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Kostendeckung ist in der betrieblichen Kosten und Leistungsrechnung das Prinzip wonach durch die Marktpreise fur ein Produkt oder fur eine Dienstleistung die Gesamtkosten gedeckt werden sollen Vollkostendeckung Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Kostendeckungsgrad 3 Erwerbswirtschaftliche Unternehmen 3 1 Vollkosten und Preisuntergrenze 3 2 Vollkosten und Gewinnzone 4 Kostendeckungsprinzip im offentlichen Sektor 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAllgemeines BearbeitenJedes Wirtschaften der Wirtschaftssubjekte Privathaushalte Unternehmen und der Staat mit seinen Untergliederungen offentliche Verwaltung Staatsunternehmen und Kommunalunternehmen verursacht Kosten 1 Diese Kosten sind zunachst von den Wirtschaftssubjekten zu tragen und verringern vorlaufig deren Vermogen Durch den Kosten auslosenden Produktionsprozess erstellen sie Produkte oder Dienstleistungen die durch die betriebliche Funktion des Vertriebs am Markt veraussert werden und dadurch Umsatzerlose erzielen Damit diese Umsatzerlose die entstandenen Kosten mindestens decken konnen muss die Preiskalkulation einen Marktpreis ermitteln der mindestens Kostendeckung ermoglicht Derartige Fragen der Kostendeckung spielen sowohl bei erwerbswirtschaftlichen Unternehmen als auch bei der offentlichen Hand eine Rolle Wahrend erstere im Regelfall das Unternehmensziel der Gewinnmaximierung verfolgen streben letztere entweder das Kostendeckungsprinzip etwa kommunale Wasserwerke oder Abfallwirtschaft oder das Zuschussprinzip etwa kommunale Museen oder Theater an 2 Kostendeckungsgrad BearbeitenZur Ermittlung der Kostendeckung steht die betriebswirtschaftliche Kennzahl des Kostendeckungsgrades zur Verfugung Der Kostendeckungsgrad gibt an welchen Anteil die Gesamtkosten eines Unternehmens im Verhaltnis zu seinen Umsatzerlosen erreichen Die sich aus fixen Kosten K f displaystyle K f nbsp und variablen Kosten K v displaystyle K v nbsp zusammensetzenden Gesamtkosten werden den erzielten Umsatzerlosen E displaystyle E nbsp gegenubergestellt Kostendeckungsgrad E K f K v displaystyle text Kostendeckungsgrad frac E K f K v nbsp Bei einem Kostendeckungsgrad von 100 werden alle Kosten vollstandig durch die Umsatzerlose gedeckt ein Kostendeckungsgrad von lt 100 displaystyle lt 100 nbsp fuhrt zu Verlusten Kostendeckungsgrade von gt 100 displaystyle gt 100 nbsp bedeuten Gewinne Da erwerbswirtschaftliche Unternehmen langfristig als gewinnorientiert gelten Gewinnmaximierung wird deren Kostendeckungsgrad im Regelfall uber 100 liegen Erwerbswirtschaftliche Unternehmen BearbeitenVollkosten und Preisuntergrenze Bearbeiten Die unternehmerische Kalkulation auf der Grundlage von Vollkosten ist vielfach Ausdruck wirtschaftsethischer Vorstellungen von einem gerechten Preis der dem Hersteller neben einem Gewinnaufschlag seine Aufwendungen decken und seine Existenz sichern soll 3 Vollkostendeckung bedeutet dass ein Kostendeckungsgrad von 100 der Erlose vorliegt Teilkostendeckung mit einem Kostendeckungsgrad von lt 100 deckt nur die variablen Kosten Grenzkosten und fuhrt zu Verlusten Der Kostendeckungsgrad bestimmt