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Die Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes haufig auch als Allgemeine Theorie oder General Theory vom engl Originaltitel The General Theory of Employment Interest and Money bezeichnet wurde von dem britischen Okonomen John Maynard Keynes verfasst Sie erschien im Februar 1936 und gilt als sein wirtschaftswissenschaftliches Hauptwerk John Maynard Keynes 1933 Das abstrakte und rein makrookonomische Werk richtet sich gegen klassische bzw neoklassische Axiome Postulate insbesondere gegen den sogenannten naturlichen Zinssatz und somit gegen das Saysche Theorem Nach Keynes tendiert der freie Markt zu einem Gleichgewicht bei Unterbeschaftigung und keinesfalls zur Vollbeschaftigung wie es die Neoklassik behauptet Nach der Weltwirtschaftskrise 1929 galt das Werk als Fundament neuer wirtschaftspolitischer Konzeptionen und lautete in der Wirtschaftswissenschaft die Keynesianische Revolution ein Inhaltsverzeichnis 1 Werk 1 1 Inhalt 1 2 Rezeption 2 Kerngedanken 2 1 Grundsatzlich 2 2 Die Guternachfrage bestimmt Produktion Einkommen und Beschaftigung 2 3 Die Quantitatstheorie des Geldes trifft nicht zu 2 4 Der Kapitalmarkt der Klassiker beruht auf einem Trugschluss 2 5 Die Ersparnis ist mit der Investition identisch 2 6 Das Sparparadoxon verscharft die Krise 2 7 Lohnsenkungen fuhren nicht zu mehr Beschaftigung 2 8 Flexible Lohne und Preise verstarken die Konjunkturschwankungen 2 9 Deficit Spending 2 10 Der Multiplikator 2 11 Liquiditatspraferenz und Liquiditatsfalle 3 Ausgaben 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseWerk BearbeitenInhalt Bearbeiten Das Werk ist in sechs Bucher gegliedert und umfasst insgesamt 24 Kapitel Erstes Buch Einleitung 1 Die allgemeine Theorie 2 Die Postulate der klassischen Okonomie 3 Das Prinzip der effektiven Nachfrage Zweites Buch Definitionen und Ideen 4 Die Wahl der Einheiten 5 Erwartungen als Bestimmungsgrund von Produktion und Beschaftigung 6 Die Definition von Einkommen Ersparnis und Investition 7 Weitere Betrachtung der Bedeutung von Ersparnis und Investition Drittes Buch Die Konsumneigung 8 Die objektiven Faktoren 9 Die subjektiven Faktoren 10 Die marginale Konsumneigung und der Multiplikator Viertes Buch Die Anreize zu investieren 11 Die Grenzleistungsfahigkeit des Kapitals 12 Der Zustand der langfristigen Erwartung 13 Die allgemeine Theorie des Zinssatzes 14 Die klassische Theorie des Zinssatzes 15 Die psychologischen und wirtschaftlichen Anreize zur Liquiditat 16 Verschiedene Betrachtungen uber das Wesen des Kapitals 17 Die wesentlichen Eigenschaften von Zins und Geld 18 Neuformulierung der allgemeinen Theorie der Beschaftigung Funftes Buch Nominallohne und Preise 19 Anderungen in den Nominallohnen 20 Die Beschaftigungsfunktion 21 Die Theorie der Preise Sechstes Buch Von der Allgemeinen Theorie angeregte kurze Bemerkungen 22 Bemerkungen uber den Konjunkturzyklus 23 Bemerkungen uber den Merkantilismus die Wuchergesetze gestempeltes Geld und Theorien der Unterkonsumption 24 Schlussbetrachtungen uber die Sozialphilosophie zu der die Allgemeine Theorie fuhren konnteRezeption Bearbeiten Seit der Weltwirtschaftskrise war das Ansehen von Klassik und Neoklassik ruiniert und Politik wie Publikum warteten auf eine wissenschaftliche Begrundung fur die Eingriffe des Staates in die Wirtschaft zur Uberwindung der Krise die schon seit 1933 etwa mit dem New Deal in den USA praktiziert wurden Von den Studenten und den jungeren Okonomen wurde das Werk von Keynes mit Begeisterung aufgenommen und die Gegner wie