kurz Kurs Natura Bearbeiten Wenn Tauschobjekte in natura getauscht werden dann spricht man von Naturaltausch Geld allgemein anerkanntes Zahlungsmittel oder andere allgemein anerkannte Tauschguter z B Gold erleichtern das Tauschen erheblich Beim Naturaltausch der Objekte mussen immer zwei oder mehr Tauschparteien zusammenfinden deren Nachfrage n bzw Angebot e zueinander passen Beispiel Anbieter Anton will eine Menge Naturalien z B Holz abgeben die Nachfrager Bruno fur seinen Kamin dringend braucht Sein Gegenangebot besteht aus Obst und Gemuse was Anton als Vegetarier haben mochte Anton und Bruno mussen sich vor allem uber die aquivalenten Mengen einig werden was viel Zeit in Anspruch nehmen kann Dem Naturaltausch haftet also im Vergleich zum Tausch Ware gegen Geld eine niedrige Umsatzgeschwindigkeit an Gleichwohl gibt es immer wieder Episoden in der Wirtschaftsgeschichte in denen eine Naturalwirtschaft eine nicht mogliche Geldwirtschaft verdrangt Das gilt vor allem fur Notzeiten so zum Beispiel fur die ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in denen der Schwarzmarkt bluhte Optimum Bearbeiten Der freie Tausch ist das Grundmuster einer Marktwirtschaft im Vergleich zur Zentralverwaltungswirtschaft In einer Marktwirtschaft konnen die einzelnen Wirtschaftssubjekte ihre eigenen Interessen formulieren und verfolgen Eine Finanzierung erfolgt aus Lohn Rente oder Zinsertrag Dabei ist das Ziel eines individuellen Vorteils ein wirksames Motiv zur Leistung Durch den Tausch werden beide Tauschparteien subjektiv besser gestellt als sie es ohne den Tausch gewesen waren Jeder bekommt was er gewollt hat und niemandem wird etwas gegen seinen Willen genommen Insofern ist der Tausch ein Verfahren zur Optimierung der Verteilung an Guter und Dienstleistungen Eine Verbesserung der Tauschmoglichkeiten in einer Gesellschaft z B durch bessere Produktinformation und tauschbereite Wirtschaftssubjekte Internet kann eine Steigerung des Umsatzes bewirken Allerdings kann das Besser gestellt sein auch bedeuten dass Person X anstatt zu verhungern nun gegen einen Niedriglohn fur U arbeiten muss Optimierung im Sinne eines Gleichgewichts hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun Dies gilt insbesondere dann wenn die Verteilung ungleich ist oder wenn eine Person oder Personengruppe als einzige uber Guter verfugt die die andere fur ihre Existenz benotigen Monopol Weiterhin setzt Optimierung voraus dass durch den Tausch zwischen X und U nicht Dritte negativ betroffen sind So konnte X durch sein Handeln Arbeit gegen Niedriglohn anderen Arbeitern die Preise verderben Dumping Tauschende Personen sind in moralischer Hinsicht frei wenn von normativen Voraussetzungen fur einen Tausch Freiwilligkeit Vertragstreue Qualitatsstandards etc abgesehen wird Jede Tauschpartei hat das Recht frei und in ihrer Absicht optimal uber ihr Eigentum zu verfugen wozu auch dessen Verausserung gehort Literatur BearbeitenAlfred Sohn Rethel Warenform und Denkform Mit zwei Anhangen Suhrkamp Frankfurt am Main 1978 ISBN 3 518 10904 9Siehe auch BearbeitenTausch Soziologie Aquivalenztausch Kompensationshandel Umtausch Transaktion Tauschkreis TauschborseWeblinks Bearbeiten Wikiquote Tausch Zitate Franz Schandl Entwurf einer Metakritik des Tauschs Einzelnachweise Bearbeiten Duden Das Herkunftsworterbuch Lemma tauschen 4 Aufl 2007 1454 in Grimms Weistumer Zitiert nach Friedrich Kluge Etymologisches Worterbuch 20 Aufl 1975 Thibaut J W amp Kelley H H 1959 The social psychology of groups New York Wiley Kelley h H Holmes J G Kerr N L Reis H T Rusbult C E amp van Lange P A M 2003 An atlas of interpersonal situations Cambridge Cambridge University Press Homans G C 1961 Social behavior Its elementary forms New York Harcourt Fischer L amp Wiswede G 2009 Grundlagen der Sozialpsychologie Munchen Oldenbourg Normdaten Sachbegriff GND 4184535 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tausch amp oldid 235802704