die Preisuntergrenze Die taktische Preisuntergrenze mit einem Kostendeckungsgrad von lt 100 ist nur kurzfristig hinnehmbar eine strategische langfristige Preisuntergrenze entspricht der Vollkostendeckung zuzuglich Gewinnmarge Vollkosten und Gewinnzone Bearbeiten Bei Vollkostendeckung erreicht ein Unternehmen die Gewinnschwelle break even wenn neben den variablen Kosten auch die Fixkosten der Kapazitat gedeckt sind Der Break even Punkt ist entsprechend der Deckungspunkt bei dem die Gewinnschwelle uberschritten wird Mit Hilfe der Break even Analyse wird dasjenige Absatzvolumen ermittelt bei dem die Vollkosten gedeckt sind Die Erlose E decken die Gesamtkosten K E K displaystyle E K nbsp Dabei setzen sich die Gesamtkosten aus den fixen K f displaystyle K f nbsp und den variablen Kosten K v displaystyle K v nbsp zusammen K K f K v displaystyle K K mathrm f K v nbsp Jeder Preis der unter den Vollkosten und uber den Grenzkosten liegt deckt noch einen Teil der fixen Kosten er wird daher Deckungsbeitrag genannt Kostendeckungsprinzip im offentlichen Sektor BearbeitenUnter dem Kostendeckungsprinzip versteht man bei offentlichen Betrieben und Verwaltungen den Grundsatz dass die fur die Benutzung einer offentlichen Leistung erhobenen Gebuhren und Abgaben ihre Kosten decken sollen 4 Die Kostendeckung wird als verfassungsrechtlich zulassiger Zweck der Gebuhrenerhebung angesehen 5 sie ist Hauptzweck einer Gebuhrenerhebung Die veranschlagten Gebuhreneinnahmen einer offentlichen Leistung durfen deren voraussichtliche Kosten nicht uberschreiten es handelt sich um ein Kostenuberschreitungsverbot Es kann auf alle Verwaltungsgebuhren Beitrage und Auslagen Anwendung finden Einerseits soll es haushaltsschutzend als Kostendeckungsgebot andererseits als burgerschutzendes Kostenuberschreitungsverbot fungieren Damit sind sowohl die Ober als auch die Untergrenze offentlicher Gebuhren festgelegt Das Kostendeckungsprinzip ist ein Sachziel bei dem die Preise oder Gebuhren so kalkuliert werden dass sie die Gesamtkosten ganz oder teilweise decken Auf eine Gewinnmarge wird verzichtet Nach dem Kostendeckungsprinzip arbeiten die offentliche Verwaltung Behorden offentliche Unternehmen und Kommunalunternehmen bei der Erfullung ihrer offentlichen Aufgaben Daseinsvorsorge Da Gewinnmargen fehlen gibt es keine Konkurrenz aus der Privatwirtschaft Die formelle Berechtigung zur Erhebung von Gebuhren und Auslagen fur offentliche Leistungen ergibt sich aus 1 Abs 1 Bundesgebuhrengesetz oder den entsprechenden Landesgebuhrengesetzen Nach Rechtsprechung und herrschender Meinung geniesst das Kostendeckungsprinzip keinen Verfassungsrang 6 Gebuhren sind als Gegenleistung fur eine durch besondere Inanspruchnahme der Verwaltung ausgeloste besondere Leistung des Abgabenglaubigers zu erbringen 1 Abs 1 BGebG in Verbindung mit 8 Abs 1 RAO 7 Die Eigenschaft einer Abgabe als Verwaltungsgebuhr ist hiernach davon abhangig dass die Abgabe als Gegenleistung fur eine den Einzelnen betreffende und von diesem veranlasste Amtshandlung zu zahlen ist Das Kostendeckungsprinzip ist eine Veranschlagungsmaxime die Anforderungen an die Zielsetzung der Gebuhrenerhebung stellt Der gesamte