Friedrich August von Hayek verloren stark an Einfluss auf die okonomische Diskussion an den Universitaten Da ein offener Widerstand von Seiten der herrschenden Lehre gegen die keynesianische Revolution wenig Erfolg versprach wurden einige Ansatze der Kritik von Keynes aufgegriffen dass etwa Geld nicht neutral sei und die Zinsen wegen der Liquiditatsfalle nicht tief genug sinken um sie in die neoklassischen Vorstellungen einzubauen und als keynesianisches Modell dem Publikum zu prasentieren Bereits kurz nach dem Erscheinen der Allgemeinen Theorie entstand so die Idee zum IS LM Modell auf einer Konferenz der Econometric Society in Oxford Der 1937 nach Harvard berufene Alvin Hansen trug ebenfalls dazu bei und es wurde als Hicks Hansen Synthese in den USA gelehrt und von Paul A Samuelson 1948 in seinem Bestseller Lehrbuch Economics An Introductory Analysis popularisiert John R Hicks selbst erklarte spater seine Unzufriedenheit mit dem IS LM Modell 1 das durch Schuler von Keynes wie Joan Robinson abgelehnt wurde und bezeichnete es als a classroom gadget 2 Obwohl das IS LM Modell an den Universitaten als keynesianisches Modell gelehrt wird enthalt es nicht wirklich die Erkenntnisse und Einsichten von Keynes sondern es ist eine auch offiziell so bezeichnete Neoklassische Synthese und reduziert die Theorien von Keynes auf ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell Der Okonom Lorie Tarshis ein ehemaliger Keynes Schuler und begeisterter Anhanger der Konjunkturtheorie von Keynes hatte bereits 1947 also ein Jahr vor dem Bestseller Lehrbuch von Samuelson sein Werk The Elements of Economics in den USA veroffentlicht das sich anfangs sehr gut verkaufte Es enthielt eine leicht verstandliche Darstellung der Konjunkturtheorie von Keynes in der die Investition die Veranderung der Einkommen der Okonomie bestimmt Eine grossere Kampagne von Wortfuhrern libertarer Ansichten und Konservativen gegen die Universitaten und Schulen die das Werk von Tarshis als Lehrbuch verwendeten beendete den Verkaufserfolg 3 Die in der Allgemeinen Theorie enthaltenen revolutionaren Gedanken wurden durch ein breites Spektrum von erklarten Anhangern wie Hicks bis zu offenen Gegnern wie Jacob Viner abgeschwacht verfalscht und abgewertet Nachdem dieser Interpretationsprozess zu dem Ergebnis kam die richtigen Gedanken von Keynes seien nicht neu gewesen und die neuen nicht richtig beherrschte wieder die Orthodoxie die Universitaten und die politischen Beratungsgremien 4 Keynes konnte an den Diskussionen uber sein Werk kaum teilnehmen weil er 1937 einen Herzinfarkt erlitt und nach seiner Genesung ab 1939 von seinen Arbeiten fur die Regierung beansprucht wurde Kerngedanken BearbeitenGrundsatzlich Bearbeiten Keynes schrieb als ein in okonomischen Debatten stark unter seiner hohen Intelligenz leidender Mensch sehr witzig ironisch und zynisch etwa uber die Bedeutung von Goldgruben fur die Zivilisation oder uber Krieg als politisch einzig legitimen Grund fur grosse Anleiheausgaben Seine Vorschlage alte Flaschen mit Banknoten zu fullen mit stadtischem Abfall zu bedecken und vom privaten Unternehmungsgeist wieder ausgraben zu lassen sein Lob des Baus von Pyramiden und Kathedralen sein Vorschlag des Grabens und wieder Zuschuttens von Lochern 5 weil vollig sinnlose Massnahmen zur Arbeitsbeschaffung den Vorteil hatten ohne Diskussion sofort beschlossen zu werden wahrend teilweise sinnvolle Massnahmen zu endlosen politischen Einwanden fuhren haben viele Leser missverstanden und sich uber den vermeintlichen Nonsens emport Die Guternachfrage bestimmt Produktion Einkommen und Beschaftigung Bearbeiten nbsp Vergleich des Modells der Klassik Neoklassik mit Keynes und der SaldenmechanikIn der orthodoxen Okonomie bestimmen die Unternehmen den Umfang der Produktion Zur Gewinnmaximierung beschaftigen sie alle Arbeiter deren Lohnforderungen nicht uber ihrer Grenzproduktivitat liegen Wegen der unterstellten Neutralitat des Geldes fuhre jedes Sparen am Konsum zu entsprechend hoheren Investitionen und das Produktionspotenzial sei immer voll ausgelastet Bei Keynes bestimmt die Guternachfrage Produktion und Beschaftigung Dabei entscheiden die Haushalte uber ihre Konsumguterkaufe und die Unternehmen uber ihre Investition Die Vollbeschaftigung ist ein Sonderfall und setzt Anreize und Umstande fur ausreichend hohe Investitionen voraus vor allem niedrige Zinsen 6 Die Marktprozesse verstarken eine unzureichende Investition uber das Sparen der Haushalte am Konsum Das Gesetz von Say dass die Produktion ein entsprechendes Einkommen schafft gibt keinen hinreichenden Grund fur die zur Vollbeschaftigung erforderliche Nachfrage 7 Denn in einem Boom sind Produktion und Einkommen hoch und in der Krise fallen die Einkommen mit der Produktion Die Quantitatstheorie des Geldes trifft nicht zu Bearbeiten Die Preise werden nicht durch eine umlaufende Geldmenge gesteuert 8 steigende oder fallende Preise sind die Folge einer boomenden Konjunktur oder einer Absatzkrise Bereits in seinen Essays hatte Keynes betont dass eine Deflation der Preise nicht durch die Steuerung der Geldmenge erfolgt sondern die Notenbank mit hohen Zinsen eine Absatzkrise zur Senkung der Lohne und Preise auslosen wird 9 Der internationale Goldstandard zwang die Bank von England zu einer sehr restriktiven Geldpolitik die in England bereits seit 1925 hohe Arbeitslosigkeit verursacht hatte Eine Zunahme der Geldmenge werde solange Arbeitslosigkeit besteht die Beschaftigung in dem Umfang steigern wie eine Zunahme der Geldmenge die Nachfrage steigert Erst bei Vollbeschaftigung werden die Preise sich im Verhaltnis zur Geldmenge andern 10 Der Kapitalmarkt der Klassiker beruht auf einem Trugschluss Bearbeiten Nach den Vorstellungen der Klassik und Neoklassik fuhre das Sparen der Haushalte also die Senkung der Ausgaben fur Konsum angeblich zu Ersparnissen Diese Ersparnisse wurden von den Haushalten auf einem Kapitalmarkt angeboten Der klassische Zinsmechanismus bewirkt dass die angebotenen Ersparnisse von den Unternehmen fur ihre Investitionen nachgefragt werden Es musse sich immer ein Gleichgewicht der Markte ergeben weil bei einem die geplanten Investitionen ubersteigenden Angebot von Ersparnissen die Zinsen sinken wurden Sinkende Zinsen bewirken eine steigende Nachfrage nach Ersparnissen durch die Firmen bis Ersparnis und Investition im Gleichgewicht seien Weil das Sparen also der Konsumverzicht im Modell der Klassik und Neoklassik sofort zu Ersparnissen fuhrt mit denen die Unternehmen zusatzliche Investitionen finanzieren ist eine Absatzkrise in diesem Modell nicht moglich und Arbeitslosigkeit immer freiwillig Nach Keynes entsteht durch das Sparen uberhaupt kein Angebot an Ersparnissen Der klassische Kapitalmarkt beruht auf einem Trugschluss der Verallgemeinerung Aus der Sicht einer einzelnen Person die den Betrag X weniger fur Konsum ausgibt ist ihre Geldersparnis zwar gestiegen das Einkommen in der Okonomie ist jedoch gesunken und genau dieser Betrag X fehlt nun anderen Haushalten zu weiterer Ausgabe Es gibt bei makrookonomischer Betrachtung keine Ersparnisse durch eine Einschrankung des Konsums die dann auf