offentliche Rundfunk arbeitet nach dem Kostendeckungsprinzip weil seine Gesamtkosten durch Rundfunkbeitrage und Fernseh oder Radiowerbung gedeckt sein mussen Die Frage ob das Kostendeckungsprinzip eingehalten ist muss fur jedes Haushaltsjahr gesondert beantwortet werden Denn die auf die Kostendeckung abgestellte Tarifgestaltung ist nur fur denselben Zeitraum moglich fur den die Verwaltungsausgaben zu veranschlagen sind Das bedeutet dass die zustandigen Stellen falls sie nach sachgerechter Haushaltsschatzung und Tarifgestaltung wahrend des laufenden Haushaltsjahres erkennen sollten dass eine unvorhersehbar gewesene Einnahmenentwicklung zur Uber oder Unterschreitung des Ausgabenbedarfs fuhren werde nicht verpflichtet sind den Gebuhrentarif fur das laufende Jahr ruckwirkend oder auch nur fur den Rest des Haushaltsjahres zu andern Die Einhaltung des Kostendeckungsprinzips ist der gerichtlichen Kontrolle insoweit zuganglich als von sachfremden Erwagungen beeinflusste Haushaltsanschlage zu beanstanden und sich daraus ergebende unrichtige Gebuhrentarife als ungultig anzusehen sind 6 Der Kostendeckungsgrad lasst sich auch im offentlichen Sektor ermitteln Insbesondere ist die Kennzahl hier beim offentlichen Personennahverkehr OPNV Kommunalunternehmen und auch bei Ordnungsbehorden von Interesse Eine Feststellung des Kostendeckungsgrades fur Leistungs und Sozialverwaltungen kommt dagegen nicht in Betracht 8 In den Kommunen gibt es nur sehr wenige Bereiche die sich einem Kostendeckungsgrad von 100 annahern die durchschnittlichen Kostendeckungsgrade reichen von ca 10 bei Bibliotheken uber ca 30 bei Kinderhorten 80 im OPNV und bis zu ca 95 bei Bestattungseinrichtungen 9 Der deutsche OPNV wies 2018 einen Kostendeckungsgrad von 74 4 auf so dass die restlichen 25 6 aus dem offentlichen Haushalt finanziert werden mussten 10 Jahr Kostendeckungs grad2000 68 8 2005 72 2 2010 77 1 2015 76 1 2016 76 3 2017 75 6 2018 74 4 Jede Veranderung der Tarifpreise wie beispielsweise die Einfuhrung des 9 Euro Ticket wirkt sich unmittelbar auf den Kostendeckungsgrad des OPNV aus Siehe auch BearbeitenWirtschaftlichkeitEinzelnachweise Bearbeiten Siegfried Reinhold Franz Scheuring Bernd Zurn Wirtschaftslehre fur Verkaufer 1980 S 61 Gunter Wohe Einfuhrung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 25 Auflage 2013 S 30 Klaus Peter Kistner Marion Steven Betriebswirtschaftslehre im Grundstudium 2 1997 S 171 Thorsten Franz Gewinnerzielung durch kommunale Daseinsvorsorge 2005 S 352 BVerfG Urteil vom 19 Marz 2003 Az 2 BvL 9 98 BVerfGE 108 1 a b BVerfG Beschluss vom 10 Marz 1998 Az 1 BvR 178 97 BVerfGE 97 332 345 BVerfG Beschluss vom 4 Februar 1958 Az 2 BvL 31 56 BVerfGE 7 244 251 Silke Schmidt Gender Mainstreaming als Herausforderung fur eine zukunftsorientierte Personalarbeit 2003 S 191 Franz Dirnberger Praxiswissen fur Kommunalpolitiker erfolgreich handeln als Gemeinde Stadt Kreis und Bezirksrat 2008 S 333 Statista Verteilung der Kostendeckung im offentlichen Personennahverkehr in Deutschland von 1998 bis 2018 2022Normdaten Sachbegriff GND 4165378 6 lobid OGND AKS Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kostendeckung amp oldid 228583965