einem Kapitalmarkt zusatzlich angeboten wurde Das Sparen der Haushalte fuhrt nur zu einem Ruckgang der Guternachfrage Dieser Ruckgang der Guternachfrage kann die Unternehmen sogar zu einer Einschrankung der Investition veranlassen so dass anfanglicher Konsumverzicht weitere Ausgabenzuruckhaltung und folgende wirtschaftliche Stockung initiieren kann Die Ersparnis ist mit der Investition identisch Bearbeiten nbsp Wirtschaftskreislauf mit Vermogensanderung nach KeynesBei den Klassikern Neoklassikern und Neokeynesianern IS LM Modell kommen Ersparnis und Investition uber den Zins oder eine Kombination von Zins und Einkommen durch die Marktkrafte in ein Gleichgewicht Das Gleichgewicht werde dadurch erreicht dass jeder einzelne Akt des Sparens die Zinsen senke und so die Investition anrege umgekehrt erhohe jede Investition die Ersparnis indem sie entweder mit hoheren Zinsen oder durch hohere Einkommen die Ersparnis fordere Bei Keynes ist die Ersparnis immer mit der Investition identisch 11 aber die geplante Ersparnis der Haushalte fuhrt bei unzureichender Investition uber die von den Unternehmen entschieden wird zum zusatzlichen Verzicht auf Konsum der die Abweichung vom Gleichgewicht der Investitionen von der gewunschten Ersparnis verstarkt weil die Unternehmen auf den Konsumruckgang mit immer weiteren Investitionskurzungen reagieren werden Es gibt keinen Mechanismus mit dem der Sparwunsch der Haushalte am Markt uber sinkende Zinsen fur eine ausreichende Investition sorgen konnte 12 Das Sparen der Haushalte muss die Investition der Unternehmen immer weiter entmutigen wahrend die neo klassische Schule behauptete dass jede vermehrte Ersparnis eines Einzelnen eine vermehrte Investition schaffe 13 Es entstehen jedoch wegen der Identitat von Ersparnis und Investition keine zusatzlichen Ersparnisse aus einzelnen Sparakten die die Haushalte am Kapitalmarkt anbieten und dadurch die Zinsen weit genug senken konnten damit die Investition im gewunschten Umfang erfolgt sondern der Konsum sinkt und damit Einkommen und Veranlassung zur Investition Das Sparparadoxon verscharft die Krise Bearbeiten Die Haushalte konnen die Hohe ihrer Ersparnis nicht direkt bestimmen weil ihre Gesamtersparnis immer mit der Investition in der Okonomie identisch ist Uber den Umfang der Investition entscheiden aber die Unternehmen Wollen die Haushalte mehr sparen dann werden sie versuchen ihre Konsumnachfrage zu reduzieren Damit gehen die Guternachfrage die Produktion die Einkommen und die Beschaftigung immer weiter zuruck 14 Das Sparparadoxon verscharft jede Abweichung der gewunschten Ersparnis von der tatsachlichen Ersparnis Eine Ausweitung des Konsums weil die Haushalte weniger sparen mochten bewirkt hohere Investitionen der Unternehmen und damit steigende Ersparnisse also das Gegenteil der von den Haushalten gewunschten Senkung der Ersparnis Umgekehrt fuhrt die Senkung des Konsums wenn die Haushalte mehr sparen wollen zu noch weniger Investition und damit sinkenden Ersparnissen Nur der Eingriff der Geld und Finanzpolitik kann die sich selbst andernfalls zur deflationaren Depression oder Hyperinflation verstarkenden Fehlentwicklungen aufhalten Die klassischen Okonomen lehr t en noch die orthodoxe Kredittheorie wonach jede Ersparnis den Zins senke und die Investition anrege jede Investition den Zins erhohe und das Sparen anrege bis zum Gleichgewichtszins Ersparnis und Investition gleich seien Nach Keynes gilt stattdessen dass sich jedes Sparen negativ und jede Investition positiv auf Einkommen und Beschaftigung auswirken 15 Lohnsenkungen fuhren nicht zu mehr Beschaftigung Bearbeiten Die orthodoxe Theorie sieht den Umfang der Beschaftigung durch den Reallohn bestimmt Wenn die Arbeiter fur einen niedrigeren Reallohn zu arbeiten bereit seien konne die Beschaftigung jederzeit steigen Keynes war der Ansicht dass Arbeiter uber den Reallohn nicht verhandeln und daher auch nicht zu niedrigeren Reallohnen arbeiten konnen weil nur Nominallohne ausgehandelt werden Sinkende Nominallohne konnten bei sinkenden Preisen in einer Deflation sogar zu einem Reallohnanstieg fuhren 16 weil wenig investiert wird da die Investoren mit weiter sinkenden Lohnen und Preisen rechnen mussen Flexible Lohne und Preise verstarken die Konjunkturschwankungen Bearbeiten Die Arbeiter wehren sich gegen eine Senkung ihrer Nominallohne weil jeder Einzelne und jede Gruppe eine relative Benachteiligung abwehren mochte 17 Fur die Konjunktur sind rigide Lohne und Preise gut weil sinkende Lohne und Preise die Krise verscharfen Sinkende Lohne senken die Kaufkraft und sinkende Preise erhohen die Last der Verschuldung und den Realzins Die Erwartung in Zukunft sinkender Lohne wirkt sich auf die Investition wie ein entsprechend hoherer Realzins aus 18 Wie die Weltwirtschaftskrise gezeigt hat fuhren Lohnabbau und Deflation immer tiefer in die Depression Keynes hat an keiner Stelle behauptet dass die Vollbeschaftigung und das Marktgleichgewicht wegen rigider Lohne oder Preise verfehlt wurden Trotz seiner gegenteiligen Aussagen werden an einigen Universitaten Modelle wie etwa die New Keynesian Economics von Mankiw Romer mit diesen Annahmen unter Berufung auf Keynes gelehrt Deficit Spending Bearbeiten nbsp Produktion Einkommen und Ersparnis durch Staatsdefizit erhohtDie von den Haushalten gewunschte Ersparnis und dazu erforderliche Investition kann auch durch ein Deficit spending des Staates erreicht werden 19 Falls in einer schweren Krise keine Nettoinvestition mehr erfolgt wurde die Wirtschaftskrise Produktion und Einkommen einbrechen lassen bis die Haushalte so verarmt waren dass sie ihren Konsum nicht mehr weiter einschranken konnen und ihre Gesamtersparnis auf Null sinkt Der Bestand an Kapital und das Niveau der Beschaftigung werden folglich schrumpfen mussen bis das Gemeinwesen so verarmt ist dass die Gesamtersparnis Null geworden ist so dass die positive Ersparnis einiger Individuen oder Gruppen durch die negative Ersparnis anderer aufgehoben wird In einer unseren Annahmen entsprechenden Gesellschaft muss das Gleichgewicht somit unter Verhaltnissen des laissez faire eine Lage einnehmen in der die Beschaftigung niedrig genug und die Lebensbedingung genugend elend ist um die Ersparnisse auf Null zu bringen 20 Der Staat kann den Privaten durch seine Ausgabenuberschusse eine entsprechende Ersparnis und damit hohere Einkommen ermoglichen Gleichzeitig soll der Staat jedoch in Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwungs gemass der antizyklischen Finanzpolitik die Steuern erhohen um die in der Rezession angehauften ausgabenbedingten Schulden wieder zu tilgen Diese Lehre von Steuererhohungen in Aufschwungzeiten wird von Finanzpolitikern oft nicht befolgt was letztendlich zu einer langfristig steigenden Staatsverschuldung fuhrt Erklarungen dafur finden sich u a in der public choice Theorie welche okonomische Erklarungen fur politisches Verhalten aufzeigt In Verbindung mit dem Medianwahlertheorem erklart sich dass Politiker folglich zumindest offensichtlich erkennbare direkte Steuererhohungen vermeiden um ihre Wiederwahl nicht zu gefahrden Der Multiplikator Bearbeiten Der Multiplikator wurde von Richard Kahn einem Mitarbeiter von Keynes im Jahr 1931 erstmals als Beschaftigungsmultiplikator erwahnt 21 Die Beschaftigung zusatzlicher Arbeitskrafte bewirke durch deren Einkommen und Konsum indirekt eine zusatzliche Beschaftigung Keynes ubernahm diesen Gedanken fur seine Konjunkturtheorie als Investitionsmultiplikator 22 Das Konzept des Multiplikators bei Keynes beruht auf der Annahme dass die Hohe der Ersparnisse nicht durch die Haushalte bestimmt werden kann weil die Ersparnisse immer mit der Investition identisch sind Nun sind aber die Ersparnisse uber die Sparquote mit der Hohe der Einkommen verbunden es wird also ein der Sparquote entsprechender Teil des Einkommens gespart Daraus folgt dass etwa bei einem Ruckgang der von den Unternehmen bestimmten Investitionen wegen gestiegener Zinsen ein um den Multiplikator verstarkter Einbruch der Einkommen der Okonomie erfolgen muss Die Haushalte mussen so stark verarmen dass ihnen eine hohere Ersparnis als die aktuelle Investition der Unternehmen nicht mehr moglich ist Dies ist der Ausloser der Wirtschaftskrisen Umgekehrt bedeutet eine Erhohung der Investition oder eine steigende Staatsverschuldung oder eine steigende Verschuldung des Auslands durch Aussenhandelsuberschusse eine grossere Ersparnis der Haushalte und ermoglicht ein Einkommenswachstum dieser Haushalte entsprechend ihrer Sparquote Generell werden geringe Schwankungen der Investition zu weiten Schwankungen der Beschaftigung fuhren 23 Dass der Multiplikatoreffekt zu einem neuen Marktgleichgewicht fuhre wurde von Keynes nicht behauptet und ist besonders bei einem Einbruch der Einkommen durch einen von der Geldpolitik ausgelosten Ruckgang der Investitionen auch unwahrscheinlich und wurde schliesslich der Forderung nach einem Staatsdefizit zur Uberwindung von Krisen widersprechen Die Sparquote zusatzlichen Einkommens bestimmt den Multiplikator fur Investitionen oder das Deficit Spending des Staates 24 Bei einer Sparquote von z B 20 erhalten wir einen Multiplikator von 5 das Einkommen in der Okonomie kann um das Funffache der vom Staat zusatzlich aufgenommenen Schulden der zusatzlichen Investition oder zusatzlicher Exportuberschusse wachsen Umgekehrt wird die Okonomie um das Funffache der von der Regierung beschlossenen Sparmassnahmen der Investitionskurzungen der Unternehmen oder der Verluste im Aussenhandel schrumpfen Liquiditatspraferenz und Liquiditatsfalle Bearbeiten Unter dem Goldstandard war das Halten von Geld fast ohne Risiko weil ein fester Goldkurs den Erhalt der Kaufkraft garantierte Die Anleger mussten daher in einer Krise weder das Kursrisiko noch das Ausfallrisiko eines Anleihekaufs eingehen und die Liquiditatspraferenz der Geldbesitzer war entsprechend hoch 25 Langfristige Anleihen haben ein Kursrisiko Daher kann der langfristige Zins in einer Krise nicht tief genug fallen um mit allein expansiver Geldpolitik die Krise zu beenden 26 sondern die Finanz und Wirtschaftspolitik mussen die Konjunktur zusatzlich beleben Ausgaben BearbeitenOriginalausgabe The General Theory of Employment Interest and Money Mac Millan London 1936 PDF Ausgabe der ETH Zurich Digitalisierte Ausgabe der Visual Library unter urn nbn de s2w 12174 deutsch Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes Ubersetzung Fritz Waeger Duncker amp Humblot Munchen Leipzig 1936 bis 2006 unverandert 2006 Ubersetzung Fritz Waegers korrigiert und uberarb von Jurgen Kromphardt und Stephanie Schneider und als verbesserte 10 Auflage erschienen 11 Auflage Berlin 2009 ISBN 978 3 428 12096 3 durchgesehen mit einer Einfuhrung zu Aufbau und Inhalt des Buches 27 28 deutsch Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes Aus dem Englischen neu ubersetzt von Nicola Liebert Duncker amp Humblot Berlin 2017 ISBN 978 3 428 15048 9 Literatur Auswahl BearbeitenRichard Kahn The Making of Keynes General Theory Cambridge University Press Cambridge 2011 ISBN 978 0 521 18975 0Weblinks BearbeitenHomepage der Keynes Gesellschaft General Theory 1936 New Keynesian Economics Paul Krugman 2005 Introduction to The General Theory of Employment Interest and Money deutsche Ubersetzung hier pdf 19 Seiten Einzelnachweise Bearbeiten John Hicks IS LM An Explanation Source In Journal of Post Keynesian Economics Vol 3 No 2 Winter 1980 81 S 139 154 John Hicks IS LM An Explanation Source In Journal of Post Keynesian Economics Vol 3 No 2 Winter 1980 81 S 152 David Colander amp Harry Landreth Political Influence on the Textbook Keynesian Revolution In Omar F Hamouda amp Betsey B Price Keynesianism And The Keynesian Revolution In America A Memorial Volume in Honour of Lorie Tarshis Edward Elgar 1998 PDF 46 kB Hyman P Minsky John Maynard Keynes McGraw Hill 2008 S 3f Allgemeine Theorie 1936 S 110f Allgemeine Theorie 1936 2006 S 24 Die Menge der laufenden Investitionen wird wiederum von dem abhangen was wir die Anreize zur Investition nennen werden und wir werden finden dass die Anreize zur Investition vom Verhaltnis zwischen der Grenzleistungsfahigkeit des Kapitals und der Gesamtheit der Zinssatze fur Anleihen verschiedener Falligkeiten und Risiken abhangt Allgemeine Theorie 1936 2006 S 23 Das Gesetz von Say nach dem der aggregierte Nachfragewert der Produktion als Ganzes dem aggregierten Angebotswert aller Produktionsmengen gleich ist ist somit das Aquivalent der Behauptung dass einer Vollbeschaftigung kein Hindernis im Wege steht Wenn das aber nicht das wahre Gesetz uber die Beziehung zwischen den Funktionen der aggregierten Nachfrage und des aggregierten Angebotes ist gibt es ein Kapitel der Wirtschaftstheorie von wesentlichster Bedeutung das noch geschrieben werden muss und ohne das alle Erorterungen uber die Gesamtmenge der Beschaftigung leere Worte sind Allgemeine Theorie 1936 S 247ff John Maynard Keynes The Economic Consequences of Mr Churchill In Essays in Persuasion W W Norton amp Company 1991 S 259 Deflation does not reduce wages automatically It reduces them by causing unemployment The proper object of dear money is to check an incipient boom Woe to those whose faith leads them to use it to aggravate a depression Allgemeine Theorie 1936 S 251f Allgemeine Theorie 1936 S 55f Allgemeine Theorie 1936 S 147ff Allgemeine Theorie 1936 S 149 Allgemeine Theorie 1936 S 150ff Allgemeine Theorie 1936 S 155 Allgemeine Theorie 1936 S 227 Allgemeine Theorie 1936 S 226 Allgemeine Theorie 1936 S 224 Allgemeine Theorie 1936 S 184 Allgemeine Theorie 1936 2006 S 183 R F Kahn Jun 1931 The Relation of Home Investment to Unemployment The Economic Journal Wyley Blackwell 41 162 173 198 Allgemeine Theorie 1936 S 103f Allgemeine Theorie 1936 S 101 Allgemeine Theorie 1936 S 97ff Allgemeine Theorie 1936 S 163 ff Allgemeine Theorie 1936 S 170 Reinhard Blomert Wirtschaftsbuch Zuruck zu Keynes Die Zeit 1 Marz 2007 Olaf Storbeck Geschichte eines Wirtschaftsklassikers Der Keynes Versteher Handelsblatt 17 Mai 2009 Seite 10 online erschienen am 11 Mai 2009 Normdaten Werk GND 4099264 0 lobid OGND AKS VIAF 186957425 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allgemeine Theorie der Beschaftigung des Zinses und des Geldes amp oldid 231899255